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Erscheint leben Wochentag abends für den folgenden Tag und tostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreifen. Anzeiger für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengruud u. s. w° für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcrn aller Genreinbe-Verrvaltungen der rriirlregenöeir Ortschaften Dienstag, den 9. October 1900 Nr. 234. !.tt IIINEMMWWWW 50. Jahrgang Bekanntmachung. Nachstehend wird für hiesigen Ort eine Bekanntmachung der Königlichen AmtShauptmannschast Glauchau vom 21. September dieses Jahres bekannt gegeben. Gersdorf, am 3. Oktober 1900. Der Gemeinde-Vorstand. Göhler. Ruhezeit in offenen Verkaufsstellen nnd 9-Uhr-Ladeufchlutz betr. In offenen Verkaufsstellen und den dazu gehörigen Schreibstuben (Kontoren) und Lagerräumen ist den Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern vorbehältlich der Ausnahmen in 8 139 V der Reichs gewerbeordnung nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10 Stunden zu gewähren. Innerhalb der Arbeitszeit muß den Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern eine angemessene Mittags pause gewährt werden. Für Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter, die ihre Hauptmahlzeit außerhalb oes die Verkaufsstelle enthaltenden Gebäudes einnehmen, muß diese Pause mindestens ein und eine halbe Stunde betragen. Bon 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens müssen, vorbehältlich der in 8 139 e Abs. 2 der Reichsgewerbeordnung vorgesehenen Ausnahmen und, ohne daß die Bestimmungen unter 4 dadurch berührt werden, offene Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschloffen sein. Die beim Ladenschluß im Laden schon anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden. Während der Zeit, wo die Verkanfsstellen geschloffen sein müssen, ist das Feilbieten von Waaren ans öffentlichen Wegen, Straffen und Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten oder ohne vorherige Bestellung von Hans zu Haus im steheudeu Gewerbebetriebe (8 42 5 Abs. 1 Ziffer l der Reichsgewerbeordnung), sowie beim Gewerbebetriebe im Umherziehen (8 55 Absatz 1 Ziffer 1 der Reichsgewerbeordnung) verboten. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften sind nach 8 147 Abs. 1 Ziff. 1, 8 148 Abs. 1 Ziff. 8, 8 149 Abs. 1 Ziff. 7 n, 8 150 Abs. 1 Ziff. 2, 8 146 Abs. 1 Ziff. 2 und 8 146 a der Reichs- gewerbeordnung strafbar. Glauchan, am 21. September 1900. Die Königliche Amtshauptmannschast. Reg.-Nr. 1232, ll. (gez.) Gbmeirr. P. Bekanntmachung. Lohnzahlungsbiicher für Minderjährige betr. In Fabriken, sür welche besondere bundesräthliche Bestimmungen über Lohnbücher und Arbeits zettel auf Grund von 8 114 n Absatz 1 der Reichsgewerbeordnung nicht erlassen worden sind, ist für jeden minderjährigen Arbeiter sofort ein Lohnzahlungsbuch auf Kosten des Arbeit gebers, welches den Namen, die Unterschrift deS Arbeiters, seinen Geburtstag, -Jahr und -Ort, sowie Namen und letzten Wohnort seines gesetzlichen Vertreters enthalten muß, einzurichten. In das Lohnzahlungsbuch ist bei jeder Lohnzahlung der Betrag des verdienten Lohnes einzutragen; es ist bei der Lohnzahlung dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter auszuhändigen und von dem Empfänger vor der nächsten Lohnzahlung zurückzureichen. Auf die Eintragungen selbst finden die sür Arbeitsbücher geltenden Bestimmungen in 8 m Abs. 2—4 der Gewerbeordnung Anwendung. Gersdorf Bez. Ehmtz., am 3 Oktober 1900. Der Gemeinde-Vorstand. Göhler. Antz- und Brennholz - Auktion auf Oberwaldenburg-Rüsdorfer Revier. l. In der Restauration „zum Wind" in Wüstenbrand sollen Mittwoch, den 10. Oktober 1900, von Bormittags s Uhr an, die in Langenberger Höhe Abth. 1 bis 8 aufbereiteten 1 Rm. L.-Brennfcheite, i 48 Wllhdt. N.-Brennreisig, 1 - N.- - I 2 Plätze anstehende Stöcke; 41 - N.-Brennrollen, I II. in der Restauration „zur Windmühle" in Hohenstein-Ernstthal Mittwoch, den 17. Oktober 1900, Vormittags 0 Uhr, 744 N.-Stämme 10/22 cm Mttst., 22 - - 23 u. m. - 288 - -Klötzer 10/22 - Oberst., 3 - - 23/29 - 3,,o Hdt. N.-Stangen 2/4 cm Unterst., 18,»o - - - 5/9 - 8,gg - - - 10/15 - 1 Rm. N.-Brennscheite, 87,g» Wllhdt. N.-Brennreisig, 77 - - -Brennrollen, 4 Plätze anstehende Stöcke, 3,,o - - -Brennreisig, ausbereitet in Abth. 2, 3, 6, 9, 10, 14, 18, 20/22, 27, 28/30, 33, 40, 45, 49, 50, 53 bis 55, 57, 58, 59, 61, 65 versteigert werden. Fürftl. Schönb. Aorstverwaltung Oberwaldenburg. Die chinesischen Wirren. Die politische Correspondenz läßt sich von einem Gewährsmann, der in den jüngsten Tagen mit Ver tretern nahezu fämmtlicher an der chinesischen Frage betheiligten Mächte sprach, die Situation folgender maßen präcisiren: In der ununterbrochenen Spannung, welche die Gefährlichkeit der Boxerbewegung verur sachte, ist ein Moment der Erleichterung eingetreten. Es hatte den Anschein, als breche die große chine sische Frage mit einem Schlage hervor, die europäische Cultur, Amerika und Japan bedrohend. Es schien, als solle die Abwehr nur schwer gelingen. Erst in allerletzter Zeit milderte sich die Beklemmung über die chinesische Frage. Die Elemente des Widerstandes in China haben ihre Kraft verloren. Die Flammen des Boxeroufstandes züngeln nur an einzelnen Orten aus, man erhält nicht den Eindruck, daß sie die größeren Theile des Reiches erfassen könnten. Die Chinesen sehen ein, daß sie dem vereinten Kraftaufgebot auf die Dauer nicht widerstehen können. Wenn auch die Diplomatie noch eine schwere A beit hat und die Schlußaufgabe eben erst beginnt, darf man behaupten, daß das ostasiatische Gewölk bei iveitem nicht so ge- witterdrohend erscheint, wie noch vor kurzem. Nach Washingtoner Depeschen ist die Situation in der chinesischen Frage heute folgende: Die Ansicht der Diplomaten ist, daß Deutschland thatsächlich seinen Willen durchgesetzt, und daß die Schuldigen vor Be ginn der Verhandlungen über die anderen Punkte be straft werden müssen. Man ist jedoch in Washington über die deutschen Expeditionen um Peking beunruhigt. Allen läßt erkennen, daß Amerika bei allem Bestehen auf Sühne und Garantieen geneigt ist, wenn diese er reicht sind, China als werlhvollen Kunden anzusehsn, dessen Interessen mehr durch diplomatische als durch militärische Methoden geschützt werden müssen. Auch «in Tokio ist man der Ansicht, da> alle Schritte zweck los sind, so lange nicht erreicht worden ist, daß der chinesische Hof unter der Bürgschaft der Fremden nach Peking zurückkehrt, und Li>hung-tschang wie Prinz Tsching tollten veranlaßt werd-n, dahin vor dem Zu sammentritt einer "riedensconferenz zu wirken, aber auch die japanischen Staatsmänner sind der Ansicht, daß unter den bewand en Verhältnissen die Zurück ziehung der Truppen aus Peking nur als Schwäche angesehen wird. Nachdem es kaum gelungen ist, auf Grund der letzten entgegenkommenden Schritte des Kaisers von China ein allseitiges Einvernehmen unter den Mächten über die Art des weiteren Vorgehens zu erzielen, tauchen von neuem begründete Zweifel auf, ob es der chinesischen Regierung mit ihren lauten FriedenS- bechmerungeu auch wirklich ernst sei. Kaiser Wilhelm Hot in seiner bekannten Depesche an den Kaiser Kwangsü vom 30. September der Erwartung Ausdruck ge geben, daß dieser nach Peking zurückkehren werde, wo ihm alle gebührenden Ehren gewährt werden sollten. Der chinesische Hof hat aber schon am 29. September a-gekündigt, daß er sich von Taiyenfu in der Provinz Schansi nach Singanfu in der Provinz Schensi be geben werde. Es bleibt nun abzawarten, ob er du sc Absicht auch nach Empfang der Depesche des Deutschen Kaisers sesthalten und -usführen wird. Wohl- informirte Kreise messen den jüngsten Edikten keine Wichtigkeit bei, man glaubt, sie sollten nur die Mächte irresühren. Andere Meldungen bestätigen, daß der Hos mit den Edikten nur Zeit gewinnen wollte, er habe unterdessen seine Streitkräfte reorganisiert und fei mit ganzer Macht und allen angeblich degradierten hohen Beamten nach Singanfu gezogen, weil er sich jetzt stark genug zum Widerstande halte. Sollten diese Befürchtungen durch die Haltung der chinesischen Regierung in der That bestätigt werden, dann werden die Mächte zweifellos keinen Augenblick zögern, den schlauen Mandarinen gegen über ganz andere Saiten aufzuziehen. Der Korrespondent der Morning Post meldet aus Taku vom 1. Oktober, daß die Chinesen fick nicht der Niederlagen bewußt seien und das passive Verhalten der Verbündeten als Schwäche auslegten. Sie seien dec Ansicht, daß sie größere Erfolge als im Kriegc gegen Japan erzielt hätten. Ihr Hanptbestreben sei, alle Fremden nach den Häfen oder nach Hause zu »reiben. Mit Ausnahme der Briten, Amerikaner, Franzosen, Deutschen, Italiener, Belgier, Spanier und Skandinavier, die sie getödtet, sei ihnen das gelungen. Wenn Krieg erklärt würde, hätten die Chinesen das Recht, meint der Korrespondent, alle Fremden nach den Häsen zu bringen. So lange ein formeller Kriegszustand nicht bestehe, hätten die chinesischen Beamten die Fremden in ganz China zu schützen. Die Ausrottung des ^hristenthums und Bruch der Verträge und Konzessionen sei das Ziel der Chinesen. Wenn Chinas Krieg mit der Welt in einem Koni- promiß ende, würde das Pr-stige aller Fremden ruiniert sein. Der Kampf zur Rettung des Hofes habe begonnen; neue Heere würden zu dem Zweck gebildet. Gras von Waldersees Politik müsse stark sein; seine Aufgabe erfordere harte Arbeit. Mit der Möglichkeit, auf Singanfu Vordringen zu müssen, wird, wie wir aus guter Quelle erfahren, in deutschen militärischen Kreisen schon seit einiger Zett gerechnet. Man denkt dabei weniger an eine gewaltsame Zurückführung des Kaisers an den bis- herigen Regierungssitz, als daran, ihn aus diese Weise endgillig von der sremdenfeindlichen Clique zu befreien, die sich mit seiner Person deckt und so, vor Strafe gesichert, das Feuer weiter zu schüren sucht. Der französische Minister des Aeußeren hatte bekanntlich in den letzten Tagen Vorschläge gemacht, welche ganz energisch darauf zielten, Ordnung in China zu schaffen. In Berliner amtlichen Kreisen scheinen die Vorschläge — man sollte sich eigentlich darüber wundern — wenig Anklang zu finden. Die „Köln. Ztg." schreibt zu der jüngsten französischen Note, die Antworten der Mächte seien nicht so bald zu erwarten, denn so annehmbar die Vorschläge der französischen Regierung auch seien, so sei es doch bedenklich, schon jetzt, wo die Dinge in China noch in vollem Fluß sind, sich auf alle Einzelheiten zu verpflichten. Frank- reich befürworte nichts weniger, als eine tiefgreifende militärische Kontrole Chinas. Bemerkenswerth sei, daß die französische Kundgebung sich jedweder Ein mischung in die inneren Verhältnisse Chinas enthalte. Diese Grundsätze entsprächen der Ansicht der Mehrzahl der Mächte, indessen bleibe abzuwarten, ob nicht die Erledigung der Entschädigungsfrage zwingen werde in die Regelung der chinesischen Finanzen wider Willen einzugreifen. Paris, 6. October. In der jüngsten französi schen Note fällt Punkt sechs auf, wo Delcassc lediglich von militärischer Occupatio« zweier oder dreier Positionen zwischen Peking und Tientsin spricht, ohne ausdrücklich des internationalen Charakters dieser den Weg vom und zum Meere sichernden Schutztruppe Erwähnung zu thun. Man hält sich gegenwärtig, daß Rußland die Occupation dieser Route neuestens für sich allein in Anspruch nimmt, und zwar mit der Begründung, daß die von russischen Ingenieuren dort geleiteten Bahnarbeiten die ausschließliche Anwesenheit des russischen Militärs bedingen. So muß man zur Vermuthung gelangen, daß die Auslassung des Wortes „international" keine zusällige sei. * * 4- Nach einer Meldung der „Daily News" aus Peking ist der Mörder Kettelers ein subalterner Mandschu-Offizier, der zu den Mandschu-Truppen gehörte, welche unter Prinz Tuans Oberbefehls standen. Er ist 52 Jahre alt, wurde von Cordes verhört und bekannte sich schuldig. Er sagte, sein Hauptmann habe ihm am Abend des 19. Juni befohlen, sechs Leute vom Lager zu nehmen, um in der Patamen-Straße Polizeidienste zu thun. „Dort sollte ich", so erklärte der Offizier, „die Befehle des Prinzen, ich glaube, des Prinzen Tuan, ausführen. Diese Befehle lauteten: „Es ist Krieg, wenn Ihr einen Ausländer seht, er schießt ihn!" Am Morgen that ich, was mir besohlen war. Ich trat hin zur Sänfte der Gesandten, feuerte und sah, daß der darin Sitzende todtgeschossen war." Cordes erkannte den Mörder wieder und letzterer er kannte auch Cordes als den Insassen der zweiten Sänfte wieder, welcher verwundet entkam. DaS Opfer, daS der Kaiser von China für den ermordeten Herrn von Ketteler anbefiehlt, ist offenbar das in China überhaupt übliche Todtenopfer. Das selbe besteht in der Darbringung von Speise und Trank. Dem Verstorbenen soll Hamit gleichsam ein Mahl gereicht werden. Der Trank soll Wein sein, aber