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NMlriMWmr NM! HolMstvin-Ernstthal, Overlungmitz, Gersdorf, Luga», Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grnmbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w «rfchetnt reden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Grrgcrn crlleu Gernernöe-Ver'tVcrltungen deu rriirlregerrdeir Mutschcrsten Nr. 178. Sonnabend, den 4. August 1900 50. Jahrgang Kekmmtmochung. Beim Hauptmeldeamt des Bezirkskommandos Glauchau werden bis 8. August dieses Jahres Meldungen von Unteroffizieren und Mannschaften des Benrlaubtenstandes entgegen genommen, welche Verwendung zum Militärdienst in Ehina finden wollen. Die Zahlung von Kapitulations-Handgeld und Söhnnngsznschnfi ist für diese Mann schaften in Aussicht genommen. Aerztliche Untersuchung auf Tropendieustfähigkeit findet statt. Bezirks- Kommando Glauchau. Ws. chistifchen Ereignissen. Auch Caserio und Luccheni behauptet, daß er Brefsi daß er aus Mailand und nicht kenne, gab aber zu, Monza käme. Ler Stadtrath. I)r. Polster. chistifche Partei angeblich arin ist, und wer hat Brefsi als Meuchelmörder gedungen? Rom. 2. August. Man nimmt jetzt als sicher- anderen Mannes die Thatsache gegenüberstellt, daß bei der Königstribüne ein Revolver auf der Erde gefunden wurde, der dem von Brefsi benützten ähnlich ist, so erklärt man sich die Wichtigkeit, welche die Behörden der Auffindung des rothhaarigen Burschen beilegen, und eS besteht b. gründete Annahme, daß der König von einem ganzen Lordon von Anarchisten umlauert war. In diesen Resultaten der Untersuchung bemerkt Ueber Bressis Leben vor dem Attentat werden neue Einzelheiten bekannt. Während des Aufenthaltes in Mailand waren er und sein noch unentdeckter blonder Genosse Stammgäste in den Cafes, wo Beide sich gütlich zu thun pflegten. Auch im Hotel Vapore speisten sie fein. Kurz, es standen Beiden reiche Geldmittel zur Verfügung. In seiner Heimath Cajano warf Brefsi gleichfalls mit Geld um sich, prahlte mit seinem Besuch der Pariser Weltausstellung und gab sich als vornehmen Herrn. Seine Zeit verbrachte er mit einsamen Spaziergängen, wo ihn manchmal Dirnen begleiteten oder mit Uebungen im Revolver schießen. Er zielte nach Bäumen, ja einmal zeigte er seine unglaubliche Geschicklichkeit, indem er eine Revvlverkugel genau durch einen Flaschenhals seuerte. — Ueber Leutnant Bressi, den Bruder des Königs mörders, hört man, daß er als Knabe das Priester seminar in Prato besuchte, aber mit 18 Jahren zum Militär überging und es durch Fleiß bis zum Leutnant brachte. Das trotzigfreche Benehmen Bressis hat keine Aenderung erfahren. Er sagt, er werde doch bald durch die Revolution befreit werden, und kündigt di.- bevorstehende Ermordung dec Zaren an. Mittle, weile wurde er in eine Zwangsjacke gesteckt, die nur bei dem Essen ausgezogen wird. Man nimmt indessen an, daß der Trotz des Mörders mehr affektirt als natürlicki ist und bei der Einzelhaft früher oder später der Verzweiflung Platz machen wird. An Bressis Adresse kamen aus Amerika Glückwunschdepeschen (!), welche.die Polizei natürlich confiSzirte. In SyrakuS i wurde ein auch als Autor anarchistischer Broschüren i thätiger Straßenkehrer arretirt, der sich bereit erklärte, ' den neuen König zu erdolchen. Ueberhaupt finden überall Verhaftungen statt, namentlich in Venedig. c.er in Ancona verhaftete Anarchist hatte bezeichnender weise ein Eisenbahnbillet ab Monza in der Tasche. Mit ihm wurde ein anderer Mensch verhaftet, der Photogravhien Bakunins und Malatestas bei sich hatte. Aus Mailand kommt die verbürgte Nachricht, daß sich Sonntag vier Individuen, darunter Bressi, m Schlosspark in Monza Herumtrieben, um dem Könige auszulauern. Die Gesellen waren betrunken und sangen anarchistische Lieder. Der „Popolo Romano" schreibt, es wäre Wahn- u.n, zu hoffen, daß durch bloße Sozialreformeu die Anarchistensckte in Italien auszurotten wäre. Jene Maßnahmen seien freilich dringend nöthig, allein es wäre eine Täuschung, zu glauben, daß damit jene Scheusale aus der Welt geschafft würden. Bedenkt man, daß Bressi bis 50 Dollars die Woche verdiente, die erfreulichste Wirkung auf die im Felde stehenden Buren gehabt habe. Die Zukunft muß lehren, ob die Rechnung der englischen Heeresleitung, die sich, mit Verpflegungsschwierigkeiten bei Mann und Pferd kämpfend, freilich in einer wenig behaglichen Lage befindet, die erwarteten Früchte zeitigt und nicht etwa zum Schluß eine Erbitterung in die Kriegsführung trägt, die bis jetzt glücklich vermieden ist. noch die näheren Nachrichten, doch scheint es, daß die durch das Korps berittene Infanterie verstärkte Division Hunter, nachdem sie am 23. erst einen wenig glück lichen Kampf mit denselben Burencommandos südlich von Bethlehem bestanden, von Nordwesten und Westen drückte, während die Division Rundle und die Kolonial reiter Brabants (?) von Süden kamen. War auch der Weg nach Osten, längs der Grenze des Basuto- landes zu den Pässen des DrackensbergeS verlegt, sodaß die taktische Nothwendigkeit der Waffenstreckunz bestand? Oder war der Kampsesmuth der wahrschein lich schlecht genährten Buren erschöpft? Genug, sie ergaben sich, und die moralische Einbuße, welche ihre Sache dadurch erleidet, ist fast größer als die materielle. Was verschlägt es bei der Art, mit der die Buren heute Krieg führen, ob sie noch 20000 oder 25000 Mann im Felde stehen haben? Das Umsichgreifen von Entmuthigung bedeutet aber das Ende des Krieges. Unablässig betreiben englische Blätter, allen voran die militärischen, eine höchst gefährliche Hetze. Die United Service Gazette verlangt, daß auf englifcher Seite mit fo unerbittlicher Strenge gegen die Landes- rinwohner vorgegangen werde, wie die Deutschen es 1870/71 „vom Rhein bis Paris thaten". Abgesehen von dieser Verdächtigung, liegen seitens der englischen Heeresverwaltung bereits Handlungen vor, welche vor dem Richterstuhl der Geschichte nicht werden bestehen können. Dahin gehört die Konfiscirung von Gütern auf den Verdacht der „Rebellion" hin und vor allen Dingen die Ausweisung von 600 Burenfrauen aus Prätoria. Die über den Kanal zu uns gekommenen Nachrichten konnten so aufgefaßt werden, als lüge ein freiwilliger Akt jener Frauen vor: nein sie wurden zwangsweise entfernt, „weil niemand den Engländern zumuthen könne, die Frauen und Kinder von solchen Leuten zu füttern, die gegen sie fechten". Daily Expreß rühmt sogar, daß diese barbarische Maßregel — )ie Army and Navy Gazette nennt sie eine „humane" — Der Krieg um Transvaal. Ueber die Lage auf dem Kriegstheater nach der Waffenstreckung Prinsloos spricht sich die Köln. Ztg. wie folgt aus: Glück für die Engländer, daß durch die Waffenstreckung der Buren unter dem Kommandanten Prinsloo bei Fouriesburg am 28. Juli der auf den angeblich nicht mehr bcfonders kampsfreudigen englischen Truppen lastende Druck etwas erleichtert wurde. Nächst Cronjes Bezwingung ist das die wicht-gste Waffenthat des ganzen Krieges, seit die Leitung in Lord Roberts Händen liegt, wenn sie auch nach den letzten Nachrichten nicht so bedeutend erscheint, da die Zahl der Gefangenen und der genommenen Geschütze jetzt recht niedrig angegeben wird. Immerhin ist jetzt die Hoffnung voiHänden, daß zwei Divisionen im Freistaat und vielleicht noch eine dritte von Bullers Heer dadurch zur anderweitigen Verwendung bald frei werden. Ueber die taktischen Einzelheiten fehlen M knmtW iks Achs IM Wik». Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge richtete der Kaiser an die Königin Margherita folgendes Tele gramm: „Furchtbar erschüttert durch den Tod Deines Königlichen Gemahls, Meines treuen Freundes uw Verbündeten, sende Ich Dir mit der Kaiserin den Ausdruck Unseres tiefsten und innigsten Beileids. Ritterlich durch und durch, güti-, tapfer und treu fiel König Humbert, wie ein Soldat auf dem Schlachtfeld, das Opfer jener teuflichen Bestrebungen, welche die göttliche und menschliche Ordnung zu zerstören trachten. Gott tröste Dich in Deinem namenlosen Schmerz. Er stärke den Arm Deines Sohnes, daß er das Szepter und Schwert führen möge zum Heil seines Volkes für den Ruhm und die Wohlfahrt Italiens. Das An denken Deines verewigten Gemahls wird in Unseren Die Bnrenstreitkräfte dürften sich jetzt noch auf folgende Ziffern belaufen: Unter Christian Botha im Stander ton-Distrikte etwa 10000 Mann, unter Louis Botha nordwestlich von Pretoria etwa 6000 Mann, unter Kommandant Delarey westlich der Hauptstadt etwa 4000 Mann, wahrend General Dewet im Süden vielleicht 6- bis 7000 Kämpfer noch befehligen dürfte. Präsident Krüger hat nach den letzten Meldungen die Stadt Barberton verlassen und sein Hauptquartier nach Watervolander verlegt. London, 31. Juli. Die Uebergabe Prinsloos wirkt hier als große Herzerleichterung, besonders nach der neuerlichen Enttäuschung darüber, daß es nicht gelungen war, die in Sicht befindliche Artillerie und den Troß Bot ms abzufangen. Man hofft, daß dem- nächst Christian Dewet, der bei seinem Versuche, sich durchzufchlagen, mit 1500 Mann, hauptsächlich Kolonialrebellen, den Vaal bei Bredefert erreicht hat, ebenfalls zur Uebergabe gezwungen werde. Seine Absicht, sich Delarey anzuschließen, der Baden-Powell in Rustenburg noch immer in Schach hält, gilt als gescheitert und der Rückzug aus leiner heutigen Stellung als nahezu aussichtslos. durchreisten die ganze Welt. Jedermann weiß, daß das Reisen Geld kostet. Es sind die bekanntesten Anarchisten, welche, verfolgt und flüchtig, sich uns in gleichen Verhältnissen zeigen. Sie haben nicht zu leben, sagen sie, weil die sociale Tyrannei ihnen alles raubt; dagegen reisen sie von Italien nach London, von dort nach Belgien, von Belgien nach Amerika u. s. w., und niemals fehlen ihnen die Mittel dazn. Bressi erscheint noch anormaler. Er kehrt nicht sofort nach Italien zurück, zu der Familie, wo er Unterkunft gefunden hätte, sondern er geht nach Paris auf die Ausstellung wie ein Tourist. Auch sein übiizes Ver halten, seine Beziehungen zu Frauen zeigt, daß ihm niemals Geld fehlte. Er wohnte in guten Hotels und aß und trank gut. Woher kam nun das Geld, da die anar- Bekanntmachung. Sonnabend, den 4 August dieses Jahres, von Vormittags 8 Uhr ab, wird in der Hausflur des hiesigen Rathhauscs (Altstadt) das Fleisch eines nicht bankwürdigen Schweines als mlnderwcrthig in gepökeltem Zustande ü Pfund 50 Pfg. öffentlich unter polizeilicher Aussicht verkauft. Hohenstein-Ernstthal, den 3. August 1900. Aur Htirke'scheu Konkursmasse gehörig sind freihändig im Ganzen zu verkaufen: ein Sopha, ein Tisch, ein Spiegel mit Consol, eine Matratze, ein Küchenschrant, ein Küchenrahmen. Sämmtliche Gegenstände sind so gut wie neu. Die Besichtigung kann Drcsdncrstratze Nr. 48 bei Herrn Bäckermeister Funke erfolgen. Johannes Koch als Concursverwalter. hielt. Das Attentat wäre also auch am zweiten Ans- gang an dem König verübt worden. Der Revolver, der am Boden liegen danfgefunden wurde, gehörte offenbar dem Genossen Bressis an und war von Die chinesischen Wirren Bremerhaven, 2. August. Wieder rollt ein mit Birkengrün reich geschmückter Militärzug nach dem andern bei der Lloydhalle vor. Die frischen Gesichter der jungen Krieger, denen der kecke Strohhut der Seebrigade etwas überraschend Martialisches giebt, blicken dicht gedrängt aus den Fenstern. Wieder zieren die bekannten Kreide-Jnichrifien „Parole China" und andere in immerwährende Wiederkehr die Außen seite der Tiansportwagen; eine spezielle Erfindung von Mannschaften des 3. Ostasiamchen Jnfanterie- Regimenls schaut das Stichwort „Wehe den Zöpfen" zu sein, ebenso das Portrait des alten Schwerenölhers Li-Hung-Tschang in den merkwürdigsten Ausführungen, oft in „eng oeischlnngener" Verbindung mit einem darüber gemalten Galgen und mit Unterschriften der Herzen unauslöschlich bleiben." Die Arbeiter-Colonie Ostia, die dem König ihre Entstehung verdankt, der mit den Arbeitern zwein a' in jeder Woche persönlich alle ihre kleinsten Ange legenheiten besprach, r chtete an die Königin folgendes Telegramm: „Die Ravennatische Arbeiter-Colonie Ostia, verwaist durch den furchtbaren Mord, beweint nieder geschmettert den Tod ihres Vaters, ihres mildthätigen, guten Königs. Die Trauer von tausend verwundeten Herzen lindere den Jammer der gattenberaubten Frau, und der Abscheu der gesammten Welt verfolge ewig den Mörder." Die Nachforschungen nach den Complicen Bressis werden von der Polizei mit großem Eifer fortgesetzt. Insbesondere sucht sie den jungen, blonden Mann ausfindig zu machen, der Breffi nach Monza begleitet hat. Es heißt, daß die beiden Genossen sich als Ver schwörer aufspielten und über reiche Geldmittel ver fügten, die ihnen gestatteten, ein gutes Leben zu führen. Es scheint, daß auch der in Jvrea verhaftete Anarchist Lanner viel Geld hatte und mit Bressi und anderen Anarchisten ein lustiges Leben führte. Die Spuren des Complottes führen nach Amerika und London. diesem weggeworfen worden, als die That vollbracht war. Ein gewisser Possanzini wurde gestern Abend in Ancona verhaftet. Er mast wehen." — Als Bressi nachts nach Mailand in das Gefängnis; des Schwurgerichts überführt wurde und den Wagen bcsticg, rief er den Leuten, die sich in der Nähe befanden, zu: „Seid ruhig, ich werde eher frei sein, als Ihr denkt!" Seine Zelle wird von innen und außen bewacht. Der in Turin verhaftete Anarchist Lanner leugnete nicht seine intimen Bezieh ungen zu Bressi, mit dem er im Juni in Paris war, wo Bressi einer Frau aus Biella den Hof machte. In seiner Wohnung fand man zahlreiche anarchistische Schriften, darunter das Anarchistenlied „La Petroliera". Von dem Mordanschlag Bressis will er nichts gewußt haben. In Syracus wurde der Anarchist Sicco ver haftet. Man fand bci ihm zahlreiche Korrespondenzen mit anderen Anarchisten. Die Besitzerin einer Milch- jandlung in Mailand erkannte nach einer ihr vorge- egten Photographie den Brefsi als einen bei ihr sehr häufigen Gast wieder. Derselbe sei immer in Be gieitung eines vierschrötigen rothhaarigen Menschen gekommen. Wenn mau den Vorhand^ mein di-.ses Man glaubt jetzt auch einen Anhalt gefunden zu haben für den Versuch, das Attentat in Neapel auszusühren. In Ancona wurde der angeblich- Complice Bressis festgenommen. In Prato wurden vier Anarchisten, in Castel Sampietro vier Frauen, darunter die Brugnoli, die Geliebte Bressis, welche im Besitze seiner Photo graphie war, und in Aquila der Anarchist Santini verhaftet. Aus Brefsia wird gemeldet, daß in einer obscuren Osteria Sonntag Nacht ein Streit ausgc- an, daß am Abend der Ermordung des Königs der brachen sei und einer der streitenden Genossen sich Genosse Bressis ebenfalls bewaffnet war und den verabschiedend laut gerufen habe: „Guten Abend, König an einem der beiden Ausgänge erwartete, Freunde! Hoffen wir, daß morgen alle Fmggen halb- während Bressi aber selbst an dem anderen sich auf- o sei eS unnütz, von Wirthschaftspolitik zu reden. Leit wichtiger sei, die Basis der desorganisirten Staatsordnung zu kräftigen und der Regierung hierzu der Givrno eine Art von Identität mit anderen anar-f Motel zu geben. Schließlich plaidirt der ,^Popolo Romano", daß nicht das Schwurgericht, sondern, wie gesetzlich vorgeschrieben, der Senat mit Aburtheilung des Mörders betraut werden solle.