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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190002014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-01
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.02.1900
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geradezu entsetzlich, nach 24stündigem Kampfe über, ließen die britischen Tropen die Stellung den Buren. London, 30. Jan. Die „Times" veröffent lichen folgendes Telegramm aus Lorenzo Marquez vom 27. Januar: „Standard und Digger News" berichtet, daß die Transvaalregierung in einer Note betr. den Austausch der Gefangenen erklärte, daß Transvaal keinen Unterschied zwischen den aufständischen Buren der Kapkolonie und den Buren des Freistaates und Transvaals mache. Das Blatt meldet dann noch, daß die Zahl der in der letzten Schlacht von den Buren gefangen genommenen Engländer 210 beträgt. — Oberst Gurko, der russische Militärattache für das Lager der Buren, ist in Pretoria angekommen. London, 30. Jan. AuS Kimberley wird vom 26. Januar per Heliograph gemeldet: Die Beschießung dauert fort, obwohl sie gestern bedeutend an Heftigkeit nachgelassen hat. JqOder vergangenen Nacht wurde das Feuer indessen wieder stärker, und und zwar nicht gegen die befestigten Stellen, sondern gegen die Wohnhäuser. 145 Geschosse wurden zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens in die Stadt ge- worfen. Sämmtliche Geschosse sind Fabrikate des Transvaalstaates; ein Kind wurde getödtet und vier Personen verwundet. Die Engländer verbreiten neuerdings zwei für die Buren unangenehme Nachrichten. Es solle Mafeking entsetzt sein (es wird aber nicht gesagt, von wem) und iv Johannesburg sei die Granatenfabrik in die Luft ge gangen. Da die Engländer sich bisher als stets außer- ordentlich wahrheitsliebend erwiesen, so werden wohl auch diese Nachrichten gewißlich wahr sein. Unter den gestrigen Depeschen war auch die eine enthalten, dahin lautend, daß der General Kelly-Ccnny dem General Gatacre zu Hilfe eile. Diese Meldung ist deswegen interessant, weil sie die erste Kunde von der Ankunft der 6. Division auf dem Kriegstheater enthält. Diese sowie die 7. eng lische Division sollten programmmäßig bereits vor eini ger Zeit an Ort und Stelle eintreffen. Ort und Datum der thatsächlichen Ankunft wurde jedoch von der eng lischen Kriegsleitung absichtlich veychwiegen, um die Bewegungen der beiden Divisionen möglichst bis zu dem Zeitpunkt geheim zu halten, wo sie sich activ an den Operationen der übrigen Armeen beteiligen können. Die 6. Division ist also inzwischen im Norden der Kapkolonie angelangt und bemüht, sich mit den dortigen englischen Streitkräften zu vereinigen, nur der Standort der 7. Division ist noch fraglich. Truppen ans dem Papier. Es wurde wieder holt darauf hingewiesen, daß die Versicherung, die namentlich die englischen Staatsmänner in ihren öffentlichen Reden immer und immer wieder geben, daß England schließlich den Krieg gewinnen müsse, weil es eine erdrückende Truppenmacht nach Südafrika schicken würde, während die Buren Verstärkungen nicht mehr aufzutreiben vermöchten, ganz haltlos ist. Die Engländer sind gar nicht in der Lage, die Truppen zu schaffen, deren Mobilisirung sie ankündigen. Die Mobilisirung der 8. Division erscheint nach dem sie anordnenden Armeebefehl als das einfachste und selbstverständlichste Ding der Welt. Auch hier, wie in allen derartigen Veröffentlichungen wird an zu ständiger Stelle stets auf das gänzlich mangelnde Verständniß — von Urtheil gar nicht zu reden — des englischen Publikums und der Tagespresse gerechnet. Für den gewöhnlichen Leser könnte diese 8. Division morgen oder übermorgen nach Südafrika eingeschifft werden. Bei näherer Betrachtung stellt sich die Sache freilich ganz anders dar. Auf dem Papier besteht die 8. Division (16. und 17. Jnfanterie- brigade nebst einer Kavalleriedivision) aus 10540 Offizieren und Mannschaften mit 1548 Pferden, 18 Feldgeschützen und 8 Maschinengeschützen. Wenn man die Kavallerie-„Division" auch nur auf 2500 Mann annehmen will, reduziren diese amtlichen Ziffern die Jnfanteriebrigade bereits auf 4000 Mann, und da jede derselben aus drei Regimentern bestehen soll, das Regiment auf 1250 Mann, ungerechnet Ingenieure u. s. w., was immerhin mehr denn recht mager ist. Aber selbst für diese bescheidenen Ziffern bestehen nur die Kadres, und um ine Truppenstärke selbst zu er langen, muß man auf die letzten Reste der Garden zurückgreifen und aus Irland, Neu-S' ottland, Gibraltar, Indien und Aegypten die dort schon mehr denn nothwendigen Truppen heranziehen. Man gedenkt diese durch eine Mischung^ von Freiwilligen und Milizen allerneuester Kombinatton zu ersetzen. Unter den am Spion Kop Gefallenen befindet sich auch der deutsche Leutnant Brüsewitz, der sich vor eini ger Zeit der Burenarmee anschloß. (Brüsewitz mußte w-gen eines Rencontres in Karlsruhe seinen Abschied nehmen. ES soll ein sehr tüchtiger Osficier gewesen sein.) Nach der Schlacht bei Colenso sandte der General Botha folgeusen Bericht an das StaatSsecretariat tn Pretoria, 15. Dezember: „Der Gott unserer Vorväter hat uns einen großen Sieg verliehen. Wir haben den Feind auf allen Seiten, an drei verschiedenen Punkten zurückgeschlagen. Wir ließen ihn unter lebhaftem Feuer seine 12 Kanonen gleich an den Fluß bringen, und sobald ihre Pferde abgehakt waren, eröffneten wir das Feuer «uS den Maufern, töteten ihre Bedienung und schaffen sie so heftig aus der Position, daß sie nur 2 Kanonen zurückbringen konnten. Wir haben die ande ren 10 prächtigen Kanonen genommen mit 13 gefüll ten MunitionSwageu. Die Kanonen sind bereits durch den Fluß gebracht. Wir haben etwa 150 ihrer besten Leute, die so tapfer immer wieder stürmten, gefangen genommen, darunter verschiedene Officiere. Der Verlust der Feinde muß schrecklich sein, auf unserer Seite un gefähr 30 Tobte und Verwundete. Genauere Berichte sende ich demnächst. Ich kann mit dankbarem Herzen Ihnen und dem afrikanischen Volke Glück wünschen für diesen glänzenden Sieg. Ich muß darauf dringen, daß der britischen Regierung Vorstellungen darob gemacht werden, daß unerlaubter Weise au' britischer Seite Kanonen unter dem Schutze des Rothen Kreuzes auf gestellt oder in dessen Schutz geflüchtet werden." * , * * Die Engländer und der Spionkop. Dem „Neuen Wiener Tagbl." geht aus Leserkreisen folgender Scherz zu: Telegramm der Engländer am 25. Jan.: „Warren auf dem Spionkop." — Telegramm der Engländer am 26 Jan.: „Waren auf dem Spionkop." Das englische Parlament ist mit einer Thronrede eröffnet worden, in der denn doch recht deutlich die gefährliche Lage, in der sic plötzlich das britische Reich befindet, zum Ausdruc kommt. Es heißt in derselben: Der Friede, der jüngst in Südafrika gebrochen wurde, ist seit der Zeit, als ich das letzte Mal zum Parlamente gesprochen habe, leider noch nicht wieder hergestellt. Davon abgesehen, sind aber die Be ziehungen zu den anderen Staaten freundschaftlich. Zum Widerstand gegen die Invasion mehrerer süd afrikanischen Colonien durch die Südafrikanische Re publik und den Oranjefreistaat hat mein Volk mit Hingebung und Begeisterung auf den Appell ge antwortet, den ich an dasselbe gerichtet habe, und der Heldenmuth meiner Soldaten im Felde, sowie der Matrosen und Marinetruppen, die landeten zur ge meinsamen Thätigkeit mit den Landtruppen, ist nicht zurückgeblieben hinter den edelsten Traditionen unserer militärischen Geschichte. Ich bin tief betrübt, daß so viele kostbare Menschenleben zum Opfer gefallen stad, aber ich sehe mit Stolz und herzlichster Befriedigung auf den patriotischen Eifer und die aus freier Ent schließung kommende Loyalität, mit der meine Unter- thanen in allen Theilen meines Reiches hervortreten, um theilzunehmen an der Vertheidigung der gemein- samen Reichsinteressen. Ich habe das Vertrauen, daß mein Blick sich nicht vergebens auf sie richten wird, wenn ich sie ermahne, auszuhalten in ihren An strengungen und dieselben zu erneuern, bis sie den Kampf um die Aufrechterhaltung des Reiches und die Sicherung der Suprematie in Südafrika zu einem siegreichen Ende geführt haben. Die Thronrede er wähnt dann den Abschluß des Samoa-Bertrages mit dem deutschen Kaiser und die Betheiligung der Ver- einigten Staaten an diesem Vertrage. Die Thronrede kündigt hierauf die baldige Vorlage des von den fünf australischen Colonien aufgenommenen Planes einer Föderation derjelven an uns bemerkt, die Königin hege die Zuver.cht, daß die Errichtung des großen Bündnisses in Australien sich für das ganze Reich vortheilhaft erweisen werde. Darnach bespricht die Thronrede den Muth und die soldatischen Eigen schaften, welche die in dem Kampfe in Südafrika be- theiligten Truppen aus den Colonien an den Tag gelegt haben, sie gedenkt der zahlreichen von den ein geborenen Fürsten Indiens ausgegangenen Hilfs angebote, erwähnt ferner mit Bedauern die Hungers ¬ noth und die Pest in Indien und legt die zur Linderung der Leiden der Bevölkerung ergriffenen Maßnahmen dar. Alsdann kündigt die Thronrede die beträchtliche Vermehrung der Ausgaben an in Folge der militärischen Operation in Südafrika. Hierüber heißt es in der Rede, die Erfahrungen eines großen Krieges müssen den militärischen Behörden des Landes nothwendiger Weise Lehren von der größten Bedeutung liefern. Ich bin überzeugt, daß das Parlament vor keiner Ausgabe zurückschrecken wird, die erforderlich ist, um unsere Vertheidigungsrüstungen auf gleiche Höhe mit der Verantwortlichkeit zu bringen, die der Besitz eines so großen Reiches auferlegt. In einer Zeit, wo mehrere andere Nationen ihre Flottenrüstungen mit steigender Anstrengung und Opfern vervoll- kommnen, wird die Besorgniß des Parlaments für die Schlagfertigkeit der britischen Flotte und der Küsten- vertheldigmtgswerke sicherlich nicht ermatten. Nachdem die Thronrede noch bemerk, daß die Zeit sür innere Reformen, die große Ausgaben erheischen, nicht günstig sei und einige kleinere Vorlagen von nur lokaler Bedeutung aufgezählt hat, schließt sie mit den Worten: Ich empfehle Ihre Berathungen in dieser sorgenvollen Zeit dem Segen und der Lenkung des allerhöchsten Gottes. Sitzung des Unterhauses. Pretyman bringt eine Adresse ein, in welcher allen, die durch »cn südafrikanischen Krieg leisen, die Sym pathie des Hauses zum Ausdruck gebracht wird. Die Ration, sagte er, habe die größte Bewunderung für die tapferen Soldaten, aber bedaure tief, daß so viele von ihnen gefallen seien. Der Krieg habe eine große Zu nahme des nationalen Geistes bewirkt, was jetzt in allen Theilen des britischen Reiches zum Ausdruck ge lange. Der Krieg sei durch Rassengegensätze hervor gebracht, welche durch nur oberflächliche uns nicht that- sächliche Ursachen verschärft worden seien, weil, wenn irgend zwei Volksstämme sich gegenseitig achten müßten, dies der holländische und der englische Bolksstamm sei. Wenn der Kampf vorüber uns die unglücklichen Ver- hältniffe, welche ihn hervorgerufen hätten, behoben seien, dann hoffe er, Holländer und Engländer wieder Seite an Seite in Frieden und Freundschaft leben zu sehen unter der Aegide der britischen Flagge Er bedauere das Unglück, das die britischen Waffen betroffen habe, aber die Ration sei einmüthig entschlossen, das Unglück wieder gut zu machen. Die Ursachen des Mißlingens müßten genau untersucht werden. Erhoffe, mehr Geld mittel für die Kriegführung würden sofort und mit Vergnügen vom Hause bewilligt werden. Henry P Pease befürwortet die Adresse, drückte seine Befriedi gung aus über das freundliche Abkommen in der Somoa- frage und betont die wechselseitigen Handelsinteressen Englands und Deutschlands. Redner erachtet den Krieg als notwendig und gerecht. Er müsse bald zu dem einzigen Abschluß gebracht werden, den England zulassen könne. (Beifall.) Campbell Bannerman: Die politischen und mili tärischen Angelegenheiten in Südafrika werden das Parlament in sehr hohem Maße beschäftigen. Bei der Tapferkeit, die wir an unseren Gegnern kannten, und bei der Gefährlichkeit der Natur des Landes, war die allgemeine Erwartung, daß wir bald eine so bedeu tende Zahl von Truppen in Südafrika haben würden, daß dieselben im Stande sind in das Innere vorzu dringen und die Herrschaftsgebiete der Königin von den Eindringlingen zu säubern. Durchaus unerwartet und ernüchternd haben wir Woche auf Woche Nieder lagen erlitten verbunden mit Verlusten von Menschen leben und noch jetzt sind keine Anzeichen dafür vor handen, daß wir irgend einen thatsächlichen Schritt vorwärts gekommen sind in der Fortführung dieser Aufgabe. England ist seit drei Monaten einer ernsten Prüfung und Probe unterworfen worden, welche keines wegs erleichtert worden ist durch die Unvollständigkeit und manchmal widerstrebende Art und Weise, in welcher die Kriegsnachrichten mitqetheilt wurden. Indem ich unsere Bereitwilligkeit von neuem ausspreche, für die Fortsetzung des Krieges mit allen Kräften und unbeschränkten Mitteln einzutreten, um so bald als möglich die Integrität der Herrschaft der Königin zu sichern und um zu einem erfolgreichen Ab schluß zu kommen, bilde ich mir ein, daß es nicht schwierig sein wird, die weiteren Mittel, die sich hier für als erforderlich erweisen zu erlangen. Aber in einem anderen Theile dieser Angelegenheit hört meine Uebereinstimmung mit der Regierung auf. Wenn ich den offenbaren Mangel an Vorsorge für militärische Erfordernisse für die Feindseligkeiten sehe, welche ihre Politik in den Bereich der Möglichkeiten rückte, und welche die Art ihrer Politik zu fordern wahrscheinlich machte, dann bin ich gezwungen die Art dieser Ge schäftsführung offen zu verurtheilen. Die Minister und ihre Anhänger fanden eine jener passenden Phrasen, indem sie für die gleichen Rechte für die Weißen sprachen! wenn diejenigen, welche der Gegen partei angehören, diese ihre Doktrin auf unser Land übertragen wollten, so würde sich hier mancher Fall bieten, in welchem sie angewandt werden kann. Der Werth dieser Doktrin hängt aber ab von der Art und Weise, in welcher man sie anwendet. Redner weist dann auf die gegenwärtige Lage im Kaplande hin, wo von englischer Seite ja offen auf Aufhebung der Verfassung hingewirkt werde. Und weshalb? Nun, weil die Holländer dort die Majorität haben (Murren auf Seiten der Regierungsbänke, Bei fall auf den Bänken der Opposition). Sie verlangen dort offen, daß nach einem erfolgreichen Kriege eine Umgestaltung der Grenze oder in irgend einer anderen Weife eine Einrichtung getroffen werden soll, welche sie in Zukunft gegen eine solche Katastrophe einer holländischen Majorität sicher stellen soll. Ich nehme nicht an, daß die Minister selbst einem derartigen un geheuerlichen Vorschlag sympathisch gegenüber stehen, aber ein derartiger Geist hat auf ihre Politik ein gewirkt und den loyalen Holländern der Kapkolonie ist zu wenig Achtung bezeigt worden unter Cham berlains Regiment. Diese Umstände sind nicht ge eignet, gute Gesinnung zu erhalten, die wesentlich ist für die Schaffung einer befriedigenden Zukunft in Südafrika. Aber ohne Zweifel, es ist jetzt Krieg, während des Krieges ist für eine wirksame Fort führung Fürsorge zu treffen, woran das Land zur Zeit am Meisten interessiert ist. Campbell Bannerman schließt: Nichts war in dem Wesen der Fragen, derentwegen sie mit Transvaal in MeinungSverschiedenhe ten waren, worin man eine Kriegsursache finden konnte. (Beifall bei den Opportu nisten.) Nichts war, was den Krieg und Vorbereitungen zum Kriege rechtfertigen konnte. (Beifall bei der Oppo sition.) So sagte ich im vorigen Sommer, weil ich wünschte, wenn möglich, Einhalt zu thun der Ent sendung kleiner Trappenabtheilung-u, welche sicherlich die Verhandlungen der Regierung vereiteln und Zweifel und Mißtrauen aufkommen lassen mußten gegenüber der Versicherung des ernsten Wunsches nach einer fried lichen Lösung. Wir müssen daher schließen, daß alles was gethan wurde, zu dem Zweck geschah, die Buren durch Einschüchterung zur Unterwerfung zu bringen. Eine lächerlichere Auffassung von dem Gegner und ein voll ständigeres Verrechnen hat man in der Geschichte niemals gesehen. (Bestall bei der Opposition.) Ich bedaure, daß die Regierung von den Rüstungen der Buren so wenig gewußt hat, ich verlange die Vor legung der Depeschen d s Generals Buller, in denen er seine Ansicht über die militärische Lage in Süd afrika und über die erforderlichen Streitkräfte darlegt. Das Haus würde die Ermächtigung nicht verweigert haben,-die Garnisonen und den Vertheidigungszustandder Colonien zu verstärken, wenn die Regierung dem Hause die richtige Darstellung von dem Mißverhältniß zwischen der militärischen Stärke der Buren und dem Ber- theidigungszustand der Colonic begebracht hätte Hierauf nimmt Balfour das Wmt. Minister Balfour erwiderte auf Bannermans Rede, der Krieg würde nicht beendet werden, bis er seine legitimen Früchte gezeitigt, bis Englands mili tärische Ehre wiederhergestellt und bis in Südafrika keine Wurzel belassen wäre, aus welcher irgend eine der Gefahren hervorwachsen könne, unter denen das Land so lange gelitten habe. Lord Edmond Fitzmaurice (Bruder der Kriegs ministers Lord Lansdowne) beantragte das Miß trauensvotum gegen die Regierung, wie schon ange kündigt. In seiner Rede erklärte er, das Kriegsministerium sei nicht so organisirt, um England zu einer militärischen Großmacht zu machen. England habe Mißtrauen in die Brust der Buren gesäet. Sitzung des Oberhauses. Bei der Berathung über die Adresse an die Königin führt Lord Kimberley aus, ich freue mich, daß die Beziehungen Englands zu den fremden Mächten freundliche sind und beglück wünsche Lord Salisbury, daß er mit Deutschland zu einer Verständigung gelangt ist, und einer Streitfrage, die lange bestand, ein Ende gemacht hat. Die gegenwärtige Zeit ist eine Zeit tiefster und ernstester Der Familienschmuck. Roman von A. I. Mordtmann ^.Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Mowbray hatte ihre Hand ergriffen und konnte sich über die unerwartete Begegnung noch immer nicht fassen. Doch besann er sich, daß unbequeme Zeugen vorhanden seien, und sagte leise: „O in der That, zu Miß Hurdlestone? Ganz in meiner Nähe! Ich suche Sie morgen auf — ich bin ganz verwirrt — wo kann ich Sie treffen?" „Schreiben Sie mir morgen, Herr Mowbray", fagte Fanny, seinen Händedruck herzlich erwidernd. „Aber jetzt . . ." „Verzeihen Sie den Aufenthalt", entgegnete Mow bray. Er trat zurück, lüftete gegen Fanny den Hut und rief Larry zu: „Fahr zu, Spitzbube! Für dies- mal soll's Dir hingehen! Aber merke Dir, ohne Präjudiz!" Larry greinte, daß sich sein Mund von einem Ohr zum andern hinzog, und schnalzte mit der Zunge, worauf der Ponny wieder munter ausgriff. Fanny sah sich um; die beiden Männer standen noch an der selben Stelle und schienen noch immer ganz verdutzt zu sein. „Ho — das war der Mister Agent!" lachte Larry seelenvergnügt. „Diesmal hat Mjsttr Agent abziehen müssen! Hussa!" „Und wer war der Andere?" „Weiß nicht! Wird wohl der Secretär des neuen Lords sein; kenne ich nicht; habe den Lord und seine Leute noch nicht gesehen." Und in bester Laune fahren alle drei weiter. In Ivy Lodge wurde Fanny von der alten irischen Haushälterin empfangen und sogleich auf ihr Zimmer geführt, wo alles, was zu ihrer Behaglichkeit dienen konnte, hergerichtet war und wgar, des kühlen, regnerischen Abends wegen, ein Feuer im Kamin brannte. „Wünschen Sie noch irgend etwas?" fragte die alte Dame, die zwar auch mit irischem Dialekt, aber doch verständlicher sprach als Larry. „Dann ziehen Sie sich um, und wenn Sie fertig sind, gehen Sie hinunter. Miß Hurdlestone erwartet Sie im Speise saal. Keine Diner-Toilette wie in England, einfaches Hauskleid." Erleichtert athmete Fanny auf. Von allen lächer- lichen und lästigen Moden Englands war ihr als die lächerlichste und lästigste immer der Zwang der Diner toilette oder das „evemnA ckress", Frack sür Herren und ausgeschnittenes Kleid für Damen, zu dem ein fachsten Familien-Mittagstifch erschienen. Daß Miß Hurdlestone diese Abgeschmacktheit abgethan hatte, be trachtete Fanny als ein gutes Zeichen. Sie beeilte sich mit ihrer Toilette und erschien eine Viertelstunde später in bescheidenem Hauskleide im Speisesaal, der, hell beleuchtet und behaglich durch wärmt, den anheimelndsten Eindruck machte. Miß Hurdlestone, eine kleine Dame mit schneeweißem Haar und scharfen, lebhaften Augen, kam ihr entgegen, faßte sie bei der Hand, sah ihr lange und forschend in die Augen und sagte erst dann, als Fanny schon ganz verlegen geworden war. „Seien Sie mir willkommen, Miß Scudamore! Ihr Gesicht gefällt mir. Wenn alles Uebrige ebenso gut ist, werden wir uns schon vertragen." Fanny antwortete: „Ich hoffe, Sie werden mit mir zufrieden sein, wenn Sie etwas Nachsicht haben wollen." „Nein, Nachsicht habe ich nicht — das liegt nicht in meiner Art," antwortete Miß Hurdlestone lächelnd. „Wenn es ohne das nicht geht, geht es überhaupt nicht. Sie sehen, ich habe kein einziges Hausthier — keine Katzen, keine Hunde, keine Bögel, — ich habe keine Geduld, ihre Unarten zu ertragen. So — nun wollen wir essen, Sie werden hungrig sein. Nach Tische sollen Sie mir etwas Vorspielen." Sie setzten sich beide zum Essen nieder, wobei ein rothwangiges Dienstmädchen aufwartete. Fräulein Hurdlestone sprach bei Tische wenig, und Fanny hielt es für gerathen, hierin ihrem Beispiele zu folgen. Erst als der Nachtisch aufgetragen und das Dienstmädchen hinausgegangen war, wurde die Herrin non Ivy Lodge gesprächiger. „Sie sind früher ge kommen, als ich erwartete", sagte sie. „Wenn ich nicht irre, sind Sie aus dem Richtwege gefahren, der üoer die Oranmoreschen Güter führt. Ich habe Larry nicht danach fragen mögen, um kein böses Beispiel zu geben. Bei Ihnen darf ich es schon wagen." Fanny erzählte, was vorgegangen war, und Fräu- lein Hurdlestone bezeugte durch vielfache Zwischenbe- merkungen, welches außerordentliche Vergnügen ihr dieser Vorfall bereitete. Zum Schluß aber sagte sie: „So, Miß Scudamore, damit ist nun dies Capitel sür immer zwischen uns erledigt. Sie müssen nämlich wissen, daß in meinem Hause der Name Ocanmore niemals genannt werden darf; wer sich gegen dieses Verbot verfehlt, muß sofort das Haus räumen. Darum durste ich Larry nicht fragen, weil ich damit den Ungehorsam selbst herausgefordert hätte. Das Gesetz ist unverbrüchlich und gilt auch für Sie." „Ich werde es mir merken," antwortete Fanny. „Soll ich Ihnen jetzt Vorspielen?" „Wenn ich bitten darf." Fanny spielte Wagner, Mozart, Gounod, und als sie endlich auf Befehl ihrer neuen Herrin aufhörte, wiederholte diese: „Wir werden uns schon vertragen. Gute Nacht, Miß." Und so endete Fannys erster Abend in Ivy Ladge. Am nächsten Tage erwartete sie mit einiger Garge den von Mowbray in Aussicht gestellten Brief; sie konnte nicht ohne Bangen daran denken, wie das bei der ausgesprochenen Feindseligkeit zwischen Caldecott und Ivy Lodge auslaufen würde. Aber sie hatte nicht mit der Verschwörer-Klugheit Irlands gerechnet. Larry wußte einen Augenblick abzupassen, als Fanny allein war, um ihr ein Billet zuzustecken, das ihm der Herr Secretär übergeben hatte, um sich, wie er sagte, bei der Dame zu entschuldigen, daß sie gestern so unsanft aufgehalten worden sei. Und da sich Larry bei eben dieser jungen Dame, für die er gern durchs Feuer gegangen wäre, in den Ruf der Uneigennützig keit bringen wollte, so hielt er es für zweckmäß z, zu verschweigen, daß er außer dem freundlichen Lächeln, womit sie ihm dankte, einen materielleren Lohn davon getragen un' in Gestalt eines funkelnagelneuen Gold stücks schon in der Tasche habe. Mowbray schrieb ihr voll Entzücken darüber, daß er sie so wider alles Verhoffen in der Nähe haben dürfe, ohne sein Erstaunen zu verhehlen, daß es so ge kommen war. Er habe ihr so viel zu sagen — „und ich ihm, wie werden wir das nur fettig bringen?" fügte Fanny in Parenthese bei — und wenn sie, da ihm unglücklicherweise das Betreten von Ivy Lodge verwehrt sei, mit ihm im Garten von Caldecott Zu sammentreffen wollte, so sei die Gelegenheit leicht her beizuführen. (Fortsetzung folgt.)
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