Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000724
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-24
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.07.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ver- in den Südostprovinzen, sowie im Commando: „Achtung! Präsentirt daS Gewehr!" ganze Anzahl Leute die ungefüge Kopfbedeckung dem eine beim rezeichnet die erwähnte militärische Stelle das Gebiet der südlichen Provinzen, wo verschiedene große euro päische Niederlassungen, namentlich Hongkong und Kanton, bedroht sind. ES läßt sich ferner vorläufig Maschinengeschützen. Nach einer Darlegung, welche die „Berl' N. N." von hervorragender militärischer Seite erhalten, werden die verbündeten Mächte mit 4 Kriegsschauplätzen zu rechnen haben. Die 20,000 Mann, die gegenwärtig in Tientsin versammelt sind und die in absehbarer Zeit auf 70,000 Mann verstärkt werden können, reichen nur für den Kriegsschauplatz Tientsin-Peking aus. Der zweite und der dritte Kriegsschauplatz, die durch die nördliche Mongolei und die Mandschurei gebildet werden, fallen ausschließlich in die russische AktionS- phäre. Als voraussichtlich viertes Operationsgebiet meldet: Sonntag, 22. d., werden 100 Mann und 20 Offiziere von den nach China bestimmten deutschen Truppen Innsbruck passiren und während des Aufent haltes im Bahnhofe vom Erzherzog Eugen bewirthet werden. In der Armee-Conservenfabrik zu Haselhorst bei Spandau sind bisher für die Chinatruppen ca. 50000 Versandtlisten hergestellt und zum Weitertransport ver laden worden. Da trotz mehrfacher Zeitungsinserate, und obwohl schließlich Lohnsätze geboten wurden, di? den zur Zeit gütigen ortsüblichen Lohn bedeutend über steigen, Arbeitskräfte (Tischler, Klempner) nicht in hin reichender Zahl zu erlangen waren, so sind aushilfs weise active Mannschaften mehrerer Regimenter zur Kistenfabrikation commandirt worden. Der Soldat erhält zwei Mark Lohn täglich. Die Verladung der Conserven erfolgt auf dem Bahnhof in Moabit, wohin die Sendungen mittels Fuhrwerks transportirt werden. Der Spandauer Bahnhof ist durch die Transporte an Kriegsmaterial vollkommen in Anspruch genommen. Zum Ersatz der unoorgesehenen bedeutenden Abgänge an Conserven für die Chinaexpedition werden die Schlachtungen in der Fabrik, die bisher immer im Oktober begannen und bis zum März dauerten, dies mal erheblich früher ausgenommen werden. Auch in den Spandauer Militärwerlstätten werden binnen kurzem Betriebserweiterungen eintreten, damit das nach China gehende Kriegsmaterial ersetzt werde. Sämmt- iiche Fabriken werden daran Antheil haben, insbeson dere aber die Munitionsfabrik, die Geschoßfabrik und Gewehrfabrik. Auch die Privatindustrie wird, soweit sie Waffen und Munition herstellt, Aufträge infolge der Chinawirren erhalten. Der Tropenhelm, mit dem das 1. und 2. See bataillon bei ihrer Einschiffung nach Ostasien ausge rüstet wurden, hat sich als unpraktisch erwiesen, er wird deshalb der neu hinausgehenden Seebrigade nicht mitgegeben. An seine Stelle tritt ein leichter Stroh hut. Die Mannschaften klagten darüber, daß sie der Tropenhelm beim Schießen in liegender Stellung im riiWschtS. Hohenstein-Ernstthal, 23. Juli 1909 — Hohe«fteimGrnstthal, 23. Juli Der hiesige ErzgebirgSverein, bekannt durch seine gemeinnützigen wundeten wurden auf Barken nach Taku befördert.,winnen, und selbst wenn sich die^ Europäer lediglick In Tschifu wurden Ausrufe des Prinzen Tuan auf gefangen. Vorläufig ist aber alles ruhig geblieben, da dort japanische Truppen stehen. Anfassen der Waffe herunter. Die Stärke der für die Kämpfe in China fügbar gemachten Truppen berechnet sich insgesammt auf etwa 16 000 Deutsche, 12 000 Engländer, 6500 Franzosen, 60 000 Russen, 21 000 Japaner, 7000 Amerikaner, 2000 Italiener, 170 Oesterreicher, also rund 115 000 Mann mit 311 Geschützen und 36 Bestrebungen, hat sich für die nächste Zukunft zur Haupt- Aufgabe gestellt, unserer aufblühenden Stadt Anlagen zu verschaffen, so wie sie auch in den Städten unserer näheren und weiteren Umgebung zu finden sind. Der Plan richtet sich auf die Schaffung eines Stadtparkes. Dazu gehört aber Geld, Geld und nochmals Geld, und, i um diese- za beschaffen, muß an die gesammte Bürger- schäft appellirt werden. Der erste Appell an die Bürger schaft zu einem, zum Besten eines Stadtparkes zu veran staltenden Sommer fest ist kein vergeblicher gewesen, denn zahlreich füllten die Erschienenen am gestrigen Sonntag die Räume des „Logenhauses". Zunächst nahm man im Garten Platz, um ein von der Naumann'schen Kapelle gespieltes Concert zu hören. Mit Aufmerksamkeit den musikalischen Genüssen folgend, bemerkte man gar« nicht, daß sich der Himmel plötzlich umzogen hatte; Donnerrollen verkündete ein nahendes Gewitter, daS sich denn auch, kurz nachdem sich die Zuhörer in den Saal geflüchtet, außerordentlich kräftig über unserer Stadt entlud. Im Saale wurde das Concert fortgesetzt, dessen einzelne Nummern von dem lebhaftesten Beifall aller Zuhörer begleitet waren. Nachdem im Verlaufe des Concerts der Vertrieb der Loose durch junge Damen er folgt war, wurde durch ein Glücksrad die Verloosung nach Serien vorgenommen. Daß man sich auch hieran kräftig betheiligte, ist ersichtlich, wenn wir bemerken, daß kurz nach Anfang des dem Concerte folgenden Balles die 22. Serie zur Auslassung kam. Da war es auch gar kein Wunder, daß die das Glücksrad drehenden oder sonst bei der Lotterie angestellten Vereinsmitglieder förm lich in Schweiß gebadet waren. Die Vertheilung der Gewinne ging natürlich unter launigen Bemerkungen und häufig allgemeiner Heiterkeit vor sich. — Wir verlaffen das fröhliche Treiben des Saales und begeben uns durch den Garten nach dem Ausstellungspavillon, wo wir uns zuerst durch einen Schoppen Wein stärken, der hier gleich falls von jungen Damen kredenzt wird. Sehenswerth und für jeden interessant ist jedenfalls die anstoßende Ausstellung einer ganzen Anzahl Alterthümer.- Alles aufzuführen, würde zu weit gehen, erwähnen wollen wir nur eine große, aus einem Stück Holz geschnitzte Schweizer uhr, einer hiesigen Familie gehörend, ein wirkliches Kunstwerk, mit Figuren aus der biblischen Geschichte, dann eine Anzahl Gegenstände, die auf unserem Rathhaus aufbewahrt werden: Alte Urkunden, Verträge, einige sogen. Viertelsmeisterkrüge, alte Rathsgewichte, auch eine alte österreichische Standarte (ein eiserner Doppeladler) war darunter. Des Betrachtens werth war auch die alte Fahne vom Lampertusschacht vom Jahre 17S1, besonders aber eine alte Uhr, aus dem Jahre 1621 stammend, die mit dem gleichfalls daranhängenden Georgsthaler im genannten Jahre ein Hochzeitsgeschenk gebildet hatte, Die Uhr besitzt eine ganz eigenthümliche Pendelbewegung, eine Stundenglocke aus Glas und endlich zwei Ziffer blätter, auf dem einen zeigt ein Holzzeiger die Stunden und auf dem anderen ein solcher die Viertelstunden an. Falls ein Alterthums-Museum errichtet werden soll, würde sich sicherlich baldigst eine ganz hübsche Grundlage schaffen lassen. Aus der Ausstellung seien hier noch eine Anzahl Aufnahmen Hohensteins und Ernstthals alten und neuen Ursprungs erwähnt. An das vorige Jahrhundert erinnert auch ein irgendwo aufgefundenes, unausgefülltes For mular ohne Datum, gedruckt von der „Druckerei, und Formstechereigesellschaft zu Hohenstein", auf welchem einer Person bescheinigt wird, daß sie pünktlich ihren Pflichten nachgekommen sei. — Den Ansichtskartensammler aber hat es wohl ganz besonders zu einer Staffelei hingezogen, auf welcher sämmtliche bisher von Hohenstein-Ernstthal angefertigten Ansichtskarten ausgestellt waren. Verschiedene dieser Karten sind nur noch in einigen wenigen Exemplaren vorhanden. — Schließlich seien auch dem anstoßenden „Raritätenkabinet" einige Worte gewidmet. Hier werden uns unter von kundigen Interpreten gegebener wissen schaftlicher Erklärung historisch berühmte (!) Gegenstände gezeigt: Der Dolch, mit dem der Römer Cäsar ermordet wurde, eine Simsonlocke, der Säbel des Marschall Vor wärts, ein Hut Pestalozzi's, das Haar, an dem die Schlacht bei Torgau hing, spartanisches Geld — alles in bunter Reihenfolge. Die Heiterkeit der dies Kabinett Verlaffenden beweist ersichtlich, daß auch hier viel des Sehenswerthen geboten war. — Doch nun zurück zum Saale, in welchem das Vergnügen immer höhere Wogen schlägt, wo in den Tanzpausen das Glücksrad schnurrt und endlich sogar eine Versteigerung von Cervelatwürsten tattfindet. Hier war Gelegenheit geboten, sich noch einige Stunden harmlos zu vergnügen, und als man sich end lich trennte, geschah dies in dem Bewußtsein, einem schön verlaufenen Feste beigewohnt zu haben. — Möge dieses aber auch, und das ist die Hauptsache, den Erzgebirgs verein ein gutes Stück seinem Ziele näher gebracht haben! — Hoheustein-Cruftthal, 23. Juli. Die Ge witter am Sonnabend Abend und gestern Nachmittag brachten nach einer Reihe sehr heißer Tage der chmachtenden Menschheit endlich die sehnlichst ge- vünschte Labung. Trotz der Häufigkeit und Heftigkeit >er elektrischen Entladungen schönen diese aber Gott Genick drücke. Auch schlugen sich in Wilhelmshaven, als die Seebataillone in Parade standen, bei sei Dank keinen wesentlichen Schaden an Leben und Eigenthum verursacht zu haben; Feld und Flur wurden aber durch den ausg cb^cn Regen neue Nahrung zugeführt. In hiesiger L^-dt wurden die meisten der Fernsprechleitungen d -rch die Gewitter gestört und am heutigen Vormittag wuder in Ordnung gebracht. Welch bedeutende Reg-nmengen übrigens bei dem gestrigen Gewitter niederg ngen, ergiebt sich aus der Aufzeichnung der hiesigen meteorologischen Station. Der Regen lieferte 41,9 Liter auf das Quadratmeter. Bei den schweren Gewittern, die Sonnabend Abend und gestern Nachmittag sich entluden, sind auch in der Umgegend mehrere verderbenbringende Blitz« chläge zu verzeichnen. In Meinsdorf schlug vorgestern rer Blitz in das Haus des Strumpfwirkermeisters Joh. Gottlieb Vogel; der Blitz zündete zwar nicht, richtete aber am Hause ganz erhebliche Verwüstungen an, die Bewohner des Hauses wurden sämmtlich betäubt, ein Knabe liegt schwer krank darnieder. Gestern schlug der Blitz in Langenberg ins Haus des Handelsmanns Jrmschler, zündete auch hier nicht, ieß aber ebenfalls deutliche Spuren zurück. Ein weiterer Blitzschlag traf die Telegraphenleitung an dem Kommunikationswege, beschädigte mehrere Stangen und führte eine Störung des Betriebes herbei. Am Sonnabend Abend schlug der Blitz in eine Eberesche in der Nähe der Altstädter Friedhofs, schälte die Rinde vom Baum und riß ein Loch m den Erd boden. Der in der Nähe arbeitende Todtengräber wurde mit seinem Gehilfen durch den gewaltigen Luftdruck zu Boden geworfen; die Beiden kamen glücklicherweise mit dem Schreck davon. Ein weiterer Nach einer weiteren Petersburger Nachricht er hielt der Commandeur des russischen Geschwaders den Befehl, nöthigenfalls sämmtliche Küstenstädte Chinas zu bombardiren. Die russische Regierung ist fest ent- schlossen, sobald eS sich bewahrheitet, daß die russische Gesandtschaft ermordet ist, jenen Theil Pekings, wo sich die kaiserliche Residenz befindet, dem Erdboden gleich zu machen. Zum Verständniß der Meldungen über die Vor gänge an der russisch-chinesischen Grenze im Norden der Mandschurei sei erwähnt, daß der auf dem linken russischen Amurufer kommandirende General Gribski - auf die Behauptung der großen Seehäfen im südlichen ^»no südöstlichen China beschränken wollten, so sind auch hierzu erhebliche Streitkräfte erforderlich. Der militärische Kritiker des genannten Blattes ist der Meinung, daß nach alledem die kriegerischen Ereignisse in China eine örtliche Ausdehnung und ein Intensität erreichen dürsten, die es nahe legen, da man sich dem Ernste der Lage nicht verschließt: e müsse von jetzt ab mit einem allgemeinen Kriege großen Stils gegen China gerechnet werden. bruch der Dunkelheit, wo der Feind geworfen und in zwei Theile zersprengt wurde. Die Verluste Littles sind klein, 5 Buren wurden beerdigt. Weitere Nach richten von Broadwood oder Hunter liegen nicht vor. Hamilton und Mahon setzten gestern ihren Marsch chatsächlich ohne Widerstand fort, machten einige Ge fangene, erbeuteten vier Wagen und werden heute Pole-Carew in der Nähe von Eerstefabrieken die Hand reichen. Eine Abtheilung des Feindes brachte zwischen Krügersdorp und Potschefstroom am 19. ds. MtS. einen Zug zur Entgleisung, welcher 21 Kranke und zwei Offiziere nach Krügersdorp bringen sollte. Einzelheiten fehlen. Loudon, 23. Juli. Lord Roberts meldet aus Prätoria vom 22. d. M : Die Buren griffen entschieden an und suchten die Eisenbahnstation 13 Meilen westlich von Heidelberg zu zerstören. Die Garnison der Station bestand aus 2 Compagnien der Dubliner Füsiliere mit Eisenbahnbeamten und Deomanry. General Hart rückte von Heidelberg mit Verstärkungen aus. Die Buren waren aber schon vor ihrem Eintreffen abgeschlagen worden. Ueber die Thätigkeit der englischen Aerzte in Südafrika berichtet die Schweizer Ambulanz aus dem Johannesburger Hospital Folgendes: „Wir haben viele Amputationen verhindert, denn die hiesigen Aerzte, meist Engländer, amputiren Alles. WaS die Kugeln der Buren nicht vermochten, vollbringen Messer und Säge der Schneidekünstler von jenseits des Kanals. Sie nd in dieser Beziehung sehr zurück. Schiffe voller Linärmiger, Krüppel ohne Beine schicken sie nach Eu ropa zurück. Es ist ein Jammer." Ferner klagt die Ambulanz, daß die Engländer mehrmals Sanitäts personal beschlagnahmten. Der Krieg »m Transvaal. Ein Leser der „Westminster Gazette", der die Be richte der Zeituagskorrespondenten vom Kriegsschaupla gewissenhaft verfolgt hat, klagt in einem Eingesandt, da er „mystifizirt" ist. Er hat die britischen Angaben über Burenverluste notiert und findet nun, daß die Buren bis jetzt über 250,000 Mann verloren haben. Da die Streitkräfte der Buren jedoch auf nur 50,000 geschätzt wurden, möchte er wissen, woher die übrigen 200,000 Todten und Verwundeten kamen und was das eigentlich für Leute sind, die jetzt noch der 225,000 Mann starken britischen Armee so viel Ungelegenheiten bereiten. Ein neues Blaubuch über Südafrika ist in London ausgegeben worden. Unter den noch nicht veröffentlichten Telegrammen befinden sich einige, die Lord Salisbury und Präsident Krüger ungefähr einen Monat vor den berühmten Depeschen über die eventuellen Friedensbeding ungen auswechselten. Lord Salisbury theilt darin Prä sident Krüger mit, daß, wenn die Gefangenen nicht in angemessener Weise behandelt würden, die beiden Präsi denten persönlich dafür verantwortlich gemacht würden. Darauf antwortete Präsident Krüger: „Wenn diejenigen, die für diesen ungerechten Krieg verantwortlich sind, sich nicht so weit vom Kriegsschauplatz fernhielten, könnten wir auch ähnliche Drohungen ausstoßen. Wir über lassen das getrost dem Urtheile der ganzen civilisierten Welt, die langsam, aber sicher einzusehen beginnt, wie das britische Kabinett an uns gehandelt. Seien Sie sicher, daß Ihre von einem sicheren Platz aus ausgestoße nen Drohungen uns nicht hindern werden, unsere Pflicht zu thun." Das englische Kriegsministerium fragte bekanntlich vor etwa drei Wochen bei Lord Roberts an, ob er eine Division von seiner Armee für das Expeditions korps nach China abgeben könne, erhielt jedoch einen abschlägigen Bescheid. Seitdem soll der Feldmarschall angedeutet haben, daß er hoffe, bald in der Lage zu sein, eine Division zu erübrigen. Wahrscheinlich wird dies davon abhängen, ob es gelingt, das 10 000 Mann stark geschätzte Burenkommando unter de Wett in den Bergen nördlich von Ficksburg (an der Frei- staat-Basutogrenze) zu umzingeln und zur Uebergabe zu zwingen. Seit vierzehn Tagen haben fünf britische Ko lonnen — mit fünffacher Uebermacht — vergeblich ver sucht, den Kessel zwischen Ficksburg, Bethlehem, Lindley und Senekal zu schließen. Dewett brach erst in östlicher Richtung durch, erreichte Fouriesburg und soll jetzt suchen, über Harrysmith nach Norden in den Transvaalstaat zu entkommen. Da Bullers Armee jedoch von Standerton, Frankfort und Vrede aus diesen Weg versperrt, erscheint es wahrscheinlicher, daß Dewett versuchen wird, durch den Oliver-Hoek-Paß nach Natal zu gelangen. Gelingt ihm dies, so würde er in der Lage sein, die Verbindungs linien zwischen Durban und dem britischen Hauptquartier zu bedrohen und Buller zur Rückkehr nach Ladysmith zu nöthigen. Jedenfalls wird es keine leichte Aufgabe sein, den Kleinkrieg zu Ende zu führen. Mit dem Abgeben einer starken Division nach China dürfte es daher seine Wege haben. Ein Telegramm des Feldmarschalls Lord Roberts auS Prätoria vom 19. d. M. besagt: Lord Methuen besetzte heute Reckfort, fast ohne Widerstand zu finden. Hamilton und Mahon setzten den Marsch durch das Land nördlich der Delagoabahn fort. Hunter ist damit be schäftigt, die Stellung der Freistaatler zwischen Bethlehem und Ficksburg zu erkunden. London, 20. Juli. Die Abendblätter bringen ein Telegramm aus Kapstadt vom 21. d. M., welches besagt: Lord Roberts griff mit einer großen Streitmacht Middelburg an und begann die Schlacht. Präsident Krüger befindet sich inmitten der Burghers, welche er er mahnt, bis zur Entscheidung zu kämpfen. London, 21. Juli. Lord Roberts telegraphirt aus Prätoria von heute: General Little stieß nahe bei Lindley am 18. ds. Mts. auf die Burenkommandos unter De Wet, welche Hunters Umschließung ent schlüpft waren. Das Gefecht dauerte bis zum Ein- der von den Mächten anerkannten Regierung, ge zeichnet, während im kaiserlichen Edict lediglich der „Hof" als Schützer der Gesandten bezeichnet wird. Aus dieser auffälligen Unklarheit schließt man hier, daß seit der Ermordung von KettelerS bedeutsame Veränderungen im Kaiserpalaste vorgegangen sein müssen. Nach einer Version wären die Diplomaten aus der englischen Legatton ins Kaiserpalais gerettet worden. DelcassLs heute an den Gesandten Pichon gerichtete Depesche muß heute Abend dem Gouverneur von Shanghai, an welchen sie zur Vermittelung adresstrt war, zugegangen sein. Sie kann Montag in Peking eintreffen. Die Antwort sollte, wenn Pichon lebt und Acttonsfreiheit hat, drei Tage später ein treffen. Mittlerweile werden die Truppentransporte nicht unterbrochen, damit Ende August 15000 Fran zosen an den Unternehmungen der Mächte theil- nehmen können. Auch hier glaubt niemand daran, daß Congers Chiffredrahtung die Antwort auf die letzte Anfrage aus Washington ist. Man läßt sich durch derartige Meldungen ebensowenig wie durch das wenig ver ständliche Vermittlungsgesuch einer schleierhaften chine sischen Regierung in den militärischen Vorbereitungen, wie in den Verhandlungen mit den Mächten zum Zweck einer schriftlichen Abmachung über das gemein same Vorgehen gegen China stören. Man nimmt hier an, daß die von den amerikanischen Gesandten m Peking abgesandte chiffrirte Depesche zu den älteren von den Chinesen abgefangenen Telegrammen gehört, welche sie jetzt zu ihren plumpen Lügenmanövern benutzen. * -fc Kopenhagen, 21. Huli. Die deutsche Missions- gesellschaft meldet aus Tschifu vom 20. d. M.: Die dänischen Missionare in Hsienyen haben sich nach Port Arthur gerettet. Shanghai, 21. Juli. Lihungtschang ist hier angekommen. Der englische Kreuzer „Bonaventure" verließ heute früh Wusüng, um, wie es heißt, den Dampfer „Anping", auf dem sich Lihungtschang be findet, unter Aufsicht zu nehmen. Die Konsuln be schlossen, Lihungtschang hier keinen amtlichen Besuch abzustatten. Der Correspondent der „Times" in Shanghai bezeichnet Lihungtschangs Berufung nach Peking als Beweis dafür, daß die Kaiserin-Wittwe in ihrem Ver trauen in die Fähigkeit des Prinzen Tuan, die Frem den endgültig aus dem Lande zu jagen, schwankend geworden sei. Die Gouverneure von Hunan, Hupeh und Kiangsu, die mit einigen Horden undisziplinirter Truppen „zur Rettung der Dynastie" nach Peking aufgebrochen sind, rücken nur sehr langsam vor. Daß die Besorgnisse wegen der möglichen Konsequenzen von Lihungtschangs Abreise aus dem Süden nicht unbe gründet waren, beweist die Thatsache, daß, sobald er den Rücken gedreht hat, die Seeräubergefahr in Hong kong eine Verschärfung erfahren hat. Am Di-nstag überfiel eine Bande von 20 Flußpiraten mitten im Hafen von Hongkong ein Fährboot, bedrohte die Be satzung mit dem Tode, nahm einem reichen chinesischen Kaufmann 14000 Dollars und anderen Passagieren geringere Summen ab und kaperte gleich darauf noch zwei Dschunken. Nach einer Meldung aus Shanghai hat Lihungtschang seine Vermittelung zwischen China und den Mächten, derentwegen er nach Peking gerufen wurde, davon abhängig gemacht, daß die Boxer sofort energisch unterdrückt werden und er nicht dafür ver- antwortlich gemacht wird, wenn seine VermittelungS- versuche scheitern sollten. London, 19. Juli. Nach einer auS diploma tischen Kreisen stammenden Meldung hatte die italie nische Regierung den Vorschlag gemacht, sämmtliche im Auslande thätigen Gesandten Chinas zu verhaften und ihre gesammte diplomatische Correspondenz zu beschlagnahmen. Offenbar würde dieselbe Anhaltspunkte dafür ergeben, daß ein Attentat gegen die auswärtigen Vertreter in Peking von langer Hand vorbereitet worden sei und daß vielleicht auch die chinesischen Ge sandten Mitwisser gewesen sind. Die britische Regier ung habe jedoch den Vorschlag als verfrüht zurück- gewiesen. Eine ganz eigenartige Situation ist für Rußland durch den Angriff des chinesischen Militärs auf eine sibirische Stadt entstanden. Nach einer Petersburger Nachricht bringt das Blatt des Handels-Departements nachstehende Meldung: Der Schutz Blagowjestschensks und die Abwehr der chinesischen Truppen vollzieht sich in strenger Ordnung. Das Erscheinen der Chinesen vor der Stadt hat die gesammte Kosakenbevölkerung mobil gemacht, aus Petropawlowsk und Babikow trafen Kosakenmilizen in Blagowjestschensk ein, um die Truppen des General Gribkis zu verstärken. Am 18. Juli wurden die Chinesen zurückgeschlagen, seit dem einen um so schwereren Stand hatte, als der mon golische Ort Aigun auf dem rechten Ufer stark be festigt ist. Aigun zählt 15 000 Einwohner und liec etwa 30 Klm. stromabwärts von Blagowieschtschens Auf der Linie von Aigun bis zur Amurmündung, also über den Ussurifluß hinweg bis in die russische Seeprovinz hinein, mithin auf russischW Gebiet, sind chinesische Truppen mit Artillerie zusammengezogen Die Truppen Gribskis mußten nach Blagowieschtschensk zurückkehren. An den Nachrichten über die Störungen an dem Bau der mandschurischen Eisenbahn ist da Bedenklichste, daß der Ausstand der Mandschu sic bereits bis Khailar, dem Hauptort in der Nähe der sibirischen Grenze, nach dem sibirischen Knotenpunkt Nertschinsk zu, erstreckt. Der Pariser Figaro veröffentlicht ein Tagebuch, das von dem französischen Gesandtschaftsdolmetscher Saussine verfaßt ist und bis zum 10. Juni reicht. Am 10. Juni, schreibt Saussine, war in unmittelbarer Nähe des Kaiserpalastes das amerikanische Missions haus in Flammen aufgegangen. Der Diktator Tuan gebot schon über 10,000 fremdenfeindliche Soldaten in und um Peking. Man hatte Gewißheit, daß die aus Tientsin verlangten 800 europäischen Soldaten sich nicht bis Peking würden durchschlagen können, und richtete sich deshalb auf die Vertheidigung aller Lega tionen aus eigenen Mitteln ein. Nacht für Nacht hielt man von den Dächern Ausschau. Die Nervosität der Männer war größer als die der Frauen, die wacker an den Vertheidigungsarbeiten mithalfen. Saus- sines letzte positive Nachricht lautet: Peking ist von jedem telegraphischen Verkehr abgeschnitten, eine Mit- theilung, welche die ganze Diplomatie alarmirte, aber niemand wagte den Weg zum Tsungli-Aamen, um Aufklärung zu verlangen. (Anm.: Vermuthlich wollte Frhr. v. Ketteler wenige Tage später einen letzten Ver such machen, die Herstellung der telegraphischen Ver bindung beim Tsungli-Iamen durchzusetzen.) Wien, *20. Juli. Der „Bote *f. T. u. V." 19. Juli ist alles ruhig. — Die Meldungen der Blätter, daß Niutschwang geplündert worden sei, hat sich nicht bestätigt. Die Chinesen haben allerdings einen starken Angriff unternommen, wurden aber zu- rückgeschlagen. Mehrere Chinesen wurden gefangen, die, wie sich herausstellte, Arbeiter der chinesischen Bahn waren. In Blagowjestschensk ist die Nachricht eingetroffen, daß die Chinesen aus ihren Stellungen längs dem Amur vertrieben sind. Zur Herstellung der Ruhe mußte ein russisches Detachement Aigun besetzen, wo sich chinesische Truppen mit Artillerie festgesetzt hatten. Am 18. Juli eröffneten die Russen ein heftiges Gewehrfeuer. Der Kampf dauerte lange, aber der Bravour der Russen konnten die Chinesen nicht widerstehen, sie mußten schließlich Aigun in wilder Flucht verlassen. Die Russen zogen in Aigun ein und sicherten sich dadurch eine den Amur beherr schende Stellung. Die Verluste auf russischer Seite waren unbedeutend. Die Chinesen zogen sich südlich vom Flusse Sun zurück. Weiter meldet das Blatt, daß nach der Ankunst des Generals Liniewitsch in Tientsin, der den Oberbefehl über die dortigen russischen Truppen erhalten hat, die Frage über den weiteren Vormarsch auf Peking entschieden werden wird. 8000 Mann japanischer Truppen sind am 16. Juli aus Taku in Tientsin angekommen. 2100 Japaner nahmen in Tschifu, 1800 in Schanghaikwan Stellung. Ein Theil der japanischen Truppen wurde auf der von Ruffen und Japanern von Taku nach Tientsin neu errichteten Bahn befördert. Der regelmäßige Verkehr «noch gar nicht übersehen, welche Ausdehnung die wird am 20. Juli eröffnet. Der Fluß Pecho unter- kriegerischen Wirren in den Südostprovinzen, sowie im halb Tientsin ist für die Schiffahrt frei. Die Ber«ITHale des Dangtsekiang einschließlich Shanghai ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)