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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.08.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190008042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000804
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-04
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.08.1900
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— Z Nea sowohl für die Gesandtschaften als auch für die Euro- den beiden Feldgeistlichen, dem Protestantischen wie in' den Lissowsky. * habe zurü bard Noti die Schiffe die „Hohenzollern" Kapelle den Iorkschen Marsch, und ließ das bekannte Flagg- die Mannschaften laute Hurrah- Emn gebrc Nach bis j Graf sand! Anoi Die Begi Herz grap Depl passirten, spielte die Der Kaiser salutirte signal setzen, worauf rufe ausbrachten. und« kom! die MN beirr aus, Seit brar Geg Verl volle bahr ven aus schtt Sc Ue »Leg mort knech Auge um mit merk diefe! rung Die auf Berl wor! nach führt wicht wirkt schmi bilde welek daß geth^ mit theil dem samr Schi eine und Das ange wo ! bis 1 richte nigir Papi wird sein sarg lieni Alt ber Gr Fr. r°h wn ord mit Fes M der rich in den Fla Wir Rüä am Der Kaiser ließ sich an Bord des „Rhein" die Offiziere des Generalcommandos vorstellen, besonders lange unterhielt er sich mit den Sanitätsoffizieren und dem katholischen. Beiden, den Aerzten wie den Geist lichen gegenüber, würdigte er in besonders ernsten Worten die Aufgabe, die ihrer harrt. Der Vormarsch auf Peking stellt sich als eine ganz außerordentlich schwierige und gefährliche Opera- tivn dar, und es wird immerhin als zweifelhaft gelten können, ob die jetzt in Tientsin versammelten Truppen Neben den Angehörigen der Feldpost mit ihren Orangebinden waren die Feldgeistlichen die markan testen Erscheinungen im Gefolge des Commandeurs. Beide, der protestantische und der katholische Geistliche, hohe Gestalten, die mit ihren hochgeschlossenen, langen, schwarzen Civilröcken, den mächtigen Reitstiefeln mit Sporen und dem bei ihnen lila bebänderten Brigade hut geben eine zwar ungewöhnliche und überraschende Figur, ermangeln jedoch in ihrer Ausstattung in keiner Weise der Würde, die ihr Amt erheischt. Beide werden an Bord eine Koje gemeinsam bewohnen. — Die Arbeiterschaft des Lloyd, deren Verhalten und Eifer in diesen arbeitsreichen und kritischen Tagen nicht warm genug hervorgehoben werden kann, hat noch eine schwere Probe auf ihre Leistungsfähigkeit zu bestehen. Aufruhr war allgemein geworden. Die europäischen Regierungen glaubten, hierin ein Gewährenlassen der Rebellion seitens der Regierung des Bogdochan sehen Zu der vor einiger Zeit geäußerten Besorgniß, die chinesische Flotte könne einen Handstreich auf einzelne Transportschiffe der Mächte ausführen, wird >er „Köln. Ztg." aus Berlin gemeldet, um unter allen Umständen sicher zu sein, daß unsere Transportschiffe gefahrlos das chinesifche Meer durchfahren können, werden die Mächte einen besonderen Ueberwachungs- dienst ausüben. Nach den vorliegenden Nachrichten befindet sich die chinesische Flotte theils bei Hongkong, theils an der Mündung des Jangtse. Da Hongkong vollständig im englischen Interessengebiet liegt, wird dort die Ueberwachung wohl ausschließlich englischen Schiffen zufallen. Am Jangtse hingegen, dessen Gebiet große internationale Bedeutung hat, werden voraus ichtlich diejenigen Mächte, die dort Interessen haben, Kriegsschiffe entsenden. Der „Köln. Ztg." wird weiter gemeldet, an dem nunmehr beschlossenen Vormarsch )er vereinigten Truppen nach Peking i von den ieutschen Truppen nur eine ganz schwach,. Lbtheilung betheiligt, weil Deutschland gezwungen sei, einen Theil der Truppen zur Sicherung von Kiautschou dorthin zurückzuberufen. 'M M Ot Sc Al Pa M Ri Ja Ri Snts die « G-chstsches. Hohenstein-Ernstthal, 3. August 1906 NittheUungev von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- zegengenommen uns eventl. honvr'rt.' — Freiwillige für China! Wie aus der im amtlichen Theile des heutigen Blattes abgedruckten Bekanntmachung ersichtlich, werden von den General« commandos in Kiel und Wilhelmshaven immer noch Freiwillige, und zwar auch solche aus dem Beurlaubten ¬ unter dem Eindruck der Nachricht von der Erstürmung von Tientsin durch die vereinigten Truppen nahm die ^Regierung am 18. Juli eine radicale Schwenkung vor, und zwar in dem mehrfach erwähnten Edict von jenem Tage, worin zum ersten Mal der Tod des Freiherrn von Ketteler erwähnt wird. Das Edict schreibt dieses traurige Ereigniß gleichfalls Ausschrei tungen von Straßenräubern zu, während, so betont der Correspondent, die That ohne Zweifel mit Vor bedacht und zwar, wie der überlebende Begleiter der Freiherrn von Ketteler, Herr Cordes, bezeugen kann, durch einen kaiserlich chinesischen Officier ausgeführt worden ist. Die Streitmacht, welche die Legationen umzingelt hält, besteht aus kaiserlichen Soldaten unter General Tungfuhsiang und Junglu, der also keines- Wegs, wie in früheren Meldungen behauptet wurde, die Belagerten unterstützt. Ihre Tapferkeit ist wieder holt in kaiserlichen Edicten rühmend anerkannt worden, obwohl sie vornehmlich darin bestand, Frauen und Kinder mit Shrapnels und Explosivkugeln zu beschießen. Am schwersten jedoch wurde das schützende Legations gebäude durch Brandstiftung gefährdet. In ihrer Ver bissenheit, es zu zerstören, zündeten die Chinesen die benachbarte Hanlin-Akademie an, bei deren Einäscherung die kostbare und völlig unersetzliche Bibliothek ein Raub der Flammen wurde. Eine charakteristische Illustration für die barbarischen Jnstincte dieses soge nannten uralten Culturvolkes! Immer wieder ver suchten die Belagerer, die Eingeschlossenen durc freundschaftliche Bekanntmachungen einzuschläfern un sie dann durch einen Nachtangriff zu überrumpeln, aber vergeblich. Auch nachdem seit dem Aufhören der offenen Feindseligkeiten die Hauptcontingente der kaiser lichen Truppen aus Peking abmarschirt und der fremden Entsatzarmee entgegengezogen sind, hat die Wachsamkeit der Belagerten nicht nachgelassen, zumal die Chinesen die Barrikaden fortgesetzt verstärkten, ebenso die Batterieen auf den Stadtmauern. Die Familien aller Gesandten sind wohl und der Gesundheitszustand der Belagerten im allgemeinen vorzüglich. Rußlands politische Haltung zu den Wirren in China erfährt jetzt eine klare Be leuchtung durch die amtliche Publication des De peschenwechsels zwischen den Kaisern von China und von Rußland. Man ersieht daraus, daß bei Absendung der Aniwortdepesche des Czaren in Petersburg noch die Neigung herrschte, keinen Kriegszustand mit China anzuerkennen, daß Rußland aber auch nur dann der Pekinger rechtmäßigen Regierung Hilfe angedeihen lassen will, wenn diese den energischen Willen zur H rstellung der Ruhe zeigt. Wie man uns aus Peters burg telegraphirt, schreibt der amtliche Reichsbote: Die Nachrichten über den Gang der Ereignisse in China beweisen vollkommen die Machtlosigkeit der Pekinger Regierung gegenüber der rebellischen Be wegung einiger Reichsprovinzen und die Schwierigkeit der Herstellung der Ordnung. Diese Lage hat den Bogdochan, den einzigen legalen Herrscher in China, bewogen, Kaiser Nikolaus H. um seine Vermittelung zu biten. Das vom 3. Juli datirte Telegramm des Kaisers Kuang-sü an den Kaiser von Rußland schreibt alle Unordnung böswilligen Agitationen und dem Haß gegen die Christen zu. Als die Meuterei ausbrach, war es für Rußland zu spät, Repressivmaßregeln zu ergreifen. Die allgemeine Volksaufregung war für ein energisches Einschreiten bereits zu groß, es war ' W Tücherschwenken und tauschten mit deu Mannschaften Hochrufe aus. Als " Schahs von Persien um etwas Bedeutungsloses handle, scheint nach den neueren Nachrichten sich nicht aufrecht erhalten lassen zu können. Die neueren Nachrichten besagen Paris, 2. August. Der Zwischenfall, der heute vormittag den Schah von Persien betroffen hatte, spielte sich sehr rasch ab. Der Schah hatte eben in Begleitung des GroßvezierS Parent zu Wagen den Palast der Souveräne verlassen, als an der Ecke der Avenue Malakoff der Verbrecher, der sich zwischen 2 Automobilfahrzeugen verborgen hatte, hervorstürzte, einen radfahrenden Polizisten, der dem Wagen des Schahs folgte, zu Boden warf und zwei- bis dreimal den Revolver gegen den Wagen deS Schahs richtete. Gerade als er seine Linke au den Wagenrand stützte, schlug ihm ein Offizier mit der flachen Säbelklinge die Schußwaffe zur Seite, während ein Polizeibeamter sich auf den Mann warf und ihn fest umklammert hielt. Der Wagen des Schahs, der nur einen kurzen Aufenthalt erlitten hatte, setzte wenige Augenblicke da nach die Fahrt fort. Der Verbrecher trug eine weite bauschige Sammethose nach Art der Zimmerleute, wollenen Trikot und eine Zugmütze und hatte einen Weißdornstock, auch wurde ein Messer bei ihm gefunden. An Geld hatte er zwei Francs bei sich. Er spricht mit stark südlichem Accent, man glaubt aber nicht, daß er ein Italiener ist. Ganz kurz vor seiner Aus fahrt hatte der Schah einen aus Neapel datirten, aber in Paris zur Post gegebenen Brief erhalten, der mit einem anscheinend mit „i" endigenden Namen unter zeichnet war, in welchem der Schah benachrichtigt wurde, daß ein Mordanschlag auf ihn stattfinden werde. Der Schah legte dem Briefe keine Bedeutung bei. Er begnügte sich vielmehr damit, ihn dem Polizeikommissar zu übergeben. Der Untersuchungs richter Valles versuchte vergebens, den Mörder zu vernehmen. Er glaubt, dieser habe einen baskischen Accent. Präsident Loubet besuchte den Schah, als dieser um 4^ Uhr nach Paris zurückkehrte. Nach Angabe des Generals Parent, welcher neben dem Großvezir dem Schah gegenüber saß, benahm sich letzterer mit großer Geistesgegenwart. Er sprang aus dem Wagen, erfaßte das Handgelenk des Attentäters und blickte ihm fest ins Auge. Dann ließ er die Hand des Burschen mit einer Gebärde der Verachtung fallen. Der Schah beendete dann die Fahrt nach Sövres und Versailles und ließ es sich dort wohl schmecken. — Der Revolver war mit fünf Kugeln ge laden. Der Schah machte gerade eine Bewegung nach seitwärts, sodaß sein Gesicht dem Zielenden abgewen det war. Als der Attentäter verhaftet wurde, fluchte er in französischer und italienischer Sprache. Der Attentäter ist etwa 30 Jahre alt, klein, aber stämmig, mit musculösen Armen. Er hat ein bleiches Gesicht von südländischem Typus, dünnen, leicht aufgewirbelten Schnurrbart, blaue, hervortretende Augen. Der Gesammteindruck ist der eines intelli genten Fanatikers, wie er unter der baskischen Be völkerung nicht selten ist. Die unverkennbare Aehnlichkeit der äußeren Um stände, unter denen sich die Ermordung des Königs Humbert und der mißglückte Anschlag auf das Leben des Schahs von Persien vollzogen, legt die Ver« muthung nahe, daß ein innerer Zusammenhang zwischen diesen beiden neuesten Verbrechen vorhanden sein kann. Die Untersuchung dürfte ergeben, ob diese Vermuthung begründet ist. Jedenfalls hat man nun mehr alle Veranlassung, auf der Hut zu sein und den Spuren dieser niederträchtigen Schandthaten auch bis zu den letzten und äußersten Ausläufern auf das Sorgfältigste nachzugehen. Paris, 3. August. Es ist bisher nicht gelungen, die Persönlichkeit des Mannes festzustellen, der den Mordanschlag gegen den Schah verübte. Nach den Zeugenaussagen glaubt man annehmen zu dürfen, daß derselbe Mitschuldige hatte, welche bei der That zugegen waren, auch soll man versucht haben, ihn nach seiner Verhaftung zu befreien. Der Vertreter der Staats anwaltschaft soll einem Journalisten gegenüber die Ueber- zeugung ausgedrückt haben, daß man einer Verschwörung gegenüberstehe Der gestrige Mordanschlag stehe mit dem Verbrechen in Monza im Zusammenhänge. In der Umgebung des Schahs hält man den Mordanschlag für die That eines Irrsinnigen. Der Neise- plan des Schahs erleidet keine Abänderung. Der Schah telegraphirte die Nachricht von dem gegen ihn gerichteten Anschlag selbst nach Teheran. Der Untersuchungsrichter vernahm gestern Abend mehrere Zeugen, insbesondere den Inspekteur des Sicherheitsdienstes und den Maler Mabasky. Dieser sah den Verbrecher vor dem Palais der Souveraine, wie derselbe mit dem Fuße stampfte und sagte: „Es dauert lange". Ein anderer Mann, der ihn begleitete, zog die Uhr und sagte: „Es ist neun Uhr, der Schah wird nicht mehr lange auSbleiben". Der Verbrecher weigert sich, einen Vertheidiger zu nehmen und weist fortgesetzt jede Nahrung zurück. stände, angenommen. Dieselben erhalten Handgeld und doppelte Löhnung. Die Anmeldung hat bis zum nächsten Mittwoch zu erfolgen, und zwar beim BczirkS- commando Glauchau. — Das Schützenfest der Schützen-Kompagnie Neustadt erreichte mit dem gestrigen Tage sein Ende. Wir erwähnten bereits in letzter Nummer, daß für Herrn Louis Korb Herr Wilh. Küchler den besten Schuß auf die KönigSscheibe abgab; dem neuen König wurde eine schöne Konsol-Uhr überreicht. Den zweiten Preis auf die Königsscheibe erhielt Herr Theodor Bohne (ein Kaffeeservice), den dritten Herr LouiS Völker (Glas mit Silberbeschlag), den vierten Herr Franz Noack, den fünften Herr Gotthilf Horn, den sechsten Herr Alban Werner. Beim Schießen nach derPreiSscheibe erhielt Herr Richard Werner den ersten Preis (eine Konsol-Uhr); für ihn gab Herr E. Albani die besten Schüsse ab (58 Punkte mit drei Schüssen). Den zweiten Preis errang sich Herr Albani (einen Waschtisch). Die nächstbesten Mit dem beginnenden Vormarsch der internatio nalen Truppen gegen Peking wird es sich zeigen müssen, ob die chinesische Regierung an der fremdenfreundlichen Haltung, die sie seit Mitte des vorigen Monats wieder einzunehmen für gut befand, festoalten wird. Nur unter dieser Voraussetzung darf man hoffen, daß das erste Ziel der Vorwärtsbewegung gegen die Haupl- stadt, die Befreiung der eingeschlossenen Ausländer, erreicht werden wird. Wie berechtigt jedoch das all gemeine Mißtrauen in die Aufrichrigkeit der chinesischen Kundgebungen ist, dafür werden uns heute in nach stehendem Telegramm wiederum die handgreiflichsten Beweise geliefert. Die Times bringt nämlich heute ein vom 21. Juli datirtes Telegramm auS Peking von ihrem bereits todt geglaubten dortigen Correspondenten, welches namentlich die Doppelzüngigkeit und dreiste Verlogen heit der chinesischen Regierung grell beleuchtet. Danach theilte das Tsungli-Iamen am 3. Juli dem englischen Gesandten Sir Claude Macdonald die Copie eines Telegramms des Kaisers von China an die Königin Victoria mit, worin alle vorher begangenen Gewalt- thaten den gemeinen Banditen zur Last gelegt werden und die Bitte ausgesprochen wird, die Königin möge der chinesischen Regierung beistehen, einen Ausweg aus ihrer schlimmen Lage zu finden. Noch am Tage vorher jedoch hatte ein kaiserliches Edict die Boxer zur Fortsetzung ihrer loyalen und patriotischen Be mühungen, alle Christen auszurotten, aufgerufen. Das selbe Edict befahl allen Vicekönigen und Gouverneuren, die fremden Missionare aus dem Laude zu jagen und die einheimischen Christen zur Abschwörung ihres Glaubens zu zwingen. Nachfolgende Ed-cte sprechen die hohe kaiserliche Zufriedenheit mit den Schandthaten der Borer insbesondere der Niedermetzelung einge borener Christen aus. Gleichzeitig wird darin allem Volke bekannt gebeben, daß Kaiserliche Prinzen und Würdenträger Anführer der Boxer find. Vermuthlich merkwürdigsten Orthographie. Die Einschiffung vonl rund 2500 Mann weiterer Truppen der Seebrigade! und das Gerücht von besonderen Feierlichkeiten hatten' einen ganz gewaltigen Andrang von Fremden zur Folge gehabt. Bremerhaven, 2. August. Seit 12 Uhr treffen mit der Bahn die zur Verschiffung bestimmten Truppen ein. Die Infanterie trägt Khakl-Drillich und Stroh- but. Auf der „Rhein" werden verschifft das Kommando oeS ExpedittonSkorpS, die Stäbe und die beiden Bataillone des 4. Ostasiatischen Infanterieregiments, die Proviantkolonne, das Lazareth, das Refervedepot und das KriegSlazarethpersonal; auf der „Adria" die Infanterie-, Artillerie- und Feldhaubitzenkolonne, im ganzen gegen 2700 Offiziere und Mannschaften. Die Truppen nahmen nach 2 Uhr in einem offenen Viereck zwischen der Lloydhalle und dem fest gemachten „Rhein" Aufstellung. Bei dem Offizier korps befinden sich die Feldgeistlichen, bei den Mann- schäften Leute der Feldpost. Der Andrang des Publi kums war gewaltig. Auf der Weser hatten sich mehrere geschmückte Vergnügungsdampfer eingefunden. Um 4 Uhr kam das Kaiserpaar mit den Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert und der Umgebung, welcher sich der General der Infanterie v. Hahnke und der württem- bergische Militärattache Oberst v. Marckthaler ange schlossen hatten, an Land. Die Majestäten, welche von den Truppen und dem Publikum mit stürmischen Hochrufen begrüßt wurden, begaben sich an Bord des „Rhein", mit welchem auch eine kriegsstarke Kompagnie Württemberger abgeht, besichtigten das Schiff und sprachen viele Offiziere und Mannschaften an. Beim Verlassen des Schiffes rief der Kaiser: „Adieu, Kameraden", worauf Generalleutnat v. Lessel ein donnernd aufgenommenes Hurrah auf den obersten Kriegsherrn ausbrachte. Nachdem die kaiserlichen Majestäten die „Rhein" besichtigt hatten, begaben sie sich zu Fuß nach der „Adria", um auch dieses Schiff zu besichtigen. Auch hier sprachen die Majestäten viele Offiziere und Mann schaften an. Die Kaiserin beschenkte einige Artilleristen mit Photographien. Der Kaiser verließ auch hier das Schiff mit dem Rufe: „Adieu, Kameraden!" während die Mannschaften ein dreifaches Hurrah riefen. Als die Majestäten zum Dampfer „Retter" zurückkehrten, brachten ihnen die Mannschaften und das Publikum stürmische Ovationen dar. Der Kaiser und die Kaiserin fuhren dann nach der „Hohenzollern" zurück. Der Kaiser nahm auf der Kommandobrücke, die Kai serin auf Deck Aufstellung. Gleich darauf, um 5 Uhr, setzten sich „Rhein" und „Adria" hintereinander in Bewegung. An Bord der letzteren spielte die mit ausreisende Regimentsmusikkapelle, am Quai die Kapelle der Matrosen-Artillerie. Die Mannschaften der aus reisenden Schiffe sangen „Deutschland, Deutschland über alles" und „Die Wacht am Rhein". Die voll besetzten Schiffe boten einen herrlichen Anblick. Tau- sende von Menschen standen am Ufer, grüßten mit zu dieser Operation ausreichen. Der Weg Tientsin- Peking beträgt zwar an sich nur 6 Tagemärsche, aber vor 40 Jahren haben die englischen und französischen Truppen unter günstigeren Verhältnissen als die jetzigen 4 Wochen gebraucht, um nach Peking zu gelangen. Von Tientsin aus wird der Marsch zunächst nach Iangtsun gehen, wo eine chinesische Armee sich ver schanzt hat und wo mithin der eiffte ernsthafte Kampf stattfinden wird. Von dort aus dürften die Truppen zum Weitermarsch die Heerstraße wählen, welche sich am rechten Ufer deS Peiho über Chuengchang, Siao- choho, Nganping, Tattouchu, Matow, Hosienching nach Tungchao hinzieht, von wo aus der Weg nach Peking nur noch 12 Kilometer beträgt. Wenn diese Straße auch den gangbarsten Weg nach Peking bietet, so haben die Chinesen ihn doch durch künstliche Ueberschwemm- ungen und sonstige Zerstörungen so unwegsam gemacht, daß Cavallerie und besonders Artillerie auf dieser Straße nur sehr schwer und unter ungeheuren Schwie rigkeiten vorzudringen vermag. Noch größere Schwie rigkeiten wird die Verpflegung bilden, welche jedenfalls nur durch den Wassertransport auf dem Peiho zu ermöglichen sein wird. Aber auch in Peking selbst wird die Truppen eine ganz außerordentlich schwere Arbeit erwarten. Die Stadt Peking ist so stark be- ! festigt, daß, wenn sie überhaupt vertheidigt wird, ein Sturmversuch auf dieselbe ausgeschlossen ist. Die Stadt wird von einem Wasserlauf umgeben, der zwar an sich ohne besondere Bedeutung ist, aber dahinter erhebt sich rings um die Stadt eine gewaltige Mauer, deren Höhe ca. 42 Fuß beträgt, und hinter dieser Mauer befinden sich mächtige, breite Wälle, während sich vor der Mauer in Abständen von ca. 80 Metern Deckungsthürme befinden. Ein Sturm auf Peking wäre mithin nur dann ausführbar, wenn vorher starke Breschen in die Mauer geschossen worden sind. Das wäre aber nur mit Hilfe schwerer Artillerie möglich. Die ungeheure Schwierigkeit liegt aber gerade darin, diese schwere Artillerie nach Peking zu schaffen. Es handelt sich mithin bei dem Vormarsch aus Peking um ein Unternehmen, über dessen ungeheure Schwierigkeiten man sich keinen Täuschungen hingeben darf und dessen Ausgang man nicht ohne ernste Sorgen entgegensehen kann. Ueber den Vormarsch der Europäer wird dem „Daily Expreß" aus Tschifu gemeldet: Obgleich strenge Censur in Tientsin geübt werde, verlaute dort, daß der Vormarsch auf Peking seit Montag im Gange sei, daß die Verbündeten einen Punkt zwischen Iangtsun und Loser erreicht haben und gedenken, nächsten Dienstag vor der Hauptstadt zu sein. Es heißt auch in Tientsin, daß Japaner unter General Temaskina von Shanhaikwan vorgedrungen seien und Peking bereits Donnerstag zu erreichen hofften. Ein weiteres Telegramm aus Schanghai will von Kämpfen zwischen Chinesen und Boxern wissen. Tungfuhsiangs Armee wäre, U"stützt von einer großen Anzahl von Boxern, von Peking nach dem Süden marschirt und mit den Truppen Juanschikais in der Nähe von Tetschuan in einen Kampf gerathen. Der AuSgang der Schlacht ist noch nicht bekannt. — Wenn es gegen die „weißen Teufel" geht, werden sich die feindlichen Brüder fchon wieder vertragen. Was die Doppelzüngigkeit der chinesischen Mandarinen anlangt, so sagt eine Tientsiner Depesche des Standard, im Tientsiner Tschungli-Iamen seien Aktenstücke entdeckt worden, die klar bewiesen, daß hochgestellte Mandarinen, denen die ausländischen Behörden in Nordchina volles Vertrauen schenkten, sich gewissenlosen Verrathes schuldig gemacht haben. Unter Anderem habe der Vicekönig von Tschili den Boxern in jeder Weise Unterstützung zutheil werden lassen. — Im Uebrigen rüsten die Chinesen in der umfassendsten Weise. In Kanton nehmen die Behörden Rekruten zu einem Monatssold von 9 Dollars an, das ist das Doppelte der bisherigen Löhnung. Da es bisher Sitte war, daß die Generale einen Theil der Löhnung der Soldaten in die eigene Tasche steckten, so ist dies bei schwerer Strafe verboten worden. Im Uebrigen liegen noch folgende Nach richten vor: Schanghai, 1. August. Admiral Seymour ist heute auf dem englischen Kriegsschiff „Alacrity" in See gegangen, um mit dem Vicekönig Liu in Nanking zu berathen. Wie verlautet, sind in Schanghai 50 Missionare getödtet worden. Tientsin, 2. August. General Gaselee ist hier eingetroffen und hat den Oberbefehl über die britischen Truppen übernommen. London, 2. August. Die „Morning Post" , meldet aus Washington von gestern: Das Kriegsamt. hat den General Chaffee heute beauftragt, gemeinsam i mit den chinesischen Truppen zu operiren, falls diese ernstlich versuchten, die Boxerbewegung zu unterdrücken. ' Dasselbe Blatt meldet aus Schanghai vom 22. Juli, Li-Hung-Tschang habe an den Thron ein Schreiben gerichtet, in welchem er erklärt, seine Bemühungen, )en Frieden wiederherzustellen, seien fruchtlos, so lange die Regierung nicht ernstlich anfange, die Boxers zu unterdrücken. zu müssen, weshalb Europa gegen China rüstete. Der Kaiser Kuang-sü bittet deshalb unter Berufung auf die 200jährige Freundschaft Rußlands und Chinas den Kaiser Nikolaus II., ihm Maßregeln zur Rettung Chinas anzugeben und gleichzeitig die Initiative zur richtigen Anwendung solcher Maßregeln zu ergreifen. Am 3. Juli wurde durch die chinesifche Gesandtschaft das Telegramm folgendermaßen beantwortet: Der Kaiser von Rußland sieht mit Bedauern die Ereig nisse im Himmlischen Reiche wegen ihrer schweren Folgen. Die vollkommene Unkenntniß über die Lage in Peking, die Abwesenheit von Nachrichten über das Schicksal der kaiserlichen und der anderen Missionen sowie der russischen und der anderen europäischen Unterthanen erschweren jede Vermittelung zu Gunsten Chinas. Die Bestrebungen Rußlands sind auf ein Ziel gerichtet: Aus die Mitwirkung zur Herstellung der Ordnung und Ruhe im chinesischen Reiche. Die russische Regierung, die sich durch stete Freundschaft zu China leiten läßt, wünscht, daß China die ihm drohende Gefahr und die Complicationen abwende und in dieser Hinsicht ist Rußland stets bereit, zur Unterdrückung der ausgebreiieten Bewegung jede Hilfe der legalen chinesischen Regierung angedeihen zu lassen. Der Kaiser hofft, der Bogdochan werde in dem vollen Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit als oberster Chef der Gewalt die energischsten Maßregeln zur Herstellung der Ruhe in seinem Reiche und zur Sicherung des Lebens und des Eigenthums nicht nur der russischen, sondern auch der anderen europäischen, in China lebenden Unterthanen ergreifen. Vom russisch-chinesischen Kriegsschauplätze an der Nordostgrenze Chinas wird aus Petersburg folgendes depeschirt: Ein Telegramm des Generals Grodekow an den Kriegsminister vom 1. August berichtet: „Um die von der starken chinesischen Garnison der Festung Hunschun und von Savelovka bedrohten Posten von Novokijevskoje und Prosjet zu befreien, beorderte ich die Detachements unter General Aigustow, Hunfchun zu nehmen. Am 29. Juli wurde der Vormarsch be werkstelligt und der Kampf eröffnet. Die Chinesen widerstanden hartnäckig. Am 30. Juli wurde Hunschun bezwungen. Unsere Verluste betragen zwei Offiziere todt, sechs Mann todt, vier verwundet. Erbeutet wurden viele Geschütze. Die Einnahme der Festung Hunschun ist von großer Bedeutung für den gesammten Gang der militärifchen Operationen auf dem nördlichen mandschurischen Schauplatz." Der General lobt die Bravour der Truppen der Obersten Zajtschewski und W MW Ns dm M IN Paße» Die ur prüngliche Annahme, daß es sich bei dem gestern gemeldeten Zwischenfalle bei der Ausfahrt deSLmil
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