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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000819
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-19
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.08.1900
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HchkWl EniWlrr TWMM Amtsblatt. Nr. 191 Sonntag, den 19. August 1900 1. Beilage. (Nachdruck verboten.) 44. Fortsetzung § Fortsetzung folgt. die so L !> Leine Schwester. Roman von Fanny Stöckert. welchem sie ihn zum pflichtvergessenen Mann gemacht hatte. O, der unseligen Stunde, da das geschehen konnte, sein ganzes Lebelang würde er das Schuld» bewußtsein mit sich herumtragen. Und sie, diese Sirene, sie stand jetzt vor ihm, als wäre nichts geschehen, als läge nicht dort in der düsteren Todtengruft sein junges, zar'es Weib, das ihn so treu geliebt. — Sie konnte ihm von einer glücklichen Zukunft sprechen in solcher Stunde. War sie ein Dämon, wie sie bisweilen in verführerischer Gestalt und Schöne auf Erden er scheinen, die Männer zu Narren machen, eine Lorelei, eine Herodias, ein Elementargeist ohne Seele. Sie sah zu ihm auf voll Gluth, voll Leidenschaft, aber plötzlich senkte sie erblassend den Blick Das loderte ja förmlich in seinen Zügen vor Zorn und Empörung. Die chinesischen Wirren Die bangen Zweifel, von denen seit Monaten ganze civilisirte Welt gequält wurde, sind jetzt in glücklicher Weise gelöst, wie man es kaum mehr Abtheilung blieb in Iangtsun, weil ihre Verpflegungs einrichtung nicht genügend sunktionirt. Es wurde an- genommen, daß Tungtschou am 11. August erreicht verden würde. Die Russen begannen gleich nach der Einnahme von Tientsin die Eisenbahn Tientsin-Peking wiederherzustellen, und man hofft, die Linie bis Iang- tsun bis zum 20. August wieder fahrbar zu machen. Auch die Linie Shan-Haikwang—Taku wird von den denen es mehr zu hoffen, als zu fürchten hat. In der That nimmt das Kriegsdrama in Süd afrika allen englischen Prophezeihungen zum Trotze noch immer ungehemmt seinen Fortgang. Wie schlechte Propheten die Engländer sind, das ergiebt sich am iesten daraus, daß es sogar dem General De Wet und einen Schaaren, deren Gefangennahme die Engländer eit Wochen als unmittelbar bevorstehend ankündigten, gelungen ist, sich der Umklammerung seiner Gegner zu entziehen. Und das bedeutet für die Engländer nichts mehr und nichts weniger als eine recht beträcht liche Verlängerung des Guerillakrieges, der ihnen noch recht viel zu schaffen machen dürfte. Die wohlthätige Ruhe des Friedens ist nach den erschütternden Vorgängen der jüngsten Zeit in Italien eingekehrt, wo König Victor Emanuel III. die Zügel ergriffen hat. Die Kundgebung, mit welcher Victor Emanuel den Thron bestiegen hat, war ein packender Appell an das italienische Volk, eine Mahnung, mit zuarbeiten an dem Werke der Reform an Haupt und Gliedern, die sich als unausschiebbar herausgestellt hat. Es ist dringend zu wünschen, daß dieser Appell seine Wirkung nicht verfehlt und daß auch König Victor Emanuel nicht nur den guten Willen, sondern auch die Kraft aufweist, seinem Volke in diesen Zeiten der schweren Noth und des mühsamen Wiederaufbaues ein Führer zu sein. zu hoffen wagte: Die verbündeten Truppen sind in Peking eingezogen und haben den Gesandten und ihren Angehörigen die ersehnte Freiheit gebracht. Die hoch erfreuliche Nachricht, die wir bereits gestern Mittag unseren Lesern mittheilten, wird heute wie folgt ergänzt: Shanghai, 17. August. Li-Hung-Tschang hat eine Depesche erhalten, welche besagt, daß die ver bündeten Truppen am 15. August in Peking einzogen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Li-Hung-Tschanc richtete ein Schreiben an die Kaiserin-Wittwe, in welchem er sie ersuchte, in Peking zu bleiben. Die britischen Truppen wercen morgen hier landen. Hier und am Jangtse ist alles ruhig. Shanghai, 17. August, 10 Uhr vorm. Die hiesigen Mandarine erhielten die Nachricht, daß die Kaiserin-Wittwe, Prinz Tuan und der Hofstaat mit dem Haupt heil des Heeres und den Boxers am 7. August Peking verlassen und sich nach Hsianfu be geben haben. Die verbündeten Truppen begannen ihre Operationen gegen die Mauern von Peking am 15. August; sie hatten keinen längeren Widerstand. Shanghai, 17. August, 11 Uhr 40 Min. vorm. Die verbündeten Truppen zogen am 15. August in Peking ein. Man glaubt, daß die Truppen Juan- tschikais nach der Provinz Schenei gegangen sind, um die auf der Flucht befindliche Kaiserin zu schützen. London, 17. August. Das „Reutersche Bureau" , meldet aus Hongkong vom 16. ds. Mts., die Zoll behörden in Kanton hätten eine Depesche erhalten, derzufolge Sir Robert Hart Peking unter chinesischer i Eskorte verlassen habe. Ein Kreuzer sei abgesandt! worden, um ihn aufzunehmen, wenn er die KMe t andten Pichon eine Peking, 11. ds. Mts., datirte i Depesche erhalten, welche mit den Worten beginnt: „Wir halten in den Trümmern noch immer Stand. Die Mitglieder der Gesandtschaft sind wohl. Elf Mann der Schutzwache sind gefallen. Wir erwarten den Entsatz am 14." — Der amerikanische Gesandte Conger telegraphirt dem amerikanischen Consul, an scheinend vom 13.: „Die Chinesen setzen die Angriffe heftig fort. Ein Kind und sieben Marinesoldaten sind todt, die übrigen Amerikaner sind am Leben. Der Vormarsch der Verbündeten erfüllt uns mit neuer Hoffnung." Paris, 17. August. General Frey telegraphirt aus Tientsin unter dem 9. d. M.: Der Marsch auf Peking wurde veranlaßt durch Nachrichten, welche den Russen und Japanern zugingen und nach welchen die Chinesen die Absicht hätten, keinen Widerstand zu leisten, sondern nach einem Scheinwidcrstand bei Tungtschou den Frieden vorzuschlagen. Nach Tientsin zurückgekehrt, schlugen die Deutschen, Oesterreicher und Italiener, welche augenblicklich nicht in der Emfatz- colonne vertreten waren, vor, die Absendung eines Detachements zu ermöglichen, um gegebenensalls bei der Einnahme Pekings mitzuwirken. Alle nähme den Vorschlag mit Dank an. Die französischen Streit kräfte, welche in Tientsin verblieben waren, eilte unsere Beziehungen zu ihnen sind stets gütige und nahe wie zwischen Verwandten gewesen. Daher ist es jetzt, wo das Reich an einem solchen Punkte ange langt ist, ihre Pflicht, alle?, was in ihrer Macht steht, i zu thun, um das Reich zu retten. Mögen sie sich nun über Mittel und Wege einigen mit Rücksicht auf die drei wichtigen Fragen, fähige Öfficiere auszuwählen, gut geschulte Soldaten einzustellen und zu ihrer Unter haltung Geld zu sammeln. Sie mögen darüber Nach denken, wie das Reich am besten geschützt werden kann, und wie die Fremden verhindert werden, ihre Raub sucht in China zu befriedigen; sie mögen darüber ent- heiden, wie Peking gerettet werden und die Bewohner des Palastes mit einer Belagerung verschont werden können. Die Vicekönige und Gouverneure des Jangtse und der Seeprovinzen müssen auch für die Sicherheit ihrer Bezirke sorgen, nach deren Besitz die fremden Nationen schon lange streben. Das ist sehr wichtig, und konnten die Folgen besser voraussehen wie ich, die ich nicht einmal wußte, daß Flora so gefährlich krank war! Leben Sie wohl!" Sie wandte sich mit der Miene gekränkter Un schuld und verschwand in einem Seitenwege. „Ich, der Dämon seines Lebens," murmelte sie aber empört vor sich hin, „ich, die ich ihm erst die Augen geöffnet, ihm des Lebens wahre Schönheiten kennen gelernt. — Und nun, wo ich ihm das höchste Glück zu künden hoffte, da spricht er solche Worte! Der Narr! Etwas von dem alten Philisterthum haftet ihm auch heute noch an, davon scheint er nicht los zu kommen! Hätte er gelernt, frei und unbehindert wie ein junger Adler die Flügel zu entfalten, dann hätte er mich jubelnd in die Arme geschlossen trotz allem, trotz Schuld und Sterben, denn was kann er auf dieser Welt mehr hoffen als daS ihm dargebotene höchste Glück. Er will aber verkümmern in Schuld und Zagen, er schleppt noch die Ansichten und Vor urtheile der Vergangenheit mit sich herum. Warum mußte ich ihn so thöricht lieben, gerade ihn?" Carlas Blick wurde dunkel, düster starrte sie vor sich hin. Was soll ich nun anfangen? Dieses öde trostlose Dasein an der Seite deS kranken ManneS weiterschleppen? mit ihnen der Entsatzcolonne nach, indem sie ver doppelte Tagesmärsche machten. Tokio, 15. August. Ein Bericht über den Vor marsch auf Peking bringt folgende Einzelheiten: Am 4. August hatten die Streitkräfte der Alliirten Tientsin verlassen und Peitsang und Iangtsun am 5. und 6. August besetzt. Eine japanische Abtheilung drang am 7. August über Namtsaitsung vor. Während des Ge- echtes wurde ein General der früheren chinesischen Garnison von Tientsin getödtet, während General Ma verschwand. Die Befehlshaber der Alliirten hielten am 7. August in Irngtsun einen Kriegsrath, bei welchem der sofortige Vormarsch auf Peking beschlossen wurde. Derselbe vollzog sich in folgender Marschord- nung: 1. die japanischen Truppen, 2. die Russen, 3. die Engländer, 4. die Amerikaner. Die französische D Wie ein Träumender irrte Fred durch die stillen We^e des Parkes. Tönte da nicht wieder die Geister stimme, „Warum ließest Du mich sterben!" — New, nein, nichts mehr von Tod und Sterben, leben wollte er, leben! Und dort im Hellen Abendsonnenschein st nd es plötzlich vor ihm, das Bild des Lebens, Carla! Trotz der Trauerkleider, die sie angelegt, athmete ihre ganze Erscheinung voll Daseinsfreude. Wozu Trauer zur Schau zu tragen, wo ihr ganzes Sein jetzt ein einziges jubelndes Hoffen erfüllte. „Fred, o Fred!" rief sie leise und sehnsuchts- voll. Leise erwachte Fred aus seinem Traumzustand, als er die Stimme vernahm, die einst alle Fibern seines Seins bewegt hat. „Es kann ja nun noch alles gut werden, wir können noch glücklich werden!" tönte es leise, bestrickend an seine Ohren. „Auf den Tod meines Mannes haben wir nicht mehr nöthig zu warten," fuhr Carla fort. — „Ich brauche sein Geld nicht mehr, mein Vater ist als reicher Mann heimgekehrt —Du bist frei und ich lasse mich scheiden." — Freds Augen wurden bei diesen Worten immer klarer, immer wacher, und je klarer er blickte, je mehr schwand der Zauber, mit welchem das schöne Weib Und die Augen, diese großen starren Augen, mit dem irren Blick, nein, das waren Freds Augen nicht mehr, diese lieben, fröhlichen Augen, die der Sonnen schein ihres Lebens gewesen, schon in den Tagen, als sie ihn noch auf den Armen getragen. Und nun sollte sie weiter leben ohne diesen Sonnenschein, da war es der alten Mutter als sollte sie überhaupt die Lebenslust entbehren. Warum nur sich Fred allen Trostworten verschloß, wo er sich doch sonst so gern von ihr trösten ließ. Was ist es, daß ihn so ver- wandelte, konnte es noch etwas anderes sein, als der schnelle Tod Floras? So sragte sie sich voll Sorge und Kummer. Die Schatten der Schuld aber, die das lebensfrohe Antlitz ihres Sohnes verdüsterten, die vermochte das liebende Mutterauge nicht zu ent decken. ' Fred stand nun allein in dem dämmerigen Raum, und starrte unausgesetzt hinuntec in die dunkle Gruft. Regte es sich nicht jetzt dort unter den Blumen. Tauchte da nicht eine weiße Hand auf, ein blasses Antlitz, das todeStraurig zu ihm aufblickte und frug: „Warum ließest Du mich sterben?" Ach, die blassen Lippen schienen im Geisterton zu flüstern! Entsetzen packte ihn, er eilte hinaus aus dem Raum der Todten, mit einem beklemmenden Gefühl, als hätte des Todes kalte Hand ihn berührt, als müsse wenn aber diese hohen Beamten in ihrer Gleichgiltig keit beharren, so gefährden sie täglich mehr die Sicher heit unseres Reiches und veranlassen unabsehbare Zer störung. Die Sicherheit unseres Reiches hängt von diesen Vicekönigen und Gouverneuren allein ab, ihre Pflicht ist es daher, sich zu einigen und den Frieden wieder herzustellen. Die Lage ist jetzt sehr drückend, und wir hoffen ernstlich, daß sie alle unserm Befehl gehorchen werden. Dieser Erlaß ist durch Boten, )ie täglich (?) 600 Li (345 km) zurücklegen, zu ver breiten. Eile, Eile, damit alle diese unsere Befehle vernehmen! Die „Post" schreibt: Peking entsetzt! Diese Meldung nimmt von vielen tausend Herzen jenen ringten sofort die Gesandtschaften, deren Bewohner sämmtlich wohlbehalten sind. Die Verluste der Japaner »trugen über 100 Mann, die der Chinesen 3000 Mann. London, 18. August. Gestern Nacht ist hier, wie die „Morning Post" meldet, ein Telegramm des Zoll-Commissars in Tschifu vom 17. ds. Mts. ein gegangen, dem zufolge Peking in der Nacht zum 15. August entsetzt wurde. Washington, 17. August. Admiral Remey tele graphirt aus Taku von heute früh 1 Uhr: Soeben abe ich aus Tientsin folgende Depesche vom 6. August 10 Uhr abends erhalten: Peking ist am 15. August genommen worden; die Mitglieder der Gesandtschaften sind wohlbehalten; Einzelheiten folgen binnen Kurzem. Ueber die letzten Leidenstage der nun befreiten Gesandten sind mittlerweile noch Nachrichten ein gegangen. Der Central News wird aus Shanghai gemeldet: „Der französische Consul hat vom Ge- zunehmen. England, das gleichzeitig von den chine- ischen und den südafrikanischen Schmerzen heimgesucht ist, befleißigt sich eben aus diesem Grunde eines „löb- lichen Lebenswandels" gegenüber den Mächten, von Politische Wochenschau. Das chinesische Problem, welches noch immer die angespannte Aufmerksamkeit und Theilnahme der ge jammten civilisirten Welt in Anspruch nimmt, hat in dieser Woche eine etwas günstigere Gestalt genommen. Wenn sich auch die chinesischen Märchen, denen zufolge die Gesandtschaften in Peking im „freundschaftlichsten Verkehr" mit der chinesischen Regierung stehen, wie nicht anders zu erwarten war, als unverschämte Lügen entpuppten, so wurde uns doch die Gewißheit, daß die Gesandten und die anderen Fremden sich trotz der erneuten Angriffe der chinesischen Truppen noch immer gegen deren Ansturm zu halten vermochten. Zu dieser tröstlichen Gewißheit traten die erfreulichen Fortschritte, welche die Entsatztrupven der verbündeten Mächte in dieser Woche gemacht haben. Seit den schweren Käm- pfen bei Peitsang und Iangtsun hatte der Widerstand der Chinesen außerordentlich nachgelassen und der Vormarsch der Verbündeten auf Peking hat sich in unerwartet schneller Weise vollzogen. Man darf sich freilich keiner Täuschung darüber hingeben, daß hiermit nur der kleinste Theil der Arbeit gethan ist, die uns und die anderen Mächte in China erwartet. Auch mit der Einnahme von Peking würde die Lösung des chinesischen Problems doch nur um einen, wenn auch sehr bedeutsamen Schritt vorwärts rücken. Es darf eben bei der Beurtheilung der chine sischen Frage nicht übersehen werden, mit wie ungeheuer weit ausgedehnten Gebieten wir es dort zu thun haben, denen entsprechend der Kriegsschauplatz von einer Größe ist, die der Kriegsführung die außerordentlichsten Hin dernisse m den Weg legt. Das ist der Grund, welcher der Wahl eines gemeinsamen Oberbefehlshabers ihre Bedeutung verleiht, wenn auch noch geraume Zeit ver- gehen wird, bis dieses Obercommando praktisch in Kraft treten wird Ja selbst nach der völligen Nieder schlagung des chinesischen Aufstandes wird die Aufgabe der Kciegsführung noch keineswegs erschöpft sein, denn es wird dann die Aufgabe, die Chinesen zur Ruhe zu bringen, durch die andere abgelöst werden, sie in Ruhe zu halten. Und hierbei werden an das gemeinsame Obercommando aller Voraussicht nach nocb schwierigere Aufgaben herantreten, wie bei der Niederschlagung des Aufstandes. Die Wahl des gemeinsamen Oberbefehlshabers ist mit verhältnißmäßig geringen Schwierigkeiten vor sich gegangen. Zuletzt hat Frankreich zu der Wahl des Grafen Waldersee seine Zustimmung ertheilt. Niemand darf es den Franzosen verübeln, wenn ihnen diese Zu stimmung starke Beklemmungen verursacht hat und wenn die französische Regierung bemüht war, diese Zustimmung in die zurückhaltendste und eingeschränkteste Form zu kleiden. Muß es doch in der That als eine Ironie der Geschichte erscheinen, daß in demselben Jahre, wo wir das 30jährige Jubiläum des deutsch- französischen Krieges feiern, das nach Revanche dür stende Frankreich sich genöthigt sieht, einen Theil seiner Truppen unter deutschen Oberbefehl zu stellen. In einer höchst verbindlichen Form, welche ein Zeichen für die guten Beziehungen der beiden Staaten sind, hat Rußland seine Zustimmung zur Wahl des deut schen Oberbefehlshabers ertheilt. In nicht minder freundlicher Tonart ist auch die Zustimmung der anderen Mächte erfolgt, mit Ausnahme selbstverständ lich der Vereinigten Staaten von Amerika, die, da sie ohnehin nur widerwillig dem Concert beigetreten sind, ihre Zustimmung mit allerlei einschränkenden Zusätzen decorirt haben. In ostentativ freundlicher Weise hat man sich in England in das deutsche Obercommando gefügt und die englische Regierung hat es sogar für angebracht gehalten, durch den Mund des Unterstaatsseccetärs Brodrik eine Liebeserklärung an die Adresse Deutsch lands zu richten. Solche Liebeserklärungen pflegen stets ein Zeichen zu sein, daß England auf dem Ge ¬ nua alles warm pulsirende Leben in ihm erstarren;Ida vor ihm ihn umstrickt hatte all die Zeit her, mit und es war doch einst so schön dieses Leben, dieses—"— "" "" Genießen, diese Daseinsfrendigkeit! Sollte das Alles niemals miederkehren! biet der äußeren Politik von schweren Schmerzen ge- Verbündeten am 15. August von Osten her Peking ,lagt wird, und weil wir dies wissen, haben wir alle angegriffen haben unter hartnäckigem Widerstand Ursache, diese Liebeserklärung mit stärkster Reserve auf- seitens der Chinesen. Am Abend drangen die Japaner zunehmen. England, das gleichzeitig von den chine- mit den übrigen Truppen in die Stadt ein und um- „O Du! Du Dämon meines Lebens," stieß er jetzt wild heraus, „glaubst Du wirklich mich noch ein- mal verlocken zu können, und das zu dieser Stunde, wo mir meine arme Frau in die Gruft gesenkt wurde. Sie hätte gerettet werden können, wäre ich Dir nicht gefolgt nach jener Insel!" Doch die weltgewandte Carla war bei diesen Worten auch wie umgewandelt. Warum waren Sie so pflichtvergessen und thaten eS, mein Herr!" sagte sie kühl. Niemand zwang Sie dazu. Ich hätte ein paar Stunden, wie schon öfters, dort einsam verträumt, und der Toni hätte mich zur rechten Zeit wieder heim gebracht. Siewaren Herr Ihrer Handlungen, Herr Doctor, der Gesandten vollendete Thatsache wäre. Ob dem Einzug der Entsatztruppen von den Chi nesen ernstlicher Widerstand entgegengesetzt worden ist, geht aus obigen Meldungen nicht hervor; man darf es aber bezweifeln, da die Kaiserin und, wie anderweitig gemeldet wird, auch der Hof und die Mehrzahl der Zoxer aus Peking geflohen sind. Diese Flucht der Kaiserin und das Verschwinden des Kaisers, der sich, wenn überhaupt noch am Leben, in ihrer Gewalt be finden dürfte, zeigt, daß die chinesische Regierung sich mit den Boxern indentificirt und daß alle bisherigen Versicherungen, sie werde gern mit den Mächten ge meinsam an der Unterdrückung des Ausstandes arbeiten, eitel Lügen waren. Der offene Kriegszustand ist jetzt äe facto gegeben. Die Verantwortlichkeit der Kaiserin für die verbrecherischen Ereignisse in Peking wird über jeden Zweifel hinaus fistgestellt durch einen Erlaß vom 20. Juni, in d m sie ihrer fremdenfeindlichen Gesinnung offenen Ausdruck giebt, erklärt, daß der Kampf zwischen China und den Mächten begonnen habe und dann, der Köln. Ztg. zufolge, fortfährt: Die Vicekönige und Gouverneure der verschiedenen Provinzen haben vom Throne reiche Güter erfahren, Nach einer Daily Expreßmeldung aus Hohsiwu hatten die Chinesen dort bereits 10000 t Erde auS- gegraöen, um das Land zu überfluthen. Hätten sie Zeit gehabt, 2000 t mehr auszugraben, so würden sie das Flußbett mit dem Tiefland verbunden und den Vormarsch nach Peking unmöglich gemacht haben. Sie hatten auch einen Damm durch den Peiho theil weife fertiggestellt, in zwei Tagen hätten sie ihren Zweck erreicht. In den letzten Tagen scheint Li»Hung-Tschang nochmals Versuche gemacht zu haben, auf die Mächte einzuwirken, damit diese in ihrem Vorgehen vorläufig innehalten. Dies ging schon aus den gestern mitge- theilten Depeschen aus Washington hervor. In Paris hat Li-Hung-Tschang schroffe Abweisung erfahren, wie aus folgender Depesche erhellt: Paris, 17. August. Eine Note der „Agence iavas" besagt: In Beantwortung einer Mittheilung Li-Hung-Tschangs erklärte der Minister des Aus wärtigen, Delcassö, die Entschließungen der Regierung önnten erst abgeändert werden, wenn die Befreiung erreiche. Washington, 17. Augufi. Der amerikanische Russen in Stand gesetzt und es verlautet, daß 800 Konsul in Tschifu telegraphirt unter dem gestrigen Mann des russischen Eisenbahncorps von Uturi in Datum: Der japanische General theilte mit, daß die'Tientsin erwartet werden.
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