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WOm-EOHckr TUM Erscheint leben Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchnrsdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Gvgan aller Gerneirrbe-Verrvaltrrirgen der urnliegerröerr Ortschaften. Nr. 154. Sonnabend, den 7. Juli 1900. 50. Jahrgang. Freitag und Sonnabend, den 6. und 7. Juli 190V werden sämmtliche Geschiiltsrüume -es Rathhauses (Altstadt) gereinigt. An diesen Tagen werden nur dringliche, keinen Aufschub duldende Sachen erledigt. Hierzu, sowie zur Entgegennahme der standesamtlichen Anzeige von Todesfällen ist das Wacht- lokal (Zimmer Nr. 9) an beiden Tagen von Vormittag 11 bis 12 Nhr geöffnet. Die Sparkasse ist Sonnabend, den 7. Inti 1900 ebenfalls wegen Reinigung der Geschäfts räume für den Verkehr geschlossen. Hohenstein-Ernstthal, am 30. Juni 1900. Der Stadtrath. Är. Polster. Ter Krieg um Transvaal. Der Krieg in Südafrika kann noch 3 Monate dauern, ja er kann auch noch 6 Monate und noch länger dauern, so heißt es jetzt in vielen England freundlichen Kreisen. Präsident Krüger ist in seinem Muthe nicht schwächer geworden, er setzt den Krieg auch heute noch mit der nämlichen Energie fort, mit der er ihn begonnen hat. Und das Heer des Lord Roberts könnte noch einmal so groß sein, wie es ist, sollte es im Stande sein, die "bald hier, bald dort auftretenden Burcnabtheilungen rechtzeitig abzufassen. In London ist man über diese unabsehbare Ausdehnung Krieges völlig zerknirscht. Die Erfordernisse in Südafrika hindern einmal die erwünschte Macht entfaltung in China; das ist bitter. Ums andere aber ist England noch immer genöthigt, fortgesetzt Ersatz- Mannschaften nach Südafrika zu entsenden, da Tod und Krankheit unter dem englischen Riesenheere furcht bar wüthen. In ganz England ist man daher des Krieges außerordentlich überdrüssig. Die großen Kapitalisten, weil ihre Minen und Diamanten in Sicherheit sind, die Masse des Bölkes, weil nichts Aufregendes mehr passiren kann, die Verständigen, weil sie sehen, daß der Krieg dem Auslande einen unangenehm tiefen Blick in die englischen Karten ge währt hat. Die „Kreuz-Zeitung" meint daher, wenn es den Buren gelänge, noch einige tüchtige Vortheile zu erringen und noch einige Monate hinzuhalten, könne er möglicher Weise noch in zufriedenstellender Weise für sie enden. Der „Daily Telegraph" giebt dem englischen Aerger über das „störrische" Verhalten der Buren in folgenden bitteren und unwürdigen Worten Ausdruck: „Wenn es nicht Thatsache wäre, daß Herr Krüger einer der schlimmsten Tyrannen ist, welche die Welt geschichte jemals gekannt hat, so könnte man ihn be mitleiden, denn es geht ihm augenblicklich sehr schlecht. Er ist doch ein sehr alter Mann, der an den Nieren leidet und jetzt in einem Eisenbahnwaben leben muß. Sein Gepäckwagen ist mit Goldbarren vollgepfropft und er läßt sich durch eine kleine Leibwache von Burghers bewachen, während er erwarten kann, daß seine letzten beiden Armeen, die er noch im Felde hat, ihn jeden Moment im Stiche lassen. Die Trans- vaaler sind des Krieges herzlich müde, und selbst General Botha ist für die Uebergabe, kann aber gegen den Willen des Präsidenten Krüger nichts ausrichten. Aber sobald erst Steijn und de Wet „erdrückt" sind, wird auch Louis Botha andere Saiten aufziehen und sich beeilen, die Armee von Dieben und Räubern loS- zuwerden, die er jetzt noch zu kommandiren hat." Mit dieser häßlichen Tonart steht der „Daily Tele graph" übrigens durchaus nicht allein da; es entspricht eben der jetzt herrschenden Volksstimmnng und zum Theil auch dem Charakter des modernen Engländers, den unbequemen Gegner, wenn man ihn nicht anders fassen kann, auf jede mögliche Art und Weile schlecht zu machen. Einige neue Züge von englischer „Humanität" feien registrirt: Als vor Kurzem von Kap-Holländern eine Vereinigung gebildet wurde, die eine Boykottirung aller von England eingesührten Handelsartikel in Aus- sicht nimmt, riefen die englischen Jingos aus: „Seht ihr, wie die Holländer in der Kapkolonie auch nach dem Kriege den Rassenhaß zu schüren gedenken!" Es wird sich jedoch über den Haß der Holländer Niemand wundern, der John Stuarts Selbstbekenntnisse über englischen Rachegeist in der „Morning Post" gelesen hat. John Stuart ist Kriegsberichterstatter des ge nannten Blattes und beschreibt mit einem thierischen Wohlgefallen die Racheakte, die neuerdings von britischen Truppen gegen die „Rebellen" ausgeführt worden sind. Da lesen wir u. A.: „Was für eine Plünderungsscene das war!... Die Eingeborenen der Umgegend plünderten alle Möbel aus und dann steckte Jemand, der allerdings keinen Befehl dazu hatte, das Haus in Brand. Sie mögen mich viehisch nennen, und wahrscheinlich thun sie das auch, aber ich bekenne trotzdem, daß ich eine seltene Genugthuung, ein leb haftes Erglühen meines Herzens empfand, als ich den Rauch dieses Freudenfeuers zum Himmel aufsteigen sah. Eine Bestie von Rebellen empfing hier den verdienten Lohn." — Dieser selbe Mann, John Stuart, war vor vier Jahren nach dem Jamelon'schen Raubzuge einer der Reform-Gefangenen in Johannes burg und wurde als englischer „Rebell" von Krüger begnadigt, und nun, da er das Haus eines holländi schen „Rebellen" brennen sehen durfte, war dieses schäm- und ehrlose Subjekt „von dem Anblick beinahe zu Thränen gerührt". Aber als Berichterstatter hatte er nicht Zeit, sich seinen Thränen hinzugeben; er mußte weiter eilen, denn „eine andere Farm wurde geplün dert", und obwohl er zu spät kam, um noch etwas Anderes als drei Bündel Heu zu erobern, sc hatte er doch „abermals die Freude, den Rauch des Hauses eines Rebelleu aufsteigen zu sehen." Dagegen erfüllte es ihn mit großer Entrüstung, daß Oberst Mahon dem weiteren Plündern Einhalt gebot, und voll Un- muth gießt er nun seinen Hohn über die gefangenen Feinde aus: „Diese ungekämmten, häßlichen Re bellen!" ruft er aus, „sie waren mir ein Ekel zu sehen, dieses Ungeziefer in Menschengestalt! Man gab ihnen Verpflegungsrationen, als ob sie mit anständigen Kaffern auf dem gleichen Niveau gestanden hätten." — Solchen Ausbrüchen eines niedrigen Empfindens gegenüber zeigen die Buren durch die Art ihrer Kriegführung, namentlich durch die humane Behand lung der verwundet oder rnverwundet in ihre Hände fallenden Gefangenen und durch Schonung des Privct- eigenthums — es sei hier inr an Johannesburg und seine Goldminen erinnert —, daß sie die eigentlichen Träger der Humanität in diesem Kriege sind. London, 5. Juli. Einer Depesche Bullers aus Standerton zufolge iß General Clery, von Greylingstang kommend, gestern mit General Hart, der von Heidelberg kam, am Zuikerboschrandfluß zu sammengetroffen. Er stieß auf seinem Marsche nur auf geringen Widerstand. Die chinesischen Wirren. Die gemeinsame Action der Mächte. Indessen unsere Kriegsschiffe nach dem fernen Osten steuern und andere sich rüsten, ihnen zu folgen, hat unsere Diplomatie wichtige Arbeit, vielleicht die wichtigste, zu ver richten. Für sic giebt es diesmal keine Sommerferien. Ein Blick in die Auslandspresse genügt schon, um zu er kennen, welche dornenvolle Aufgabe ihrer harrt. Während hier alle Künste der Beredtsamkeit aufgebotcn werden, um den Nachweis zu lkfern, daß es das Nichtigste sein würde, Japan mit einer Art von Gcneralmandat auszustatten, wird von anderer Seite der Herstellung einer Anzahl Protektorate der einzelnen Großmächte in China das Wort geredet, die in ihrer letzten Consequenz einer Theilung des chinesischen Reiches selbst gleich käme. Es braucht kaum erst gesagt zu werden, daß die Vertheidigung des ersten Planes vorwiegend von englischen Blättern geführt wird. England, das für die nächste Zeit noch militärisch durch die südafrikanischen Händel gebunden ist, hat aller dings ein Interesse daran, zu verhindern, daß es zu neuen großen militärischen Kraftanstrengungen in China gezwun gen werde. Japan hinwiederum möchte sich dagegen sichern, daß ihm nicht wieder wie nach dem chinesischen Kriege die Früchte seines Sieges entrißen werden. Ira englischen Unterhause erklärte am Dienstag Unterstaats sekretär Brodrick: „Wir haben mit allen Mächten einschließlich Japans in Verbindung gestanden, um alle Mächte zur schleunigen Entsendung von Truppen zu veranlaßen, um die Aus- schreitungen in Peking zu unterdrücken. Wir haben es der japanischen Regierung vollständig klar gemacht, daß wir hofften, sie sei in Folge der Nähe Japans in der Lage, innerhalb weniger Tage eine große Truppenmacht nach China zu werfen als Verstärkung der bereits gelan deten beträchtlichen Contingente. Diese Mittheilung an die japanische Regierung ist vor einiger Zeit erfolgt". Japan hat also der Aufforderung Englands nicht Folge geleistet, jedenfalls weil die anderen Mächte von einem Generalauftrage an Japan nichts wißen wollten. Denn es ist schwerlich anzunehmen, daß der Gedanke, Japan zum Generalanwalt der europäischen Mächte und der Vereinigten Staaten in China zu bestellen, Anklang finden wird, nachdem diese bereits sämmtlich Truppen und Schiffe an die chinesische Küste gesandt haben. Für uns Deutsche wenigstens muß es als ausgeschlossen gelten, daß wir die Sühne der uns angethanen Beleidigung einer dritten Macht überlassen könnten. Nicht anders ist es mit dem Protectoratsvorschlage bestellt, der insbesondere von den französischen Blättern lebhaft erörtert wird. Von derartigen weitgehenden Plänen hat sich die deutsche Po- titik stets fern gehalten. Welche Haltung die englische Regierung, nachdem ihr Plan, Japan gegen Rußland in China auszuspielen, ge scheitert ist, in der chinesischen Frage jetzt einnimmt, geht aus den folgenden Auslassungen des Unterstaatssekretärs Brodrick hervor. Derselbe führte ani Dienstag im eng lischen Unterhause Folgendes aus: Zur Zeit muß unsere Aufmerksamkeit auf die Rettung der Gesandtschaften und die Aufrechterhaltung der Ordnung gerichtet werden. Die Fragen der Politik muffen bei Seite stehen, bis wir sehen, welchen Erfolg die nächsten Tage bringen werden, oder ob wir dem Problem entgegenzutreten haben, daß ein Volk von 100 Millionen entweder im Bürgerkrieg oder wenigstens unbotmäßig gegen die Centralregicrung in Peking ist. Aber alle diese Punkte müssen zurückstehen, alle unsere Thatkrast muß darauf gerichtet werden, den augenblicklichen Anforderungen zu entsprechen. Das Haus wird auch der Meinung sein, daß, um den Forderungen zu entsprechen, der erstrebenswertheste Punkt ist, daß ein vollkommenes Einvernehmen zwischen den Mächten herrscht. Unsere Anstrengungen waren unausgesetzt auf diesen Punkt zerichtet. Bis jetzt Hai vollkommenes Einvernehmen zwi- chen den Mächten geherrscht hinsichtlich der zu unterneh- ncnden Schritte. Frey sagte heute, unsere Sympathie ei erweckt durch die Nachricht von dem Unglück, das Deutschland betroffen. Jene Nachricht hat die Besorgniß peinvoll erhöht, was das Schicksal unseres Gesandten und der anderen in Peking sein möge. Das Rettungswerk ist dringend und es würde behindert werden, wenn eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Mächten auftritt. Wenn das Rettungswerk vollendet ist, dann habe er das Vertrauen, daß die Mächte mit der Zeit ihre Maßnahmen o emrichten werden, daß die Last auf die schuldigen Par teien fallen werde und daß die britische Regierung Alles thun werde, was in ihrer Macht steht, das Einvernehmen zu wahren über die Erfordernisse des gegenwärtigen Augenblicks hinaus und ihren Einfluß in dem Concert in der Richtung auszuüben, daß sie Alles thut, was in ihrer Macht steht, um Alles, was einer Theilung Chinas glei chen könnte, zu vermeiden, die, wenn sie der Ausgang des gegenwärtigen Unheils wäre, ein Unglück für alle Betheiligten sein würde. — Das ist in der Hauptsache derselbe Standpunkt, den die deutsche Regierung den chinesischen Wirren gegenüber einnimmt. Zur politischen Lage betreffs der Chinafrage berichtet der Berl L.-A. auf Grund zuverlässiger Erkundigungen folgendes: Von mehreren Mächten war in der That die Idee angeregt worden, Japan mit einer Mission zu be trauen, Rußland aber gab seine Zustimmung zu diesem Vorschläge nicht, sondern beantwortete das Ansuchen in ausweichender Weise. Hierauf wurde Deutschland nahe gelegt, seinen Einfluß auf Rußland zu Gunsten des Vor schlages geltend zu machen, was aber die Reichsregierung im Hinblick auf die bestehenden guten Beziehungen zu Rußland zu thun ablehnte, weil sie von einem solchen Schritt eben eine ungünstige Rückwirkung auf diese Be ziehungen befürchtete. Aus dem gleichen Grunde hielt sich Deutschland in dieser Angelegenheit ganz im Hinter- gründe und vermied es auch seinerseits, zu dem Vorschlag. Japan ein Mandat zu ertheilen, Stellung zu nehmen. Dies der Sachverhalt, gegen den vom Standpunkt der deutschen Interessen nichts einzuwenden ist. Andererseits zeigt aber diese ganze Anzelegenheit, daß die Mächte bis her nur einig in dem Wunsche sind, das bedrohte Leben ihrer Unterthanen zu retten, falls dies überhaupt noch möglich sei; über die Mittel und Wege aber, wie dies am besten zu geschehen Hube, sind sie noch gar nicht einig, obwohl doch jede Minute kostbar istl Ein Berliner Brief der Politischen Corresponden, führt aus: Wie sich die auswärtige Politik Deutschlands den ostasiatischen Ereignissen gegenüber bisher stets mit Rußland in Fühlung hielt, so wird es auch weiter ge schehen. Auch in der Haltung England gegenüber wird keine Aenderung eintreten; ebensowenig werden die Jnte- reßen der anderen betheiligten Mächte, wie Japan und der Vereinigten Staaten, deutscherseits unbeachtet gelaßen werden. Das Deutsche Reich werde es nicht daran fehlen laßen, zu Gunsten der Fortdauer der Eintracht der Mächte mit allen Kräften mitzuwirken. Das bedeute freilich nicht, daß sich die deutsche Politik bereit finden könnte, die Aus führung der in China gewordenen Aufgabe in fremde Hände zu legen und die Wahrnehmung der ureigensten Interessen und nationalen Pflicht anderen zu überlaßen. Die auswärtige Politik des Deutschen Reiches werde mit allen zulässigen Mitteln auf Wiederherstellung der Ordnung in den betreffenden chinesischen Landestheilen hinwirken, aber thunlichst alles unterlaßen, was eine dauernde Er schütterung der Grundlagen des chinesischen Reiches her beiführen würde. * * Von der New-Dorker Presse wird die entschiedene Sprache des Kaisers Wilhelm bei der Truppenbesich tigung in Wilhelmshaven günstig beurtheilt. Die „Newyork Times" schreibt, die Rede sei keine officielle Darlegung der deutschen Politik, sondern die Aeußer- ung eines Redners, der als impulsiv, ritterlich und sympathisch bekannt sei. Das Wort „Rache" würde zweifellos in einer sorgfältigen amtlichen Erklärung fortgelassen worden sein, doch werde niemand dem Kaiser weniger zugethan sein, weil er das Wort in einer Abschiedsrede gebraucht habe. Der Kaiser habe selbst in der höchsten Entrüstung nicht Krieg verkündet und erkläre sich positiv gegen eine Theilung Chinas. Dies sei ein viele Hoffnung gebender Umstand. Auch Sie Ermahnungen, mit den Anderen gute Kamerad- chaft zu halten, zeugten von feinstem Takte. Die Mahnung, daß der Kampf für die Civilisation gekämpft werde, sei tiefbewegend und anfeuernd und werde in )er ganzen Welt Widerhall erwecken. Der Feldzug im Geiste des Kaisers geführt, werde des erklärten Zieles würdig sein. — Die „Newyorker Tribune" erklärt, unzweifelhaft stimme die Welt dem Racherus des Kaisers zu; doch dürfe die Rache nicht die Ver nunft entthronen, indem China in eine Anarchie ver wandelt werde; dies würde eine der Civilisation un würdige Rache sein. Die Rache dürfe sich nur gegen )ie Kaiserin und ihre Leute, gegen die Tartarenherr- schaft richten, nicht gegen daS chinesische Volk. — „Newyork Herald" verweist auf die amtliche Erklär ung, wonach die Vereinigten Staaten nicht im Kriege mit China leben und betont, daß England eine ähn liche Haltung einnehme und meint, der deutsche Kaiser habe, obgleich er das Wort „Krieg" gebrauche, nament lich gesagt, daß die deutsche Flagge vereint mit den Flaggen der anderen Mächte auf den Wällen Pekings wehen müsse. Die Stellung Deutschlands sei daher dieselbe wie die der Vereinigten Staaten. — Die „World" sagt, des Kaisers Worte seien keine leere Drohung. Wenn die Pekinger Berichte zutreffen, sei es Amerikas Pflicht, mitzuwirken, um die Mörder zu bestrafen und China zu zwingen, sich der Civilisation zu fügen. Wenn hingegen etwas geschehen sollte zur Rache durch Unterjochung und Zerstückelung Chinas, so müßten die Vereinigten Staaten das den europä ischen Mächten und Japan überlassen. Das ganze nördliche China, mit Ausnahme der nördlichsten mandschurischen Provinzen, scheint im Aufstand zu sein und rüstet sich zum Kampfe gegen die Fremden. Der heilige Krieg ist so gut wie er klärt, eine feste Regierung scheint es nicht mehr zu geben. Prinz Tuan hat seine Schaaren bei einander und auf die Meldungen über das fremdenfreundliche Verhalten einiger Vizekönige ist nicht viel zu geben. Unter den Äugen Li-Hung-Tschangs, vielleicht in seinem Auftrage, werden Erlasse der Kaiserin-Wittwe in Kanton angeschlagen, die zur Vernichtung der Aus länder auffordern. Und bei alledem kein Hoffnungs trahl über die Fortschritte der Truppen der Ver- iündeten. Ja, an Rückzug denkt man schon; zudem ieginnt die Regenzeit! Nach englischen Sensations- ilättern sollen sogar die europäischen Truppen in der Stärke von 10000 Mann unter Befehl des russischen General-Majors Stoessel bei Tientsin von den Chinesen umzingelt sein, die ihm den Rückzug ab- eschnitten haben. Die Chinesen haben die Brücke ber den P i-ho zerstört. Bei den Menschenmassen