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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000710
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-10
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.07.1900
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Nachdruck verboten.) IS. Fortsetzung Fortsetzung folgt. Seine Schwester. Roman von Fanny Stöckert. ladung erfolgt, und zwar sollte eS, da man im Zeichen des Karnevals stand, ein Costümball werden das hatte natürlich viel Ueberlegen und Kopfzerbrechen erfordert, besonders konnte die phantasiearme Flora zu gar keinem Entschluß kommen, bis Carla ihr zu einem Undinencostüm rieth, wobei ihr langes blondes Haar zur Geltung käme. Das leuchtete Flora ein, und sie richtete dann das Costüm so elegant wie möglich her. „Morgen, morgen tanzen wir zusammen," sagte auch Fred, angesteckt von der Lebenslust CarlaS, mit leuchtenden Blicken. hn wohl belehren konnte, warum sie gekommen. Die junge Dame war überhaupt wunderbar ver wandelt, es schien, als hätte eine sanfte Gewalt all die schroffen Ecken und Kanten ihres Wesens abgestreift „Wenn ich nur nicht die Pflichttänze mit Flora n Aussicht hätte, setzte er dann seufzend hinzu, „und ie als Undine, die so gar nichts nixenhaftes an sich jat, es ist doch eigentlich ein Unding." „Ihre einzige Schönheit, ihr langes blondes Haar, ommt aber dabei zur Geltung, bei solchen Gelegen heiten müssen alle Vorzüge ins rechte Licht gestellt werden. Ich werde natürlich auch mein mögliches thun und mich so schön wie möglich machen." Lachend setzte sie das kokette Pelzmützchen vor dem Spieg l auf in dem kleinem Vorraum, in welchem die Unterhaltung stattfand. „Auf Wiedersehen, morgen Abend!" rief sie, in dem sie die Treppe kinunter eilte. „Ich freue mich auf. diefeu Ball, wie ein Kind auf Weihnachten!" Fred trat in das Wohnzimmer, noch stand ihm Carlas strahlendes Gesicht vor Augen, und Flora, die da im fahlen Licht des Wintertages am Fenster saß, erschien ihm heute nüchterner und uninteressanter denn je. „Meine Zeit ist nun bald abgelaufen," begann Flora die Unterhaltung, „ich bekam heute Briefe von zu Haus, nächste Woche werde ich zurück erwartet." - Forschend sah sie zu Fred auf, Welten hätte sie dar ¬ um gegeben, hätte feine Miene Bestürzung oder wenigstens etwas Bedauern ausgedrückt, aber sie spähte vergebens. „Wie schnell die Zeit vergangen ist", kam eS so gleichgiltig von seinen Lippen, und nun erinnerte er sich plötzlich seiner Schwester, die auf dem einsamen Gute alle Jugendfreuden entbehren mußte. „Melitta wird sich freuen, wenn Du zurück kommst und ihr von uns erzählst," fuhr er fort, „später wird sie die Freuden der Residenz auch ein mal kennen lernen." zu ihr darüber aussprach. „Es wird nichts helfen, sie werden die holde Cousine doch dereinst heimführen müssen", neckte sie hn. Fred aber war nicht aufgelegt zu solchen Neckereien, finster blickte er auf die junge Dame, die heute in dem dunklen Sammtkleide einen etwas andern Anblick bot, als an jenem Abend, wo sie sich ihm gegenüber als Samariterin aufspielte. „O, Carla, daß ich Ihnen noch nichts, noch gar nichts bieten kann, aber ich will fleißig sein, mein Examen so bald wie möglich machen." „Denken wir nicht an die Zukunft, Fred, nur die Gegenwart ist unser!" versetzte Carla, „und die ist schön, meine ich, und morgen, morgen Abend tanzen wir zusammen." Glühende, fiebernde Lebenslust strahlte ihm aus ihren dunklen Augen entgegen. Es war ein Ball in einer reichen vornehmen Familie, wo Flora verkehrte, sie hatte Carla dor eingeführt, und auch Fred hatte seinen Besuch dort machen müssen. Bald darauf war dann die Ballein- Er war sehr fleißig gewesen seitdem, ach nur erst das Examen gemacht, dann wollte er ihr den festen Boden einer sorglosen Existenz schon verschaffen. Daß er seiner Mutter und Melitta den Himmel auf Erden nach seinem Examen verheißen, daran dachte er längst nicht mehr. Bei seiner Heimkehr fand er die Justiz- räthin sehr aufgeregt und in großer Thätigkeit, ein Brief von Flora war angelangt, in welchem sie sich ür den nächsten Tag anmeldete einen Gast aber in olcher beschränkten Häuslichkeit aufzunehmen, das er- ordert nicht wenig Ueberlegung. „Flora ist garnicht anspruchsvoll", tröstete Fred die Mutter, während er selbst mit Hand anlegte zu den verschiedenen Arrangements, die diese schon in An griff genommen. „Mach Dir nur gar keine Sorgen weiter" fuhr er fort, „essen können wir schließlich aus dem Speise- Hause, die Hauptsache ist, daß sich die junge Dame vom Lande amüsirt und dafür werden Fräulein Carla „Ja, sie hat jetzt wenig genug, ich will aber da- ür sorgen, daß sie doch etwas Zerstreuung hat diesen Winter." „Das thu nur," sagte Fred jetzt etwas wärmer werdend, im Grund war Flora wohl ein ganz gutes Geschöpf, nur zu den Mädchen, die geliebt werden, gehörte sie nun einmal nicht. Da sie aber nur bis nächste Woche blieb, wollte er in der kurzen Zeit so freundlich und aufmerksam sein, wie nur möglich, denn vielleicht brauchte er ihre Fürsprache noch einmal sehr nöthig. Das Leven in der Residenz war doch ein sehr kostspieliges, er hatte schon wieder überall Schul den machen müssen, und der Lohengrinanzug, den er sich zu morgen bestellt, kostete eine ganz enorme Summe. Er war ja freilich wunderschön, und seine hohe kräftige Gestalt nahm sich ganz famos darin aus, aber wie er ihn bezahlen sollte, das war ihm völlig schleierhaft. — Durch die sorgenvollen Gedanken aber, die sich ihm da aufdrängen wollten, tönte eine Helle Mädchenstimme: „Morgen tanzen wir zusammen!" l rief sie ihm zu, und diese wenigen Worte bannten > alle trüben Gedanken. und dafür echte Weiblichkeit hervorgezaubert Sie fügte sich so ein in das Heim der Tante und half ihr in der Wirthschaft, wo sie konnte, so daß diese ganz ent zückt von ihr war. „Ich habe eine ordentliche Scheu vor diesem Be- such gehabt, sagte sie zu Fred, und nun ist sie so liebenswürdig, so anspruchslos, daß sie mir beinahe Melitta ersetzt." Fred nickte zerstreut, o, ja, sie war sehr liebens- würdig, und seine arglose Mutter schien nicht zu ahnen, was allein die Triebfeder all der Liebens würdigkeit war. Ihm waren sie eine Qual, diese Liebenswürdigkeiten, ach daß sie nur erst wieder ginge! Carla lachte, als er einmal ganz verzweifelt sich Siichßsches. Hohenstein-Ernstthal, 9. Juli 1908 VttttheUuugen von allgemeinem Interesse werden dankbaren»- zegengenommen uno eventl. honvr'rt.' — Eine garnicht im Verhältniß zur Jahreszeit stehende, beinahe herbstliche Kühle, wohl durch die häufigen Niederschläge herbeigeführt, machte den AuS- flug ins Freie am gestrigen Sonntag beinahe unmöglich; man fühlte sich fast im ungeheizten Zimmer garnicht behaglich. Und dies geschieht im Juli, dem Monat, der nach dem Kalender uns eine ausgiebige Hunds tagshitze bescheeren soll! Für die Heuernte ist die an haltende nasse Witterung recht unangenehm und hinder lich. Am heutigen Vormittag zeigte der „Wärmemesser" 8 Grad an. — Ein für Sonntag geplanter Ausflug des hiesigen Jungfrauenvereins nach Grüna mußte der ungünstigen Witterung wegen ausfallen. — Der Evangelische Arbeiterverein zu Glauchau kam gestern mit dem hiesigen Bruderverein im „Ge- werbehauS" hierselbst zusammen. Ursprünglich be- absichtigten die Glauchauer, im Hüttengrunder Walde einen Gottesdienst abzuhalten, das fortgesetzte Regen wetter verhinderte dies jedoch. Spiegel-Reflektor aus, vor welchem sich ein Rosen bouquet drehte, Herrn August Vieweg gehörig. — Der Wirth, Herr Röhner, hatte für gestern und heute Nachmittag die Naumann'sche Capelle zu Concerten gewonnen, die den vollen Beifall der Zuhörer fanden. Ganz besonders stark war gestern die Betheiligung am Balle. — Wüstenbrand, 8. Juli. Am heutigen Sonntag wurde in unserem Orte das Gustav Adolf- Fest des Bezirks abgehalten. In der schön geschmückten Kirche leitete Nachmittags 2 Uhr ein Gottesdienst die Feier ein. Festprediger war Herr Pfarrvikar Ende aus Kändler, welcher als Schriftwort Lucas 11, 23 gewählt hatte und seinen Ausführungen zu Grunde legte: Hie gut Evangelisch allewege; 1. in un erschrockenem Bekenntniß, 2. in unermüdlicher Arbeit. Nach Beendigung des Gottesdienstes begaben sich die Kirchenbesucher in geschlossenem Zuge nach dem Gast hofe, in dessen Saale die Nachversammlung stattfand. Herr Pfarrer Hemman-Limbach leitete nach einem allgemeinen Gesänge mit einem Gebet die Versammlung ein und dankte zunächst Allen, die sich am Feste be- theiligt und zur Verschönerung desselben beigetragen, und brachte dann das Hauptsächlichste aus den Rechnungen des Vereins für christliche Liebeswerke zum Vortrag. Die Zuwendungen an die einzelnen Theile )es genannten Vereins im abgelaufenen Rechnungs- ahre gestalten sich wie folgt: Heidenmission 744,42 Mark, Judenmission 39,17 M.; Innere Mission 433,70 M., Gustav Adolf-Verein 358 M. und Bibel- verein 100 M. Das Geld ist bestimmungsgemäß ver wendet worden. Im Anschluß hieran beauftragte man zwei Herren aus der Versammlung, Rechnungen und Belege zu prüfen; sodann wurde ein Rückblick gegeben über das Wirken des Vereins für christliche LiebeSthätigkeit seit dessen Bestehen vom Jahre 1888 an. In diesem Zeitraum konnte der Verein die statt liche Summe von 12 243,83 M. für seine Zwecke verwenden. Zum geschäftlichen Theil der Versammlung iemerkt ferner der Herr Vorsitzende, daß ein Antrag des Kirchenvorstandes von Grüna vorliegt, betreffend eine Abänderung des Statuts. Da diese Abänderung aber durch die Generalversammlung, also die heutige Nachversammlung, nicht gut geschehen könne, so wird vorgeschlagen, den Gesammtvorstand deS Vereins, dem 30 Herren angehören, damit zu beauftragen. Diesem Antrag wird einhellig zugestimmt. Endlich erhielr Aerr Pfarrer Auerswald-Wildenfels das Wort zu einem Vortrage: Die Los von Rom-Bewegung in Desterreich. Der Herr Vortragende hat felbst einige Zeit in Böhmen geweilt und schilderte in glühenden Worten die Entstehung und Ausbreitung dieses Re ligionskampfes, konnte auch aus seiner Erfahrung manch' schönes Beispiel von der Glaubenstreue und Aufopferung der Lutherischen in unserem Nachbarlande geben. Regierung und Katholizismus haben Alles aufgeboten, die Bewegung zu unterdrücken, jedoch ohne Erfolg; immer mehr breitet sich die Ueberzeugung aus, daß die reine Wahrheit allein im evangelisch-lutherischen Glauben zu suchen sei. An seinen Vortrag knüpfte Redner die Bitte, die Anwesenden möchten auch in der heutigen Versammlung ihr Scherflein beitragen zur Unterstützung dieses Dranges zum Evangelium. — Es wurde eine Kollekte veranstaltet, und man sah nun, daß der Vortragende nicht in den Wind ge ¬ sprochen hatte. Trotzdem, daß die naßkalte Witterung besonders manchen Auswärtigen abgehalten hatte, dem Feste beizuwohnen, sammelte man 38,29 M; mit der Kollekte nach dem Gottesdienste verfügte man nunmehr über 68,20 M. Diesen Betrag wird der Borstand nach einem Vorschläge des Herrn Pfarrer Auerswald dem Kirchenbau zu Turn bei Teplitz übermittel». Schließlich widmete Herr Pfarrer Kirbach-Wüstenbrand dem Vorsitzenden des Vereins, dem Prediger in der Kirche und dem Redner in der Versammlung herz liche Dankesworte. Ein gemeinschaftlich gesungener Vers von „Ach, bleib' mit Deiner Gnade" be endete die Nachversammlung und damit das Gustav Adolf-Fest. — Mittelbach. Trotz der ungünstigen Witterung hatten sich zur Fahnenweihe der hiesigen Schützen- gesellschast 12 auswärtige Vereine eingefunden. Der Festzug mußte selbstverständlich unterbleiben und die Weihe im Saale des Eckert'schen Gasthauses abgehalten werden. Den Gesangvereinen sei hiermit für die herr lichen freiwillig übernommenen Gesänge als auch dem Herrn Pastor Auerswald für die mit größtem Beifall aufgenommene herrliche Weiherede öffentlicher Dank abgestattet. Die von den Frauen gestiftete äußerst geschmackvolle Fahne ist von Frl. Hertel in Chemnitz gefertigt. Gestiftet wurden dem Verein 2b Nägel, 1 prächtige Fahnenschleife von den Festjungfrauen und 2 Schärpen von den Frauen. Nach dem Weihe akt erfolgte das Schießen der fremden Vereine nach der Gedenkscheibe. Hierbei errang Schützenverein Rabenstein den 1. Preis, Grüna den 2. und Leukers dorf den 3. Preis. Der in beiden Gasthöfen abge haltene Ball für Festtheilnehmer war zahlreich besucht. Montag erfolgte Abholung des Schützenkönigs in Ober lungwitz, Festtafel in Eckerts Gasthaus, Schießen, Konzert und öffentlicher Tanz. — Bernsdorf, 8. Juli. Ganz außerordentliches Leben und Treiben herrschte am heutigen Sonntage in unserem Orte: der Jugendverein beging die Feier seines 50 jährigen Bestehens. Der Verein hatte die Brudervereine der Umgegend dazu eingeladen und diese waren auch sehr zahlreich der Einladung gefolgt. Im Dorfe entlang waren zahlreiche zum Theil sehr hübsche Ehrenpforten gebaut und viele Häuser zeigten Flaggen- und Guirlandenschmuck. Die geladenen Vereine sammelten sich auf dem Festplatze neben dem Gasthofe; leider zwang die unfreundliche Witterung bald zum Rückzug auf den Saal. Nach Einholung der Fahne, der noch lebenden Gründer des Vereins, der Ehrenmitglieder und Festjungfrauen erfolgte der FestaktuS, der nach einer Begrüßung in Gesang, An- prache und Ueberreichung der Geschenke bestand. Alsdann bewegte sich der Festzug durchs Dorf. Am Abend fand Kommers statt mit Vorträgen und Theater. Ein Festball beschließt am heutigen Mon tage das Fest. — Waldenburg, 7. Juli. In einer gestern Abend abgehaltenen Sitzung deS erweiterten Aus schusses für Veranstaltung einer Ausstellung von Alterthümern hierselbst wurde beschlossen, die Aus stellung in der Zeit vom 9. bis 16. September in den Räumen deS Schönburger Hofes zu veranstalten. Zu gleich ist auch die Errichtung eines AltetthumS- museums ir?S Auge gefaßt, in welches diejenigen alter- thümlichen Gegenstände, welche von den Eigenthümern dazu überlassen werden, wenn auch unter Vorbehalt deS EigenthumSrechteS, ausgenommen werden sollen. — In Glaucha« fand am 5., 6. und 7. d. der sächsische Gemeindetag statt. Am Donnerstag Abend fand im Garten des Hotels „Stadt Hamburg" ein Begrüßungscommers statt, bei dem die Eilhardt- sche Stadtkapelle concertirte, während die Glauchauer Liedertafel mehrere Chöre zum Besten gab. Vorher hatte der Vorstand des sächsischen Gemeindetages eine zweistündige Besprechung über interne Angelegenheiten. Am Freitag früh 8 Uhr versammelten sich ca. 100 Theilnehmer des Gemeindetages auf dem Markle. Im Laufe des nun gemeinsam unternommenen Rundganger wurden die Haushaltungsschule mit Ausstellung für Handfertigkeitsunterricht, der Schulgarten (Augustusstr.), das Bürgerheim mit GaSküche, das Stadtbad, die Höhere Webschule, welche die gleiche Ausstellung wie bei deren letztem Semesterschluß veranstaltet hatte, so wie die daselbst befindliche Vorbilder-Sammlung be sichtigt. Die Theilnehmer an diesen Besichtigungen gaben ihrer höchsten Befriedigung über das Geschaute Ausdruck. Gleichfalls eingehend besichtigt wurde die Ausstellung von Plänen städtischer Anstalten im dortigen oder ins Genesungsheim (für Frauen) Frau verw. Pastor Taubert in Hüttengrund. — Oberluttgwttz. Der hiesige Rosen- und Obstbauverein hielt am Sonntag im Gasthof „zum Lamm" sein diesjähriges Rosenfest mit Rosen-AuS- stellung ab, welch' letztere, trotzdem die Witterung der letzten Tage der Entwickelung der Rosen durchaus nicht günstig war, doch als eine wohlgelungene zu bezeichnen ist. Auch der Besuch ließ nichts zu wünschen übrig; gestern, Sonntag, ist die Ausstellung von circa 1000 Personen besichtigt worden. Mit der größten Anzahl ausgestellter Rosen steht wohl Herr Max Heber-Oberlungwitz an der Spitze, im Uebrigen trugen bei die Herren: Herm. Härtel, Louis Mehlhorn, Otto Nitsche, Adolf Fischer, Herm. Schulze, Otto Dörr, Herm. Kunze, Otto Päßler, Joh. Falke, Gustav Neubert, Herm. Neubauer, Eugen Klüglich, Dr. Rossa, Fritz Portack, Otto Nagel, Herm. Schulze II., Aug. Schar schmidt, Louis Wenzel, Herm. Hertel, Louis Klötzer, Moritz Kluge, Bernhard Unger, Herm. Ehrhardt und Joh. Henny. Die Herren Gärtner Ludwig und Härtel waren außerdem mtt einer Anzahl sehr hübscher Topf pflanzen vertreten; recht gut nahm sich auch ein und ich schon sorgen." Er hatte recht, Flora machte wirklich sehr wenig Ansprüche, sie fand das neue Heim der Tante so reizend, so behaglich, daß, wie sie erklärte, man gar keine Lust zum Ausgehen verspüre. „Aber dazu bist Du doch hier, Du willst Dich doch amüsiren in unsrer schönen Residenz," wandte Fred ein. Flora lächelte, und dann traf ihn ein Blick, der — Rosenfest im LogenhauS. Unser Rosenverein hat am gestrigen Sonntag sein diesjähriges Rosenfest, verbunden mtt Ausstellung veranstaltet. : Trotz des den ganzen Tag anhaltenden schlechten ' Wetters war nicht allein aus unserer Stadt, sondern auch von auswärts eine sehr große Zahl von Be- : uchern erschienen. Die Aufstellung der Rosen war : dieses Jahr nicht im Gastzimmer des LogenhauseS, : sondern in einem Pavillon erfolgt, den Herr Weise m sehr geschmackvollem Stil aufder Höhe seines Gartens hatte errichten lassen. Es war auf diese Weise erheb lich mehr Platz in den Gastzimmern geschaffen worden. Die Ausstellung selbst erregte auch dieses Jahr wieder das lebhafteste Interesse. In äußerst geschmackvollem Arrangement, in jeder Farbe und Gestalt waren die herrlichen Kinder Floras zu finden; fast jeder Schritt durch die duftende Ausstellung Lot des Neuen für den Rosen-Liebhaber und Kenner. Als die hervorragendsten Aussteller nennen wir die Herren: C. F. Jäckel, C. R. Hempel, Max Hempel, Ed. Rudolph-Kappel und Gärtner O. Müller-Wüstenbrand. Weitere Collec- tionen hatten geliefert die Herren: Friedensrichter Gruber, Baumstr. Schlechte, Louis Heilmann, Ober lehrer Reichardt, Carl Scheer, Willy Layritz, George Michelet, Constantin Schneider, Arthur Wiedner, Louis Deibel, Paul Semmler, Emil Lohse, Leonhard Gün ther und endlich der Rosenverein selbst. Herr Gärtner Schmidt hatte zwei geschmackvolle Blumenkörbe geliefert und Herr Richard Thomä eine schön geschmückte Statue, die „Flora" darstellend, anbringen lassen. Die Rosen kenner schaarten sich besonders um jene Rosencollection, bei welcher man sich durch die angebrachten Namen der Rosen rasch über die Gattung orientieren konnte. Nach ungefährer Schätzung haben gestern über 600 Personen den Platz besucht. — Nachmittags 5 Uhr gab die Capelle des neuerrichteten Infanterieregiments Nr. 181 zu Chemnitz ein Concert vor „ausverkauftem Hause". Gleich bei ihrem ersten Auftreten ist es dieser Militärcapelle gelungen, allen Zuhörern die beste Meinung von ihrer Leistungsfähigkeit beizubringen. Dies bewies am besten der stetige lebhafte Beifall. — Der Vorsitzende des hiesigen Rosenvereins, Herr Fabrik besitzer Jäckel, stellte im Verlaufe des sich anschließen den Balles in einer Damen-Polonaise dem männlichen Theil der Besucher die „Lebenden Rosen" — die jungen Damen — vor. Da die Tanztust der Jugend durch die schöne Ballmusik wohl ganz besonders an geregt wurde, bedauerte man es allgemein, als die Capelle um Mitternacht endlich „Schicht" machte. — Der heutige Montag bringt nochmals Concert und Ball und die übliche Rosenpolonaise. — Gottes Segen ruht sichtbar auf dem Bethlehem st ist im Hüttengrund. Vor 10 Jahren, im Juli 1890, wurde das Werk in ein paar kleinen gemietheten Stuben im Gasthof begonnen. Im Laufe des Jahrzehnts sind dort unter der rührigen Leitung von ?. Siebenhaar ein Knabenhaus, ein Mädchenhaus und das stattliche Frauengenesungsheim entstanden und ein Erweiterungsbau geht seiner Voll endung entgegen. Im ersten Jahre (1891) wurden n 2 Abtheilungen 29 Kinder verpflegt. Im vorigen Jahre (1899) haben in 5 Abtheilungen 377 Kinder, und zwar 135 Knaben und 242 Mädchen, Aufnahme gefunden. Diese Kinder stammten zum großen Theil aus der Zwickauer Kreishauptmannschast. Chemnitz satte allein 171 schwächliche Kinder zur Erholung ins Stift geschickt. AuS der Glauchauer AmtShauptmann- chaft waren 33 Kinder untergebracht. Im Ganzen jaben seit Gründung der Anstalt bis Ende vorigen Jahres über 2000 Kinder die Wohlthat dieses Stiftes ' genossen. Im Frauengenesungsheim haben im ver gangenen Jahre 189 Frauen und erwachsene Mädchen, bei einem täglichen Verpflegungssatz von 1,40 M., Unterkommen gefunden und erinnern sich dankbar ihres Aufenthaltes im Heim, wie die Worte eines alten Mütterchens bezeugen: „Wenn ich an die schöne Zeit denke, könnte ich weinen, denn in den 71 Jahren habe ich nicht eine so schöne Zeit verlebt." Die Kosten dieser Anstalten sind außer durch die Pflegebeiträge der darin aufgenommenen Kinder und Erwachsenen besonders durch freie Gaben aufgebracht worden. Eine besondere Freude war es für den Vorsitzenden, als ihm für den geplanten Erweiterungsbau im vorigen Jahre von zwei wohlhabenden Freunden der Sache 13 000 M. geschenkt wurden. Die Anstalten bleiben jedes Jahr bis in den Oktober geöffnet. Auskunft wegen Aufnahme ins Stift (für Kinder) ertheilt Pastor Siebenhaar in Breitenborn (Post NarSdorf) sind zu einem längeren, auf dem Lande zu führenden und mit weiten Märschen verknüpften Feldzuge nicht geeignet, da sie auf ihren Schiffen nicht so lange ent behrt werden können und da größere Verluste fiir die Schiffe doppelt empfindlich werden. So ist man für den nun zu führenden Krieg auf Landtruppen an gewiesen. Wir wollen nicht vergessen, daß unsere tapferen jungen Männer einem nicht leichten Feldz uge entgegengehen, denn wenn die europäischen Truppen, die in einigen Wochen dort in genügender Zahl ver sammelt sein werden, auch mit den ungezählten Schaaren der Chinesen wohl fettig werden, so müssen wir doch bedenken, daß unsere jungen Leute noch mit zwei anderen Feinden zu kämpfen haben werden, näm lich mit dem Klima und mit dem Heimweh, welche beide einer Truppe ost mehr Verluste verursachen, als die Waffen des Feindes. Das Klima von Tientsin und vom Norden von China ist meist trocken, hatte Winde wehen im Frühjahr und im Winter; im Sommer herrscht von Mitte Juni bis Mitte September eine glühende Hitze, in welcher der Thermometer auf durchschnittlich 40 Grad Celsius steigt und die von heftigen Regengüssen unterbrochen wird. Im Herbste, Sept, bis Mitte Nov. sinkt die Temperatur auf -j- 18 bis 22 Grad, während der Winter wieder ungemein streng ist und durch schnittlich 15 bis 22 Grad Kälte hat, wobei die Flüsse in der Regel von Dezember bis Ende Februar fest zugefroren sind. Wenn auch das Klima von Tientsin im allgemeinen für den Europäer nicht un gesund ist, so herrscht doch das ganze Jahr hindurch Malaria, und so wird es Hauptaufgabe der Heeres verwaltung sein, den Truppen jetzt schon in hin reichender Zahl Mittel gegen Malaria und sonstige Fieberkrankheiten, sowie eine doppelte und dreifache Anzahl von Aerzten mitzugeben, um gegen diesen schlimmen Feind gerüstet zu sein. Diese Fürsorge ist doppelt nöthig, weil nun die Truppen gerade in der heißesten Zeit ankommen. Es wird sich auch empfehlen, die Truppen mit einem vom Manne zu tragenden Filtrirapparate auszurüsten, wie sie sich im österreichischen Heere bewährt haben. Daß den Truppen ganz besonders warme Winterkleidung mit gegeben wird, dürste selbstverständlich sein. Der andere Feind aller in weit entfernten Gegenden stehenden Truppen aber ist das Heimweh, das mit der Zeit jeden Soldaten befällt, und diesem können wir nur dadurch vorbeugen, daß wir unsere Seepost so vortrefflich als möglich einrichten. * * Bemerkenswerth ist auch eine offenbar inspiritte ' Auslassung der „Köln. Ztg.", in der es heißt, Deutsch lands Interessen in den chinesischen Wirren, die bis her hinter denen anderer Mächte zurückstanden, seien weit nach vorn gerückt und eS sei außer Zweifel, daß für das Verbrechen unbedingte volle Genugthuung ge leistet werden müsse. In welcher Weise diese zu for dern sei, das werde man erst ermessen, wenn man be- ! stimmte Nachrichten habe, war sich in Peking zuge- < tragen. Wenn die weitere Entwickelung der Dinge dem Deutschen Reiche große Opfer auferlege, so müß ten sie gebracht werden. -
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