Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000711
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-11
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.07.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Unsere Truppen hatten keine, die der übrigen Nationen nur geringe Verluste. Gestern ist ein amerikanischer Transportdampfer mit 1200 Mann, heute ein fran zösischer mit 1400 Mann und einer Feld-Batterie eingetroffen. London, 9. Juli. Hiesige Abendblätter melden aus Tientsin vom 6. d. MS.: Die Chinesen machten heute früh einen erneuten heftigen Angriff. Die Ver bündeten antworteten mit dem Feuer von drei Zwölf- vfündern vom Kriegsschiff „Terrible" und zwangen Vie Chinesen nach siebenstündigem Kampf, sich zurück zuziehen. London, 9. Juli. DaS Reutersche Bureau meldet aus Tientsin vom 1. Juli, daß am Morgen desselben eine Erkundigung in der Richtung auf die Eingeborenen-Stadt durch eine vereinigte Truppe von Engländern, Russen, Amerikanern und Japanern, in ungefährer Stärke von 1200 Mann unternommen wurde. Diese Streitmacht stieß auf beträchtlichen Widerstand von Seiten kleiner Abtheilungen des -Feindes, welche jedoch leicht vertrieben wurden, ob wohl sie der ersteren einige Verluste beibrachten. Es wird gemeldet, daß sich 18000 Boxers außerhalb der Westthore der Stadt befinden. Unter den Chinesen in der Stadt soll beträchtliche Uneinigkeit herrschen. Täglich kommen Verstärkungen für die vereinigten Truppen an, aber die Lage ist in keiner Weise frei von Besorgnissen, da jede Nachricht über die Beweg ung der Chinesen fehlt. Lovdou, 9. Juli. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Tientsin vom 2. Juli gemeldet: 340 Mann französische Marine-Jnfanterie, mit 6 Gebirgskanonen und einigen anamitischen Truppen, sind gestern Abend hier angekommen. Ein Bote, der gestern hier eintraf, erklärte, er habe beobachtet, daß ein chinesischer Gene ral mit 10000 Mann nach Tientsin vorrücke und zwar sei derselbe 30 Meilen von Tientsin gewesen. Der Bote meldet auch das Vorrücken des Generals Sung, mit zahlreichen Truppen, ebenfalls in der Richtung von Peking auf Tientsin. Wien, 9. Juli. Laut einer vom Komman danten der „Zenta" eingegangenen telegraphischen Meldung sind in Taku bisher 20 000 Mann an Land gesetzt worden, welche für Tientsin und Taku genügen. — Die Kaiserin habe Peking verlassen. Berlin, 8. Juli. Vom Ches des Kreuzer geschwaders ist aus Taku nachstehendes Telegramm vom 7. d. Mts. eingegangen: „Habe gestern einge troffene deutsche und belgische Flüchtlinge aus Tien tsin, 16 Frauen, 9 Kinder, 16 Männer, mit Geschwader dampfer nach Nagasaki gesandt. Nach Mittheilung vom 2. d. Mts. aus Tientsin ist das Befinden aller Verwundeten gut. Nach Tientsin ist noch immer nur der Wasserweg offen." Seine Majestät der Deutsche Kaiser sandte fol gendes Telegramm an den Präsidenten McKinley: Für Euerer Excellenz warme Worte der Theil- nähme an der Ermordung Meines Vertreters in Pe- king spreche Ich Meinen aufrichtigsten Dank aus. Ich erkenne darin den gemeinsamen Pulsschlag der Inte ressen, welche Kulturvölker miteinander verbinden. * * * Zur diplomatische« Lage. Es stellt sich täglich klarer heraus, daß England wirklich, da es wegen des Krieges in Süd-Afrika außer stände ist, stärkere Truppenmassen nach China zu werfen und andererseits eine Festsetzung Rußlands m China befürchtet, in der That den Vorschlag ge macht, ein Jnterventions Mandat an Japan zu verleihen. Daß Japan selbst hiermit einverstanden war und ist, liegt auf der Hand, denn die Vorbedingung des Man dats sollte die sein, daß Japan völlig freie Hand in China erhält. Es war aber ebenso natürlich, daß die anderen Mächte, und zwar in erster Reihe das in China am meisten interessirte Rußland, aber auch Deutschland und Frankreich, auf einen so gefaßten Vorschlag nicht eingehen konnten. Denn wenn die Mächte den Japanern ein Mandat in dem Sinne Englands übertragen hätten, so würden sie selbst in China für immer abgedankt haben. Davon konnte natürlich nicht die Rede sein, und allem Anschein nach ist jetzt der japanische oder englische Vorschlag erheb lich modifiziert worden, und zwar derart, daß Japan mit den anderen Mächten vereinigt vorgeht, aber ver- hältnißmäßig größere Truppenmassen sendet und da für bestimmte Konzessionen in Bezug auf die spätere Gestattung der Dinge in China erhält. Ueber die letzte Sitzung der französischen Abge ordnetenkammer ist zu berichten: In Beantwortung einer Anfrage über die chinesische Angelegenheit führt der Minister des Aeußern, Delcasse, aus, Japan habe ausdrücklich seine Bereit willigkeit ausgesprochen, mit den Mächten Hand in Hand zu gehen und nichts ohne dieselben zu thuu. Frankreich habe Japan mitgetheilt, daß es mit Freude Japan seine Bemühungen der gemeinsamen Sache widmen sehen würde. Was die Frage des Kriegs- zustandes betreffe, so fragt Delcasse, wem man denn den Krieg erklären solle. Die kaiserliche Regierung scheine weggefegt oder befinde sich in der Gefangen schaft der Meuterer, aber die Vicekönige schienen den Führern des Ausstandes nicht zu gehorchen. Delcasse weist hierauf hin auf die Gefahren, welche eine offizielle Kriegserklärung für die Europäer in China haben würde. Andererseits könne die Kriegserklärung nicht ein isolirter Akt einer Macht sein und Frankreich habe keinen Grund, eine Initiative zu ergreifen, welche glauben mache könnte, es habe hierbei besondere Hinter- gedanken, die aber nicht existirten. (Beifall.) Was das Schicksal der Gesandtschaften in Peking betreffe, so sei keinerlei amtliche Mittheilung eingetroffen. Delcasse erinnert hierauf an die Depesche des fran zösischen Konsuls in Schanghai, welche die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking bestätigt, und sagt, man müsse sich in Hochachtung neigen vor diesem Opfer seiner Pflichttreue. (Beifall.) Hierauf spricht Delcasse von einer Depesche, aus der hervorgeht, daß am 25. Juni der französische Gesandte und seine Gemahlin noch am Leben gewesen seien und hebt Pichons Verhalten rühmend hervor. (Beifall.) Delcasse spricht sodann von dem Entsatzversuche Seymours und sagt, die militärischen Führer hätten jetzt erklärt, nicht Vorröcken zu können bevor sie genügende Verstärkungen ei holten hätten. Dian hätte in Peking ebenso handeln miissin, wie in Mnnan, und er habe selbst in dieser Beziehung den Mächten Vorstellungen gemacht, aber die Lage habe sich jetzt geändert. Die Regierung fei durch einen Aufstand beseitigt worden, einen Aufstand, der nur der Gewalt weichen werde, und dieser Gewalt handle eS sich zuzuwenden. (Beifall.) 4000 Fran zosen seien bereits abgegangen, 4000 andere würden vor dem 20. Juli abgehen (Beifall), andere würden je nach Bedarf folgen. Zunächst müßten in Cochin- china die nach Taku entsandten Truppen ersetzt werden, auch seien Maßrebeln getroffen worden, damit die Flotte in China m einer Frankreich würdigen Weise vertreten sei. Frankreich beabsichtige nicht, irgend eines seiner Rechte aufzugeben (Beifall), aber diese Rechte könnten gegenwärtig nicht von den Rechten der anderen Mächte getrennt werden. Delcasse betont nochmals die Nothwendigkeit eines einigen Vorgehens der Mächte und erklärt, daß diese Einigkeit bestehe. Der Minister schließt mit der Bitte, die Kammer möge der Regierung freie Hand lassen, unter ihrer eigenen Verantwortlich keit zu handeln; seiner Zeit werde die Regierung die Kammer ersuchen, sie von ihrer Verantwortlichkeit zu entbinden. (Lebhafter Beifall.) Yokohama, 9. Juni. Es sind die strengsten Maßregeln zur Geheimhaltung verfügt worden, um das Bekanntwerden der japanischen Rüstungen zu Lande und zu Wasser zu verhindern. Die Blätter erklären, falls die Ausländer in Peking umkämen, so könne Japan nicht von jeder Schuld freigesprochen werden. Die Regierung hat beschlossen, die Streit kräfte in China sofort auf die Stärke von 25 000 Mann mit 5000 Pferden zu bringen. Eine Anzahl ver wundete Deutsche und Engländer sind hier eingetroffen. * , * Zur Bemannung des bei Taku eroberten chinesi schen Torpedokreuzers werden 80 Mann von der Torpedoabtheilung entsandt. Mit der Führung der nach China abgehenden Cavallerie ist Oberstleutnant von Arnstedt, Comman- deur des braunschweigischen Husaren-Reziments, beauf- tragt worden. Kiel, 9. Juli. Gestern Nachmittag fanden in der Garnisonkirche zahlreiche Trauungen von nach China ausziehenden Marine-Unteroffizieren statt, nach dem ihnen durch einen Erlaß des Ministers des Innern Dispens vom Aufgebot gewährt worden war. Außer dem Personal der deutschen Gesandtschaft, deren Mitglieder kürzlich namhaft gemacht wurden, und einem Detachement, bestehend aus einem Offizier und 50 Mann von dem in Kiautschou stationierten Seebataillon, befanden sich zur Zeit des Ausbruchs der Revolte in Peking u. a. folgende Deutsche: die Professoren an dem Kaiserlichen Colleg und der Universität Stuhlmann (Che mie), Coltmann (Anatomie und Physiologie), Bismark (deutsche Sprache), Hans von Bronn (deutsche Litteratur und militärische Taktik); 4 deutsche Beamte bei der Zoll Verwaltung unter Direktor Sir Robert Hart,- die Missio narin Frau Marie Leithauser. Dazu kommen noch die Kaufleute, Industrielle und Beamte der Banken und Eisenbahnen mit ihren Familien. So viel bekannt, be fanden sich in Peking Baronin Ketteler, Lady Macdonald (die Gemahlin des englischen Gesandten) und deren Schwester Fräulein Armstrong, die Gemahlin und Tochter des russischen Gesandten von Giers, die Gemahlin des französischen Gesandten Pichon und Baronesse Anthouard, die Gemahlin des italienischen Gesandten Marquis Sal- vogo Roggi und diejenige des holländischen Gesandten, Knobel, Frau Denby, die Schwiegertochter des früheren amerikanischen Gesandten, Frau von Hanneken, Frau von Rosthorn, Frl. Detrioz, Drew und De Triantrin von der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft, die zur Zeit von Baron von Wahlborn vertreten wird. Frau H. E. King und Frl. Alice Terell von der Pekinger Universität wurden bereits früher erwähnt. Die Gesandten von Amerika (Edward Conger), Spanien (de Cologan), Bel- gien (Joostens) und Japan (Baron Nishij scheinen allein in Peking zu sein. Zu den in Peking Eingeschlossenen gehört auch der Commandant des österreichischen Kriegsschiffes „Zenta", Fregattenkapitän Thomann. Als Anfangs Juni das Detachement von der „Zenta" mit zwei Offizieren nach Peking zum Schutze der dortigen österreichischen Gesandt schaft abging, schloß sich Kapitän Thomann ihnen an, aber nur, um Peking kennen zu lernen. Er hoffte, bin nen einigen Tagen an die Peihomündung an Bord der „Zenta" zurückkehren zu können. Das Detachement traf am 4. Juni in Peking ein, aber wenige Tage später brach der Aufstand aus. Die Eisenbahn wurde zerstört, und Thomann konnte nicht mehr zurückkehren. Er hatte seinen Ausflug nach Peking telegraphisch dem Marine- Obercommando in Wien angezeigt, dies veröffentlichte die Meldung aber nicht, damit nicht bekannt werde, daß der Commandant eines österreichisch-ungarischen Schiffes in einem so kritischen Zeitpunkt seinen Posten verlassen und das Schiff ohne Commando gelassen habe. Der jüngst aus Tsingtau zurückgekehrte deutsche Polizeichef hat den „Münchener Neuesten Nachr." erklärt, daß die Unruhen aus zwei Beweggründen hervorgegangen seien. Es ist eine Bewegung des Volkes sowohl gegen ne Fremden als gegen die Regierung, und die in ihrer eigenen Existenz bedrohte Regierung hat den Fremden haß mit in ihr Programm ausgenommen, um sich selbst zu retten. Der Fremdenhaß als solcher ist auch in dem Benehmen der chinesischen Beamten den auswärtigen Mächten gegenüber in letzter Zeit stark zu Tage zetteten. So hat z. B. Li-Hung-Tschang, von dem man — wohl vollständig vergeblich — die Unterdrückung der Bewegung erhofft, bei seiner Ansprache an die diplomatischen Ver treter gelegentlich des chinesischen Neujahrs in Kanton gegenüber dem Vertreter Frankreichs eine Sprache geführt, wie sie im diplomatischen Verkehr nie Sitte ist, und er hat sich direkt über die Ausbreitung der Franzosen in Südchina in abfälligster Weise geäußert. Der Krieg um Transvaal. Am Kap ist nun die Verbindung zwischen Lord Ro berts und Buller zur Thatsache geworden, und letzterer hat dem Feldmarschall gemeldet, daß in kürzester Zeit die Bahn Prätoria-Durban sunktioniren würde. Wie schon vermuthet, ist in der That in der Gegend von Bethlehem ein Theil der Buren konzentriert und sucht sich in den Vorbergen der Matuti und Drakeketten seiner Haut zu wehren oder auch den englischen Streitkräften möglichst Abbruch zu thun. Erst neuerdings haben in dieser Ge gend wieder Kämpfe stattgefunden Wenn von britischer Seite gemeldet wird, daß alle diese Gefechte siegreich für die Engländer auefielcn, so ist es auf der anderen Seite umsomehr zu verwundern, daß sie trotz aller Erfolge seit angt werden. — Chemnitz, 9. Juli. (K. Landgericht.) Der 1877 in Stollberg geborene, vorbestrafte Geschirr- ührer Friedrich Bruno Haustein aus Hermsdorf kam rach der erhobenen Anklage am Abende des 24. März 1900 kurz vor 8 Uhr mit seinem mit 2 Pferden be- panuten Geschirr auf der Straße von Mittelbach nach Oberlungwitz zu ohne Licht gefahren, als soeben die M d^r Kreuzung der Eisenbahnstrecke Höhlteich-Wüsten- Schank- bez. Tanzerlaubnißgesuch — für den neu- rrojektirten Saal —. — Chemnitz, 7. Juli. Aus einem Grundstück der Beyerstraßc ist heute Vormittag ein Känguruh entsprungen. Das Thier ist in den nahen Kirchwald geflüchtet und konnte bis jetzt noch nicht wieder er- dem April bis jetzt noch nicht Herren des Landes im Oranje-Freistaat geworden sind. Pretoria, 9. Juli. General Buller ist nach einer Besprechung mit Feldmarschall Roberts wieder abgereist. Kapstadt, 9. Juli. Lord Roberts hat den Minengesellschaften mitgetheilt, daß ihre Angestellten frühestens im Monat September nach Johannesburg zurückkehren können. London, 10. Juli. Lord Roberts telegraphirt aus Prätoria von gestern: Der Staats-Sekretär des Oranje-Freistaats Blignant, der Unterstaatssekretär Dickson und der General-Advokat Vantander, sowie das Mitglied des Rathes des Oranje-Freistaates Kupferbürger sind gestern in Heilbronn eingetroffen und haben sich ergeben. Blignant und Dickson sagten, es solle eine Abordnung einflußreicher Beamter den Präsidenten Stejn aufsuchen, um ihn zu überreden, sich zu ergeben. General Hutton wurde gestern in Heilbronn von einer großen Anzahl Buren angegriffen, es gelang ihm jedoch, sie ohne große Schwierigkeiten zurückzuschlagen. Sächsisches. Hohmstein-Ernstthal, 10. Juli 1900 — Im Befinden Sr. Majestät des Königs ist eine stetig fortschreitende Besserung unverkennbar. Schlaf, Appetit und Allgemeinbefinden sind gut. — Heute vormittag empfing der König Se. Excellenz den Staatsminister Dr. von Seydewitz in Villa Strehlen zum Vortrag. — (Rosen fest.) Das zweite Concert der Chemnitzer Militärkapelle im „LogenhauS" gestern Nachmittag war ebenfalls wieder so stark besucht wie das am Sonntag gegebene. Wohl niemand der Er schienenen wurde in seiner Erwartung, eine wirklich künstlerische Musik zu hören, getäuscht; es war eine Stimme des Lobes über diese Darbietungen. Man kann aus dem Programm herausgreifen was man will: Die düstere, ernste Wagnermusik in der „Flie genden Holländer "-Ouvertüre oder das lustige Kom- czaksche Potpourri „Wiener Leben" — die Kapelle entledigte sich ihrer Aufgaben stets mit einer Exaktheit, die auf eine tüchtige Leitung hindeutete. Ganz be sonders jedoch sprachen die beiden Scenen aus dem Jägerleben an, hauptsächlich die erstere, deren Orchester besetzung nur aus Blechinstrumenten (Jagdhörner, Waldhörner usw.) bestand. Durch einige Zugaben quittirte Herr Herz über den reichen Applaus. — Herr C. F. Jäckel, Vorsitzender des RosenvereinS, brachte nach Beendigung des zweiten Theiles unserm König ein freudig aufgenommenes Hoch und verlas die Antwort, welche Se. Majestät für oie gestern ge sandte Begrüßungsdepesche hatte dem Rosenverein zu ¬ dem Publikum, ihnen dadurch zu helfen, daß es auf Pilsener Bier verzichte. Diese Aenderung der Stellung wird nur zu verständlich, wenn man das Verhalten der Pilsener Brauereien kennen lernt, so wie es gestern bekannt gegeben wurde. Der Äor- itzende der Versammlung, Herr Feuerstein, theilte mit, daß er sich im Auftrage seiner Berufsgenossen nach Pilsen gewandt, aber eine abschlägige Antwort erhalten habe, mit der Begründung, daß man den Ocsterreichern doch nicht zumuthen könne, einen deutschen Flottenzoll zu tragen, der für die deutschen Konsumenten bestimmt sei. Würde in Oesterreich ein olcher Flotlenzoll beschlossen, dann würde es sich eder österreichische Biertrinker zu einer besonderen Ehre rechnen, einen höheren Preis für das Bier zu zahlen. Mit diesem Hohn haben die Pilsener Bier- zerren die Frage, die bisher eine rein wirthschastliche war, auf ein anderes Gebiet gespielt und wir denken, . „ ... .... daß das die gute Folgen haben wird, dass das brand und der erwähnten Straße befindlichen Schranken Tschechtubttr jetzt gänzlich ans Deutschland ver- der Eisenbahn für den 8 Uhr 2 Min. in Wnstenbrand woch, den 11. Juli befinden sich u. a. folgende Be- rathungSgegenstände: Die Einziehung eines TheileS des von der fiscalischen Straße in Oberlungwitz ober halb der Poststraße bei dem Förster'schen Grundstücke abzweigenden Fußweges nach dem Logenhause. Vor werks in Oberlungwitz Schankerlaubnißgesuch. Herr- mann's in Oberlungwitz Schankerlaubnißgesuch — für )en Garten. Uhlmanns in Langenchursdorf Dispen- ation in Dismembrationssachen. Hofmanns in Gers- wrf Gesuch um Crlaubniß zum Beherbergen, Krippen etzen und Tanzhalten. Scholzs in Reichenbach Schankerlaubnißgesuch — für die Gartenlaube —. Schettlers in Oberlungwitz Schankerlaubnißgesuch. Gesuch einer Gemeinde um Unterstützung zu Wege bauten aus Bezirksmitteln. Rau's in Langenberg gehen lassen. Eine Rosenpolonaise mit Vertheilung der ausgestellten Rosen leitete zum Balle über, dem bis zu früher Stunde fleißig gehuldigt wurde. — Machte auch der Himmel am Sonntag und Montag nicht immer ein freundliches Gesicht, wie eS eigentlick zu einem Rosenfest gehört — der Rosenverein kann trotzdem mit seinen Erfolgen in diesem Jahre durchaus zufrieden sein. — Im Anschluß an den gestrigen Bericht sei übrigens noch erwähnt, daß Herr Rudolph in Kappel, der allein 750 Stück Rosen ausgestellt, außer anderen Neuheiten auch die Liliputtose in einigen Exemplaren vorführte, ein reizendes Röschen, dessen Blüthendurchmesser nur ca. 1 cm beträgt. — Es regnet vorläufig noch zehn Tage weiter, wenn Prof. Falb Recht behält. Für die nächste Zeit lautet nämlich seine Prognose: 10.—15. Juli: Der kri tische Termin des 12. (1. Ordnung) macht sich durch aus gebreitete, theilweise sehr ergiebige und mit Gewitterstünnen verbundene Regen geltend. Darauf wird es wieder trocken. 16.—19. Juli: Bei normalen Temperaturen stellen sich neuerdings Gewitter mit Regen ein. Sie dürsten sich jedoch meist auf Süddeutschland und Oesterreich beschränken. 20.—23. Juli: wird wieder ziemlich trocken. — Wie uns von Herrn Lehrer Killge, dem Be obachter der hiesigen meteorologischen Station, mit getheilt wird, war die in den letzten 24 Stunden, von gestern zu heute Mittag 12 Uhr, gefallene Regen- menge eine ganz bedeutende; sie betrug 14,1 I. auf ;as Quadratmeter. In der 1. Dekade des Juli über- tieg die gefallene Regenmenge die normale (das sind )1 l.) um 10 I.; eS sind 41 l. gefallen. — Ein vom König! Amtsgericht Penig steckbrieflich verfolgter Handarbeiter wurde gestern Abend im Gasthaus zum Ring durch die hiesige Polizei aufgegriffen und heute Morgen nach Penig transportirt. -j- — Am heutigen Tage, Dienstag, den 10. Juli, trat Herr Sandidat Otto, von Westfalen kommend, sein Amt an hiesiger Schule als Sprachlehrer an. Eine chlichte Feier fand in der Klasse, welcher Herr Otto als Klassenlehrer vorzustehen hat, statt. Herr Director Dietze, als Localschulinspector, wies Herrn Otto in sein einerseits verantwortungsreiches und schweres, anderseits aber auch egensreiches Amt ein, indem er seiner Ansprache die Worte zu Grunde legte: „Ziehe aus deinem Vaterlande, und ich will dich segnen und sollst ein Segen sein!" — Zu dem Thema „Flotte und Pilsener Bier" chreibt die „Köln. Ztg." unter Bezugnahme auf die mitgetheilten Beschlüsse der Berliner Gastwirthe am vergangenen Freitag: „Bisher schienen die Gastwirthe ziemlich geneigt, sich den Forderungen der Pilsener Brauereien ohne Weiteres zu unterwerfen, diesmal aber lehnen sie sich gegen die Pilsener auf und rathen werken, bei denen der Geschäftsgang ein immer noch äußerst flotter ist, und für die Zukunft nach den jetzigen Aussichten auch noch bleiben wird, leicht Be- chäftigung bekommen. — Wernsdorf bei Glauchau, 9. Juli. Im Fieberwahn ist gestern früh gegen 3 Uhr der fett einigen Tagen erkrankte Hausbesitzer Emil Seidel in die an seinen Hof grenzende, ca. 30 Meter tiefe, steil abfallende Schlucht gespmngen und dort noch etwa 50 Meter weiter gelaufen, bis er zusammenbrach. Der herbeigeholte Arzt konnte nur den Tod des Un glücklichen konstatiren. Die Ehefrau hatte vergeblich versucht, ihren Mann festzuhalten. — Glaucha«, 9. Juli. Auf der Tagesord nung der 4. diesjährigen BezirksauSschußsitzung Mitt- schwindet .... Wir hätten wohl gewünscht, daß der Beschluß der Versammlung noch schärfer gelautet und daß man den Herren ihr Tschechenbier kurzer Hand zur Verfügung gestellt hätte. Praktisch wird eS wohl aber auf dasselbe herauskommen, denn die deutschen Biertrinker werden sich sicher nicht dazu herablassen, sich gleichzeitig durch eine unberechtigte Preiserhöhung ausplündern und zugleich noch verhöhnen zu lassen. In der Versammlung wurde dringend angerathen, das Pilsener Bier durch gleichartiges deutsches zu ersetzen. Es scheint uns daher gerade jetzt der Zeitpunkt ge kommen, wo diejenigen Brauereien, die Helles pilsen artig gebrautes Bier Herstellen, sich sofort darum be mühen müssen, die durch die Unverschämtheit der Tschechen frei werdende Kundschaft für sich zu sichern." — Richtig ist, daß viele Biertrinker nur aus alter Ge wohnheit „echtes" Pilsener verlangen und sich gar nicht die Mühe nehmen, die nach Pilsener Art ge brauten Biere einheimischer Brauereien zu probiren. Z. B. braut Herr Henny im nahen Oberlungwitz einen ganz vorzüglichen und vor allen Dingen wohl bekömmlichen Stoff, den unsre Wirthe wohl versuchen sollten, ihren Gästen einmal vorzusetzen. — Mittelbach. Der hies. Schützenverein hatte am Montag anläßlich seiner Sonntag stattgehabten Fahnenweihe noch die Ehre, den Schützenverein Oels- nitz i. E. in Stärke von 55 Mann mit Musik und Fahne begrüßen zu können. Da sich am Nachmittage das Wetter ein wenig aufhellte, konnte von beiden Vereinen, den Festjungfrauen und Frauen noch ein kleiner Umzug abgehalten werden. Auf das Beglück wünschungstelegramm an Se. Maj. König Albert zu Seiner Wiedergenesung ging am andern Morgen die Antwort ein: „Ich oanke den Schützenvereinen Mittelbach und Oelsnitz herzlich für Ihre Beglück wünschung. Albert." — Luga«. Am vergangenen Sonntag begingen die Ev.-luth. Männer« und Jünglingsvereine des Nieder« erzgebirgischen Kreises ihr diesjähriges Kreisfest in unserem Orte. Trotz der Ungunst der Witterung trafen von 2 Uhr an die Vereine von Hohenstein-Ernstthal, Lichtenstein, Oelsnitz, Stollberg, Hohndorf u. a. in ansehnlicher Stärke und z. T. mit exakter Marschmusik bei unserm Gemeinde saal ein, von wo aus sich um 3 Uhr der Festzug aller Vereine, geführt von 2 Bannerträgern und den vereinigten Posaunenchören und unter dem Geläute der Glocken zur festlich geschmückten Kirche bewegte. Die packende, tief, ernste Predigt hielt Herr Pfr. Laube-Oberlungwitz über Matth. 7, 24 ff., den Mitgliedern zurufend: Das Wort des Herm an den Kreisverband „Bau auf den Felsen, baue nicht auf Sand!" Auch durch die vom Kirchen chor stimmungsvoll vorgetragene Motette „Preis und Anbetung" ward der weihevolle Gottesdienst noch ver schönt. Um 5 Uhr begann die Festversammlung. Nach Begrüßung durch den Herrn Kreispräses und längerem Bericht des Bundespflegers Zacharias-Dresden wechselten allgemeine Gesänge in angenehmer Weise ab mit musika- lischen Darbietungen und anderen Vorträgen, unter welch letzteren ein größeres ernstes Deklamatorium des Hohen- steiner Jünglingsvereins, sowie die Ueberreichung eines werthvollen Bildes von einem Mitglieds des Lugauer Vereines und der damit verbundene in einem Königshoch gipfelnde Dank besonderes Interesse erregten. Nachdem dann auch die harmlose Fröhlichkeit der Jugend in einer scenischen Vorführung des Claudiusschen „Wenn Jemand eine Reise thut" zu ihrem Rechte gekommen, schloß der Ortspfarrer, Herr P. Vogel, mit einem ernsten, zu neuer Treue und zur Bewährung des Christenglaubens auch in einem rechten Christenleben eindringlich mahnenden Ab- chieds- und Dankeswort die Versammlung und das ganze chön und anregend verlaufene Fest. Luga«. Daß es mit der Textilbranche jetzt recht chlecht aussehen mag, beweist der Umstand, daß am ver gangenen Sonnabend von einer hiesigen größeren Kamm garnspinnerei ca. 60 Leuten, welche bei derselben theils als Spinner, Fahrstuhlwärter re. beschäftigt sind, leider ihre Arbeit gekündigt werden mußte und sehen dieselben in 14 Tagen ihrer Ablöhnung entgegen. Die hiervon Betroffenen dürften, wenn sie nicht auswärts in anderm Spinnereien Beschäftigung finden, auf den hiesigen Kohlen«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)