Volltext Seite (XML)
WMslkiMiWer UM Hohenstein-Gnistthal. Overlungwitz, Gersdorf, Hugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Infevate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Grfchel«t zeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Anzeiger für Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hütteugrund u.s. w- Aurtsblcrtt für den Berwaltnngsberirk -es Stadtrathes z« Hohenstein-Ernstthal. Gregern crller Gernerrrde-Vevwcrlturrgen öev irinlieger röer r Ortschaften Nr. 145. Mittwoch, dcn 27. Juni 1900 50. Jahrgang. Bekanntmachung. Vom König!. Ministerium des Innern ist eine Zählung der Obstbäume verordnet worden. Die Besitzer solcher werden hiermit aufgefordert, sich baldigst über den Bestand ihrer Bäume derartig Kenntniß zu verschaffen, daß sie den im Laufe nächsten Monats bei ihnen erscheinenden Personen genau angeben können, wieviel sie 1. Aepfel-, 2. Birne«-, 3. Pflaumen- oder Zwetschen- und 4. Kirschbänme 3) in geschloffenen Gärten, b) in freier Flur stehen haben. Gersdorf, am 25. Juni 1900. Der Gemeindevorstand. Göhler. Bekanntmachung. Der am 30. Juni 1900 fällige 2. Termin Landrenten, sowie Landeskulturreute» ist bis spätestens 5. Jnli 19V0 an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Beitreibungsverfahren eingeleitet. Gersdorf Bez. Zw., am 25. Juni 1900. Der Gemeiudevorstand. Göhler. Montag, den 2. Jnli a. e., Vormittags 10 Uhr gelangt im Nnger'schen Gasthose in Wüstenbrand ei« Ufer- (braune Stute), 1 vollständiges Pferdegeschirr, 1 deral. ohne Zügel, 1 Rctttrense, 2 Steigbügel mit Riemen, 2 Leibgurte, I Treusenzügel uud eiu Theil eines Hiutergeschirrs gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Limbach, den 25. Juni 1900. Sekr. Naumann. G.-Bollz. Bekanntmachttug. Infolge Verfügung der Königlichen Amtshauptmannschast vom 26. Februar 1900 findet im hiesigen Orte, am 4. Juli d. I. Nachmittags, am 5. Juli und am 6. Juli Vormittags, Rachaichnug sämmtlicher Waagen, Maaße und Gewichte statt, und zwar Mittwoch, den 4. Juli, Nachmittags vou 2 bis 6 Uhr und Donnerstag, den 5. Juli Vormittags von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 6 Uhr im Gasthof zur Linde und Freitag Vormittag von 8 bis 12 Uhr in Röder's Nestauration. Der Aichungs.Commission sind zu diesem Zwecke alle Waagen, Maaße und Gewichte zur Stach aichung vorzulegen. Sind Waagen oder Maaße an ihrem Gebrauchsorte befestigt, so ist dieses dem Aichungsbeamten vom Besitzer zu melden. Das Verzeichniß aller Gewerbetreibenden und Landwirthe liegt der Aichungscommission vor. Werden nach der Nachaichung Waagen, Maaße und Gewichte vorgefunden, welche den Nach- aichungsstempel nicht tragen, so tritt für die Besitzer Bestrafung nach 8 369, 2 des Strafgesetzbuches, so wie Einziehung der betreffenden Gegenstände ein. Hermsdorf, den 21. Juni 1900. Der Gemeindevorstand. MüU-r. Bekanntmachung. Montag, den 2. Juli a. c. wird der 2. Termin Handreuten eingenommen und zwar Vormittags bei Herrn Restaurateur Köder und Nachmittags in der Gemeinde-Expedition. Gleichzeitig wird an diesem Tage der 2. Termin Schnlanlage« in der Gemeinde-Expedition eingenommen. Hermsdorf, den 26. Jnni 1900. Müller, Gemeindevorstand. Die chincfischen Wirren. Die Ungewißheit über das Schicksal der Europäer in Peking und Tientsin, sowie der zu ihrer Rettung ent sandten Hilfstruppen dauert immer noch an. Da zwischen Tschifu und Taku neuerdings ein regelmäßiger Depeschen verkehr eingerichtet ist, kann das Ausbleiben aller amtlichen Nachrichten nicht als ein beruhigendes Moment gelten Soweit die privaten Meldungen erkennen lassen, ist eine Besserung der Lage leider nicht zu verzeichnen; im Gegen theil scheint der Aufstand immer weitere Gebiete zu er greifen, was um so bedrohlicher ist als alle verfügbaren militärischen Kräfte der Mächte zunächst am Peiho cinge seht werden muffen. Der Nowoje Wremja wird aus Wladiwostok ge meldet: Die Lage in China verschlimmert sich Der Auf stand hat bereits größere Gebiete umfaßt und zieht sich nach Süden hin. In Schanghai streiten die Arbeiter. Die Schiffe können nicht 'auslaufen da keine Arbeiter vorhanden sind, um die Verladungen auszuführen. Man erwartet täglich, daß auch in Schanghai der Aufstand ausbricht. London, 24. Ium. In dem gestrigen Miui- sterrath wurde die Entsendung von 10000 Mann von den südafrikanischen Truppen nach China be schlossen. Zwei Kreuzer, die augenblicklich in Kapstadt liegen, sind ebenfalls nach dem Golf von Petschili beordert worden. Das Ausbleib-n jeglicher Nach richten über den Admiral Seymour und dessen Ko lonne ruft hier allgemeine Bestürzung hervor; man befürchtet in den nächsten Tagen das Eintreffen einer Meldung über eine große Katast: vpye. Die „Westm. Gaz." fürchtet, die Lage in China fei viel ernster, als allgemein angenommen werde: man habe es unstreitig mit einer Empörung Chinas gegen Europa zu thun, zu deren Unterdrückung ein gewaltiges Heer erforderlich sein dürfte. Es bleibe nichts anderes zu thun übrig, als irgend einer euro päischen Macht, die so rasch wie möglich eine große Truppenmacht aufbieten könne, freie Hand zu geben ohne Rücksicht auf Vortheile, die sie gewinnen diu sie, wenn die Wirren vorüber seien. In Tientsin werden die Entsatztruppen, wenn es ihnen gelingen sollte, durch die chinesischen Truppenlinic durchzubrechen, wahrscheinlich kaum noch viel zu retten vorfinden. Alle Berichte stimmen darin überein, daß sich die dortigen Ausländer, soweit sie sich noch gegen den an Zahl und Ausrüstung übermächtigen Feind halten können, in einer furchtbaren Lage befinden. Wir erhalten folgende Telegramme: London, 25 Juni. Die Chinesen kämpfen in Tientsin mit großem Fanatismus und in so großer Ueber zahl, daß die Europäer unterliegen müssen. Der russische Admiral Hildebrand telegraphirte, daß eine Streitmacht von 4000 Mann, darunter nahezu die Hälfte Japaner am Sonnabend ausmarschirt wären, um den Entsatz von Tiertsin zu versuchen. Die chinesische Artillerie in Tientsin zähle 60 Geschütze und wäre den Geschützen der Euro päer überlegen. Die Zahl der chinesischen Truppen in Tschi'i soll sich aut 60,000 Mann belaufen, von denen die meisten von deutschen und russischen O ficieren gedrillt worden wären. Die vier chinesischen Generale Nieh, Hung ching, Bla -and Puanshikai, welche an dem japamschen Kriege theilnahmen, operiren zusammen unter dem Com mando des Prinzen Tuan Das Bombardement in Tientsin wurde Freitag Nacht wieder ausgenommen. Die Ausländer versuchten sich gegen die Bomben durch naß gemachte Stückgüter zu schützen, sie leiden aber fürchterlich unter dem Bombardement und unter dem Mangel an Nahrung, insbesondere die Frauen und Kinder. Der Commandant r.s britischen Kriegsschiffes „Barfleur wurde in dem Gefecht am Freitag getöotet Im ganzen sollen bisher dreihundert Ausländer ums Leben geko n men sein. Die Lage der Ueberlebendcn in Tientsin ist eine ver zweifelte, da der Fluß zu flach ist, um in Booten zu entfliehen Die Chinesen lämp'en wie Bestien. Die europäischen Truppen wurden auf den Bahnhof zurück- gedrängt, welchen die Russen verzweifelt vertheidigen Deal Daily Expreß wird aus Tschifu telegraphirt: Die Chinesen bombardiren Tientsin mit 6t! schweren Geschützen außer dem wird die ausländische Niederlassung von furchtbarem Gewehrfcuer durcksegt. Die Verluste der Europäer sind enorm, Frauen und Kinder sind noch einigermaßen sicher in der Gordon Hall Chinesische Couriere, welche am 21. in Tientsin eintrasen, melden, eine kleine weiße Truppe habe mehrere Tage 40 Meilen westlich von Tientsin mit einer überwältigenden chinesischen Truppenmacht gekämpft und sei dann total niedergcmachl worden. Man glaube, dies sei Seymours Colonne gewesen, doch sei die Be hauptung, daß alle nicdergemacht wurden, mit Reserve aufzunehmen. Die Lage in Tientsin wird in den letzten Nachrichten als sehr kritisch geschildert. Gelingt es den nach Tientsin abgegangenen fremden Truppen nicht bald, die weitere Zerstörung der Stadt zu verhindern, so würde ein im Augenblick nicht zu übersehender materieller Schaden entstehen, den zum nicht geringen Theile Deutsche zu tragen hätten. Deutschland hat wie in Hankau, so auch in Tientsin durch Vertrag vom Oktober 1895 Gebiet für eine eigene Nieder lassung erworben, deren Finanzirung die Deutsch- Ostasiatische. Bank übernommen har. In Tientsin befinden sich gegenwärtig 24 deutsche oder unter deutschem Schutze stehende Firmen, die an dem dortigen Handel in höherem Maße betheiligt sind, als die übrigen Nationen znsammengenommen. Es ergiebt sich daraus, wie schwer gerade deutsche Interessen ge- schädlgt sein müßten, wenn es sich bestätigen sollte, daß die Niederlassung der fremden Kaufleute durch Aufrührer und reguläre Truppen zerstört worden ist. Tientsin zählt etwa eine Million Einwohner, es steht unter den chinesischen Vertragshäfen nach Shanghri und Hankau an dritter Stelle. Die Hauptgefahr für die Vertheidiger von Tien tsin bestehr darin, daß sie bereits an Munitiunsmau- gel leiden, während der Kommandant der chinesischen Truppen, der wegen seiner sremdenfeindlichen Gesinn ung bekannte Prinz Tuan, 45 Schnellfeuergeschütze zur Verfügung haben soll. Es scheint höchste Zeit zu sein, daß der Entsatz eintrifft. Es fehlt auch die Aa klärung, warum die Flo-tenkommandanten nicht ihre Kanonenboote den Peiho aufwärts nach Tientsin zur Unterstützung dec Vertheidiger schicken. Der Peiho ist für die Dampfschiffe bis Tientsin fahrbar, und der englische Admiral Hope ist im Jahre 1860 mit seinen Kanonenbooten ebenfalls flußauswäits gefahren und hat Tientsin erobere. Möglicher Weise haben aber die Kanonenboote der Mächte in dein Kampfe um die Taku-Forts solche Havarien erlitten, daß sie vorläufig weder die Fahrt nach Tientsin zu unternehmen im Stande sind, noch dort einen etwaigen Kampf mit den 45 Schnellfeuergeschützen des Prinzen Tuan aufnehmen könnten. 4- * Ueber die bisherige Betheiligung unserer deut schen Marine-Truppen an den Entsatzversucheu von Peking und Tientsin läßt sich einstweilen nur Folgen des mittheilen: Von den zum Schutz der Botschaft, resp. nach Tientsin entsandten deutschen Truppen sind 50 Mann in Peking, 40 Mann in Tientsin (durchweg vom Seebataillou) stationirt. Ein späterer Nachschub von circa 40 Mann Marineinfanterie vertheiU: sich auf beide bedrohte Punkte. Wie weit die 450 Mann (ausgeschiffte Matrosen und Seebataillon) von Tientsin aus gekommen sind, ist unbekannt. Seit ihrem Abmarsch von Tientsin nach Peking weiß man absolut nichts mehr von ihnen. Kapitän Lans wurde, wie uns in Ergänzung dec bisherigen Berichte aus Shanghai telegraphirt wird, in die Beine geschossen, trotzdem führte er sein Schiff mit großer Schneidigkeit ins Gefecht. Lou-SN, 25. Juni. Der Schanghaier Bericht erstatter des Daily Expreß meldet: Ein Mandarin, der am 16. Juni aus Peking entfloh, erklärte, damals stand über die Hälfte des nördlichen und westlichen Theiles der Stadt einschließlich des ausländischen Distriktes in Flam men Prinz Tsching war von Prinz Tuans Boxern um gebracht, die Kaiserin war zur Flucht nach Siangfu in Schangsi bereit. Aus chinesischer Quelle verlautet in Shanghai weiter, daß Prinz Tuan, der Vater des Thronfolgers, die Situation in Peking beherrscht. Der Kaiser, die Kaiserin-Wittwe uud Junglu, der Kommandant der nördlichen Armee, fügen sich ihm absolut. Die Boxer sind nach Mandschu-Arl in acht Abteilungen getheilt, unv ein Detachement bewacht den Palast. Alle Edikte rühren vom Prinzen Titan her. 80 Procent der Mandarinen in Peking sind aus Seite der Boxer, von denen einige Intransigente sogar rathen, die Hauptstadt nach Shansi zu verlegen und den Thron folger zum Kaiser zu proklamiren. Obwohl die Kaiserin alle Verantwortung sür die Ereignisse ab lehnt, sind geheime Befehle an den Gouverneur von Petschili, General Nieh, und die anderen gegeben, jedem Vordringen der fremden Truppen entgegenzu- tceten. Die Viceköuige Liukinyi, Schan-Si-Tung und Li-hung-tschang stehen nicht auf Seite der Boxer; sie verlangen die Bestrafung der Aufständischen und kündigen ihre Absicht an, die Fremden zu schützen. Limla, 25. Juni. Die nach China gehende britische Streitmacht wird auf zwei Brigaden erhöht werden. Jede dieser Brigade wird aus vier Jnfan- tecie-Bataillvneu mit den Divisionstruppen, bestehend aus einem Kavallerie-Regiment, drei Kompagnien Sappeuren und Mineuren und einer Feldbatterie zu- sammengewtzt werden. Washin,zton, 25. Juni. Die vom Kriegs amte getroffenen vorläufigen Maßnahmen sind in bei-