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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190001283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-28
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.01.1900
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1 Ls., n rc >a«r. linken: tkeliei', ie, geris. ^.etv. irssu. rm ÄU»- Ük!>L»s -Lil oilck ng. t ich win- Er- und und an- folg- arde, der, inem )urch . in inem nmit diese das n Sh«r HalieMkiii-EriiKthliitr Wckiltt. Amtsblatt. " Sonntag, den 28. Januar 1900. Beilage. keine klkgsnte üsllioitelien lür suM vM». ° von LIK. 1- NN keinseick. Pongs von LIU. 1.- VON KIK. 1, Nr kocllfeino l'oilet.ton, von den rarl-esten bis ru den dunkelsten I^unneirun^en » VL illOIIX u 8 V W« I VOillviix u. 8. Nf., Nr kocllfeine l'oiletten, von den ältesten bi3 2U den dunkelsten >luune IkiiMteiim 8Ä«nnIimj Alül", ia«:ieii-cr,,ttiui kölnsölck. krillante k-ln- vori-iiglicl, in, 1'inLen äer ttokenstkiner beiäenweberei I-otre, iioliknslkin kl. i. 8. lilials: t_6IP2!iA, Reicksstr. 33/35. der Streichung des ganzen § 181a, eventuell solle in der Begriffsbestimmung des Zuhälters in dem Absatz die Wendung „oder der Dirne sonst förderlich ist" gestri chen werden. So lange die Prostitution staatlich ge duldet sei, sei auch die Bekämpfung des Zuhälterthums wirkungslos. Begehe der Zuhälter ein D.likt, so werde er ohnehin vom Strafgesetz getroffen; den den Dirnen köinseiä. Laoktisoli-ikiäk Ssngalins köinsöicl. Oaukrs fein gestreift. Kölns, taoonns Kölns, vsmassös kölnsölü. Koulsräs beLlefit MLN LUS Tschechen ihre ungeheuerliche Anmaßung, die zu ihren politischen und culturellen Leistungen in keinem Vcr- gäitaiß steht, ein für alle Mal bei Seite legen. Eine wiche Hoffnung halten wir aber für sehr optimistisch und wir glauben, daß selbst die aus Opportunitätsgründen folgende Verständigung in Einzeliragen kein gedeih liches und dauerndes Zusammenarbeiten zwischen den beiden im Denken wie in wrcm politischen Entwicklungs gang grundverschiedenen Stämmen garantiren wird. So groß aber auch di- politischen Sorgen in Oester eich sind, zur Zeit sind sie zurückgetreten vor dem gewaltigen Streik der Kohlenarbeit.r, welcher das winh- schaftl che Leben der Monarchie in schwerster Weise bedroht. Auch hier ist cs charakteristisch, daß die Ver leitung Ser Massen zum Streik durch die tschechischen Agitatoren erfolgt ist, denen die Socialdemokratie nur folgte, weil sie sonst an Popularität bei der urtheils- losen Menge cinzubüßen 'ürchtete. Hoffentlich gelingt es der Regierung, das Ende des Streiks h-rbeizu- mhren, bevor er dem wirthschastlichen Leben Oester reichs unheilbare Wunden geschlagen hat. zu verlangen hatte. Aber in wie merlwurUgcn An schauungen die englische Regierung und das genglischk Volk befangen ist, ging daraus hervor, daß inan in England allen Ernstes wähnte, durch dies ganz selbst verständliche Entgegenkommen alle Mißstimmung heben zu können, welche sich aus vielerlei Ursachen zwischen den beiden Völkern anzesammelt hat. Das war eine arge Selbsttäuschung. Nach den mancherlei Unfreund lichkeiten, welche die deutsche Politik erfahren hat, ist die Aussicht nur gering, daß das deutsch-englische „Freundschaftsvcrhältniß", welches eine Zeit lang von Sen beiden Regierungen angestrebt zu werden schien, jemals oder wenigstens in absehbarer Zeit zur That werde. Die Stellungnahme, welche das deutsche Volk un beschadet der Neutralität der Regierung, in dem süd afrikanischen Kriege kundgegcben hat und kundgiebt, konnte in England keinen Zweifel darüber lassen, daß es verlorene Liebesmüh wäre, dies Urtheil des deutschen Volkes über den Krieg, welches übereinstimmt mit dem Urtheil nahezu der gejammten civilisirtcn Welt, beein flussen und modificiren zu wollen. Mit Spannung wird man daraus warten müssen, welches Urtheil das englische Parlament, das in den nächsten Tagen seine Tagung eröffnet, über diesen Krieg und über die Regierung, die ihn in verwerflicher Weise provocirt hat, fällen wird. Wir geben uns in Bezug hierauf keinen Illusionen hin. In England bctct man den Erfolg an. Sollte cS der englischen Armeclcitung zum Schluß »och gelingen, in Südafrika den arg verfahrenen Karren »uS dem Sumpf herauszuzichen, dann wird man in England vielleicht bereit sein, beide Augen über alle »ie Schandlhaten zuzudrückcn, die von Chamberlain und Genossen vor und in dem südafrikanischen Kriege begangen worden sind. Sollte aber der Erfolg auf die Dauer den Waffen der Buren treu bleiben, dann allerdings wird das Strafgericht über dar Cabinet Sali-bury Chambcilain nicht ausbleiben. Immerhin ist zu erwarten, daß die Opposition schon jetzt, wenn auch keine ernsthafte Schlacht, so doch einige Schar mützel und Gefechte gegen das Cabinct unternehmen wir», und so wird man sich auf eine recht lebhafte Parlamentstagung gefaßt machen müssen, die vielleicht auch die eine oder andere Ü berraschung bringt. Einer Aera schwerer Kämpfe sicht sich auch das österreichische Cabinet Körber gegenüber, welcher dem kurzlebigen und nur die Rolle einer politischen Eintagsfliege spielenden Cabinet Wittek gefolgt ist. Während daS Cabinet Wittek ebenso wie seine Vor gänger nur die Aufgabe hatte, zu verwalten, soll das Cabinet Körber den ernsthaften und in Oesterreich wahr lich nicht leichten Versuch machen, zu regieren. Soll »iescr Versuch gelingen, so ist die Vorbedingung eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen. Denn nur auf dicse Weile sind die Grundlagen lür ein Reichssprachengesetz zu schaffen, welches allein im Staude wäre, »en daS Land verwirrenden Kämpfen -in Ende zu machen. Di- jetzt anzebahnte B-r> ständigungSconferenz bedeutet einen solchen V-rluch. »bcr wir sehen ihrem Ergebniß mit großem Miß trauen entgegen. Eine Verständigung zwischen Deutschen u»d Tschechen hätte zur Voraussetzung, daß die Dem Hause lagen ursprünglich zwei Gesetzentwürfe vor, deren einer von der Regierung, der andere vom Cenlrum eingebracht war. Der heutigen Berathung liegen die Beschlüsse der Commission zn Grunde. Danach setzt ß 180 sür gewohnheitsmäßig oder aus Eigennutz betriebene Kuppelei Gesängnißstrase von mindestens einem Monat fest, die nur bei Vorhanden sein mildernder Umstände auf einen Tag ermäßigt werden darf. Zugleich kann auf Geldstrafe von 150 bis 6000 Mark, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt werden. Der Paragraph wird ohne Diskussion angenommen. Nach Z 181 soll schwere Kuppelei mit Zuchthaus bis >u fünf Jahren und den vorgenannten Nebenstrafen bestraft werden, bei mildernden Umständen mit Ge- fängniß. Abg. Himburg (cons.) begründet einen An trag, nach dem das Vorhandensein mildernder Um stände überhaupt nur zulässig sein soll, wenn die Verkuppelten Verlobte waren. Abg. Stadthagen (Soc.) tritt dagegen für einen A trag ein, daß solche Fälle überhaupt nicht als Kuppeiei angesehen werden sollen. Er will ferner, daß der Ehemann wegen schwerer Kuppelei nur bestraft werde, wenn er aus Eigennutz gehandelt oder eine Einwirkung auf die Ehefrau aus- Köni^I., Oiosskerroßfl. und Herro^I. ^losHeNrunt. ^-^7 I'adrik Lui' Keldenslolw und Kpecird^eidenltuu^ in Kneifen. Kölns, löttöt von LIK 1.- - K6IN8. 'saffet eannöle, nundel volle I-icNNlden, von HIK. 2. „ „ 2-30 „ 1-^ rath v. Tischendorf bittet dringend, sämmtliche gestellte Abänderungsanträge abzulchnen, insbesondere den von der socialdemokiatischen Seite gewünschten Zusatz. Ge rade jene, nur in gewissen Gegenden unv Bcvölkcrungs- chichten herrschende lasterhafte Auffassung widerspreche rem sittlichen Bewußtsein weiter Kreise. Außerdem sei fcnem Brauch durch die Zulassung mildernder Umstände ausreichend Rechnung getragen. Abg. Roeren (Centr.) pricht sich in gleichem Sinne aus. Abg. Beckh (ircis. Volksp) bekämpft zunächst das conservalive Verlangen, die Zulassung mildernder Umstände auf die Fälle eines Verlobten Verhältnisses zu beschränken, es seien sehr wohl auch andere Fälle denkbar (wo z. B. bittere Noth oorliege), die eine mildere Beurtheilung verdienten. Entschieden bitte er aber auch, die socialdemokratischen Anträge abrulehnen. Ganz straffrei dürfe man die be treffenden Fälle nicht lassen und am allerwenigsten dürften die Strafen sür einen Ehemann, der seine Ehe frau verkuppelt, von irgend welchen Bedingungen ab hängig gemacht werden. Abg. Stöcker (bei keiner Partei) lehnt ebenfalls die Anträge der Socialdemo- kratcn ab. Was der Abg. Stadthagen Brauch und Sitte nenne, sei eben Unsitte. Wenn auf einem Ge biete Verdunkelung des Sittlichkeits- und Rcchtszcfühls herrsche, so"e gerade daS Gesetz dieses Gefühl wieder richtig stellen. Außerdem solle ja nicht der geschlecht lich- Verkehr der Verlobten b-straft werden, sondern die Förderung desselben durch die Eltern. Deshalb lehne er auch den Antrag Himburg ab, damit nicht in »cn betreffenden Kreisen die Anschauung noch mehr Platz gewinne, die Verkuppelung Verlobter sei nichts Schlimmes. Abg. Bebel (Soc.) tritt nochmals dasür ein, die Kuppelung eines Ehemannes gegenüber der Eh-srau nur im Falle des Eigennutzes bez. Einwirkens aus den Willen der Frau überhaupt so streng zu be strasen. Was die Gegner seines Antrages eigentlich im Auge hätten, das werde ohnehin durch den Zu hälter-Paragraphen getroffen. Redner weist auf die Folgerungen einer unveränderten Annahme des Para graphen hin, auch das Dulden von Hausfreunden. Unter Umstünden könnte recht vornehme Gesellschaft in die Zuchthäuser kommen. Was die Verlobten be treffe, so habe seine Partei ihren Zusatzantrag gestellt, weil das Gesetz die Moral doch nicht ändere. Gerade die katholische Geistlichkeit habe ebenso wenig, wie die protestantische, trotz aller Mühen, die Sitte zu ändern vermocht, die auch in katholischen Gegenden bestehe. 8 181 wird schließlich unverändert in der Fassung der Vorlage angenommen. Bei dem Zuhälter-Paragraphen 181a beantragt Abg. Himburg lkons.), den Zuhälter, welcher Ehemann der Dirne ist, oder welcher die Dirne mit Gewalt oder durch Drohung zu ihrem Ge werbe hält, mit Zuchthaus, anstatt nur mit Gefängniß, zu bestrafen. Abg. Stadthagen (Soc.) beantragt die l.— 1.25 2.— Deutscher Reichstag. Berlin, 25. Jan. Im Reichstage begann heute die zweite Berathung Novelle zum Strafgesetzbuch, der sog. Icx Heinze. Q686!l8eiiAfts- und geübt hat. Redner behauptet, der intime Verkehr Verlobter mit einander sei ein alter Brauch im Volke, man solle nicht Bestimmungen treffen, die nur der scheinbaren Sittlichkeit, der Heuchelei dienen. Abg. Himburg (cons): ES haben sich inzwischen B:- denke» hciausgestellt, ob cs sich in unserem Antragc bei dem Worte „Verlobten" nicht etwa um mit Anderen Verlobten hänselt (Stürmische Heiterkeit); wir ändern, deshalb unseren Antrag dahin, baß cS heißen muß: „mit einander Verlobte" (Erneut- Heiterkeit). Geheim-j Politische Wochenschau. Der Reichstag zeigt diesmal einen ganz be sonders starken Arbeitseifer, was allerdings auch in Anbetracht des umfangreichen Arbeitspensums, dessen Bewältigung der Volksvertretung obliegt, dringend er forderlich ist. Ein gutes Stück seines Pensums hat der Reichstag dadurch bewältigt, daß er die umfang reiche Vorlage, betreffend die Reform der Unfall versicherung in erster Lesung erledigte. Die Haupt arbeit an dieser Vorlage wird freilich von der Com mission geleistet werden müssen, der sie überwiesen wurde, da es sich hierbei nicht nur um die Lchung einzelner Cardinalfragen, wie die Erweiterung der Leistungen der Berufsgenossenschaften, sondern auch um die Erledigung einer stattlichen Menge Einzclfragen von ffecundärer Bedeutung handelt. Daneben lst in dieser Woche das Geplänkel zwischen den Conser- vativen und der Regierung mehrfach und in rech, lebhafter Tonart fortgesetzt worden und sowohl der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wie der StaatSsccrctär Graf Posadowsky haben sich gegen etliche scharfe An griffe der Rechten zur Wehr setzen müssen. Wird die innere Politik der Regierung aus den einen Gründen von der Rechten, «uS den anderen Gründen von der linken Seite dcS H»uscS mit mehr oder minder scharfen Angriffen bedacht, so kann die Regierung sich andererseits rühmen, in den Fragen der auswärtigen Politik die überwältigende Mehr heit des Reichstags hinter sich zu haben. Die Billig- ung, welche der Politik der Regierung in dem deutsch- englischen Conflict von dem gejammten Reichstag mit wenig verschwindenden Ausnahmen, welche nur die Regel bestätigen, gezollt worden ist, ist ein schöner Beweis dafür, daß daS deutsche Volk trotz aller heftigen Parteikämpfe im Innern, wie sie keinem Volke erspart bleiben, einmüthig zusammcnhält, nach außen hin mann hast zu vertreten. EL ist vielleicht kein zufälliges Zusammentreffen, daß gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Flotten novelle die Regierung den Plan und Umfang der neuen Canalvorlage bekannt giebt. ES geschieht dicS in so bestimmter und dctaillirtcr Form, daß an der ernsten Absicht der maßgebenden Instanzen, dieses Programm auch in der gegenwärtigen LandtagSiession mit allem Nachdruck zu betreiben, fernerhin kein Zweifel mehr bestehen kann. Danach sind die Vorbereitungen zu der neuen erweiterten Caualvorlage im vollen Gange. Der Rhsin-Elbe-Canal wird dabei in unveränderter Form Ausnahme finden. Sodann ist beabsichtigt, die Warthe, Netze und Brahe, sowie den Bromberger Canal so um zugestalten, daß Schiffe von 4 —500 Tonnen Trag fähigkeit in den Abmessungen der Oder-Spree-Cmial- Kähne vom Rhein bis zur Weichsel und mit Benutzung dcS Frischen und Kurischen H»ffr sowie der dahin führen den Wasserstraßen bi» Königsberg und Memel gelangen können. Auch der Berlin-Stettiner Crn»l soll in der Vorlage seinen Plitz finden. Wohl oder übel hat man sich in England genöthigt gesehen, da» Unrecht, das man Deutsch land gegenüber begangen hatte, einzugestehen und die Genugthuung zu geben, die Deutschland billiger Weise ^.Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung folgt.) trüben wollte. Dann kam er endlich auch auf den Vorwand zu sprechen, der ihn eigentlich hergeführt hatte; er mußte lächeln, wenn er bedachte, wie überflüssig die Ein führung gewesen war, um die er die Präfectin gebeten hatte. Marguerite war hoch erfreut, als er ihr seine Absicht mittheilte, für das Sanatorium eiu Concert zu unbefriedigend und für Edith nicht schmeichelhaft aus- fiel. Er mußte den Gedanken verscheuchen, wenn er sich nicht den reinen Genuß dieser idyllischen Stunde peinigende Frage, wie sich wohl die schöne Edith in die Gesellschaft Marguerites finden würde. Es verdroß geben. Sie besprachen eifrig das Project, und Holm- seld suchte Marguerite zur Mitwirkung zu bereden. Sie wollte nichts davon hören, schließlich aber gab sie ihren Widerspruch auf, als Holmfeld ihr den Vorschlag machte, ein Duo für Clavier und Violine, nach ihren Motiven von ihm bearbeitet, zusammen zu spielen. Dem verlockenden Reiz dieser gemeinsamen Arbeit konnte sie nicht widerstehen. So waren beinah drei Stunden wie im Fluge verstrichen, und endlich mußte Holmfeld an die Heim kehr denken. Marguerite bat ihn, zun: Andenken an die Unterhaltung einige ihrer Rosen mitzunchmen. Sie brach sie ab und hielt sie nachdenklich in der Hand, während sie in das Haus zurückkchrten. Hier aber sagte sie, als Holmfeld zum Abschiede ihre Hand ergriff: „Rosen gebe ich jedem meiner Freunde, der von mir geht — Sie aber, Herr Holmfeld, sollten mehr haben — ich weiß nicht, was es sein soll — aber Sie sollten vor allen Anderen einen Vorzug haben." Dunkle Röthe flammte ans ihrem Antlitz auf, indem sie fortfuhr: „Sie sind edel und verstehen mich nicht falsch. Ich gebe Ihnen das Einzige, was ich habe." Und sich leise auf den Zehenspitzen erhebend, die Hände auf seine Schultern legend, näherte sic leise und schüchtern einen Moment ihre Lippen den seinigen — es war kein Kuß, nur der Hauch eines Kusses. Holmfeld führte ihre Hand noch einmal an seinen Mund, und dann eilte er mit einem flüchtigen „Auf Wiedersehen!" hinaus. Der Familienschmuck Rvman von A. I. Mordtmann gleiten müßte. Marguerite hörte ihm mit einem förm lich verklärten Angesicht zu, und ihre eigenen Be ¬ merkungen, Fragen und Einwendungen waren ost von überraschender Feinheit. Sie wunderte sich über sich selbst, und ihr war, als wandle sie in einem Paradiese, in das sie bisher nur wie durch eine undurchdringliche Hecke bineingeblickt hatte. Eine halbe Stunde und noch eine verstrich, und erst als das Mädchen erschien, um zu fragen, ob Made moiselle den Kaffee auf ihrem Zimmer oder in der Laube trinken wollte, kamen Beide aus den ätherischen Regionen ihrer über alles geliebten Kunst an die Erd oberfläche zurück. „Sie trinken doch mit mir, Herr Holmfeld?" fragte Marguerite. „Und da es so schönes Wetter ist, in der Laube, nicht wahr? Sie müssen meine Lieb linge, die schönen Rosen, sehen. Ich kann sie leider nur riechen." „Wenn Sie erlauben, nehme ich Ihre Einladung an", antwortete Holmfeld, aber es kam ihm wie eine Entweihung vor, mit Marguerite so gewöhnliche Redens arten zu wechseln. Indem er dann bei ihr in der Laube saß und sich von ihrem Leben erzählen ließ, quälte ihn die Ein verwunderter Ausdruck glitt über das Gesicht, dessen Augen ihn so seltsam starr anschauten. „Sie wollen mich sprechen?" fragte die junge Dame. „Dann sind Sie recht hier: Ich bin Marguerite Chardin." Holmfeld stürzte aus einer Verlegenheit in die andere; er sah, daß er sich etwas wunderlich benommen habe; dies Bewußtsein und die außerordentliche An- muth Marguerites versetzten ihn in eine komische Hilf losigkeit, in der er kaum wußte, wie er sich bewegen und nas er sagen sollte. „Wollen Sie mir nicht jagen, was Sie zu mir führt und wie Sie heißen?" unterbrach Marguerite das peinlich werdende Schw.igen. „Ich kenne Sie nicht, so weit ich cS nach Ihrer Sprache beurtheile. Sehm kann ich Sie nicht —, ich bin blind " „Ah, Mademoiselle," rief Holmfeld lebhaft be wegt, „ich bitte wegen meines Ungeschicks tausendmal um Verzeihung. Ich — w rklich — ich weiß kaum, was ich sagen soll — ich hacke etwas so ganz Ver schiedenes in Ihnen erwaitct ..." „Setzen Sie sich, H rr . . ." „Mein Name ist Holmfeld." Er wollte noch mehr sagen, brach aber freudig erschreckt ab, denn es flog wie ein Hell s Aufleuchten des Entzückens über Marguerites Zuge, und unwill kürlich streckte sie beide Anne nach ihm aus; er ergriff ehrerbietig ihre Rechte und küßte sie. „Sie sind der Vio'inspieler HoOnfeld!" rief sie in einem Tone, wie man wohl ein ganz ungeahntes, hohes Gluck begrüßt. „O Herr Holmfeld, wie dank bar bin ich Ihnen sür die schönen Smuden, die Siel dem sie keine Worte zu geben wußte, so klar und licht voll reden könnte, und Holmfeld gestand sich ein, daß, Fanny ausgenommen, keine der gebildeten Damen . , , , , - feiner Bekanntschaft mit so instincliver Einsicht infihn, daß die Antwort, die er sich darauf geben mußte, das Wesen der Musik begabt sei wie dies Mädchen, ----- " " "" "-v unter dem er sich eine ganz gewöhnliche Bauerndirne vorgestellt hatte. Er hatte sich ans Clavier gesetzt, spielre die Motive, deren er sich aus Marguerites Phan- tasieen erinnerte, erklärte, worin die Ursache ihrer eigen- thümlichen Schönh-it liege und wie man ihre Wirkung verstärken könne, variirte, transponirte und sprach da von, wie man sie auf der Violine nachspielen oder be- mir durch Ihr Spiel bereitet haben! Ich war in Ihrem Concert in Banonne, ich glaube, es hat keiner mit solcher Andacht rugcböu wie ich." „Wohl auck> keiner m'L gleichem Verständniß. Ich habe gehört, wie Sie auf dem Piano erspielt haben." „O, ich kann nickt viel!" „Technisch betrachtet, nickt, obgleich Sie vielen voraus sind, die sich wer weiß was auf ihre Technik einbilden: aber mnsikalisck können Sie außerordentlich viel. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen." „Vollkommen. Ich fühle, was Eie meinen." Beide vertieften sich alSvald in das Thema, das vor allen andern ihre Gedanken in Anspruch nahm. Marguerite vergaß nach der Ursache des Besuchs zu fragen, Holmfeld sie anzngeben; und ohne daß ein Wort der Erklärung zwischen ihnen gefallen wäre, wußten sie, daß we Vorstellung, die sich jeder nach dcn arglistigen Worten der Prütectin über den Andern gebildet hatte, falsch sein müsse. Marguerite hatte cs niemals für möglich gehalten, daß man über vieles,
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