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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000819
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-19
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.08.1900
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s Nr. 1L A nenan..^.. <.ng Wie weit es ist, einen wi ftiuß abgewar jeoch Lücken v nen General t lelbst natürlick Ker ihm aufge »irebt, daß ihr I.Paardeberg" ' Der! Ein Bei sich zu den 8 Die Hauptste Bothasberg, schriftlich 80( Alle geben zr Vinnen, Hoffer »arger Berge Inttellose Fro Rnd anderwäi Buren bei Be der „Daily 2 Stellungen ös geschlagen w< Und nur nach Der mein M i der in China kommandirenden Generale eine seinem Iwerkshandwerkzeug ist einer eingehenden Besichtigung lalle Hebel in Bewegung, um das Gespenst eines Dienstgrade entsprechende Stellung einnehmen werde, werth. Als Konkurrenz der bergmännischen Handarbeit Defizits und der damit verbundenen Blamage dem sieht die hiesige Presse übereinstimmend einen Triumph'will ich nur noch die Kohlenschramm-Maschine er-'Ausland gegenüber zu verscheuchen und vollzieht den den für ge- das ihn zu sehen ist. Diese Gruppe ist im Hauptgebäude auf dem Marsfelde untergebracht, und zwar in unmittel barer Nähe des Eifelthurms und der Avenue de la BourdonnaiS. Unser Staunen erregt hier besonders die große vierzylindrige Verbund-Fördermaschine von 3000 Pferdekräften. Dieser eiserne Riese hat ent schieden etwas Grauenhast-Ehrfurchtgebietendes, daS um so mächtiger wirkt, wenn man an schlagende Wetter und andere Gefahren des Bergbaues denkt. Schachtanlagen, Hunte und Förderkörbe, von denen manche bis zu 6000 Kohle aus einer Tiefe von SOO m in einem Zeitraum von einer Minute in die Höhe befördern, fesseln unseren Blick. Auch eine internationale Serie von Bergmannstrachten und Berg ¬ treiben soll. Ja das schreckliche ist passiert, man hat einsehen müssen, daß man sich höchstwahrscheinlich wieder einmal stark verrechnet hat, und daß die Summen, die für einen günstigen Abschluß der Ausstellung herauskommen müssen, wohl doch nicht herauskommrn werden. Da setzt man denn in fataler Verzweiflung kurz entschlossen durch die Straßen, dann beginnt das Leben in jellerleuchteten Restaurants und die Stunde Champagner- und Zwanzig-Francs-Soupers ist ommen. Dann ist die Zeit gekommen, in der Gold rollirt und ein Umsatz erzielt wird, wie keine zweite Stadt der Welt ausweisen kann. Welt undHalbwelt, Eleganz und Firnis, Adel und Finanz aristokratie, Genie und Dilettantismus — alles reicht sich in den kurzen Nachtstunden zwischen II und 2 brüderlich die Hände, vereint durch Leichtsinn und Rausch, den beiden Triebfedern, die das spezielle Pariser Leben in Bewegung und Fluktuation setzen. Nun aus Paris selbst hätte ich noch einiges zu plaudern. Wenn eS auch nicht von Bedeutung ist, so ist eS doch immerhin wissenswerth. Langsam und allmählich ebbt jetzt der Strom der Besucher. Die Preise für Zimmer und Getränke fallen allmählig und hin und wieder hat man bereits jetzt das Glück, ohne langes Borherbestellen und ohne tagelanges Suchen ein preiswerthes und annehmbares Unterkommen zu finden. Auch die Sonne mit ihrer glühenden Hitze der letzten Wochen geht nun ebenso langsam und allmählig in ein annehmbares Herbsttempo über, das noch Kraft enug besitzt, die Trauben zu reifen, sonst aber im drohen und Ganzen doch recht erträglich ist. Wer es also kann, der gehe jetzt nach Paris: er at gerade jetzt erst in der vorgerückten Saison alle Zortheile auf seiner Seite. Und die Ausstellung? Nun, die ist jetzt wenigstens in allen ihren Theilen ndgültig fertig und übt auf den Fremden immer noch denselben, wenn nicht gar einen erhöhten Reiz aus, wie in der Zeit der Hundstage! China Frieden machen solle, daß mithin Waldersee bei seinem Eintreffen vor Peking dort ein französisches Expeditionskorps nicht antreffen werde. Auch in der Klausel, daß Waldersee jedenfalls nur in dem Rath Von den deutschen Truppentransporten nach China. Wie es den Mannschaften auf der Fahrt durch das Rothe Meer gegangen ist, darüber schreibt dem „B.L.-A." einer vom „Wittekind": „Die Bäder und Douchen waren den ganzen Tag über belagert, aber auch sie brachten nur eine momentane und sehr minimale Erfrischung, denn das Wasser hatte 22 Grad Wärme. Gegeffen ward wenig, desto mehr aber getrunken. An Eiswasser, Limonaden, Kaffee, Thee und Bier wurden ganze Ströme verbraucht, so allein an einem Tage 30 Fäßchen leichtes Bier aus getrunken, trotzdem sich jedermann dessen bewußt war, daß die Strafe in Gestalt von verstärkter Transpiration, dem durststillenden Trünke auf dem Fuße folgen würde. Von irgend welcher Nachtruhe in den durchhitzten. schwülen Räumen unter Deck konnte überhaupt keine Rede mehr sein. Offiziere wie Mannschaften brachten die Nächte auf Deck zu. Wohl brachten die Nächte eine kleine Abkühlung von wenigen Graden, aber das, was blieb, war noch immer mehr wie genügend, um den menschlichen Körper in permanenter Transpiration zu erhalten und keinen er frischenden Schlaf aufkommen zu lassen. Irgend welcher anstrengendere Dienst verbot sich unter diesen Umständen bald von selbst. Er wurde auf das Nothwendigste ein geschränkt und auch die Bekleidung des äußeren Men schm auf das Denkbarste reduziert. Bei den Mannschaften bestand sie nur noch in einem Unterhemd, leinenen Bein kleidern, die bis zum Knie aufgekrempelt waren, und der Mütze. In den frühen Morgen- und späten Abendstunden herrschte auch bei den Offizieren starke Neigung zu de kolletierten Toiletten vor. Wer dann noch einen Kragen und Manschetten trug, kam sofort in den Geruch eines Gigerls oder Wäsche-Protzen." Sehr unangenehm machte sich bei allen das Auf treten eines stark juckenden Nesselausschlages bemerkbar. An Bord des „Wittekind" kamen keine direkten Erkrank ungen in Folge der übermäßigen Hitze vor. Weniger gut war es in dieser Beziehung den Insassen der „Frankfurt" ergangen. Auf eine Semaphor-Anfrage kam von dort die Antwort, sie hätten bereits zwei, wenn auch nur leichte, Hitzschlägo an Bord gehabt, und bäten demgemäß, wiederum vorausfahren zu dürfen, um so schnell wie möglich aus dem Hitzkessel des Rothen Meeres herauszu- kommen. Am selben Tage aber erkrankten zwei Stewards Aus Parts. Von unserem Spezialcorrespondenten. (Nachdruck verboten.) Ihre Leser in einer bergbautreibenven Gegend wird es gewiß besonders interessiren, was vom Berg bau und dem Eisenhüttenwesen auf der Weltausstellung an Bord des „Wittekind" in Folge von Hitze. Beide erholten sich ebenso wie ein Seesoldat, der bald darauf ohnmächtig zusammengebrochen war. Als nach demPas- siren der Insel Perim auf dem offenen indischen Ozean ein Südwest-Monsum einsetzte, sodaß der „Wittekind" ganz bedenklich zu rollen begann, schwang das Gespenst! der Seekrankheit unbarmherzig und viel stärker als zu Anfang der Reise von Neuem seine Geißel. (Die neue China-Brigade.) Unter den vier Bataillonen befinden sich, wie der „Köln. Ztg." ge meldet wird, auch drei Ersatzcompagnien, je eine für jede Jnfanteriebrigade, die voraussichtlich in einem Hafenort stationirt werden sollen. Für die anderen Truppentheile werden jedenfalls Ersatzdepvts gebildet. Wie man ferner hört, wird auch die Eisenbahnbau- Compagnie ausgesandt werden. Es scheint überhaupt, daß man auf deutscher Seite dem Feldeisenbahnbau besondere Berücksichtigung zuwendet. Denn nicht nur ist bereits Anfangs dieses Monats bedeutendes Material für Bahnbauten herausgesandt worden, sondern es wird jetzt wieder das Oberbaumaterial für eine 60 Km lange Feldbahn auf dem für Mitte December ge charterten Frachtdampfer verladen werden. In der SammelsteUe für Liebesgaben zum Besten der in China kämpfenden deutschen Soldaten, welche der Verein vom Rothen Kreuz in Berlin in der Wärmehalle (Stadtbahnbogen 97) eingerichtet hat, herrscht ein lebhaftes Treiben. Schwer beladene Ge schäftswagen der bekanntesten Firmen der verschieden sten Branchen schaffen wohlverpackt und absendefertig Kisten voll Wein, Conserven, Cigarren, Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände jeder Art heran. Personen aus allen Gesellschaftskreisen, ehemalige Krieger und alte, gebrechliche Frauen, überbringen persönlich ihre Gaben. Die einzelnen Spenden werden von Beamten sortirt und in Holzkisien verpackt, die zunächst nach Bremen und von da aus mit dem zuerst abgehenden Dampfer nach Taku geschafft werden sollen. Der Rhein und die Mosel entsenden den Saft ihrer Reben zur Stärkung und Erquickung von Deutschlands im fernen Osten kämpfenden Söhnen. Sorgsame Lands leute haben sich bemüht, für alle erdenklichen Bedürf nisse der wackeren Krieger Sorge zu tragen. Besonders ist der Kranken und ReconvaleScenten gedacht; Schlaf röcke und Wollsachen, Bett- und Leibwäsche, Medizinal weine, Fruchtsäste und Confituren werden den Mannen des ostasiatischen Expedittonscorps Zeugniß von der Liebe ablegen, mit der man ihrer in der Heimath gedenkt. * Aus Paris schreibt F. v. Sonnenburg an die „M. N. Nachr.", daß die deutsche Ausstellung einen großen Umschwung in der Achtung Frankreichs vor Deutsch- and erzeugt hat. Nach ihm hat sie für die Millionen von französischen Ausstellungsbesuchern aus Paris und der Provinz geradezu als eine Offenbarung gewirkt. Da die reiseträgen Franzosen nicht zu uns kommen wollten, um zu sehen, was für eine Art von Barbaren wir sind, md wir zu ihnen gekommen in diesem Jahre, wie Mo, jammed zum Berge! Wir sind zu ihnen gekommen mit unseren gigantischen elektrischen Maschinen, die ohne Nebenbuhler sind auf der Erde; wir haben ihnen in der chemischen Ausstellung eine Industrie vorgeführt, die die Welt beherrscht, wir haben ihnen in den Abtheilungen unserer Schifffahrt den Beweis geliefert, daß die großen Bremer und Hamburger Dampfschiff-Gesellschaften nicht nur die größten Reedereien der Erde find, sondern daß sie auch in Komfort und Sicherheit der Einrichtungen alle anderen übertreffen und die Deutschen auch auf dem Graf Mawrrfer. Kassel, 17. August. Der Generalfeldmarschall Graf Waldersee und Gemahlin sind heute Abend hier eingetroffen. Zur Begrüßung war am Bahnhof Ad miral Dieterichien anwesend. Ein zahlreiches Publikum brachte dem Generalfeldmarschall, der sich alsbald mit feiner Gemahlin nach Schloß Wilhelmshöhe begab, herzliche Ovationen dar. Der „Voss. Ztg." wird aus Paris gemeldet: Die endlich von den heutigen Morgenblättern in der Form einer ?Havas"-Note gebrachte Zustimmung der französischen Regierung zur Ernennung des Grafen Waldersee wird übereinstimmend von den Organen aller Parteien dahin gedeutet, daß die französische Regierung durch die Form ihrer Zustimmung im Interesse der Einigkeit der in China engagirten Mächte Entgegenkommen gezeigt, aber gleichzeitig den deutschen Oberbefehl nach Möglichkeit eingeschränkt, beziehentlich praktisch beseitigt habe. Die Mehrzahl der hiesigen Zeitungen geht von der Ansicht aus, daß die französi sche Regierung in Uebereinstimmung mit der nord amerikanischen nach Befreiung der Gesandten mit immensen Courssturz der Eintrittskarten, die vor kurzem noch 55 bis 60 Centimes standen, auf 15 bis 25 Centimes. Dec der französischen Börse Fernstehende sperrt einfach Mund und Nase auf. Doch wollen wir uns einmal ein wenig mit der Statistik auf der Ausstellung beschäftigen. Wer selbst auf den gutgehaltenen Kieswegen des RiesencomplexeS lustwandelt, muß über die zahlreichen Kioske und Zeitungsbuden sich wundern. WirthShäuser und Schank stätten sind nämlich fast 500 in der Ausstellung selbst. Eine einfache Schankstätte, ein sog. KioSk hat die Kleinigkeit von 35000 Francs Bodenpacht zu zahlen, während seine Einrichtung einen Kostenaufwand von 8000—10000 Francs verursacht. Zeitungskioske be stehen eiwa 200; auch diese kleinen Buden haben bis 5000 Francs Pacht zu zahlen, jedoch stehen hinter diesen die großen Zeitungsverleger, sodaß diese Aus gabe nicht allzu sehr ins Gewicht fallen kann. Immer hin hat die Ausstellung täglich mindestens 800000 Francs einzubringen, damit sich das in derselben an gelegte Kapital auch in der entsprechenden Weise ver- werthet und verzinst. Hand in Hand mit dem Florieren der Ausstellung machen auch die verschiedenen französischen Versicherungs gesellschaften ein enorm glänzendes Geschäft. Wenn man nur bedenkt, daß ein einzelner französischer Edel schmied Kleinodien im Werthe von 2 Millionen Francs ausgestellt hat, so kann man hiervon einen Schluß auf den Gesammtwerth der Ausstellung ziehen. Setzen wir diesen Gesammtwerth nur auf 10 Milliarden Francs an — was entschieden außerordentlich niedrig begriffen sein dürste — so belaufen sich die Versicherungssummen bei jeder einzelnen Versicherungsgesellschaft, allein auf 10 Millionen Francs, ein Verdienst, der sich auf die sechs Sommermonate 1900 vertheilt, d. h. als recht günstig unter allen Umständen bezeichnet werden kann. Dieses kleine Nechenexempel, das vielleicht nicht allzu uninteressant ist, dürfte manchem, der sich bisher noch immer keine rechte Vorstellung von den enormen Summen, die in der Weltausstellung zirkuliren, machen konnte, doch ein wenig die Augen öffnen. Jedenfalls ist und bleibt die Pariser Weltausstellung vom Jahre 1900 ein Riesenunternehmen, daß die neidlose Be wunderung aller Kulturvölker herausfordert. Ueberdies hat die Ausstellung, mag ihr Ausgang sich auch gestalten, wie er will, das Gute für sich gehabt, daß sie ruhmreich die sonst üblichen und zur spätsommerlichen Tagesordnung gehörenden Schatten der „8Li8OL morte", der stillen Zeit der sauren Gurke, geschlagen hat. Die Geschäftsleute jedweder Gattung haben im Großen und Ganzen ihr Schäfchen ins Trockene gebracht, und die französischen Luxusbäder an der normanischen Küste und in den Pyrenäen sind in diesem Jahre besser besucht, denn je. Deshalb ist aber die „Pleite", wie man jenseits des Rheines so hübsch und gut deutsch sagt, doch immerhin nicht aus geschlossen und in der Ausstellung selbst hat kürzlich erst die 52. Firma ihren Bankerott erklären müssen. Das ist eine Zahl, die einen recht bösen Eindruck macht und die Preßorgane der großen Kauf- und Handelsgesellschaften durch allerlei Mätzchen und Kniffe auch gern fortthun möchten, was ihnen aber dies mal doch nicht in dem Maaße wie sonst gelingen will. Aber sonst amüsirt man sich in Paris und namentlich auf der Ausstellung doch noch recht sehr und auch recht gemüthlich. Wenn gegen 11 Uhr die Ausstellung sich zu leeren beginnt, und selbst die ypische Kneipe von „Alt-Paris" ihre Thore schließet, )ann beginnt im Herzen von „Neu-Paris" zwischen )en Hallen und dem Friedhof von Montmartre, d. h. IM quartier latia das lustige Leben. Dann rollen die Fuhrwerke mit eleganten Insassen, den kostbar aufgeputzten Damen und den müden, verlebten Männern schweren Alp, der fest mehr denn zwei Monaten auf ihnen lastet Endlich befinden sich also die Gesandten und mit ihnen sämmtliche in Peking eingeschlossenen Fremden, darunter viele Frauen und Kinder, in Sicher- hcit, nachdem sie lange Wochen hindurch nicht nur dem vernichtenden Feuer chinesischer Artillerie und Infanterie, sondern auch chinesischen Kniffen und Arglist voll Opfermuth und Heldensinn getrotzt haben. Der kleine Heereshaufen der Verbündeten hat seine erste Aufgabe glänzend gelöst. Anerkennung und Dank jenen tapferen Männern, die in heißem Sonnenbrand innerhalb weniger Tage den schwierigen Weg nach Peking zurückaelegt und dabei in mehreren Gefechten die Widerstandskraft der chinesischen Armee gebrochen haben. Großes ist vollbracht, doch noch schwierige Aufgaben harren ihrer Lösung. Gilt eS doch, Genuz- thuung für die Angriffe gegen die Gesandten und Fremden und besonders für die Ermordung des deutschen Gesandten zu erlangen und ein Regiment einzusetzen, das nicht nur die Schuldigen bestraft, fondern gleichzeitig auch sichere Bürgschaften für die Verhütung ähnlicher Ausschreitungen bietet. — Die „Nat.-Ztg." sagt: Ob vom militärischen Standpunkt aus schon jetzt die dauernde Behauptung Pekings möglich sein wird, muß abgewartet werden, jeoenfalls würde man sich aber sehr täuschen, wenn man mit der Besetzung Pekings den wichtigsten Theil der Arbeit für beendet halten wollte, denn es bleibt noch übrig, die Einsetzung einer kräftigen Regierung zu verlangen, die Bestrafung des begangenen Frevels thatsächlich zu erreichen, sichere Garantien für die Zukunft zu erzielen, kurz ein Gebiet von Aufgaben, für welche die Befreiung der Gesandten und die Besetzung Pekings wohl un erläßliche Vorbedingung ist, aber noch keine wie immer geartete Lösung bietet. — Die „Deutsche Tagesztg." schreibt: Die Rettung der Ausländer ist uns die Hauptsache. Die wichtigste Hauptsache, von der unter der französischen Diplomatie, der eS gelungen sei, durch diese Berklausulirung die Frage einer eventuellen OberbefehlShaberschast der Form wie der Sache nach im negativen Sinne zu beantworten. Der ganzen „Havas"-Note wird hier ostentativ eine für Deutsch land unfreundliche Deutung gegeben, besonders die Nationalistenpresse glaubt die Gelegenheit benutzen zu sollen zu einer in hohem Grade deutschfeindlichen Kundgebung. Offiziöse Preßstimmen liegen, von der erwähnten „HavaS"-Note abgesehen, nicht vor. keiner Bedingund zurückgetreten werden darf, ist die Sühne und Genugthuung für die Ermordung unseres Gesandten und die Verletzung des Völerrechts durch Gefangenhalten der Gesandtfchaften. Ohne eine solche Genugthuung, die auch auf China Eindruck macht, sind alle sonstigen Garantieen für die Zukunft werthlos und die Fremden in China auch fernerhin vor Ueberfall und Mord nicht sicher. — * * Zur Frage der Einberufung des Reichstags wird dem L. A. von wohlunterrichteter Seite geschrieben: Als sich die Nothwendigkeit herausstellte, eine Expedition nach China auszurüsten, wurde in unseren maßgebenden Kreisen auch die Frage erörtert, ob es rathsam sei, den Reichstag einzuberufen. Der Plan wurde von sehr hohen Stellen befürwortet, aber schließlich fallen gelassen, einmal, weil das verfassungsmäßige Recht des Kaisers, die zum Schutze der bedrohten deutschen Interessen erforderlichen Maßnahmen zu treffen, zweifel los ist und weil sich ein Ueberschlag der aufzuwendenden Mittel damals noch nicht machen ließ. Diese Gründe bestehen zur Zeit für die Re gierung noch fort, iusbesondere will sie die nächste Entwickelung der Dinge in China abwarten, um mit einiger Sicherheit behaupten zu können, welche Mittel für absehbare Zeit in Aussicht zu nehmen sind, wenn die Erfolge der Expedition sicher gestellt werden sollen. Der Zeitpunkt mit dem diese Möglichkeit gegeben sein wird, scheint allerdings jetzt, wo die verbündeten Truppen in Peking eingerückt sind, gekommen zu sein. Inzwischen nähern wir uns aber auch der Zeit, wo der Reichstag zu seiner regelmäßigen Tagung wiederum einberufen werden könnte, und es würde sich demgemäß erübrigen, eine besondere Nachsession zu veranstalten. Im ersten Jahrzehnt nach der Gründung des Reichs ist der Reichstag wiederholt im Oktober einberufen worden. Jedenfalls fühlen sich die maßgebenden Stellen im Reiche vollständig frei von jedem Gedanken an eine Schmälerung des Budgetrechts des Reichstages — es wäre ja auch nichts thörichter —, sie haben ebensowenig an der patriotischen Geneigtheit der großen Mehrheit de? Reichstages, die bereits gemachten Aus gaben nachträglich zu bewilligen, gezweifelt. — Auch vie Darstellung, der man vielfach begegnet, als ob der verantwortliche Leiter der Politik im Reiche — das ist der Reichskanzler — das jetzige Hervortreten Deutschlands in der ostasiatischen Aktion ungern sehe, wird uns als unbegründet bezeichnet. Allerdings nicht der eigene Wunsch, sondern die Umstände haben dazu geführt. Bis zum Anfang der vorigen Woche war man völlig rathlos in der Frage des Oberbefehls, als der Kaiser nach Rücksprache mit dem Grafen Bülow die Initiative ergriff zu dem Vorschlag, den Grafen Waldersee zum Obercommandirenden zu er nennen. Dadurch erledigten sich die Gerüchte, als ob , zwischen dem Kaiser und dem Grafen Bülow irgend- ' welche Meinungsverschiedenheiten beständen; Graf Bülow erfreut sich fortgesetzt des unbeschränkten Ver- trauens des Kaisers. wähnen, die durch eine geniale Konstruktion die Häuerarbeit verrichtet, und ^namentlich während großer Bergarbeiterausstände nicht nur den Grubenbesitzern, sondern auch dem gesammten Publikum von Nutzen sein kann. So bietet diese „Lxpomtion miniere 8outsrraine" ebenso viel Interessantes wie Belehren des und sollte von jedem Ausstellungsbesucher — eS kostet natürlich ein kleines Extraentree! — entschieden besucht werden. Gegenwärtig finden jedoch — wahrscheinlich in folge der starken Inanspruchnahme durch die Ereig nisse in Ostasien — die Maschinen und alles, was mit ihnen zusammenhängt, beim Publikum nicht daS richtige Interesse. Das Zeitungsgeschäft blüht und gedeiht indessen einfach „riesig". — Während so an allen Ecken und Enden der Tagespresse immer und ewig nur von China die Rede ist, soll jetzt hier auch einmal der fast ganz in den Hintergrund gedrängten, südafrikanischen Transvaal republik gedacht werden. Ein „ziemlich niedlicher" Obelisk von 14,36 Meter Höhe und einem Grund quadrat, besten Seite 2,5 Meter mißt, stellt die Menge des Goldes dar, die in den Jahren 1848 bis 1899 im Transvaallande gegraben wurde. Dieser Obelisk würde, wenn er in wirklichem Golde ausgeführt wäre, ein Gewicht von 621779 lc^ und einen Geldwerth von 2141709209 Frcs. repräsentieren. Es ist aber gut, daß das Ding nicht in Wirklichkeit aus Gold be steht, denn sonst wäre es sicher schon im Ganzen oder doch wenigstens theilweisegestohlen worden! Eine alte Burenfarm aus dem achtzehnten Jahrhundert mit ihrer typischen äußeren und inneren Ausstattung, an der Alles massiv ist und für die Ewigkeit berechnet zu sein scheint, gehört wohl zu dem Interessantesten dieser Ausstellungsabtheilnng. Die gegenwärtiae Lage in Ostasien macht be sonders einen Theil der Ausstellung interessant, den wir zwar bereits früher gelegentlich einmal gestreift haben, der aber heute auch noch zum zweiten Mal kurz erwähnt werden möge. Dieser Theil betrifft die Seeschiffahrt auf der Pariser Weltausstellung. Dieser Ausstellunqstheil ist im „?alLl8 6s la Navigation 6e commerce", der direkt an der Seine gelegen ist, untergebracht. Interessant sind hier die englischen Rhedereien und unter diesen namentlich diejenigen aus Liverpool. Die Schiffe selbst sind natürlich nur in Modellen, Nachbildungen von einzelnen Schiffstheilen oder in Photographien vorhanden. Eine Leistung auf dem Gebiete des Schiffsbaues, die allen anderen ein bedeutendes voran ist, wird aber durch den Dampfer Deutschland repräsentiert, der 684 Meter lang ist, 16 200 Tons Tragfähigkeit besitzt, mit 33000 Pferdekräften arbeitet und 24 Knoten in der Stunde zvrücklegt. In der deutschen Seeschiff- fahrtsabtheilung besonders interessant sind die Modelle alter Orlogsschiffe aus Sammlungen des Lübecker Museums. Schiffsmodelle von deutscher Seite sind I überhaupt namentlich ausgestellt aus Lübeck, Bremen und Emden. Modelle von Schiffstheilen haben Magde burg, Bremen, Hannover, Düsseldorf und Vegesack auf die Ausstellung geschickt. Aus dieser Abtheilung erwähnen möchte ich schließ lich noch eine Sonderausstellung von verschiedenen Rettungsapparaten, unter denen sich Schwimmwesten, i Schwimmgürtel, verschiedene Konstruktionen von Ret- . tungsbooten rc. befinden. Rußland und Deutschland sind auf dieser nicht allzugroßen, doch immerhin sehens- werthen Abtheilung besonders hervorragend und reich- haltig vertreten. Auch noch eine andere Abtheilung der Ausstellung möge hier eingehende Erwähnung und Würdigung finden. In dieser Abtheilung befindet sich die Aus stellung moderner Möbel. Wie in der Abtheilung für Goldschmiedekunst, Wirkerei usw. hat auch hier die moderne Kunst einen unverkennbaren — und nach ineinem persönlichen Geschmack — nicht unüblen Ein fluß auf die Gestaltung der Holzschnitzerei und Möbel tischlerei ausgeübt. Was die deutsche Unterabtheilung dieser Gruppe betrifft, so sieht man gleich auf den ersten Blick, in welcher Weise die Künstlervereinigungen von Berlin, München und Dresden auf die Gestaltung, Anordnung und Formgebung der modernen Möbel eingewirkt haben. Form und Farbe abgetönt aber doch einstimmig zu halten, ist wohl der erste Grundsatz, der in den modernen Möbeln zur Ausführung gekommen ist. Wand, Decke und Fußboden des Zimmers müssen in ihren Wirkungen mit den Möbeln Hand in Hand gehen. Besonders auffallend und ästhetisch in günstigem Sinne wirkend, sind diejenigen Möbelstücke, deren weicheren Holztheile vermittels eines Sandqebläses derartig herausgearbeitet sind, daß nur die härteren Masern, gleichsam als eine natürliche Musterung stehen geblieben sind, ein Muster und ein Verfahren, das von Amerika aus zu uns he. Lbergekommen ist. Was das Holz anbetrifft, aus dem die Möbel mit Vorliebe hergestellt sind, so steht die Eiche noch immer am ersten Platz und hat die ehemals so starke Kon kurrenz von Ebenholz und Mahagoni weit in den Hintergrund gedrängt. Was die Ciselierung einzelner Möbelstücke schließlich anbetrifst, so hat man mit vor züglicher Wirkung neuerdings Bernstein auf matt poliertes und Perlmutter auf dunkelpoliertes oder auch in beiden Fällen gebeiztes Eich mholz angewandt. Jedenfalls hat auf dem Gebiete des modernen Kunst handwerks die Möbeltischlerei entschieden eine große Zukunft, an der sich alle Länder mit Ausnahme Eng lands, das seine behaglichen Möbel mit dem grünen Lederbczug durchaus nicht al zuschaffen gewillt zu sein scheint, fördernd betheiligen werden. Soviel heute von der Ausstellung selbst. Aus dem unbeabsichtigten Weltausstellungsrausch der Pariser scheint ein beabsichtigter werden zu wollen, der die dunklen Wolken, die sich diesmal am wirth- schaftlichen Himmel des unglücklichen Frankreichs schwarz und drohens zusammen ballen, verscheuchen und ver
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