Volltext Seite (XML)
Erscheint irden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lngau, Hermsdorf, Hornsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, Sr. Egydien, .Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Ovgcrn rrller Gsirrerrrbe-Verrrvaltrrrrgerr der rrrrtlregsrröerr Ortschaften. Knferatr rnzer rer auch die Austräger auf den Änne enchegeu, LLh L^ärderu die Annoncen- ZAredmn^en mich« Lrtginalpreffen. Anzeiger fiir Donnerstag, den 23. August 1900. Nr. 194 50. Jahrgang Nehmt Euch in Acht! De Wet Leuchtsignale verkünden: Die Sonne t im Walde und kommt nach Newcastle! Der Krieg um rra»Svssl. EinCorrespondentdes „Daily Telegraph" zollt deWet folgende rückhalrslose Anerkennung: „Immer de Wet! Der Mond gehr aus und die Der letzte Empfang bei der Kaiserin von Ghiaa. Denby, vormals amerikanischer Gesandter in China, nennt die Kaiserin-Wittwe eine der großen Herrscherinnen der Welt, und Dr. Martin, Professor am kaiserlichen Collegium in Peking, scheint lhm bei zustimmen. Der dämonische Charakter der Frau scheint auch andere Leute verblendet zu haben; recht rührend ist der Brief, den Mrs. Conger, die Frau des gegenwärtigen Vertreters dec Bereinigten Staaten in Peking, vor einiger Zeit über den historischen Empfang der Damen des diplomatischen Korps bei der alten Kaiserin nach Hause geschrieben hat, rührend in der arglosen Bewunderung ihrer schlimmen Heldin. Das Augenblicksbild von dieser chinesischen Krimhilde erinnert an die Scene, wie die germanische Teufelin die burgundischen Helden begrüßt. Mrs. Conger schreibt, wie wir der „Köln. Ztg." entnehmen: Als wir um 11 Uhr Morgens das Thor der verbotenen Stadt erreichten, mußten wir unsere Sessel, Träger, Maffoos und unser Geleite zurücklassen. Im ine Familie!" Attes, was sie sagte, sprach sie sinesisch. Sie stellte uns einzeln dec Gemahlin des Kaisers vor, einer jungen und schönen Chinesin, die uns die Hand reichte; im Schmuck und Bemalung glich sie den anderen jungen Frauen. Die Kaiserin- Wittwe verabschiedete sich und ging ins Theater. Wir folgten bald und sahen eine vorzügliche chinesische Vorstellung. Der Dolmetscher übersetzte alles, eS wurde fortwährend Thee gereicht, und nach einer Stunde gingen wir wieder zum Speifefaal an den beladenen Tisch. Abermals wurden wir in andere Wittwe eingeführt. Wir standen dem Range nach und verneigten uns. Unser erster Dolmetscher stellte unS dem Prinzen Tsching vor und dieser der Kaiserin- Wittwe. Dann verlas Lady Macdonald eine kleine Ansprache im Namen der Damen. Die Kaiserin antwortete durch Prinz Tsching. Eine andere Ber- beugung unsererseits. Darauf wurden wir zum Throne geführt, wo wir uns vor dem Kaiser verneigten, der einer Jeden die Hand reichte. Alsdann eine Ver» sind nicht organisirt, haben wahrscheinlich keinen Stab, und ich denke, daß die einzigen Transportmittel, die sie besitzen, unserer Armee abgenommen worden sind. Wie macht er das? Künftige Beflißene der Kriegskunst werden zu bedauern haben, daß die Buren keinen Jomini unter ich haben; denn die Operationen de Wets und keine- lnderen werden das Thema für jeden Cavallerie-Profeffor auf jeder Militärschule des Auslandes abgeben Seine Methoden werden studirt, seine Praxis wird befolgt geht auf und der Heliograph meldet: „Seiv sehr vor sichtig, denn de Wet ist :n Bethlehem und mag versuchen, >ie zwei in Ladysmith zurückgelassenen Bataillone auszu halten." Im Dämmerschein wird mit Flaggen das Signal gegeben: „De Wet ist mit sieben Ecmmandos über den Cundycleugh.Paß gezogen und rückt gegen General Dart- nell und Dundee vor." Aber Rundle, Hunter und Me- die Kaiserin-Wittwe, und wir setzten uns um sie wie zuvor. Sie schien lebhaft und glücklich, ihr Gesicht war angeglüht von innerer Herzlichkeit. Man konnte keine Spur von Grausamkeit wahrnehmen; sie hieß uns in einfachen Worten willkommen, aber sie gab ich ganz frei und mit Wärme. Sie erhob sich uns zum Gruß, zeigte mit ihren ausgestreckten Armen auf ede Dame und dann auf sich selbst und sagte mit enthusiastischer Eindringlichkeit: „Eine Familie, alles auf den 14. hindurch beschossen. Die Chinesen wollten durch dieser Bombardement auch verhindern, daß die Belagerten das Geknatter der Mitrailleusen am Ost- thore Pekings vernähmen, wo die Russen bereits an der Arbeit waren. Thatsächlich hatten die Legationen den ganzen Vormittag des 14. keine Ahnung, daß das äußere Ostthor von den Russen schon genommen war und daß die Japaner um das sogenannte Oberthor kämpften. Erst um 2 Uhr Nachmittags hatte man in den Gesandtschaften die Gewißheit, daß Hilfe nahe sei. Man hörte die Triumphrufe der Engländer und Amerikaner. Den Japanern gelang es erst im Morgengrauen des 15., das obere Thor zu sprengen, aber sie wagten sich zunächst nicht allzuweit vor, weil sie nicht stark genug waren. Bei Abgang der Depesche war das kaiserliche Viertel in den Händen der Europäer. Die Kaiserin-Wittwe und Prinz Tuan waren nicht zu finden. Die Gesandtschaften hatten 67 Tobte, meist Marinesoldaten aller Nationen welche mit nicht genug zu rühmender Bravour und Ausdauer den Wall der Gesandtenstraße vertheidigt hatten. Alle Diplomaten stimmen darin überein, daß die Kaiserin unehrlich gehandelt habe. Alles sei auf ihre Initiative zurückzuführen. Höchste Zeit war es also, daß Hilfe herbeieilte. Man darf wohl nunmehr annehmen, daß die Europäer und Amerikaner in Peking, deren Verluste erfreulicherweise nicht sehr bedeutend sind, in Sicherheit gebracht wurden. Der chinesische Gesandte in London hat am2l. dss. Lord Salisbury ein Telegramm Li-hung-tschangs über reicht, worin dieser um Ernennung eines Bevollmächtigten zur Eröffnung von Verhandlungen ersucht, da die Ge sandten in Peking nun befreit sind. Gleichlautende Noten sind allen Mächten zugestellt worden. Sollte > wirklich der chinesischen Regierung ernstlich daran gelegen sein, Unterhandlungen anzuknüpfen, oder sucht man damit Thore standen sieben rothgepolsterte Stühle und sechs Träger für jeden. Wir wurden zu einem anderen Thore gebracht, hinter dem wir einen schönen, von Frankreich gegebenen Eisenbahnwagen fanden. Wir bestiegen ihn, und viele schwarzgekleidete Eunuchen schoben und zogen uns zu einer anderen Haltestelle, wo unS Beamte in Empfang nahmen und Thee ge boten wurde. Diese Schienenbahn ging durch eine herrliche Stadt, sauber und wahrhaft kaiserlich, ükm wurden wir zum Palast geleitet. Unsere schweren Kleidungsstücke wurden abgenommen und wir wurden in die Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin- , zu erneuern. Deutsche Rüstungen. . Berlin, 21. August. Laut dem „Militär- Wochenblatt" ist zum Commandeur des 5. ostasiaüschen : Infanterie - Regiments Oberst v. Rohrscheidt vom 1. Seebataillon ernannt worden, zum Stabe wurde commandirt Oberstleutnant v. Bosse vom sächsischen 10. Infanterie-Regiments Nr. 134, zum Commandeur des 1. Bataillons ist ernannt Major v. Freyhold vom 2. westfälischen Grenadier-Regiment Nr. 7, zum Commandeur des 2. Bataillons Major Auwärter vom 2. oberschlesischen Infanterie - Regiment von Winterfeld Nr. 23, zum Commandeur des 6. ost asiatischen Infanterie-Regiments Oberst Grueber, bis- her Commandeur des 2. bayerischen Jägerbataillons, zum Stabsoffizier Oberstleutnant v. Wrochem vom 3. brandenburgischen Infanterie-Regiment „Graf Tauentzien von Wittenberg" Nr. 20, zum Commandeur des 1. Bataillons Major Cleve vom 2. hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 76 und zum Cvmmavdeur des 2. Bataillons Oberst Hibl vom 8. bayerischen Infanterie-Regiment. — Ferner veröffentlicht das „Militärwochenblatt" die Stellenbesetzung der neunten Compagnien der bereits unterwegs befindlichen, für Ostasien bestimmten Jnfanterie-Regimenter, der um gebildeten ostasiatischen Jägercompagnie, der vier Schwadronen des ostasiatischen Reiter-Regiments, der drei Abtheilungen ostasiatischer Feldartillerie, des ost- statischen Bataillons schwerer Feldhaubitzen, der k. Compagnie des ostasiatischen Pionier-BataillonS, es ostasiatischen Eifenbahn-Bataillons, der 2. und ' nur eine weitere erfolgreiche Aktion der Verbündeten vor läufig lahmzulegen? Von der einen Seite wird berichtet, daß sich die Kaiserin in dem verschanzten Palast zu Pe king noch befinde, andere Meldungen besagen, sie sei mit den Boxern und einem Theil des Heeres geflohen. Wie sich das auch verhalten mag, die Anstrengungen, die sie macht, mit den herbeigeeilten Europäern nicht in Be rührung zu kommen, beweisen offenkundig, daß sie mit den Boxern gemeinsame Sache macht. Wahrscheinlich sind die Boxer von der chinesischen Regierung erst ein Wenig organisirt worden. Darüber, daß sie Waffen und Munition von der Armeeverwaltung erhielten, besteht gar kein Zweifel. Nicht einmal eine Kanone haben sie vorher besessen, heißt es im obigen Telegramm. Wo ist die Kaiserin? Der Korrespondent des „Temps" in Shanghai telegraphirt, die Kaiserin sei geflohen ^ind habe 50 Millionen Taels mitgenommen. Sie sei jedoch von japanischer Kavallerie umzingelt. Den „Times" wird aus Shanghai telegraphirt: London, 21. August. Hier sind keinerlei offizielle Nachrichten über die Flucht der Kaiserin ein getroffen. Chinesische Telegramme behaupten, sie sei am 10. d. Mts. geflohen und Nutzsten marschire mit Boxertruppen nach Kalgan, um sie nach dem Süden zu eSkortiren, doch eS heißt, Prinz Tuan und Kangyi seien in Peking. Der chinesische Gesandte in London behauptet dagegen, der Kaiser und die Kaiserin seien nach Hsiansu gegangen. Etwas Bestimmtes darüber wird man kaum früher erfahren, bis die Europäer den Palast erobert haben, der, wie schon gesagt, hartnäckig vertheidigt wird. Vom Reuterschen Bureau wird aus Tientsin gemeldet, daß 5000 chinesische Truppen gestern von Sunliuching nach Peitsang aufgebrochen seien. Weitere 5000 rücken gegen Tungtschwu vor. Alle diese Truppen sind aus der Provinz Huan gekommen. Nach einem Telegramm aus Shanghai soll der Gouverneur von Schantung, Nanschikai, gestorben sein. * * Zur politischen Lage meldet ein Telegramm aus Paris Folgendes: Paris, 21. August. Der „Temps" zieht aus der Kasseler Rede des Kaisers und Delcasse's Rede die Folgerung, daß Deutschland, Rußland und Frank reich und die Mächte überhaupt in drei Punkten einig seien, nämlich erstens, die eigentliche militärische Aktion (?), abgesehen von unvorhergesehenen Ereignissen, abzu schließen, zweitens in der Ueberzeugung von der Noth wendigkeit eines Einvernehmens in der Entschädigungs frage und die Garantien für die Zukunft, drittens in dem Willen, China nicht zu theilen, jedoch es in die Un möglichkeit zu versetzen, derartige blutige Abenteuer ' thueu jagen ihn. Drei Monate lang hat er den Ersteren ' in Schach gehalten, 30 000 Mann warten an der Grenze Natals auf ihn. Er ist auf Verbindungslinien „nieder gefegt" und hält mit anscheinend 7000 Mann Alles in Athem. Ein ganzes Bataillon Aeomanry, ein Regiment Miliz und warme Kleidung für das ganze Heer sind ge nommen worden. Die Ehren dieses Krieges liegen wirk lich nicht einzig auf unserer Seite I Wer wird von de Wet singen? Vor ein oder zwei Tagen hörten wir, daß 800 Gefangene von ihm durch Oliviers Hoek nach Lady smith gesandt worden waren, ohne Offiziere und Gewehre, um über die vom Spion Kop, dem ewigen Zeugen de- verzweifelten Ringens am Tugela, beherrschte Ebene zu wandern. Diese 600 Mann sind de Wets Kriegs- trophäen. Ehre dem Ehre gebührt I Und das erste Mal, wo ein englischer Cavallerieführer unter den gleichen Ver hältnissen, wie de Wet, 1000 Mann (die Hälfte davon Cavallerie) gefangen nimmt, die rückwärtigen Verbindungen stört und einige 80,000 Mann un der Nase herumführt, werde ich von ihm in Ausdrücken der Anerkennuna sprechen. De Wet hat, wie ich glaube, höchstens 7000 Mann bei sich. Mit diesen Leuten vertheidigt er sich gegen die Armee bei den rückwärtigen Verbindungen im Oranje- Freistaat und gegen Rundle, Brabant, Methuen und Hunter, paralisirt das Heer in Natal bis Stonderton und hat 80,000 englische Soldaten sich gegenüber. Dennoch md de Wets Leute nicht apferer als die unseren; sie 3.'Eisenbahn-Compagnie, der MumiionS- und Proviant- colonne und der Feldlazarethe. Die Formirungsorte der neuen China-Brigade, deren Mobilmachung wir bereits mitgetheilt haben, neigung vor der Kaiserin-Wittwe, die vorschreitend beide Hände ausstreckte, die unsrigen ergriff und an den Finger jeder Dame einen schweren, goldenen, chinesischen Ring mit großer, schöner Perle steckte Wir dankten, gingen auf unseren Platz zurück und wurden nun von vielen reichgekleideten, stark ge- schminkten, mit Schmuck umhangenen jungen Frauen und Beamten zu der Banketthalle geführt, wo ein großer Tisch zum Brechen mit chinesischen und europäischen Gerichten angefüllt war. Prinz und Prinzessin Tsching und fünf andere Prinzessinnen setzten sich mit uns zu Tisch. Die Kaiserin-Wittwe und Prinzessin Tsching waren in reich gestickte Atlas- und Seidenstoffe gekleidet und trugen große Perlen. Sie waren nicht geschminkt und hatten ihr Haar nur mäßig ausgenommen. Die jüngeren Prinzessinnen trugen hellfarbige, gestickte AtlaSkleider, ihre Gesichter waren gefärbt, ihre Haare hochgethürmt, und an den Fingern saßen ihnen goldene Schutzplatten. Sie waren anzusehen wie gemalt. Die Kaiserin-Wittwe und ihr ganzer Hof haben große Füße, sie sind Mandschu, und die Sitte der verkrüppelten Füße ver- liert sich unter den höchsten Klassen. Nach dem Mahl wurden uns in anderen Zimmern Cigaretten und Thee gereicht. Der Tisch wurde geräumt, und wir wurden wieder in die Halle geführt. Da saß sind folgende: Ter Stab und das 2. Bataillon 5. Ostasiatischen Infanterie-Regiments werden in Senne, das 1. Bataillon desselben Regiment in Lockstedt aufgestellt, Stab und 2. Bataillon tz. Ostasiaüschen Infanterie-Regiments in Tarmstadr, das I. Bataillon 6. Infanterie-Regiments in Geithain, die 4. Escadron Ostasiatischen Reiter-Regiments in Senne, dis gesammte Feld- und Fußartillerie in Jüterbog, die 3. Pionier- Compagnie in Harburg, dis Eisenbahnformationen in Berlin, zwei Feldlazarethe in Rendsburg, die Proviant- Colonnen in Alt-Tamm. Die Gebirgsbatterieen werden mit 7 cm Kruppschen Geschützen armirt. Die Ein kleidung der Truppen wird weniger Zeit in Anspruch nehmen wie bei der ersten Brigade, weil Kleidungs tücke und Bewaffnung vorher fertiggestellt werden onnten, sodaß noch Zeit bleibt, Exercir- und Schieß übungen aus den Truppenübungsplätzen abzuhalten. Die chinesischen Wirre«. Anscheinend aus zuverlässiger Quelle stammende Nachrichten melden heute, daß Prinz Tsching die Ge sandtschaften aufs Heftigste beschießen ließ, als er Kunde davon erhielt, daß die Verbündeten bis vor die Mauern Pekings vorgedrungen waren. Die unter dem Mangel an allem Möglichen leidenden Europäer hatten bis zum letzten Augenblick keine Ahnung davon; umso größer war daher wohl die Freude der Be drängten, als sie am Nachmittage des 14. die Rufe der Engländer und Amerikaner vernahmen. Dem „Newyork Herald" wird darüber aus Peking vom 17. August gemeldet: Der Befehlshaber der russi schen Truppen rückte vor und besetzte die erste Thür des östlichen Thores am Morgen des 14. August, doch gelang es ihm nicht, die zweite Thür des Thores zu nehmen. Am 14. August 2 Uhr nachmittags drangen britische und amerikanische Truppen in eines der Thore ein, welche sich in der Nähe der Gesandt schaften befinden und trafen dort auf schwachen Wider stand. Die Japaner stießen auf ernsten Widerstand am oberen östlichen Thore; dort vertheidigten sich die Chinesen den ganzen Tag. Um Mitternacht sprengterr die Japaner das Thor in die Luft und rückten in die Stadt ein. Viele Chinesen wurden ge- tödtet. Der Gesandte Conger theilte mit, daß die Chinesen am Tage vor dem Einzuge der verbündeten Truppen in Peking versuchten, die Gesaadtea und die anderen Ausländer zn vernichten. Prinz Tsching hatte zwar sein Wort gegeben, daß er seinen Offizieren den Befehl ertheilte, das Feuer gegen uns einzustellen, und zwar unter Androhung der Todes- strafe, doch wären die Gesandten wahrscheinlich umS Leben gekommen, wenn die Entsatztruppen nicht ein- getroffen wären. Wie Conger weiter mittheilt, ging die ganze gegen die Fremden gerichtete Bewegung von der chinesischen Regierung aus. Die Boxer benutzten sie nur als Vorwand; diese hatten nicht einmal Kanonen. Eine andere Depesche weiß über die Vorgänge in Peking am 13. und 14. zu berichten: Paris, 21. August. Die ersten zuverlässigen Detailmeldungen aus Peking vom 15. August sind soeben hier eingetroffen. Der 13. war danach für die Gesandtschaften der schrecklichste Tag während der ganzen Belagerung. Entgegen den Weisungen des Prinzen Tsching, welcher namens des Tsungli-Damens jedem chinesischen Offizier, der auf die Legationen schießen lasse, Todesstrafe androhte, wurden die Ruinen der Gesandtschaften den ganzen 13. und die Nacht Zimmer geführt, die Tische geräumt und wir zum letzten Mal vor die Kaiserin-Wittwe gelassen. Sie war sehr herzlich, führte jede Taffe Thee zuerst an ihre eigenen Lippen, wendete die Tasse, und sie an unseren Mund führend, sagte sie wieder: „Eine Familie, alles eine Familie!" Abermals beschenkte sie uns mit noch schöneren Gaben, alle gleich. Rach diesem wunderbaren Traumtag kamen wir um 5 Uhr Nachmittags nach Hause. Mein Diener suchte eS mir zu G inüth zu führen, welch großes Ereigniß in mein Leben eingetreten war. Er sagte: „Madame, sehr großes Ding kam Ihnen. Kaiser kam vom Himmül, keine fremde Dame ihn je gesehen, wenige Chinesen, Sie sehr gesegnet." Dabei öffnete er seine Augen, drehte sie aufwärts und schüttelte mit dem Kopf. Für ihn war es alles, den Kaiser gesehen zu haben, die Kaiserin Wittwe-galt ihm nichts.