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^pälrü^A M?lü!kl1e Mll dek VON der Sekells^ Kirchliche Mchrichteii Monatliche Seigafie zum „Tageblatt". Redigirt von Pfarrer B. Albrecht in Hohenstein-Ernstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 9. September-Ausgabe. 1900. Dcrs Besto crrrf der: LDelt. Was ist das Beste auf der Welt? Nias ist das Beste auf der Welt? Was ist das Beste auf der Welt? Der Glaube, der sich einzig hält Die Liebe, die das Leben hellt, Tie Hoffnung, die auf Gott gestellt, An Jesu treue Hirtcn-Gnad', Erwärmt und segensreich durchdringr, Sich stärkt im Leiden dieser Zeit Die sucht, was sich verloren hat. Und so des Glaubens Früchte bringt. Im Hinblick auf die Ewigkeit. Was ist das Beste auf der Welt? So wünsch' ich mir des Glaubens Heil, Lin Sterbestündlein, das erhellt Der Liebe Kraft, der Hoffnung Theil, von Gottes mildem Gnadenlicht, Und „Gottes Gnade", die mich hält, — Und schmeckt des Todes Dunkel nicht. Das Allerbeste auf der Welt. ^V. Ich bin der Herr, dein Gott.^) Wie gewaltig leitet Gott der Herr die Offenbarung feines Will ns in seinen heiligen zehn Geboten ein! Um den Sinai her blitzt's und donnert'S, dunkle Wolken verhüllen ihn, Posaunenhall ertönt, stärker und stärker, bebend verhüllt alles Bolk sein Angesicht, und aus dem Wolken dunkel heraus spricht Gott selbst: Ich bin der Herr dein Gott. Diese Worte bilden die Einleitung nicht bloß zum 1. Gebote, dem sie zunächst vorangestellt find, sondern ebenso zu allen andern 9 Gebote». Bor jedem einzelnen muß eS im Geist wiederholt werden: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht tödten! usw. Darum hat auch Luther, nachdem er diesen Eingang erklärt hat mit den Worten: Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen, diese Erklärung bei jedem Gebote wiederholt: Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir usw. — Ich bin, mit d'eser feierlichen Ankündigung beginnt Gott die Offen barung seines Willens. Wohl giebt'S Thoren, die in ihrem Herzen sprechen und mit ihrer Zunge es frech in die Welt hinein schreien: Es ist kein Gott! Aber die Narrheit ihrer vermeintlichen Weisheit wird immer wieder offenbar und von Zeit zu Zeit ruft ihnen Gott sein: Ich bin! in'S Ohr, in'S Herz, in'S Gewissen hinein, so stark, daß e8 Er ist, als hörten sie schon die Posaunen des Gerichts und daß die Lästermäuler verstummen und die trotzigen Herzen von Angst und Bangen befallen werden. — Ich bin. Richt nur: Ich war; nicht bloß: Ich werde sein, sondern: Ich bin. DaS zu sagen, ist GotteS Privilegium. Wir Menschen stecken gleichsam immer zwischen Vergangenheit und Zukunft drin, und haben wir einen Augenblick erlebt, so ist er auch schon wieder entflohen; festhalten können wir ihn nicht. Unser Gott lebt immer in der Gegenwart, für Ihn rauscht kein Augenblick vorüber, daß Er ihn nicht mehr hätte und keine Macht mehr über ihn besäße; für Ihn zögert auch kein Augenblick zu kommen, daß Er ungeduldig desselben warten müßte, fordern für Ihn ist die Ver gangenheit gerade fo wie heute die Zukunft, und die Zukunft ebenso wie die Vergangenhc.c. Darum ist und bleibt Er auch derselbe Gott und Herr für uns, wie ErS war für die Väter der alten Zeit, und für unsere Kinder wird Er cS ebenso sein und bleiben, wie Er jetzt ist für uns. Ich bin der Herr. Ja wohl ist Er der Herr, der Alles ge macht hat, dem Alles gehört, dem Alles dienen muß, bewußt oder unbe wußt, vom lichtesten Engel bis zum schwärzesten Teufel. Er ist der Herr — die Engel bezeugen's in seligen Chören, und ihr Lobgesang ertönt zu Seiner Ehre durch den Himmel und durch die Ewigkeiten. Er ist der Herr, — die Teufel glaubev'S auch und zittern und knirschen mit den Zähnen über Ihn, den sie hassen und in dessen Gewalt sie doch sind. Er ist der Herr — die Sterne bezeugen's bei der Nacht, wenn Er ihr Heer herauSführt nach der Zahl und sie alle mit Ramen ruft, und die Sonne bezeugt'S am Tage, wenn sie auf seinen Befehl heranzieht, wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held zu laufen den Hieronymus, einer der 4 großen Kirchenlehrer der alten lateinischen Kirche, ist im Jahre 331 zu Stridon in Dalmatien geboren. Seine ganze Familie war christlich, doch erhielt er die Taufe erst um das Jahr 362 in Rom, wohin ihn sein Vater zu feiner Ausbildung geschickt hatte. Hier Weg. Er ist der Herr — Blitze, Sturmwinve und Hagel verkünden'- wenn Er sie aussendet und ihnen den Weg zeigt und lehrt, den sie gehen sollen, die Berge prcdigen'S in ihrer stillen erhabenen Majestät, und die Wälder segm's, wenn sie rauschen vom Odem seines Mundes, der durch sie Hinwege. Er ist der Herr, davon zeugt der Bögel Jubelgesang, der Raben Geschrei zu Ihm um Speise, davon zeugt auch dein öerz und dein Leben, o Menschenkind! Er bezeugte sich dir in deinem Gewissen, du magst wollen oder nicht, und Er bezeugt sich dir in deinem Leben, denn ehrlich ge standen, ist denn nicht bisher dein Leben ganz anders gegangen, als du gewollt und gemeint hast? Merkst du denn nicht, daß du nicht dein eigener Herr bist, sondern einen höheren und unsichtbaren Herrn über dir hast! Und ist dir nicht ebenso die Geschichte der ganzen Menschheit ein ge waltiges Zeugniß dafür, daß Er der Herr ist! Lenkt Er nicht der Fürsten Rath und wendet die Gedanken der Völker, und läßt aus dem Thun der Menschen, der Frommen, wie der Gottlosen, so oft just das Gegenthcil von dem hervorgehen, was sie eigentlich bezweckten? Ich bin der Herr — das ist das Thema der Weltgeschichte, und wird's bleiben bis an's Ende de: Tage und in alle Ewigkeit. Wie schrecklich müßte dieser gewaltige, heilige Herr uns sündigen Menschen sein, wenn nicht noch etwas dabei stände, nämlich: Dein Gott! Dieses, „dein Gott" folgt wie das stille sanfte Säuseln auf das Erdbeben und Feuer und Sturm des „dein Herr". Flößt mir das „dein Herr" Be wunderung, ja Bangen ein, so athme ich wieder auf und kann dem Geber der Gebote ruhiger ins Angesicht sehen, wenn Er so herablassend und liebevoll dazu sagt: „Dein Gott". Dein Gott, — da denke ich dran, daß Er mich erschaffen hat nach Seinem Bilde, daß Er Seinen Sohn für mich gegeben hat, um Sich mit meiner Seele zu verloben in Gnade, Gerechtig keit und Gericht, daß Er mich in der heiligen Taufe um Christi willen an K'ndeSstatt angenommen und mir die ewige Seligkeit verheißen hat. Dieses „Dein", wie froh wollen wir daran sein! Denn cs schließt alle- Gute in sich, was Gott für uns hat, von Grundlegung der Welt an bis zum Hallelujasingen und Palmenschwingen am krystallenen Meer, vor Seinem Thron. Dein Gott, da sehe ich einen Vater vor mir, der seinen Brief an den Sohn m der Ferne schließt: „Dein getreuer Vater ', oder einen Bräutigam, der seiner Verlobten schreibt: „ewig Dein!" Die innigste, größte, herzlichste Liebe tönet aus diesem „Dein". — Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, das liegt in dem „Ich bin der Herr!", wir sollen Ihn über alle Dinge lieben und Ihm vertrauen, das liegt in dem „Dein Gott!" — So fürchte denn den starken Herrn und liebe Dei nen lieben Gott — halte Seine Gebote, denn der Liebe sind Seine Gebote nicht schwer. *) Wir gedenken, von nun an als Leitartikel kurze Erklärungen der Hauptstücke de« Katechismus, zuerst der 10 Gebote, zu bringen. lebte er al- junger Mann, dem alle Mittel der Bildung und de-Genusses zu Gebote standen, nach den Sitten seiner Umgebung, sammelte aber auch schon einen großen Schatz von Kenntnissen und Büchern. Wie die lieber- reste der heidnischen, so wirkten auch die Denkmäler des christlichen Rom Hieronymus. (Kalendername am 30. September.)