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WALllWer UM Erscheint irden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreifen. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal» Oberlungwitz, Gersdorf, Knga«, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Gvgcrrr aller? Gerneirröe-Verwcrlturrgen der? urrrliegerröerr Ortschaften. Nr. 224. Donnerstag, den 27. September 1900. 50. Jahrgang. Bekanntmachung, Zwangsinnung für das Sattler- und Tapezierer-Handwerk betr. Von einer Anzahl der das Sattler- und Tapezierer-Handwerk Betreibenden in Hohenstein-Ernstthal und Umgegend ist beantragt worden, anzuordnen, daß alle innerhalb des Bezirks des Königlichen Amts gerichts Hohenstein-Ernstthal und in den Städten Lichtenstein und Callnberg wohnhaften Gewerbetreibenden, welche das Sattler- und Tapezierer-Handwerk ausüben, der neu zu errichtenden Sattler- und Tapezierer- Innung mit dem Sitze in Hohenstein-Ernstthal angehören müssen. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Zwickau mit der kommissarischen Vorbereitung von deren Entschließung beauftragt, mache ich hiermit bekannt, daß die Aeußerungcn für oder gegen die Errichtung dieser Zwangsinnung schriftlich oder mündlich in der Zeit vom 27. September bis 10. Ok tober ds. Js. bei mir abzugeben sind. Die Abgabe der mündlichen Erklärung kann während des angegebenen Zeitraumes werttäglich von Vormittags 8—1, Nachmittags von 3—5 Uhr im Rathhaus b-erlMst, Ammer Nr. 1, erfolgen. Ich fordere hr^«rch aUe Hanowerker, me 'm obenbezeichneten Bezirken als"SMm und Tapezierer felbstständig thätig sind — auch die, die den Antrag auf Errichtung einer Innung gestellt haben — zur Abgabe ihrer Aeußerung mit dem Bemerken auf, daß nur solche Erklärungen, welche erkennen lassen, ob der Erklärende der Errichtung der Zwangsinnung zustimmt oder nicht, giltig sind, und daß nach der ge stellten Frist eingehende Aeußerungen unberücksichtigt bleiben. Bei Entscheidung der Frage, ob die Mehrheit der Betheiligten zustimmt, werden nur die inner halb des behördlich geordneten Verfahrens und Zeitraumes beim Kommissar eingegangenen Aeußerungen für oder gegen die Zwangsinnung gezählt, und es ist demnach von Erlaß der Zwangsverfügung auch dann abzusehen, wenn auf diese Bekanntmachung innerhalb der gestellten Frist Aeußerungen Betheiligter über- Haupt nicht eingehen. Hohenstein-Ernstthal, den 21. September 1900. Der Kommissar, vr. Polster, Bürgermeister. Ws. Bekanntmachung. Zur Unterstützung Ventscher Krieger in China ist im hiesigen Orte eine Sammelstelle errichtet worden. Alle hiesigen Einwohner, welche zu diesem edlen Zwecke einen Beitrag beisteuern wollen, werden gebeten, ihre Gaben, worüber quittirt wird, in der Gemeindeexpedition niederzulegen. Hermsdorf, den 25. September 1900. Der Gemeindevorstand. Müller. Bekanntmachung. Montag, den 1. Oktober, wird der 2. Termin Einkommensteuer, 2. Termin Brandkaste und 3. Termin Renten eingenommen, und zwar: Vormittags von 9 bis 1 Uhr in Röd er's Restauration, und Nachmittags von 2 bis 6 Uhr in der Gemeindeexpedition. Hermsdorf, den 25. September 1900. Der Gemeindevorstand. Müller. Asm 27. September. Ktrastbnrg 3V Jahre wieder -ent sch. Von Hebert von Mülten. (Nachdruck verboten.) Deutschlands glorreiche Geschichte ist reich an Tagen von hoher historischer Bedeutung. Viele Tage im Laufe des Jahres sind werth festlich begangen zu werden, und wenn die öffentliche Meinung — oder besser die öffentliche Begeisterung — einmal einen von diesen Tagen herausgreift, so ist dieser es gewiß werth, gefeiert zu werden. Solch' ein festlicher Tag ist nun der heutige. Heute vor 30 Jahren wurde Straßburg, die Perle des Elsaßlandes, wieder deutsch, und wenn es auch damals vor nunmehr fast einem Drittel-Jahrhundert, durch Vie lange Abhängigkeit von der französischen Krone stark gallisiert war, so ist es jetzt, nach dem kurzen Verlauf von drei Jahrzehnten wieder eine echte und rechte, kerndeutsche Stadt geworden. Tausend Erinnerungen, frohe und trübe, werden an diesem Tage in manchem Hirn auftauchen, — allein: unser Straß burg ist wieder deutsch! — Von der Geschichte der Stadt möge in kurzen Strichen die folgende Zeichnung entworfen werden: Die Gründung Straßburgs fällt mit dem Beginn der christlichen Zeitrechnung zusammen. Als Stand- quartier der achten römischen Legion, die unter Kaiser Augustus dorthin gelegt wurde, entwickelte sich bald die städtische Ansiedlung ^r^entorstum. Als Haupt punkt des Grenzwalles zwischen den germanischen und romanischen Volksstämmen hatte die junge Stadt viel von Kriegsunbilden zu leiden, blieb jedoch mit kleinen Unterbrechungen immer in Händen der Germanen. Mit der Begründung des Bisthums Straßburgs hob sich als kirchliche und geistige Centrale auch bald die Bedeutung der Stadt und erreichte im Mittelalter den Höhepunkt, als sich die Straßburger Bürger gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts dem Städtebund zu Speyer anschlossen. Dann kam die durch dir spätmittelalterischen zerklüfteten deutschen Verhältnisse schmählichste Zeit für das alte ^.r^entoratum, so daß es vom Ausoung des siebzehnten Jahrhunderts au endgültig von der französischen Krone abhängig wurde. Erst am 27. September 1870 sollte die Befrei- ungsstunde schlagen. Am 13. August 1870 hatte die Einschließung der Stadt durch Generaal v. Werder begonnen. Nach dem verhängnißvollen, jedoch wirk ungslosen Bombardement, das vom 24. bis zum 27. August andauerte und sowohl die städtische Bibliothek in Flammen aufgehen ließ, wie auch den Münster thurm beschädigte, schritt man am 12. September zur regelrechten Belagerung, die heute vor 30 Jahren mit der Kapitulation der Stadt endete. Die ganze Besatzung, 17000 Mann, wurde damals kriegsge fangen und 1200 Kanonen und eine große Menge von Munition fielen in die Hände der deutschen Sieger. So wurde am 27. September 1870 Straßburg wieder deutsch! So hat Blut und Eisen in den glorreichen Tagen von 1870 seine historische Mission erfüllt. Und was stimmung Rußlands, Japans und Frankreichs bezieht sich insbesondere auf die Nothwendigkeit der Ermitt teren Vereinbarungen überlassen, ein Standpunkt, der von der Reichsregierung durchaus getheilt wird. Eng Blut und Eisen in wenigen Tagen vermochten, das haben in noch weit großartigerem Maßstabe Milde, ' Güte und eine weise Regierung während dreier rast- ! loser Jahrzehnte vermocht. Vor 30 Jahren wurde Straßburg äußerlich wieder deutsch, heute können wir < mit stolzem und frohem Muth ausrufen, es ist auch i innerlich wieder deutsch geworden. i Doch auch kulturhistorisch war Straßburg schon von jeher eine höchst beachtenswerthe Stätte gewesen. Der kürzlich erst gefeierte Gutenberg stellte in Straß burg die erste Druckerpresse auf. In Straßburg wirkten und sangen die mittelalterlichen Dichter Sebastian Brant und Thomas Murner. Die Reformation fand in Straßburg bereits im Jahre 1529 Eingang. Ferner sind Johannes Sturm und Johann Fischart Namen, die in der Geschichte der deutschen Renaissance von zutem urio *yKtönmtvm. Klange sind. Holzschnitzerei und Goldschmiedekuüst ^aren zwei Handwerksgattungen, die nicht nur im Mittelalter, sondern auch in der Neuzeit in Straßbnrg eine Pflege stätte sondergleichen fanden. Als natürlicher Mittel punkt der reichen und fruchtbaren Rheinebene und in unmittelbarer Nähe des Rheinstromes, für dessen Mittellauf es stets einer der bedeutendsten Stape und Handelspunkte war, war es stets den Angriffe neidischer und babsüchtiaer Nachbarn ausgesetzt, die die hohe wirthschaftliche und strategische Bedeutung der elsässischen Hauptstadt wohl zu schätzen wußten. Hier zu kommt noch der rege Antheil Straßburgs an der geistigen Entw'ckelung Deutschlands, wovon die folgen den Zeilen am bel'en unterrichten werden. lung der wahren Schuldigen durch die Vertreter der Mächte. Was nachher zu geschehen haben wird, wenn erst diese Ermittlungen abgeschlossen sind, bleibt wei Die chinesischen Wirre«. Den Meldungen der Berliner Blätter zufolge sind die Antworten Rußlands und Japans auf die deutsche Cirkularnote, betreffend die Bestrafung der chinesischen Völkerrechtsbrecher, nunmehr auch in Berlin eingetroffen. Rußland nimmt den deutschen Vorschlag im Grundsatz an, Japans Antwort ist noch entschie dener in zustimmendem Sinne gehalten. Die Zu ¬ land hat noch immer nicht geantwortet, doch ist man ja daran gewöhnt, daß Lord Salisbury sich in derlei Auch von ganz eminenter litteraturhistorischer Bedeutung ist nämlich das alte Argentoratum sür Deutschland gewesen. Man denke nur an Göthe und Herder, die hier bekannt wurden. Aus der Straß burger Zeit holte sich Göthe seine Originale für so manche Person im Götz von Berlichingen, in dem er seinem Freund und Tischgenossen, dem wackeren Franz Lerse ein ewiges und herrliches Denkmal gesetzt hat. In die Straßburger Zeit fällt auch das wunderbare Idyll, in dem Friederike Brion aus Sesenheim die Hauptrolle spielt. Göthe selbst schildert den ersten Eindruck, den Straßburg auf ihn machte, im 9. Buche des zweiten Theiles von Wahrheit und Dichtung folgendermaßen: „Ich war im Wirthshaus „Zum Geist" abgestiegen und eilte sogleich, das sehnlichste Verlangen zu be friedigen und mich dem Münster zu nähern. Als ich nun durch die schmale Gasse diesen Koloß gewahrte, der sodann aber auf dem freilich sehr engen Platz allzu nah vor mir stand, machte derselbe auf mich einen Eindruck ganz eigener Art, den ich aber auf der Stelle zu entwickeln unfähig für diesmal nur dunkel mit mir nahm, indem ich das Gebäude eilig bestieg, um nicht den schönen Augenblick einer hohen und heiteren Sonne zu versäumen, welche mir das weite Land auf einmal offenbaren sollte." Nach einer ausführlichen Schilderung der Eindrücke, die er oben auf der Plattform des Münsterthurmes empfing, fährt der Altmeister dann weiter fort: „Herabgestiegen von der Höhe verweilte ich noch eine kurze Zeit lang vor dem Angesicht des ehrwürdigen Gebäudes: aber was ich mir weder das erste Mal noch in der nächsten Zeit deutlich machen konnte, war, daß ich dieses Wunderwerk als ein Ungeheures gewahrte, das mich hätte erschrecken müssen, wenn es mir nicht zugleich als ein Geregeltes festlich und als ein Ausgearbeitetes sogar angenehm vorgekommen wäre." Soweit Göthe über Straßburg und das Straß- burger Münster! Für die jetzige Generation aber, die den heutigen Tag als einen Ehren- und Jubeltag feiert, und deren ältere Angehörigen mit Blut und Leben mitgeholfen haben, diese Perle Süddeutschlands wieder deutsch zu machen, hat der Tag eine wichtige historische und nationale Bedeutung! während der Belagerung der Gesandtschaften in Pe king die Methode kennen zu lernen, die Tuan gegen die Vertreter von Großmächten anwendet. Die neuer lich bewiesene Nachgiebigkeit Amerikas gegenüber China dürste den chinesischen Prinzen nicht weicher gestimmt haben, der nun möglicherweise die Vorbedingung stellen wird, daß die amerikanischen Missionare in Zukunft aus China ausgeschlossen sein sollen. In Berlin sei übrigens von einem Amerika zu solchen Verhand lungen ertheilten Mandat nichts bekannt. In einem Kabeltelegramm des „Lok.-Anz." aus Shanghai heißt es noch: Shanghai, 25. Sept. Nicht genug, daß die Führer der fremdenfeindlichen Partei in die einfluß reichsten Aemter berufen wurden, alles deutet auch darauf hin, daß die Verhandlungen, soweit sie bereits eingeleitet sind, nur den einen Zweck haben, Zeit zu gewinnen. Sämmtliche hiesigen Consuln protestirten egen die Ernennung von Chengilo zum Taotai von Shanghai, wegen seiner fremdenfeindlichen Gesinnung. Alles deutet darauf hin, daß der chinesische Kaiserhof entschlossen ist, den Krieg fortzusetzen. Unter den Chinesen geht das Gerücht, Li-hung-tschang habe durch ein geheimes Edict den Befehl erhalten, eine Armee aufzubringen, um Peking wiederzuerobccn. Damit soll auch die Ernennung des Prinzen Tuan zum Präsidenten des Großen RatHS und Tung-fu-si«.:gS zum Generalissimus aller kaiserlichen Truppen Zusam menhängen. Die „Moskauer Ztg." meldet, in Petersburg sei die glaubwürdige Nachricht von Prinz Tsching einge- troffen, wonach weder der Kaiser noch die Kaiserin nach Peking zürückkehren würden, so lange daS chine sische Territorium nicht frei von fremden Truppen sei, und zwar hätten die fremden Truppen sich nicht bloS von Peking, sondern auch von Tientsin, Taku und Shanghai zurückzuziehen. Unter den obwaltenden Verhältnissen ist eS eine etwas fragwürdige Politik, welche Amerika treibt, zumal wenn es sich bewahrheiten sollte, daß, wie gestern berichtet wurde, Amerika separate Friedens verhandlungen einleiten will. Sofern nicht inner politische Motive die amerikanischen Staatsmänner bestimmen, sind es besonders die Verhältnisse auf den Philippinen, die augenblicklich eine Verminderung der Dingen Zeit läßt, ohne daß man aus solcher Ver zögerung ungünstige Schlüsse zu ziehen braucht. Von allen Großmächten, welche im Concert in China mitspielen, stellt sich also nur Nordamerika auf die Seite. Als erste Folge der abweichenden Politik Ame rikas ist wohl die Berufung des MassenhenkerS Tum in das erste Staatsamt und des Boxergenerals Tung- fusiang als Generalissimus des chinesischen Heeres zu Diele Ernennungen charakterisiren besser als alle Versicherungen Tsching die Stim ¬ mung in den leitenden Kreisen Chinas; da 'ist wenig > von Friedensbedürsniß zu spüren. Offenbar ist, so > bemerkt offiziös die Köln. Ztg., durch die amerikanische Note den Chinesen der Muth so gestärkt worden, daß sie ihre Lieblingsspekulation auf die Uneinigkeit der ! Mächte wieder aufnehmen. Hierin dürsten sie sich aber täuschen. Dem- wenn auch eine Macht rheil- nahmslos beiseite steht, denkt sie doch nicht daran, dem von den anderen ausgeübten Werke der Gerech tigkeit entgegenzutreten. Die Ernennung Tuans rege bei manchen Mächten die Frage an, ob überhaupt diplomatische Verhandlungen mit einem Staat möglich seien, an dessen Spitze ein Mann stehe, welcher der schwersten Verbrechen gegen das Völkerrecht dringend verdächtig sei. Der amerikanische Gesandte Conger sei laut einer Washingtoner Depesche zu vorläufigen Verhandlungen mit Tsching und Li-hung-tschang er mächtigt. Monger wisse ja aus Erfahrung, wie der Prinz Tuan die Vertreter der Großmächte behandle. Man darf gespannt sein, wie die Verhandlungen zwi schen Conger und den Bevollmächtigten des Prinzen Tuan verlaufen werden. Conger hatte Gelegenheit,