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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190007035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000703
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-03
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.07.1900
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noch umfassende Erörterungen bezüglich der noch die Staaten, ihre Missionen selbst zu schützen, seien Bismarck und er, Crispi, vollständig einverstanden gewesen. Jetzt sollte Deutschland unter der weisen Führung des Kaisers, des Fürsten Hohenlohe und des Grafen Bülow seinen Platz an Englands Seite suchen, dessen Sieg in Süd afrika eine Nothwendigkeit gewesen sei und Europa keinen Schaden bringe. An der Seite ;des mit England ver bündeten Deutschland würde auch Italien seine Stelle finden. Truppen begann sofort. LnmSW dcs WlAm! Die Frage, „wo sind die Gesandten?" erfährt heute Aufklärung in einer schon längst gefürchteten, schreck Rewyork, 2. Juli. Wie bereits gemeldet, brach das Feuer am Sonnabend nachmittag aus, während die Quais von Menschen überfüllt waren. Die Ur sache wird in einer Explosion eines Gefäßes mit Kohlensäure gesucht. Mit rasender Geschwindigkeit breitete sich das Feuer aus, ungeachtet der Anstreng ungen der vereinigten Feuerwehren. Durch das schnelle Umsichgreifen des Feuers wurden im Augenblick 1750 Menschen abgeschnitten und waren von einem Feuer meer umzingelt. Infolge der wilden Panik wurden viele Menschen erdrückt, viele andere ertranken; der Menschenverlust wird auf 400 geschätzt derMaterial- chaden auf 20 Millionen Dollars. Die brennenden Schiffe boten ein grausiges Schauspiel. (Nach weiteren Berichten sollen 8—900 Menschen umgekommen seiw mordete hatte in Altenburg aus der Heimath 80 M. erhalten. Jedenfalls hat er nun mit dem Gelbe renommirt und dadurch die Begierde seines Reise gefährten erregt. Auf dem Wege nach Borna sind die Beiden im Blumrodaer Gasthof eingekehrt und wurde hier von Haase, obwohl er noch Bargeld besaß auf Betreiben des andern ein Fünfzigmarkschein ge- wechselt. Kurz nach Verlassen des Gasthofes ist sodann das Verbrechen begangen worden, indem der Mörder wahrscheinlich hinterrücks dem Brauer einen Stich in den Kopf versetzt und den Schwerverletzten darauf mit einem Riemen erwürgt hat. Nach Beraubung hat der Unhold den Ermordeten in ein Kornfeld geschleift und die Flucht ergriffen. Die Leiche ist zwar schon an demselben Abend von Vorübergehenden bemerkt worden, >a man aber einen Betrunkenen vermuthete, nicht rn Augenschein geuommen worden. — Zittau, 30. Juni. Beim Zerplatzen eines Ballons mit Schwefelsäure wurde der vorbeigehende Arbeiter Leubner schwer im Gesicht und an den Händen verbrannt. Der Verunglückte wurde vor läufig ins Militär-Lazareth ausgenommen. — Leipzig, 30. Juni. Zu dem großen 100000 Mark-Diebstahl in Naundörfchen ist zu melden, daß es nun gelungen ist, die Diebe zu überführen. Ein jetzt von der Polizei verhafteter 19jähriger Eisendreher aus München und dessen 20 Jahre alte Geliebte ha ben eingeräumt, gemeinschaftlich mit dem bereits in Hast befindlichen Liebernickel und dem Heizer Rothe den Diebstahl ausgeführt zu haben. Es sind aber Petersburg, 1. Juli. Die „Russische Tele- graphen-Agentur" verbreitet folgende eigenthümliche Meldung: An amtlicher Stelle eingetroffenen Nach richten zufolge stellte sich die chinesische Bevölkerung an mehreren Orten unter russische Schutz, da sie nicht mit dem Boxerausstand sympathisirt. Aus Ost asien wird ferner berichtet, daß der Boxerausstand nicht mehr weiter um sich greise, sondern daß die Bewegung Nachlasse und sich gegenwärtig in der Provinz Petschili halte. An leitender Stelle hegt man die Ansicht, daß der Boxerausstand bei friedlichem (!) Vorgehen der Mächte und gutem Willen (?) der chinesi schen Regierung in kurzer Zeit beigelegt werden würde. Berlin, 1. Jul. Aus Taku vom 28. Juni meldet der Ehef des Kreuzergeschwaders: Nachdem die Kanonenboote am 17. Morgens die Geschütze in d.n Forts zum Schweigen gebracht hatten, stürmten die vereinigten Reservelandungscorps — 300 Japaner, 150 Russen, 200 Deutsche, 300 Engländer — unter der Führung des Kapitäns zur See Pohl, der selber einer der ersten im Fort war, das Nordwest-Fort nach harrnäckiger Vertheidigung mit glänzender Tapfer keit. Dabei verloren die Japaner ihren Führer im Range eines Stabsofficiers, viele Todte und Ver wundete. Von den Unsrigen ist nur ein Matrose leicht verwundet. Das Nord-Fort wurde verlassen gesunden. Darauf wurde mit unseren und englischen Booten über den Fluß gesetzt und das Süd-Fort ohne Widerstand besetzt. Ich habe erst jetzt diese Einzel heiten feststellen können. Der Chef des Kreuzergeschwaders meldet aus Taku vom 29. Juni: Am 27. Juni sind die Be festigungen des Arsenals bei Tientsin gemeinsam ge nommen worden. Schwer verwundet sind: Feuer werksmaat Hellwig und Matrose Brüning, beide von S. M. S. „Hansa", leicht verwundet 6 Mann, wo runter 2 Seesoldaten. Zwischen Tientsin und Taku ist die Verbindung auf dem Wasserwege hergestellt. Vom Chef des Kreuzergeschwaders, Vice-Admiral Bendemann, ist unter dem 30. v. Mts. aus Taku folgendes gemeldet: „Vom Seebataillon sind bis 29. gefallen: Leutnant Friedrich, Sergeant Popp, Soldat Dehnert, Stegmeier, Ludwig, Wißmeier, Klier, Nitsch, Schmitz. Schwer verwundet: Gefreite Zander, Schedcr, Meinecke, Soldat Tupfer, Blitz, Stephan, Holz, Oekler, Popproth, Gerke, Richter II. Leicht verwundet: 18 Mann. Alle Verwundeten sind außer Lebensgefahr. Von den Verwundeten des Peking- ExpeditionScorps sind nachträglich gestorben: Matrosen Graafe und Herkenrath, beide von „Hertha". Letzterer, in Listen bisher nicht erwähnt, hatte Schuß durch Oberschenkel. Die meisten Verwundeten sind in Tientsin, einige auf Transport hierher. Lans ist auf „Kaiserin Augusta", drei Schwerverwundete sind in Tsingtau. London, 1. Juli. Contre-Admiral Bruce tele- graphirt aus Taku: Die Haltung des Kommandanten der „Algerine" und die des deutschen Kapitäns LanS, des Kommandanten des „JltiS", war großartig und erregte die Bewunderung der verbündeten Schiffs besatzungen. Der Verkehr auf dem Flusse ist gegen wärtig bis Tientsin unbehindert, die Eisenbahn bis 9 Meilen von Tientsin wiederhergestellt, aber die Verbindung mit Seymour ist noch schwierig. Der russische Admiral Alexejeff ist hier eingetroffen und begiebt sich nach Tientsin. Bis jetzt sind 520 Officiere und 13500 Mann der verbündeten Truppen gelandet, welche 53 Feldgeschütze und 35 Mitrailleusen bei sich führen. Im Hamburgischen Correspondenten veröffentlicht Crispi einen bedeutsamen Artikel, betitelt „Deutschland, England und die gelbe Gefahr", worin es als Fehler bezeichnet wird, daß man seinerzeit in Japan einen Ri valen statt eines Verbündeten gesehen habe. Ueber die Bedeutung Chinas für Europa sowie über das Recht der lichen Weise. Bezüglich des deutschen Gesandten wenig stens wird heute gemeldet, daß er schon vor 14 Tagen ermordet worden sei. Es liegen folgende Nachrichten vor: Berlin, 2. Juli. Der kaiserliche Consul in Tschifu telegraphirt: Unser Gesandter in Peking am 18. Juni ermordet. London, 2. Juli. Reuters Bureau meldet aus Tschifu vom Juni: Der deutsche Gesandte Frhr. von Ketteler in Peking, wurde am 18. Juni in dem Augen blick, als er sich nach dem Tsungli-Damen begeben wollte, ermordet. Ein Dolmetscher wurde verwundet, konnte sich jedoch noch in eine Gesandtschaft flüchten. Am 23. Juni waren nur noch drei Gesandtschaften unzerstört. London, 2. Juli. Wie dem „Daily Expreß" gemeldet wird, berichten dem Konsularkorps zu gegangene amtliche Depeschen, daß der deutsche Gesandte in Peking, als er die Gesandtschaftsstraße entlang ritt, von chinesischen Soldaten angegriffen, vom Pferde ge rissen und ermordet wurde. Die Leiche wurde von den Soldaten mit Säbeln in Stücke gehauen. Die Gebäude der deutschen und sechs anderer Gesandt schaften wurden später in Brand gesteckt. Eine An zahl eingeborener Gesandtschaftsdiener wurde ermordet uud die Leichen in die Flammen geworfen. Rom, 1. Juli. Die „Agenzia Stefani" meldet: Der Kommandant des Kriegsschiffes „Elba" tele graphirt aus Taku von gestern: Nachrichten, die von dem deutschen Gesandten in Peking stammen, besagen, Nachtrag. Dresden, 1. Juli. Heute Mittag wurde die unter dem Protektorate des Königs Albert stehende große deutsche Bauausstellung im Beisein von Mit gliedern des königlichen Hauses durch Geh. Baurath Waldow mit einer in ein Hoch auf den König aus klingenden Festrede feierlichst eröffnet. — Laipzig, 1. Juli. Nach dem L. T. sind sämmtliche der Frau Grunewald gestohlenen Werth- papiere, etwa 100000 M., mit Ausnahme einer An zahl Coupons, gestern Nachmittag von hiesigen Kri minalbeamten und dem Bürgermeister von Naunho; im Holze zwischen Naunhof und Lindhardt, unter dich tem Gebüsch vergraben, aus ihrem Versteck, das von einem der Verhafteten verrathen worden war, heraus geholt worden. Reichstadt, 1. Juli. Im engsten Familienkreise fand heute Vormittag in der hiesigen Schloßkapelle die Trauung des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der nach einem heute hier eingetroffenen Telegramm zur Fürstin von Hohenberg erhobenen Gräfin Sophie Chotek statt. Nach Beendigung der Ceremönie stimmte die Orgel die Volkshymne an. Um ^12 Uhr fand ein Dejeuner statt, bei welchem die Erzherzogin Maria Theresia, die Mutter des Bräutigams, ein dreifaches Hoch aus das junge Paar ausbrachte. Nach dem Dejeuner reisten die Neuvermählten nach Konopischt ab. Friedrichshafen, 30. Juni. Die Auffahrt des Grasen Zeppelin mit seinem lenkbaren Luftballon, die heute stattfinden sollte, und während des ganzen Tages unser Städtchen nebst seinen zahlreichen Gästen in athemloser Spannung hielt, ist nicht gelungen. Friedrichshafen, 1-Juli. Infolge einer kleinen Kin großes Unglück in Aewyork. Newhorik, 1. Juli. Infolge einer großen Feuers brunst in den Docks von Hoboken sind 4 Quais des Norddeutschen Lloyd abgebrannt. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main" und der Dampfer der Hamburg-Amerikalinie „Phönicia" sind schwer beschädigt. Die Lloyddampfer „Saale" und „Bremen" sind leicht beschädigt. Das Quai der Hamburg-Amerikalinie wurde mit Dynamit zerstört, um das weitere Umsichgreifen der Flammen zu verhindern. Es befanden sich sehr viele Passagiere und andere Personen in den Docks, als das Feuer ausbrach. Ein Theil der Leute sprang ins Wasser und ertrank, der andere kam in den Flammen um. Man spricht von 100 Opfern. Newhorik, 1. Juli. Der Verlust an Menschen leben, infolge des Brandes in den Docks, konnte bis heute Mittag nicht festgestellt werden. An Bord des „Main", der „Saale" und der „Bremen" befanden sich nur Mannschaften. Der „Kaiser Wilhelm" wurde zuerst aus geschleppt. Die Disziplin auf den Schiffen war eine be wundernswürdige, selbst während der größten Gefahr wurden Rettungsboote ausgesetzt. Das Feuer griff so rasch um sich, daß das Aussetzen der „Saale", der „Bre men" und des „Main" unmöglich war. Die Menschen an Bord sind entweder verbrannt, oder sprangen .ins Wasser. Viele von ihnen ertranken. Die Zahl der Todten muß aus dem Aufruf der Lebenden und der im Hospital befindlichen mit dem Vergleich der Musterrollen festgestellt werden. Newhorik, 1. Juli. Man glaubt, daß bei der großen Feuersbrunst in ven Docks von Hoboken viele Besucher oder Passagiere umgekommen seien. In dem Augenblicke, wo die „Bremen" von den Flammen erreicht wurde, vernahm man eine starke Explosion, das Schiff schwankte und sank sodann unter Wasser; eine große Menge von Menschen wurde dabei ins Wasser geschleudert. Die „Saale" trieb auf dem Strom bis zu der Insel Liberty, wo sie gestrandet ist. Bis jetzt sind 50 Leichen von Angestellten der Gesellschaft geborgen, deren Identität nicht festgestellt werden konnte. Die Gesammtzahl der Todten wird auf 200 geschätzt. Der Chef der Feuerwehr in Newyork hält die „Saale" für verloren. Man hofft jedoch, daß der „Main" erhalten bleibt. Breme», 1. Juli. Ueber das Feuer im Hafen von Hoboken ist hier folgende Meldung eingegangen: Die Piers des Nordd. Lloyd sind gestern niedergebrannt. Das Feuer brach um 4 Uhr Nachmittags aus und hat sich dann mit rapider Schnelligkeit über sämmtliche Piers verbreitet. Der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" konnte noch rechtzeitig in den Strom hinausgelassen wer den, während die Dampfer „Bremen" und „Saale" brennend dorthin geschleppt und gelöscht wurden. Der Dampfer „Main", der leider nicht mehr rechtzeitig hinaus gebracht werden konnte, lief brennend zwischen den Piers und dürfte am schwersten beschädigt sein. Breme«, 2. Juni. Bösmanns Telegraph. Bureau meldet: Ueber den großen Brand in Hobo ken wird noch berichtet: Die an der Westseite des Hudsonflußes an der Stadt Hoboken gelegenen Pier- anlagcn des norddeutschen Loyd, welche ein Raub der Flammen geworden sind, bestehen aus 400—800 Fuß in den Fluß vorspringenden Pierbauten. Zwischen den einzelnen Piers, die mit Schuppenaufbauten be setzt sind, der große Pier mit einem zweistöckigen Ausbau, größere mit einstöckigen Schuppenaufbauten, lagen die Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" „Saale" „Bremen" „Main", die mit Löschen und Laden beschäftigt waren. Passa giere befanden sich, so weit bekannt, nicht auf dem Schiffe, da keiner dieser Dampfer an diesem Tage zur Ex pedition zu gelangen hatte. Die „Saale" sollte am fol genden Tage rach Boston gehen, um dort Passagiere an Bord zu nehmen. „Kaiser Wilhelm der Große" und „Main" sollten Dienstag, die „Bremen" Donnerstag zur Expedition kommen. Nachmittag 4 Uhr brach in den Räumen des Wolllagers Feuer aus. Trotzdem der Brand mit den vorhandenen Feuerlöscheinrichtungen bekämpft wurde, verbreiteten sich die Flammen mit rasender Ge- schwindigkeit über die sämmtlichen vier Piers und die auf der Landseite befindlichen Schuppen aus, so daß es un möglich war, die Dampfer aus den Fluß zu bringen, noch ehe sie Feuer fingen' „Kaiser Wilhelm oer Große" gelangte zuerst auf den Strom, mit geringen Beschädig ungen an den Booten, dann gelang es, die Dampfer „Bremen" und „Saale", welche bereits hell brannten, ins offene Wasser zu bringen, wo sie, um die Schiffskörper zu retten, auf den Strand gesetzt wurden. Am schwersten hatte der Dampfer „Main" zu leiden, der so von Flammen umgeben war, daß es anfangs unmöglich schien, ihn von den Piers zu ent fernen. Doch wurde auch dieser Dampfer in den Nothhafen gebracht. Eine grüße Anzahl von Personen der Besatzungen ist ums Leben gekommen, doch liegen zuverlässige Angaben über die Zahl der Todten bis jetzt noch nicht vor. Kapitän Mirow von der „Saale" wird vermißt. Der Brand an Bord der „Main" und der „Bremen" ist größten Theils gelöscht, so bald das völlig geschehen sein wird, werden sie gehoben und dann erst der Schaden festgestellt werden. Die auf den Piers aufgebauten Schuppen waren ver sichert, während es die Dampfer nur zum Theil waren. „Kaiser Wilhelm der Große" setzt seine Reise nach Bremen am Dienstag fort. Transportdampser „Wittekind" hielt. Die Einschiffung der ^Walten, er möchte in der sicheren Hoffnung leben, daß ThnstuS ein guter Hirt ist und seinen Beistand nie versagt Denen, die ihn darum bitten; die Lieve endlich Überwinde Alles. Herr Schulrath Lötzsch weist hierauf, nachdem Herr Patzig Treue im Amte gelobt, Letzteren in sein Amt als Lehrer, Direktor und Lokalschul- mspektor der 2. Bezirksschule ein, und erinnert an die damit verbundenen Pflichten und Rechte. Endlich bittet Redner den Schulausschuß, auch dem neuen Direktor ein volles Maaß Vertrauen entgegen zu bringen, damit das Band zwischen Schule und Gemeinde immer mehr gefestigt werde. Ebenso möchte das Lehrercollegium mit feinem neuen Vorsitzenden Hand in Hand das schwere Werk der Erziehung unserer Kinder weiterführen, wie auch die Kinder selbst mit Liebe und Vertrauen am Direktor hängen sollen. Zu Allem aber möchte der liebe Gott seinen Segen geben. — In Vertretung des Herrn Bürgermeisters Dr. Polster überreichte Herr Stadtrath Müller nun die Anstellungsurkunde, Herrn Patzig herzliches Will kommen darbringend. Dann begrüßte diesen Herr Oberlehrer Abesser im Namen des Lehrercollegiums mit der Versicherung unwandelbarer Treue; Herr Pastor Schmidt hieß ihn im Namen der Trinitalis- gemeinde willkommen mit dem Ausdruck der Hoffnung, . daß olle Gesandtschaften mit Ausnahme der englischen, französischen und deutschen niedergebrannt seien. Sämmtliche Mitglieder deS diplomatischen Corps hätten sich nach der englischen Gesandtschaft geflüchtet. Das Kriegsschiff „Calabria" sei nach Taku zurück- gekehrr. Schanghai, 2. Juli. Aus amtlicher Quelle verlautet, daß die Chinesen zwischen Schanghai und dem Arsenal von Kiangwan Torpedos gelegt haben und daß die Forts am Jangtsekiang zwischen Nian- kiang und Wusung in Stand gesetzt werden, den Fremden Widerstand zu leisten. Berlin, 2. Juli. Der kaiser liche Konsul i« Tientsin meldet unter dem 29. Juni: Durch einen chinesischen Boten ist soeben solgende schriftliche, mit Robert Hart unterzeichnete Nachricht aus Peking eingetroffen: Herr v. Bergen (2. deutscher Legattonssekretär. Anm. des W. T. B.) an den Kommandeur der europäischen Truppen. Die Fremdenkolonie wird in den Gesandtschaften belagert. Die Situation ist verzweifelt. Eilt Euch! — Sonntag Nach mittag 4 Uhr: Ein angeblich von einem Missionar aus Peking abgesandter Bote berichtet soeben, daß der deutsche Gesandte, Freiherr von Ketteler, auf dem Wege zum Tsung-li-Yamen ermordet sei. Die Mehr zahl der Gesandtschaften sei verbrannt. Die Schutzwachen litten an Munitions mangel. London, 27. Juni. Den „Times" wird aus Hongkong vom 1. Juli gemeldet: Obgleich diefremden- eindliche Stimmung in Canton und Umgebung im Wachsen begriffen ist, wird sie doch durch strenge Maßregeln des Vicekömgs niedergehalten, der bedeu tende Truppen zur Verstärkung aushebt. Dem „Daily Telegraph" wird aus Shanghai vom 1. Juli gemeldet:' Prinz Tuan hat sich der Person des Kaisers und der Kaiserin-Wittwe bemächtigt und selbst die höchste Gewalt an sich gerissen. London, 2. Juli. „Daily Expreß" meldet aus Nanking: D:r Vicekönig Liukungi habe ein Tele gramm von General Iulu erhalten, worin die Lage Pekings als äußerst ernst bezeichnet wird. Er giebt die Zahl der fremden Truppen, die in )er Nähe von Peking sind (?), auf 36-—40,000 Mann (?) an, zusammengestellt aus 8 verschiedenen Nationen. Der General bittet um Unterstützung, denn Peking könne nur 4 Tage Widerstand leisten. * * * finden möge. Grüße entboten schließlich ein Fort- bildungsschüler, ein Knabe und Mädchen der 2. Bezirks schule. — In seiner Rede dankt Herr Direktor Patzig zunächst den hohen und höchsten Behörden, die ihm das Amt übertragen, dann allen denjenigen, die ihn so freund lich begrüßt. Wo Thaten reden könnten, da sollen Worte schweigen; und deshalb wolle er stets nach allen Kräften seine Aufgabe zu erfüllen suchen. Seinen weiteren Aus führungen legte der Herr Redner die Worte zu Grunde: Gemeinsame Arbeit. 1. Im Nothwendigen Einheit, 2. im Zweifelhaften Freiheit, und 3. in allem aber Liebe. — In seinen Worten erläuterte Redner auch sein Unterrichtsprogramm. Nach diesem bildet Religion die Krone des Unterrichts; auch lege er auf die deutsche Sprachlehre viel Werth. Neben der Verstandesbildung dürfe auch die ästhetische Bildung nicht vernachlässigt werden. Die Lehrer sollen den Schülern ein Vorbild sein in Pünktlichkeit, Ordnung. Wahrheit, Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Anstand und guten Sitten. Redner er klärt, er bringe seinen Mitarbeitern ein kollegialisches Herz entgegen, und bitte um Aufrichtigkeit und Vertrauen, wie er auch bemüht sein wolle, völlige Eintracht im Lehrer- kollegium aufrecht zu erhalten. Stets soll das Loosungs- wort lauten: Einigkeit macht stark und Friede ernährt, Unfriede verzehrt. — Auch die Kinder möchten durch eifriges Lernen und gutes Betragen auch außerhalb der Schule die Arbeit der Lehrer zu einer ersprießlichen ge stalten helfen. Seine Rede schloß Herr Patzig: Indem ich hoffe, daß mir Seitens des Schulausschusses Vertrauen, Nachsicht und freundliche Unterstützung zu Theil wird, übernehme ich mein neues Amt, wohlbewußt der schweren Verantwortung, und bitte Gott, er wolle mit uns Allen sein, daß unsere Arbeit gesegnet werde, zum Wohle der Schule, zum Segen der Stadtgemeinde und unseres engeren und weiteren Vaterlandes. Das walte Gott! Amen. — Mit einem allgemeinen Gesang schloß die erhebende Feier. Auch an dieser Stelle sei hierdurch der Wunsch ausgedrückt, daß durch den Beistand von Oben es Herrn Patzig gelingen möge, voll und ganz seine Pflichten zu erfüllen zu seiner und der Gemeinde Befriedigung. — (Beförderung.) Herr Bahnmeister Kühne 2. Grades v. W. 14 am Bahnhof Hohenstein- Ernstthal, ist zum Bahnmeister 1. Grades befördert worden. — Tirschheim, 2. Juli. Aus unserem Orte ist einiges Erwähnenswerthe zu berichten. Am heutigen Montag trat der neue Lehrer Herr Lehmann aus Niederlungwitz nach feierlicher Einweisung sein Amt als Lehrer an der Schule zu Kuhschnappel mit Tirsch- heim an. — Am gestrigen Tage konnte ein würdiger alter Herr, Herr Gutsbesitzer Karl Junghans rn Tirschheim, auf 25 Jahre Thätigkeit zurückblicken, die er in aufopferungsfreudiger Weise der Gemeinde als Vorstand bez. Gemeinderathsmitglied gewidmet hat. Die Gemeinde hat den Tag nicht vorübergehen lassen, ohne dem Genannten eine Ehrung zu Theil werden zu lassen. Der Gemeinderath widmete Herrn Jung hans einen sehr schönen Lehnsessel. Zu gleicher Zeit erschien der Gesangverein Kuhschnappel-Tirschheim und brachte dem Jubilar ein Ständchen. Hoffentlich bleibt der Gemeinde die Kraft des Herrn Junghans noch lange erhalten. — Chemnitz. Einen Zuwachs von 5156 Einwohnern erfuhr am Sonntag unsere Stadtgemeinde. Nach einer am 20. Juni veranstalteten Zählung wurden nämlich in dem jetzt einverleibten Vorort Altendorf in 203 Gebäuden 5156 Bewohner gezählt und zwar 2662 männliche und 2494 weibliche. — Zwitka«, 2. Juli. Der Erzgebirgische Steinkohlenbauoerein hat mit 10000 Mk. eine Stiftung zum Besten des Beamten- und Arbeitervereins errichtet. — In Meeraue sehen sich die Wirthe „genöthigt", das böhmische Bier 5/^ Liter aus 30, r/iy auf 25 Pf. zu erhöhe n. Wohl ihnen, wenn sie diese Preise — bekommen. — Dresden, 30. Juni. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs verlautet folgendes: Nach ruhrger Nacht nahm Se. Majestät das Frühstück außerhalb des Bettes und betheiligte sich dann am gewöhnliche.., gemeinsamen Leben in Strehlen. — Dresden, 1. Juli. Der König sandte dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich zur heutigen Vermählung mit der Gräfin Chotek ein Glück wunschtelegramm. — Borna b. Leipzig, 1. Juli. In der Nähe des ungefähr dreiviertel Stunde von hier entfernten Dorfes Blumroda ist am Freitag Abend kurz nach 8 Uhr ein Raubmord verübt worden. DaS Opfer des selben ist der auf der Reise befindliche 43 Jahre alte Brauer Haase aus Zaschendorf bei Pirna. Der Er ¬ daß auch fernerhin die gemeinsame Arbeit von Kirche und Schule gesegnet sein möge. Weiter begrüßte Herrn Patzig der Direktor der 1. Bezirksschule, Herr Dietze, in herzlichen Worten mit der Bitte, Hand in Hand mit ihm den hiesigen Schulanstalten ein thatkräf- tiger Förderer, den Lehrern ein treuer Berater und — — . zielbewußter Führer, den Schülern ein väterlicher Freund fehlenden Werthpapiere im Gange, und Pfleger zu sein, ihm wünschend, daß er immer in seiner Thätigkeit reichste Befriedigung Explosion am Zcppelinschen Luftballon ist dieser gestern nicht aufgestiegen Der Aufstieg ist bis auf Weiteres verschoben woroen. Wie«, 30. Juni. Offiziell wird bestätigt, daß der Kaiser der Gräfin Chotek den Titel „Fürstin von Hohenberg" und den Nachkommen der Gräfin aus der Ehe mit dem Erzherzog Franz Ferdinand den Fürstentitel verliehen hat. Die Fürstin wird hinter den mediatisirten Fürstlichkeiten rangiren und doch den Vortritt vor den übrigen Fürstlichkeiten haben. Wie verlautet, wird die Verzichtleistung des Erzherzogs Franz Ferdinand auch dem österreichischen Parlamente zur Kenntniß gebracht werden. Chi«». Berit«, 1. Juli. Staatssekretär Graf von Bülow hat sich nach Wilhelmshaven begeben, um dem Kaiser Vortrag zu halten. Kiel, 1. Juli. Das 1. See-Bataillon sowie ein Pionier-Detachement sind heute Nachmittag in Stärke von 1116 Mann in zwei Sonderzügen nach Wilhelms haven abgefahren. Auf den Straßen hatte fick eine große Menschenmenge angesammelt, welche die Soldaten mit Hurrahrufen begrüßte. Wilhelmshaven, 2. Juli. DaS erste See bataillon traf heute früh von Kiel kommend mittelst Sonderzug am Hafen ein, woselbst der Zug bei dem
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