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! Sonnabend, den 3. November 1900. Nr. 255 50. Jahrgang. i ! ff VW >7^ M lichen Charakters einen freundlichen Charakter annehmen, die chinesische Regierung bei der Dämpfung des Auf standes um so besser unterstützen und den Eindruck der höheren westlichen Civilisation um so sicherer wahren. In diesem Zusammenhänge gewinnt die Nachricht, eine Expedition der Verbündeten sei von Peking nach den Ming-Gräbern unterwegs, erhöhte Bedeutung. Die Ming-Gräber sind in der Nähe von Nanking. ES geht jetzt das Gerücht, eine starke europäische Streit macht komme südwärts den großen Kanal entlang. Die chinesischen Wirren. Wie die „Post" erfährt, liegen nunmehr die Antwortnoten sämmtlicher Mächie auf die an sie er gangene BeitcittSauffordrrung zum deutsch - englischen China-Abkommen vor. Alle Kabinette haben in ent gegenkommendster Weise ihre Zustimmung zu den Punkten 1 und 2 der Vereinbarung erklärt, und die Bemerkungen, welche einige an Punkt 3 knüpfen, sind nicht geeignet, die über die beiden vorhergehenden Punkte erzielte Uebereinstimmung irgendwie zu stören. Ueberhaupt hat Punkt 3 ja nur eine subsidiäre Be deutung, denn er gilt bloß für den Fall, daß eine dritte Macht den im Vorhergehenden niedergelegten Leitsätzen der deutsch-englischen China-Politik ent- gegenhandelt. Da nun jedoch sämmtliche Kabinette hinsichtlich der Punkte 1 und 2 bindende Erklärungen abgegeben haben, tritt Punkt 3 ganz von selbst in den Hintergrund. „Wolffs Tel. Bur." erfährt aus Paris: In ihrer Antwortnote spricht die französische Regierung die Uebereinstimmung mit den in den Artikeln 1 und 2 des deutsch-englischen Abkommens dargelegten Grund sätzen aus und betont, daß sie dieselben auch bei je der sich bisher bietenden Gelegenheit anerkannte. Hin sichtlich der in Art. 3 behandelten Eventualität bchäll sich die französische Regierung freie Hand vor. Entgegen den Blättermeldungen, wonach zu dem deutsch-englischen Notenaustausch vom 16. Oktober un veröffentlichte Zusatzbestimmungen vereinbart wären, ist die Nordd. Allg. Ztg. ermächtigt zu erklären, daß außer der am 20. Oktober in Berlin und in London mit dem vollen Wortlaut veröffentlichten Note keiner lei Vereinbarung getroffen sind. Ein englisches Blatt berichtet aus Peking: Am 28. October schossen deutsche Hilfswachen auf eine Bande von Dieben, einer derselben wurde verletzt, konnte aber entfliehen. Am nächsten Tage verfolgten die Deutschen die Fußspuren, welche zu dem Hause des ehemaligen Staatssekretärs Kwan führten. Die Deutschen schlugen die Hausthüre ein, einer ergriff den Staatssekretär und schleppte ihn am Zopfe bis zum deutschen Haupt- quartier, wo man ihn mißhandelte und so lange mir einem Tau-Ende schlug, bis endlich der Jrrthum aufgeklärt wurde. Der Vicekönig Lihungtschong und und Prinz Tsching protestirten wegen dieses Vorfalles bei der deutschen Behörde. Die Deutschen behaupten, es werde täglich auf ihre Hilfswachen geschossen, und eS seien deshalb die strengsten Maßregeln nöthig. Ausschreitungen finden ausschließlich in den weniger begüterten Stadttheilen statt, welche von Deutschen besetzt sind. In den übrigen Stadttheilen herrscht vollständig Ruhe. Gegenüber diesen Meldungen einer französischen Nachrichtenagentur von ungewöhnlicher Strenge der deutschen Truppen in China, die auf Diebe schießen und Ruhestörungen verüben sollen, versichert die l) welche unter polizeilicher Aussicht stehen; 2) welche die Abentrichtung von Staats- oder Gemeinde-Abgaben, einfchl. der Abgaben zu Schul- und Armenkassen, länger als 2 Jahre ganz oder theil weise in Rückstand gelassen haben; li) welche die Selbstständigkeit verloren haben oder die in H 17 für den Erwerb des Bürgerrechts festgesetzten Vorbedingungen nicht mehr erfüllen. Die Wählbarkeit steht nach § 46 der revid. Städteordnung allen stimmberechtigten Bürgern zu, welche im Stadtbezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben. Die Mitglieder des Stadtrathes, sowie besoldete Gemeindebeamte können nicht zugleich Stadt verordnete sein. Hohenstein-Ernstthal, am 2. November 1900. Ter Stadtrath. ttr. Polster. Der Krieg um Transvaal. Vom südafrikanischen Kriegsschauplätze liegt eine Meldung aus dem englischen Hauptquartier vor. Lord Roberts telegraphirt aus Johannesburg vom 3l. Oc- ivber: Nach der Besetzung Bethlehems durch die Eng länder am 21. October und der Niederlage der Buren drei Meilen von Bethlehem, wo die Buren aus einer starken Stellung geworfen wurden, wurde eine zweite starke Stellung der Buren von einem halben Bataillon Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Besetzung der Küstenstädte mit starker Macht. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Die Gesandten in Peking verhandeln zunächst unter einander weiter ohne Zu ziehung der beiden chinesischen Unterhändler. Der Zweck dieser Unterhandlungen ist in erster Linie der, voll- ständige Einigung zu erzielen über die Bedingungen, welche von den Mächten gemeinsam an China gestellt werden sollen. Da Nachrichten über Schwierigkeiten, welche dieser Einigung im Wege ständen, nicht vor liegen, so ist ein ruhiger und sachlicher Verlaus dieser Verhandlungen wohl mit Sicherheit anzunehmen. Erst dann, wenn die definitive Einigung über die Forder ungen der Mächte hergestellt ist, werden auch die chine sischen Unterhändler zu den Verhandlungen herangezogen und ihnen die Friedensbedingungen vorgelegt werden. — Die Nachricht, daß der amerikanische Gesandte Conger von seiner Regierung beauftragt sei, eventuell allein mit den chinesischen Bevollmächtigten über den Friedensschluß zu verhandeln, ist nach dem Gesagten als unzutreffend zu erachten. Es muß nun versucht werden, die Klust zu über brücken, welche die Forderungen der einen und die Zugeständnisse der anderen Seite trennt. Das Pro gramm ist freilich ein so schwieriges und der bisherige Gang der Verhandlungen ein so schleppender, daß inan sich auf sehr langsames Fortschreilen des Friedenswerkes gefaßt machen muß. Zudem bleibt die Ungewißheit über die wahren Absichten der chinesischen Regierung nach wie vor bestehen. Ein soeben nach Schanghai zurückgekehrter Diplomat erklärt die den Friedensver handlungen angeblich zu Grunde gelegten Paragraphen für sehr geschickte diplomatische Arbeit. Sollte China sie nicht ernstlich erwägen, sonoern sie blos als Mittel benutzen, um die Langmuth der Mächte auf die Probe zu stellen, so würde es sich ins eigene Fleisch schneiden und dem Interesse der Mächte dienen. Sicher müßten einige Artikel wesentliche Abänderungen erfahren. Aber gerade jetzt könnten Vorverhandlungen die Durch- sührung gewisser strategischer Maßnahmen befördern, deren Gelingen die Mächte in die vortheilhafte Lage bringen würde, China auf ihre Milde angewiesen zu sehen, anstatt daß wie jetzt die Verbündeten geduldig abwarten müssen, bis der Hof in Singanfu sich herbei läßt, auf Grund von ihm selbst formulirter Beding ungen zu unterhandeln. Die Expedition der Verbün deten ins Innere würden alsbald anstatt eines feind „Köln. Ztg.", eine derartige abfällige Kritik über die deutschen Truppen sei entschieden zurückzuweisen. Wenn andererseits die deutschen Truppen streng ihres Amtes walteten, so entsprächen sie dem Befehle ihrer Vor gesetzten, ihrem Amte, Ordnung zu schaffen und Ord nung zu halten. Wenn sie dabei die widerspenstigen Chinesen nicht mit Sammethandschuhen anfassen, so werde der Zweck erreicht, der sie über das Meer ge führt habe, und der nicht darin bestehe, den bezopften Männern zur Unterhaltung und zum Spott zu die nen, sondern sie zur Raison zu bringen. Der Marsch auf Paotingfu hat sich als sehr wirksam erwiesen. Die regulären Truppen der Chi nesen sind bei und östlich Paotingfu ohne Kampf zu rückgegangen. Boxer in großer Zahl sind zerstreut wor den. Aber noch immer terrorisiren größere oder kleinere Boxerschaaren die OrtSeinwohner und greifen Meldereiter und schwache Posten an. Zahlreiche fliegende Colonnen sollen die vollständige Sicherung und Beherrschung des besetzten Gebietes herbeisühren. Zum gleichen Zwecke kehren die Truppen von Pao tingfu in vier Colonnen auf verschiedenen Wegen nach Peking zurück. Im Süden scheint sich die Lage zu verschärfen. In Kanton wollten Reformer den Damen des Gouver- neurs in die Luft sprengen. Ein Telegramm meldet uns hierüber: Hongkong, 30. Oabr. In Kanton ereignete sich vier Häuser vom Damen des Gouverneurs entfernt eine Explosion, durch welche 14 Personen ums Leben kamen. Es heißt, daß die Explosion in einem von den Resormern als Waffenplatz benutzten Gebäude erfolgte, das sie mit Pulver und Schießbaumwolle an- füllten, um den Damen in die Luft zu sprengen. Da die Behörden von der Richtigkeit dieser Annahme überzeugt sind, wird der Vorfall wahrscheinlich zu scharfem Vorgehen gegen diese Reformer führen. Gc rüchtweise verlautet, die Franzosen seien vorbereitet, für den Fall von Unruhen in Kanton 1000 Mann aus Saigon zu Schiff dorthin zu schaffen. Die Reformer behaupten, wenn französische Truppen zur Besetzung Kantons schritten, würde die Sradt von den Bewohnern selbst in Trümmer gelegt werden. In den Kreisen der Berliner ostasiatischen Diplo maten ist man entschieden der Meinung, daß der chinesische Hof weit entfernt sei von einer Absicht be dingungsloser Unterwerfung; daß er ganz im Gegen theil nur darauf sinne und trachte, die Steitkräfte der Verbündeten in China möglichst weit auseinander- zuziehen und zu zersplittern. Zu diesem Zwecke, so meint man, werde er in Südchina aus jede Art Er- «rscheint zeden Wochentag abends für dm folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,b5 durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus. Bekanntmachung. Die Stadtverordneten-Wahllisten liegen vom 3. bis mit 17. November dss. Js., während der gewöhnlichen Dienststunden im Rathhause, Zimmer Nr. 5, zur Einsicht aus. Jedem Betheiligten steht bis mit 12. November dss. Js. frei, gegen die Wahllisten hier Einspruch zu erheben, über welchen dann der Stadtrath noch vor Schluß der Listen Entschließung soffen und diese dem Einsprechenden eröffnen wird. Nach dem 17. November werden die Wahllisten geschlossen. Alle Bürger, welche in der geschloffenen Liste nicht eingetragen sind, können an der bevorstehenden Wahl nicht theilnehmen. Stimmberechtigt sind nach Z 44 der revid. Städteordnung bei den Stadtverordneten-Wahlen alle Bürger mit Ausnahme der Frauenspersonen und derjenigen, u) welche öffentliche Armenunterstützung erhalten oder im Laufe der letzten 2 Jahre erhalten haben; b) zu deren Vermögen gerichtlicher Concurs eröffnet worden ist, während der Dauer des Concurs- verfahrens; c) welche von öffentlichen Ämtern, von der Advokatur oder dem Notariate suspendirt worden sind, auf die Dauer der Suspension, sowie Removirter auf 5 Jahre von der Zeit der Remotion an (s. 6.); 6) denen durch richterliches Erkenntniß die bürgerlichen Ehrenrechte entzogen worden sind, aus die Dauer dieser Entziehung; o) welche sich wegen eines Verbrechens oder Vergehens, das nach dem Strafzesetzbuche die Ent ziehung der bürgerlichen Ehrenrechte zur Folge haben kann oder muß, in Untersuchung be finden, ingleichen derjenigen, welche Freiheitsstrafen verbüßen oder zwangsweise in einer öffent lichen Besserungs- oder Arbeitsanstalt untergebracht sind; Auktion. Montag, den 5. November IWO Bormittags N Uhr werden in der Kunzefchen Ziegelei, an der Rümpfstraße in Lichtenstein gelegen, 300000 Stück gebrannte Mauerziegel gegen Baarzahlung öffentlich versteigert. Ter (Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgericht« Lichtenstein. Langenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüua, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcrrr aller Gsrnernöe-VerrVcrltirngerr der rrnrlregeiröeir Ortschaften. Mi g Hart der Vormarsch verbündeter Truppen auf Hem Wege über Wuchang gemeldet worden sein. — Nach Berichten aus Peking wurde im Brunnen des Kaiser lichen Palastes die Favoritin des Kaisers, Schenti, ertränkt gefunden. Es heißt, die Kaiserin-Wittwe, deren Haß sich das schöne Mädchen zugezogen hatte, habe sie wdten lassen. Sching-Fei, die zweite Favoritin, und hundert andere Damen des Kaiserlichen Harems sind gefangen in den Händen der Verbündeten. Ein Berichterstatter des „Reuterschen Bureaus" hatte eine Unterredung mit dem Prinzen Su, welcher den kaiserlichen .Hof auf der Flucht nach Taijuenfu begleitet hatte und später nach Peking zurückgekehrt ist. Nach der Erzählung desselben verließ der Hof Peking in Reisemagen und begab sich nach Kuanecki, zwanzig Meilen nördlich von Peking, escortirt von 3000 Sol daten, welche aus dem ganzen Wege raubten, mordeten und andere Gewaltthätigkeiten verübten. Hierauf setzte der Hof seine Flucht nach dem 120 Meilen von Peking entfernten Hsüenhwafu in Tagemärschen von je zwanzig Meilen fort. Die Uebermachnng der Soldaten war äußerst schwer. Sie stahlen sogar die für den Kaiser und die Kaiserin bereiteten Speisen. Viel Rathgeber des kaiserlichen Hofes waren dafür, daß der Hof in Hsüenhwafu bleibe.aber die Mehrzahl derselben befürchtete eine Verfolgung durch die Fremden. So wurde die Flucht wieder ausgenommen und in der Richtung auf Taijuenfu fortgesetzt. Zehntausend Mann unter Tung- fuhsiang stießen zu der kaiserlichen Esco.te. Allein dies erhöhte nur die Unzuträglichkeiten. Die Kaiserin weinte unablässig und schalt auf diejenigen, deren Rath- schlag sie in diese Lage gebracht habe. Der Kaiser schmähte jedermann. Bei der Ankunft in Taijuenfu wurde die Bildung einer Art von Regierung versucht, aber infolge der Unordnung erwies sich dies zunächst als unmöglich. Die erlassenen Edikte konnten nicht dnrchgeführt wer den, und es herrschte völliges Ehaos. Man sagte, der Kaiser habe Peking nicht verlassen wollen und hätte cs vorgezogen, sich auf die Verbündeten zu stützen, allein seine Einwendungen seien nicht durchgedrungen. Der Kaiser und die Kaiserin wären zwar gern nach Peking zurückgekehrt, aber sic hätten wenig Vertrauen in die Versicherungen der Verbündeten betreffend ihre Sicherheit gehabt. In dieser Meinung seien sie durch Prinz Tuan und die anderen gefestigt worden. 9 regung zu schaffen suchen; es kommt den Chinesen darauf an, den Krieg möglichst in die Länge zu ziehen. Kenner Chinas versprechen sich wenig von Streifzügen, gleich denen nach Paotingfu, das schon wieder aufgegeben wurde; das einzige Mittel, China , zur Ruhe zu zwingen, sieht man in einer baldigen Dem Vicekönig Liu von Nanking soll von Sir Robert 'i Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Odertnngmitz, Gersdorf, Lugan, Hermsdorf, Hermsdorf, - H - V