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WHeill-EnWer UM Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Knga«, Hermsdorf, Kernsdorf, Kuferate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint leben Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quarta! Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Anzeiger für Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Urspmng, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w° für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Grgcrrr crUev Geineinöe-Verrvcrltungen der irurlregerrö>err Orrtschcrfterr M. 160. Sonnabend, den 14. Juli 1900. 50. Jahrgaig. Die chinesischen Wirren. Karlsruhe, 12. Juli. Den Anfang August vor sich gehenden Transporten des Expeditionscorps nach Ost asien wird ein stärkeres Commando von Offizieren, Be. amten und Mannschaften vorausgehen, um, die Ausschiff ung, die erste Unterstützung, Verpflegung und Abnahme der angekauften Pferde vorzubereiten. Zur Führung dieses Commandos ist der dem Generalstabe des 15. Armeecorps angehörende Major Falkenhayn bestimmt, welchem nach seiner früheren, mehrjährigen Thätigkeit als militärischer Instrukteur in China und beim Gouvernement in Klau- tschou Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse und Sprach- kenntniß zur Seite stehen. Ueber die Zusammensetzung und Beförderung der „Seebrigade" wird noch des Weiteren berichtet: Die Hauptmasse der gemischten Brigade wird aus Infanterie bestehen, und zwar werden 4 Regimenter zu je 2 Batail lonen aufgestellt. Jedes Bataillon wird 4 Compagnien zu je 203 Mann umfassen, sodaß die Infanterie der Brigade etwa 6500 Mann stark sein wird. Die Batail lone werden am 17. d. M. auf den größeren Truppen übungs bezw. Schießplätzen zusammengezogen werden and dort einige Zeit exerzieren ; über den Zeitpunkt ihrer Aus reise nach China ist eine Verfügung noch nicht ergangen — An Cavallerie wird dem deutschen Expeditionscorps ein Regiment zugetheilt werden, das voraussichtlich die Bezeichnung „Ostusiatischcs schweres Reiterregiment" er halten wird. Dieses Regiment, etwa 600 Mann zählend, wird am 17. Juli in Potsdam formirt und bereits am 21. Juli mit einem Lloyddampfer nach Ostasien abgehen Daß dieses Reiterregiment elier als die Infanterie nacy China gesendet wird, hat seinen Grund darin, daß sich der jetzt bestehende Mangel an Cavallerie auf dem Kampf gebiete am Peiho fortwährend in der empfindlichsten Weise bemerkbar macht, indem keinerlei Erkur.dungsdienst ausge führt werden kann: dieser Mangel ist um so fühlbarer, als die Chinesen über eine zahlreiche Cavallerie verfügen die im Erkundungsdienst wie im Kampfe ganz Anerkennens werthes leistet. Was die Zutheilung von Artillerie be trifft, so wird die „Seebrigade" drei Feld- (Flachbahn-) Batterieen und eine schwere (Steilfeuer-) Batterie zu je sechs Geschützen vom Landbecre erhalten Verhältnis, mäßig recht stark werden die der Brigade zugetheilten Detachements von technischen Truppen (Pioniere, Tele graphen- und Eisenbahntruppen) sein, denen die Unweg samkeit der Straßen sowie die Zerstörung der Eisenbahn und Telegraphenlinien reichlich zu thun geben wird. Zu den beiden neu zu errichtenden Ersatz-See- Bataillonen, von denen das erste Kiel, das zweite Wilhelmshaven als Standort erhält, sind 29 Offiziere des deutschen Heeres versetzt worden, darunter 1 Haupt mann, 6 Oberleutnants und 22 Leutnants. 21 Offi ziere gehörten bisher der preußischen, 3 der bayerischen, 2 der sächsischen und 3 der württembergischen Armee an. Die beiden sächsischen Offiziere sind Graetz, Leut nant im Infanterie-Regiment Nr. 106 (dem ersten Ersatz-Seebataillon zugetheilt), und v. Bodenhausen, Oberleutnant im Infanterieregiment Nr. 133 (dem zweiten Ersatz-Seebataillon zugetheilt.) Wie aus Kiel gemeldet wird, verlautet dort, daß die Linienschiffe „Baden" und „Bayern" und die Panzerkreuzer „Deutschland" und „Kaiser" zur Ver stärkung der heimischen Schlachtflotte in Dienst gestellt werden sollen, wozu zum Theil Mannschaften der Reserve herangezogen werden müßten. Hamburg. 12. Juli. Die „Hamburgische Börsen Halle" meldet heute, daß die Hamburg-Amerika-Linie 4 und der Norddeutsche Lloyd 6 ihrer Dampfer an das Reichsmarineamt gechartert haben zum Zwecke der Ueber- führung von 12,OM Mann samnit Munition und des sonstigen Materials nach China. London, 12. Juli. Alle Blätter rühmen die Bereitschaft der deutschen Chinaexpedition und weisen die Offiziere anderer Nationen namentlich auf das Studium des deutschen Train, Proviant- und Medizinalwesens hin. Ueber die Lage in Tientsin lauten die Nachrichten fortgesetzt recht bedenklich. Es soll den Chinesen so.,ar gelungen sein, eine wichtige Position, welche die verbün deten Truppen bereits seit einiger Zeit in Händen hatten, wieder in ihre Gewalt zu bringen. Telegramme melden heute: London, 12. Juli. Die Meldung von einer er. neuten Störung der Verbindung zwischen Tientsin und Taku wird dadurch bestätigt, daß die letzten Nachrichten aus Tientsin eine Woche zurückliegen Nach einer De pesche des Daily Expreß soll am vergangenen Freitag General Ma, welcher einer Timesmeldung aus Shanghai zufolge den Weg von Peking nach Tientsin schon längere Zeit beherrscht, den vereinigten Contingcnten, die das öst sich von Tientsin belegene Arsenal besetzt hielten, eine schwere Niederlage beigebracht nnd das Arsenal zurück erobert haben. Das Ringen um die Position dauerte sechs Stunden, auf beiden Seiten wurde mit der größten Hartnäckigkeit gefochten, schließlich aber erhielten die Chi nesen zu ihrer schon an sich überlegenen Artillerie die Unterstützung von Batterieen, die auf den -Stadtmauern in der Nähe des Aamens des Taota- postirt waren, und das entschied den Sieg zu ihren Gunsten. Die vereinigten Truppen leiden unter dem Mangel weitreichender Geschütze und Cavallerie. Ferner meldet das Reutersche Bureau aus Tschifu vom 8. Juli: Das Artilleriegcsccht dauert in Tientsin noch immer an. Die chinesischen Geschütze sind so gut mas- kirt, daß die Verbündeten große Schwierigkeiten haben, ihren Standort festzustellen. Berlin, 12. Juli. Nach einer Meldung des Chefs des Kreuzergeschwaders aus Taku vom 9. d. M. dauert di; Beschießung Tientsins durch die Chinesen noch fort, und bleibt die Lage ernst. London, 12. Juli. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Tientsin vom 4. Juli gemeldet: Zwischen den Befehlshabern dec verminderen Truppen besttyl im allgemeinen der Wunsch, mit einander zu cooperiren, ein wirksames Vorgehen der Verbündeten werde aber durch Mangel an Zusammenschluß beeinträchtigt. Der Vortheil habe bei den Operationen wahrend der letzten Wochen im ganzen auf Seiten der Chinesen gelegen, deren Artillerie derjenigen der europäischen Truppen an Güte überlegen sei. Eine Depesche des Admirals Seymour aus Tientsin vom 7. Juli besagt: Die Chinesen setzen den Kampf fort, indem sie die Niederlassungen heftig mit Granaten beschießen, sie dehnen ihre Schützen linien vom Lutai-Kanal im Nordosten aus und zeigen sich in größerer Menge im Westen der Stadt. Gestern bombardirten wir die Stadt nnd die nächstgelegene Vorstadt, wodurch das Geschützfeuer der Chinesen für einige Zeit zum Schweigen gebracht wurde. Die französische Niederlassung und der Bahnhof sind am meisten den chinesischen Angriffen ausgesetzt. Wir werden heute wieder, wie gestern, das Bombardement eröffnen. Von uns werden immer mehr Geschütze aufgestellt. Es sind jetzt hier 10000 Truppen ver sammelt, jedoch werden sowohl Russen als Japaner erwartet. Washington, 11. Juli. Ein Telegramm des Admirals Remey aus Tschifu von gestern besagt: Ich traf gestern hier eil.. 2 Bataillone des 9. In fanterie-Regiments und 1 Bata'llon Seesoldaten unter dem Kommando des Obersten Meade wurden heute an Land gesetzt, nm nach Tientsin vorzurücken. Die Thätigkeit der verbündeten Truppen ist gegenwärtig darauf gerichtet, ihre Stellungen fest zu halten. Eben erfuhr ich von Admiral Seymour in Tientsin, daß die Ausländer hart bedrängt seien. * 4- 4- Die Stimmung hinsichtlich der Vorgänge tu Peking wird in London mit jedem Tage pessimisti scher. Man ist hier mehr als je geneigt, Meldungen a:Z chinesischen Quellen über die Lage der Gesandt schaften als Blendwerk zu betrachten und di" Schlimmste zu befürchten. „Daily Telegr." sagt, das Schweigen der Gesandten könnte nicht vollkommener sein, wenn es das Schweigen des Grabes wäre. — Eine Shanghaier Drahtung deS „Daily Telegr." sagt, die neuesten authentischen Nachrichten aus Peking seien vom 24. Juni datirt. Es sei bedeutsam, daß bis zu diesem Datum fast täglich Läufer von Peking in Tientsin anlangten, seitdem aber kein einziger an- gekommen sei. — Ein Privatbi ief aus Peking, datirt vom 24. Juni, der in Tientsin am 30. Juni eintraf, sagt: „Wir sind in Todesgefahr, 30000 Truppen greifen uns an, wir haben nur noch Proviant für drei Tage. Wenn keine Hilfe kommt, scheint alles hoffnungslos zu sein. Die italienische, holländische und amerikanische Gesandtschaft sind niedergebrannt, die britische Legation theilweffe." Den von amtlicher chinesischer Seite vorliegenden beruhigenderen Meldungen über das Schicksal der Pekinger Legationen, deren Datum immer weiter vor- rückl und deren letzte als einigermaßen authentisch zu be rachtende ein Telegramm Auanschikais nach Shang hai ist, wonach am 5. Juli noch zwei Legationen sich hielten, steht die Thatsache gegenüber, daß die Regierung in Peking den Legationen jede Verbindung mit der Außenwelt fortgesetzt verschließt, obgleich sie den Botschaften der Gesandten, selbst wenn es gegen den Willen der Revolutionäre geschehen müßte, sicher lich ebensogut Passage verschaffen könnte, wie ihren eigenen jüngsten Edicten. Belohnungen von mehreren Tausend Taels für direkte Nachrichten aus Peking sind nach Shanghaier Telegrammen der Times von Fremden vergeblich ausgesetzt worden, obwohl die chinesische dortige Presse fortwährend Bekanntmachungen aus der Hauptstadt veröffentlicht. Die Regierung der Bereinigten Staaten von Amerika beabsichtigt daher, auch dem Tsungli-Aamen durch den Gesandten in Washington sagen zu lassen, er möge dafür sorgen, daß, falls der amerikanische Gesandte in Peking noch am Leben ist, er sich mit Washington direkt in Ver bindung setzen kann. Dem Smatssecretär Hay ist nämlich von dem chinesischen Gesandten eine umfang reiche Note mitgetheilt worden, die von der Regierung in Peking ausgehen soll und worin der Nachweis zu führen versucht wird, daß die Mächte bezw. ihre Vertreter an den Wirren der letzten Zeit selber schuld seien. Das ohne zwingende Nothwendigkeit von den fremden Geschwadern vorgenommene Bombardement von Taku habe den Funken der fremdenseindlichen Bewegung im Norden in einer Weise und zu einem Grade angefacht, daß ihre Flammen zeitweilig sogar über dem Haupte der legitimen Landesregierung selbst zusammenschlugen, besonders nachdem die Fahrlässig keit des deutschen Gesandten, die zu seiner Ermordung führte, die Gewalt in der Hauptstadt vollends in die Hände der Aufständigen hinübergespielt habe. Dieser umständliche Entlastungsverjuch ist vom 29. Juni datirt. Man glaubt in Washington, er gehe vom Pekinger Kriegsministerinm aus, während ihn der Shanghaier Daily Expreß-Correspondent mit Kaiser Tuan unterzeichnet sein laßt. Seine Tendenz gilt hier wie in Amerika als Beweis dafür, daß die Machthaber in Peking das baldige Erlöschen der Re volution vorausschen nnd eine Aussöhnung mit den Mächten anbahnen möchten. Nach einem Daily Mail-Telegramm aus Shanghai stände die lmge auf geschobene Abreise Li-Hung-Tschangs aus Kanton un mittelbar bevor, da ein am 10. eingetroffenes kaiser- liches Edict ihn sofort nach der Hauptstadt entbietet. Auch die letzten Erlasse der südlichen Vicekönige zur Bekämpfung der Boxer enthalten die Klausel, daß die fremden^reuudliche Politik nur solange dauern würde, wie keine fremden Kriegsschiffe in die Aangtse- Mündung einfahren würden. In Mulden sind außer dem Bischof Guillon und zwei Missionsschwestern die Jesuitenpater Gruonet, Corbel, Bourgeois und Veuillemot ermordet worden. In der Umgegend soll ein allgemeines Blutbad unter den chinesischen Christen angerichtet worden sein. In Peking ist dem Bürgerkriege zwischen den Boxern und den unter Prinz Ching und General Aunghi ämpfenlen Truppen der Adjutant des Generalissimus Aunglu zum Opfer gefallen; er wurde bei einem Versuch, als Boxer verkleidet, den Prinzen Tuan zu erstechen, festgenommen, enthauptet, und fein Kopf in einem versiegelten Fasse als Warnungszeichen an Aunglu gesandt. Die „Köln. Ztg." meint, durch die Nachrichten aus China ist sich schlechterdings nicht rnehr durch- zufinden. Selbst in den. wesentlichen Fragen tappen wir vollständig im Dunkeln. Zuerst lautete die Devise: Boxeraufstand und Unthätigkeit der Regierung. Dann wechselte das Bild: Die Kaiserin-Wittwe erwies sich als eine fanatische Fremdenhasserin „erster Klaffe des ersten Grades", um in der chinesischen Ordens- Terminologie zu sprechen, und Kwang-sü war von ihr ins Jenseits befördert worden. Nach einiger Zeit tauchte eine andere Lesart aus: die Kallerin war wieder die gute, alte Dame, Kwang-sü ihr braver, vielgeliebter Sohn, aber Prinz Tuan stieg jetzt als „Europageißel" auf den Thron der himmlischen Herrscher, vor seinem Grimm flüchtete die Kaiserin in die Einsamkeit der Berge, und der arme Kwang-sü, zwischen Dolch und Gift gestellt, wählte das Letztere. Gute Maler alter und neuer Zeit stellen dem roth braunen Teufel auf schwefelgelber Folie den Engel des Lichtes in lieblichem Himmelblau gegenüber. Auch im chinesischen Riesentableau fehlt der milde Friedensverkündiger nicht: Prinz Tsching erscheint auf der Bildfläche, er ruft die guten Elemente zu den Waffen und hält den blutlechzenden Vetter in Schranken, lind plötzlich eine Ueberraschung: die Kaiserin und der Kaiser sind wieder da, sie erlassen Edikte und freuen ich ihres Daseins. Die Europäer, die entweder auf >en rauchenden Trümmern der Gesandtfchasten massa- krirt oder aber öffentlich enthauptet sein sollten, deren Häupter die Stadtthore Pekings zierten, sie leben wiederum und haben kein Leid erfahren. Dies in ürzen Zügen der Wechsel der Situationen, von denen eine jede nur wenige Tage als glaubhaft gelten konnte. Angesichts solcher Metamorphosen könnte man sagen: Vielleicht hat wirklich eine Revolution der Boxer den Anfang gemacht, Tuan ist später an ihre Spitze ge treten und hat die legitimen Herrscher vertrieben, um endlich von Tsching besiegt zu werden, der die an gestammten Monarchen auf ihren Thron zurückführte. Wie erklären sich dann aber die Meldungen über die Schicksale Kwang-sü's, der Gesandten, der Europäer? Man kann wohl vertrieben werden und zurückkehren, aber das Wiedererwachen vergifteter und enthaupteter Personen ist selbst im „Reiche des Himmels" nicht möglich. — Behält man nun die Thatsyche im Auge, daß alle Meldungen chinesischen Ursprungs sind, und zwar zum größesten Theile über Schanghai in die Welt gehen, so wird man sich des Gedankens nicht erwehren können, daß Alles, was wir erfahren, Lüge ist. Oder besser gesagt: redigirte Wirklichkeit. Man wird nicht zweifeln können, daß die Vicekönige am Aangtsekiang und im Süden über die Vorgänge in Peking wohl orientirt sind; sie thun aber nichts, um diese ihre Kenntnisse in zweifelloser Form den fremden Regierungen zu unterbreiten. Jede Aeußerung von amtlicher chinesischer Stelle ist doppelzüngig; wer dieses Spiel veranlaßt, ob die Charakterlosigkeit der amtlichen Funktionäre, ob Weisungen von Peking, entzieht sich jeder Kenntniß und Beurtheilung. Die Gegenrevolution Tschings und die neuesten Nachrichten vom Wohl befinden der Europäer sind vielleicht nur Märchen, um die Mächte zu veranlassen, weniger Truppen zu entsenden, damit die Rüstungen ungestört ihren Fort gang nehmen können. Nichts ist sicher, nichts un möglich — so muß m -n immer wiederholen — und der kritische Beobachter der ostasiatischen Vorgänge wird gut thun, ein großes Fragezeichen über die ost asiatischen Nachrichten zu setzen, für die Niemand eine Gewehr übernehmen kann und will. London, 12. Juli. Wie dem „Reuterschen Bureau" aus Tschifu vom 9. Juli gemeldet wird, zogen die Deutschen mit Rücksicht auf die in Taku eintreffenden Verstärkungen Truppen-Abtheilungen von Wit nach Tsingtau, da gemeldet wird, daß die Re bellen auf Tsingtau marschiren. London, 12. Juli. Dem Reuterschen Bureau wird aus Tschifu vom 9. d. M, gemeldet: Aus Niutschwang sind Frauen und Kinder hier an gekommen. Wie berichtet wird, treffen täglich Boxers n Niutschwang ein und halten in der Stadt Uebungen ab. Die russische Niederlassung, welche drei Meilen berhalb der Stadt gelegen ist, rüstet sich zum Wider- and für den Fall eines Angriffs. Es geht das Gerücht, Prinz Tuan fei wahnsinnig geworden. Wenn wir mit den Engländern während des ostasiatischen Unternehmens in Zwiespalt gerathen sollten, so brauchen sie uns blos eine Kohle zu geben, dann liegen unsere Stahlkolosse bewegungslos und steuerlos aus dem Wasser und können trotz tapfester Gegenwehr ihrem Schicksal nicht entgehen. Alle Ge legenheiten, an denen unsere Kriegsschiffe Kohlen fassen können, sind in englischen Händen. Gibraltar: eng lisch, Port Said: englisch, Aden: englisch, Ceylon: englisch, Singapore: englisch, Hongkong: englisch. Der Krieg um Transvaal. Die Haltung der Engländer in Südafrika schildert sehr hübsch und anschaulich die „Leipziger Zeitung" wie folgt: In Ermangelung militärischer Erfolge, die der nach Lord Roberts Meinung „eigentlich be endigte" Krieg in Südafrika immer noch nicht bringen will, nimmt der Höchstkommandierende jetzt die Ueber- gabe von Civilisten entgegen. Jetzt hat sich ihm der Staats- und der Unterstaatssekretär der Freistaaten ergeben. Im übrigen hat Lord Methuen bekanntlich 8000 Hammel gefangen genommen. Weitere Gefan gene hat das jetzt 100000 Mann starke englische Heer während der letzten Monate nicht zu verzeichnen. Auch von sonstigen Siegen, zu denen ihm die Buren jetzt täglich Gelegenheit geben, weiß Lord Roberts