Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000826
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-26
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.08.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1. Vellage Sonntag, den 26. August 1900 Nr. 197 ie n aus einem n a n n u n be- un^' der dec der Die die darauf abgegeben war, hineingegangen, von Raum zu Raum zurückgetrieben und niedergemacht wurden. Die Engländer auch noch einen Todten und mehrere Als dies Gebäude genommen war, sand einem anderen die Geschütze, von denen Schnellfeuer wo die Kerle rücksichtslos hatten dabei Verwundete, ich bald in § n s ir h d Die Einnahme von Tientsin. Die „Lübeckischen Anzeigen" entnehmen zerstören. Ein gewaltiges Feuer rast jetzt in kaiserlichen Stadt, augenscheinlich im Palast. Generäle verweigern jede Erklärung, warum sie kaiserliche Stadt schonen. London, 24. August. Man telegraphirt Die chinesische» Wirre». Auch heute sind weitere Einzelmeldungen über die diese Mißerfolge macht sich jetzt in drakonischen und barbarischen Maßnahmen gegen die Burenbevölkerung Lust, die weder mit dem Völkerrecht noch mit der Humanität in Einklang zu bringen sind. Wider Völkerrecht und Menschlichkeit wird aber auch anderswo gefrevelt als in China. Sohn des Gesandten, Peiang-Kathedrale im eine Besatzung von 30 befand, die seit dem befindet. Am 16. früh wurde die Norden der Stadt, in der sich Franzosen und 10 Italienern , dec mit einein Kruppschen Schnellfeuergeschütz und , nach heißem Jnfanteriefeuer wieder zurückgeschlagen wurde. Leider hatten wir mehrere Verwundete und der italienische Leutnant, der sich mit seinen Leuten unter meinem Commando gestellt hatte, fiel tödlich getroffen. Die Chinesen schossen brillant. Die nächsten Tage beschossen sie unsere Stellung auf dem Wall in der Flanke und im Rücken derartig, daß wir sie nicht hätten halten können, w.nn gleichzeitig ein An griff in der Front erfolgt wäre. Glücklicher Weise geschah dies nicht, und ich ließ Traversen und Rücken deckungen Herstellen, wodurch unsere Stellung befestigt wurde. Andauernd aber kamen Beunruhigungen durch starke Truppenmassen vor unserer Front, so daß die Mannschaften Tag und Stacht nicht von ihrem Platz auf dem Wall herab dursten, da wir so gering an Zahl waren, daß kein Mann fehlen durfte. Schlaf kannte Keiner mehr, dabei bei Tage die kolossale Hitze! Es waren furchtbare Stunden! Fortwährend in Spannung und Aufregung unter heftigem Geschütz- und Gewehrfeuer; Munition und Proviant wurden knapp, Fleisch gab es schließlich gar nicht mehr, man lebte von Reis, Erbsen und Bohnen, ab und zu eine Dose Conserven. Dabei keine Nachrichten, weder von Taku noch Peking. Die Stadt brannte an verschiedenen Stellen, Nachts war alles durch die vielen Brände hell erleuchtet, auch die Dörfer ringsherum brannten, — es sah schaurig aus. Die französische Niederlassung, welche zunächst der Chinesenstadt liegt, war nur noch ein Trümmerhaufen. Im Consulat hatten sich die deutschen Familien zusammengeflüchiet; es sah dort wüst aus, dabei die angstvollen Gesichter und, wenn ich mich mal zeigte, die Fragen, mit denen man bestürmt wurde. Ich suchte zu trösten, so gut es ging, und doch schien auch mir selbst die Lage untröstlich, verzweifelt. Kam nicht schnell Entsatz, so fiel Tientsin und die schrecklichsten Greuelscenen würden sich abspielen. Am 23. Morgens wurde unS gemeldet, auf unserer Seite, die nach Taku zu lag, wären große Truppen massen im Anmarsch. Es kam aber ein heftiger Staubwind auf, der jede Aussicht verhinderte. Ich ließ sofort die Alarmstellungen einnehmen und schickte zu den Engländern um Verstärkungen, denn ich nahm an, eS wären die chinesischen Truppen aus Lubai. Alles lag mit Gewehr im Arm bereit auf dem Wall Die Nicht blieb Alles auf den Wällen in ge- !p-nn1r Erwartung, doch es kam nichts. Am nächsten Morgen aber begann das Bombardement mit er neuter Heftigkeit, und gleichzeitig erfolgten heiße An griffe auf die Stellungen der Russen am Bahnhofe, den diese mit großen Verlusten tapfer vertheidigten. Nachmiltags kam ein Angriff von großen Borer massen auf unsere Seite, der nach einstündigem Kampfe zurück ieschlagen wurde. — Den nächsten Tag folgte ein Angriff mit Geschützen von der Militärschule aus, ringer, es gab dort genug zu thun und zu kämpfen. Gleich am selben Mittag fing bereits das bei der Chinesenstadt gelegene Fort an, die Stadt mit Granaten und Shrapnells zu beschießen. Gegenüber meiner Bertheidigungslinie am anderen Ufer des Flusses lag die chinesische Militärschule, in welcher 6 neue Krupp sche Schnellfeuerkanonen und eine Menge Gewehre neuesten Modells lagerten. Da auch noch 80—100 vorzüglich ausgebildete Mandschu-OffizierSschüler dort sein sollten, so war die Lage des mit Wällen umgebenen großen Complexes meiner ungeschützten Linie gegenüber äußerst ungemüthlich. Ich beschloß deshalb gleich Vormittags, am Nachmittag die Schule zu nehmen und wenigstens die Waffen unbrauchbar zu machen? Meiner Führung schlossen sich noch 50 englische See soldaten, 40 Oesterreicher und 20 Italiener an. Gerade um r/z3 Uhr, als sich die Truppen ver- ammelten, begann ein furchtbares Granatfeuer, und >enau bei unserem Platze schlugen die Geschosse ein. Jetzt hieß es schnell machen. Im Laufschritt ging es an den Fluß und mit dort liegenden Booten hinüber! Ohne einen Schuß zu thun, gelangten wir über die Wälle und durch das Thor. Ich ließ sofort die Thore schließen und, dem Plane entsprechend, die Ge bäude umstellen. Die Mandschu-Schule war ver- barrikadirt, und als ich die „Irene"-Mannschaften vorschickte, um die Thore zu öffnen, fiel gleich ein Mann, von einer Kugel durch die Brust getroffen, todt zu Boden. Gleichzeitig erhielten wir von ver schiedenen Seiten heftiges Gewehrfeuer. Jetzt ließ ich durch unstre Leute und die Eng länder die Mandschu-Schule stürmen, die Thüren und Fenster wurden eingeschlagen, und nachdem ein starkes Ter Aufenthalt des Gros der Chinesen ist nicht kannt, man glaubt, sie begleiteten die Kaiserin den Hof. Im R«cke» der N»rdS«dete«. Ueber die Bedrohung der Verbindungslmie ihnen zur Verfügung gestellten Briefe des Kapitäu- leutnants Kühne folgende lebensvolle Schilderung: S. M. S. „Iltis". Tongku, 7. August 1900. Endlich einen Augenblick Ruhe, ein Aufathmen nach all' den bösen Stunden! — Seit einer Woche bin ich wieder aus Tientsin zurück und habe das Commando des „Iltis" übernommen. An den ver gangenen Monat werde ich ewig zurückdenken! Wir hielten es alle für ausgeschlossen, daß Tientsin sich so lange würde halten können, und daß ein Entsatz recht zeitig eintreffen würde. Die ganze Zeit von meinem Einzuge in Tientsin am 5. Juni bis zu meinem Fortgang am 29. Juni beschreibe ich später ausführ lich in meinem Tagebuche, für heute nur kurz die Belagerungswoche. Die Ereignisse traten völlig unerwartet ein, und auch vor einem Monat glaubte Niemand, daß es so ernst werden würde. Vor allen Dingen hat sich jeder in den Chinesen gründlich getäuscht. Wer hätte es >enn für möglich gehalten, daß die Kerle europäische Truppen so hartnäckig angreifen würden, daß sie sich o schneidig vertheidigen und so brillant schießen würoen, wie es nachher der Fall war? Als ich am 17. Morgens noch durch Telephon die Nachricht von der Einnahme der Taku-Forts er hielt und zugleich, mit welchen Opfern dieselbe erkauft war, da ahnte ich, was uns in Tientsin blühen vürde. — Ueber die Einnahme dec Taku-Forts werdet hr wohl in den Zeitungen gelesen haben und wissen, welche, von allen Nationen unumwunden anerkannte Heldenthaten der kleine „Iltis" geleistet hat. Leider kostete es uns einen lieben Kameraden, und der tapfere Commandant wurde schwer verwundet. — Gottlob geht es ihm dauernd besser und erholt er sich in Jokohama. Aber wie sieht unser schönes Schiff aus! 15 Granattreffer von 12 bis 24 Ceutimeter Kaliber haben es furchtbar mitgenommen und zerschossen. Ja, Ihr Lieben, so leid eS mir thut, das Gefecht an Bord ' nicht mitgemacht zu haben, so ist es doch vielleicht i eine Fügung Gottes gewesen, denn gerade dort, wo > immer mein Hauptaufenthaltsort während des Gefechts war, sind die meisten Granaten eingeschlagen und haben Alles zertrümmert. > Nun in Tientsin war meine Aufgabe nicht ge- Peking vom 18. August: Die verbündeten Truppen griffen heute die Käiserstadt an und räumen jetzt darin auf. Prinz Tuans Palais wurde von den Verbündeten niedergebrannt. Erwähnt sei schließlich noch eine Depesche des „Wölfischen Telegraphen-Bureaus" aus Amoy: Berlin, 24. August. In der weiteren Um gegend Amoys sind zahlreiche Stationen amerikanischer und englischer Missionen kürzlich vom Pöbel nach vor hergehender Plünderung durch Feuer zerstört worden. In der Nacht auf heute ist in der Stadt ein kleiner japanischer Tempel verbrannt worden. Der japanische Konsul ließ zum Schutze seiner Landesangehörigen Marinesoldaten landen. Ueber die Verluste ver Fremden während der zweimonatigen Belagerung in der britischen Ge sandtschaft berichtet folgendes Privattelegramm: London, 24. Aug. Dem Daily Expreß wird aus Peking telegraphier: In den Leg.tionen sind alle wohl, die gesammten Verluste derselben waren 70 Todte und 145 Verwundete. Sechs Damen starben an Erschöpfung während der Belagerung, sonst starb niemand, doch gab es viele Krankheit unter den Ein geschlossenen. Nur ein kleiner Bruchtheil der chine- fischen Truppen kämpfte hier gegen die Verbündeten. Aus Tientsin, 21. August, wird gemeldet: Kapitän Pohl ist mit dem Matrosen-Detachement am 18. August in Peking eingetroffen. Gestei n befand sich das deutsche Seebataillon in Hosiwu. Zur Lage in Peking berichten im Uebrigen noch nachstehende Depeschen: Paris, 24. August. Nach einer Privatmeldung protestirte der russische Truppencommandant gegen den Beschluß seiner englischen, amerikanischen und japanischen Kollegen, welche nach der Flaggenhissung auf dem Kaiserviertel dieses nicht occupiren wollten, bevor die Regierungen diese fol.enschwere Maßnahme gebilligt hätten. Der russische Protest war damit begründet, daß Rußland sich in regelrechtem Kriege mit China befinde, daß eine besondere Vollmacht zur Occupirung eines eroberten Platzes demgemäß über flüssig sei. Loudou, 24. August. „Lassans Bureau" wird unterm 15. August Abends aus Peking telegraphirt: General Caffee sagte heute, die Generale hätten be schlossen, daß die Chinesen genug bestraft seien und daß es unklug sein würde, die kaiserliche Stadt zu habe keine amtlichen Nachrichten. Seit zwei Tagen sei er ohne authentische Information, wo der Kaiser und die Kaiserin seien. Er vermuthet, daß sie sich noch in Schansi befinden. (?) Der Privatsecretär des Gesandten erklärte, daß noch keine Antwort Salis burys auf das Friedensvermittelungsgesuch Lihung- tschangs erfolgt sei. Auf die Frage, ob er noch mit seiner Regierung in Verbindung stehe, anwortete er: „Ja, ich kann noch Mittheilungen an den Kaiser ge langen lassen, wenn auch nicht direct. Ich thue es durch Vermittelung hoher Beamten im Süden." Aus > die Frage: „Haben Sie directe Informationen, daß Lihungtschang offiziell zum Friedensunterhändler er nannt ist?" antwortete der Secretär: „Ja, wir wissen, daß der Kaiser ihn durch ein kaiserliches Edict auto- risirte, in Verhandlungen mit den Mächten einzu- reten." — Es ist auffallend, daß der Gesandte Lo- eng-luh immer nur von dem Kaiser spricht, mit dem er in indirekter Verbindung sei, nicht auch von der Kaiserin. Die chinesische Telegraphenverwaltung er- klärt, daß das Land nördlich von Tsinanfu derartig, in Aufregung ist, daß der Kurierdienst eingestellt - werden mußte. Das Kabel zwischen Tschifu und Taku ' arbeitet, doch ist der Landdienst mit Tientsin unter- ' brachen, Telegramme nach Peking müssen per Adresse „Commandant des Takuforts" aufgegeben werden. In der Nähe von Tientsin fanden Gefechte statt. Die Straße nach Peking ist für Boten unsicher. * » Aus Wilhelmshöhe telegraphirte Kaiser Wil helm an den Secretär der Gesandtschaft v. Below: „Es freut Mich zu erfahren, daß Sie die schwere Zeit, welche hinter Ihnen liegt, mit Gottes Hilfe glücklich überstanden haben. Ich spreche Ihnen und den über lebenden Mitgliedern der Gesandtschaft Meinen herz lichen Glückwunsch zur Errettung aus den großen Gesahren aus, in denen Sie Alle geschwebt, und zu deren Abwendung Sie Alle muthig mitgewirkt haben. Zur Belohnung für Ihr tapferes Aushärren verleihe Ich Ihnen den Rothen Adler-Orden vierter Classe mit Schwertern und bitte Sie, Anträge zur Decan- rung der übrigen Mitglieder der Gesandtschaft ein zureichen." Zur Abreise des Grafe» Maldersee werden in Ergänzung der bisherigen Mittheilungen einige interessante Details in solgender Depesche be richtel: Neapel, 24. Aug. An den Wänden der von Beginn der Belagerung mit den übrigen Fremden keine Verbindung mehr hatten, von Japanern und Franzosen entsetzt. Die Vertheidigung der Kathedrale war höchst heldenmüthig. Die kaiserliche Stadt wurde von combinirten Streitkräften angegriffen, die jetzt die Stadt vom Feinde säubern, und das Palastgebäude mit internationalen Wachen besetzten, um Plünderungen zu verhindern. ß M vom 23. d. Mts.: Der Feind hat zwei große Lager mit Cavallerie im Südwesten. Alle hiesigen Truppen erhielten heute Nachmittag Marschbefehle. Es wird ein Gefecht erwartet. Die Verbindungslinie mit Pe king ist in keinem befriedigenden Zustand, und die zur Verfügung stehende Truppenmacht, welche dieselbe hält, ist unzureichend. — ES ist möglich, daß das Gefecht, das nach dieser Meldung erst erwartet wurde, inzwischen bereits stattgefunden hat und daß sich da rauf die bereits mitgetye'lte Meldung des amerikani schen Admirals bezog, wonach 8 Meilen von Tientsin etwa 1000 Chinesen mit einem Verluste von 100 Mann auseinander getrieben wurden. * * * Ueber eine Unterredung, die ein Vertreter der „Central News" mit dem chinesischen Gesandten Lo- feng-luh in London hatte, wird telegraphirt: Lo»bv», 24. Aug. Der Gesandte erklärt, er ich die Verschlüsse herausnehmen und in den Fluß werseu ließ. Alles war nagelneu und in tadelloser Ordnung, alles deutsche Waffen, vergoldete Cavallerie- säbel und Jnfanteriedegen aus Solingen und eine Menge Gewehre IVl/88. — Jeder nahm, io viel er tragen konnte — da erhielt ich Meldung, daß an unserer Front von den Wällen sich chinesische Truppen zeigten, und da unsere Linie nur sehr schwach besetzt Ivar, mußte ich schleunigst zurück, nachdem wir noch das Gebäude in Brand gesteckt hatten. — Im Lauf- in Peking eingetroffenen Detachements meldet Standard aus Tientsin ohne Datum über Shanghai der rechte Mann auf den rechten Platz kommt. Mit unverkennbarer Nervosität verfolgt man die Weiterentwicklung der chinesischen Frage an der Seine und an der Themse. In Frankreich ist man überhaupt mißvergnügt über das antichinesische Konzert der Mächte, weil man aus Anlaß dieser gemeinsamen Action, in der sich so vielerlei widerstreitende Interessen bemerkbar machen, eine Abkühlung des russisch-franzö sischen Bündnisses befürchtet. Ist es doch charakteristisch, wie man in Frankreich mit komisch wirkender Eifer sucht jede Aeußcrung des Einverständnisses zwischen Deutschland und Rußland verfolgt. Aus dieser Stimmung heraus erklärt es sich, wenn jetzt wieder in den französischen Blättern der Besuch des Zaren von Rußland in Paris umherspukt und diese Blätter, wie fast alljährlich, sich mit dem bekannten Spiel die Zeit vertreiben: Kommt er oder kommt er nicht? Andere Gründe liegen der Nervosität zu Grunde, mit der man in England die Entwicklung der Dinge in China betrachtet. Einmal ist der Engländer überhaupt kein Freund des Kollectivvorgehens, eines gemeinsamen Fischzuges, denn John Bull, der von dem Standpunkt ausgeht, „Erft komm' ich, dann nochmal ich und dann kommst Du noch lange nicht!" fischt gern allein und im Trüben. Dazu kommt aber, daß die Rolle, welche die Engländer in China spielen, durch den Gang der Ereignisse in Südafrika eine starke Beeinträchtigung erfahren hat. Die Engländer haben alle Kräfte angestrengt, um für die Dinge in China ihre Hand in Südafrika frei zu bekommen, aber diese Bemühungen sind bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die Burenführer Dewet und Botha sind eigensinnig genug, sich von den Engländern nicht sangen zu lassen, sondern den Guerillakrieg mit solchem Eifer und Erfolg fortzusetzen, daß, wie man jetzt auch in England eingesteht, noch kein Ende desselben abznsehen ist. Die ohnmächtige Wuth über Europas usw." und „Niemand zu Liebe, Niemand zu Leide." Die Bilder tragen das Datum l8. 8. 1900. Sämmtliche Passagiere erster Classe mußten auf ihre Plätze an Bord der „Sachsen" verzichten, um Raum für die fremden Generalstabsattachce? zu schaffen. Sie erhielten vom Lloyd das doppelte Fahrgeld zurück erstattet und Tagegelder bis zur Ankunft des nächsten Dampfers. So erhielt ein Herr, der nach Singapore wollte, eine Entschädigung von 7000 Mk. Politische Wochenschau. Die Lösung des chinesischen Problems ist um einen erheblichen Schritt weiter gerückt, aber es gehörte ein überschwänglicher Optimismus, der in der Politik keinen Platz finden darf, dazu, um sich dem Wahn hinzugeben, daß das komplizirte Problem damit gelöst sei. Die Einnahme Pekings, deren erfreuliche Folge die lang und bang ersehnte Befreiung der in Peking eingeschlossenen Gesandten und der übrigen Fremden war, ist mit Fug und Recht überall in der civilisirten Welt mit Genugthuung und mit Jubel begrüßt worden, aber die Freude, welche diese frohe Kunde allüberall verbreitete, konnte doch darüber nicht hinwegtäuschen, daß wir es auch hierbei nur mit einer, wenn auch noch so bedeutsamen Episode der komplizirt-n chinesischen Haupt- und Staatsaktion zu thun haben. Ja, wenn man das chinesische Problem von dem vollauf berechtigten Standpunkt aus betrachtet, daß feine glückliche Lösung in erster Linie, wenn nicht allein von der absoluten und rückhaltslosen Einig keit der Mächte abhängt, dann könnte man, sogar ohne Pessimist zu sein, zu der Ansicht kommen, daß die Einnahme von Peking und die Befreiung der dort Eingeschlossenen zur Lösung des chinesischen Problems nichts beigetragen haben. Denn die gemein same Gefahr, in der die Angehörigen aller Nationen in Peking schwebten, war ein gemeinsamer Bindekitt, der das Konzert der Mächte zusammenhielt, und wir wollen nur hoffen, daß die Einigkeit auch nach dem Fortfall dieses Bindekitts vorhält. Es mag gefühllos klingen, wenn wir diese nüchterne Betrachtung an die Befreiung der Gesandten knüpfen. Aber eine Be trachtung, die angesichts jener Freudenbotschaft viel leicht brutal geklungen hätte, kann etliche Tage nach dem Ereigniß selbst bereits zu einer unabweisbaren Pflicht geworden sein. Eine politische Wochenschau hat die Ereignisse des Tages nicht vom Standpunkt des Tages, sondern von dem der Woche aus zu be- urtheilcn, und diese Beurtheilung lehrt uns, daß die Befreiung d:r Gesandten, wie sehr uns dieselbe auch vom menschlichen Standpunkt mit Freude erfüllen mußte, doch für die Lösung des chinesischen Problems wenig bedeutete. Man darf auch nicht vergessen, daß mit der Be freiung der Gesandten nur ein Punkt des Programms der Machte in China erledigt ist, und daß die beiden schwierigeren Punkte uns noch bevorstehen, nämlich Genugthuung für die von den Chinesen begangenen schreienden Verletzungen des Völkerrechts zu fordern und Garantiecn zu schaffen, daß sich derartige Verletzungen des Völkerrechts und der Menschlichkeit nicht mehr wiederholen. Das ist aber ein umfassendes Programm, von weitgehender militärischer und von noch weiter gehender diplomatischer Bedeutung. Es ist deshalb auch nur scherzhaft zu verstehen, wenn Graf Waldersee bei seiner Durchreise durch München das Wort sprach, wenn das so fortgehe, komme er zu spät nach Peking. Wir zweifeln nicht daran, daß es in China für die deutschen Truppen, die zum Theil, wie die Seebataillone, bereits in China eingetroffen, und zum anderen Theile dorthin unterwegs sind, noch genug zu thun geben wird, wenn wir auch hoffen wollen, daß die nothwendige und keineswegs leichte Arbeit, die Chinesen zur Ruhe zu bringen und im Zaum zu halten, sich als eine möglichst unblutige erweisen wird. Jedenfalls haben die begeisterten Kundgebungen, unter denen sich die Abreise des Grafen Waldersee von unserem heimischen Boden vollzog, gezeigt, wie allgemein die Ueber- zeugung verbreitet ist, daß mit dem Grafen Waldersee Erstürmung Pekings nachzuholen. Der Direktor der Russisch-Chinesischen Bankabtheilung in Peking be richtet unter dem 14. August: Nach einer zweimonatigen Belagerung sind wir heute befreit worden. Im Ganzen sind 75 Mann gefallen und 120 verwundet, darunter 7 Russen. Die Russisch-Chinesische Bank ist von den Boxern zerstört worden. Nachträglich wird berichtet, daß sich unter den bei der Einnahme von Peking Verwundeten der Flottenjunker von Giers, ein WHm-CriiHM TiMÄ Amtsblatt Waldersee auf dem Dampfer „Sachsen" bewohnten Räumlichkeiten hängen die bekannten Bilder des Kai-!>chritt ging es zu unseren Wällen. Hinter den Dörfern sers mit seiner eigenhändigen Unterschrift: „Völkerfsah ich dort sich größere Truppeiimassen bewegen, aber ein Angriff erfolgte nicht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)