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WGkiMGIM TUÄÄ 'o Erscheint ;eden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auck die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Hermsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschuappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Oerrreirröe-Verrvaltirrrgerr der rrrrrliegenöerr Ortschaften. M>WIWMWWMMWMWMWIWWWWWWWWWM>WWWWWWWWWWWWWWWM'*-MWWWWWWWWMWWWMi, Nr. 158. Donnerstag, den 12. Juli 1900. 50. Jahrgang Bekanntmachung. Nachdem von den städtischen Collegien für den Stadttheil östlich des Neustädter Schützenhaufes ein Bebauungsplan aufgestellt worden ist, wird dies mit dem Bemerken hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der genannte Bebauungsplan in der Zeit vom 5. bis mit 19. Juli er. während der gewöhnlichen Geschäftszeit im Stadtbauamt zu Jedermanns Einsicht öffent lich ausliegt. Etwaige Widersprüche sind innerhalb des gedachten Zeitraumes schriftlich und gehörig begründet bei dem Stadtrathe anzubringen. Hohenstein-Ernstthal, den 4. Juli 1900. Der Stadtrath. I. V.: W. Z-itzig. R. Kaiserliche Kundgebungen. In zwei vielbemerkten Reden hat der Kaiser es ausgesprochen, welchen starken Eindruck die jüngsten Ereignisse in Ostasien auf ihn gemacht haben. Die Presse hat sich der beiden Reden bemächtigt und nör- gelt nun in gewohnter deutscher Gründlichkeit an jedem einzelnen Wort herum. Diesem üblen Beispiel zu folgen verbietet uns der Ernst der allgemeinen Welt lage. Wir halten es aber auch deshalb für verfehlt, durch eine solche Kritik Wasser auf die Mühlen der Socialdemokratie zu treiben, weil man doch nachgerade die Persönlichkeit unseres Kaisers hinreichend kennen muß, um gewisse Eigenschaften seines Temperamentes und seiner modernen Bildung jederzeit sich vergegen wärtigen zu können, wenn man in wichtigen Augen blicken ihn reden hört. Gewiß verträgt nicht jedes Wort die strengste Prüfung unter dem Brennspiegel, sei es des Reichsstaatsrechts oder der internationalen Beziehungen des Reiches. Ler Fürst von Reuß älterer Linie mag es in Gottes Namen übel nehmen, wenn der Kaiser sagt, daß er hofft, alle deutschen Fürsten und das ganze deutsche Volk hinter sich zu haben. Bei strengster Anklammerung an den Wortlaut der Verfassung müßte es natürlich heißen: Die deutschen Fürsten an seiner Seite und das deutsche Volk hinter sich. Aber wir möchten dasjenige Fürstenhaus im Reiche, immer das Fürstenthum Reuß älterer Linie ausgenommen, erst kennen lernen, das sich nicht die Situation vergegenwärtigen wollte, aus der solche kaiserliche Kundgebungen entspringen. Er ist es, der das Vollgewicht seiner Autorität dafür eingesetzt hat, daß zur rechten Zeit die Machtstellung des Reiches zur See so verstärkt wurde, um uns jetzt in Stand zu setzen, daß wir im Concert der Mächte ein gewich tiges Wort mitreden können. Er ist es, der im Marinecabinet die ganzen Arbeiten der Befehlshaber schaft und der Verwaltung der Marine anordnet und überwacht. Er ist es, der persönlich den Comman- deuren und Mannschaften der Marine begegnet und ihre Dienstleistung mit sachverständigem Urtheil fest- stellt und verfolgt. Nun steht er mitten unter den Offizieren und Mannschaften, um neue Schiffe taufen zu lassen, während die fertigen Schiffe zu ernsten Auf gaben in die fernen Meere hinausziehen. Da versteht es sich doch wohl von selbst, daß ein temperament voller Herrscher, der mit dem Zeitalter nach der Gründung des Reiches erst groß geworden ist, von der Empfindung übermannt wird, und Worte gebraucht, als seien die gegenwärtigen Ereignisse bereits geschicht lich von derselben Bedeutung, wie diejenigen von 1870/71 und als handle es sich bei seinen Bezieh ungen zur Weltpolitik um einen Ausfluß unmittelbarer Herrscherthätigkeit, während ja allerdings die gesammte Reichsverwaltung in das bundesstaatliche Berhältniß hinein verästelt ist und bleiben soll. Aber wir Deut schen würden uns in der That den Borwurf gefallen lasten müssen, daß wir mit mangelhaftem Verständniß eine neuwerdende Zeit herankommen sehen, die der Kaiser in der Folgeentwicklung bereits bis zu gewissen Abfchnitten hin, vorauszuschauen scheint, wenn wir an der etwas lebhafteren Färbung seiner Redeweise um einzelner Ausdrücke willen Anstoß nehmen wollten. Man citirt den Geist und die Worte des Fürsten Bismarck. Gewiß, der unvergleichliche Staatsmann, der die europäischen Beziehungen des Reiches in ge radezu glorreicher Weise sicher gestellt hat, pflegte sich einer besonderen Zurückhaltung zu befleißigen, wenn er öffentlich über auswärtige Dinge redete. Aber auch erklärlich. Er war der verantwortliche Mann des diplomatischen Dienstes, der gewärtigen mußte, daß jedes Wort, das er sprach, den Gang der diplomatischen Verhandlungen zu verändern, zu erschweren, jedenfalls zu beeinflussen geeignet war. In dieser Beziehung steht der Kaiser viel freier da. Ueberdies sind es nicht mehr europäische Beziehungen, die er unmittelbar vor Augen hat. Diese werden von seinen verantwort- ichen Räthen nach wie vor mit peinlichster Genauig- eit auch in der Form gepflegt. Des Kaisers Beruf ist es, das deutsche Volk, das jetzt auf alle Fälle das weiteste Verständniß für weltpolitische Ausgaben ge winnen muß, auf diese Aufgaben hinzulenken und mit dem opferwilligen und thatbereiten Verständniß dafür zu erfüllen. Das ist eine Aufgabe, die der gegen wärtige Herrscher zum ersten Male in der neuen deutschen Geschichte löst, und für deren Lösung auch die Vergangenheit kein Beispiel bietet. Vor tausend Jahren waren es Mönche und Ordensbrüder, die den Kreuzzug predigten und späterhin waren es Fürsten diener, die überwiegend im Interesse ihrer Dynastien die Wehrkraft der deutschen Länder organisirten und für auswärtige Unternehmungen in Anspruch nahmen, ohne daß auch nur einmal in der Vergangenheit der art die gesammte Bevölkerung Deutschlands einheitlich ein Unternehmen nach außen hin getragen und mit dem eigenen Herzen durchgeführt hätte. Nun sagt man weiter, es sei der Berus der Presse, die Bedenken des deutschen Volkes gegenüber einzelnen Redewend, ungen des Kaisers nachdrücklich zu betonen, damit die osficiöse Schönsärberei nicht den Kaiser in den Glau- ben versetze, als ob alle seine Worte einen einmüthigen Widerhall fänden. Dieser Beruf der Presse könnte praktische Bedeutung gewinnen, wenn die kaiserlichen Worte im Ausland irgend welchen Anstoß erregten und uns die Stimmung befreundeter Völker schwierig machten. Wir müssen aber ausdrücklich constatiren, daß die gesammte maßgebende Presse des Auslandes in den letzten kaiserlichen Kundgebungen nur das Eine erkennt, daß Deutschland, — so wie es durch seinen Kaiser vertreten ist, im Rahmen der Mächte feinen ihm gebührenden Rang überall behaupten will und daß es in den weltpolitischen Dingen eine active, wo es angängig ist, auch führende Rolle zu erringen strebt, Niemandem zu Leide, wohl aber zum Vortheil der großen Culturzwecke, die draußen in der Welt jetzt so gebieterisch hervortreten. Wenn MSN den Deut schen- obwohl fie «ach ihrer ganzen Wirth schaftlichen Entwicklung eine vornehmste Roke in aller Welt sich erworben habe«, obwohl ihre Tüchtigkeit zur See jetzt ebenso die Bewun- derung der anderen Mächte herausfordert, wie die aus gezeichnete Schulung ihrer Landmacht es von jeher gethan hat und soeben wieder das uneingeschränkte Lob russischer Befehlshaber hcrausgefordert hat, — dennoch de« Platz hinter dem Ofen, statt an der Sonne zuweise« will, dann mag mau freilich über die kaiserlichen Ku«dgebu«gen nörgeln und dem Volk die Freude daran verleiden. Wir ziehen vor, es mit dem Fürsten Bismarck zu halten, der selbst im richtigen Moment den vollen Werth der kaiser lichen Persönlichkeit, auch für die Entscheidung in über seeischen Macht- und Jnteressenfragen erkannt hat, als er dem Reichstag zurief: Danken Sie Gott, daß wir einen solchen Herrscher haben, der für die Marine ein so leb haftes Interesse bethätigt. Es wäre schwächlich, wenn wir die kraftvollen Aeußerungen des Kaisers in ihrer wuchtigen Wirkung auf das Ausland vermindern wollten durch Nörgeleien, wie sie seit zwei Tagen in der Presse zu finden sind. Dabei verkennen wir durchaus nicht, daß es die Aufgabe der verantwortlichen Rathgeber des Kaisers ist, ihn gelegentlich zu unterrichten, wenn seine Neußer- nngen in formal staatsrechtlicher Hinsicht einen oder den anderen Ausdruck fehlgegriffen haben. Aber Alle- zu seiner Zeit. I« dem gegenwärtige« Augenblick hat unseres Erachtens die Presse nicht de« Beruf, mit der Lupe «ach Silbe« und Worten in kaiserlichen Rede» zu snchen, an die sich eine Belehrung des Redners, sei es über die Verfassung oder über die Grenzen des deutschen Antheils an der Weltpolitik anknüpfen lätzt, wohl aber hat sie den Beruf, dem Auslande zu bestätigen, daß der Grund zug der kaiserlichen Entschlossenheit und seine- nationalen Selbstbewutzts eins weit und breit im Lande getheilt wird. Die chinesischen Wirre«. Die gestrigen Nachrichten hinsichtlich der Lage in Peking lauteten etwas hoffnungsvoller, leider stammten sie insgesammt aus amtlicher chinesischer Quelle. Diese Quelle ist verdächtig, weil sie bestrebt ist, die Lage besser darzustellen als sie ist, um die Mächte zu bestimmen, in ihren Rüstungen einzuhalten. Als Retter in der Noth soll in Peking der Prinz Ching aufgetreten sein; er soll die Boxer bekämpft und sogar die in der englischen Gesandtschaft belagerten Fremden verproviantirt haben. So gering die Zu versicht auch ist, daß ohne die schleunigste Hilfeleistung seitens der verbündeten Truppen in der Hauptstadt noch etwas gerettet werden kann, so klammert sich doch an die günstigeren chinesischen Nachrichten der heiße Wunsch der ganzen gesitteten Welt, daß ihr die furcht bare Katastrophe erspart bleiben möge, die sie bereits als vollendete Thatsache anzusehen begonnen hatte. Ueber die Persönlichkeit des Prinzen Ching werden Einzelheiten in folgendem Telegramm berichtet: Londo«, 10. Juli. Prinz Ching, der auf Seiten der Europäer in Peking gegen den Prinzen Tuan kämpfen soll, steht an der Spitze des ungefähr 10000 Mann starken Mandschu-Garnison. Er ist etwa 55 Jahre alt und gilt für den fortschrittlichsten unter den chinesischen Staatsmännern, als Haupt der Jung-Chinapartei. Seine europäerfreundliche Ge sinnung, der er beispielsweise beim Empfange des Lord Charles Beresford in Peking unverhüllten Ausdruck gab, veranlaßte die Kaiserin-Witwe kürzlich, ihn seines Amtes als P äsident des Tsungli-Damens zu entheben und durch den Prinzen Tuan zu ersetzen. Lebt die Kaiserin-Wittwe noch, so würde sie jetzt, wo Prinz Tuan als Usurpator zu ihrem schlimmsten Feinde ge worden ist, auf Seiten Chings stehen. Der chinesische Gesandte in Washington, Wutingfang, ist überhaupt der Ansicht, daß die kaiserliche Regierung in Peking ihr Möglichstes zum Schutze der Legationen gethan hat und noch thut. Er habe schon vor drei Wochen in Telegrammen an die südlichen Vicekönige auf die im Falle einer Verletzung der Gesandten für China unausbleibliche Folgen aufmerksam gemacht, und er glaubt, daß diese Warnungen in Peking an maßgeben der Stelle nicht ohne Eindruck geblieben sind. Der Berichterstatter der „Daily Mail in Shanghai hat nach persönlicher Ausfragung des eingeborenen Boten, der die Meldung aus Peking vom 3. Juli überbrachte, folgendes nachzutragen: Als der Angriff gegen die Ausländer begann, besetzten, schlossen und hielten die Deutschen die Tschienmienthore, während Prinz Tsching, Gegner der Boxer und Anhänger der Kaiserin, die drei übrigen Thore angriff und besetzte und dadurch weiteren Zuzug für die Europäer in die Stadt abschnitt. Wilde Kämpfe folgten, die Ausländer brachten den Angreifern schwere Verluste bei, da jeder Schuß in die dichten Massen traf. Ueber 2000 Mann der chinesischen Truppen und wohl 5000 Boxer fielen. Die Straßen waren mit Todten bedeckt, die Deutschen besonders richteten mit zwei schweren Thorgeschützen in den Straßen ein furchtbares Blutvergießen an. Abgesehen von Tungfuhsians Truppen, die sich haupt sächlich durch Plündern auszeichneten, nahmen keine kaiserlichen Truppen am Kampfe theil. Schließlich trat eine Art Stillstand ein, da die Boxer, die ge waltige Verluste gehabt, aber nicht geplündert hatten, die Truppen aufforderten, den Vortritt im Kampfe zu nehmen, während diese erklärten, das sei Sache der Boxer. Der Bote berichtet, neben diesen wilden Er eignissen sei das tägliche Leben in Peking seinen Gang gegangen, die Ladengeschäfte und Theater blieben ge öffnet und die Nebenstraßen wären mit Menschen be lebt. Der Bote versichert sogar, die Gesandtschaften hätten Lebensmittel erhalten. General Juanschihkai, der Gouverneur von Schantung, der sich gegen den Prinzen von Tuan erklärt hat, kündigt an, bis zum 11. Juli würden die Boxer sich aufgelöst haben und Friedensverhandlungen beginnen. London, 10. Juli. DaS Reutersche Bureau meldet aus Tientsin vom 3. d. M., daß chinesischen Quellen zufolge die Fremden in Peking von dem 4. Prinzenpalast Besitz ergriffen haben, welcher der bri tischen Gesandtschaft gegenüber liegt und sie beherrscht. In diesem Palast haben die eingeborenen Christen, welche sich vor den Boxers flüchteten, Zuflucht gefunden. Ein Vertreter des „Reuterschen Bureaus" hatte jeute eine Unterredung mit einem Attache der chine- ischen Gesandtschaft in London. Letzterer sprach sich dahin aus, daß für die gegenwärtigen Wirren in China nicht die Regierung oder die Kaiserin-Wittwe, verantwortlich zu machen sei, sondern daß es sich einzig und allein um ein Werk des Prinzen Tuan handele. Die Chinesen sehen den Boxeraufstand nicht mit günstigen Augen an und man hoffe, daß es der Re gierung möglich sein werde, der Bewegung, die einen furchtbareren Charakter angenommen "habe, als man geglaubt hat, durch beruhigende Maßnahmen Einhalt zu thun. Es bestehe aller Grund zu der Hoffnung, daß die Lage in Peking sich gebessert habe. Prinz Tsching habe nur seine eigene Armee, und da er nicht stark genug sei, die Offensive zu ergreifen, so nöthige ihn seine Partei, sich so lange in der Defen sive zu halten, bis Hilfsmannschaften eingegangen sind. Er thue, was er könne, um die Fremden zu schützen. Der Attache gab schließlich der Ansicht Ausdruck, daß dem Prinzen das auch gelingen werde, und betonte, er glaube nicht, daß die Mitglieder der Gesandtschaften ermordet seien; auch sei den Meldungen von der Ver giftung des Kaisers und der Kaiserin-Wittwe kein Glauben zu schenken. Der amerikanische Consul Goodnow in Shanghai telegraphirt, der Gouverneur von Schantung mache bekannt, daß die Gesandtschaften in Peking am 5. Juli noch gestanden hätten und daß die Aufrührer sich zer streuten. Goodnow bemerkt indeß zu dieser Meldung, daß man ihr nicht allgemein Glauben schenke. Sollten wirklich die Gesandten noch leben, so ist es doch verwunderlich, daß es denselben nicht gelungen ein sollte, irgend ein Lebenszeichen an die Küste zu enden. Im übrigen stehen den günstiger lautenden Nachrichten sehr alarmirend klingende Berichte von privater Seite entgegen. Die Hoffnungen auf wenigstens theilweise Rettung der Pekinger Gesandtschaften, wozu die amtlichen De peschen den Anlaß gaben, sind zunächst durch ein Telegramm des Shanghaier Correspondenten der „Daily Expreß" erschüttert. Der Generalconsul Warren theilte dem Correspondenten officiell mit, daß alle Fremden Pekings massakrirt seien. Von dem Nankinger Consul sei ein Telegramm eingelaufen, wonach eine leise Hoff nung vorhanden sei, daß die Gesandten sich in den Kaiserpalast geflüchtet hätten. Warren selbst hält aber diese Möglichkeit für ausgeschlossen. Verschiedene er gänzende Nachrichten, die in Shanghai einliefen, be stätigen insgesammt dieses pessimistische Urtheil. Der „Franks. Ztg." wird aus Peking gemeldet: Nach einem Telegramm, das eine hiesige Bank aus China erhielt, wurden die Mitglieder der russischen Gesandtschaft in Peking in grausamster Weise gemartert, so wurden einige erst mit kochendem Wasser begossen und dann ihnen erst der Kopf abgeschlagen. Das „Berl. Tgbl." schreibt: Die entsetzenerregende Nachricht von der unmenschlichen Folterung des Frei- Herrn von Ketteler scheint sich, nach der „M. A. A." leider zu bestätigen. Einem Privat-Telegramm auS Jokohama zufolge wäre der deutsche Gesandte in Pe king nach verzweifelter Gegenwehr von den Aufrührern überwältigt und aus mehreren Wunden blutend auf einen freien Platz unweit von der britischen Gesandt- fchast geschleppt worden, woselbst man ihn bis zum Halse in die Erde eingrub, um ihm dann mit glühen den Eisen die Augen auszustoßen und die Zunge aus dem Halse zu reißen. Die entsetzlichen Qualen des Unglücklichen sollen stundenlang gedauert haben. Eine Shanghaier Dalzieldepesche vom 5. Juli sagt, der Shanghaier Taotai räumt heute ein, daß es keine Gesandtschaften mehr gäbe. Sie wurden alle zerstört, und kein Ausländer blieb am Leben. Die Consuln in Shanghai betrachten die chinesischen Meldungen über dus Schicksal der Fremden als wahr Man müsse alle Hoff nungen aufgeben. Nur wenige Europäer könnten dem Tode entronnen sein. Unter den Opfern befänden sich etwa hundert Europäer und Amerikaner, die den Lega tionen, dem Zollamte, der Bank angehörten, und eine gleiche Anzahl von Missionaren mit über hundert Kindern, zwanzig italienischen und französischen Nonnen, nebst .