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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190010248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-24
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.10.1900
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ihrer (Nachdruck verboten.) 2. Fortsitzurg. ertrc glück ging, sofor sich Köni trans wur! kanr Ber drei in k Spätherbsttage Novelle von R. Busch. berichtet, die Mandschure« besetzt halten, bi» eine verant wortliche chinesische Regierung eingesetzt sein wird und bi- China folgende Bedingungen angenommen haben wird: 1) China behält keinen einzigen Soldaten in der Mandschurei, kein chinesischer Soldat darf den Liaofluß ohne Einwilligung der russischen Behörden überschreiten 2) Sämmtliche Gouverneure und chinesische Beamte in der Mandschurei sind der russischen Kontrolle unterworfen. 3) Ruhland hat da- Recht, Truppen in unbegrenzter Zahl in der Mandschurei zu halten, bis der Schadenersatz gezahlt sein wird und bis es zur Gewißheit geworden ist, daß die Angriffe sich nicht wiederholen. 4) Alle chinesi schen Festungen in der Mandschurei werden geschleift, während Rußland das Recht hat, Festungen auf dem Ufer des Amur zu erbauen. (Dieser Bau von Festungen ist der erste Schritt zur Annexion der Mandschurei.) zu verantworten haben. ' — Ueber die Lage des Baugewerbes giebt der, verdienst der Chemnitzer Bevölkerung jedwede Milch preissteigerung äußerst ungerechtfertigt erscheint und daß bei den an und für sich schon hohen Chemnitzer den Standpunkt damit, daß einerseits in Anbetracht der diesjährigen selten günstigen Ernte, anderseits im l arbeiter in Radeberg ermittelt und festgenommen worden. Der Raub zeugt übrigens von großer Frechheit, da derselbe auf einer selbst noch um Mitternacht sehr be lebten und verhältnißmäßig hellerleuchteten Straße der inneren Stadt, gegenüber einer zur Zeit der Aus führung noch von mehreren Gästen besuchten Restau ration, ausgeführt wurde. Der Restaurateur Bergan hörte in seinem Lokale auf der Straße ein ungewöhn lich starkes Getöse, was ihn veranlaßte, hinauszutreten, um nachzusehen, was geschehen sei. Er gewahrte, daß an einem gegenüber befindlichen Hause mehrere Per sonen mit etwas beschäftigt waren. Als er sich den selben näherte, ergriffen zwei die Flucht, während einer verblieb. Bergan alarmirte seine Gäste, welche sofort die Flüchtigen verfolgten, aber ohne Erfolg. — Markranstädt. Auch in hiesiger Stadt sollen die Schulbäder eingeführt werden. Der Stadt- gemeinderath hat die Einrichtung des Schulbrausebades der Firma Salzmann in Leipzig übertragen. Das Bad soll 12 Brausen enthalten, unter denen gleichzeitig 24 Kinder baden können. Später sollen noch beson dere Zelleneinrichtungen geschaffen werden, damit dieses Bad auch von Erwachsenen benutzt werden kann. — Der hiesige Stadtgemeinderath hatte seiner Zeit der Gehaltserhöhung des hiesigen Diaconus nicht zugestimmt. Auf eine diesbezügliche Eingabe des hiesigen Kirchen vorstandes an das Landesconsistorium hat dasselbe ent- chieden, daß der erhöhte Betrag aus städtischen Mitteln zu verwilligen ist. Verbandsvorsitzender Oberlehrer Krämer daselbst gewählt. Der Verbandstag wird im nächsten Jahre in Erfurt abgehalten. Folgende Resolution wurde zum Schluß einstimmig angenommen: Die Delegirten der deutschen Miethvereine beklagen es aufs tiefste, daß die deutschen Haus- und Grundbesitzer zur Zeit den Miethern MietherSverträge zur Unterzeichnung vorlegen, welche gegen das gute Recht und die Sitte verstoßen und daher bei allen anständigen Miethern große Aufregung und Unwillen hervorgerufen haben, und protestiren gegen diese Miethsverträge aufs lebhafteste. Sie hoffen aber, daß die Centralverbandsleitung der Hausbesitzer vereine Deutschlands dazu beitragen möge, den unent behrlichen Frieden zwischen Miethern und Vermiethern dadurch fördern zu helfen, daß sie mit unserer Central stelle beider gerückt verein nicht! mit zi Verba Der Krieg »m Transvaal. Aus London wird geschrieben: Der Krieg in Süd afrika kostet nicht nur Prestige und Geld, sondern auch Personal. Trotzdem sowohl vom britischen Oberbefehls haber in Südafrika als auch von den Kriegskorrespon denten im Felde fortwährend betont wird, daß der Krieg mit den südafrikanischen Republiken „beendigt" sei, werden doch noch jede Woche Verstärkungen und Ersatztruppen von England nach dem Kriegsschauplatz verschifft, und erst am 18. d. wieder gingen im ganzen 2000 Offiziere und Mannschaften verschiedener Waffengattungen dorthin ab. Alles in allem sind rund 60,000 Mann hinaus gesandt worden, um die Abgänge der Original-Kadres zu ersetzen und die Feldarmee in der nöthigen Stärke zu erhalten. Diese Zahlen besagen am besten, in welch umfangreicher Weise England sich von Truppen hat ent blößen müssen, um gegen 50,000 Buren zu Felde zu ziehen. Kapstadt, 22. October. Infolge der neuerdings wachsenden Thätigkeit der Buren im Oranje-Freistaat und der zunehmenden Geneigtheit derjenigen Buren, welche den Neutralitätseid leisteten, den Feind zu unter stützen, entschieden sich die Militärbehörden für kräftige Maßnahmen, um die marodirenden Trupps niederzuwerfen und die Neutralen für jede Verletzung des Eides streng zu bestrafen. Mllcheinkaufspreisen, die in einem sehr schroffen Ver- hältniß zu den Butterpreisen stehen, ein dauernder Milchmangel thatsächlich noch nie existirte und auch in Zukunft kaum vorkommen wird, für eine Milch- preissteigerunz, die nur durch Ueberwiegen der Nach frage gegenüber dem Angebot zu begründen wäre, zur Zeit nicht die geringste Berechtigung vorliegt. — Crimmitschau, 20. October. Vergangene Nacht wurde von der hiesigen Schutzmannschaft in einem Strohfeim auf hiesiger östlicher Flur der Hand arbeiter Schw. von hier in ganz herabgekommenem Zustande aufgefunden. Schw. mußte infolge seines krankhaften Zustandes ins hiesige Krankenhaus ge bracht werden, wo er kurze Zeit darauf verschieden ist. — Stollberg, 22. Oktober. Anläßlich unseres Kirchweihfestes entwickelte sich infolge des günstigen Wetters schon gestern morgens auf unserem Bahnhof ein sehr reger Verkehr; mit Vorspannmaschinen und trotzdem noch mit ziemlicher Verspätung kamen insbe sondere die Züge von Chemnitz hier an. Die außer- ;ewöhnlich bedeutende Verspätung des i/z3 Uhr-Zuges aber erwies sich nicht allein durch starken Andrang, ondern leider durch einen sehr bedauerlichen Unfall verursacht. Oberhalb der Haltestelle Niederharthau in sich gela! das den von unm das ! Handl: sollte. Lando v. 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Vor kurzem erhielt eine hier wohnende Wittwe einen Brief ohne Unterschrift des Absenders, in welchem ihr ein Un bekannter drohte, sie wegen Brandstiftung zur Anzeige zu bringen, wenn sie nicht, ohne vorher gegen eine dritte Person etwas darüber zu äußern, die Summe von 100 Mark in einem verschlossenen Umschlag beim Postamt niederlege. Bald folgte, da die Frau auf den ersten Brief nicht reagirte, ein zweiter, der ungefähr das Gleiche be sagte. Die alsdann mit der Untersuchung beauftragte hiesige Polizei hatte bald das Glück, den Briefschreiber in einem hier wohnenden Schlossergesellen und zwar im gleichen Augenblicke zu ermitteln, als dieser auf dem Postamte nach dem fraglichen Brief sich erkunvigte. Wegen versuchter Erpressung wird er sich nun vor dem Gerichte einander gewandert waren, erst durch den sommer grünen Wald, wie nun durch den herbstbunten. — Er hatte es ihnen beiden angethan, dieser Wald, und machte ihnen nun das Scheiden schwer. Es waren nicht die alten Bäume und die Waldesstille, die gab es auch noch anderswo, nein, was sie -'n diesem Walde so anzog, war der Blick durch die Buchenstämme hin aus auf das Meer. Sie hatten es so gern hellblau durch die frisch grünen Buchenzweige blitzen sehen in all den Sonnen tagen dieses Sommers. Nun liebten sie es fast noch mehr, wenn es unruhig, dunkel, sturmdrohend durch das kahlgewordene, gelbrothe Herbstgezweig hindurch schimmerte. Sie suchten ihren Lieblingsplatz auf, eine Bank auf dem Vorsprunge, den die Fischer „Kieköwer" nannten. Scharf bog hier die Küste um. Man fah von hier aus zurück auf die rothen Dächer des Fischerdorfes, auf die sanften Linien der weiten Bucht und des grünen Jnsellandes dahinter. Auf der andern Seite aber blickte man hin über auf die offene See, weit hinaus, dahin, wo die stolzen Schiffe nach Bornholm und Kopenhagen fuhren. Sie hatten diesen Blick immer besonders geliebt und oft aufgesucht. Seitdem keine anderen Badegäste ihnen die Bank hier oben streitig machten, kam sie ihnen fast wie ihr Eigenthum vor. Auf dem Wege hierher — und sie waren un gefähr eine Stunde gewandert — hatten sie nicht gege dem Feu Nach der See fielen die Dünen hier schroff und sandig ab, nur wenige junge Buchen hatten es fertig gebracht, kühn am Abhange Wurzel zu fassen und zu gedeihen. Aber oben auf der Höhe wuchs köstlicher, alter Buchenwald, der sich, sanft abfallend, weit land einwärts ausdehnte, bis zu den Wiesen und Feldern des Jnsellandes. Schweigsam und kurzathmig stieg die alte Dame an ihres Begleiters Arme bergan. Er führte sie fester und ritterlicher, wie man ihm bei feiner leicht gebeugten, unansehnlichen Gestalt zugetraut hätte. Wer sich freilich die Mühe nahm, ihn genauer anzu sehen, der mußte seine Freude haben an dem stillen, alten Gelehrtengesichte mit den klugen, kurzsichtigen Augen und dem guten Zug um den Mund, der bewies, daß der alte Herr es verstand, auf die reckite Art zu lachen — auch über sich selbst, nichr nur über andere Leute. Sie waren bald oben auf dem breiten Weg, der, immer mit der Aussicht auf die See, auf der Höhe weiterführte, unter den stickstämmigen, breitkronigen Buchen, die hier im Kampf mit dem Seewind in Ehren alt und fest geworden waren. Als die beiden Alten so weiter schritten über das weiche, welke Laub am Boden hin, dachten sie beide daran, wie manches liebe Mal sie hier so mit- mäntel und Halstücher. Der Herbst bietet die beste Gelegenheit, durch Abhärtung des Körpers für eine feste Gesundheit zu sorgen. Giebt es auch einmal einen Schnupfen oder ein Bischen Husten, das geht in jungen Jahren schnell und ohne jede bleibende Folgeerscheinung vorüber; ein Kind aber, dessen Körper gar nicht gegen Wind und Wetter abgehärtet wird, das gedeiht lange nicht so gut, wie das wettererprobte. Zudem sind in den kühleren Herbsttagen, wo sich die Kleinen auch bei fröhlichem Umhertoben nicht mehr so leicht erhitzen können, Erkältungen bei Weitem nicht so sehr zu befürchten, wie im hohen Sommer, wo ' auf die Erhitzung schnell eine plötzliche Abkühlung er folgt. Also, so lange es trocken und klar ist, darf die Kälte kein Anlaß sein, den Kindern den Aufent halt im Freien zu versagen. — Chemnitz, 20. Oktober. Ein hier im Mittelpunkte der sächsischen Strumpfwarenindustrie erscheinendes Blatt urteilt über diese Industrie wie folgt: „Wie stark die Producktion in Strumswaren während der letzten fünf bis fieben Jahre zurückge gangen ist, kommt erst jetzt richtig zur Geltung. Man kann ruhig annehmen, daß die heutige Producktion vielleicht noch zwei Fünftel jener vor sieben Jahren ausmacht. ES sind in der Zwischenzeit ganze Ort schaften, die früher nur von Strumpswirkerei lebten, in andere Branchen übergegangen, so daß man heute nicht einen Strumpfstuhl mehr im Orte finden kann." Sehr erheblich hat der sächsischen Strumpfindustrie die Entwickelung der Wirkerei in den Vereinigten Staaten und in anderen bisherigen Absatzgebieten Abbruch gethan, bei der zum Theil deutsche Unter nehmer mitgewirkt haben. Die Chinawirren sind auf die hiesige Industrie nicht ohne Einfluß geblieben. In der Werkzeug- und Webstuhlbranche wird schon seit Wochen kurz gearbeitet. — CheMttitz. Die hiesize Allg. Ztg. meldet, es bestehe seitens einer Gesellschaft die Absicht, um die Konzession einer Straßenbahn nach Augustusburg nach zusuchen. Die Rentabilität stehe außer Zweifel, da die genannte Stadt auf dem besten Wege sei, ein Villen- vorort von Chemnitz wie Siegmar, Grüna, Reichenbrand zu werden. Im Vorraum des hiesigen Hauptpostamts ist jetzt der erste Fernsprechautomat aufgestellt worden. Das Gespräch im Ort und Vorort kostet 10 Pf., nach Siegmar und Limbach 20 Pf. — Der Verein der Milchhändler von Chemnitz und Umgegend hielt seine Monatsversammlung am 17. Oktober im Hotel „Stadt Berlin" ab. Nach Schluß der Debatte, an der sich die Mitglieder recht lebhaft betheiligten, gelangte folgende Resolution zur Annahme: Die heute, am 17. Oktober, in „Stadt Berlin" in großer Zahl versammelten Mitglieder des Vereins der Milchhändler von Chemnitz und Um gegend lehnen einstimmig jedwede Milchpreissteigerung m Verkehr sowohl mit dem Publikum als auch mit )en Landwirthen solange entschieden ab, als bis die chon seit diesem Frühjahr arbeitende Molkereigenossen- chast Chemnitz den Händlern den Nachweis erbracht jat, daß sowohl vom Kleinhändler als auch vom Publikum höhere Preise als die ortsüblichen zu er zielen sind. Sie begründen außerdem ihren ablehnen- Lohnherabsetzungen stehen nach Zeitungsnachrichten im gesammten Baugewerbe bevor. Die Arbeitgeber be haupten, nicht mehr in der Lage zu sein, die jetzigen Löhne weiter bezahlen zu können. Auch wollen sie auf mehrere Jahre hinaus keine Verpflichtungen über nehmen. Da die Verhandlungen über den Tarif für viel mit einander gesprochen. Jeder hatte seine eigenen Gedanken zur Gesellschaft gehabt — und sie kannten sich so gut, daß sie für einander keine Worte zu suchen und zu machen brauchten. — Nun saßen sie auf ihrer „Kieköwerbank" und sahen still hinüber und herüber. Es war srüher Nachmittag, die schönste Tages stunde im Spätherst. Nach ein paar windreichen Tagen hatte der letzte Morgen Nebel und Windstille gebracht, weich, grau und feucht hatte es über Land und See gelegen. ES hatte einen langen, harten Kampf gekostet, bis die Sonne all den Nebel durchbrochen und nieder gezwungen hatte, nun aber, schon im Niedersinken, stand sie siegreich zu kurzem Triumphe rothgelb im Westen über all dem glimmernden, unruhigen Wasser. Jene schöne seltsame Weichheit der Farben, jenes Verwischen und Mildern der Entfernungen und Gegensätze war als ein Bermächtniß des Nebels Land und See geblieben. Landein lag eS über den rothen Hausdächern, den gelben Stoppelfeldern und dem bunten Walde, seewärts auf dem Hellen Streifen und Tönen von Strand, Wasser und Wolken. Es war so still hier oben. Nur manchmal flog ein welkes Blatt wie ein müder Schmetterling lang sam hinab zu all den gestorbenen Blättern an der Erde. Die alte Dame brach das große Schweigen im Walde. „Zum letzten Male, Professor," sagte sie. „Schade ist eS doch! Aber wir wollen morgen ab- — Lausig!. Beim Ueberführen in den neu- 1 gebauten Stall riß sich im naben EtzoldShain eine Kuh los und stürmte davon, schleuderte die sich ihr l entgegenstellenden Personen zur Seite, raste nach Glasten, Ballendorf, Buchheim und wurde hier endlich, . da sie sich nicht beruhigen wollte, erschossen. Leipzig, 21. Oktober. (Bertretertag deutscher Miethervereine.) Gegenüber den Hausbesitzervereinen haben sich in neuerer Zeit in den meisten deutschen Großstädten Miethervereine gebildet, die einmal in miethrechtlichen Fragen ihren Mitgliedern Auskunft ertheilen, andererseits die Interessen der Miether auch im allgemeinen wahrnehmen. Gestern und heute fand hier ein Bertretertag deutscher Miethervereine statt, zu dem sich 43 Delegirte aus 24 Städten, darunter u. a. aus Dresden, Chemnitz, Erfurt, Cassel, Düsseldorf, Breslau, Berlin, München, Frankfurt a. M, Altenburg eingefunden hatten. Die Verhandlungen begannen gestern Nachmittag 5 Uhr unter Leitung des Herrn Rechtsanwalt Kühne-Altenburg, der die Verhandlungen eröffnete, auf die eminente Wichtigkeit der Lösung der Wohnungsfrage hinwies und der vor allem betonte, - daß es gelte, den Grundstückswucher zu bekämpfen, andererseits aber auf Schaffung billiger Wohnungen 1 mit hinzuwirken. Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert schloß der ' Redner seine Ansprache. — Namens des Verbandes der süddeutschen Miethervereine sprach Knüll (Nürn berg) die Zustimmung zu der Gründung eines Central verbandes aus. (Beifall.) Vor Eintritt in die Tages ordnung gab Redacteur Schulz (Erfurt) folgende Er klärung ab: Ich will hier ausdrücklich seststellen, daß die Miethervereine politisch vollständig neutral sein sollen. ES gehören ihnen auch Socialdemokraten an, von denen ich auch einer bin. Ich muß darum die Leitung ersuchen, auch den Gefühlen dieses Theiles der Mitglieder Rechnung zu tragen. Ich möchte diese Bemerkung machen mit Bezug auf die Form der Er öffnung dieser Versammlung. Nachdem noch Schwager (Leipzig) die Theilnehmer im Auftrage des Leipziger Vereins begrüßt hatte, verschritt man zum Hauptpunkt der Tagesordnung, zur Begründung eines Central verbandes deutscher Miethervereine. In zweistündigem Meinungsaustausch wurde die Begründung einstimmig als nothwendig anerkannt. Es wurde dann eine Com mission aus 15 Mitgliedern gewählt, die sofort ihre Arbeiten zur Ausarbeitung der Statuten des Verbandes begann. Sonntag Vormittag setzte der Vertretertag seine Berathungen fort; der Sitzung, die Vormittags 11 Uhr wiederum im „Eldorado" stattfand, wohnte u. a. auch der bekannte Socialpolitiker und Rechts lehrer von der Universität Leipzig Herr Geh. Hofrath Professor vr. Sohm, der nach erfolgter Eröffnung der Versammlung durch Herrn Rechtsanwalt Kühne-Alten burg den Werth und die Bedeutung der Miethervereine kennzeichnete und ihren Bestrebungen vollsten Erfolg wünschte. — Die von der gestern gewählten Commission ausgearbeiteten Verbandsstatuten wurden sodann zur Vorlesung gebracht und mit allen gegen 2 Stimmen eu bloc angenommen. Danach bezweckt der Verband deutscher Miethervereine die gemeinsame Vertretung und Förderung der Miether in allen das Miethsver- hältniß betreffenden Angelegenheiten. Um dies zu erreichen, stellt sich der Verband folgende Aufgaben: 1. Forderung einer gesunden Wohnungspolitik in Reich, Staat und Gemeinde; 2 Stellungnahme zu den Be strebungen der Haus- und Grundbesitzervereine; 3. Betheiligung an der Gründung neuer Miethervereine und Zuführung derselben zum Verbände; 4. Einführ ung von Miethverträgen, die dem Miethrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches entsprechen; 5. Unterstützung der Ortsvereine durch Rath und That; 6. Herstellung engerer Fühlung zwischen den Ortsvereinen, insbeson dere durch das Verbandsorgan; 7. Zusammenwirken mit Organisationen verwandter Richtung und 8. Ein wirkung auf die öffentliche Meinung insbesondere durch öffentliche Versammlungen und durch die Presse. — Als Vorort des Verbandes wurde Düsseldorf, als ter Nähe einer kleinen Brücke hielt plötzlich nach sehr heftigem Läuten der Zug an, und bald wurde auch der Anlaß hierzu und zu dem starken Menschenauflaufe dicht hinter dem Zuge bekannt. Eine in den älteren Jahren stehende Frau war überfahren worden, und wie verlautete, soll auch sofort der Tod eingetreten sein. — Wie auffällig die Holzpreise in die Höhe gehen, beweist eine in den letzten Tagen auf Forstre- vier Erlbach i. B. abgehaltene Brennholz-Auktion. Auf der genannten Auktion wurden für Scheitholz 9 Mk., für Rollen 7 Mk. und 7 Mk. 50 Pf. und für Aeste 6 Mk. geboten. Hierzu kommt noch der Fuhr- lohn. Es müssen jetzt beinahe doppelt so hohe Preise für das Brennholz bezahlt werden, als in den Vor- jähren, was eine deutliche Einwirkung der hohen Kohlenpreise erkennen läßt. — Das Schöffengericht zu Zwickau verurtheilte einen Zimmermann aus Jüdenhain wegen Ueberschreit- ung des Züchtigungsrechts an seinen beiden 4 bezw. 8 Jahre alten Kindern in einem Falle zu 4 Wochen Gefängniß. — Werdau, 22. Oct. Vorgestern Vormittag ist der am vorigen Sonntag in einer hiesigen Fabrik beim Kesselausputzen verunglückte Arbeiter Richard Fellbaum seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Verstorbene hinterläßt eine trauernde Wittwe mit 6 Kindern, 5 davon sind noch unerzogen. — Ein anderer bei Ausübung seines Berufes verunglückter Arbeiter, Namens Mehnert, ist ebenfalls seinen Ver letzungen erlegen. — Serkowitz, 19. Oktober. Der 27 Jahre alte Zimmermann Friedrich Hermann Garte, verhei- rathet und Vater eines Kindes, stürzte beim Obst pflücken vom Baume und spießte sich auf einen Pfahl auf. Trotz sorgsamer ärztlicher Pflege ist der junge Mann gestorben. — Rochlitz. 800 Mk. sind nunmehr auf die Ermittelung des Mörders der Ella Hinkelmann in Großmilkaü gesetzt. Zu den 500 Mk. des königl. Ministeriums will der Vater des unglücklichen Mäd chens 300 Mk. hinzufügen für Denjenigen, durch dessen Angaben der Schuldige ermittelt oder überführt wird. — Meisten, 20. October. Die Ziehung der dritten Meißner Dombaulotterie hat heute Vornuttag im Gebäude der Domprobstei begonnen, in dem be kanntlich auch die Ziehung der vorhergegangenen Lotterien erfolgte. Bereits am ersten Ziehungstage wurde das große Loos im Betrage von 40000 Mk. gezogen. Die Gewinnnummer ist 152416. Auch der 10000-Mark-Gewinn wurde heute bereits gezogen; er fiel auf die Nummer 261667. Wie verlautet, ist der 40000-Mark-Gewinn nach Berlin, der 10000- Mark-Gewinn nach Essen gefallen. — Zittau, 20. Oktbr. Das Grundstück zur „Stadt London" ist dem „Pirn. Anz." zufolge in der zwangsweisen Versteigerung für den Preis von 59000 M. von Hotelier Braune, dem Besitzer der „Sonne", erworben worden. Aus dem Grundstück waren 159000 M. Hypotheken eingetragen. — Bautzen. Als Thäter, welche bei i-em in der Nacht zum Donnerstag in Bautzen verübten Uhren diebstahl in Frage kommen, sind drei italienische Stein- das Jahr 1901 unmittelbar bevorstehen, so werden die Arbeitgeber im Baugewerbe ihre Absicht bald kund geben müssen, wenn sie in der That eine allgemeine Lohnreduction vornehmen wollen. — Herbstwetter. Die Tage werden nicht nur mit Macht kürzer, sondern, abgesehen von wenigen Stunden über Mittag, auch schon recht empfindlich kalt. Der Reif, den man früh morgens über die Felder ausgebreitet liegen sieht, kann keinen Zweifel mehr darüber lassen, daß der Winter mit schnellen Schritten näher kommt. Trotzdem darf man nun nicht gleich das warme Zimmer für den einzig ange nehmen und gesunden Aufenthalt ansehen, was be züglich der Kinder von so vielen Eltern gern geschieht. Ist die Sonne hoch genug gestiegen, so daß man ihrer Wärme froh wird, dann sollen auch die kleinen Kin der, die durch den Schulbesuch noch nicht an der freien Ausnutzung des Tages gehindert sind, ins Freie geschickt werden. Muß die Kleidung entsprechend der Jahreszeit auch schon etwas wärmer ausgewählt werden, so geht es doch noch lange ohne Winter ¬ reifen. Ich will mit Hilde sofort nach Hause, und der Junge muß zurück nach Berlin. Ich bin fest dazu entschlossen, denn so geht das nicht länger weiter." Sein feines Ohr hatte eine Disharmonie aus ihrer Stimme herausgehört. Er sah sie nachdenk lich an: „Also Sie wollen morgen fort? Dann wünsche ich nur, daß Sie heute recht fröhlich und freundlich von all dem Schönen hier Abschied nehmen können." „Natürlich thue ich das, Professor. Wir haben es hier so gut mit einander gehabt, und ich bin Ihnen besonders dankbar für Ihren Rath, Oskar nach kommen zu lassen. Er sieht jetzt so ganz anders, so kernig und so widerstandsfähig aus. Sie wissen, wie herzlich zufrieden ich mit unserm Aufenthalte hier bin!" „Unsinn, Frau Anna, gründlich verstimmt sind Sie zum Abschiede. Schade um all die milde Schön heit dieses Herbsttages, die Sie nun nicht genießen können!" „Was meinen Sie damit, Professor?" „Daß Sie in ganz falscher Stimmung sind, daß Sie ganz häßliche, kleinliche, verdrießliche Gedanken mit sich kerumschleppen. Diese wundervolle Harmonie von Wald und See hier draußen kann Ihnen ja gar keine rechte Herzensfreude machen, Frau Anna — weil Sie sich soeben wieder geärgert haben." (Fortsetzung folgt.)
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