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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190010282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001028
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-28
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.10.1900
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ihn in ein nahe gelegene- Hau- getragen haben, ver schied er infolge eine- Schlaganfalles. O. Klötz-r war in seiner Heimath allgemein beliebt und geachtet und stet- al- em braver, nüchterner und fleißiger Ar beiter bekannt. — In der Diözesanversammlung in Plauen i. V. kam der Vorsitzende Superintendent Lieschke auf die Bewegung zu sprechen, die sich der Stadt Plauen wie der ganzen Ephorie durch die Predigt de- Prinzen Max von Sachsen in der katholischen Capelle zu Plauen am 14. October d. I. bemächtigt habe, insbesondere dadurch, daß von dem Prinzen der Ausdruck „iatläeli" gebraucht worden sei. Diese intläeli sind nach dem Katechismus der römischen Kirche alle, die nicht zur katholischen Kirche gehören. Nach einem italienischen Lexikon bedeutet „inückeli" erstens „ungläubige", zweitens „andersgläubige". Unter diesen mückelt kann niemand anders gemeint sein als die Glieder der evangelisch-lutherischen Kirche. Bedenken wir noch, führte der Redner weiter aus, daß der jetzige Papst zur CanisiuSfeier den Protestantismus ein unheilvolles Gift genannt hat. Wir wollen in Frieden mit den katholischen Glaubensgenossen leben, aber beherzigen: Halte, was du hast, auf daß dir niemand deine Krone nehme! — Den Ausführungen des Herrn Superintendenten stimmte die Versammlung voll zählig bei. Die „Köln. Ztg." äußert sich in dieser Sache folgendermaßen: „Der fürstliche Kleriker Prinz Max von Sachsen, dem bekanntlich vor Kurzem eine Pro fessur an der Freiburger katholischen Hochschule über tragen worden ist, füllte die Zeit bis zum Antritt der selben damit aus, daß er überall in Sachsen umher reiste, wo Italiener in Arbeit stehen. Diesen predigt er italienisch und liest ihnen die Messe. Die Pro testanten Sachsens scheinen sich über diese Rundreise des Prinzen, hinter der sie Proselytenmacherei wittern, lebhaft zu beunruhigen. Wir erblicken darin eine über triebene Empfindlichkeit; wenn der Prinz italienischen oder auch deutschen Katholiken das Gewissen schärft, so braucht der Protestantismus doch keine Angst zu haben, daß seine Bekenner i!;m weglaufen, weil ihre Eitelkeit eine Befriedigung darin findet, wenn sie zu einer Heerde gehören, die ein Prinz anführt. Uns dünkt, daß derartige Besorgnisse wenig Selbstgefühl verrathen; der Protestantismus braucht denn doch das Relief nicht zu fürchten, das ein Prinz dem Katholizis mus verleihen kann. Andererseits scheint auch der Prinz sich nicht immer innerhalb der Grenzen zu halten, die er in einer so eigenartigen Lage unseres Erachtens sich stecken sollte. So soll er gesagt haben: „Ihr seid freilich in einem Lande voller Sekten, Ihr könnt aber leicht erkennen, daß diese im Jrrthum sind, da die katholische Kirche schon längst bestand, als diese Sekten auftauchten." Dann wurden die Gläubigen ermahnt, den Verkehr mit den „mti<1eli" (Protestanten) zu meiden, da daraus Gefahren für ihren sittlichen Lebenswandel entstehen könnten. Wir wüßten nicht, daß die Protestanten und Juden in ihrem Lebens wandel unsittlicher wären als die Katholiken, wir können uns also auch nicht vorstellen, wie der zarten Jugend der Katholiken aus dem Umgang mit Anders gläubigen Gefahren erwachsen sollen. Wir meinen vielmehr, gerade der Verkehr, der uns lehrt, die Anders denkenden als Menschen zu schätzen, schleift zahlreiche Vorurtheile ab, und wenn Vorurtheile mit ihrem Ge folge von Lieblosigkeit und Versolgungssucht ver schwinden, so ist das auch ein sittlicher Gewinn." — Mylau t. B., 24. October, Ein Proreß um das „Häuslergeld", ein Ueöerbleibsel aus der guten alten Zeit, kam dieser Tage hier zum Austrag. Der Kirchenvorstand als Kläger erhielt Recht, und der Beklagte, ein kleiner Hausbesitzer, muß den Betrag — „4 Neugroschen 8 Pfennige" — nach wie vor an die Kirchenkasse abführen, auch die erheblichen Prozeß kosten tragen. Das „Häuslergeld" stammt daher, daß ehemals der Cantor und der Diakonus nicht aus der Stadtkasse bezahlt wurden, sondern daß jeder Haus besitzer einen festen Betrag — eben jene „4 Nm- groschen 8 Pfennige" — an die erwähnten Kirchen beamten abführen mußte. Im Jahre 1842 wurde dieser Betrag als Reallast im Grundbuche eingetragen und 1879 in der Weise abgelöst, daß das „Häusler geld" nicht mehr an den Kantor und Diakonus direkt, sondern an die Kirchenkasse zu bezahlen war. Es hat sich nun mit dem Anwachsen der Stadt Mylau der unhaltbare Zustand herausgebildet, daß die Besitzer der kleinen, alten Häuschen diese Reallast tragen müssen, während die nach 1876 entstandenen großen Häuser, Villen u. dergl. frei ausgehen, daß ferner Hausbesitzer, welche das Nachbargrundstück angekauft haben, das „Häuslergeld" doppelt, ja dreifach bezahlen müssen (weil das ..HäuSlergeld" nicht auf dem Hausgrund stücke ruht, sondern auf dem Grund und Boden, auf dem es steht), und daß eS sogar in der Nachbarschaft Netzschkau 19 Hausbesitzer giebt, welche nach Mylau „Häuslergeld" zu entrichten haben. Zwei Möglich- lichkeiten sind gegeben, dieser unzeitgemäßen Steuer ledig zu werden: Ablösung derselben durch einmalige Zahlung des zwanzigfachen jährlichen Betrages, oder Austritt aus der Landeskirche. Zu dieser letzteren äußeren Konsequenz dürste sich indessen nicht so lelcht Jemand bereit finden. — In einem unbewachten Augenblick kam ein bei einer Familie in Ebersdorf in Pflege befind liches, kaum des Laufens fähiges Kind dem Ofen zu nahe und riß aus demselben einen Topf mit kochen dem Wasser. Dasselbe ergoß sich über das arme Wesen und verbrühte es derart, daß es seinen Leiden erlegen ist. — Ein komisches Intermezzo spielte sich am ver gangenen Dienstag auf dem Jahrmärkte in Platten ab. Ein Kaufmann wollte die Waaren einer Händlerin, die auf dem Markte ausgelegt hatte, pfänden laßen. Kaurn sah aber die Verkäuferin ihren Gläubiger und den Ge richtsvollzieher ankommen, so warf sie auch schon mit dem Ausruf: „Nehmt's Leutcrl, der soll's nicht haben" so viel Waaren sie fassen konnte, unter die Marktbesucher und stürzte, indem sie unter ihren Stand kroch, mit einem gewaltigen Ruck die ganze Bude um. Als nun der Gerichtsvollzieher gegen das Gebühren der Frau Einspruch erheben wollte, faßten ihn die Krämer und kageldicht fielen die Schläge auf ihn nieder. Erst die Gendarmerie befreite den Mißhandelten aus den derben Fäusten der schlagfertigen Handelsleute. Ohne Geld, aber dafür mit blauen Flecken mußte der Gerichtsvollzieher die Heimreise antreten. Die Sache wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Der Krieg um Transvaal. Vom Kriegsschauplatz wurde gestern die Wieder- eroberung von Colesberg von Seiten der Engländer gemeldet. Aus der Nachricht geht aber hervor, daß diesem englischen Siege ein Erfolg der Boeren voran- gegangen ist, den die englische Presse wohlweislich verschwiegen hat. Wenn überhaupt die Thatsache jetzt am Ende des Krieges befremdend erscheinen muß, daß die Boeren ganze Städte in aller Form belagern und erobern, so ist es geradezu ein Hohn auf alle Sieges nachrichten, da eS sich hier um eine Stadt handelt, die im äußersten Süden des Orangefreistaats hart an an der Grenze des Kapplandes liegt. Je mehr Einzelheiten über die letzten Gefechte, in denen die Engländer ziemlich erhebliche Verluste hatten, in die Oeffentlichkeit dringen, um so klarer wird eS, daß es sich hier nicht nur um kleine Ueberfälle versprengter Haufen handelt, sondern um wohlvor bereitete Kämpfe, bei denen auch auf Seiten der Boeren Artillerie mitgewirkt hat. Ueber die letzten Gefechte in der Gegend von Mafeking wird noch folgendes gemeldet: Die Abtheilung des Lord Methuen marschirte drei Meilen nordwärts von Zeerust, wo man bei Bothas Farm auf eine starke Stellung des Feindes stieß. Der General griff die Stellung mit Artillerie und Infanterie an. Das Feuer wurde vier Stunden lang unterhalten. Der Feind wurde schließlich aus der Stellung vertrieben. Die Engländer hatten vier Tobte und zehn Verwundete. Capitän Gordon Wood von der Shropshire Aeomanry wurde, während er aus dem Fenster getragen wurde, erschossen. Die Träger entkamen. Der Feind hatte in der Front der Stellung die Getreidefelder mit Draht umzogen, und es hätte bei dem Nehmen dieses Hindernisses leicht zu großen Verlusten kommen können, wenn der Feind besser ge schossen hätte. Am Tage vor dem Einzug in Zeerust wurde Lord Methuens Abtheilung von den Boeren während des Marsches mit Artillerie beschossen. Tie Boeren hatten in Farmhäusern Deckung gesucht, die, wie es sich nachher herausstellte, voll von Frauen und Kindern waren. Es wurde festgestellt, daß aus Häu sern geschossen worden war, wo nachher nur Frauen und Kinder gesunden wurden, es konnte aber nicht nachgewiesen werden, daß es thatfächlich die Frauen waren, die geschossen hatten. London, 26. Oct. Das „Reut. Bur." meldet aus Johannesburg, 19. Oct.: Am 8. Oct. schnitt Hans Botha mit einer Burenabtheilung einen Eisenbahnzug mit einer Erkundigungstruppe der Schützenbrigade zwischen Heidelberg und Geylingstad ab. Zwei britische Offiziere und eine Anzahl Leute sind gefallen, schließlich mußte sich das ganze Detachement ergeben. Kapstadt, 26. Oct. Die Buren nahmen Ja- cobsdaal nach hartnäckigem Widerstand der Garnison, welche, 52 Mann Kolonialtruppen stark, 34 Mann im Kampfe verlor. Kapstadt, 26. October. Die feierliche Prokla- mirung Transvaals als einen Theil des britischen Reiches, fand am 26 d. statt. 6200 Mann standen Parade. — General Barton zersprengte De Wet's Truppen bei Fredericstad. Er brachte ihnen schwere Verluste bei und machte mehrere Gefangene. Kapstadt, 26. October, Nach weiteren Berichten aus Jacobsdqaf griffest 200 Buren erfolglos die Garnison aty welche aus einer Kompagnie Kapstadt-Hochländer mit einem Geschütz bestand. Die Engländer hatten 14 Todte und 20 Verwundete. Mafeking, 26. October. Am Mittwoch griffen Methuen unb 2 andere Generale gemeinsam die Buren stellung bei Zeerust an. Der Feind wurde geworfen und zersprengt. Es wurden 39 Gefangene gemacht und 20 Wagen erbeutet. Durban, 26. October. Buren tauchten in Nord-Natal auf und sprengten eine kleine Brücke der Bahnlinie in der Nähe der Waschbank und beschädigten den Güterschuppen. Die Bahnlinie ist schleunigst aus- gebessert und der Verkehr wieder ausgenommen worden. Maseru, 22. Okt. (Reuter-Meldung.) Präsi dent Steijn befindet sich in Fouriesburg unv hat diesen Ort als Hauptstadt des Freistaats proklamirt. Tagesgeschichte. Moikste-Feier. Berlin, 26. Okt. Bei dem gestrigen Festmahl, welches der Generalstab aus Anlaß der 100. Wieder kehr des Geburtstages des Grafen Molkte veranstaltet hatte, hielt der Chef des Generalstabes der Armee, Graf von Schlieffen, eine längere Festrede, in welcher er den Feldmarschall als Heerführer feierte. Man habe vielfach bedauert, so führte er aus, daß der Feldmarschall keine Lehre vom Kriege hinterlassen habe, und in der That könne cs bedauerlich erscheinen, daß ein Feldherr wie der Feldmarschall keine schrift liche Anleitung zurückgelassen habe, wie man einen Feldzug schnell beendet. Daß er indessen eine solche Anleitung nicht habe hinterlassen können, gehe aus einer Erklärung der von ihm geübten Kunst der Kriegssührung hervor, die der Feldmarschall gegeben habe. Die Strategie, habe er gesagt, sei ein System der Aushilfen. Dieses Wort des Feldmarschalls sei ein Einspruch gegen Alle, die starre Regeln für die Kriegführung aufstellen wollten und bringe die Frei heit für Alle, denn nun bewies Se. Exzellenz an zahl reichen Beispielen der beiden Feldzüge von 1866 und 1870, wie oft der Feldmarschall den theoretischen Regeln der Kriegskunst entqegengehandelt habe, um den Sieg zu erringen. Auch daß der Feldmarschall besonders vom Glück begünstigt gewesen sei, könne nur in dem Sinne zugegeben werden, daß das Glück auf die Dauer nur dem Tüchtigen treu bleibe. Viele Momente, besonders im Feldzuge von 1866, bewiesen, daß der Feldmarschall keineswegs immer Glück im landläufigen Sinne gehabt habe. Die Erklärung seiner Erfolge liege darin, daß, wer siegen wolle, die strategischen Grundsätze beherrschen und entscheiden müsse, welche er benützen wolle und über welche er sich hinwegsetzen könne. Das Beobachten der strategischen Lehren allein verbürge den Sieg noch nicht, wie man an Napoleon l. sehen könne, dem Künstler der inneren Linie, der an der inneren Linie zu gründe gegangen sei. Es bleibe aber die Kunst der Kriegssührung daS, als was sie der Feldmarschall bezeichnet habe: ein System der Aushilfen. Freilich hatte der Feldmanl a l nicht eine Anshilfe, sondern viele. Jeder, d.r uiucr ihm focht, wußte, daß im richtigen Angenblick der richtige Entschluß gefaßt werden würde, und dieser Entschluß war einfach, aber unter dieser Einfachheit, die sich auch im äußeren Auftreten des Feldmarschalls kundgab, brannte daS Feuer der Feldherrseele, die nach rücksichtsloser Be- siegung des Feindes dringt. Aeußerlich betrachtet, sei sein Lebensgang verschieden von dem mancher anderer Feldherren, deren Auftreten dramatischer bewegt sei. Denn der Feldmarschall habe das Seine nie gesucht, sondern das seines höheren Herrn, und daher feiere man sein Andenken am besten durch die Erneuerung des Gelöbnisses unwandelbarer Treue zu dem ober sten Kriegsherrn. Se. Exzellenz schloß Hierauf mit einem begeistert aufgenommenen Hurrah auf den Kaiser und König. Wolffs Telegr. Bureau meldet: Der Kaiser sagte bei der heutigen Frühstückstafel im königlichen Schloß: „Unser Glas sei geweiht dem Andenken des großen Feldmarschalls, der gleich unerreicht als Sieger und Heerführer auf dem Schlachtfelde, als Lehrer und Ausbilder im Frieden und als treuer Freund und Berather und Diener Meines HauseL und Meiner Person! Den Manen und dem Andenken des Feld marschalls, dessen Geist stets Meinen Generalstab auch fernerhin zu neuen Arbeiten und Siegen führen möge!" Schleswig. Das Grab der Mutter des Grafen Moltke auf dem hiesigen Domfriedhof ist heute von der Stadt Schleswig geschmückt und ein Kranz mit Widmungsschleife niedergelegt worden. Als der Kaiser in Homburg v. d. H. dem Grafen von Bülow die Ernennung zum Reichskanzler mit- getheilt hatte, wollte letzterer natürlich sofort seine Gemahlin von der ihm zugedachten Ehrung benach richtigen. Der Kaiser wehrte jedoch nach dem „Kl. Journ." ab, bestand darauf, selbst der erste zu sein, welcher Frau Gräfin von Bülow von der neuen Würde ihres Gemahls in Kenntniß setzen sollte. Und so empfing Frau Gräfin von Bülow die erste Nach richt, daß ihr Gemahl Reichskanzler geworden, durch ein persönliches Telegramm des Kaisers. Der LandagSabgeordnete Dr. Hauber gedenkt im bayerischen Landtag einen Antrag einzubringen, wonach jedem Dienstboten, der ununterbrochen 5 Jahre bei einem Landwirth gedient hat, eine Belohnung von 250 Mk., nach 10jähriger Dienstzeit eine solche von 500 Mk. und nach 20jähriger eine solche von 1000 Mk. von Staatswegen ausgezahlt werden soll. Bei der Stichwahl im achten Wahlkreise (Branden burg-Westhavelland) erhielten, wie uns ein Telegramm meldet, v. Loebell (cons.) 10184, Peus (Sozd.) 10896 Stimmen. Gewählt erscheint somit Peus. — Ji der am 18. Okt. d. IS. stattgefundenen Hauptwahl er zielten von 20059 abgegebenen Stimmen General- v. Loebell-Charlottenburg (cons.) 7116. Schriftsteller Heinrich Peus-Dessau (Sozd.) 9509 und Stadtrath Bode-Brandenburg (sr^is.) 3416 Stimmen. In der Stichwahl im Jahre 1898 siegte von Loebel (cons.) mit 10708 Stimmen über Peus (Sozd.) mit 1054? Stimmen, Wie«, 19. October. Die Führer der deutsch klerikalen Partei, Dr. Kachrein, Dipauli, Dr. Ebenhoch und Dr. v. Fuchs haben in einer Conftrenz hierselbst be schlossen, eine entschiedene Stellung gegen das böhmische Staatsrecht, sowie für die Erhaltung der deutschen Ver mittelungssprache in bisherigem Bestände zu veröffent lichen. Damit ist die Schwenkung der klerikalen Partei in der nationalen Frage vollzogen. Es ist das erste Mal, daß sich Liberale und Klerikale unter den Deutschen Oesterreichs in nationalen Dingen zusammenfinden. Haag, 20. October. Die Königin und ihr Ver- lobter, Herzog Heinrich, und die Königin-Mutter sind heute, von der Bevölkerung herzlich begrüßt, in der Residenz eingetroffen. Zum Empfang auf dem Bahn hofe war der deutsche Gesandte erschienen. Als die Königin und der Herzog Heinrich sich nach ihrer Ankunft im Palais auf dem Balkon dem Volke zeigten, wurden ihnen lebhafte Huldigungen bereitet. Die Bevölkerung stimmte das Nationallied „Wilhelmus von Nassau" an. Nachmittags wird das diplomatische Korps zur Beglückwünschung erscheinen. Der deutsche Kaiser richtete an den Herzog Heinrich von Mecklen burg-Schwerin folgendes Telegramm: Empfange aus treumitfühlendem Herzen Meinen innigen Glückwunsch. Die Aufgabe, welche Du übernommen hast, ist schwer und entsagungsvoll und reich an Arbeit. An der Seite der zielbewußt ihres Amtes mit klarem Blicke waltenden Oranierin wird es Dir mit Gotte- Hilse gelingen, das kernige Volk der Niederländer zu be glücken. Meine Gedanken und Wünsche begleiten Dich und die theure Königin. Petersburg, 18. October. Nach Berichten des russischen Medizinaldepartements aus Afghanistan ist dort im Juni die Cholera ausgebrochen und hat sich schnell in viele Städte verbreitet, sodaß selbst der Emir Abdurrhaman die Residenz Kabul mit seiner Familie verließ. In Kabul starben über 4500 Menschen. Die Bewohner verließen infolge der durch die Krankheit hervorgerufenen Panik die Stadt und flohen rach Osten. Mitte August ließ die Epidemie nach. Der Emir kehrte in die Residenz zurück. Man spricht auch von dem Ausbruch der Epidemie in anderen Städten. In einem Bericht, den die Madrider „Epoca" über die deutschen Maschinen auf der Pariser Welt- ausstellung veröffentlicht, heißt es u. a.: Ich glaube, daß, was Elektricitätsmaschinen anbelangt, Deutschland — wie in so vielem anderen — an der Spitze marschirt. Sein Sieg aus dem Marsfeld ist mindestens ebenso viel Werth, wie seine kriegerischen Erfolge. Die deutsche Ausstellung hat solchen Eindruck auf mich gemacht, daß ich Deutschland zu besuchen gedenke, um ein Land genauer kennen zu lernen, das in 20 Jahren so wunderbare Fortschritte zu machen verstand." Vermischte». * Berlin. Beim Essen erstickt ist der 60 Jahre alte Arbeiter Gustav Müller au- der Blumenstraße, Der Mann erhielt in einer Gastwirthschaft von einem Gaste, der keinen Appetit hatte, ein Stück Schweine braten und 2 Kartoffeln. Ohne eS erst zu schneiden, führte er da- Bratenstück mit großer Hast in den Mund und versuchte, eS zu verschlucken. DaS Fleisch blieb dem Unglücklichen aber im Halse stecken; ohn mächtig fiel er von dem Stuhl und starb schon nach wenigen Minuten. * Der Obst- and Wetasegen ist auch in der Schweiz außerordentlich groß. Im Weinland der Waadt z. B. sind die Preise des neuen „Neuen" wegen Mangels an Fässern sehr tief gesunken. Den reichen Herbstsegen dieses Jahres beleuchtet auch folgende Anzeige, die sich in einem zu Bergzabern in der bayerischen Rheinpfalz erscheinenden Blatte befindet: „Wer drei Schoppen Neuen 1900er bei mir trinkt, erhält den vierten Schoppen gratis." Aachtraz. Wanzleben, 26. Oct. Bei der heutigen Reichstagsstichwahl im Kreise Wanzleben erhielten nach den bisherigen Feststellungen Schmidt (natll.) 8692, v. Gerlach (soz.) 6484 Stimmen. Aachen. Die Polizei - Enquete ergab für die Textilindustrie einen Stillstand von 6351 Webstühlen mit 1300 Arbeitslosen, dagegen eine Besserung in der Zunahme von 117 Arbeitern und in der Nadelfabri kation von 63 Arbeitern. London, 27. Oct. Der „Standard" schreibt: Welche Aenderungen immer im Kabinett eintreten mögen, Salisbury bleibt Premierminister und Minister des Aeußeren. — Nach einer „Times"-Meldung au- Peking verließ der englische Gesandte Macdonald am 25. Oct. Peking. Washington, 26 October. Eine Depesche des Generals Mac Arthur aus Manila, 26. d meldet: Eine Abtheilung von 100 Amerikanern griff die Aufständischen in der Nähe von Maroigan an: sie fand eine starke Stellung vor, die von 1400 Aufständischen besetzt war. Es entspann sich ein verzweifelter Kampf. Die Ameri kaner waren angesichts der großen Uebermacht des Feindes gezwungen, nach Maroigan zurückzukehren. Auf ihrer Seite wurden 1 Leutnant unv 4 Mann getödtet und 9 Mann verwundet, 9 werden vermißt. Die Ver luste der Aufständischen werden auf 150 Mann geschätzt. Montreal, 26. October. In Kalleyfield legten 3000 Maurer die Arbeit nieder. Eine große Anzahl Truppen ist dorthin abgesandt worden, da die Lage durch Rasienfeindschast bedrohlich ist. Die Aus ständischen, denen 2500 Wcber sich anschlossen, durch suchten den ganzen Tag die Stadt nach Gewehren. Für den Abend werden Unruhen befürchtet. China. Kiel, 26. Oct. Der Commandeur oes 1. See bataillons Major von Madai telegraphirt aus Taku: Unteroffizier Beinlich ist am 14. Oct. an Blinddarm entzündung gestorben. Washington, 26. Okt. Dem hiesigen chine sischen Gesandten zugegangene Nachrichten besagen, Prinz Tuan sei gehindert worden, den Hof nach Singanfu zu begleiten. Er bleibe in Schansi, wo er keinen weiteren Einfluß auf den Thron ausüben könne. Jokohama, 26. Oct. Amtlich wird gemeldet: Die Vertreter der fremden Mächte hielten heute die erste Sitzung in Angelegenheit der Friedensverhand- lungeq ab. Lihungtschang ist zum Generallissimus der Wuweiarmee ernannt worden, welche aus von Fremden gebildeten und wohlbewaffneten Soldaten besteht. London, 27. Oktober. In einem vom 25. dss. datirten Telegramm der „Times" aus Peking heißt es: Die Führer der Expedition nach Paotingfu zeigten eine übel angebrachte Milde, indem sie die Stadt Paotingfu schonten, die öffentlichen Gebäude nicht zerstörten und die dortigen chinesischen Beamten unbestraft ließen. Sie haben sich damit begnügt, einen nichtssagenden militärischen Spaziergang durch die Stadt zu machen, als wenn das die Höflichkeit gegen die chinesischen Beamten geböte, an deren Händen doch das Blut von Missionaren klebt, die den Märtyrertod sterben mußten. Solch eine Milde muß von den Chinesen nicht verstanoen werden. Die ganze Expedition ist dadurch ziemlich lächerlich gemacht worden, daß ihr eine kleine französische Abtheilung zuvorgekommen ist, welche eine Woche vor der Ankunft der Haupttruppe im Besitz aller Thore von Paotingfu war. Wie ge meldet wird, betrat Gaselee die Stadt erst, nachdem er mit den chinesischen Beamten außerhalb der Wälle con- serirt hatte. Um die Empfindlichkeit der chinesischen Be amten, die des Mordes der Missionare schuldig sind, zu schonen, ließ man nur eine Abtheilung von 300 See soldaten an der militärischen Promenade durch die Stadt theilnehmen. So ist die sogenannte Strafexpedition zu einer Farce herabgewürdigt worden. Telegramme VS« Mstff'fche« K«rra« Paris. 27. Oktober. Ein Lyoner Blatt berichtet über einen angeblichen Mordanschlag aus den Prä sidenten Loubet. Auf dem Bahnhofe Orangen wurde dieser Tage ein Electricitätsarbeiter Namens Couturier verhaftet, der Schriftstücke bei sich führte, welche einen Anschlag auf den Präsidenten Loubet darthun. Cou turier legte ein vollständiges Bekenntniß ab. Er sei von Orange gekommen, wo er der Elektricitätsgesell- schast 2500 Frcs. gestohlen habe. Er habe das Geld dazu benutzen wollen, sich nach Paris oder Lyon zu begeben, wo Loubet eintreffen sollte, um den günstigen Zeitpunkt zu einem Anschlag abzuwarten. Der Chef der Sicherheitspolizei Hamart kam nach Orange und stellte Erhebungen an, worauf er wichtige Befehle ertheilte betr. mehrerer Anarchisten, welche an der Verschwörung theilgenommen haben sollten. Nach verschiedenen Richtungen wurden Sicherheitsbeamte entsendet, welche die als gefährlich bekannten Anarchisten überwachen sollten. Die Mittheilung des Lyoner Blattes wird in Paris als wenig glaubwürdig be trachtet. Ata-ck-Theaiev Chemnitz. Für kommende Wcche ist folgender Spielplan aufgestellt: Sonntag Nachmittags 3 Uhr bet kleinen Preisen: „Ein Kind der Secession" Zu Anfang: „Ohne TonsenS". Lustsotel- Neuheiten. Abends 7 Uhc: „Martha". Montag: „Lohen- grin". Anfang 7 Uhr. Dienstag: „Wallen eia'» Tod". An- ang 7 Uhr. Mittwoch: „DeS Teufels Antheil". Donnerstag: „John Gabriel Borkman". Freltag: „Die Jüdin". Sonn abend: Zum 1. Male: „JohannOfeuer".
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