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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000714
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-14
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.07.1900
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nichts zu melden. Kein Tag vergeht ohne neues Ge fecht; jüngst war General Hutton der Angegriffene. Natürlich wurden die Buren „zurückgeschlagen". Zu rückgeschlagen werden sie stets; merkwürdig nur, daß Loro Robert trotz alledem nicht vorwärts kommt. Die Londoner Blätter ereifern sich über die angeb lich schlechte Behandlung der soeben über die Grenze entsandten 800 englischen Gefangenen. ES heißt, daß diese ihrer Uniform beraubt und mit zerrissenen Burenkleidern halb verhungert über die Grenze ge- jagt seien. Die Kriegsmüdigkeit tritt sowohl beiden Eng ländern, wie bei den Buren immer deutlicher hervor. Bei den Engländern erklärt sie sich aus der gefähr lichen Zuspitzung der Verhältnisse in Ostasien, bei deren Regelung sie nicht den Einfluß geltend machen können, den sie auSzuüben im Stande wären, wenn sie den Krieg gegen die Buren zum Abschluß gebracht hätten. Daß sie noch immer nicht so weit gekommen sind, vielmehr nach Lord Roberts Ansicht sich einer Lage gegenüber befinden, die die Zurückziehung selbst kleiner Truppentheile aus Südafrika zur Verwendung in Ostasien ausschließt, hat in der englischen Bevölkerung eine sehr verdrossene Stimmung erzeugt, die von Zeit zu Zeit selbst in Anklagen gegen den noch vor Kurzem allgemein begeistert verehrten Feldmarschall ihren Aus druck findet. Lord Roberts ist wohl in der letzten Zeit wiederholt in der Lage gewesen, nach London über kleinere Erfolge gegen die Buren zu berichten, aber er täuscht sich wohl selbst nicht darüber, daß er damit im Grunde keinen großen Fortschritt gemacht hat und dem Abschluß der Feindseligkeiten nicht viel näher gekommen ist. Jetzt bleibt die Sicherung der rückwärtigen Verbindungen Lord Roberts erste Sorge, und die Hauptarbeit seiner Unterbefehlshaber gilt der Abwehr der fast unablässigen Angriffe seiner Gegner auf die Eisenbahnlinie im Freistaat. Lord Roberts selbst sitzt noch in Pretoria und ist zunächst noch außer Stande, die Operationen nach Osten, wo sich die noch vorhandenen Streitkräfte der Buren unter Botha befinden, ordentlich im Gang zu bringen. Unter diesen unerfreulichen Umständen, deren Gewicht sich durch die Unmöglichkeit, vor dem Monat September die Thätigkeit in den Minen wieder aufzunehmen, noch bedeutend erhöht, wird man in London sicherlich mit Ingrimm von der folgenden Meldung Kenntniß nehmen: „Ach ded««re, melde« r« müsse« —" London, 13. Juli. Feldmarschall Lord Roberts meldet telegraphisch aus Pretoria vom 12. ds. Mts.: Die Buren machten gestern einen entschlossenen Angriff auf unsere rechte Flanke, nnd ich bedanre, melden zu müssen, daß es ihnen gelang, sich Nitralsneks zu bemächtigen, welches von einer Schwadron grauer Schotten, 2 Geschützen und 5 Compagnien des Lincolnregiments besetzt war. Die Buren griffen bei Tagesanbruch mit überlegenen Streitkräften an, nahmen den Hügel, welcher den Paß beherrscht und eröffneten ein mörderisches Gewehrseuer auf die kleine Besatzung. Nitralsnek liegt etwa 18 Meilen von Prätoria an der Verbindungslinie mit Rustenburg. Der Kampf dauerte den ganzen Tag über. Ich sandte Verstärkungen, aber bevor dieselben eintrafen, war die Besatzung geschlagen. Die beiden Geschütze und ein großer Theil der schottischen Schwadron fielen in die Hände des Feindes, weil die Pferde der Unfrigen erschöpft waren. Außerdem machten die Buren 90 Gefangene vom Lincolnregiment. Die Verlustliste liegt mir noch nicht vor, doch fürchte ich, daß sie bedeutend ist. In derselben Zeit wurden unsere Vorposten bei Derdeport angegriffen. Das 7. Gardedragonerregiment hielt mit großer Geschicklichkeit den Feind im Schach. Ich zog darauf Reserven zurück und würde vielleicht keine großen Verluste gehabt haben, wenn ich nicht eine Abtheilung Burentruppen, die in einem Gehölz versteckt war, für unsere Mann schaften gehalten hätte. General Smith-Dorrien hat den Buren bei Krügersdorp starke Verluste beigebracht. General Buller hat nach kurzem Gefecht die Buren, welche die Bahnlinie bei Paardekraal zerstörten, zurückgeschlagen. London, 12. Juli. Einer „Reuter"-Meldung aus Pretoria vom 10. Juli zufolge hat der Erfolg Pagets und Clements bei Bethlehem die Friedens- aussicbten beträchtlich gebessert. Alle Mitglieder der Regierung Stejins, ausgenommen Stejin selbst, haben sich jetzt ergeben. Man gestattete ihnen, mit Stejin in Verbindung zu treten; sie haben ihn bereits auf die Nutzlosigkeit der Fortsetzung des Kampfes hinge- wiesen, der nur Blutvergießen verursache, ohne der Burensache entsprechende Vortheile zu bringen. Die Buren in Pretoria erklären, Dewett habe einen feier- lichen Eid geleistet, daß er sich niemals ergeben werde. Jedoch fange er an, die Unbilligkeit, das Leben seiner Leute seinen persönlichen Wünschen zu opfern, einzu sehen. (Diese angebliche Kriegsmüdigkeit der Buren ist natürlich nur der Wunsch der Engländer). (Ein Seufzer.) Präsident Krüger las in der Zeitung, daß in London eine internationale Konven tion zum Schutze der jagd- und fangbaren Thiere Afrikas unterzeichnet wurde. „Ach", seufzte er, „warum ist der Bur nur ein Mensch!" GSchftsches. Hohenstein-Ernstthal, 13. Juli 1900 MtttheUuugen von allgemeinem Interesse werden dar»'bar ent. zegengenommen uno eventl. honürttt. — Der Kreisausschuß der Kgl. Kreishauptmannschast Zwickau hielt am 11. d. M. eine Sitzung ab. In der selben kamen auch zwei die Stadt Hohenstein Ernstthal berührende Angelegenheiten zur Berathung. Es wurde die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit auf die Stadtgemeinde Hohenstein-Ernstthal durch Herstellung einer großen Wölbschleuse am Bahnhofe und deren Weiterführ ung bis zur Goldbach genehmigt. In der Verwalt ungsstreitigkeit zwischen den Ortsarmenverbänden Hohen stein-Ernstthal und Chemnitz wegen Erstattung der Unterbringungskosten für den Knaben Friedrich Max Kleber aus H-hcnstein-Ernstthal wurde die Klage kosten pflichtig abgewiesen. — Im Herbst 1901 wird eine größere Anzahl tropendienstfähiger Dreijährig-Freiwilliger für die Be satzung von Kiautschou zur Einstellung gelangen. Ausreise: Frühjahr 1902. — Heimreise: Frühjahr 1904. Bauhandwerker (Manrer, Zimmerleute, Dach decker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner u.s.w.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider u.s.w.) werden bei der Einstellung bevorzugt. Die Mannschaften erhalten in Kiautschou neben der Löhnung und Verpflegung eine Theuerungszulage. Bewerber, von kräftigem und mindestens 1,67 m großem Körperbau, welche vor dem 1. Oktober 1882 geboren sind, haben ihr Einstellungsgesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein entweder: dem 1. Seebataillon in Kiel: zum Diensteintritt für das 3. Seebataillon, oder dem 2. Seebataillon in Wilhelmshaven: zum Diensteintritt für das 3. See bataillon und die Marinefeldbatterie, oder der 3. Ma- trosenartillerie-Abtheilung in Lehe: zum Diensteintritt für das Matrosenartillerie-Detachement Kiautschou (Küstenartillerie) bis spätestens Ende Februar 1901 einzusenden an die Kaiserliche Inspektion der Marine infanterie. — Die Frage, ob der Adressat eines Geldbriefes gegen die Postanstalt nach Ankunft des Geldbriefes am Bestimmungsorte einen Anspruch aus Auslieferung hat, hat das Reichsgericht verneint. In 8 35 der Postordnung ist bestimmt, daß der Absender einer Postsendung dieselbe zurücknehmen kann, so lange die Sendung dem Empfänger noch nicht ausgehändigt ist. Diese Bestimmung kann ihrem Wortlaut nach nur dahin aufgefaßt werden, daß für die Postanstalten eine Klageerhebung des Empfängers nicht die ihm in den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches über das Frachtgeschäft beigelegte Bedeutung haben, der Absender vielmehr bis zur Aushändigung des Gutes an den Empfänger rückforderungsberechtigt sein soll. Der Empfänger kann daher nicht mehr durch Klageerhebung den Rückforderungsanspruch des Absenders beseitigen und die Post bleibt auch nach einer etwaigen Klage erhebung verpflichtet und berechtigt, dem Absender auf dessen Begehren die Sendung zurückzugeben, wie sie auch diesem allein für Verlust und Beschädigung hastet. Aus dieser Gestaltung des Rechtsverhältnisses der Post zum Absender muß gefolgert werden, daß das posta lische Sonderrecht einen selbstständigen Auslieferungs anspruch des Empfängers überhaupt nicht hat an erkennen wollen. — Gersdorf. Am 13. dss. ist bei dem hie sigen Postamt eine öffentliche Fernsprechstelle in Be trieb genommen worden. Eine Uebersicht des Sprech bereichs und der zur Erhebung kommenden Gebühren sätze kann im Schaltervorraum eingesehen werden. — Mittelbach. Da infolge der ungünstigen Witterung die für den 1. und 2. Juli anberaumte Rosen ausstellung nicht abgehalten werden konnte, soll diese nun nächsten Sonntag und Montag abgehalten werden. — Zu der in Sachsen vorzunehmenden Zählung der Obst bäume haben sich mehrere Mitglieder des Rosenzucht- und Obstbauvereins freiwillig gemeldet, die Zählung im hiesigen Orte zu übernehmen. — Luga«. In unserem Orte ist seit längerer Zeit der Mangel an Wohnungen ein derartig großer, daß, wenn nicht bald eine Aenderung hierin getroffen wird, die reine Calamität daraus entstehen muß. Baut Jemand ein neues Haus, gleich sind alle Wohnungen weg, ehe nur überhaupt ein Spatenstich gethan wird; so liefen bei einem hiesigen Bauunter nehmer, welcher nur Andeutungen gemacht hatte, daß er bauen wolle, über 60 Anfragen ein. Es ist des- jalb kein Wunder, wenn die Preise der Wohnungen in letzter Zeit ganz rapid steigen. In unserem Lugaju wäre daher den Kapitalisten äußerst günstige Ge legenheit geboten, ihr Geld höchst nutzenbringend an zulegen. — Im oberen und unteren Ortstheile zeigt ich unserer Einwohnerschaft die elektrische Leitung in hrer neuen, schmucken Ausführung, und Hunderte von Händen sind eifrig bemüht, auch den mittleren Theil unseres Dorfes mit der neuen Leitung zu versehen, so laß in kürzester Zeit die ganze Neuanlage, welche dem Anscheine nach mit großen Geldopfern verknüpft ist, fertig gestellt werden dürfte. — Limbach. In der letzten Stadtverordneten sitzung kam auf Anregung des Stadtv. Rittberger auch das Unwesen des sog. Gutscheinhandels zur Sprache. Bürgermeister Dr. Goldenberg verlas eine ihm auf eine diesbezügliche Anfrage zugegangene Zuschrift der Staats anwaltschaft Chemnitz und die an den Rath gelangte Verordnung des Ministeriums des Innern, aus der her- vorgeht, daß nach Lage der jetzigen Gesetzgebung gegen den Gutscheinhandel nicht eingeschritten, daß aber Erwäg ungen darüber stattfinden, wie im Wege der Reichsgesetz gebung hiergegen eingeschritten werden kann, daß ferner Diejenigen, die Gutscheine außerhalb ihres Wohn ortes vertreiben, ohne im Besitze eines Wandergewerbe cheines zu sein, mit Strafe belegt werden können und durch die den Polizeibehörden anheim gegeben wird, das Publikum warnende Bekanntmachungen zu erlaßen. Der Herr Bürgermeister bemerkte hierzu, daß der Stadtrath den Erlaß einer solchen Bekanntmachung beschloßen habe, daß aber weiteres zur Zeit nicht geschehen könne, wenn gleich dem Gutscheinhandel besondere Aufmerksamkeit poli zeilicherseits in der Richtung werde gewidmet werden, daß das, was feiten der betr. Geschäftsinhaber versprochen, auch thatsächlich gehalten werde, Stadtv. Rittberger dankte für die eingehenden Darlegungen und bemerkte, daß es ihm namentlich mit auf die inzwischen rathswegen beschloßene warnende Bekanntmachung bei seiner Anreg ung angekommen sei. — Limbach, 11. Juli. Wie hier nachträglich bekannt wird, hat das furchtbare Brandunglück in Hoboken auch aus der Stadt Limbach ein Opfer gefordert. Der hier geborene 25 jährige Sohn des bei der Firma Conradi u. Friedemann bediensteten Maschinenmeisters Clemens Friedemann war beim Norddeutschen Lloyd als Monteur angestellt, und als solcher auf dem mitverbrannten Dampfer „Saale" beschäftigt. Der Verunglückte beabsichtigte, sich Mitte Juli zu verheirathen und hatte nur wenige Tage vor dem Brandunglück seinen Eltern in einem Brief über fein Wohlbefinden Nachricht gegeben. Bald darauf erhielten diese die Nachricht, daß sich ihr Sohn zur Zeit der Katastrophe auf der „Saale" befunden, und da er leider noch nicht aufgefunden, zu den Ver mißten gehöre. - Kgl. Landgericht Zwick««, 10. Juli. Gegen den wegen Diebstahls einmal vorbestraften Wirthschafts- besitzer Johann Theodor Vieweg in Langenberg bei Hohenstein erkannte das Gericht wegen eines vollendeten und eines versuchten schweren Diebstahls unter Anrech, nung von 6 Wochen Untersuchungshaft auf eine Gefäng- nißstrafe von 6 Monaten und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust. V. hat in der Nacht zum 3. Mai. d. I. nach Einschleichen aus dem Hartigschen Gute in Langenberg eine Quantität Saatkartoffeln entwendet und in der Nacht zum 5. Mai einen gleichen Diebstahl mittels Einsteigens versucht. Weiter sollte V. Ende vorigen oder Anfang dieses Jahres dem Gemeindevorstand Veit in Meinsdorf ein Ortscheit von einem Wagen gestohlen haben, in diesem Falle wurde er aber freigesprochen. — Zwick««, 11. Juli. Die 3. Strafkammer des hiesigen Landgerichts verhandelte gestern gegen nicht weniger als 268 junge Leute, welche sich der Wehrpflicht entzogen haben, wovon aber keiner er- schienen war. 244 davon wurden in contumaciLin je zu 200 Mk. Geldstrafe ev. 40 Tagen Gefängniß verurtheilt und einer freigesprochen. Gegen die übrigen Angeklagten beschloß das Gericht, die betreffenden Sachen abzutrennen und neuen Verhandlungstermin anzuberaumen. — Zwick««. Von den tropensähigen 17 Unter offizieren und 70 Mann des Infanterie-Regiments Nr. 133, die sich zur Seebrigade freiwillig gemeldet batten, werden 1 Sergeant, 3 Unteroffiziere und 20 Mann in die Brigade eingestellt. Bei der kriegs mäßigen Ausrüstung, mit der die Leute bereits vor ihrer Abreise nach Wilhelmshaven versehen werden, kommt der Tuchrock in Wegfall, dafür bekommen sie eine Litewka und einen zum Tropenrock umgeänderten Drillrock mit. — Callnberg, 11. Juli. Hier geht das Gerücht um, daß ein dieser Tage in einer hiesigen Familie verstorbenes Kind im Alter von einem Viertel jahr keines natürlichen Todes gestorben, sein Ableben vielmehr auf Mangel an Nahrung zurückzuführen sein soll. Die Angelegenheit ist dem Vernehmen nach zur Kenntniß der Behörde gebracht worden und es wird sich jedenfalls bald zeigen, ob an dem Gerüchte etwas wahres ist oder nicht. Chemnitz. Zu dem nach China zu entsen denden Expeditionskorps stellen die Regimenter der Garnison Chemnitz: Das 104. Regiment 2 Unter offiziere, 16 Mann, das 181. Regiment den Leutnant Wagner, 1 Unteroffizier, 15 Mann, Abfahrt des Transportes nach Leipzig am 15. d. M. 3 Uhr 15 Min. Nachm., ferner das 104. Regiment den Leut nant Engelmann, 7 Mann, das 181. Regiment 1 Sanitätsunteroffizier, 6 Mann, Abfahrt nach Dresden 1 Uhr 31 Min. Nachmittags. — Werd««, 11. Juli. In der Werner'schen Brandstiftungssache ist heute zu berichten, daß gestern Vormittag die Frau des Richard Werner wieder aus der Hast entlassen wurde, da sie an der Brandstiftung nicht mit betheiligt war und auch keine Kenntnisse hiervon gehabt hatte. Bekanntlich war dieselbe zur Zeit in Greiz aufhältlich. Auch das Dienstmädchen der Letzteren ist an der Sache unbetheiligt. Richard und Bruno Werner und der Buchhalter sind dagegen nunmehr an die König!. Staatsanwaltschaft zu Zwickau abgeliefert worden. — Meev««e. Das hiesige Tageblatt erfährt aus Gastwirthskreisen, daß hier eine Stellungnahme gegen das Bürgerliche Brauhaus Pilsen, welches eine Beweg ung wegen des Flottenzolles eingeleitet, nicht nöthig sei, da man das Tschechenbicr dort bereits vorher abgeschafft habe. — Die hiesige Stadt ist Hauptaktionär an der hiesigen Gasanstalt. Sie bezog von der Anstalt für das verflossene Jahr an Gewinnantheil und Dividende 19 247^2 Mk. Erwägt man, daß die Gasanstalt da neben noch ein ganz artiges Sümmchen städtische Steuer bezahlt, so erkennt man, daß dieses Werk für die Stadt, ohne daß diese irgendwelche Aufwendungen oder Risiko hat, eine sehr gute Einnahmequelle bildet. — Meer««e. Der Rath hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, zur Beschaffung der für den Bau des Wasserwerkes benöthigten Mittel, sowie zur Deckung der Kosten, welche durch den Ankauf der für das Waßerwerk nöthigen Grundstücke erforderlich sind, eine in 40 Jahren zu tilgende 'und mit 4 Proz. zu verzinsende Anleihe im Betrage von 1>/z Mill, aufzunehmen. — Nie-erlungwitz. Einem hiesigen Kohlen händler, welcher sich Jahre lang seine Kohlen von einem Wirthschaftsgehilfen hatte anfahren lassen, wollte es durchaus nicht in den Sinn, daß er nicht recht dabei auf die Kosten kam. Als er sich überzeugte, machte er eines Tages die Wahrnehmung, daß gegen 20 Körbe zu wenig auf dem Wagen gewesen waren. Er erstattete Anzeige und der Beschuldigte ist jetzt mit 9 Wochen Gefängniß bestraft und zur Tragung der Kosten verurtheilt worden. — Penig, 11. Juli. Auf der Rückfahrt von einer Radtour nach dein nahen Arnsdorf fuhr gestern Abend ein hiesiger Handlungsgehilfe den steilen Weg nach der Spinnerei Amerika herab. Hierbei verlor er die Gewalt über das Rad und prallte so heftig gegen das Eisengitter des oberen Fabrikthores, daß er vom Rad stürzte und sich eine schwere, heftig blutende Kopfwunde zuzog. Der Bedcuernswerthe wurde von seinen ihn begleitenden Freunden aufgehoben und von )er Haltestelle Amerika aus per Bahn nach hier ge bracht, wo der Verletzte sofort von einem Arzte in Behandlung genommen wurde. — Im oberen Vogtl«nde hat es in der Nacht zum Mittwoch ziemlich stark gereift. Nachdem sich das Wetter mittags aufgeklärt, herrschte am Dienstag Abend eine Kälte wie im November. — Dresden, 13. Juli. St. Majestät der König hat als Protektor des 13. Deutschen Bundes- ichießens wiederholt Bericht über den Fortgang des Festes eingezogen und fein lebhaftes Bedauern aus gesprochen, die Schützen nicht persönlich begrüßen zu können. Das Befinden des Königs ist recht zufrieden stellend, was in der gehobenen Stimmung des Mo narchen zum Ausdruck kommt. Der Festplatz des deutschen Bundesschießens erreichte gestern die höchste Besucherzahl. Die Illumination, welche vom herr lichsten Wetter begünstigt war, bot einen prachtvollen Anblick. Gegen 17000 Beleuchtungskörper, grün weiß und roth-weiß gehalten, waren ausgestellt. Bis gegen 1 Uhr herrschte animirtes Treiben auf dem Festplatze. — In Sporbitz bei Pirna wurde das etwa 10 Jahre alte Mädchen Helene Scheid früh todt im Bette liegend aufgefunden. Der hinzugezogene Arzt constatirte den Tod durch Erstickung. Das Kind hatte eine Nord häuserflasche, die leer im Bette aufgefunden ward, aus getrunken und im berauschten Zustand wahrscheinlich das Gesicht in das Kissen vergraben, so daß der Erstickungs tod eintreten mußte. — Wie enorm der Werth der privilegirten Apo theken steigt, zeigt ein innerhalb zwei Jahren erfolgter zweimaliger Besitzwechsel der Apotheke des kleinen Gebirgsstädtchens Glashütte, indem der Kaufpreis von 59 000 M. auf 80000 M. gesteigert wurde. — Döbel«. Am Sonnabend, nachmittags in der zweiten Stunde, ist das 8 jährige Söhnchen deS Handarbeiters Metzel in Limmritz in den Mühlgraben der Pappenfabrik gefallen und, da Hilfe nicht zur Hand war, ertrunken. — Leipzig. Die Stadtverordneten stimmten in ihrer Sitzung am Mittwoch Abend der Erbauung von Einquartierungshäusern an der Kasernenanlage in Möckern zu, um die durch die Einquartierung am meisten betroffenen Grundstücksbesitzer im Norden der Stadt zu entlasten, und bewilligte dafür 374000 M. — Leipzig. Das Schwurgericht verurtheilte die im April verhafteten beiden Falschmünzer Porst und Schüttig zu 7 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust bezw. 2^ Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust. Gegen beide Verurtheilte wurde auf Zu lässigkeit der Polizeiaufficht erkannt. — Leipzig, 9. Juli. Der Strafprozeß gegen den Fabrikbesitzer Engelmann und dessen Lehrling Lasalle wegen des großen Brandes in der Webergaffe wurde erst in später Abendstunde zu Ende geführt. Engelmann wurde kostenlos freigesprochen, während Lasalle zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Es hat als erwiesen zu gelten, daß im Kellerraum der Engelmann'schen Celluloidwaarenfabrik mit offener Petroleumlampe gearbeitet worden ist. Acht Menschen leben hat dieser Leichtsinn gefordert, Mobiliar- und Gebäudeschäden beziffern sich auf 157 000 Mk. — Beim Einfangen einer Kuh in Kohren, welche in den etwas hochgelegenen Garten eines Oeko- nomen entwichen war, fprang das Thier auf ein mit dem Dach anstoßendes Haus und brach durch das Dach einige Meter tief in das Haus. Wunderbarer Weise kam die Kuh ohne Schaden davon. — Meitze«. Ein in einer Cöllner Fabrik be schäftigter Hofarbeiter hatte beim Fahren einer Karre das Unglück, zu stolpern, so daß er mit dem Gesicht auf den Rand des Karrenkastens aufschlug. Der Verletzte ist an den Folgen dieses Unfalles im Krankenhause verstorben. — Nossett. Durch Eröffnung einer Corset- fabrik hat sich die hiesige Industrie um einen neuen Zweig vermehrt. r-zeszeschichtt. De«tschia«d Berlin, 13. Juli. Das deutsche Hülfscomitee für Ostasien hielt heute im Rcichstagsgebäude seine zweite Sitzung ab. Die Kaiserin hat das Protectorat über nommen, Prinz Heinrich das Ehrenpräsidium, und der Kaiser hat durch ein aus Bergen datirtes Telegramm seine Freude über das Unternehmen ausgesprochen, wel ches in jeder Beziehung seine Billigung finde, Köln «. Rh«, 13. Juli. Die Familie des in Peking ermordeten deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler hat, wie die „Kölnische Volkszeitung" aus Münster in Westfalen meldet, durch Vermittelung des deutschen Consultas in Canton eine Beileidsdepesche des Vicekönigs Li-Hung-Tschang erhalten. Dem „Hamb. Korr." zufolge verhandelte das preußische Kriegsministerium mit der Hamburg-Amerika- Linie und dem Norddeutschen Lloyd wegen Ueber- lassung einer großen Anzahl von Schiffen. Wie ver gütet, handelt es sich bei der Hamburg-Amerika-Linie, deren Vertreter sich zur Zeit in Berlin befinden, allein um 20 große Schiffe. Freunde des Deutschthums in den Ostmarkeu wird die Nachricht angenehm berühren, daß viele Träger, polinisirter Namen in der Provinz Posen die amtliche Aufforderung erhielten, ihren Namen deutsch zu schreiben. Für die Beibehaltung der polonisirten Form wird Strafe angedroht. Orstrrreich-U«gar«. Die „Tgl. Rdsch." schreibt: An die Bezirkshaupt leute in Nordböhmen ist neuerdings wieder ein geheimer Erlaß ergangen, der ihnen zur Pflicht macht, auf evan gelische Geistliche aus Sachsen zu fahnden, die in irgend einer Weise in die „Los von Rom"-Bewegung eingreifen. Dieser Erlaß, der, obwohl geheim, doch bekannt geworden, ist um so auffallender, als katholischen Geistlichen auS dem Reiche, die den Protestantismus verunglimpfen, die Wege in der denkbar bereitwilligsten Weise geebnet wer den. Prinz Max von Sachsen, der in Prag Predigten gegen den Protestantismus hielt, ist nicht im Entferntesten angefochten worden. Und während die evangelischen Vi kare fast seit einem Jahre auf ihre Naturalisation warten, ist der Jesuit Kinzer in Aussig, ein Reichsdeutscher, be reits nach vier Wochen naturalisirt gewesen. Nachtrag. Berlin, 13. Juli. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Graf v. Bülow, hat den deutschen Bundesregierungen an dem Tage, an dem hier der Ausschuß des Bundesraths für auswärtige Angelegen heiten zur Berathung über den Aufstand in China zusammentraf, ein längeres Rundschreiben zugehen lassen, in dem neben einem Rückblick auf die bisherige Entwickelung diefer unheilvollen Bewegung Aufschluß über die Haltung der deutschen Regierung gegeben wird. Viel Neues wird allerdings in dem amtlichen Schriftstück nicht mitgetheilt. Trotzdem ist seine Ver öffentlichung mit um so größerer Freude zu begrüßen, als daraus das völlig loyale Verhalten der diplo matischen Vertreter in Peking, insbesondere auch des deutschen Gesandten gegenüber den Anfangsstadien des jetzigen Aufruhrs außer Zweifel gestellt wird. Auch kann die rückhaltlose Offenheit, mit der hier unsere Regierung erklärt, welche Absichten sie bei dem be waffneten Einschreiten in China leiten,nur zur Stärkung ihrer Position in dem internationalen Concert der Mächte beitragen. Das Rundschreiben schließt mit folgenden programmatischen Sätzen: „Die von uns getroffenen militärischen Maaß- nahmen sollen uns in den Stand setzen, an der von allen Mächten für nothwendig erachteten militärischen Aktion in China in einer der politischen Bedeutung Deutschlands entsprechenden Weise theilzunehmen. Durch die Vorgänge in China sind das so erfolgreiche deutsche Missionswerk im fernen Osten, der blühende deutsche Handel in Ostasien und endlich die in der Provinz Schantung im Entstehen begriffenen großen deutschen wirthschaftlichen Unternehmungen in gleichem Maaße
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