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WWMlWel WM Hohenstein-Ernstthal, Overlnngmitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, «rfcheittt leben Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w° für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller: Gernernde-Verwaltungen öer unrliegenöen Ortschaften Nr. 182. Donnerstag, den 9. August 1900. 50. Jahrgang, Die chinesischen Wirren Graf Maldersee geht «ach China! Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Aus zuver, Mässiger Quelle verlautet, Generalfeldmarschall Graf von Waldersee sei zum Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in China ernannt worden. Daß die deutsche militärische Action in China den Charakter einer groß angelegten, die Erreichung des ge steckten Zieles mit aller Kraft anstrebenden Unternehmung trägt, ging schon aus allen bisherigen Aeußerungen der maßgebenden Stellen hervor. Jeder noch etwa trotzdem bestehende Zweifel an der hochernsten Bedeutung der Expedition muß zerstreut werden durch die Thatsache, daß einer unserer bedeutendsten Heerführer, Generalfeldmarschall Graf von Waldersee, der bekanntlich schon lange für ein Armeecommando im Falle eines großen Krieges in Aus sicht genommen war, demnächst auf den Kriegsschauplatz nach China gesandt wird. Der Feldmarschall, der als Generalinspecteur der dritten Armeeinspection seinen Amts sitz in Hannover hat, begiebt sich Mittwoch früh zum Kaiser zur Entgegennahme seiner Jnstruc'ion; hierbei wird jeden falls auch der Zeitpunkt seiner Abreise festgestellt werden, für die schon die nothwendigen persönlichen Vorbereitungen getroffen sind. Graf Waldersee hatte bereits bei Beginn der chinesischen Wirren seine Person für ein Commando im fernen Osten dem Kaiser zur Verfügung gestellt; er war indessen mit Dank abschläglich beschieden worden, da die Zahl der damals in China vorhandenen deutschen Truppen zu gering war, um an ihre Spitze einen so hohen Osficier stelle zu können. Nun aber haben sich die Verhältnisse bedeutend geändert: Ein großes deutsches Expeditionscorps ist unterwegs, weitere Verstärkungen werden vorbereitet, und die Aussichten des Kampfes gegen die Chinesen gestalten sich von Tag zu Tag ernster. Es ist also sehr erklärlich, daß jetzt für diesen Krieg aus eine der anerkanntesten Autoritäten der deutschen Armee zurück gegriffen wird. * * Der Kaiser hat anläßlich der Truppentransporte sich außerordentlich befriedigt über die getroffenen Einrichtungen geäußert und betont, daß die beiden großen deutschen Rhederei-Gesellschasten in der schnellen und tadellosen Durchführung dieser schwierigen Auf gabe ihre Leistungsfähigkeit glänzend bewährt hätten. General-Direktor Ballin versicherte dem Kaiser, daß die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd in der Lage sein würden, einen weiteren gleich großen Truppentransport innerhalb zehn Tagen aus zuführen, wenn die Nothwendigkeit dafür eintreten sollte. Die Hamburg-Amerika-Linie hat mehrere ihrer großen für den Pferdetransport eingerichteten Dampfer nach San Francisco gesandt, um von dort die Pferde für die deutschen Truppen nach China zu befördern. — Für die erstaunliche Schnelligkeit, mit welcher ge arbeitet worden ist, diene folgendes Beispiel: Die „Aachen" kam in der Nacht auf den 26. Juli aus La Plata in Bremen an, vollbeladen, unter Anderem mit 32 000 Säcken Mais; in vier und einem halben Tage wurde die Ladung gelöscht, das Schiff in das Trockendock gebracht, dort nachgesehen, ausgebessert und endlich für den Truppen-Transport in Stand gesetzt. Der Weser-Bahnhof in Bremen war von dem Lloyd zu der Verladung der Güter eingeräumt. Theilweise aus fernen Gegenden liefen die langen Züge ein, die Proviant und Ausrüstung herbei- schleppten, im Ganzen trafen an 500 Waggons in Bremen ein, 15 000 Kubikmeter Güter waren zu ver laden, an Nahrungsmitteln unter Anderm 18 600 Sack Gerste, ebensoviel Hafer, 2000 Kisten Mehl, große Mengen frischen und geräucherten Fleisches, ReiS, Gerste, Griess Graupen, Gemüsekonserven, Erbsen, Kaffee, Thee, Schokolade, Zucker, Feldzwieback, ferner 56 000 Liter, auf den Kopf etwa 5 Liter, Rothwein für Erkrankte, und neben dem Nützlichen das Angenehme: 20000 Kilogramm Tabak. Für das ostasiatifche Expeditionskorps wird ein Tbeil der Baracken des Doeberitzer Lagers nach China gesandt. Man hat diese Maßnahme getroffen, weil eS unmöglich ist, in der gegebenen kurzen Frist neue Baracken aus den Fabriken zu erlangen. Es werden in Doeberitz 23 große Mannschastsbaracken, beinahe die Hälfte des ganzen Lagers, abgebrochen und nach dem benachbarten Bahnhof Dallgow transporlirt, von wo der Versandt nach Bremerhaven erfolgt. Zur Ausstellung der Baracken in China reist ein Monteur der Firma Bernhard u. C. von Berlin noch China. Ueber gesundheitliche Maßnahmen sür die deutschen Chinatruppen entnehmen wir einem Bericht der „Nordd. Allg. Ztg." Folgendes: Durch Nachsendung von Baracken ist, soweit möglich, Sorge getragen, daß die Truppe an geeigneten Stellen in kurzer Zeit den sanitären Anforderungen entsprechende Lager auf schlagen kann. Auch die Kleidung ist den klimatischen Verhältnissen Chinas angepaßt. Die Truppe hat ver schiedene Anzüge sür heiße und kältere Jahreszeit erhalten. Um Erkältungskrankheiten vorzubeugen, sind die Leute mit wollenem Unterzeug und wollenen Leib binden ausgestattet, für den Winter sind sogar Pelze vorgesehen. Bei der Zusammensetzung der Speisen ist besonders Sorge getragen, daß durch geeigneten Wechsel der Nahrungsmittel und durch Darreichung von Pflanzenkost, Citronensäure rc. dem Skorbut vor gebeugt werde. Von ausschlaggebender Bedeutung für den Gesundheitszustand einer Truppe ist die Ver- sorgvng mit einwandfreiem Trinkwasser. Da die Brunnenanlagen Chinas sehr unvollkommen sind, so mußten Maßnahmen getroffen werden, ein gutes, vor Allem bakterienfreies Trinkwasser zu beschaffen. Zu dem Zwecke sind Wasserkochapparate gebaut worden, welche ein sogleich trinkbares Wasser liefern, dessen Temperatur nur 4—5 Grad höher ist, als die des Rohwassers. Es sind große Menzen Thee und Citronensäure mitgesandt worden, welche dem abgekochten Wasser einen frischen und angenehmen Geschmack geben, gleichzeitig das Durstgefühl vollkommener be seitigen, als reines Wasser. Auch große Berkefeld- Filter werden es ermöglichen, in reichlicher Menge keimfreies Wasser zu erhalten. Auch mittelst gewisser Chemikalien kann Wasser genußfähig gemacht werden. Von diesen werden ebenfalls große Mengen mitgesandt. Als das beste Wasser ist stets das Grundwasser in genügender Tiefe des Erdbodens anzusehen. Um auch dieses der Truppe wenn möglich zugängig zu machen, ist eine größere Anzahl von Abessynierbrunnen mit dem erforderlichen Bohrzeug und Vorkehrungen für etwa erforderliche Befreiung des Wassers von Eisen beschafft worden. Die Ausstattung der ostasiatischen Truppen mit ärztlichem Personal und Hilfsmitteln ist in wesentlich reicherem Maße geschehen, als dies für einen europäischen Krieg vorgesehen ist. Auf ungefähr 120 Mann kommt jedesmal ein Arzt. Um beim Auf treten ansteckender Krankheiten erfolgreich vorgehen und Seuchen im Keime ersticken zu können, ist ein großer fahrbarer Dampf - Desinfektions - Apparat vorhanden und mehrere Formalin - Desinfektions - Apparate zur Wohnungsdesinfektion. Falls Mannschaften tropen- dienstunfähig werden sollten, wird für deren Zuiück- sendung ein Armee-Lazaretyschiff eingerichtet. Lihungtschang ist die Nachricht von der Hinricht ung der beiden fremdenfreundlichen Würdenträger in Peking dermaßen in die Glieder gefahren, daß er einen längeren Krankheilsurlaub nachgefucht hat. Die Hin richtung Hsutschingtschengs, der auch einmal chinesischer Gesandter in Berlin gewesen ist, erfolgte nach bei seiner Familie in Schanghai cingetroffenen Nachrichten mit besonderer Strenge. Er wurde nicht einfach ent hauptet, eS wu.de vielmehr die härteste Strafe an ihm vollzogen, die das chinesische Strafgesetzbuch kennt: Er wurde öffentlich in der Mitte des Leibes in zwei Stücke zerschnitten! — Tie Chinesen bleiben eben die Barbaren, die sie schon vor tausend Jahren gewesen, und es schadet wahrlich nichts, wenn ihnen etwas Christenthum und moderne Cultur beigebracht wird. Aus London, 7. August, wird gemeldet: Das Unterhausmitglied Pritchard Morgan ersuchte Lihung- tschang telegraphisch, seinen Einfluß dahin zu verwenden, daß zur Abwendung des Krieges die europäischen Truppen nach Peking hinein gelassen würden und die dortigen Fremden nach Tientsin gebracht werden, von wo die künftigen Verhandlungen zu führen wären. Lihungtschang erwiderte, die? sei unmöglich; wenn die verbündeten Truppen vorrückten, müßten die Chinesen kämpfen. Es kann nunmehr als Thatsache angesehen wer den, daß der Vormarsch der Verbündeten am letzten Sonnabend begonnen hat. Damit ist die englische Meldung von einem erfolgreichen Angriff der Chinefen auf die Eingeborenenstadt von Tientsin am Mittwoch, 1. August, ohne weiteres widerlegt, denn es versteht sich von selbst, daß die Europäer nicht nach Norden abmarschirt wären, wenn sie den Feind noch im Rücken hätten. Der Morning Post zufolge deutet Präsident McKinley die Meldung über eine große Schlacht bei Peitsang im Einklang mit der Auffassung des Gesandten Wutingfang als entscheidenden Sieg der Verbündeten und ist überzeugt, daß der Kaiser von China sich demnächst zu den Vermittelungsvorschlägen verstehen wird, die Amerika den Mächten zu unterbreiten be absichtigt. Leider scheint es mit der Einigkeit der Mächte immer schlechter bestellt zu werden. Der Köln. Ztg. wird aus Berlin gemeldet, über den Schutz des Jangtse- Thales und Schanghais seien erhebliche Meinungs verschiedenheiten auSgebrochen, bei denen die Auffassung aller anderen Mächte derjenigen der englischen Regier ung widerspreche. Es fei bedauerlich, daß ein neuer Stein des Anstoßes geschaffen worden sei; denn nach einer russischen Note habe es nicht den Anschein, als ob die Mächte auf ihr Recht, ihre Unterthanen dort selbst durch eigene Mittel zu schützen, verzichten werden. Während somit das englische Vorgehen aus Widerstand bei den Mächten stoße, habe England auch von der japanischen Regierung eine empfindliche Abweisung sich geholt, die gerade im gegenwärtigen Augenblick ihr viel zu denken gebe. Als Bestätigung dafür gilt die Mittheilung, daß bezüglich der chinesischen Angelegen heiten in letzter Zeit eine Annäherung zwischen Japan und Rußland erfolgt sei. Eine officiöse Meldung hierüber aus Tokio besagt: Hier ist ein Kabelbericht über das britische Blaubuch betreffend die Verhandlungen mit Japan in der Frage der Entsendung von Truppen nach China eingegangen. Hierauf übermittelte ein Reuter-Bureau- Telegramm die Mittheilung des Schatzkanzlers vom 31. Juli, nach welcher England Japan 60 Mill. M. Unterstützung angeboten habe, vorausgesetzt, daß Japan eine weit größere Truppenmacht, als es bereits ent ändt habe, zu einem früheren Termin nach China ende. Gegen diese letztere Meldung wendet man sich seitens Japans. Der Appell Englands habe keinen Einfluß auf den Entschluß der japanischen Regierung gehabt; die japanische Regierung habe über die Ent sendung der nöihigen Truppenmacht nach ihrem eigenen Antriebe, in voller Ueberemstimmung mit allen Mächten entschieden. Namentlich wird der Vorwurf zurückge- wiesen, daß Japan seine Mithilfe von einer finanziellen Unterstützung Englands abhängig gemacht habe. Was die Lage in Peking betrifft, so liegen auch heute widersprechende Nachrichten vor Gutwillig scheinen die Chinesen die Geiseln nicht herausgeben zu wollen. Aus Newyork, 7. August, wird gemeldet: Dem Journal and Advertiser wird aus Schanghai von gestern gemeldet, ein Oberst der amerikanischen Marinetruppen habe durch einen eingeborenen Läufer eine „Conger" unterzeichnete Depesche erhalten, welche besagt: „Helfet, wenn überhaupt, sofort; in Peking ist keine Negierung, ausgenommen die militärischen Chefs welche die Vernicht ung der Ausländer beschlossen haben." Paris/ 7. August. Im Ministerrath theilte der Minister des Auswärtigen, Delcassö, ein Telegramm des Konsuls in Schanghai vom 5. d. M. mit, in welchem dieser meldet, Eisenbahndirektor Sheng habe ihn amtlich benachrichtigt, daß ein Kaiserliches Dekret vom 2. August besage, die fremden Gesandten würden, sobald sie wollen, unter Eskorte nach Tientsin, geführt werden und sie dürsten von nun an in offener Schrift mit ihren Regier ungen verkehren Bei der Besprechung der Antwort des Kaisers auf das chinesische Vermittelungsgesuch betonen die Peters burger Blätter im Allgemeinen, daß, obgleich seit dem Gesuche 20 Tage verfloßen seien, die Gesandten noch immer gefangen gehalten, die Christen in allen Provinzen fortgesetzt niedergemetzelt werden und daß die Boxer, vereint mit Mandarinen und regulären chinesischen Trup pen, Operationen auf russischem Gebiet ausführen. Der Vormarsch dec vereinigten Truppen aus Peking erscheine daher unabweisbar nothwendig. Welche Zustände man auch dort vorfinden möge, die gesetzliche Regierung in China dürfe auf Hilfe in allem rechnen, was die Paci- fizirung des Landes, die Beendigung des Krieges und die Erhaltung der Unversehrtheit des chinesischen Gebietes betreffe. Die militärische Lage betreffend, ist im übrigen noch zu melden: . Brüssel- 7. August. Der belgische Konsul m Schanghai meldet: Li ping-heng, dessen Anwesenheit in Peking als sehr beunruhigend angesehen wurde, hat Pe king verlaffen, um die Eisenbahnlinie Peking-Hankau zu decken, auf welche die Japaner in der Nähe von Pao- ting-fu einen Angriff beabsichtigen sollen, um den Chinesen den Rückweg abzuschneiden. London, 7. August. Die heutigen Blätter er- lären übereinstimmend, daß die Chinesen bei ihrem widerstände gegen die verbündeten Truppen hervorragende taktische Kenntnisse an den Tug legten. „Daily Mail" hebt hervor, daß die Chinesen dieselbe Taktik anwenden, wie dies die Buren am Tugelaflusse gethan Huben, in dem sie das Vordringen bedeutender Truppen-Uebermach ieeinträchtigt und erschwert haben. Schanghai, 6. August. Der britische Konsul in Tschinkiang belegte einen Flußdampfer mit Beschlag, wie man annimmt, zur Ueberführung der Fremden nach Schanghai. Dies verursachte hier Erregung. Der bri tische Konsul hat jedoch bekannt gemacht, daß keine Absicht iestehe, die fremden Gemeinden aus den Iangtsehäfen zu entfernen. — Der Vicekönig Liu von Nanking läßt den nicht zuverlässig erscheinenden Truppen die modernen Waffen abnehmen und sie mit alten Feuerstein-Flinten ausrüsten. — Ein Sonntag in Schanghai aufgegebenes Standard-Telegramm übermittelt Meldungen von dem Vormarsch starker chinesischer Streitkräfte aus Südwesten und Westen. London, 7. August. Einer Meldung der Daily Mail aus Schanghai vom 5. August zufolge hat Ge neral Gaselee bessere Artillerie verlangt. Admiral Bruce erklärt, daß er nicht über eine genügende Anzahl von Offizieren verfüge. Dem Standard wird aus Schanghai oom 5. August gemeldet: Japanische Kundschafter trafen aiff eine große chinesische Truppenmacht, bestehend aus Kavallerie und Infanterie südwestlich von Tientsin und auf eine andere große Truppenabtheilung in der Nähe von Luthai, östlich von Tientsin. Zu knmiW ötS Kölligs W Mei. Das scheußliche Verbrechen in Monza hat dem ita lienischen Ministerrath Veranlassung gegeben, die Ver handlungen mit den übrigen Mächten wegen Vorbeugung ähnlicher anarchistischer Verbrechen wieder anzubahnen. Nach der conservativen Mailänder Alba wurde im Mi- nisterrathe, dem auch der König beiwohnte, beschloßen, die Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten wieder aufzunehmen bezüglich der Vereinbarung gemeinsamer Maßregeln zur Bekämpfung der Anarchisten. Die be treffende Action soll mit größter Energie durchgeführt werden. Nach der gleichen Quelle ist die Zahl der im Mailänder Zellengefängniß Jnternirten und als Complicen des Bresci verdächtigen Anarchisten 30. Die Deputirten Sciacca und Morando haben bei der Kammer eine Interpellation eingereicht, welche die Ermittelung und Bestrafung jener Personen verlangt, welche die pflichtgemäße Beschützung der Person Humberts unterlaßen haben. Die Polizeibehörde hat eine Reihe on Briefen und Telegrammen confiscirt, welche aus dem uslan'oe an Bresci gerichtet worden waren In diesen Briefen danken die Anarchisten dem Bresci für die Voll bringung des scheußlichen Verbrechens. Unterdessen sind die Polizeibehörden eifrig bemüht, den Spuren des Verbrechens weiter nachzuforschen. Zu diesem Zwecke haben sich die italienischen Behörden in Mailand mit der französischen Polizei in Verbindun gesetzt und einen eigenen Koniroldienst an der Grenze eingerichtet. Es ist auch bereits gelungen, ein Individuum in Mailand festzunehmen, das mit dem Verbrechen in Monza in Beziehung zu stehen scheint und als Anarchist von Petersburg aus avisirt worden war. Eine bei ihm vorgenommene Haussuchung förderte äußerst gravirendes Material zu Tage. Rom, 6. August. Alle Einwohner von Prato mit Namen Bresci, und deren sind 148, haben auf Ver anlassung des Sindacos Targetti für Namenänderung nothwendige Schritte gethan. — König Humbert pflegte seit dem Attentat Acciaritos, wie jetzt bekannt wird, wenn er an wenig besuchte Orte ging, ein Panzerhemd zu tragen. Am Tage des Attentats zog er es nicht an, sondern erklärte, nachdem er in Monza angelangt war: „Ich bin hier zu Hause, bin froh, diese Unbequemlichkeit los zu sein." Rom, 7. August. Das Geständniß Bressis er weitert sich mit jedem Tage. Die Zwangsmittel, die man angewandt hat, scheinen also auf den verstockten Burschen doch einen guten Erfolg ausgeübt zu haben. Bressi nannte eine Reihe seiner Complicen und gab auch eine Beschreibung, wie das Complott beschlossen wurde. Die Details werden von der Behörde aber aus taktischen Gründen geheim gehalten. Bressi gab sein Geheimniß unter der Bedingung preis, daß er die Zwangsjacke, die er seit Freitag durch zehn Stunden täglich tragen mußte, ablegen dürfe. Sein Benehmen