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^ 121, 2S. Mai. Nichtamtlicher Theil. 2429 regelmäßige Lieferung aller orientalischen und sudamerikanischen Publicationen für das British Museum, sowie des Bedarfs der englischen Regierung übertragen erhalten hat. Als äußere Anerkennung seines Wirkens wurden Trübner mehrere Ordenszeichen verliehen: der Kronenorden von Preußen, Franz-Josef-Orden von Oesterreich, St. Olafs-Orden von Schwe den, Zähringer Löwe von Baden und 9?Ns Orckrs ok tNo VVVito Iktoximnt vk 8iam. Letzteren erhielt er wegen seiner Publica- tione» über de» Buddhismus in Siam. 1870 ernannte ihn der König von Schweden zum Hosbuchhändler. Wie sich Trübner in geschäftlicher Beziehung zu hohem An sehen einporgeschwungen, so war auch seine Familie in gesell schaftlicher Beziehung sehr gesucht. Mr. und Mrs. Trübner's „Nt bomes" und 8uuäaz--ovooiug rsosptivus bildeten stets einen Sammelpunkt für einen ausgewählten Kreis von Künstlern, Gelehrten, Dichtern, Buchhändlern und Kaufleuten. Dasselbe internationale Gepräge wie sein Geschäft, trugen auch die in seinem gastfreundlichen Hause Versammelten; Louis Blanc und Brct Harte nenne ich nur von den hervorragenden Gästen, die längere Zeit bei ihm verweilten; die „Meininger" waren wiederholt, während der Dauer ihres Gastspiels in London im Sommer 1881 unter den Geladenen zu finden. In der hastigen Weltstadt kam Trübner erst im reiferen Mannesalter dazu, sich eine Lebensgefährtin zu suchen: er fand dieselbe in der hochgebildeten, geistreichen Cornelia Delepierre, Tochter Octave Delepierre's, des belgischen Generalkonsuls in London, aus dessen erster Ehe mit Emily Napier, Schwester des Lord Napier of Magdala. Man sollte meinen, er hätte unter allen diesen fremdartigen Elementen seine Heimathsliebe und seine Anhänglichkeit an das weitere Vaterland verlieren müssen. Nein, es schienen im Gegen- theil gerade diese Umstände ein neuer Sporn für seinen Patriotis mus zu sein, den er bei jeder sich bietenden Gelegenheit be kundete, eine Eigenschaft, die man leider bei sehr vielen Deutschen des Auslandes (und noch schlimmer auch in Deutschland selbst) vermißt. Fast jedes Jahr stattete er mit seiner Familie (er hat eine Tochter hinterlassen) den freundlichen Neckargegenden einen längeren Besuch ab, über Brüssel und den Rhein entlang seinen Weg nehmend, wo er und seine Angehörigen zahlreiche Freunde besaßen, die den auch im späteren Alter noch von Lebenslust und Begeisterung sprühenden Mann gern sahen. Nach kurzem Aufenthalte in Heidelberg zog er mehrere Wochen in den Schwarzwald, wo er in: reizenden, ruhigen Rippoldsau, von dem Getöse des fieberischen Londons und seiner ausreibenden Tätig keit Erholung und Ruhe fand. Doch auch dort konnte sein immer beschäftigter Geist sich nicht ganz der Geschäfte und Privatarbeiten enthalten. Die Be richte seiner Theilhaber und die der Abtheilungs-Chess zwangen ihn oft zu sehr langen Briefen, welche häufig von der Hand seiner an Allem Antheil nehmenden Gattin geschrieben waren. Er fand trotzdem noch Muße, sich während seines Sommer aufenthaltes literarisch zu beschäftigen; so übersetzte er 1879 (nach Scheffel) „Die Schweden in Rippoldsau" unter dem Titel „Lt Uippolcksuu. 1879", in einem Bändchen, und Ltvrua.1 Isavs ok morulitz- (nach Eckstein), welche beide in kleiner Auslage als Privatdrucke erschienen. 1880 schrieb er die Biographie seines Schwiegervaters Delepierre, welche er gleichfalls „kor krioiuls oulz-" druckte. Dieser elegante Band enthält auch die genaue Liste der zahlreichen Schriften Delepierre's. Hier muß ich auch erwähnen, daß er 1845 eine englische Uebersetzung von Hendrik Con- science's Skizzen ans dem vlämischen Leben veröffentlichte, welches das erste vlämische Werk war, das aus den englischen Markt gebracht wurde. Sein wahres Deutschthum hat er bei zwei Gelegenheiten in besonders hervorragender Weise bewiesen: während des deutsch- sranzösischen Krieges und bei der Wiedererrichtung der ver nichteten Straßburger Bibliothek. Man lese nur seine feurigen Artikel, die er gegen ungerechte Angriffe der Franzosen in seinem „Lmsriaau anck OriMtsI INteiarv Revorä" publieirte, und man wird sich freuen, mit welch' jugendlichen! Eifer und mit welch' scharfer Feder er sür das gute Recht und das An sehen seines Vaterlandes eintrat. Es muß in ihm zur damaligen Zeit mit doppelter Stärke jener großdeutsche Trieb erwacht sein, der den freiheitsliebenden Pfälzern in besonderen! Maße inne wohnt, und der in den vierziger Jahren auch einen seiner Brüder zwang, nach London zu flüchten. Als sich das Comitö für die Neubegründung der Biblio thek in Straßburg an ihn wandte, war er sofort mit Herz und Seele bereit, mit dem vollen Gewichte seiner Persönlichkeit und seinem nicht unbedeutenden Einflüße bei der Presse für das Sammeln von Publikationen Propaganda zu machen. Die durch seine Bemühungen der neuen Universität über wiesenen Geschenke bilden einen der werthvollsten Theile, welche dieselbe aus diese Weise erhalten. Wie er hilfsbereit war, wo es galt gemeinnützige Zwecke zu fördern, so war er es auch in seinem engeren Kreise. Als sein vor einigen Jahren verstorbener Bruder Earl wegen Be theiligung an dem 1849 er Aufstande in London Schutz suchen mußte, fand er in ihm einen wirklichen Bruder, der den Freiheits helden liebevoll ausnahm. Dieser seinem Bruder Carl sehr eigene Drang, nach Frei heit nicht bloß in politischem Sinne zu streben, beherrschte auch ihn. Ich erinnere nur an seine oben erwähnte Eigenschaft als Verleger Herzen's, an die bei ihm erscheinende IVostmiustor Uoviow, das Organ der Partei, welche die Reformbill durch setzte, seinen religionsgeschichtlichen Verlag rc., der gegen geistige Fesseln sich wendet. Auch gegen den übertriebenen englischen Pietismus (der nicht einmal das Oefsnen von Museen und Gallerien an Sonntagen gestattet) kämpfte er, indem er die „8uucl-!z- kkoviov, Organ ok tb« Lundaz- 8ooiot/ kor Oxoniug Nueeuum auä Lrt Oalioriss VN 8uu<Za/' in seinen Verlag nahm. Es ist alle Aussicht vorhanden, daß dieses Organ, welches von einer Reihe bedeutender, angesehener, makelloser Männer unterstützt wird, sein Zweck erreicht. In den letzten Jahren nahm Trübner ein großes Interesse an dem Leben und den Schriften des Giordano Bruno, dessen sämmtliche Werke in allen Ausgaben, sowie die ihn betreffende Literatur er zum Zwecke eines größeren Buches über ihn sam melte. Wenige Wochen vor seinem Tode veröffentlichte er eine Uebersetzung des letzten Capitels von Brunnhofer's Leben des italienischen Philosophen, mit eigenen Anmerkungen und An hängen, gleichfalls als „Privatdruck". Das Hauptwerk selbst vollendet zu Tage zu fördern, war ihm leider nicht vergönnt. Diese bisher genannten Arbeiten repräsentircn aber durchaus noch nicht seine ganze literarische Thätigkeit: er schrieb viele Artikel sür „dlotos auä Ouorias", das „LtNouaouiu" rc. und trat auch mit einer Reihe geharnischter Artikel gegen den Nachdruck in Amerika auf, der ihm manchen empfindlichen Verlust zufügte. So erschien z. B. die reizende Dichtung Edwin Arnold's: IN« lügbt ok Lsia, boillg tbo I-iko und Doaodiug ok (iLutawu, kriuos ok luckia, auck Uouuäer ok liuiiätn-m (a.8 tobt il! vsrss b/au Imliau Uuckckbist) in verschiedenen amerikanischen Nach-