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Mächten eingenommenen Standpunkt und fuhr fort: Loubet sprach sodann von einer internationalen Armee mit gemeinsamen Aufgaben. Er stellte sich damit dem Atlantischen Ocean verstorben und seine Leiche nach Seemannsbrauch ins Meer versenkt worden sei. Den Unteroffizieren und Mannschaften der Garnison Neisse, die als Freiwillige nach China entsandt sind, hat die Stadtvertretung daselbst ein Ehrengeschenk von 50 bezw. 30 M. bewilligt. Die Uniform, welche dem Feldmarschall vom Kaiser verliehen wurde, ist dieselbe, die der Kaiser für sich selbst gelegentlich der Palästinareise angeordnet hatte. Sie weist im Unterschiede zu der gewöhnlichen Tropen uniform die Stickerei und die Fangschnüre der Generaladjutanten auf, dazu treten letzt noch die ge kreuzten Feldmarschallstäbe auf den Achselstücken. Außerdem ist der Tropenhelm mit dem Abzeichen unserer Generalshelme beschlagen. Von der sonstigen Ausrüstung für China seien noch einige weniger be kannte Details mitgetheilt: Zunächst die elektrische Leselampe; sie ist von äußerst handlicher Form und giebt aus einer weißen Glasbirne ein recht gutes Licht, welches 10 Stunden Brennzeit hat Ist diese verstrichen, so wird die Lampe durch Ein schaltung der mitgenommenen Reserve-Trocken-Elemente, die ihrer bequemen Form wegen ohne Schwierigkeit in großer Anzahl mitgeführt werden können, sofort wieder in Function gesetzt. Hierbei sei noch erwähnt, daß eine ähnliche elektrische Lampe, welche weißes, rothes und grünes Licht giebt, zum Aufschrauben auf die Lanzen der Cavallerie eingerichtet ist und zu einer weit sichtbaren verabredeten Zeichensprache verwendet werden soll. Der Filtrir-Apparat ist äußerst sinnreich, er stellt die auf diesem Gebiete neueste Construction vor und sieht, etwa 20 cm hoch aus Nickel gearbeitet, einem Straßenziehbrunnen ähnlich. In seinem Innern befindet sich ein Filtrirstein, der ein vollkommen genieß bares Wasser herstellt und durch einen kleinen Hahn herausläßt, unter den das Gefäß zum Auffangen des Wassers gestellt werden muß. Diese Apparate werden auch im Großen mitgeführt und dienen dann zur Herstellung für die Mannschaften. Die Lagerdecke ist ähnlich den in der Armee bekannten Manöverschlafsäcken nur daß sie an allen Seiten offen ist und statt des Roßhaarkissens für den Kopf ein leicht durch Luft aufzublasendes Gummikopfkissen besitzt. Ueber diese Decke wird dann das Moskitonetz gespannt, das am Kopfende durch zwei Holzstäbe dachförmig gestellt ist. Ein äußerst wichtiges Ausrüstungsstück, das Graf Waldersee ebenso wie alle anderen Officiere mitführt, ist ein paar hohe, weichgefütterte Gummistiefel, die allein den Fuß vor der fortwährenden Feuchtigkeit schützen und warm halten, so daß sie vor allem dazu beitragen, Erkältungen rc. fernzuhalten. Ein wasser dichter Wäschesack, Eßbestecks, zusammenlegbare Wasch toilette, elektrische Laterne (ähnlich construiert wie die oben beschriebene elektrische Lampe), Toiletten-Gegen- stände, Wäsche, zu der auch die wollengestrickte Leib binde gehört, und viele kleine Gegenstände vervoll kommnen die Ausrüstung, die für den Stab und die Obercommandos von der Firma von Tippelskirch ge liefert wird. Am Sattel werden der Mantelsack, eben falls wasserdicht, ein Beutel einer mit Conserve und einer für Frühstück getragen, am Säbelkoppel die Kartentasche, über dem Rock, an der Fcldbinde, Revolver und Fernglas. Die Ausrüstung wird in Koffer aus sestgearbeitetem Eisenblechverpackt, das einzige, das vor Nässe und den zahllosen Insekten Ostasiens wirklich schützt. Für Feldbett und Zelt ist ein besonderer, ebensolcher Koffer bestimmt. Die gesammte Ausrüstung nimmt einen verhältnißmäßig sehr geringen Raum ein. Alles zusammen stellt eine vollständige Häuslichkeit für das Feld dar, die ihrem Besitzer dadurch werthvoll ist, daß sie ihn unabhängig von ständigen menschlichen Wohnungen macht, die er sonst nothgedrungen zu seiner Unterkunft aufsuchen muß. Selbstredend ist diese Unabhängigkeit von unschätzbarem Werthe für die Truppe, die in ihrer Beweglichkeit bedeutend gewinnt, und besonders für den Oberstcommandirenden, der mit seinem gewaltigen Stabe überall dort verbleiben kann, von wo aus die Leitung der Operation ihm gesichert scheint. Graf Waldersee, der sich sehr an erkennend über seine Ausrüstung aussprach und noch einige Nachbestellungen machte, wird deren Brauch barkeit hoffentlich im Felde bestätigt finden. vorn eindrang, am Panzerdeck jedoch abprallte und unter der Kommandobrücke aus dem Schiffskörper wieder herausging, sehr schwer verletzt; der rechte Unterschenkel ist zerschmettert worden, an der rechten Hand verlor er vier Finger und das Wangenfleisch rechts wurde ihm abgerissen. In diesem Zustande hing er an der Balustrade der Brücke und führte das Gefecht weiter. Der neben ihm stehende Artillerie- osfizier wurde durch denselben Schuß getödtet. Die Ker«f««g dr» Grafe« Malderfee. Hannover, 13. August. Graf Waldersee ver abschiedete sich von dem Offizierkorps der hiesigen Garnison. Auf eine Ansprache des kommandirenoen Generals von Stünzner, die mit einem Hoch auf Waldersee schloß, antwortete der Feldmarschall, er trete seine hohe und schwierige Aufgabe mit frischem Muthe an, getragen von dem Vertrauen Seiner Majestät und seiner hohen Verbündeten. „Ich baue auf mein Soldatenglück und hoffe mit Gottes Hilfe das Werk zum Heile des Vaterlandes durchzuführen. Seine Majestät der Kaiser Hurrah!" Eine zweite Ansprache schloß mit einem Hoch auf das X. Korps. Der Feld marschall hob seine Anhänglichkeit an dieses hervor und sagte zum Schluß: „Ich weiß, daß, wenn aus den jetzigen Wirren neue Verwickelungen entstehen sollten, das zehnte Armeekorps unter der Führung seines hervorragenden kommandirenden Generals Glän zendes leisten wird." Paris, 13. August. Zur Ernennung des Grafen Waldersee bringen auch die heutigen Morgen blätter noch keine amtliche Kundgebung. In Folge dessen dauert die allgemeine Unsicherheit der öffentlichen Meinung fort, doch nimmt die Opposition gegen den deutschen Generalissimus eher ab als zu. Indessen lenkt die offiziöse Presse ein und bereitet die öffentliche Meinung auf die Unvermeidlichkeit der Unterstellung der französischen Truppen unter den deutschen Ober befehl vor. Aus vorstehender Meldung und aus weiteren Berichten ergiebt sich, daß die Ernennung Waldersees doch nicht so ganz glatt erfolgt ist und mindestens nicht von allen Seiten sofort mit Freude begrüßt wurde. Frankreich hat seine Zustimmung noch gar nicht gegeben, Amerika hat seine Zustimmung dahin begrenzt, daß Waldersee nur zum Befehlshaber der Entsatzstreitkräste ernannt werde. England hat die Zustimmung unter dem Vorbehalt gegeben, daß alle Großmächte zustimmen. An der französischen Zu stimmung darf wohl füglich nicht gezweifelt werden. Wir berichteten bereits gestern, daß Präsident Loubet bei der Ausreise der französischen Truppen nach China sich in sehr deutlicher Weise gegen China ausgesprochen hat. Bei dem Festmahle, das die Stadt Marseille dem Präsidenten gelegentlich der Abreise gab, erwiderte der Präsident auf eine Ansprache des Bürgermeisters, nicht Frankreich sei es gewesen, das diesen in die Ferne gehenden Feldzug ersonnen habe; aber wenn ein Volk Verträge zerreiße, das verletze, was nach dem internationalen Rechte das Heiligste sei und in seiner Hauptstadt die Vertreter der fremden Staaten belagern lasse, so lege dies Frankreich eine unabweisbare Pflicht auf; diese Pflicht erfülle die Regierung, sie habe Alles gethan, damit der Feldzug kurz und entscheidend sei. Wchsisches. Hohenstein-Ernstthal, 14. August 1900 Hinhevungen von allgemeinem Jnterefje werden danibar em gegengenommen uno eveutl. honvr'rt? — Wir berichteten gestern von der Festlichkeit, welche der Chef der Firma Seyfert u. Donner in Chemnitz im hiesigen Logenhause für sein Personal veranstaltete. Das Fest muß einen sehr befriedigende: Verlauf genommen haben, wenigstens schreibt der Ver anstalter desselben dem Arrangeur, Herrn Weise, da- Folgende: „Ich sühle mich gedrungen, Ihnen für di wunderbar durchgeführte, geschickte, geschmackvolle Aus führung, für die gediegene und wahrhaft vornehme Bewirthung, ebenso für die wahrhaft liebenswürdige und sorgfältige Aufnahme im Allgemeinen herzlich zu danken. Hätte ich Preise zu vertheilen, so würde ich Sie für einen ersten Vorschlägen." 750 Personen zu bewirthen und zu unterhalten, daß alles klappt, daß alles befriedigt ist, das will schon etwas besagen. — „Khaki". Eine Art Militärmode kommt gegenwärtig in Berlin in Aufnahme und breitet sich immer mehr aus. Dazu trägt der Krieg in China natürlich nicht zum geringsten Theile bei. Die den Chinatruppen gelieferten Khaki-Stoffe werden außer ordentlich viel auch für die Bekleidung im Allgemeinen gebraucht. Große Sendungen dieses Stoffes kommen aus England und werden hier verarbeitet. Zunächst sind es unsere Turner, die sich damit bekleidet haben. Sie haben sich znm großen Theil eine ganz neue Uniform zugelegt, welche aus der Litewka, wie sie die Soldaten tragen, und den weiten charakteristischen Hosen besteht; dazu kommt ein rother Besatz. Außer dem kommen Joppen mit anliegendem Kragen in Aufnahme, die ebenfalls der Bekleidung, wie sie das Militär hat, sehr ähneln. Die Knabenanzüge sind in derselben Weise mit rothem Besatz geschmückt, wie die Uniform der „Ostasiaten". Auch Hüte mit einseitig aufgeklappter Krempe sind schon vorhanden. Ein der artig zusammengestelltes Kostüm ist vor allen Dingen ziemlich billig. Man stellt jetzt Strandanzüge aus Khaki-Stoff her, die kaum die Hälfte von dem kosten, was bisher für Strandanzüge gezahlt wurde. Petersburg, 12. Aug. Der Russ. Telegraphen- Agentur wird aus Shanghai von gestern gemeldet, daß 2500 Mann englischer Truppen ohne jede Noth- Wendigkeit unerwartet aus Hongkong nach Shanghai abgesandt wurden. Die chinesischen Behörden empfahlen den Chinesen, sich vollkommen ruhig zu verhalten, da die Engländer zu ihrer Sicherheit ankämen. Die eng- , , lische Presse in Shanghai behauptet, daß in Folge vollkommen auf den von Deutschland und den übrigen der Vorherrschaft der britischen Interessen England die Mächten eingenommenen Standpunkt und fuhr fort: — Zwickau, 13. August. Vorgestern Nacht wurden im Vorort Marienthal mehrere daselbst in der Südstraße wohnhafte böhmische Hüttenarbeiter in nicht geringe Aufregung versetzt. In die Schlafkammer derselben hatte sich gegen Abend unbemerkt ein Lands mann eingeschlichen, der nun, nachdem die Arbeiter eingeschlafen waren, die Kleidungsstücke derselben einer näheren Untersuchung unterzog und bereits größere Geldbeträge an sich genommen hatte. Eben war der Dieb im Begriff, einem Schlafenden einen Betrag von ca. 100 M., den dieser aus Vorsicht unter den Kopf gelegt hatte, hervorzuziehen, als der Schläfer erwachte, einen Stock ergriff und dem Langfinger eine gehörige Tracht Prügel verabreichte. Der Dieb wurde heute der Königl. Staatsanwaltschaft zugeführt. — Zwickau, 11. August. Zu dem gestern abgelaufenen Termin für freiwillige Meldung von Militärpersonen des Beurlaubtenstandes zwecks event. Verwendung in China haben sich im Ganzen 20 Mann gemeldet. Dieselben wurden bei der Untersuchung ämmtlich als tropendienstfähig befunden. — Freyburg. Der Sattlermeister Selzer ier hatte das Glück, seinen Trauring, den er auf dem selbe beim Garbenbinden verloren hatte, daheim aus der Tenne in einer Garbe, die er öffnete, wieder zufinden. — In Frohburg verunglückte in der hiesigen Getreide-Mahlmühle beim Auflegen eines Riemens bei der Sichtmaschine der 29jährige Knappe Dietrich. Die Verletzungen Dietrich's machten seine sofortige Unterbringung im Krankenhause St. Jacob in Leipzig nothwendig. — Die Preißelbeerernte im Vogtland« verspricht dieses Jahr eine gute zu werden. Die Preißelbeer- sträucher hängen voll von den rothglänzenden Beeren- träubchen, und es ist nur zu wünschen, daß man diese „Daß aber solche Armee wie jede Armee eines Chefs bedarf, folgt daraus nothwendig." Civil- und Militär beamte, die unter den Zuhörern waren, hatten für diese Stelle, wie für die ganze, überaus taktvolle und mit schöner Wärme vorgetragenc Rede uvgetheilte Zu stimmung. Loubet schloß mit dem Ausdruck der Freude über die gewaltige und beredte Kundgebung, deren Schauplatz gegenwärtig Paris sei. In einem offenbar offiziösen Berliner Telegramm der „Köln. Ztg." wird ausgeführt, daß Deutschland mit größter Genugthuung von den beiden Reden des Präsidenten Loubet in Marseille Kenntniß nahm, die genau dieselben Forderungen enthielten, welche Kaiser Wilhelm aufstellte. Präsident Loubet bekundet den festen Willen Frankreichs, mit voller Entschiedenheit sich an der Arbeit der internationalen Armee zu be theiligen und sich nicht durch die spitzbübischen Schach züge der chinesischen Diplomatie irre führen zu lassen. Wenn den Chinesen noch etwas Verstand geblieben sei, würden sie heute begreifen müssen, daß bedingungs lose Unterwerfung vor den Mächten das Einzige sei, was sie noch thun könnten. Gegenüber der Besorgniß, Deutschland treibe durch Ucbernahme des Oberbefehls einer uferlosen Politik entgegen, versichert das Blatt, durch die Ernennung sei nichts geändert worden, im Gegentheil, Deutschland sei nunmehr die Pflicht be sonderer Sorgsamkeit und Vorsicht auferlegt, seine Politik entsprechend dem Vertrauen einzurichten, das die Mächte ihm entgegenbringen, und sich auf einer Linie zu halten, welche der Zustimmung der Mächte sicher sei. „Der Thatsache," so betont die „Köln. Ztg.", „daß Deutschland machtvoll rüste, brauche keine andere Erklärung untergelegt zu werden, als die, daß wir in China, wo uns die schwerste Verletzung be troffen hat, in einer unserer internationalen Stellung entsprechenden Weise auftreten wollen und müssen. Das entspreche andererseits einer politischen Noth wendigkeit, sowie der Würde des Reiches und den großen deutschen wirthschaftlichen Interessen, die wir in China haben. * * He Die jetzigen Vorbereitungen, betreffend einen neuen Truppentransport nach China, sollen zwei Regimenter zu je zwei Bataillonen, sowie aus der Feld-Artillerie, auch Belagerungs-Artillerie, ferner ein Pionier- Bataillon, Eisenbahntruppe, Kavallerie und eine Ab- theilung Luftschiffer umfassen. Der Mannschaftsbedarf ist durch die Meldungen Freiwilliger voll gedeckt. Die Einschiffung der neuen Truppen- und Proviant-Transporte auf den soeben gecharterten Dampfern des Lloyd und der Hamburg-Amerikalinie beginnt Anfang September und wird etwa acht Tage dauern. Ein Chinafreiwilliger ist auf der Fahrt nach Ost asien in Folge der Seekrankheit verstorben. Es ist dies der Sohn der Fehle'schen Eheleute aus Mögelm (Kreis Westhavelland), welcher mit dem ersten Truppen transport nach China ging. Die Eltern wurden von der Militärbehörde benachrichtigt, daß ihr Sohn auf — Gersdorf. Vorigen Sonntag hielt der Turnverein I hier sein diesjähriges Schauturnen auf seinem, im schönen Teutoniagarten gelegenen Turnplatz ab. Begünstigt vom Wetter nahm der für die Turner festliche Tag einen glatten Verlauf. Dieses Schau turnen ist für das Unterdorf immer ein kleines Volks fest, und so betheiligten sich auch diesmal wieder Jung und Alt als Zuschauer daran. Der Turnverein I legte wiederum Zeugniß ab von seinem Fleiße im ver- flossenen Jahr. Die Turnvereine haben das Gute, daß sie die jungen Leute, sobald sie die Schule ver lassen, als Turnschüler in ihrer Mitte aufnehmen und diese können ihre Freizeit nirgends besser verbringen als in der Turnstunde, in der neben Frohsinn bei körperlicher Uebung auch Zucht und Sitte herrschen. — Pleifta. Ein seltenes Fest konnte am Sonn tag der vereinigte Königl. Sächs. Militär- und Krieger verein feiern, nämlich das Fest seines 50jährigen Be stehens. Vom Wetter begünstigt, hatten sich zahlreiche Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung eingefunden, um dem Jubelvereine durch ihr Mitwirken eine Freude zu bereiten. Die Anwesenheit des königl. Bezirkscommandeurs Herrn Oberstleutnant Königs heim verschönte das Fest. Dem Vereine wurden sehr kostbare Geschenke überreicht, die recht praktisch im Vereine zu verwerthen sind. So hatten die Orts vereine einen prächtigen Bereinsschrank anfertigen lassen. Die Limbacher Brudervereine hatten ihrer Liebe durch Stiftung von 30 M. für hilfsbedürftige Kameraden Ausdruck gegeben. Die Frauen des Vereins übergaben einen namhaften Betrag zur Er neuerung der Fahne, andere widmeten einen neuen Fahnengurt. Die Jungfrauen überreichten ein Ehren diplom, von anderen Vereinen wurde ein Fonds zur Neuanschaffung von Gewehren gestiftet. Außer zahl reichen Fahnennägeln gingen dem Vereine auch Schreib- zeuge, Bierkrüge u. s. w. zu. Großen Jubel rief ein Antworttelegramm König Alberts hervor. Die Fest rede des Herrn Oic. vr. Bönhoff dürfte wohl allen Theilnehmern unvergeßlich bleiben, da sie, von wahrem Patriotismus beseelt, so zu Herzen ging, daß sie am Ende einen wahren Beifallssturm hervorrief. Nach einem kurzen Festzug durch den prächtig geschmückten Ort entwickelte sich im Gasthof zum „Stern" bald eine so fröhliche Stimmung, daß die Stunden schnell verrannen und die Morgendämmerung anbrach, als die Letzten den gastlichen Ort verließen. — Glauchau. DasHauptmeldeamt des Königl. Bezirks-Commandos nimmt auch fernerhin noch Meld ungen von Unteroffizieren und Mannschaften des Be urlaubtenstandes entgegen, die sich zur Verwendung in China bereit erklären. Die Zahlung von Capitu- lations-Handgeld und Löhnungszuschuß an diese Mann schaften ist in Aussicht genommen. Aerztliche Untersuchung auf Tropendienstfähigkeit findet sofort statt. — Chemnitz. Obwohl die Witterung am vergangenen Sonntag früh etwas unsicher blieb, war der Personenverkehr auf hiesigem Hauptbahnhof ein äußerst reger. Nachdem sich aber das Wetter freundlicher gestaltete, steigerte sich, besonders zu den Hauptausflugszeitcn, der Andrang außergewöhnlich, sodaß es zur Bewältigung des Verkehrs der Einlegung einer größeren Anzahl Sonderzüge bedurfte, und zwar wurden auf der Dresdner Linie 6, auf der Anna berger, Riesaer und Leipziger Linie je 4, auf der Reichenbacher Linie 3 Sonderzüge und auf der Lim bacher Linie 1 dcrgl. benöthigt. Die aus Anlaß der Vogelwiese und zum Besuch der Deutschen Bau-Aus« stellung abgefertigten 3 Verwaltungs-Sonderzüge nach Dresden wurden von 1944Personen benutzt und zudem billigen Sonderzug nach dem Erzgebirge 595 Fahrkarten gelöst. Von diesen lauteten 23 nach Zschopau, 74 nach Wolkenstein, 67 nach Jöhstadt, 192 nach Annaberg, 11 nach Cranzahl und 228 nach Weipert, Oberwiesenthal und Scheibenberg. Der Gesammtverkauf an Fahrkarten belief sich auf 16,783 Stück. 14,724 Stück wurden davon auf dem Hauptbahnhof, 1508 in Nicolai-Vorstadt und 551 in Altchemnitz verausgabt. Die stärkste Frequenz hatte Hohenstein Ernstthal mit 1222 Stück, dann folgt Limbach mit 661, Niederwiesa mit 657, Erdmannsdorf mit 655, Wittgensdorf mit 593, Dresden, außer den Sonderzugskarten, mit 553, Burgstädt mit 542, Flöha mit 522, Frankenberg mit 491, Mittweida mit 461, Siegmar mit 440, Grüna mit 412. — Man sollte es kaum für möglich halten, daß es in der Jetztzeit mit ihren Sparkaffen noch Leute giebt, die ihr Geld im Strumpf und im Bettstroh aufheben, tatt zinsbar anzulegen. Aus Frankenberg wird mit getheilt, daß bei einem Brande in Lichtentvalde einer alten Frau ein erheblicher Betrag verbrannt sei, den sie im Bettstroh aufbewahrt hatte. Ruhe in Shanghai zu bewachen habe. Tokio, 13. August. Bezüglich der Einnahme und Zerstörung der Eingeborenenstadt von Niutschwang durch die Russen am 5. d. M. wird gemeldet, daß die russische Flagge an demselben Abend auf dem Zoll gebäude gehißt wurde. Admiral Alexejew theilte den Konsularbehörden mit, daß die provisorische russische Verwaltung eingesetzt würde im Interesse der Russen, Fremden und Chinesen, und daß die Rechte und Privilegien, welche dieselben bisher genossen hätten, ihnen auch für die Zukunft unverkürzt verbleiben würden. Washington, 13. August. Eine Depesche des Generals Chaffee vom 10. August besagt: Wir sind gestern in Hohsiwu angekommen. Hohsiwu liegt auf dem halben Wege zwischen Tientsin und Peking. Die Verbündeten scheinen also den Weg längs des Flusses einzuschlagen, statt wie Admiral Seymour die Eisenbahnlinie zu verfolgen. Im „Militär-Wochenblatt" wird eine neue Ueber- sicht über die Streitkräfte der Mächte in China ver öffentlicht. Bei Tientsin belaufen sich danach heute die vereinigten Streitkräfte auf 38000 mit 114 Ge schützen. Wenn aber die auf der Reise befindlichen Verstärkungen angekommen sein werden, dürften bis Mitte September in Petschili rund 78 000 Mann mit 280 Geschützen vorhanden sein. Rußland hat bis jetzt bereits die Verwendung von etwy 160000 Mann vorgesehen, während die ge- sammten gegen China bestimmten Streitkräfte aller Mächte zusammen sich heute schon auf rund 230 000 Mann mit über 500 Geschützen beziffern werden. Wie Rußland zu Lande, so hat zur See Englai d die größte Machtentfaltung aufzuweisen. Es verfügt in den chinesischen Gewässern über 36 Schiffe und 10 Torpedoboote, während Rußland 19 Kriegsschiffe und 11 Torpedoboote, Japan 20, Amerika 11, Deutsch land 9, Italien, Oesterreich und Holland zusammen 8 Schiffe dort schwimmen haben, so daß im Ganzen 117 Kriegsschiffe und 21 Torpedoboote die chinesischen Küsten überwachen. Davon befinden sich im Golf von Petschili 70 Schiffe und 12 Torpedoboote, in Tsingtau 2 deutsche Schiffe, im Jangtse-Gebiet 21 Schiffe, 1 Torpedoboot, bei Kanton 18 Schiffe, 8 Torpedoboote. Während die Chinesen im Norden keine Schiffe mehr besitzen, liegen im Jangtse zur Zeit noch 8 chinesische kleine Kreuzer und 6 Torpedoboote, bei Kanton 7 Kanonenboote und 11 Torpedoboote. Rußland wird bis zum Eintreffen des Grafen Waldersee, wenn seine Verstärkungen von Odessa aus alle nach dem chinesischen Kriegsschauplätze gehen, weit stärkere Kräfte zur Hand haben, als irgend eine der anderen Mächte, selbst als Japan, wenn dieses nicht unterdessen sehr starke Nachschübe sendet. Ueber das Verhalten des Kapitäns Lans bei Taku entnehmen wir einem Berichte der „Wiener Reichswehr" aus Taku folgende Mittheilungen: Der Kommandant des „Iltis" wurde durch einen Splitter, der von einer 24 cm-Granate, die in den „Iltis" DaS kaiserlich chinesische Edict, welches der chine sische Gesanote in London der englischen Regierung überreichte, lautet in wörtlicher Uebersetzung: Im gegenwärtige Zwist zwischen China und den Fremden herrscht ein gewisses Mißverständniß bei den fremden Nattonen, wie auch ein Mangel an gehörigen Maß nahmen bei einigen Ortsbehörden. DaS verursachte den Abbruch freundlicher Beziehungen, was schließlich nicht yut für die Welt sein wird. Wir ernennen hier mit Lihungtschang zu unserem bevollmächtigten Ge sandten mit den Weisungen, den Regierungen der verschiedenen betheiligten Mächte sofort auf dem Draht wege die unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten vorzuschlagen, während der Unterhandlungen, die zur Lösung etwaiger Fragen erforderlich werden dürsten, und die er unsererseits zu leiten hiermit ermächtigt ist. Die verschiedenen Fragen sollen in befriedigender Weise erwogen und über das Ergebniß der Unterhandlungen uns behufs unferer Genehmigung berichtet werden. Wie von chinesischer Seite weiter verlautet, geht die chinesische Regierung von dem Standpunkte aus, daß die Mächte weder Landabtretung noch Gcldent- schädigung verlangen werden. Dagegen wird die chine sische Regierung bereit sein, judizielle und finanzielle Reformen einzuräumen. China wird einen Congreß europäischer und amerikanischer Juristen einberufen, der ein für ganz China geltendes neues bürgerliches Strafgesetzbuch ausarbeiten soll. Nach Muster von Aegypten sollen internationale Gerichtshöfe gebildet werden, welchen die Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Ausländern und Chinesen obliegen sollen. Die Zollverwaltung kann unter europäischer Aufsicht bleiben, die Zollsätze jedoch um 10 bis 20 Proc. erhöht werden. Auf Seiten der Mächte werden diese chinesischen Vor schläge ohne Zweifel als ganz ungenügend und die Sachlage gänzlich verkennend angesehen werden. London, 13. Aug. Nach Telegrammen aus Shanghai erklärte der dortige Taotoi dem Admiral Seymour in einer Conferenz am 10. August, die chinesischen Kaufleute seien über die bevorstehende An kunft britischer Truppen lebhaft beunruhigt. Er ver langte dringend die Rücknahme des Befehls und er klärte, die localen Behörden würden außer Stande sein, die Ordnung zu wahren, wenn er aufrecht ge halten würde. Der Vicekönig von Nanking trifft Schritte in demselben Sinne. — Ferner wird der Times aus Shanghai telegraphirt: Lihungtschangs Damen erhielt die Nachricht, daß Tschangyiohuan an dem Orte seiner Verbannung infolge eines kaiserlichen Edicts hinzerichtet wurde. Ferner wurde der Vice präsident des Steuereinnahmeamts in Lishan unter der Anklage ausländischer Sympathieen und den Gesandt schaften geleisteter Beihilfe eingekerkert. In Tauung, einem Iangtsehafen oberhalb Wuhus, fanden Ruhe störungen statt. Die russische Auffassung über die bevorstehende Besetzung von Shanghai durch die Engländer ist in folgender Depesche ausgedrückt: