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Erscheint irden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei in's Hans. Anzeiger für Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf den: Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Gernernöe-Verrvcrltrrrrgen öer rrnrlregenöen Ortschaften Nr. 238. Sonnabend, den 13. October 1900. 50. Jahrgang. Bekanntmachung. Herr Theodor Paul Schreiber, Bauunternehmer in Glauchau, beabsichtigt in dem an der König-Albertstraße errichteten Wohnhausneubaue, Parz. Nr. 759W deS Flurbuchs für Hohenstein eine Kleinviehschlächtereianlage zu errichten Wir bringen dies gesetzlicher Vorschrift gemäß zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen jene Anlage bis längstens den 28. Oktober lfd. Js. bei uns anzubringen. Die Frist ist für alle Einwendungen, welche nicht auf Privatrechtstiteln beruhen, ausschließend. Hohenstein-Ernstthal, den 12. Oktober 1900. Der Stadtrath. »r. Polster, Bürgermeister. Rchtr. Bekanntmachung, Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betr. ' Für die nächstfolgenden beiden Sonntage, den 14. und 21. Oktober dfs. Js., wird die Verkaufs zeit in offenen Verkaufsstellen außer zu den bereits nachgelassenen Zeiten auch von 4 bis 6 Uhr Nachmittags gestattet Hohenstein-Ernstthal, den 12. Oktober 1900. Der Stadtrath. vr. Polster. Ws. Tie chinesische» Wirren. Auch heute fehtt es nicht an Anzeichen dafür, daß alle nach Frieden verlangenden Kundgebungen der chinesischen Regierung nur diplomatische Schachzüge darstellen, um Zeit zu gewinnen und inzwischen den Mächten immer weiteren Stoff zur Uneinigkeit zu liefern. So scheint jetzt der Kaiserliche Hof trotz der von den verschiedensten Stellen aus erhobenen Vor stellungen thatsächlich nach Singanfu aufgebrochen zu sein. Am 6. Okt. soll er bereits in Tschao-tschena, im Südosten von Schansi, angekommen sein. Daß den Kaiser oder vielmehr die Kaiserin und ihre Rathgeber, die zweifelsohne den Kaiser Kwangsü als Gefangenen mit sich führen, dazu die Furcht be wogen haben sollte, die verbündeten Truppen könnten über Poatingsu dem Hofe nach Taiyuenfu Nachfolgen, ist kaum anzunehmen. Wahrscheinlicher ist die Be gründung, die der chinesische Gesandte Wu in Washing ton mitgetheilt hat, daß nämlich das Hoflager in Schansi wegen Mangels an Lebensmitteln nicht länger hätie unterhalten werden können, da infolge anhalten der Dürre die Ernte mißrathen und die Provinz zu dem durch Boxerbanden, die der fremdenfeindliche Gouverneur Jühsien ins Land gezogen, hart mitge- nommen worden sei. Es ist nicht anzunehmen, daß die Mächte es ohne Widerspruch haben hingehen lassen, daß der chinesische Hof sich an einen Ort zuiückziehe, an dem Unter handlungen schwierig oder fast gar nicht zu führen sind. Die Mächte haben offenbar nachdrücklich auf der Forderung bestanden, daß der Kaiser nach Peking zurückkehre, denn sowohl Prinz Tschmg, wie Li-Hung- tjchang sind in Denkschritten an den Thron dahin vorstellig geworden. Li soll sogar, wie der „Morning Post" aus Shanghai telegraphirt wird, seinen Rath durch den Hinweis bekräftigt haben, daß die Ver bündeten in der Lage seien, die Zufuhr von Vorräten nach Scheust zu verhindern. Das ist ein sehr be- achtenswerther Wink, der vielleicht Eindruck machen wird und der geeignet ft, die Bedeutung der Zufuhr wege nach Singan vom Jangtsekiang aus in einem neuen Lichte erscheinen zu lassen. Werden auch diese W.'ge nach Schensi wie die vom Norden und Osten, die in den Händen der Verbündeten sind, verlegt, so könnte der chinesische Hof in Singan bald in dieselbe Lage gerathen, die ihn jetzt aus Schansi verweibt, und er könnte durch das elementare Mittel einer Aus- hungerung der Provinz, in die er sich geflüchtet, zur Rückkehr gezwungen werden. Tas sollen denn auch Juan - schi - kai und die Vicekönige des Jangtse dem Hofe vorgestellt haben. Es scheint durchaus nöthig, so meint der „Reichs- boie", daß sich Deutschland und die Verbündeten überhaupt noch auf eine sehr ernste Auseinander- setznstq mit China einrichten. Bisher gehen die friedlichen Verhandlungen hin und her, ohne daß sich aus ihnen mehr als Winkelzüge und Doppelzüngig keiten seitens der eigentlich.'» Machthaber Chinas, d'e vortrefflich die Eigenschaft des Papiers, daß es ge ¬ duldig ist, gegen die europäischen Diplomaten aus- zunutzen wissen, erkennen lassen. Der doppelte Boden )cs ostasiatischen Spiels bleibt dabei nach wie vo>, den Diplomaten eine „gute Miene" zu machen und gleichzeitig die Verschwörang gegen den europäischen Linfluß zu nähren und den militärischen Widerstand gegen die Verbündeten, der augenblicklich etwas zu sammengebrochen ist, neu und mehr im Innern zu reorganisiren. So liegt wenigstens der Thatbestand an Ort und Stelle, und aller diplomatischer Witz, den man in Europa übt, ist daran abgeprallt und hat nichts an seinem prekären Ergebniß zu ändern gewußt. Ein Gran militärischer Aktion, die den Chinesen morc8 zu lehren versteht, ist daher noch immer mehr werth, als ein Centner diplomatischer Noten und Verhandlungen. Die „Köln. Ztg." schreibt zu den widersprechen den Meldungen über die Bestrafung der Anstifter der Chinawirren: Nachdem der deutsche Vorschlag allent halben angenommen worden, sei es Sache der diplo matischen Vertreter, zu prüfen, ob die namhaft ge machten Personen die wirklich alleinigen Schuldigen seien, ob die über diese verhängte Strafe ausreiche und auch wirklich vollzogen werde. Das Blatt führt zahl reiche Namen auf, deren Träger unter den zu Be strafenden nicht genannt seien, deren Bestrafung aber gefordert werden müsse. Die militärische« Operationen. Tteutsiu, 11. Oktober. Gestern wurde hier folgender englischer Brigadebesehl ausgegeben: Graf Waldersee hat am 27. Septbr. den Oberbefehl über die verbündeten Truppen in Petschili übernommen. Bei der Befehlsübernahme äußerte er sich wie folgt: Es erfüllt mein Herz mit Stolz und hoher Freude, daß ich an die Spitze so ausgezeichneter Truppen ge stellt worden bin, die schon rühmliche Beweise ihres Hcldenmuthes gegeben haben. Wohl wissend, daß ich mit einer schwierigen Ausgabe betraut bin, habe ich doch die feste U beizeugung, daß es mir schnell und sicher gelingen wird, mit Hilfe der verbündeten Truppen das mir g setzte Ziel zu erreichen, jetzt, da diese Truppen unter einem einzigen Führer ver einigt sind. Wie weiter aus Tientsin gemeldet wird, habe sich Graf Waldersee geweigert, den Besuch Lihungtschangs zu erwidern. Der deutsche Feldmaischall werde in wenigen Tagen nach Peking aufbrechen. Der deutsche Flottenverein veröffentlicht folgende Nachricht aus Trku vom 9. d.: „Die Deutschen warten Verstärkungen in Tientsin ab. Dann erst sollen weitere Maßnahmen getroffen werden. Die deutsche Telegraphen-Verbindung zwischen Tientsin und Peking ist hergestellt. Am 12. Oktober wird eine größere Truppen-Abtheilung, be stehend aus deutschen, englischen, französischen und talienischen Truppen unter französischem Oberbefehl den Marsch von Tientsin nach Paotingfu antreten Gleichzeitig setzen sich wmi'chle Truppen von Peking ans unter englischem Oberbefehl in Marsch. Der Vormarsch bis zum Eiutreffen in Paotingfu wird eine Woche in Anspruch nehmen. Alsdann ist eine gemein same Aktion beider Heersäulen beabsichtigt." Ueber Tokio wird noch gemeldet, daß die ver bündeten Truppen am 12. Oktober ausrücken werden und daß vorher den deutsche Feldmarschall auf dem Rennplätze in Tientsin die Parade abnehmen würde. Im übrigen berichten heute zahlreiche Depeschen von der Zunahme der Wirren in allen Theilen des Reiches. Wir heben aus den Depeschen die wichtigsten im Folgenden hervor: Schanghai, 10. Oktober. Die Lage in Süd- China ist eine sehr kritische es wurde ein Angriff gegen zwei Handelsschiffe gemacht und dabei zwei Leute schwer verwundet. Der Distrikt Huna befindet sich im Auf- rühr. Ferner wollen englische Berichterstatter wissen, daß man sich in den südlichen Provinzen auf eine Wiederholung der Vorgänge gefaßt machen müsse, die im Norden zur Einnahme von Tientsin und Peking geführt haben. Nach Depeschen aus Hongkong erwartet man dort im November einen Aufstand der Triaden (Dreifaltigkeiis-Brüder), um die Mandschu-Dynastie zu stürzen. Sir Henry Blake erbat telegraphisch 10000 Mann aus Indien. 2000 chinesische Truppen wurden von den Bogue-Forts nach der Kaulungrenze geschickt, und ein deutsches Kanonenboot ging den Fluß hinauf. 5000 Aufständische sollen die chinesischen Truppen geschlagen haben und auf Hongkong marschtten. Zahl reiche Dörfer wurden geplündert. Reuters Bureau meldet ferner hieizu: Hongkong, 10. Oktober. Aus Samtschun wird gemeldet, daß der Admiral Ho mit 200 Mann chinesischer Truppen cingetroffen ist und daß noch 400 Mann der Einschiffung in der Deepbai harren. Der britische Torpedobootszeistörer „Otter" hat Befehl erhalten, nach der MirSbai zu gehen. Zwei Compag nien Bombay-Infanterie sind angewiesen, sich bereit zu halten, um zwei Stunden nach erhaltenem Befehl nach der Grenze gehen zu können. Die Lage im Süden Chinas bleibt also nach wie vor beunruhigend. Die Vicekönige haben bisher zwar die Fremden gegen alle Versuche der Aufrührer za schützen gewußt. Aber sie sind auch durchaus bedacht, alle fremden Truppen aus ihrem Machtbereich fern zu hallen, so daß die Lage der Europäer sehr leicht be denklich werden kann, zumal die Chinesen noch immer die Forts an den Flußmüdungen in ihrem B sitz haben. Der Morning-Post wird aus Schanghai vom 9. Ok tober gemeldet: Ter Taotai von Schanghai und der Vicekönig von Nanking erhoben Einspruch gegen die gestrige Kundgebung der fremden Truppen, welche bei den Chinesen den Glauben erweckte, daß die Erober- ung des Aisenals von Kianguan beabsichtigt sei. Die Vicekönige des Jangtse-Gebietes überreichten ferner den Consuln in Schanghai einen gemeinsamen Protest gegen die angeblich beabsichtigte Entsendung von Truppen nach Schantung. Die Vicekönige erklären, sie würden die Ausländer zu schützen missen, von denen bisher keiner ums Leben gekommen wäre. In Washing- ton ist eine Depesche des Generals Chaffee eingelaufen, wonach Li-hung-tschanz als Chef dec provisorischen Regierung in Tientsin die Rückerstattung von 278000 Dollars verlangt, die von den Amerikanern bei Zer- ^örung des Staatsschatzes erbeutet worden waren. Ein Kabcltelegramm des „L.-A." berichtet noch: Schanghai, 11. Oktober. Chang-weih-hong, der der Kaiserin-Regentin angerathen harte, die Boxer in die Armee auszunehmen, wurde zum Gouverneur der neuen Hauptstadt Singanfu, wo der Hof morgen eintreffen dürste, ernannt. In Hupeh wurde eire Ver schwörung unter den Taotais und Mandarinen ent deckt, die gegen das Leben Tschang-tschi-tungs gerichtet war. In Tschingkiang wurden aus derselben Veran lassung mehrere Verhaftungen und sogar Hinrichtungen vorgenommen. General Juan-schi-kai vermehrt ft ine Armee um 40000 Mann aus Furcht vor Deutschlands angeblichen Plänen in Schantung. Die Russen haben jetzt 40000 Mann in der Mongolei und Mandschurei, 3000 Mann in Tschili. Die Engländer und Russen halten Schan-hai-kwan gemeinschaftlich besetzt. Der „Nowoje Wremja" wird aus Wladiwostock vom 10. d. M. gemeldet, daß die Zahl der am Typhus Erkrankten unter den russischen Truppen in der Mand schurei gestiegen sei. Das Aerztepersonal in Wladi wostok und Nic lS, wo die Kranken, darunter auch Offiziere, sich befinden, wird vermehrt. Der Krieg um Transvaal London, 11. Oktober. Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Lydenbura vom 2. Oktober ge meldet: Die Buren beschossen gestern früh von 6 bis 7 Uhr das Lager Bullers bei Kcügerspost. Die britischen Truppen hatten nur wenig Verluste. Eine Abiheilung von 200 Mann Kavallerie verließ das Lager, um die Kanonen der Buren zu nehmen. Sie ritt vier Stunden lang nach vem Hügel, wo die Buren ihre Stellung inne hatten, doch als sie dort ankamen, fanden sie die Buren und deren Kanonen nicht mehr vor. Danach scheinen die Buren die nähere Umgebung von Lydenburg noch nicht ausgegeben zu haben. Was General Buller veranlaßt haben mag, am 6. Oktober diesen Ort zu verlassen und sich nach Süden zu be geben, wie gestern gemeldet wurde, bedarf noch weiterer Aufklärung. Ueberhaupt ist der Kleinkrieg im ganzen Transvaal im betten Gange. Einen merkwürdigen Eindruck macht auch die folgende, dem Reuter'schen Bureau zugegangene Meldung: London, 11. Oktober. Lord Roberts meldet vom gestrigen Tage aus Prätoria: Bei Kaapmuiden beim Uebergang über den Kaapfluß wurde gestern ein Eisenbahnzug zum Umstürzen gebracht; drei Mann wurden getödtet, ein Offizier und 15 Mann verletzt, sämmiliche gehörten zur 66. Batterie; außerdem wurden 40 Stück Vieh getödiet. Als Kapitän Paget von der Schützenbriqade mit 18 Mann und zwei Jngenievr- Osfizieren später an der Eisenbahnlinie vorgingen, um sich über den Schaden zu vergewissern, wurden sie von Buren, die auf der Lauer lagen, beschossen. Kapitän Stewart von der Schützenbrigade, der die Schüsse hörte, eilte mit 40 Mann zur Hilfe. Die Verluste waren sehr schwer. Kapitän Stewart und ein Mann wurden getödtet, Kapitän Paget, ein anderer Offizier und fünf Mann schwer verletzt, ein Jngenieur- Osfizier und 10 Mann aeriethen in Gefangenschaft. London, 11. Oktober. Lord Roberts tele- araphiert aus Prätoria: General Barton war am Dienstag im Norden von Krügersdorp mit den Buren in einen Kampf verwickelt. Die Buren ließen mehrere Tobte zurück, drei Buren wurden gefangen. Auf engliicher Seite wurden ein Offizier getödtet und drei Offiziere und elf Mann verivundet. London, 11. Oktober. Aus Lorenzo Marquez wird gemeldet: Präsident Krüger empfing an seinem Geburtstage zahlreiche Besuche, u. A. auch eine Deputation von Buren-Flüchtlingen, welche ihm ihre Glückwünsche überbrachte» und ein Rauchkäppchen dedizierten. Der Präsident dankie voll Rührung und setzte die Kappe sofort auf. Der holländische Dampfer ..Gelderland" wird heute in Lorenzo Marquez er wartet, um den Präsidenten abzuholen. * * * Wie viel der britischen Armee in Südafrika noch zu thun bleibt, das verrathen die gefärbten und ent stellten Meldungen, die das Hauptquartier nach London sendet. So ist in Lindley, der in den letzten Monaten mindestens zehnmal eroberten und wieder verlorenen Stadt des Oranjestaates, eine starke Burentruppe an gekommen und hat den Union-Jack wieder nieder geholt. Der Korrespondent des „Daily Chronicle" beschreibt die Leute wie folgt: „Das Kommando ist zusammengesetzt aus verzweifelten unverantwortlichen Strolchen (?). Sie haben Dum-Dum-Kugeln; viele tragen Khaki-Uniformen. Die Mannschaften und die Pferde sind in ausgezeichneter Verfassung. Sie sagen, sie könntens noch elt Monate aushalten." Als Lord Roberts über die Wegnahme eines britischen KonvoyS durch die Buren nach Hause berichtete, lautete seine Depesche nur dahin, daß der Feind den Transport der Durban-Volunteers in der Nähe von De Jagers- Diist „angegriffen" und der Truppe einige Verluste zuqesügt habe. Jetzt kommt d>e Meldung, daß diese Affaire sür die Engländer weit bedenklicher war, als zuerst offiziell dargestellt wurde. Der Angriff auf den Konvoy wurde von circi 500 Bu-en mit großem Elan ausaesüh t und überraschte die Volunteers voll ständig. Commandant C. Botha hatte seine Anordnung 'ü die Attacke so gut getroffen, daß die Engländer, obwohl sie bedeutend in de. Ueberzahl waren, sofort in die größte Verwirrung geriethen und fast ohne Widerstand, Hals über Kopf auSr'ss n. Die Buren hätten die ganze Begleitmannschaft leicht verfolgen und