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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190011035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001103
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-03
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.11.1900
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in der achten Stunde zwei hiesige von Limbach von der Arbeit zurückkehrende Mädchen. Als dieselben den zwischen Pleißa und dem „Kühlen Morgen" ge legenen Wald passirten, sprang plötzlich ein Mann mit geschwärztem Gesicht aus dem Gehölz und ver suchte das eine der Mädchen zu fassen und in das Dickicht zu zerren. Die beiden Mädchen ließen sich aber nicht los und so gelang es ihnen, die Absicht des Wegelagerers zu vereiteln. Arbeiten sind schon vollendet. — Zittau, 30. October. Die hiesige Zwangs- Innung der Schneider hat endgültig mit 73 gegen ihm folgte mit 8 Min. 54 Sec. Max Richter, Pleißa, als zweiter, dann als dritter Karl Müller-Pleißa, mit 8 Min. 55 Sec., als vierter Sieger folgte mit 9 Min. 2 Sec. Robert Esche, Meinsdorf und als fünfter Fritz Vogel mit 9 Min. 11 Sec. Die Resultate sind im Verhältniß zur Länge der Strecke recht gute zu nennen. Hierauf trennte sich die wackere Schaar Jünger Jahns in dem Bewußtsein, wieder einmal durch diese gemein schaftliche Veranstaltung den Beweis geliefert zu haben, was deutsche, turnerische Kraft und Einigkeit vermag. „Gut Heil!" — Lugau, 31. October. Unter Vorsitz des Herrn Bergdirector Müller fand gestern Abend eine Generalversammlung des hiesigen Reichstreuen Vereins statt, in welcher auch wegen der bevorstehenden Gemeinderathswahl und der im nächsten Jahre in unserem Wahlkreise vorzunehmenden Landtagswahl Aussprache gepflogen wurde. — Glauchau. Hier ist abermals ein tollwuth- verdächtiger todter Hund aufgefunden und mit Rück sicht darauf die bereits angeordnete Hundesperre für einen großen Bezirk bis züm 24. Januar verlängert worden. — Der seit etwa 8 Tagen vermißte Bäcker lehrling Dech aus Reichenbach wurde am Donnerstag als Leiche im städtischen Teich am Krankenhause auf- gesunden. — Chemnitz. Unter dem Vorsitze des Herrn Kreishauptmanns Freiherrn von Welck fand am 26. October die erste Sitzung des Kreisausschusses der neuerrichteten Kreishauptmannschast Chemnitz im der- maligen interimistischen Gebäude derselben, Kanzler straße 32, statt. Aus den Berathungsgegenständen , heben wir hervor, daß die Anlagenrekurse der Ziegelei arbeiter Heinrich und Ernst Krusekopf in Hohenstein- Ernstthal zurückgewiesen wurden. In den ferner zur Berathung gelangenden Verwaltungsstreitigkeucn der Ortsarmenverbände Dresden und Hohenstein-Ernstthal wegen Erstattung von Miethzinsunterstützung sür Klara Louise Aurich in Dresden und der Ortsarmenverbände Oberlungwitz und Chemnitz wegen Portorückerstattung in der Unterstützungssache des Handarbeiters Barthel wurden die Kläger kostenpflichtig abgewiesen. — Ueber das Unglück, durch welches, wie gestern berichtet, in der Toelle'schen Villa in Wil-eufels zwei böhmische Arbeiter den Tod sanden, wird noch be- richtet: Die beiden Männer waren bei den durch Hochwasser beschädigten Muldenufern beschäftigt und begaben sich, als Regenwetter eintrat, in den Heizraum der Villa, schlossen aber dabei, um nicht gesehen zu werden, die Thür. In dem Heizraum hatten sich in zwischen Kohlenoxydgase angesammelt, von denen die beiden Unglücklichen natürlich nichts merkten, die die Männer aber schließlich betäubten und tödteten. — Aus Ziegelheim berichtet das Schön. Tgbl. Zum Reformationsfeste hatte sich, wie alljährlich, die Kirche ziemlich zahlreich von Besuchern gefüllt, na mentlich die Jugend hatte sich außerordentlich zahl- reich eingefunden, welche an diesem Tage kommunizirt; leider hatten die Glocken umsonst zur Kirche gerufen, denn der amtirende Geistliche erschien eben nicht, so daß dann die zahlreichen Besucher nach über ein stündigem vergeblichen Warten ohne jedwede Erbauung unwillig nach Hause gingen. Was den betreffenden Geistlichen, welcher diese Vakanzpredigt auf Anordnung des Herrn Ephorus zu halten hat, an seinem Kommen behindert, vermögen wir nicht anzugeben. — Am Sonntag Nachmittag verunglückte auf dem Dorsplatz; in Leube« ein Dresdner Handels schüler, welcher per Zweirad dorthin gekommen war, um einen Mitschüler zu besuchen. Er fuhr in die Pferde eines mit Hochzeitsgästen besetzten Kutschwagens hinein und wurde von dem einen Pferde schwer am Kopfe verletzt, sodaß er blutend und besinnungslos liegen blieb. Auch das eine Pferd wurde bedeutend durch das Zweirad verletzt. Nachdem man den Ver unglückten in das Gut transponirt, leistete der sofort herbeigerusene Arzt die erste Hilfe und ordnete den Transport per Krankenwagen nach Dresden an. — Am Sonntag ist dem 11jährigen Knaben Popp in Pohlitz ein von einem Spielkameraden ab geschossener Pfeil in das rechte Auge gedrungen und hat dasselbe zerstört. Das andere, linke Auge, ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, der Arzt be fürchtet, daß der arme Knabe völlig erblindet. — Dem Vernehmen nach soll in Meerane auf der westlichen Seite der Breitestraße eine mechanische Weberei errichtet werden, deren Bau so schnell betrieben werden soll, daß die Benutzung der selben bereits am 1. April nächsten Jahres stattfinden : kann. Die zu diesem Bau erforderlichen Ausgrabungs- Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 30. October 1900. Mittheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventl. honorirt. -- Wie aus einer Anzeige in der heutigen Nr. hervorgeht, veranstaltet der Kaufmännische Verein nächste Woche seinen 2. Vortragsabend. Als Redner ist für diesen Abend Herr Hauptmann a. D. Tanera gewonnen. Es braucht nur der Name dieses als glänzender und fesselnder Redner bekannten Herrn genannt zu werden, um allerseits Interesse sür diesen Vortragsabend zu erwecken. — Polizeibericht. Im Monat October 1900 wurden von der hiesigen Schutzmannschaft 61 Anzeigen erstattet und zwar: Wegen Diebstahls 5, Betrugs 3, sittlicher Verwahrlosung 1, Erpressung 1, Steckbrief erledigung 1, fahrlässiger Tödtung 1, fahrlässiger schwerer Körperverletzung 1, Hundesteuerhinterziehung 1, Zuwiderhandlung gegen das Steuerrestantenregulativ 5, groben Unfugs 3, Concubinat 2, Straßenordnunz 5, Stubenbrand 1, Gewerbeüberlretung 3, Hundesperre 14, Wassersteuerregulativ 1, Sonntagsruhe 2, Tanzregula tiv 1, unbefugten Schießens und Tragens von Waffen 1, Meldeordnung 1 und Maaß- und Gewichtsordnung 7. Außerdem wurden 3 Personen zur Haft gebracht, davon eine dem König!. Amtsgericht hier zugeführt und 7 Bestrafungen kurzer Hand vorgenommen. — Ueber die im Reichsamt des Innern ge planten neuen Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien wird mitgetheilt: In Zukunft wird der Fußboden einer Bäckerei nicht tiefer als Meter unter dem Erd boden liegen. Die Backstubenräume müssen 3 Meter hoch und mit Fenstern versehen sein, welche genügen, um für alle Theile der Räume ausreichend Luft und Licht zu gewähren. In Bäckereien, in welchen regel mäßig mehr als zwei Gehilfen und Lehrlinge be schäftigt werden, müssen ferner für das Backhaus und die Backstube getrennte Räume vorhanden sein. Die Zahl der in jedem Arbeitsraume beschäftigten Personen muß so bemessen sein, daß auf jede mindestens vierzehn Kubikmeter Luftraum entfallen. Die Temperatur in den Arbeitsräumen darf 35 Grad Celsius nicht übersteigen; und endlich sollen auch noch besondere Ankleide- und Waschräume vorhanden sein, die von den Arbeitsräumen zugfrei zu erreichen und heizbar sind. In Fällen, wo diesen Anforderungen nicht ohne Um- oder Anbauten entsprochen werden kann, soll während der ersten zehn Jahre lediglich auf Beseitigung erheblicher Mißstände, die ohne bedeutende Aufwendungen möglich sind, be standen werden. Zur Zeit werden die Bäckermeister über diese Vorschläge gehört. — Wüstenbrand, 31. October. Ueberfallen von einem Unbekannten wurden am Sonnabend Abend — Grün«, 1. Nov. Bei der hiesigen Gemeinde-! Sparkasse wurden im Monate October a. c. 25947 Mk.! 17 Pf. in 216 Posten eingezahlt, dagegen erfolgten 60 Rückzahlungen im Betrage von 13416 M. 71 Pf. Der Gesammtumsatz erreichte die Höhe von 134357 M. 41 Pf. — Neue Einlagebücher wurden 27 ausgefertigt. 11 Bücher sind erloschen. Sämmtliche Einlagen werden mit 3i/j,o/o verzinst; expedirt wird alle Wochentage. — Meinsdorf, 2. November. Am Refor mationsfeste hatte sich eine wackere Turnerschaar, be stehend aus Pleißaer, Wüstenbrander und Meinsdorfer Turngenossen im Restaurant Tannenmühle versammelt, um das in der gemeinschaftlichen Turnrathssitzung von Sonnabend den 27. October beschlossene Wettlaufen auf einer 2400 Meter langen Strecke zur Ausführung zu bringen. Als Kampfrichter und Strecken-Controlleure fungirten je 3 Genossen oben erwähnter Vereine. Punkt 2 Uhr 45 Minuten nahm nach Ausloosung der Läuferreihenfolge das vom herrlichen Herbstwetter außerordentlich begünstigte Rennen seinen Anfang. In regelmäßigen Zwischenräumen von 3 Minuten wurde ein Läufer abgelassen, um in möglichst kurzer Zeit nach dem als Ziel geltenden, von der Tannenmühle 2,4 Km entfernten Schützenhaus Pleißa zu gelangen. Bereits nach 1i/z Stunden halte der letzte der 25 Theil nehmer die Strecke passirt und ging man nun sofort an die Berechnung der gelaufenen Zeiten. Während )er Sitzung des Kampfgerichts wechselte manches herr liche Turnerlied mit manch echter deutschen Volksweise ab und verkürzten so unter fröhlicher Stimmung die Zeit bis zur Verkündigung der Sieger. Endlich er- chienen die Kampfrichter und der Obmann derselben verkündigte folgendes Resultat: Als 1. Sieger ging hervor mit 8 Min. 45 Sec. Richard Nestler, Pleißa, Grenadiere unter dem Schutz von Artillerie angegriffen. Der Feind hielt sich gut, aber er wurde, da er keine Artillerie hatte, in kurzer Zeit geworfen. Die Engländer verloren drei Todte und 17 Verwundete. Die Stadt Bethlehem liegt im östlichen Theile des Oranjefreistaates. Kapstadt, 31. Oktober. Da die Buren zahlreiche Angriffe auf die Eisenbahn in der Nähe von Venters- bürg Road ausgeführt hatten, griff General Hunter den Feind an und warf ihn, ohne daß wesentlicher Widerstand geleistet wurde, aus Ventersburg heraus. AliWal North, 31. Oktober. Auf die Meldung vom Befehlshaber der Kappolizei in Odendalstroom, daß man in Palmietspoint am Oranjefluß Schießen höre, wurde hier eine Erkundungsabtheilung von 40 Mann unter dem Befehl des Kapitän Knott abgesandt. Später wurde berichtet, daß ein Burenkommando von 200 Mann gegenüber Odendalstroom gesehen worden sei; hieraufhin gingen weitere 40 Mann zur Verstärkung der Polizei- truppe in Odendalstroom ab, während 80 Mann zur Unterstützung des Kapitäns Knott ausrückten. Den letzten Berichten zufolge ist in der Gegend von Hennings Farm gegenüber Odendalstroom ein Gefecht im Gange. Hinsichtlich der an Bord deS „Bundesrath" be schlagnahmten Goldbarren heißt es, daß es sich um Staatsgelder von Transvaal handle. Der Antrag auf Beschlagnahme des Goldes sei von zwei großen Banken ausgegangen, denen von der Transvaalregierung Geldsendungen, und zwar vor der Erklärung des Krieges, konfiscirt wurden. Auch die „Deutsche Tagesztg." erfährt, daß es sich bei der Beschlagnahme nicht um einen politischen Akt, sonderen um die Ein treibung einer civilgerichtlichen Forderung — und natürlich nicht vom Präsidenten Krüger, sondern wahrscheinlich von der Transvaalregierung — handle. In Hamburg schwebe schon seit längerer Zeit ein Civilprozeß wegen Dynamitlieferung gegen die Trans vaal-Regierung. Ueber die Beschlagnahme der von Südafrika an Bord des Dampfers „Bundesrath" in Hamburg ein getroffenen Goldbarren theilt die „Hamburger Börsen halle" noch Folgendes mit: Bekanntlich hatte die Re gierung der südafrikanischen Republik während des Krieges die Ausbeute der Goldminen für ihre Zwecke verwendet und den Besitzern der Minen Bons dafür ausgestellt. Da nun der Ausgang des Krieges die Einlösung der Bons in Frage stellt, ist auf Antrag eines internationalen Consortiums von Betheiligten die Beschlagnahme der 30 Kisten bewirkt worden. Zum Zwecke der Beschlagnahme hatten sich einige Beamte des hiesigen Gerichtsvollziehungsamtes nach Cuxhaven begeben, wo sie die Ankunft des „Bundesrath" erwar teten. Sämmtliche 30 Kisten wurden bei der Ankunft des „Bundesrath" im hiesigen Hafen geöffnet und der Inhalt von Sachverständigen geprüft. Der Gesammt- Werth der Sendung wird auf etwa 3 Millionen Mark geschätzt. Die 30 Kisten wurden vom Hafen nach der Norddeutschen Bank gefahren und vorläufig dort untergebracht. 8 Stimmen ihre Wiederauflösung beschlossen. Auch einige frühere Freunde der Zwangsinnung stimmten nunmehr für die Auflösung. — Meerane, 1. November. Zur Richtigstellung schreibt die „Meer. Ztg.": ES werden sehr oft Kinder feste abgehalten, bei welchen ebenso oft unterlassen wird, die zu solchen Festen nöthigen polizeilichen Vor- schriften einzuhalten. So kam auch Ende Juli d. I. ein sehr bedauerlicher Fall vor. Ein größerer Meeraner Gesangverein hatte ein Kinderfest arrangirt, bei welchem einem jungen Manne, welcher in einiger Entfernung von einer Schießbude stand, das linke Auge zerschossen wurde. Nach mehrwöchentlicher ärztlicher Behandlung mußte das durchschossene Auge entfernt werden und fanden die Aerzte im Innern desselben noch einen Theil des Bleigeschosses vor. Gegenwärtig trägt der junge Mann ein Glasauge. Der betreffende Verein hat als Buße 1500 Mk. für ärztliche Kosten rc. und eine kleine Entschädigung für das ausgestandene Leiden sich zu zahlen bereit erklärt, womit die Angelegenheit ihren Abschluß gesunden hat. — Geithain. Die Ehefrau des Gutsbesitzers Ehregott Kretzschmar in Breitenborn bei Narsdorf stach sich vor einigen Tagen einen Holzsplitter in den Fuß. Da ihr hierdurch Beschwerden nicht entstanden, achtete sie nicht besonders darauf. In den letzten Tagen erkrankte sie aber und der sofort herbeigerufene Arzt mußte leider eine Blutvergiftung constatiren, an deren Folgen die bedauernswerthe, in den besten Jahren stehende Frau gestern früh verstarb. — Eibenstock. Von dem seit Freitag voriger Woche verschwundenen Dirigent der Lateinschule, Herrn Reinhardt, ist heute eine Kunde aus der österreichischen Hafenstadt Triest gekommen. R. hat von dort aus an seinen Vater eine Postkarte geschrieben; aus diesen Umständen ist zu schließen, daß Reinhardt in geistige Umnachtung verfallen ist, denn weder sein glückliches Familienleben, noch seine sonstigen Verhältnisse, die durchaus geordnet waren, hätten ihm Veranlassung geben können, sich zu entfernen. Reinhardt hatte eine Baarschaft von ca. 100 Mk. bei sich. Es sind sofort Maßregeln ergriffen worden, den Unglücklichen anzu- halten und hierher zurückzuführen. Leipzig, 1. Nov. Einen erheblichen Verlust hat ein Kaufmann zu verzeichnen, der in vergangener Nacht in einem Weinrestaurant der inneren Stadt verkehrt hat. Daselbst ist dem Betreffenden seine Brieftasche mit 3200 Mark in baarem Gelbe abhanden gekommen. Eine Kellnerin, die bei dem Vorgänge in Frage kommt, ist gefänglich eingezogen. Tagesgeschichte. Die Ehe eines Fürstenpaares, das in der Berliner Gesellschaft und auf den Sportplätzen eine bevorzugte Rolle spielte, ist in der Scheidung begriffen, es handelt sich um den Prinzen Aribert von Anhalt und seine Gemahlin, eine geb. Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Der Vater der letzteren, Prinz Christian, der eine jüngere Schwester der Kaiserin Friedrich, Prinzessin Helene von Großbritannien, zur Gemahlin hat, weilt seit Wochen in der englischen Botschaft hier, um die Scheidung seiner jüngsten Tochter durchzusetzen. Diese selbst lebt schon seit längerer Zeit von ihrem Gemahl getrennt und hält sich gegenwärtig in Amerika auf; Prinz Aribert war bis zum 14. September dieses Jahres Rittmeister und Eskadronschef im 1. Garde- Dragoner-Regiment und wurde unter genanntem Datum L la suite des Regiments gestellt und auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Es ist nicht das erste Mal, daß Prinz Aribert in der Oeffentlichkeit von sich reden macht. Wie traurig derartige Vorkommnisse für das Ansehen der Fürstenhäuser wirken, so bemerkt der „Reichsbote", bedarf keines Wortes. Von anhaltischer Seite aus wird behauptet, die Scheidung gehe wegen Kinderlosigkeit vom Erbprinzen aus. Für den deutschen Kronprinzen, der im Sommer die rheinische Hochschule in Bonn bezieht, ist vom Kaiser die ehemalige Villa König für 45OoOO Mark gekauft worden. Am großherzoglich Oldenburgischen Hofe in Lensahn, der durch die Verlobung des Herzogs Heinrich von Mecklenburg, eines Bruders der Großherzogin, mit Kö nigin Wilhelmina von Holland in nahe verwandtschaft liche Beziehungen zur Königin getreten ist, traf gestern Abend Hollands Herrscherin mit ihrem Verlobten zum Besuch ein. Zuvor hatte das Brautpaar eine Begegnung auf dem Venloer Bahnhof in Hamburg, wo sich der hol ländische Generalkonsul Gleichman, der Vicekonsul von Oardt, sowie die Mitglieder des niederländischen Vereins mit ihren Damen zur Begrüßung eingefunden hatten Spante«. Die Carlistischen Unruhen in Nordspanien sind wahrscheinlich nur der verfrühte Ausbruch einer lange vorbereiteten Verschwö:ung. In Barcelona entdeckte der Gouverneur zwei Niederlagen von Gewehren verschiedenster Systeme, Säbeln und Munition. Die Verschwörung sollte erst in der ersten Hälfte des November zum Ausbruch kommen und sich zugleich gegen den Mumcipalrath, den Civil-Gouverneur und den General-Capitän richten. Zahlreiche Personen sind jetzt auch aus dem in der Nähe von Barcelona gelegenen Sarria verschwunden. Man glaubt, daß diese sich den carlistischen Banden anschließen werden. Eine catalonische Kundgebung hat in Villafranca statt gefunden. Der Ausstand in Manresa gewinnt an Ausdehnung. Die Zahl der Ausständigen betrügt über 3000, wodurch der Ernst der Situation natür lich noch vermehrt wird. Ntncste Rachrichte« Berlin, 1. Nov. Gegenwärtig wird zum zweiten Male gegen den wegen Sittlichkeitsvergehen angeklagten Millionär Bankier Sternberg verhandelt. In der heutigen Sitzung nun ereignete sich ein sensationeller Zwischenfall. Der als Zeuge vernommene Criminal- schutzmann Stierstädter trat nämlich mit außerordcnt- tich schweren Beschuldigungen gegen seinen Vorgesetzten, den Criminalcommissar Thiel, hervor. Dieser sollte durch Angebot einer Summe von 200000 Mk. den Versuch gemacht haben, ihn, Stierstädter, zu verleiten, daß er sowohl vor seiner Behörde, wie auch vor Ge richt die Aussagen zu Gunsten Sternbergs gestalte. Da Thiel bei dieser Gelegenheit nach Aussage des Zeugen sich auf einen angeblichen Rath deS Justiz raths Sello, deS VertheidigerS Sternbergs, bezogen haben solle, so sah sich dieser veranlaßt, die Ver- theidigung sofort niederzulegen, damit ihm Gelegenheit gegeben sei, diese unerhörte, seine Ehre schwer befleckende Beschuldigung unter seinem Eid zu entkräften. Stier städter erklärte noch, daß er noch weitere Mittheilungen würde machen können, wenn er nicht durch die Pflicht der Amtsverschwiegenheit daran gehindert wäre. Der Gerichtshof beschloß, bei der Behörde des Zeugen zu beantragen, denselben von der Amtsverschwiegenheit zu entbinden. Dresden, 2. Nov. Se. Maj. der König fährt heute Vormittag mit dem Prinzen Friedrich August nach Hermsdorf zur Beisetzung der Leiche des Prin- zen Georg von Schönburg-Waldenburg. Berlin. 2. Nov. Wie der Lok.-Anz. berichtet, ist der aus Berlin flüchtige Kommis Oskar Müller, der 16500 Mark gestohlen hat, in einer Auswandrer herberge zu Rotterdam verhaftet worden. Von dem Gelbe fehlen nur 500 M. — Der L.-A. meldet aus Eschwege: In der letzten Nacht brannte die mechani sche Weberei von Alexander Levi vollständig nieder, 300 Arbeiter sind dadurch brotlos geworden. — Nach einem Telegramm deS „B. T." aus Wien ereignete sich dort in der letzten Nacht ein schwerer Unfall durch die Oberleitung der neueröffneten elektrischen Bahn. Ein zerrissener Telegraphendraht fiel von der Ober leitung auf die Straße herab und verletzte 4 Perso nen schwer. Paris, 1. November. Die „Agence Havas" meldet: Eine über Newyork eingetroffene Depesche aus Hongkong meldet, ein Taifun habe Annam verwüstet 1600 Personen seien todt, 5000 obdachlos. «hi«a. London, 31. October. Dem „Standard" wird aus Schanghai, den 29. d. M. gemeldet: Ein hiesiges Chinesenblatt veröffentlicht ein angebliches Edikt des Kaisers an den Prinzen Tsching, welches besagt, er, der Kaiser, wünsche durchaus, daß alle Anstifter der Wirren ohne Parteilichkeit bestraft würden; er habe aus seiner persönlichen Kenntniß heraus selbst solch' einen Schuldigen bestraft, den bisher Niemand als solchen bezeichnet hatte. Derartiger bisher nicht namhaft gemachten Missethäter müsse es noch verschiedene geben, Tsching solle daher rasch, aber nichtöffentlich, alle Schuldigen angeben. Aus Schanghai wird gemeldet: Die chinesischen Blätter berichten, daß der Aufenthalt des Prinzen Tuan unbekannt sei; er sei weder in Singanfu, noch in Tung- kwan. Es werde für möglich gehalten, daß Tuan ge flohen sei, um seiner Bestrafung zu entgehen. Tientsin, 31. October. In den Tangschan-Werk- stätten der Nordchinesischen Staatsbahn wird unter russi scher Leitung Eisenbahnmaterial hergestellt. Zwischen Tangschan und Tongku ist der Bahnkörper auf 45 km gänzlich zerstört. Der Schanghai-Kwan-^iutschwang-Linie konnte nach Meldungen englischer Ingenieure kleineMrans« porte rollenden Materials zugeführt werden. Schanghai, 30. Octbr. Heute fand hier eine Versammlung der Konsuln statt. Einer derselben theilte mit, er habe ein Telegramm von Tschangtschi- tung erhalten, welches besage, daß die Lage im Jangtsethale kritisch bleiben werde, solange die euro päischen Truppen in Peking blieben. Das Telegramm besagt serner, da der Boxeranführer, der zum Gou verneur vor. Hupeh ernannt worden, wegen Krankheit den Posten nicht übernehmen könne, sei der frühere Taotai von Hankau, welcher fremdenfreundlich sei, zum Gouverneur ernannt. Die Konsuln mißtrauen Tschangtschitung, da sie glauben, er habe dem Hofe gerathen, Peking zu verlassen. Peking, 31. Oct. Die deutschen Expeditionen nach Iangtsun, Takwatun, Hsianghosien, Hosiwu und die japanischen Expeditionen nach Iangt-Pautihsien und Hosiwu haben weder Boxer noch Truppen ge troffen. Peking, 30. October. Man befürchtet, daß die Wiederherstellung der Eisenbahnlinie nicht bis zu dem Zeitpunkte beendet sein wird, wo durch Zufrieren des Peiho vie Lebensmittelzufuhr auf dem Flußwege unmög lich ist. Zwischen Tangschou und Peitang, welche Orte 23 Meilen von einander entfernt sind, ist die Eisenbahn linie völlig zerstört. Die Ruffen tragen für die Wieder herstellung dieser Strecke die Verantwortlichkeit, aber sie bleiben völlig unthätig. Diese Unthätigkeit giebt zu Be sorgnissen Anlaß. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die ganze übrige Eisenbahnlinie nach Peking in wenigen Wochen beendet sein wird. London, 2. Nov. Dem „Standard" wird ans Tientsin vom 31. Okt. telegraphiert: Die Ver bündeten hatten nordwestlich von Paotingfu einen Zusammenstoß mit Boxern, wobei 20 derselben fielen. Der Standard meldet aus Shanghai vom 31. Oktbr.: Ein amtliches chinesisches Telegramm aus Singanfu meldet, Prinz Tuan sei, als buddhistischer Mönch verkleidet, nach der Mongolei geflohen. London, 2. Nov. Die Blätter melden aus Shanghai vom 30. Okt.: Gestern wurde von der Mauer der verbotenen Stadt aus auf 2 amerikanische Officiere geschossen. Dieselben wurden nicht verletzt. Die Angreifer sind entkommen. London, 2. Nov. Die „Times" berichtet aus Shanghai vom 31. Okt., eine chinesische Meldung be sage, Liuku-yi und Tschangtschitung hätten in einer Denkschrift den Thron gebeten, die Bestrafung der jenigen Prinzen und Minister zu befehlen, welche die Boxer unterstützt haben, da sonst die Existenz des Reiches ernstlich gefährdet sei. Sie fügten hinzu, daß die fremden Truppen wahrscheinlich nach Tschingting vorrücken würden. Ferner wird berichtet, daß Sheng den Befehl erhalten habe, sich sofort nach Peking zu begeben. Handel und Industrie. Breme«, 1. November. Baumwolle stetig. : Up land mtbd» lta? lvcc 49-/4 Mg. Ltverpaol, 1. November. Umsatz: 10,000 B., davon für Hpeculation und Export 500 B. vertäust. Amerikaner fest, good ordtnary 7/32 low middling und darüber 3/32 höher, ost- indische ruhig. Middling amerikanische Lieferungen: November December 5.L64 Käufer, Januar-Februar 5.2/64 Verkäufer, März April 4 62/64 Käufer, Mai-Junt 4.60/64 4 do. Rew-Nork, 31. October. Erster Bertchr. Der Markt aus Lieferung eröffnete stetig. Oktober nom. (voriger Schluß 8,93), December 8,95 (8,93), März 8,99 (8,97), Mai 9,00 (8,97). — Zweiter Bericht. Amerikanische auf Lieferung. October nom.. December 9,13, März 9,15, Mai 9,16. — Die heutigen
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