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WÄ-EBhÄl UM HolMstrt» Ernstthal. Merlangtvltz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Kernsdorf, 's Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Mrchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen - Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint teden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Anzeiger für den Berwaltungsvezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Gernernöe-Mertvaltrrngen der urnlregenöen Ortschaften Nr. 184. Sonnabend, den 11. August 1900. SO. Jahrgang. Ws. ' Rußland entsandten Truppen wird auf gegen 60000 Mann geschätzt. Große Schwierigkeiten macht einstweilen die Verpflegung der Truppen in Ost- sibirien. In jenen Gegenden steht dieses Jahr eine totale Mißernte bevor, sodaß bereits jetzt die Mehl- und Brodpreise in Blagowestschensk unerschwinglich sind. Ein Brod kostet dort bis 20 Kopeken daS Pfund. Die Verpflegungskosten für das russische Expeditionscorps steigen daher ins ungeheuere, und es ist nicht anzunehmen, daß selbst die theilweise kolossale Erhöhung der Einfuhrzölle, die das Finanz ministerium durchgesetzt hat, die Unkosten des Feld zuges im Entferntesten decken werden. Bon China nach durchgeführter Action eineKriegskostenentschädigung zu erlangen, dürfte nach Ansicht aller unmöglich sein. Rsonders in militärischen Kreisen steht daher daS Verlangen, wenigstens dauernd durch eine Grenz regnlirung Rußland gegen plötzliche Ueberfälle Chinas zu schützen. Der Amur als Flußgrenze ist dieser Aufgabe nicht gewachsen. Man ist sehr gespannt auf das Verhalten der zarischen Regierung nach erfolgter Niederwerfung Chinas. Der Besitz der Mandschurei kommandos schon jetzt auch in der Ferne, noch ehe der Graf Waldersee an der Küste Tschilis gelandet ist. An der Berliner Börse betrachtet man die Ent sendung des Grafen Waldersee hauptsächlich aus dem Gesichtspunkte, daß Deutschland dadurch eine große Verantwortlichkeit auserlegt würde und daß es bei entstehenden Verwickelungen zwischen den Großmächten, insbesondere zwischen England und Rußland, leicht in die Situation des „Puffers" gerathen könne. Die Speculation gab dieser pessimistischen Anschauung durch Verkauf zahlreicher Werthe Ausdruck, sodaß die Ten denz sich zeitweilig zu einer entschieden flauen gestaltete. Auch der Umfang der deutschen Betheiligung in China erregte Besorgniß. Stützpunkt für den weiteren Vormarsch auf die chine sische Hauptstadt, der nun trotz der großen Schwierig keiten, welche die Urberschwemmung des Geländes be reitet, in vollem Zuge zu sein scheint. Gleichen Schritt mit den Erfolgen der Mächte bält das Nachgeben der chinesischen Machthaber. Jetzt ist den Gesandten der Mächte auch der geheime (chiffririe) Verkehr mit der Heimath gestattet worden. Die französische Regierung erhielt durch den chinesischen Gesandten ein für die französische Regierung be stimmtes chiffrirtes Telegramm des Gesandten in Pe king. Auch das österreichische Ministerium des Aeußeren erhielt von dem österreichisch-ungarischen Geschäftsträger in Peking, Dr. von Rosthorn, eine vom 4. ds. Mts. dati'te chissrirte Depesche, die besagt. Das öster reichisch-ungarische Gesandtschaftsgebäude ist mit dem Inventar 'und dem Archiv am 21. Juni verbrannt. Wir vertheidigten seit dem 20. Juni gemeinsam mit dem französischen Detachement das GesandtschaftSgebäude, das unausgesetzt aus Gewehren und Geschützen bc- ichossen wurde. Ein Theil dieses Gebäudes wurde mit Minen zerstört. Wir beklagen folgende Verluste: Fregattenkapitän Thoman und drei Matrosen sind wdt, Boyneburg und zwei Matrosen schwer verwundet, jedoch außer Gefahr. Seit dem 16. Juli blieben die Angriffe der Chinesen ohne eine intensivere Wirkung. Die chinesische Regierung sucht uns zur Abreise nach Tientsin unter sicherem Schutze zu bewegen, wir sind jedoch auf dieses Anerbieten bisher nicht eingegangen. Das Memorandum, welches die Regierung der Bereinigten Staaten der chinesischen Regierung über- mittelt hat, fordert die sofortige Einstellung der An griffe chinesischer Truppen auf die Gesandtschaften und richtet an die chinesische Regierung dringend das Er suchen, wenn sie ihre freundschaftlichen Gesinnungen beweisen wolle, mit der Entsatzcolonne zur Wieder herstellung zusammenzuwirken. Das Memorandum spricht sich schließlich gegen den Vorschlag ans, die öffentlich unter polizeilicher Aufsicht verkauft. Hohenstein-Ernstthal, den 9. August 1900. Der Stadtrath vr. Polster. Bekanntmachung. Sonnabend, den 11. August lansenden Jahres, von Bormittags 8 Uhr ab, wird in der Hausflur des hiesigen Rathhauses (Altstadt) das Fleisch einer mit Tuberkulose behafteten Kuh als minderwerthig in gekochtem Zustande ä Pfund 40 Pfg. unter den Befehlshabern an Ort und Stelle schwinden > vor dem Gefühl der gemeinsamen Unterordnung unter ' )en ausgezeichneten Offizier, dem sie vom Augenblick < einer offiziellen Ernennung an gleichmäßig Gehorsam chulden. * * * Ueber die Schlacht bei Peitsang liegen heute auch amtliche Berichte vor. Vom Chef des Kreuzerge schwaders Viceadmiral Bendemann ist nachstehendes Telegramm, datirt von Taku, den 5. August, in Berlin eingegangen: Die verbündeten Streitkräfte haben am 5. August frühmorgens die chinesischen Stellungen bei Peitsang genommen. Von deutschen Truppen haben zwei Compagnieen unter dem Capitän-Leutnant Philipp theilgeuommeu. Weiterer Vorstoß nach Aangtsun ist sofort beabsichtigt, um das dort geplante Zusammenziehen der chinesischen Truppen zu verhindern. Reuters Specialcorrespondent telegraphirt aus Tschifu, daß in der Schlacht bei Peitsang am Sonntag das deutsche Contingent zusammen mit Russen und Franzosen auf dem linken User des Peiho entlang der Eisenbahn kämpfte. In einer gestern mitgetheilten Depesche war noch berichtet worden, daß die deutsche Abtheilung schwere Verluste erlitten habe. Eine ossicielle Verlautbarung liegt aber noch nicht vor. Tokio, 9. August. Die verbündeten Streitkräfte allein würde Rußlands Grenze völlig sichern, würde jedoch das Signal zur Theilung Chinas geben, die die russische Diplomatie mit allen Mitteln verhindern will. Im Kriegsministerium spricht man von ständigen Garnisonen, di? Rußland nach dem Friedensschluß in den bedeutendsten Plätzen der Mandschurei hinterlassen soll, um seine Interessen und die neue Eisenbahn zu schützen. Der glänzende Vormarsch der russischen Truppen in der Mandschurei erweckt allgemeine Be geisterung. Die Einnahme Sachalins, AigunS und Sansins, wie besonders der wichtigen Festung Chuntschun hat den Russen die ganze Linie der chinesischen Operationsbasis gegen Rußlands mandschurische Grenze in die Hände geliefert. Die chinesisch mandschurischen Truppen dürften bereits jetzt absolut demoralisirt sein und den Russen nur noch un vollkommenen Widerstand entgegensetzen. Ein ver blüffendes Bravourstück war die Einnahme Sansins, wobei die Russen, bis an den Hals im Wasser, den Fluß überschritten die Stadt attackirten, und den Feind aus allen Positionen warfen. 22 Geschütze wurden dabei genommen. In Heller Panik flohen die Chinesen. Die Haltung der russischen Truppen ist in diesem Feldzuge über alles Lob erhaben. — Die Ber- Handlung der Engländer mit dem Vizekönig von Nangking werden hier mit großem Mißtrauen verfolgt. Augenscheinlich will England, das im Norden Chinas wenig mehr zu holen sieht und neben Rußlands gegen wärtigem Machtaufgebot verschwindet, im Dangtsethal seine eigene Separataction einleiten. Es verlautet, daß die russische Regierung gesonnen ist, den übrigen Mächten, wie auch England selbst gegenüber auf die Gefahren hinzuweisen, welche in einer solchen Separat- action liegen. Der bis jetzt ruhige Süden Chinas könnte durch die Landung englischer Truppen l-ichl gleichfalls in Aufregung versetzt werden. Bü dec großen militärischen Schwäche Englands könnte eine Bekanntmachung, die Gemeindediaconie Oberlungwitz betreffend Da bei vielen Kranken unter den Unbemittelten immer noch die irrige Meinung besteht,' daß der Krankenpflegerdienst der Gemeindediaconissin ihnen Kosten verursache, so wird die betreffende Bestimmung der Instruction hier ausdrücklich bekannt gegeben: „Die Kranken unter den Unbemittelte« der Parochie empfangen die Handreichung und Verpflegung von der Diaconissin unentgeltlich, und nur von den Bemittelten wird für empfangene Dienste eine Entschädigung an die Kasse der Gemeindepflege erwartet, deren Bemessung ihnen anheimgestellt ist." Oberlungwitz, den 9. August 1900. Der Pereinsvorstand. Kaube, Vors. gingen in der Nacht zum 4. d. M. zum Angriff gegen die etwa 3 Meilen nördlich von Tientsin stehenden chinesischen Truppen vor. Der Kampf begann am nächsten Morgen 3>/z Uhr früh. Nach 7 ^stündigem Gefechte wurde der Feind geschlagen und Peitsang be setzt. Der Plan ging dahin, daß die englischen und japanischen Truppen 12000 Mann stark vom rechten Ufer des Peiho-Fluss?s aus vorröcken sollten, die 5000 Mann zählenden Russen und Franzosen vom linken User. Die Letzteren konnten nicht weiter gelangen wegen der vom Feinde herbeigeführten Ueberschwem- mung des Terrains. Daher wurde die Besetzung von Peitsang lediglich von den Engländern und Japanern unternommen. Die Verbündeten werden jetzt ans Aangtsun marschiren. Nach einer weiteren Nachricht, die sich hoffentlich bestätigen wird, wäre auch Aangtsun genommen. Die Depesche lautet: Washington, 9. August. General Chaffee telegraphirt, daß Iangtsun am 6. d. M. genommen wurde. Die Amerikaner verloren etwa 60 Mann. Die Stadt ist ein strategisch sehr bedeutender i Die chinesischen Wirren Berlin, 9. August. Zur vorläufigen Er mittelung eines Nachersatzes für das ostasiatische Expeditionskorps sind nach den bisher ergangenen Bestimmungen nur die Mannschaften der Reserve aller Waffengattungen (Jahrgänge 18.13 bis 1898), nicht aber die Landwehr des 1. und 2. Aufgebots in Betracht gezogen. Die Stärke des Nachersatzes ist noch nicht bekannt, da sich die Formationszusammen stellungen noch bei der obersten Militärbehörde in der Ausarbeitung befinden. Der neuen Formation sotten wieder Musikkapellen beigegeben werden. In den Bekleidungsämtern, sowie auch in den Proviantämtern wird nach wie vor unter Hinzuziehung von Leuten deS aktiven Militärstandes an der Herstellung von Tropenbekleidungsstücken wie Feldproviant aller Art eifrigst gearbeitet. Es wird dadurch ein Bestand gs- schaffen, der ausreichend ist, auch wenn sich, was ja nicht unmöglich ist, die militärische Aktion in China jahrelang hinziehen sollte. Auf den Aufruf an die Reservisten der Jahre 1893-98, sich für China zu melden, haben sich, wie nach der „Nationalztg." in militärischen Kreisen er zählt wird, schon in den ersten Tagen mehr als 120000 Mann gemeldet. Aus dem Satze in d.m Aufrufe, daß die Freiwilligen sich auf 2 Jahre ver pflichten sollen, folgert die „Nationalztg.", daß man an amtlicher Stelle den Feldzug gegen China auf 2 Jahre veranschlagt. In anderen Kreisen, namentlich militärischen, glaubt man, daß der volle Abschluß sich viel länger hinziehen wird. Wetter» NreMtmmen zur Gr«e»»«n- des Grafe» Waldersee. Der „Köln. Ztg." wird zur Ernennung des Grafen Waldersee geschrieben: Nachdem erwiesen sei, daß die chinesische Kaiserin und ihr Hof die chinesische Armee gegen Europa ins Feld schicke, sei ein Abfinden mit Halbheiten unmöglich, weil der Kampf bis zum bitteren Ende durchgefochten werden müsse. Die Wahl Waldersee'S sei eine Anerkennung deutscher KriegS- tüchtigkeit, sowie der Ausdruck des Vertrauens zur Rechtlichkeit und Ehrenhaftigkeit der deutschen Diplo matie, die bei der Wahrung deutscher Interessen die berechtigten Interessen der anderen Nationen in keiner Weise verletzen werd?. Die Berliner „Post" schreibt: Die Ernennung des Grafen Waldersee zum Oberbefehlshaber der ver einigten Streitkräfte in China wird infofern schon jetzt ihren Eindruck auf die alliirten Truppen nicht ver fehlen, als diese sehen, daß die Mächte Alles daran setzen, um den Widerstand des Feindes zu brechen. Die Chinesen andererseits werden aus der Ernennung eines Oberfeldherrn im Lager der Verbündeten er kennen, daß ihre stille Hoffnung, die Zwietracht der Kabinette möchte eine zielbewußte Kriegführung verhindern, eitel war. So wirkt die Thatsache der Einigung der Mächte über die Frage des Ober- Gesandten von Peking fortzuschaffen, weil die chinesische Regierung, wenn sie schon in Peking selbst nicht im Stande sei, für den genügenden Schutz der Gesandten zu sorgen, hierzu auf dem Wege nach der Küste noch viel weniger fähig fein werde. Die amerikanische Note schließt: Wir ersuchen )aher die kaiserliche Regierung eindringlich, den im willen Absatz des Briefes unseres Präsidenten an den Kaiser vom 23. Juli bereits angedeuteten Weg nun mehr einzuschlagen, nämlich sich mit der Entsatzarmee in Verbindung zu setzen, sodaß daS Zusammenwirken beider zur Befreiung der Legationen zum Schutz der Fremden und zur Wiederherstellung der Ordnung ge sichert wird; ein solches Vorgehen der kaiserlichen Re gierung würde einen mit Geiiugthuung zu begrüßenden Beweis ihrer freundlichen Gesinnung und ihres eigenen Wunsches zur Erreichung der gedachten Ziele bilden." Was die diplomatische Lage betrifft, so hat sie durch die Ernennung Waldersees offensichtlich eine Klärung erfahren. Anderseits fangen die Mächte an, offen ihren Appetit auf einzelne Stücke Chinas zu zeigen. England hat sich Shanghai und das Aangtse- - thal gewählt, natürlich gönnt ihm das niemand, am ' wenigsten Rußland; Rußland will siir sich die Mand schurei. In einem Petersburger Bericht wird folgendes auLeinandergesetzt: Die Gesammtzahl der aus dem europäischen Sämmtliche Wiener Blätter äußern sich über die Ernennung des Grasen Waldersee zum Ober- kommandirenden der verbündeten Truppen in China auf das Sympathischste. Die „Neue Freie Presse" bezeichnet die Ernennung als bemerkenSwerthen Erfolg der StaatLkunst des Staatssekretärs Grafen v. Bülow. In d?r Annahme des deutschen Oberbefehlshabers liege auch eine hoch zu veranschlagende Anerkennung der deutschen Waffentüchtigkeit und deutscher KriegSkunde. — Das „Neue Wiener Tageblatt" erklärt, seit Jahr zehnten sei der Name Waldersee in Schwung und Uebung, dieser Name offenbare, daß man für eine große Akiivn großen Snls auch den verantwortlichen Leiter von historischem Zuschnitt gewonnen habe. In Paris ist man vielfach überralcht. So fagt „Eclair", wenn kein Franzose den Oberbefehl hatte, so wäre ein russischer General sür des verbündete H-:cr, ein engiisker Ad iral sür die verbündeten Ge- schwad.r die uns genchmste Lösung gewesen. Man hat sie nicht zu verwirklichen verstanden. Das unseren Soldaten auserlegte Opfer, inner den Befehlen eines deutschen Generals zu stehen, wird von der öffentlichen Meinung Frankreichs als eine Norhwcndigkeit äu ge ommen werden, welche die französische Regierung uns hätte ersparen lönnin. — „Livre Parole" klagt bitter, daß die Regierung aus Angst vor dem SiegcS- lorbeer N-griers Anerbieten, nach China zu gehen, abgewieffn habe. „Wäre NLgrier geschickt worden, so hätte man ihn ganz selbstverständlich zum Oberbefehls haber ernannt, aber mit einer frcimaurisch jüdischen Regierung und einem Vcrrathsministerinm sind wir nur nach eine Macht zweiten Ranges, weniger nur noch ein Milglied deS deutschen Bundes, wir müssen noch stolz darauf sein, daß man uns erlaubt, 15 000 der Unsrigen abzuschicken, damit sie sich in China unter den Befehlen eines deutschen Generals tödten lassen, der 1870 gegen uns gekämpft hat. Wird der bittere Kelch nicht bald bis zur Neige geleert sein? London, 9. August. Die .Times" schreiben, diese Wahl kann namentlich unter den obwaltenden Umständen nur mit Genugthuung begrüßt werden. Allerdings werden 8 Wochen vergehen müssen, bevor Graf Waldersee die thatsächliche Leitung übernehmen kann. Inzwischen aber werden die Eifersüchteleien