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2428 Nichtamtlicher Theü üv 121, 28. Mai. den Originaldrucke richtig beschreiben zu können. Diese Eigen schaft, ein vorzüglicher Linguist zu sein, verbunden mit einer mehr als gewöhnlichen allgemeinen Bildung, erklärt es leicht, warum er, nachdem er einige populäre Publicationen veröffent licht hatte, seinen Kenntnissen und Neigungen entsprechend vor nehmlich Bücher über Philologie, Geschichte der Religionen, Philosophie und orientalische Literatur verlegte. Der ueneste Berlagskatalog Trübner's umfaßt 202 Seiten und besteht aus drei Abtheilungen, von welchen der Outulogus ok boobs, poriockioals, auä sorials ou tbo bistorz-, tuu- grnpbz- ok tko Last., der auf 98 Seiten circa 700 Publi cationen aufzählt, darunter einige Serien von über 50 Bänden, die folglich allein eine kleine Bibliothek bilden, der umfangreichste ist. Das Durchblättern dieses Katalogs genügt, um sich ein Bild zu machen von der rastlosen, fieberhaften Thätigkeit Trübner's. Gelehrte aller Nationen sind darin vertreten: Hang, Max Müller, Schlagintweit, A. Weber, Renan, I. Muir, (der s. Z. während des ägyptischen Feldzugs ermordete) E. H. Palmer, Whitney, Tiele, Gubernatis, Rajendralala Mitra, Tatui Baba (Japaner), Coomara Swamy, Syed Ahmad Khan (Bahador), ferner Namen, über die man sechsmal stolpert, ehe man sich durchgewürgt: Jamaspji Da stur Minocherji Jamasp Asana, — Krishuachandradharma- dhikarin, — Taraspatha Tarkavachaspati rc. rc. Man müßte in der That eine Geschichte der orientalische» Studien während der letzte» 20 Jahre schreiben, wollte man ein richtiges Bild von der weltumsassenden Natur des Trübner'schen Berlages liefern. So bedeutend und umfangreich auch der orientalische Zweig seines Verlages war, so genügte ihm das nicht: sein Schulbücherverlag (Lehr- und Wörterbücher moderner Sprachen), sein philosophischer Verlag sind Achtung gebietend. Als er seine „Oollootiou ok simplikitzü grammars ok tbo prinoipul ^.siutie null lünroxouu langnugss" begann, sagte er, daß dieselbe „alle möglichen und unmöglichen Sprachen der Welt" umfassen solle, die bei ihm noch nicht vertreten seien, und wenn man die Liste der bereits erschienenen Bände und die der in Vorbereitung be griffenen betrachtet, so muß man bewundernd sagen, daß er diesem Ziele allerdings nahe rückte, obgleich ihn der Tod früher als erwartet aus seiner Thätigkeit gerissen. In seiner „Lugiisb uuck lkoroigu kbitosopbics.1 Library" erschienen lleber- setzungen von Lange, Geschichte des Materialismus, — Hart mann, Philosophie des Unbewußten, — Schopenhauer, die Welt als Wille und Vorstellung rc. Besonders das unlängst erfolgte Erscheinen der zwei letztgenannten Werke muß Trübner große Genugthuung gewährt haben, da er sich jahrelang bemühte, competente Uebersetzer für diese zwei epochemachenden Werke zu finden, — eine Aufgabe, die sehr schwer war, da es bei den Be treffenden eine vollständige Beherrschung der beiden Sprachen und des Stoffes voraussetzt. Die ihm von verschiedenen Seiten gelieferten Probeübersetzungen waren oft derart, daß er manchmal am Gelingen zweifelte. Seine Verdienste in dieser Richtung wurden von dem größeren Theile der englischen Presse anerkennend hervorgehoben, wenn auch mancher pietistische Eng länder, — der selbst Shakespeare aus seiner Bibliothek ver bannt, — bei dem Gedanken, daß nun jeder seiner Landsleute, der Lust und Neigung dazu hat, sich durch die Lectüre der Schriften dieser zwei Pessimisten — „6ermuu rubbisb", wie man sich drüben über'm Canal ausdrückt, — zu vergiften Ge legenheit hat, geschaudert haben mag. Trübner hat viel gethan, deutsche Literatur in England einzuführen: ich nenne nur noch Feuerbach, Fichte und Heine, die er theilweise — durch Uebersetzungen — dem englischen Publicum bekannt machte. Seiner Initiative verdankt manches Werk das Erscheinen, manches andere konnte nur durch beträcht liche Opfer seinerseits Publicirt werden. Welche Hindernisse er bei dem Ausbauen seines Verlages zu überwinden hatte, wie schwierig oft die Ausführung seiner Ideen war, und mit welcher Ausdauer er andererseits die Ver wirklichung seiner Pläne verfolgte, mag daraus erhellen, wen» ich z. B. ansühre, daß ein Bischof im Orient sich nach 12jährigem Drängen doch endlich entschloß, sein bahnbrechendes Werk über den Buddhismus in der von Trübner gewünschten Form (in 3. Auflage) erscheine» zu lassen. Hiermit habe ich eine andere Seite des Trübner'schen Charakters berührt: seine Zähigkeit in der Verfolgung von Plänen. Ein einmal gefaßter Vorsatz wurde sofort mit einem unbeschreib lichen Eifer in Scene gesetzt und, genügte der erste Anprall nicht, denselben zur Ausführung zu bringen, so wurde er erst recht von der Idee ergriffen, wenn er auch zur Zeit anscheinend da von absah. Bei passender Gelegenheit kam er immer und immer wieder aus den Gegenstand zurück, um in den meisten Fällen seine Anstrengungen belohnt zu sehen. Gepaart mit dieser Eigenschaft war seine außerordentliche Gabe, die Menschen sofort richtig beurtheilen zu können. Große Unterhaltungsgabe besitzend, gewann er durch einige lose, an scheinend unbeabsichtigt hingeworfene Wörter manche» Schwanken den. Diese zwei Eigenschaften sind mit ein Grund des rapiden Emporblühens seines Geschäftes. Noch will ich eine interessante Episode aus Trübner's ge schäftlicher Thätigkeit hervorhebcn: seine Verbindung mit Alexan der Herzen, dessen politische Schriften (radicaler Tendenz) er verlegte, und dessen russische Zeitschrift: „Kolökol" (1856 bis 1865) einen großen Einfluß auf die Umgestaltung der Dinge in Rußland ausübte. Im Ganzen verlegte Trübner 70 Bände in russischer Sprache, die einen großen Absatz fanden. Daß Trübner's Befähigungen und rastlose Thätigkeit von pecuniärem Erfolge begleitet waren, und daß er sich außerdem eine sehr geachtete sociale Stellung und großes Ansehen in der literarischen Welt erworben, wird nicht überraschen. Sein erstes Local in Paternoster Row Nr. 12 ward bald zu klein, auch das spätere in Nr. 8 und 60 in derselben Straße, so daß er sich zum Baue eines eigenen Hauses in Ludgate Hill entschloß. Dieses, nach seinen Angaben errichtete Gebäude ist im gothischen Rundbogenstil mit Anklängen an die orientalische Bauart ausgeführt. Symbolisch deuten Elephantenfiguren als Gebälkträger die Verbindung des Hauses mit dem Orient an. Auch dieses Local genügt den jetzigen Bedürfnissen nicht recht, da das Personal aus nahezu 50 Köpfe angewachsen ist, und die sich rasch folgenden Verlagsartikel einen immer größeren Raum be anspruchen, um wenigstens in einigen Exemplaren bequem zum sofortigen Erlangen untergebracht werden zu können. Die Ausdehnung seines Geschäftes brachte es mit sich, daß er es in bestimmte (zum Theil auch räumlich von einander ge trennte) Abtheilungen, „llopartmsuts" eintheilte, deren jede unter einem verantwortlichen Chef „Lluuaxor" steht. So gibt es ein legentlich revidirt wurden," da der Verlag ihn vollaus (und oft mehr als seiner Gesundheit zuträglich) in Anspruch nahm. Von welcher Vielseitigkeit das Trübner sche Geschäft ist, möge mttn daraus ersehen, daß cs Verleger der Publicationen (oder Agent) von 63 gelehrten Gesellschaften und öffentlichen Instituten ist und