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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190009072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000907
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-07
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.09.1900
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lämmtliche Arbeiter entlassen. Diese hatten dem In haber Abänderungsvorschläge für die Fabrikordnung vorgelegt, die dieser ablehnte, worauf er sämmtliche Arbeiter entließ. ES schweben Einigungsverhandlungen. — Greiz. Eine Ueberraschung zum Sedan tage wurde einem Mitbürger, Schneidermeister Bar leben zu Theil. Ihm wurden nämlich zur Feier des Tages Drillinge beschert. Die Kinder, 2 Knaben und 1 Mädchen, sind wohl und munter. r«>esseschtchte. Deutschland Der König von Sachsen hat den Kronprinzen des Deutschen Reiches, Leutnant ä 1a suite des 2. Grenadierregiments 101 Kaiser Wilhelm König von Preußen, zum Oberleutnant befördert. (Zur Reichstagseinberufung.) Neuerdings hört man den 9. October als den Tag des Wiederbeginns der parlamentarischen Verhandlungen nennen. Es würde aber nach den China-Debatten eine längere Vertagung einlreten. (Französische Offiziere beim deutschen Kaiser manöver.) Einige französische Offiziere werden zum ersten Male seit dem Kriege von 1870/71 an dem diesseitigen Kaisermanöver in Pommern theilnehmen. Es sind dies der Brigadegeneral Michal, Oberst leutnant Sylvestre und Major de Chazelles. Berlin, 5. September. Die zur Theilnahme an den deutschen Kaisermanövern hier eingetroffene französische Militär-Deputation stattete heute dem Unterstaatssekretär Freiherrn v. Richthofen im Aus wärtigen Amt einen Besuch ab. Köln, 6. September. In der Angelegenheit der Angriffe belgischer Blätter gegen Deutschland wegen des angeblich verspäteten, für Belgien große Geldverluste be> deutenden, deutschen Einspruches gegen die später rück gängig gemachte belgische China-Expedition, betont die „Köln. Ztg.", daß an dem späten Eingang der deutschen Antwort lediglich die belgische Regierung Schuld habe, dic erst 4 Wochen nach der Aufnahme der Vorbereit ungen der Expedition die Mächte befragt habe, wie sie sich dazu stellen. Auch andere Negierungen beantworteten die belgische Anfrage unter Hervorhebung der gleichen Bedenken, welche von Deutschland geltend gemacht wor den waren. Die zur Prüfung der deutschen Ansprüche wegen der von britischen Seebehörden seinerzeit gegen deutsche Schiffe verfügten Beschlagnahme eingesetzte Commission, welche aus deutschen und englischen Mitgliedern be stand und in London zusammentrat, hat zugesprochen: 1. Der Deutsch-Ostafrikalinie als Schadenersatz für die Anhaltung der Reichs-Postdampfer „Bundesrath", „General" und „Herzog" den Betrag von 20,000 Pfund Sterling nebst einem Zusatzbetrag von 5000 Pfund Sterling für die Schadloshaltung der Ladungs interessenten, 2. für die Aufbringung der deutschen Bark „Hans Wagner" den Betrag von insgesammt 4437 Pfund Sterling, 3. für die Festhaltung der Bark „Marie" den Betrag von 126 Pfund Sterling. Berlin, 6. September. Die Sitzung des Staats- ministeriums, in welcher die dringenden Maßnahmen zur Abhilfe der Kohlennoth becachen wurden, findet heute statt. Nach Informationen, die der Regierung nahe stehenden großindustriellen Kreisen zugegangen sind, darf es als feststehend angesehen werden, daß bei den bevor stehenden Berathungen des Staatsministeriums über die Kohlenfrage von einem Ausfuhrverbot nicht die Rede sein wird, dagegen scheint eine vorübergehende Ermäßi gung der Kohlen-Einfuhr-Tarife, vielleicht für die Dauer des Winters, erwogen zu werden. Die Kohlennoth steht bekanntlich in ursächlichem Zusammenhangs mit dem fortdauernd starken Bedarf der Industrie und mit der Steigerung des Bevarfs an Kohlen für Schifffahrtszwecke. Die Herabsetzung der Tarife für die Einfuhr ausländischer Kohle würde im wesentlichen den Küstenplätzen und Küstenstrichen zum Vortheile gereichen. Mit der ver stärkten Heranziehung fremder Kohle würde aber auch eine Verminderung des Bedarfs an inländischer Kohle hcrbeigeführt und so dem Mißverhältniß zwischen An gebot und Nachfrage der Jnlandskohle einigermaßen ge steuert werden können. Die „Kölnische Zeitung" verbreitet sich an leiten der Stelle über die verschiebenden, zwecks Abstellung der Kohlentheuerung dem Staatsministerium unter breiteten Vorschläge, zu denen das Ministerium dem nächst Stellung nehmen werde, giebt aber in ihren augenscheinlich inspirirten Aeußerungen wenig Hoff nung, daß die unterbreiteten Vorschläge angenommen werden könnten. Die Aufhebung der Kohlenausfuhr aus Deutschland wird als unausführbar, die Er mäßigung der Tarife für ausländische Kohlen als eine Vergünstigung bezeichnet, die nur den allen Küstenplätzen nahegelegenen Punkten zu Gute komme. Dem Wunsch auf Herabsetzung der Preise in den Königlichen Gruben sei die Regierung für Oberschlesien nachgekommen, indessen entstehe daraus die Gefahr, daß ein unreeller Zwischenhandel durch künstliche Machenschaften den Preisunterschied für sich ausbeute. Der preußische Landwirthschaftsminister hat die Landwirthschaftskammern ersucht, ihm umgehend zu berichten, welche Wahrnehmungen bei derBeschaffung der erforderlichen Kohlen in ihren Bezirken ge macht sind, insbesondere ob es thatsächlich richtig ist, daß die Landwirthe schon während des Sommers vielfach die bestellten Kohlen nicht erhalten haben und auch bei rechtzeitiger Bestellung nicht in der Lage ge wesen sind, sich den erforderlichen Vorrath an Kohlen für den Herbst- und Winterbetrieb sicher zu stellen. Die Vorsitzenden der preußischen Landwirthschafts kammern haben in Folge dessen, um ein zutreffendes Bild von den einschlägigen Verhältnissen zu erhalten, die Landwirthe ihrer Bezirke, die bisher beim Bezüge von Kohlen Schwierigkeiten gehabt haben, aufgefordert, ihnen hierüber ausführliche, durch möglichst genaue Angaben belegte Mittheilungen baldigst zugehen zu lassen. Auf dem deutschen Katholikentag in Bonn sprach am Montag in der öffentlichen General-Versammlung Domkapitular Stiegele-Rottenburg über „Christus als den Angelpunkt der Weltgeschichte", Fabrikbesitzer Vogeno ans Haaren über „Handel und Gewerbe auf christlicher Grundlage" und Abg. Porsch-Breslau über den „Papst an der Jahrhundertwende". Er bezeichnete dabei Nom als die „unantastbare Stadt der Päpste" und suchte die Ansprüche des Papstes auf Freiheit und Unabhängigkeit zu begründen. Abg. Trimborn- Köln begrüßte unter lebhafter Zustimmung der Ver sammlung den anwesenden Abgeordneten Dr. Lieber und beglückwünschte denselben zu seiner Genesung. Wie weiter gemeldet wird, faßte die Katholiken- Versammlung am Dienstag einen Beschluß, nach welchem die wichtigste Aufgabe der Gesetzgebung darin bestehe, der bedrängten Landwirthschaft weitgehenden Schutz zu gewähren, insbesondere durch Erhöhung der landwirthschastlichen Zölle in dem neuen Zolltarif. Die „Berl. Pol. Nachr." melden: Die Bäcker be reiten eine Agitation zur Abschaffung oder Abänderung der Maximalarbeitstag-Verordnung bei sämmtlichen Han delskammern vor. England. Glasgow, 5. September. 13 Pestkranke be- inden sich nach amtlicher Bekanntmachung im Hospital, n einem weiteren Fall liegt Pestverdacht vor. Die unter ärztlicher Beobachtung gestellten Personen sind 111. In zweifelhaften Fällen wurde festgestellt, daß keine Pest vorliege. Die heutige Meldung lautet erheblich leruhigender. Der oberste Sanitätsbeamte erklärt, er jabe guten Grund zu der Annahme, daß kein weiterer Todesfall eintreten werde. London, 6. September. Die Meldung von dem Ausbruch der Pest in den ärmeren Stadttheilen Londons wird bestritten. Es seien lediglich im Hinblick auf die Möglichkeit der Ausbreitung Abwehrmaßregeln getroffen. «achtraz. Berlin, 6. September. Bei den: an das Paradediner am Sonnabend sich anschließenden Cercle zeichnete der Kaiser den ebenfalls geladenen Reichs- commissar der Ausstellung in Paris, Geheimen Ober- regierungsrath Dr. Richter, durch eine längere Unter haltung aus, während welcher der Kaiser seiner besonderen Zufriedenheit über den Erfolg Ausdruck gab, den die deutschen Aussteller gehabt haben, und ich über manche Einzelheiten eingehenden Bericht er statten ließ. Namentlich erregte es das Interesse des Kaisers, daß sich schon jetzt günstige Folgen der Betheiligung für die Industrie durch zahlreiche Be stellungen für das Ausland bemerkbar machen. Paris, 5. September. Reichskommissar Richter theilt den deutschen Ausstellern mit, daß Kaiser Wilhelm seiner lebhaftesten Befriedigung über die deutschen Erfolge auf der Pariser Weltausstellung Ausdruck gab. Wie«, 6. September. Das „Fremdenbl." meldet: Ministerpräsident von Körber wurde gestern vom Kaiser in längerer besonderer Audienz empfangen. Eine Ent- schei ung in der inneren politischen Lage ist bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Transvaal. London, 5. September. Der „Standard" meldet aus Lorenzo-Marquez: Krüger erwiderte Salisbury auf die Annektionsproklamation, er protestire bei den Mächten durch die Konsuln. London, 6. September. „Daily News" meldet aus Lorenzo-Marquez vom 4. d. M.: 31 Kisten mit Goldbarren, welche der Transvaal Regierung gehören, sind hier eingetroffen. Präsident Krüger wird das Land wahrscheinlich über Jnconiati verlassen. In der Nähe des Ortes liegen zwei Schlepper auf dem Flusse bereit, ihn zu dem Schiff zu bringen, welches ihn an der Mün dung des Flusses erwartet. — Ein österreichischer Lloyd- dampfer traf mit 50,000 Säcken Mehl für die Trans vaal-Regierung ein. China. Petersburg, 6. Sept. „Birshewja Wjedomosti" sagen: In Folge der Schwankung des Berliner Kabinets sei die allgemeine diplomatische Lage zwar unklar, aber es sei verfrüht, von einer Uneinigkeit unter den Mächten zu sprechen. „Russija" schreibt: Deutschland habe die Absicht, seine Einflußsphäre auf die Halbinsel Schantung und Tschili auszudehnen, Rußland dagegen wolle nur den Aufruhr in China unterdrücken. Das Blatt bedauert Deutschlands Jsolirung, die zu nichts Gutem führen könne. „Nowoje Wremje" betont, Rußland wolle den Frieden. London, 5. Sept. Noch vor Ablauf dieser Woche wird sich Lihungtschang, der eifrig bemüht ist, die der zeitige Lage zu Gunsten Chinas auszunutzen, auf einem chinesischen Schiffe unter Escorte eines japanischen Kriegs schiffes nach Tientsin begeben, um die übrigen Mächte dem Plane Rußlands gefügig zu machen. Auch die diplomatischen Vertreter Chinas im Ausland scheinen von ihm angewiesen worden zu sein, bei ihren Negierungen in diesem Sinne vorstellig zu werden. Der hiesige chine sische Gesandte erklärte einem Ausfrager, er habe Salis bury ein dringendes Gesuch um Räumung Pekings über mittelt, aber noch keine Antwort erhalten. Amerika und Deutschland hingen an Englands Entscheidung. Lihung tschang habe ihm telegraphirt, Rußland sei überredet, und es sei nutzlos, falls er England nicht überreden könne London, 6. September. Der „Standard" meldet aus Schanghai vom 4. d. M.: Der Gouverneur von Kiangsu traf mit 5000 Mann an der Grenze von Schan tung ein. Auf die Nachricht von der Eroberung von Peking desertirten die meisten der Chinesen, der Rest marschirt zur Kaiserin. Kanton, 5. September. Der deutsche Kreuzer „Schwalbe" begab sich nach Amoy. Die Blätter sehen die Zusammensetzung der chinesischen Friedenskommission als Beweis ungeschwächter Arroganz der Kaiserin und Beleidigung von Europa an. Paris, 5. September. Die aus China vor liegenden Depeschen melden, daß die Stimmung in den ganzen Distrikten höchst beunruhigend sei. Im Volke erstanden Aufwiegler, welche gegen jede Autorität, einheimische oder fremde, aufreizen und zur Plünderung auffordern. Die Missionsanstalten aller Confessionen haben in neuester Zeit abermals Opfer zu beklagen. In Briefen aus mehreren dieser Anstalten werden die Konsuln beschworen, alles aufzubieten, damit die seit längerer Zeit versprochene militärische Hilfe erscheine, und daß man, wenn der Moment zu verhandeln ge kommen sei, nicht ausgesprochene Haffer der Missionare als Berather h'nzuziehe. Letztere Bitte hat darauf Bezug, daß in Shanghai verbreitet war, jener chinesische General, welcher in Peking drei lazaristijche Pfarrer, eine seit dreißig Jahren in Peking seßhafte Kloster schwester und zwei Maristenbrüder an einem Tage massacriren ließ, sei zum Mitglied der künftigen Kon ferenz ausersehen worden. Telegramme vom Mons'scheu Korea« Berlin, 6. Sept. Nach Meldung des Nord- deutschen Lloyd ist der Truppentransportdampfer „Straßburg" am 4. d. M. in Singapore angekommen. Die Truppentransportschiffe „Darmstadt" und „Pa- ladia" haben a n 5. d. M. Gibraltar pafsirt. Berlin, 6. Sept. Wolff's Telegraph.-Bureau meldet: Der Gouverneur von Kiautschou telegraphirt aus Tsingtau vom 5. Sept.: Eine Patrouille von 20 Mann des 3. Seebataillons unter Leutnant von Retberg und Dziobek wurde bei Lantsun von 400 bi! 500 Boxers angegriffen. Die Boxers verloren 30 bis 40 Tobte. Die Patrouille hatte keine Verluste. Wien, 6. September. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, äußerte sich der Kaiser bei der gestrigen Abschiedsaudienz des japanischen Militärattachees, Oberst Fudjy, mit schmeichelhaftesten Ausdrücken über die Bravour der japanischen Truppen in China, namentlich in Peking. Hammerfest, 6. Sept. Der Dampfer „Hertha", welcher vor einiger Zeit mit einer privaten Jagd gesellschaft von hier abgegangen war, ist gestern hier her zurückgekehrt, ohne Franz-Josephsland erreicht zu haben, wo die Jagd stattfinden sollte. Die für den Herzog der Abruzzen bestimmte Post wurde damals dem Herzog nicht zugestellt, weil die Insel mit mehrere Meilen sich hinstreckendem Eise umgeben war. Die „Hertha" versuchte vergeblich, von mehreren Seiten an die Insel heranzukommen, traf aber über all auf große Eisberge. Der kürzeste zwischen der „Hertha" und der Insel erreichte Abstand betrug 6 Seemeilen. Man wagte aber nicht das Schiff zu verlassen, weil das Eis sich in starker Bewegung be- änd. Als die „Hertha" gestern Hammerfest wieder verließ, begegnete sie in der Nähe der Stadt der „Stella Polare." Die Post wurde sofort an Bord )es letzteren Dampfers gebracht, weshalb die „Stella Polare" nicht mit dem Festland correspondirte, sondern üdwärts weiterging. London, 6. Sept. In dem Briefe, welchen Ad miral Seymour an den Viceadmiral Bendemann über die Haltung der deutschen Truppen während seiner Expedition gerichtet hat, heißt es: Ich kann diesen Brief nicht chließen, ohne meiner persönlichen Bewunderung über die Geschicklichke t und die nie versagende Energie, welche Capitän von Usedom während der ganzen Expedition an den Tag gelegt hat, und meiner hohen Werthschätzung einer Dienste Ausdruck zu geben. Die verbündeten Truppen standen während der Schlacht bei Langfang unter seinem Befehl, ich selbst befand mich einige Meilen weit weg. Seiner geschickten Haltung und seinen Vor bereitungen für die Zurückziehung der Züge ist es zuzu schreiben, daß eine Katastrophe vermieden wurde. Der Muth und die hohe Disciplin, welche alle deutschen Offi ziere und Mannschaften bewiesen haben, sind den hohen Traditionen durchaus würdig. London, 6. Sept. „Reuters Bureau meldet:" aus Hongkong vom 5 Sept.: In Canton greift die Unordnung immer mehr um sich. Wie gemeldet wird, wurden die Läden der Eingeborenen, welche mit an ständigen Waaren handelten, angegriffen und geplündert. Ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit scheint vor zuherrschen. Es geht ferner das Gerücht von bevor stehenden Unruhen beim Feste der Laternen am 8. September. Aehnliche Gerüchte sind unter den Chinesen in Hongkong verbreitet. Washington, 6. September. Meldung des Reuterschen Bureaus. Das Staatsdepartement theilte dem Verweser des russischen Ministeriums des Auswärtigen mit, daß nur eine amtliche Meldung aus Peking, durch welche eine Zurückziehung der russischen Truppen aus der Stadt angezeigt werde, von den Vereinigten Staaten als eine genügende Ver anlassung zur Rückberufung der amerikanischen Truppen angesehen werde könne. Vermischte». * Aus Konitz, 3. September, wird geschrieben: Der Gymnasiastenmord in Konitz, der nun schon fast volle sechs Monate die Oeffentlichkeit in Aufregung hält, wird am Sonnabend, 8. September, in Form einer Anklage wegen Begünstigung, die Ferienstraf ammer des hiesigen Königl. Landgerichts beschäftigen. Der Botenmeister des hiesigen Landgerichts, Fiedler, /atte der Behörde mitgetheilt: er habe am Charfreitag Iormittags gegen 10 Uhr den früheren Abdecker Jsraelski mit einem Sack auf dem Rücken beim Land gericht vorbeigehen sehen. Jsraelski, der in dem Sack einen runden Gegenstand trug, sei die Schützenstraße entlang, in die Gegend des Stadtwaldes gegangen. Nach e»wa einer Stunde sei Jsraelski mit leerem Sack und schmutzigen Stiefeln zurückgekehrt, während er aus )em Hinwege saubere Stiefel hatte. Eine sofort bei ihm vorgenommene Haussuchung hatte keinerlei Er gebniß. Jsraelski soll sich aber in Widersprüche ver nickelt haben, auch soll seine Frau wesentlich andere Aussagen wie er gemacht haben. Jsraelski wurde leshalb unter dem Verdacht, den Kopf des ermordeten Winter an die erwähnte Fundstelle geschafft, mithin )en oder die Thäter nach der That begünstigt zu haben, um sie der Bestrafung zu entziehen, verhaftet. Jsraelski bestreitet entschieden, mit dem Morde in irgend welcher Beziehung zu stehen und ebenso, am Charfreitag mit einem Sack auf dem Rücken die Schützenstraße entlang nach dem Stadtwalde zu ge- zangen zu sein. Allein der Botenmeister Fiedler hält eine Wahrnehmung mit vollster Bestimmtheit aufrecht. Da dem Vernehmen nach die Fiedlersche Aus- age von mehreren anderen Zeugen unterstützt wird, o wurde der von dem Vertheidiger Jsraelskis gestellte ^aftentlassungsantrag abgelehnt und die Anklage egen ihn auf Grund des Z 257 des Strafgesetzbuches rhoben. Dieser Paragraph lautet: „Wer nach Be gehen eines Verbrechens oder Vergehens dem Thäter >der Theilnehmer wissentlich Beistand leistet, um ihn der Bestrafung zu entziehen oder um ihm die Vor theile des Verbrechens oder Vergehens zu sichern, ist wegen Begünstigung mit Geldstrafe bis zu 600 Mk. oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre und, wenn er diesen Beistand seines Vortheils wegen leistet, mit Gefängniß zu bestrafen. Die Strafe darf jedoch, der Art oder dem Maaße nach, keine schwerere sein, als die auf die Handlung selbst angedrohte. Die Begünstigung ist straflos, wenn sic dem Thäter oder Theilnehmer von einem Angehörigen ge währt worden ist, um ihn der Bestrafung zu entziehen. Die Begünstigung ist als Beihilfe zu bestrafen, wenn sie vor Begehung der That zugesagt worden ist. Diese Bestimmung findet auch auf Angehörige Anwendung." Jsraelski wird sich daher am Sonnabend, 8. Sept., vor Eingangs bezeichnetem Gerichtshof zu veranworten haben. Er heißt mit Vornamen Wolff, ist am 8. März 1848 zu Lichnau bei Konitz geboren, jüdischer Religion und bereits wegen Diebstahls, Unterschlagung und Bedrohung bestraft. Er ist verheirathet und Batec von sechs, zum Theil schon erwachsenen Kindern. Er soll früher auf einem Dorfe eine Schankwirthschaft betrieben haben. In dieser soll Botenmeister Fiedler, als er noch Exekutor war, viel verkehrt haben, so daß ihm, wie er behauptet, die Person Jsraelski genau bekannt sei. Jsraelski ist ein durch den Trunk vollständig heruntergekommener Mann. Er mußte deshalb seine Gastwirthschaft aufgeben. Später wurde er Abdecker. Allein der Schnaps genuß zwang ihn schließlich, auch diese Thätigkeit ein zustellen, so daß er von öffentlicher Unterstützung und wn dem geringen Verdienst lebte, den seine sehr flei ßige und ordentliche Frau und seine sich ebenfalls des icsten Rufes erfreuenden Kinder erwarben. Jsraelski tand, ehe er verhaftet wurde, in Konitz auf der öffent- ichen Säuferliste. Er behauptet: er habe niemals Stiefel, sondern nur immer aus Bändern hergestellte Schuhe getragen. Da er sehr schlecht zu Fuß sei, könne er garnicht den weiten Weg binnen einer Stunde zurückgelegt haben. Es sind bisher von der Staats anwaltschaft 19, von der Vertheidigung 10 Zeugen geladen. Den Vorsitz des Gerichtshofes wird Land- zerichtsdircktor Böhnke führen. Die Anklage wird )er Erste Staatsanwalt Dr. Settegast vertreten. Die Vertheidigung haben Justizrath Dr. v. Gordon (Berlin) und Rechtsanwalt Maschke (Konitz) übernommen. Die Verhandlungen werden im Schwurgerichtssaale tattfinden. Gegen den in Haft befindlichen Präparanden st jetzt Anklage wegen Leistung eines Meineids er- zoben worden. — Von der Strafkammer wurden heute 2 Handwerksgesellen, die am 8. August einem jüdischen Kaufmann unter Ausstoßung antisemitischer Rufe eine Schaufensterscheibe eingeschlagen hatten, zu je neun Monaten Gefängniß verurtheilt. * Ein in seiner Art noch nicht Vage« wesener Unglücksfall wird der „Corr. Hung." aus Arad telegraphirt. Von der Wallfahrt nach dem Bod- roger Kloster (Ungarn) kehrten die Pilger zurück, von welchen sich 13 auf einem Wagen befanden, unter ihnen auch die 15jährige Pauline Botta. Als sie durch den Csalany-Wald fuhren, geschah plötzlich etwas Unerhörtes. Das Mädchen, welches eben mit einer Gefährtin geschäkert, ie umarmt und geküßt hatte, fiel plötzlich nach rückwärts — und war todt. Das Ende ihres seidenen TuchcS war in die Radspeichen aerathen und schlang sich so fest um ihren Hals, daß sie im nächsten Augenblick erstickte und ihr, ehe man sie losmachen konnte, auch der Halswirbel brach. Die entsetzten Wallfahrer lassen es sich nicht nehmen, daß die Ursache des Unglücksfalles darin zu suchen ist, daß sich 13 Personen auf dem Unglückswagen befanden. * Köln, 4. September. Die Typhusseuche im Mülheimer 65. Infanterie-Regiment nimmt beständig zu. Täglich werden weitere Erkrankungen gemeldet. Bisher gab es zwei Verstorbene. In das Kölner Garnison - Lazareth wurden außerdem in den letzten Tagen typhuskranke Soldaten des Deutzer Kürassier- Regiments, sowie des 9. Fußartillerie-Regiments, darunter auch ein Offizier, eingeliefert. Die Mül leimer Kaserne ist für den Verkehr mit der Civil- bevölkerung streng gesperrt. ' Backnang (Württemberg). Dem „Schwab. Merk." wird berichtet: In der Nähe von Graßaspach wurde eine Zigeunerin verhaftet, die einen Bauern in Hochmössingen im Monat Mai dieses Jahres 2500 Mark abgeschwindelt hatte durch das Versprechen, die Seele seiner verstorbenen Frau zu erlösen. (!) * Bier Brüder in China. Die vier einzigen Söhne einer in Stargard i. P. wohnenden Wittwe befinden sich, wie von dort gemeldet wird, gegenwärtig in China resp. auf der Reise nach Ostasien. Der älteste Sohn ist Feldwebel im zweiten Seebataillon, der zweite Maschinist, der dritte Feldbäcker auf einem Kriegsschiffe und der vierte Sergeant im dritten Ost asiatischen Infanterie-Regiment. Der fünfte Sohn ist vor Kurzem gestorben. * Eia Narr des Glückes. Mit einem großen Opfer hat ein Bäckermeister aus der Umgegend von Bingen am Rhein das Bewußtsein erkaufen müssen, daß er ein friedliebender Ehemann sei. Er hatte sich vor längerer Zeit heimlich ein Zehntel-Loos zur hessischen Klassenlotterie besorgt, da seine Frau, eine abgesagte Feindin des Lotteriespiels, nichts davon wissen durfte. Nachdem er bereits vier Classen ohne rgend einen Erfolg gespielt hatte, kam auf einmal eine bessere Ehehälfte hinter sein strafwürdiges Thun. §s gab eine schlimme Scene, bei der der brave Bäckermeister nicht die Rolle des Gebieters spielte. Die Frau wollte es durchaus nicht leiden, daß auch noch die fünfte Klasse bezahlt würde, und der Bäcker meister gab des häuslichen Friedens wegen nach. Er stellte alsbald dem Collekteur das Zehntel-Loos zur Verfügung, worauf der Briefträger des Ortes das Loos übernahm. Der neue Spieler hatte fabelhaftes Glück, denn die Nummer des Looses wurde in der fünften Classe mit 200000 Mark gezogen. Der Be amte strich auf sein Antheil 17000 Mark ein und ist jetzt ein wohlhabender Mann. Was der Bäcker meister und seine Frau dazu gesagt haben, ist leider nicht bekannt geworden. H«»del m»» I»d»ftrir. A»ttverve», 5. September. Terminnotirungen. Eon- tract 8 r!a-Plata-Kammzug. September 3,80 FrcS., October 3,82» FrcS., November 3,8b FrcS., December 3,87» FrcS., Ja nuar 3,so FrcS., Februar 3,90 FrcS. Umsatz: 210,000 I«. Stimmung: Ruhig. jKsrcmwsü*. Liverpool, b. September. Umsatz: 10,000 B„ davon fü: Äpeculation und Export 500 B. verlaust. Amerikaner stei gend, 3/16, osttndische und Egypter 1/16 höher. Middling amerikanische Lieierungen: Seplember-October 5.17 64 Werth, November-December 4.d6 64 do., Januar-Februar 4.49/64 Ver käufer, März-Aprtl 4.44/64 <1 Käufer. Breme», o. September. Baumwolle steigend. Upland mtddbnp loec bb'/^ Big. U«w-Aork, 4. September. Erster Bericht. Der Markt
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