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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190010135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001013
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-13
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.10.1900
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-Hangen nehmen und unschädlich machen können, aber eS war ihnen natürlich nur um den werthvollen Inhalt der Transportwagen zu thun, und so ließen sie selbst die gefangenen zwei Offmere und 53 Mann wieder laufen, nachdem sie alle brauchbaren Borräthe sowie sämmtliche Pferde, Ochsen und Maulthiere weg geführt und die für sie unbrauchbaren Wagen, 24 an oer Zahl, verbrannt hatten. Ferner nahmen sie das Hotchkiß-Feldgeschütz der Truppe nebst der ganzen Munition mit fort und ließen den Engländern nur zwei Gespanne zurück, damit die Verwundeten trans- portirt werden können. die vor 2b Jahren erfolgte Begründung de« Konser vativen Lande-vereinS, durch einen Konservativen Parteitag Ende November an einem durch den Vor- stand festzusetzenden Tage feierlich zu begehen, zu dem alle Konfervativen im Sachsenlande Zutritt haben und Einladungen zur Theilnahme an die konservative Reichstagsfraktion ergehen sollen. — (Aenderung der Ortstafeln!) Bekannt lich finden sich an den Eingängen der Dörfer, hie und da auch der Städte, sogenannte Ortstafeln, die über die politische Zugehörigkeit der Gemeinden und über die Behörden derselben nach Art der „stillen Portiers" Aufschluß geben. Seit einer Woche sind diese Auskunftsstellen aber — wir wollen dies selbst verständlich nur von denen sagen, die wir gesehen, deren eS aber eine größere Zahl ist — mit einem Fehler behaftet. Es ist der, daß sie noch Zwickau als den Sitz der maßgebenden Kreishauptmannschaft bezeichnen. Es fei hiermit Anregung gegeben, die nöthigen Aenderungen vorzunehmen. — Geringswalde, 11. Oct. Gestern Abend verunglückte tödtlich die Ehefrau des Brauereigehilfen Fischer, indem sie auf der sehr abschüssigen Brau gasse von einem geladenen Dünzerwagen, den eine andere Frau hinabfuhr, überfahren wurde. — In Rotheuacker (R. j. L.) ist am Sonntag nachmittag das Reißnersche Gut ein Raub der Flammen geworden. Es sind viele Vorräthe verbrannt, auch eine Anzahl Geflügel. Das Feuer ist durch Kinder verursacht worden, die mit Zündhölzern spielten. — Großes Jagdglück hatte dieser Tage Gemeinde vorstand Genäuß in Nonnewitz bei Pirna, indem er auf seinem Jagdreviere auf einen Stuß 5 Fasanen- hähne erlegte. Dies darf wohl als ein seltenes Vor kommniß bezeichnet werden. — Aus Dresden wird geschrieben: Wie schwer es in der jetzigen Zeit den vom Militär entlassenen Mannschaften wird, Arbeit zu erhalten, davon geben die Nachfragen bei den königlichen und kommunalen Behörden nach Arbeit Seitens dieser Mannschaften beredten Ausdruck. Ganze Trupps von Reservisten ziehen von Straße zu Straße und von Ort zu Ort, um Arbeit zu erhalten, und selbst diejenigen Mann schaften, die schon lange vor Beendigung der Dienst zeit Gesuche bei Behörden um Beschäftigung einreichien, können in den meisten Fällen nicht berücksichtigt werden. Die Bauthätigkeit liegt hier und in den großen Vororten fast gänzlich darnieder, und nur in seltenen Fällen gelingt es hier einem jungen Mann, Arbeit auf einem Neubau zu erhalten. Ueberall hört man von einer Einschränkung der Betriebe. Am meisten fühlbar ist dieser Umstand mit bei dem größten Verkehrsinstitute, der Eisenbahn. Dort fanden all jährlich zum Herbst Hunderte entlassener Reservisten für wiederum aus dem Eisenbahndienste zur Armee entlassene Arbeiter sofort Unterkunft und Verdienst, aber da die sächsische Staatseisenbahnverwaltung so gut wie gar keine Leute eingestellt, da eine durch greifende Vereinfachung des Betriebes stattgefunden hat, so ist auch diese Aussicht sür die Reservisten zu Nichte gemacht worden. Dasselbe Bild zeigt sich auch in den privaten Betrieben — überall keine Arbeit. Im Hinblick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit ist das recht zu bedauern, aber Aussicht auf Besserung dürfte vor der Hand jedenfalls nicht zu erwarten sein. — Das ist der unglückliche Zug nach der Groß stadt! Die Leute mögen nur auf das platte Land gehen, dort finden sie Arbeit genug. — Auf zwei Grundstücken der Stölpchener Flur bei Grotzeuhaiv ist durch Bohrungen ein Kohlen- flötz in der Mächtigkeit von 19 Metern, in der Qualität der Kohle an böhmische Braunkohle aus dem Duxer Becken heranreichend, und ein Kohlenflötz von 14 Metern Mächtigkeit in dem Augenscheine nach weniger reifer Güte aufgefunden. Gleiche Kohlen wurden neuerlich auch in Sella gebohrt. Die Kohlen- flötze liegen in Tiefen von anderthalb variirend bis 112 Metern Deckboden. Ein bekannter Großunter nehmer aus Dresden war bereits an Ort und Stelle. «»chßfche». Hohenstein - Ernstthal, 12. October 1900. «itttzeuuugv: von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- zegengeaommen uno eveutl. honor'rt. — Wie die Allg. Ev.-luth. Kirchenzeitung mit- theilt, ist nicht nur dem Grafen Joachim von Schön burg-Forderglauchau das PatronatSrecht entzogen worden, sondern auch dem katholischen Herrn von Schönburg auf Thammenhain. — Theater. Der Besuch des Theaters war gestern Abend, jedenfalls beeinträchtigt vom un günstigen Wetter einerseits, sowie durch den Vortrags abend im Kaufm. Verein, recht schwach. Es läßt sich aber nicht behaupten, daß die gestern nicht Erschienenen viel verpaßt hätten. Zur Aufführung kam „Die Logenbrüder". Der tolle Schwank ist von seinen Schöpfern Laufs u. Kraatz mit einer wirklich tollen Handlung, illustrirt durch verschiedene ziemlich freie Scenen, bedacht worden. Es wird etwa Folgendes dargestellt: Fabrikant Habelmann und Schwiegersohn erzählen ihren Frauen, sie wären Freimaurer, dem nach also Mitglieder einer „Loge". Beide unter sich halten sich gegenseitig natürlich auch für Freimaurer, wiewohl es Keiner von Beiden ist. Den beiden Ehemännern gelingt es denn auch, ihre Frauen trotz der mannigfaltigsten Zwischenfälle in diesem Glauben zu erhalten. Der Schluß ist nicht gerade logisch; Frau Habelmann leistet Abbitte für ihr Benehmen und ist doch in ihrem vollen Rechte. — Uebrigens kam es uns auch vor, als wenn sich die Darsteller, vielleicht in Anbetracht des wenig zahlreichen Besuchs, gestern Abend etwas gehen ließen. Dem Spiel fehlte manchmal das Impulsive, und da wir uns daran gewöhnt haben, daß die Mitwirkenden exakt sich ihrer Aufgabe entledigen, können wir nicht umhin, diese Erscheinung zu konstatiren. Einigermaßen erfolgreich war jedenfalls das Auftreten der Herren Grosche und Kraft (Fabrikant Habelmann und Schwiegersohn); sowie dasjenige der Frau Schmidt (Frau Habelmann). Die übrigen Damenrollen waren zu unbedeutend, um hier in Frage kommen zu können. !Vl. — Zur Lage des Zwickauer Kohlenmarktes berichten die Dr. N.: Die vielfach verbreitete Meldung, einzelne Werke des Zwickauer Reviers hätten für den 1. November eine Erhöhung der Kohlenprcise um 5 Prozent angekündigt, ist nach Auskunft hiesiger Händlerkreise unrichtig. Sie ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß am 1. October einige kleinere Werke mit den Kohlenpreisen um 5 Mk. pro Lowry aufgeschlagen sind. Für den November erwartet man hier keine Preiserhöhung, aber auch keinen Preis rückgang, da der Kohlenmangel in Folge des böhmi schen Streiks, des starken Bedarfs der Industrie und des Wagenmangels, nicht zum Gringsten aber auch in Folge des Grubenunglücks bei Dux, durch welches täglich 100 Lowries ausfallen, Formen angenommen hat, wie sie bisher nicht vorgekommen sind. — Der konservative Landesverein für das König reich Sachsen hielt Montag Mittag seine 25. ordentliche Generalversammlung im Vereinshause auf der Zinzen- dorsstraße in Dresden ab. Der Vorsitzende des Vereins, Geh. Hofrath Dr. Schober stelüe fest, daß die Mitgliederzahl des Landesvereins nicht unbeträcht lich zugenommen hat. Der Rechenschaftsbericht, der einen Ueberschuß der Einnahmen des Vereins über die Ausgaben nachwies, wurde durch die Anwesenden mit Befriedigung entgegen genommen. Bei der Neu- bezw. Ergänzungswahl des Vorstandes wurden die ausscheidenden und an Stelle des verstorbenen die durch eines der Vereinsmitglieder vorgeschlagenen neu zu erwählenden Mitglieder mittels Zurufs gewählt. Hierauf verschritt der Vorstand zur statutenmäßigen Neuwahl des Präsidiums, aus der als erster Vorstand der bisherige Vorsitzende, Geh. Hofrath Dr. Schober, als dessen Stellvertreter Geh. Hofrath Dr. Mehnert, als zweiter Vorsitzender Regierungsrath Frhr. v. Welck und als Schatzmeister Geheimer Kommerzienrath Konsul Menz hervorging. Die Generalversammlung beschloß, Loris ckeoumLNL verbindenden Brücke. Die Thore öffneten sich und die römische Wache trat heraus. Der Präfect, umgeben von römischen Feldherrn und ger manischen Fürsten, begrüßte den Kaiser mit der bereits mitgetheilten lateinischen Ansprache. Unter Fanfaren klängen und dem Gesänge „Salve Imperator" schritt man nun, unter Vorantritt von römischen, mit Kränzen geschmückten Knaben, die Blumen streuten und Weib rauchgefäße schwangen, durch die Vis triumpkalls, m welcher auf Schildern, welche an Säulenschästen be- festigt waren, der Kaiser und die Kaiserin gefeiert wurden. Der Zug bewegte sich dann durch ein Spalier von römischen Kriegern, welche Feldzeichen hielten, und von kranzgeschmückten Knaben bis vor ein provisorisch errichtetes Sacellum. Hier stanir eine größere Gruppe römischer Feldherren, Priester und Posaunenbläser. Zu beiden Seiten hatte die Fest versammlung Platz genommen, in welcher sich u. A. befanden: Staatssekretär Graf PosadowSky, Cultus- minister Studt, der kommandirende General v. Linde- quist, der Oberpräsident Graf Zedlitz-Trützschler, seiner der Leiter des ganzen künstlerischen Arrangements, Intendant v. Hülsen, Baurath Jacobi, Kurdirektor Baron Maltzan, Mitglieder der Reichs-Limes-Com- mission, Universitätsprofessoren, welche sich mit der römischen Alterthumswissenscbast beschäftigen, Gymna- sialdirettoren der Provinz, Senatoren des Museums, unter ihnen Prinz Albrecht zu Solms. Als der Kaiser vor dem Sacellum angekommen war, trat ihm ein Legat (Schauspieler Lesfler-Wiesbaden) entgegen u d hielt eine von Laufs gedichtete Ansprache. Nach den letzten Worten setzten Fanfaren ein, die Krieger schlugen auf ihre Schilder. Nachdem hierauf Baurath Jacobi um die Erlaubniß gebeten, mit der feierlichen Grundsteinlegung beginnen zu dürfen, verlas Dr. von Lucanus die von Theodor von Mommsen verfaßte lateinische Urkunde und unmittelbar darauf Minister Studt die deutsche Urkunde. Der Kaiser unterzeichnete beide Urkunden. Diese wurden in den Grundstein versenkt und der Stein nunmehr mit dem Handwerks zeug, das aus den Ausgrabungen stammt, zugemauert. Der Kaiser ergriff den Hammer und hielt mit lauter Stimme folgende Ansprache: „Der erste Gedanke am heutigen Tage schweift zurück in wehmuthsvollem Ge denken an Meinen unvergeßlichen Vater, Kaiser Friedrich III. Seiner Thatkraft, seinem schaffens freudigen Wollen dankt die Saalburg ihre Wieder herstellung. Gleichwie im fernen Osten der Monarchie die gewaltige Ritterburg, die einst die deutsche Cultur in den Osten einpflanzte, auf sein Geheiß wieder neu ei stand und nunmehr ihrer Vollendung entgegenschreitet, so ist auf den Höhen des Taunus wie ein Phönix aus seiner Asche emporgestiegen das alte Römercastell als Zeuge römischer Macht, ein Glied der gewaltigen ehernen Kette, die Rom um das gewaltige Reich legte u d die auf das Geheiß des einen römischen Impe rators, des Cäsar Augustus, der Welt dessen Willen aufzwang und die gesammte Welt der römischen Cultur öffnete, die befruchtend vor Allem auf Germanien fiel. So weihe Ich diesen Stein mit dem ersten Schlage der Erinnerung an Kaiser Friedrich III., mit dem zweiten Schlage der deutschen Jugend, den Heran wachsenden Geschlechtern, die hier in dem neuerstan denen Museum lernen mögen, was ein Weltreich be- - deutet und zum dritten der Zukunft unseres deutschen Vaterlandes, dem es beschieden sein möge, in künftigen Zeiten durch das einheitliche Zusammenwirken der Fürsten und Völker, ihrer Heere und ihrer Bürger so gewaltig, so fest und so maßgebend zu werden, wie es einst das römische Weltreich war, damit es auch in Zukunst dereinst heißen möge, wie in alter Zeit „Ovi8 romsnns sum", nunmehr „Ich bin ein deutscherBürger." — Bevor der Kaiser die Saalburg betrat, richtete der Bürgermeister Dr. Tettenborns Homburg eine Be grüßungsansprache an das Kais'erpaar, in welcher er sagte: „An der Stätte, an welcher Ew. Majestäten durch häufiges Verweilen heimisch geworden sind, er steht auf Ew. Majestät gnädigen Befehl zur pietät vollen Erinnerung an des hochseligen Kaisers Fried rich Majestät ein Bauwerk, welches der gesummten gebildeten Welt außerordentlichen Gewinn bringt, für uns insbesondere aber einen hervorragenden Anzieh ungspunkt bilden und die Entwickelung Homburgs gewaltig fördern wird." — An der korta äecumana wurde dann der Kaiser vom Präfecten (Schauspieler Schniner-Wiesbaden) mit einer lateinischen, vom Gymnasialdirektor Schulze verfaßten Anrede empfangen, die in deutscher Uebersetzung lautet: „Unter glückver heißenden Zeichen tritt ein, deutscher Kaiser, mit Deiner hohen Gemahlin in das auf Deinen Befehl erneute Castell Saalburg! Nichts Schöneres, nichts Größeres, nichts Erwünschteres, als Deine Ankunft, konnte uns zu Theil werden. Einen glücklichen AuSgang mögen alle Deine Unternehmungen zu Wasser und zu Lande haben, die Du zur Mehrung des Ruhmes des Reiche- planst. Der allmächtige Gott möge Dein Haupt un versehrt bewahren, möge bewahren Deine Gemahlin, Auguste Victoria, deren Name schon eine glückliche Vorbedeutung in sich schließt, und möge bewahren Deine Söhne und Dein Töchterchen, die unter dem Schutze Eurer Penaten die vortrefflichste Erziehung genießen. Doch nicht wage ich, o Kaiser, Dich länger zurückzuhalten. Wir bitten Dich, sei überzeugt, daß Du nirgends auf dem Erdkreis treuere, Dir ergebenere Menschen finden kannst, als die Bewohner de- Tau- nusgebieteS." Darauf fchritt der Kaiser durch da- Lager, während die vereinigten Gesangvereine eine Hymne anstimmten. Beim Betreten des PrätoriumS wurde der Kaiser von dem Legaten (Schauspieler Leffler-Wiesbaden) mit einer poetischen Ansprache be grüßt. Vor der eigentlichen Grundsteinlegung verlas im Prätorium Generalintendant v. Hülsen die in eine Mctallplatte eingravirte lateinische Urkunde, welche von Professor Mommsen verfaßt ist. Nach dem Kaiser thaten die Kaiserin und die übrigen Fürstlichkeiten, sowie die Umgebung die üblichen drei Hammerschläge. Während derselben sang ein Sängerchor eine griechische Hymne. Die Majestäten zogen eine große Anzahl der Anwesenden ins Gespräch. In gleich feier lichem Zuge wie beim Betreten des PrätoriumS begaben sich die Fürstlichkeiten unter Fanfarenklängen aus der Saalburg, von den außerhalb derselben befindlichen Menschenmassen jubelnd begrüßt. Den geladenen Gästen gab die Stadt im Saalburgrestaurant ein Frühstück. Der Kaiser sandte an Prof. Mommsen ein lateinisches Tele gramm. Gymnasialdirektor Schulze und Baurath Jacobi erhielten den Kronenorden dritter Klaffe, Bürgermeister Tettenborn wurde zum Oberbürgermeister ernannt. Während das Kaiserpaar nach Schluß der Feier die Saalburg verließ, stimmten die Sänger den Del phischen Hymnus an Apollo aus dem 2. Jahrhundert v. CH. an, welcher 1893 bei französischen Ausgrab ungen in Delphi gefunden, von Professor Gevaert entziffert und von Schar-Wiesbaden für Chor und Orchester gearbeitet ist. Der Hymnus wurde in griechischer Sprache gesungen. Mittag 1 Uhr trafin der Kaiser und die Kaiserin in Schloß FriedrichShof ein und kehrten Nachmittags nach Homburg zurück. Bei der Feier auf der Saalburg befanden sich in Begleitung des Kaiserpaares Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen, sowie Prinz und Prinzessin Friedrich Carl von Hessen. Als Vertreter des Aus wärtigen Amtes war der Gesandte in Luxemburg v. Tschirschky und Bögendorff vertreten. In einem Berichte des „B. L.-A." über die Feier heißt es noch: Als der Kaiser und sein Gefolge zum Prätorium gekommen waren, näherte sich das Fest seinem prunkvollsten Theile. Bunte, reich bewegte Bilder bieten sich dem Auge. Römische Jünglinge und Knaben streuen Blumen, die Edlen schreiten in feierlichem Zuge heran, die Priester entzünden auf den Altären die Feuer, Flammen und Rauch steigen auf, die Fanfaren schmetterten, die Sänger lassen ihr „Salve Imperator!" ertönen. Der Kaiser betritt das Innere des PrätoriumS. Der römische Legat verbeugt sich tief vor ih - und begrüßt ihn mit dem schwung vollen, von Laufs gedichteten „^.ve Lae8ar!" Der Kaiser steht allein vor dem Legaten, die anderen Fürstlichkeiten, die Kaiserin, Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen, Prinz und Prinzessin Fried rich Carl von Hessen stehen mehrere Schritte hinter dem Monarchen. Auf eichenbekränzten Stühlen lassen sich die Fürstlichkeiten nieder, nur der Kaiser bleibt vor dem Grundstein, neben welchem Hammer, Kelle, ein Faß mit Mörtel und ein Schreibzeug sich be finden, und hört stehend die von Mommsen verfaßte lateinische Urkunde an, die Lucanus, der Chef des Zivilkabinets, verliest. Nach der Feier drückte der Monarch den Wiesbadener Hofschauspielern Schreiner und Leffler, die den Präfecten und den Legaten in vortrefflicher markiger Weise gesprochen hatten, die Hand, sprach Herrn von Hülsen seine Befriedigung über den Verlauf der Feier aus und verließ mit den übrigen Fürstlichkeiten die Saalburg, vor deren Mauern die Menge ihm laute Ovationen darbrachte, In einem festlich charakteristischen Rahmen hat sich auf der Saalburg heute diese Feier abgespielt, die in ihren reizvollen, eigenartigen Aeußerlichkeiten dem Orte und der Bedeutung des Ereignisses entsprach, das als ein neuer Factor im modernen deutschen Culturleben, als eine Ehrung und Vereinigung alter und neuer Zeit angeseben werden kann. Homburg a. d. H., 11. Oktober. Das heute vom Kaiser an Professor Mommsen in Charlottenburg Tagesgeschichte. Da« Kaalburg-Fest. Aus Homburg v. d. H., 11. Oktober, wird gemeldet: Nachdem es in der vergangenen Stacht sehr tark geregnet hatte, lockte heute früh doch wahres Aaiserwetter zur Saalburg hinauf. Später bewölkte ich der Himmel und es blieb kühl, aber, oft von Sonnenblicken erhellt, hielt sich das Wetter bis zum Schluß der Feier. Als sich das Kaiserpaar von der Chaussee nach der Saalburg begab, schmetterten Fan- aren römischer Tubabläser von der die Thürme der Das Oorpus äslieli. Novelette von Reinhold Ortmann. 1. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Ein Mord, — das war gerade das rechte für Walter Karstedt's augenblickliche Stimmung. Er fühlte, daß nur eine außerordentliche Sensation im Stande sein würde, ihn dem Bann dieser dü^eren Schwermuth zu entreißen, die ihn nicht loslassen wollte, wie öfter sich auch wiederholen mochte, daß sie eines starken Mannes unwürdig sei. Ohne zu zögern, leistete er der an ihn ergangeneu Aufforderung Folge, und schon auf den ersten Blick konnte er sich überzeugen, daß der Gerichtsdiener ihm hinsichtlich der Aufregung des Herrn Raths nur die Wahrheit gesagt hatte. Der alte Herr, der in den Kreisen seiner Amtsgenossen zwar für einen prächtigen Menschen, doch nicht eben für ein Genie galt, ging mit großen Schritten auf und nieder und unterbrach diese nervöse Wanderung auch nicht, als er dem Eintretenden zurief: „Sie müssen sich sogleich bereit machen, Herr Referendar, mich als Protokollführer an den Thatort eines abscheulichen Verbrechens zu begleiten. Der Wagen wird in einer Viertelstunde kommen, uns abzuholen." „Ich bin zu Ihrer Verfügung, Herr Rath! Aber darf ich vielleicht fragen, um was eS sich handelt?" „Der Waldheger Birkner von der Königlichen Oberförsterei Neuhoff ist mit einer Schußwunde im Kopf todt aufgefunden worden. Ohne allen Zweifel ist der brave Beamte einem nichtswürdigen Wilddiebe zum Opfer gefallen. Die Leiche befindet sich noch an Ort und Stelle und es gilt, eine gründliche Besichtigung des Schauplatzes vorzunehmen. Während der Thäiig- keit meines Vorgängers sind einige ähnliche Schand- thaten leider unaufgeklärt und ungesühnt geblieben. Ich aber will nicht, daß man mir gleiche Mißerfolge nachsagen soll. Ich bin fest entschlossen, den Thäter zu entdecken, und ich rechne selbstverständlich auf die hingebende Mitwirkung aller dazu berufenen Organe." Obwohl Walter Karstedt der Meinung war, daß ein Protokollführer lediglich dazu berufen sei, Proto kolle zu führen, unterließ er doch nicht, den Landge- richtsrath seiner Bereitwilligkeit zu jeder von ihm ver langten Mitwirkung zu versichern und hatte die Ehre, als Anerkennung sür seinen Diensteifer einen kräftigen Händedruck des alten Herrn zu ernten. Die Gerichts-Kommission, die eine Viertelstunde später den unten harrenden Landauer bestieg, setzte sich aus dem Untersuchungsrichter, dem Staatsanwalt, einem Polizei-Kommissar und dem Referendar zu sammen, während der Gensdarm, der in der Frühe die Meldung von dem Leichenfund gebracht hatte, auf dem Bock neben dem Kutscher Platz nahm. Die Königlichen Forsten erstreckten sich bis hart an die Weichbildgrenze von K., und nach kaum einstündiger Fahrt sahen sich die Herren bereits nahe dem Ziel ihres unfreiwilligen Ausfluges. Der Oberförster er wartete sie an der Stelle, wo sie den Wagen verlassen mußten und übernahm die weitere Führung bis zum Thatorte. Walter Karstedt fühlte trotz seiner gesunden Nerven eine gewisse fatale Beklommenheit, als er am Rande einer kleinen Rodung des winzigen Hügels von Tannenreisern ansichtig wurde, unter dem sich deutlich genug erkennbar die Formen eines menschlichen Körpers bargen. Ein untergeordneter Forstbeamter war als Wache bei dem Toten zurückgelassen worden, um zu verhindern, daß etwa durch die Ungeschicklichkeit neu gieriger Gaffer etwaige Spuren des Verbrechers vor zeitig verwischt würden. Da aber die Kunde von dem Geschehenen noch auf wenige Personen beschränkt geblieben war, hatte sich bisher kein Unberufener ein gefunden, und man brauchte also in jener Beziehung keine Befürchtungen zu hegen. Der Befund war schnell genug in den vom Gesetz vorgeschriebenen Formen festgestellt. Die Tannenreiser waren von der Leiche entfernt worden, und voll tiefen Ernstes hatten die Herren vom Gericht auf den unglücklichen Waldheger niedergeblickt, der aller Wahrscheinlichkeit nach ein Opfer seiner treuen Pflichterfüllung geworden war. Der Erschossene war ein breit und kräftig gebauter Mann von etwa fünzig Jahren. Sein energisches, etwas brutales Gesicht und sein struppiger Bart ließen sein Aeußeres nicht gerade einnehmend erscheinen, aber das Mitleid, das die Anwesenden mit ihm fühlten, wurde dadurch natürlich nicht verringert. Der sofort nach der Auf findung zugezogene Arzt hatte bereits festgestellt, daß die Kugel in der Nähe des linken Auges in den Kopf gedrungen und auf der entgegengesetzten Seite am Hinterhaupt wieder herausgetreten war. Der Tod mußte nach seiner Erklärung fast unmittelbar er folgt sein. Von der doppelläufigen Flinte des Wald- Hegers, die dicht neben ihm lag, war der Kugellauf abgeschossen, während in dem anderen noch die Schrot ladung steckte. Der Beamte mußte also den ersten Schuß auf den angreifenden oder entfliehenden Wilderer abgegeben haben, wenn man nicht eben annehmen wollte, daß er sich mit der eigenen Kugel freiwillig den Tod gegeben. Für diese letztere Vermuthung war indessen nach den Mittheilungen des Oberförsters sehr wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden. Er gab dem Birkner das Zeugniß eines gewissenhaften und dienst eifrigen Beamten, der zwar hier und da ein Gläs chen über den Durst getrunken und sich durch sein oft recht rücksichtsloses Auftreten mancherlei Feind schaften zugezogen habe, dessen persönliche Verhält- nisse aber für die Annahme eines Selbstmordes durch aus keinen Anhalt ergaben. So kam es denn nur vor allem darauf an, eine Fährte zu finden, die zur Aufspürung des Mörders führen konnte. Daß es sich dabei nur um einen Wilddieb handeln könne, galt den Herren vom Gericht von vornherein als ausgemacht. Aber die Verhält nisse lagen hier besonders schwierig, wie immer in der Nähe einer großen Stadt. (Fortsetzung folgt.)
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