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s s ) WOm-ElOHM UM Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint leden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 srei in's Hans. Anzeiger für Hohenstein-Grustthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Nr. 168 Dienstag, den 24. Juli 1900, 50, Jahrgang. für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Gvgcrn crlleu Geii^errröe-DerrVcrltungeiT öeu rrurlregenöen Outschcrften Bekanntmachung. Maul- und Klauenseuche. Unter den Viehbeständen der Zuchtviehhandlung Julius Kiesow, hier, Badstraße 2, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Hoheustein-Ernstthal, den 23. Juli 1900. Der Stadtrath. »I. Polster. Ws Bekanntmachung. Schulhausvau Gersdorf, Bez. Zw. Zum Erweiterungsbau unserer Centralschule sollen die Malerarbeiten vergeben werden. Angebotsoerzeichnisse können im Rathhause, Zimmer dir. 3, gegen Erstattung der Schreibgebühren entnommen werden und sind bis zum 26. Juli 1966 daselbst portosrei einzureichen. GerSdorf Bez. Zw., den 21. Juli 1900. Ter Architekt. Der Schulvorstand. Delling, Göhler, Chemnitz, Lohstraße 20, l. Vorsitzender. Die chinesischen Wirren. Die chinesischen Machthaber und sonstigen hohen chinesischen Kreise überbieten sich förmlich in Ver sicherungen, daß die fremden Gesandten in Peking noch leben. In den leitenden diplomatischen Kreisen zweifelt man ja noch fortgesetzt an der Wahrheit der chinesischen Versicherungen, die Chinesen haben aber mit diesem Jntriguenspiel doch erreicht, daß in weiteren Kreisen Zweifel an der Niedermetzelung auftauchen; wenn die Chinesen aber hoffen, mit diesen Ausstreu ungen die Rüstungen der Mächte aufzuhallen, so dürsten sie sich doch täuschen. Die wichtigsten der vorliegenden Depeschen besagen: Berlin, 21. Juli. „Wolffs Telegr.-Bureau" meldet, der deutsche Consul in Tschifu, welcher beauf tragt ist, beim Gouverneur von Schantung wegen der angeblich von diesem gemeldeten Erstürmung der Ge sandtschaften und Ermordung der Freinden in Peking Erkundigungen einzuziehen, telegraphirte am 20. d. M.: Der Gouverneur von Schantung erkläre mit Ent schiedenheit, keinerlei Nachricht über die Erstürmung der Gesandtschaften und die Ermordung d?r Fremden in Pekmg gegeben zu haben. Er theilte ferner sämmt- lichen Consuln in Tschifu mit, er habe am 20. Juli abends 10 Uhr mit einem fliegenden Boten vom Tsungli-Namen ein vom 18. d. M. datirtes, in ans- ländischer Sprache abgefaßtes Telegramm an den amerikanischen Gesandten in Washington erhalten und dasselbe sogleich weiter telegraphirt. Weiter meldet der deutsche Consul in T'chifu in einem gestern in Berlin eingelroffenen Telegramm: „Habe Schantung-Gouverneur gebeten, folgendes Tele gramm in chinesischer Sprache an deutsche Gesandtschaft Peking auf 'schnellstem Wege weiter zu befördern, ent haltend erstens Nachricht über die von Sr. Majestät ausgesetzte Belohnung, zweitens Bitte: Telegraphiren Sie in derselben Weise wie amerikanischer Gesandter durch Tsungli-Namen und Gouw r. eur in Tsinanfu an Auswärtiges Amt und auch an mich zur Weiter- gäbe offen oder chiffrirt, was vorgegangen, was Ihre L ge, was für Sie gethan werden kann." Brüssel, 2l. Juli. Der Minister des Aus- wärtigen erhielt unter dem heutigen Datum folgendes, um 5 Uhr 25 Minuten Nachmittags nach chinesischer Zeit befördertes Telegramm: Eine Depesche des Gou verneurs von Schantung versichert, daß die Gesandten in Peking am 20. d. M. wohlbehalten gewesen seien und sich unter dem Schutze der chinesischen Behörden befunden hätten. Der Minister des Auswärtigen theilt ferner mit, der chinesische Geschäftsträger in Brüssel habe heute Vormittag von dem in London und Brüssel beglaubigten chinesischen Gesandten salzendes Telegramm erhalten: Ich empfange soeben eine von dem Eisen- bahndirekior Sh»ng übermittelte Dep sche des Gou verneurs von Schantung, worin dieß r erklärt, daß die fremden Gesandten in Peking wohl behalten seien. Der vklgische Minister des Auswärtigen betonte bei der t-ntgegcnnahnie d r Depesche auss dringendste, es wäre nothweudig, doß der Minister mit dem belgischen Gc^ sandten in Peking in Verbindung trete, um in un zweifelhafter Weise über das Schicksal der Belgier in Peking unterrichtet zu werden. Paris, 21. Jnli. Einer Depesche des Temps aus Schanghai von gestern Abend zufolge theilte der Taolai Sheng den Consuln amtlich mit, daß die Ge sandtschaften in Peking am 18. Juli noch Stand hielten und daß die Kaiserin die Bekämpfung der Boxer, fowie die Feststellung der den Ausländern in Tientsin zu leistenden Entschädigungen angeordnet habe. Der chinesische Gesandte übergab heute dem Minister des Aeußern Delcasse ein vom 18. Juli datirtes und ihm heute durch den Vicekönig von Nanking über mitteltes kaiserliches Edict, in welchen! es heißt: Mit Ausnahme des deutschen Gesandten, welcher von auf ständischen Leuten aus dein Volke ermordet wurde, deren Ausfindigmachung und Bestrafung wir gegen wärtig mit Strenge vorfchreiben, sind seit einem Monat alle anderen ausländischen Gesandten durch den Hof mit Sorgfalt be chützt, und glücklicherweise sind sie wohlbehalten. Tschifu, 21. Juli. Der Gouverneur von Schan tung telegraphirte gestern Nachmittag an alle hiesigen Consuln, er habe soeben authentische Nachricht erhalten, daß alle Gesandten außer Bedrängniß seien und sich unter Schutz der Regierung befänden. Aus Washington wird gemeldet: „Admiral Remey telegraphirt aus Taku von gestern: Tientsin ist ruhig. Letzten Meldung,.!! aus russischen Quellen zufolge hielten sich am 13. d. M. die Gesandtschaften noch. Die Zuverlässigkeit dieser Meldungen ist zwei felhaft." Trotz dieser Zweifel aussprechenden Nachricht scheint man in Washington wirklich an die Echtheit der von uns in der Sonata,-Nr. mitgetheilten Depesche des amerikanischen Gesandten Langer zu glauben, die angeblich am 18. d. M. aus der britischen Gesandt schaft in Peking abgefandt wurde. Der Marine- Sekretär Long hat, wie aus Washington telegraphirt wird, den amerikan scheu Admiwl Remey in Taku an gewiesen, er solle rlle nur möglichen Mittel zur so fortigen Befreiung Congers anwenden. Eine weitere Nachricht aus Washington besagt noch: Dr. Ellis, em hier leimder Arzt, theilt dem Staatsamt mit, er habe aus direktem Wege eine Kabel nachricht erhalten, wonach der amerikanische Gesandte Conger mit seiner Familie in einem unterirdischen Gewölbe zwischen dem Kaiserpalais und der englischen Botschaft gestern (Freitag) 6 Uhr früh in Sicherheit gewesen sei. Dr. Ellis bezeichnet als Quelle seiner Nachricht eine in Peking lebende Amerikanerin, die absolut zuvn lässig sei. Der amerikanische Consul Fowler hat an Auan- schi-kai telegraphirt und angefragt, ob es möglich Iväre, mit dem amerikanischen Getankten in Peking in Ver- bindung zu treten. Die Antwort fiel verneinend aus. In London ist man am wenigsten geneigt, der angeb. lichen Depesche CongerS Glauben zu schenken. Es wird gemeldet: London, 21. Juli. Der hiesige chinesische Ge-' andte theilt den Inhalt, des vom Tao-Tai Scheng in Shanghai an ihn gerichteten Telegramms mit, wo nach Scheng von dem Gouverneur von Schantung die telegraphische Nachricht erhielt, dem amerikanischen Gesandten, Conger, in Peking sei von der dortigen Regierung ain 18. Juli d. I. erlaubt worden, nach Washington ein chiffrirtes Telegramm zu richten. In jiesigen politischen Kreisen glaubt man nicht an die Richtigkeit dieser Meldung. Man ist nach wie vor überzeugt, daß die Fremden in Peking längst umgebracht ind. Dagegen hat man in hiesigen Handelskreisen üe in China interessirt sind, noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, daß die Gesandtschaften den Schutz der Regierung genießen nnd noch nicht zerstört sind. Amtliche Kreise stehen wie gesagt, der Congerschen Depesche durchaus skeptisch gegenüber. Als eigentliche Fälschung wird sie nicht betrachtet, da der Umstand, daß sie in dem geheimen Code des Washingtoner aus wärtigen Amtes abgesaßt ist, eine solche auszuschließen scheint. Ebenso wenig aber gilt sie als Beweis dafür, daß Conger am 18. Juli noch am Leben war. Man ist überzeugt davon, es in dem Congerschen Telegramm mit einer älteren Botschaft des Gesandten zu thun zu haben, die damals, vielleicht schon vor Wochen, von den Chinesen aufgefangen und unterschlagen wurde und jetzt von ihnen als Antwort Congers auf die Washingtoner Anfrage vom 11. Juli uusgegeben wud. Als entscheidend für diese Auffassung gilt erstens, da die Congersche Depesche selbst kein Datum trägt, zweitens daß ihr Wortlaut wie ein spontaner Hilfen, und nicht wie eine Antwort auf eine bestimmte An frage klingt, deshalb wird die Leichtgläubigkeit der Washingtoner Regierung verurtheilt. Die Annahme, daß die Gesandten vielleicht als Geiseln gefangen ge halten würden, zwar nicht in Peking, aber im Inneren des Landes, wird nur von wenigen getheilt. „Daily Telegraph" erfährt, die britische Regierung lege Congers Botschaft keine Bedeutung bei. Auch in der ganzen Presse werden Zweifel ausgedrückt, ob die Botschaft, deren Echtheit nicht bezweifelt zu werden brauche, als Beweis dafür anzusehen sei, daß die Gesandten nnd Freinden in Peking noch am Leben feien. Die „Times" meinen, Congers Botschaft lese sich eher wie ein spontaner Hilferuf als wie die Antwort auf eine bestimmte Anfrage. So lange kein besserer Beweis beigebracht werden könne, wäre es sicherlich männlicher, das Haupt vor einer fürchterlichen Thatsachc zu beugen, als wie Kinder nach Strohhalmen zu fassen. „Daily Expreß" hält die Botschaft für eine grobe Fälschung. „Daily Mail" und andere Blätter glauben, die Chi nesen seien sehr interessirt daran, die volle Enthüllung ihrer Greuel zu verzögern. Ihr Hauptzweck sei, Zeit für Vorbereitungen zu gewinnen. Wenn sich aber die Botschaft bestätige, dann sei die Lage gänzlich verändert. Die Aufgabe der Verbündeten sei dann nicht länger Rache zu nehmen oder die Regelung der Zukunst Chinas, sondern die Rettung der Fremden in Peking, wozu die in Taku und Tientsin versammelten 25000 Mann fast gänzlich verwendet werden könnten. Ein Schanghaier Berichterstatter der „Times" drahtet am 19. Juli: Heute wurde ich von einem eingeborenen Beamten und Mitglied der Hunanpartei unterrichtet, daß im Jamen des Vicekönigs in Nanking der Glaube gehegt werde, daß die Mehrzahl der Fremden in Peking der Vernichtung am 9. Juli ent ronnen sei. Ferner werde geglaubt, daß, nährend ein Theil der Truppen Niehs sich den Boxern im Angriff auf die verbündeten Truppen wirklich anschloß, eine beträchtliche Anzahl Nieh nach Peking folgte, wo sie Tsching und Dunglu erfolgreich halfen, die Lega- tionen zu schützen. Mein Gewährsmann drückte die Meinung aus, daß Juanshikai es nicht wagen dürfte, die Täuschung aufrecht zu erhalten, die früher oder später aufgedeckt werben würde. Die Berufung Li- hung-tschangs nach Peking hielt er für ein Anzeichen, daß die Kaiserin die Richtigkeit des Versprechens Tuans, alle Fremden ins Meer zu treiben, einsehe und nunmehr versuche, die Mitglieder der Legationen als Geißeln zu halten. London, 21. Juli. Der hiesige chinesische Ge- sandle soll Washingtoner Telegrammen zufolge dem dortigen chinesttchen Vertreter folgende, Peking, 18. Juli, datirtc Depesche übermittelt haben: „Die chine sische Regierung, di- unablässig bemüht gewesen ist, des bewaffn ten Pöbels von Peking Herr zu werden, hat ihn endlich zu zügeln vermocht. Man glaubt, den remden Gesandten ausreichenden Schutz angedeihen assen zu können, so daß sie im Stande sein werden, ich für unbegrenzte Zeit zu halten. Die diplomatische Verbindung mit Peking wird voraussichtlich binnen kurzem wieder hergestellt sein." — Der Dechant der Pauls-Kathedrale hat vielfachen an ihn ergangenen ufforderungen entsprochen und den für Montag ge- lant gewesenen Trauergottesdienst für die in Peking ermordeten Engländer für unbestimmte Zeit verschoben. * 4- * Uoch ei« Telegramm des Kaisers vo« China? Die chinesische Diplomatie arbeitet offenbar mit allen Mittel daraus hin, die geschlossenen Reihen der internationalen Mächte zu sprengen. Daß England und Rußland, Japan und Amerika mit gleicher Energie und unter Hintansetzung aller Sonderinteressen gegen die revolutionäre Bewegung einschreiten würden, mögen die geheimen Förderer derselben nicht erwartet haben, und so suchen sie jetzt noch bald in Paris, bald in Washington und bald in Tokio durch aller hand diplomatische Kunstgriffe einen Keil zwischen die Gegner zu treiben. Außer dem Präsidenten Loubet soll einem Shanghaier Daily Mail-Telegramm zusolge auch dem Kaiser von Japan ein Telegramm des Kaisers von China zugegangen sein und zwar mit folgendem Inhalt: Der Kaiser drückt zunächst sein B-dauern über die Ermordung des japanischen Legationskanzlers Sugiyama aus und weist dann vorauf hin, daß Japan und China natürliche Ber- bündele mit gemeinsamen Interessen gegenüber der Habgier der Westmächte seien, deren asiatische Ambitionen Japan im Grunde ebenso schwer bedrohten wie China. Der Mikado soll daraufhin versichert haben, Japan sei China aufrichtig freundlich gesinnt und habe keine weitergehenden Absichten, als die Wiederherstellung der Ordnung im Reich der Mitte. Je mehr China selbst dazu beitrage, desto niehr werde das die fremden Mächte entwaffnen. Was die diplomatische Lage betrifft, so scheint es ieinahe, als wenn Frankreich den Vortritt und die Leitung übernehmen wolle. Uns Deutschen kann das nur lieb sein, denn unsere nationalen Interessen weisen uns bezüglich Ostasiens auf cin Zusammen gehen mit Frankreich und Rußland hin, wie dies auch 1895 bei Erledigung des japanisch-chinesischen Friedensschlusses der Fall war. Aus Paris liegt heute folgende Depefche vor: Paris, 21. Juli. Im heutigen Ministerrath las der Minister des Aeußeren Delcassö das Tele gramm des Kaisers von China, Kuang-ßü, vor, in welchem derselbe die Vermittelung des Präsidenten Loubet nachsucht. Dem Kaiser wurde zur Antwort gegeben, daß diese Frage nicht eher zweckmäßig er- örtert werden könnte, bevor man nicht über folgende Punkte Gewißheit hätte: 1. daß dem Gesandten Pichon und seinen diplomatischen Kollegen wirksamer Schutz und vollste Freiheit in ihrem Verkehr mit ihren Re gierungen zugesichert werde; 2. daß Prinz Tuan und die hohen Beamten, welche für die gegenwärtigen Er eignisse veranln örtlich wären, aus der Regierung ent fernt würden und daß ihre Bestrafung unvermeidlich zu erfolgen habe; 3. daß die Behörden und die Truppen in dem ganzen Reiche Befehl erhielten, die Feindseligkeiten gegen die Fremden einzustellen; 4. daß Maßnahmen getroffen würden zur strengsten Unter drückung der aufständischen Bew.gung der Boxer. So lange diese unerläßlichen Garantien nicht gegeben worden seien, könne nur von einer militärischen Aktion die Rede sein. — Der Minister Delcasse theilte ferner mit, daß die Mächte auf seinen Vorschlag, sich über die Verhinderung der Waffeneinsuhr in China zu äußern, sämmtlich eine günstige Antwort ertheilt haben. Eine weitere Pariser Nachricht besagt: Paris, 21. Juli. Ein Beamter des Ministeriums des Aeußern erklärte einem Mitarbeiter des Soir, er halte das angebliche Vermittelungsansuchen des Kaisers von China für einen Versuch, das Einvernehmen der Mächte zu zerstören. Um diesen Plan zu vereiteln, habe der Minister Delcassö die Depesche unverzüglich veröffentlicht. Weder in dem aus etwa 300 Worten bestehenden Mediationsansuchen noch im kaiserlichen Edicte vom 18. Juli geschieht der Boxer Erwähnung. In beiden Ak.enstücken ist nur im allgemeinen von Rebellen die Rede. Das Vermiltelungsansuchen ist, wie dcr Temps mittheist, von dem Kaiser, als Chef