Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000524
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-24
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Arbeiter fordert. Dir officielle Corresponbenz des Bundes der Landwirthe kann in der schrankenlosen Zulassung ausländischer Arbeiter zu dauerndem Aufenthalt nicht ein Allheilmittel gegen die Leutenoth erblicken. Der Zug nach dem Westen und zur Industrie werde sich auf die acelimatisierten Ausländer ebenso geltend machen wie be: der inländischen Arbeiterbevölkerung. Abhilfe könne nur dadurch geschaffen werden, „daß die so zahlreich Heran wachsende ländliche Irgend länger an die heimathliche Scholle gefesselt wird.« Bezüglich de« Streiks der Straßenbahnbeamten ent hält die „Nordd. Allg. Ztg." einen Artikel, worin be merkt wird: „Die Hand der Socialdemokratie ist, wie in dem größten Theile der Ausstandsbewegungen der letzten Jahre, so auch in der Organisation des Streiks der Berliner Straßenbahn-Angestellten unverkennbar be merklich geworden. Die Staatsregierung aber hat die Pflicht, den bewußt auf die diktatorische Beherrschung der Arbeiterschaft und des gesummten öffentlichen Lebens hinzielenden Bestrebungen der Socialdemokratie auf das Ents^ iedenste entgegenzuwirken, und es kann versichert werden, daß sie dieser ihrer Pflicht nach allen Richtungen hin entsprechen wird." Mannheim, 19. Mai. Gestern Abend fand ein von der Stadt Mannheim den Offizieren der Torpedo bootsdivision gegebenes Festmahl im Hotel „Pfälzischer Hof« statt, an welches sich der Besuch der im Hoftheater veranstalteten Festvorstellung anschloß. Auf die vom Oberbürgermeister Beck an den Kaiser gesandte Depesche ist folgendes Antworttelegram eingegangen: Wiesbaden, Schloß Der Kaiser und König lassen Ihnen, wie dem Herrn Bürgermeister Krafft in Ludwigshafen, für die Meldung von dem freundlichen Empfang, welchen die Torpedobootsdivision in den Schwesterstädten Mannheim und Ludwigshafen erfahren hat, bestens danken. Der Kaiser haben Allerhöchst sich über den herzlichen Gruß der Festversammlung gefreut und lasten allen Flotten freunden in Mannheim und Ludwigshafen Allerhöchst Seinen Gruß entbieten. Auf Allerhöchsten Befehl von Lucanus. Hamburg, 18. Mai. Der Amerikalinie ging heute zum ersten Male eine durch drahtlose Tele graphie übermittelte Anzeige zu. Die Meldung betraf den in Cuxhafe.^ angekommenen Schnelldampfer „Kaiser Friedrich«, dessen Passiren vom Borkumer Feuerschiff mit dem Marconiapparat angezeigt wurde. Hamburg, 19. Mai. Heute traf die Ab ordnung des Deutschen Kriegerbundes aus Nord amerika hier ein. Als die Abordnung den deutschen Boden betrat, feuerte die auf dem Stintfanq auf gestellte Batterie Salutschüsse ab. Dazwischen erklangen brausende Hurrahruse Seitens der am User auf gestellten Vereine und einer großen Menschenmenge. Abends fand m den festlich geschmückten Räumen des Velodroms ein Commers statt, an dem etwa 10 000 Perionen theilnahmen. Hauptmann a. D. Sauer begrüßte die Amerikaner, Oberst Boemack brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, worauf stehend die Nationalhymne gesungen wurde. Der Bundcsvorsitzende der New-Aorker Kriegeroereine Müller dankte herzlich für den Empfang, betonte die Zusammengehörigkeit aller Deutschen und sprach den Wunsch aus, daß das Sternenbanner immer friedlich neben der schwarz-weiß-rothen Fahneflattern mög-. Während des Commerses trugen 500 Sänger Lieder vor. Berlin, 22. Mc.i. Zu Ehren der hier einge troffenen amerikanischen Kameraden des deutschen Kriegerbundes veranstaltete der Berliner Kriegervereins- Hauptverband in der Bockbraue ei gestern Abend ein Militärkonzert und Festkommers. Wolkewitz-Berlin brachte das Kaiserhoch aus, Pfanstiel begrüßte die amerikanischen Kameraden, deren treuen deutschen Sinn feiernd, Kamerad Müller dankte namens der ameri kanischen Krieger. Beese toastete auf die deutsche Kameradschaft. Vom Kaiser ging ein Danltelcgramm für die Huldigungsdepesche der amerikanischen Krieger ein. Das ganze Fest verlief, durch Gesang vater ländischer Lieder verschönt, aufs Glänzendste. Oesterreich Ungarn. Der L. A. berichtet aus Wien: Dem Kaiser Franz Josef bereitet der Wahlspruch seines Hauses: „Du selix Austria nubc" vielen Kummer. Stürmisch drängt die ganze Sippe in den Ehehafen. Was hat Stefanie für Sorge bereitet, bevor sie Gräfin Lonyay geworden. Und erst ihre Schwester Luise! Der designirte Thronfolger besteht auf seiner Wahl einer nicht ebenbürtigen Lebensgefährtin und will eher den Thron schießen lassen, als die Braut! Damit nicht genug, soll nun auch die dritte Frau des verstorbenen Bruders des Kauers, Karl Ludwigs, Maria Theresia, einen zweiten Mann haben wollen. Die Dame zählt 45 Jahre, was für die zweite Ehe das beste Alter ist, und ihre Neigung soll ihrem Kammervorsteher gehören, dem Grafen Cavriani. . Die Angelegenheit der Vermählung des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Sophie Chotek ist in ein entscheidendes Stadium getreten. Wie bereits gemeldet, hat der Kaiser vor einigen Wochen seine Zustimmung zur Ehe gegeben. Die amtliche Verlaut barung soll in der nächsten Zeit erfolgen und bald darauf die Vermählung stattfinden. Die Ehe wird nicht morganatisch geschloffen und somit Gräfin Chotek als Erzherzog-Gemahlin vom kaiserlichen Hofe an erkannt werden. Allerdings wird die Gräfin nicht den Rang einer Erzherzogin bekleiden, da sie aus einem unebenbürtigen Hause stammt, aber ihr Name und ihre Stellung als Erzherzog-Gemahlin wird in der Hofliste geführt werden. Hätte der Kaiser seine Zu stimmung hierzu nicht gegeben und würde die Ehe morganatisch geschlossen werden, so hätte die Gräfin niemals Zutritt bei Hose erhalten. Die Vermählung wird nicht in der Stille, sondern unter entsprechenden Feierlichkeiten in Wien vollzogen werden. In staats rechtlicher Hinsicht wurde die Angelegenheit in der Weise geregelt, daß die eventuellen Kinder aus dieser Ehe weder in Oesterreich noch in Ungarn successions fähig sind. Dem Erzherzog wird es treistehen, wenn er einst den Thron besteigen sollte, seiner Gemahlin den Titel einer Kaiser-Gemahlin zu geben. Wien, 19. Mai. Das österreichische Abgeordneten haus mußte seine Sitzung, nachdem sie sechs Stunden gedauert hatte, ohne daß das Haus infolge der von den Tschechen fortgesetzten Obstruktion in die Tages ordnung eingetreten war, wegen Befchlußunfähigkeit schließen. Es wurde von den Tschechen eine Obstruktions- Interpellation über die Confikcirunq der Dichtung „Der Schmied von Leschetin« von Svatopluk Czech, an- kein Gewehrschäftcn und in der Schuhindustrie Verwendung ging er in den Vorsalon, um noch eine Tasse Kaffee zu trinken deck her hörte, und heftig bestürzt, sprang er wieder Ganz Madrid spricht heute skandalösen Diebstahl, dem und alle vier vei schwanden in rasendem Laus, ihn-n nach'etzenden Passanten und Polizisten abgebend. Einer der Verfolger wurde ver- Bald veischwanden drei der Räuber mit der bekämpft werden. Montag seine neuen Entschlüsse be- 11. zu noch Er dem auf zwei Gebote stehenden Mitteln wird der Naiionalverein kanntgeben. Madrid, 20. Mai. von einem hi r verübten heraus, auf die Schüsse mundet. vierten seiner Art in einem Zeittaum von einem halben Jahr. — Um >/z9 Uhr Abends stellten sich in der vei lehrreichen Calle Barquillo b-i voller Straßenbeleuchtung vier Individuen vor das Schau fenster eines großen Pfandhauses auf, als besähen sie die dort ausliegenden Uhren und Juwelen. — Plötz lick schlug nuer mit einem großen Hammer die Schau fenster ein, mährend ein anderer die Thür zuhiel», nm das Herausstürzen der Eigenthümers und seines Sohnes zu verhindern, und die anderen beiden Revolver hervorzogeu und sie auf die herbeieilendeu Passenten anlegten. Der erste Bandit faltete rasch einen Teppich zusammen, auf welchem für 50000 Pesetas Juwelen lagen, zog ip» aus dem Fenster das Publikum theilnahm. 'Die Polizei harte Mühe, die Streitenden zu zerstreuen, von denen einige ver- das circa 200 S uen starke Opus gleichfalls voll ständig zur Verlesung gebracht werden. Die ganz Dichtung kommt auch inS gedruckte stenographische Protokoll, so daß da- confucirte Buch »unmeh. im Druck und Verlag der K. K. Staaisdruckerei er- Beute durch die k ni-runde Oeffnung in einem Abzngs- kanal, der viene, dee die Thür des Ladens zugehalten hatte, wurde abgefaßt und gestand, daß seine Sp eß- geseilen in dem Voror: Chamberi einen Ausgang aus dem At-zugskanal hätteu. Die sofort dorthin entsandte Polizei bekam die Räuber faktisch zu sehen und wechselte mit ihnen 20 Schüsse, ließ sie aber mit dem Raube entmischen. Griechenland. Prinzessin Victoria, Tochter des Prinzen und der Prinzessin von Wales, wird sich nächstens mit dein Prinzen Georg von Griechenland, dem provisorischen Generalgouverneur von Kreta, verloben. Die Athener Blätter kündigen die bevorstehende Ankunft der Prin- ze-sin von Woles und der Prinzessin Viktoria auf Co fu an, »voraus die Verlobung proclamirt melden soll. Asten Rußland Hit ei"en neuen Erfolg in Ostasien errungen. Die „Dines" melden aus Peking: Am 30. April wurden von dem russischen Gesandten Paulow und der koreanischen Regierung zwei Abkommen unter zeichnet. Nach dcm ersten bewilligt Korea Rußland am Hasen von Masampo innerhalb drei Meilen Ent fernung von der Fremdenniederlassung von Masampo einen Platz für ein Kohlendepot und ein Marine hospital für den ausschließlichen Gebrauch des ost- asiatischen Geschwaders. Die Einzelheiten dieses Abkommens sollen durch eine gemeinsame russisch-koreanische Kommission ver einbart werden. Das zweite ist ein gegenseitiges Ab kommen. Rußland verpflichtet sich, niemals den Ver such zu machen, auf der Hojedoinßl und dem gegen überliegenden, an das Gebiet des Hefens von Mosampo anstoßenden Festlande oder auf einer der umliegenden Inseln Land zu pachten oder zu erwerben. Korea verpflichtet sich dagegen, au keine andere Macht in obigen Gebieten Land zu veräugern. Saulow theilte der koreanischen Regierung mit, daß in Masampo das Hauptquartier derrussischen Flotte während des Winters sein werde. verhandelt, für den vorläufig zehn Sitzungstage fest gesetzt sind. Die sechs Angeklagten sind die Parise» Bankiers Barone Eugen und Robert Oppenheim, der Anwalt des Brüsseler Appellhofes Warnant, der Brüsseler Ingenieur Louis Warnant, der Brüsseler Bankier Terwagne und der Industrielle Braconnier. Di: ersten Anwälte Brüssels und Lüttichs haben die Vertheidigu lg der Angeschuld'gteu übernommen. Aus der umfangreichen Anklageschrift geht hervor, daß die Genannten 1892 in Brüssel mit einem Kapital von 12^ Millionen Franken die pelgisch-französische Ge sellschaft zur Erbauung einer 192 englische Meilen langen Eisenbahn von Kooman-Poort nach den Gold minen von Solati errichtet und später 12 Millionen Fr. in Obligationen ausgegeben haben. Die Trans vaalregierung hatte einen kilo metrischen Zuschuß zuge sagt. Der Bahnbau ist begonnen, aber nicht weiter fortgeführt worden. Statt dessen haben die beiden Oppenheim allein 10 Millionen Franken als Gewinn in die Tasche gesteckt; die Gründer haben sich nach der Anklageschrift die ärgsten Schiebungen, zwanzig grobe Fälschungen in den Abschlüssen und andere Un sauberkeiten zu Schulden kommen lassen. Die Ange schuldigten versichern, daß, wenn in den Abschlüssen einige unrichtige Zahlenangaben vorkommen, di.se von den riesigen Trinkgeldern herrühren, die zur Erlangung der Konzession in Transvaal gegeben werden mußten. Eine große Anzahl von Zeugen ist vorgcladen. Der ausführende Ausschuß der Transvaal-Regierung ent sendet einen besonderen Vertreter nach Brüssel. Dr. Leyds hat die Einleitung deS Prozesses mit Eifer betrieben. Brüssel, 21. Mai. Den Blättern zufolge kam es bei der gestrigen Sorntagsübung der Artillerie mit einer Abtheilung der Genter Bürgergardisten zu einem ernsten Zwischenfall. Am vorigen Sonntag hatte sich eine Anzahl von Bürgergardisten geweigert, den in fran zösischer Sprache gegebenen Befehlen der Vorzesetzten zu gehorchen. Seit 1'/, Jahren war das Kommando stets in vlämischer Sprache erfolgt. Die Protestler behaupteten, die Anwendung der französischen Sprache sei ungesetzlich Als der Kommandant gestern auf dem Versammlungs ort eintras, traten mehrere Mann vor und verlangten, in vlämischer Sprache kommandirt zu werden. An statt diesem Verlangen nachzukommen, befahl der Kommandant den Widerspenstigen, nach Hause zu gehen. Diese mengten sich jedoch unter das zahlreiche Publikum, welches den Kommandanten verhöhnte. Die Polizei schritt ein und nahm mehrere Verhaftungen vor. Als am Schluß der Uebung andere Bürger gardisten ihren Sympathien für den Kommandanten Ausdruck gaben, kam eS zwischen diesen und den Damen befanden sich in dem Hinteren Salon, auf sie wurde jedoch nicht geschossen. Der Mörder hatte sie eingeschlossen, jedenfalls in der Ansicht, dieselben später umzubringen, nachdem alle anderen ermordet waren. Nur dem Begegnen des Dampfers „Köping« ist eS zu danken, daß die Blulthat nicht noch größere Aus- Zehnung erhielt. Denn es mar offenbar die Taktik des Mörders, sämmtliche an Bord befindliche Leute zu ermorden, um daun um so leichter rauben zu können. Die dem Capilän gehörige Brieftasche, welche circa 5000 Kronen enthielt, ist verschwunden und bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Alle Einzelheiten sind augenblicklich nicht zu erfahren und nicht zu schildern; so viel aber steht fest, daß die halbe Stunde, während welcher der Mörder seine Greuelthaten aus übte, ent'etzlich war. Angstru'e, das Röcheln der Sterbenden, die Jagd des Mörders nach seinen Opfern, die Revolverschüsse — nicht einmal in den haarsträubendsten Schauerromanen kann ein gräß licheres Bild geschildert werden. * Ei« eigenthümlicher Unfall ereignete sich in Siraßburg. Das Infanterie-Regiment Nr. 12K mar schierte nach dem Exerzierplatz, dem gegen den Rhein zu gelegenen Polygonplatz, die Regimentsmusik an der Spitze. Aus der von ihm benutzten Straße fährt auch eine elek trische Straßenbahn, und in der Nähe des Exerzierplatzes an einer Stelle, wo die Straßenbahn eine scharfe Kurve macht, fuhr plötzlich ein Motorwa zen in die Regiments - musik hinein Zwei Hoboisten wurden verletzt, der eine erheblich-, sie mußten beide in das Lazareth gebracht wer den. Offenbar hatte die Musik im Lärm der Instrumente das Klingeln des Motorwagewührers, der übrigens an jener Straßenbiegung zu scharf gefahren war, nicht wahr genommen. Beuthen, 20. Mai. Die Typhusepidemie in Schwientochlowitz nimmt immer größeren Umfang an. Die Krankheit ist von dort nach Beuthen, Königshütte und andern Orten verschleppt worden. Die BezirkS- kommandos wurden angewiesen, die Einziehungen von Mannschaften aus den vom Typhus verseuchten Ort schaften zu militärischen Uebungen zu verhindern. Von der Gesellschaft vom Rothen Kreuz in Berlin - ist eine Dcckerfche Baracke zur Aufnahme von Typhus kranken nach Schwientochlowitz abzegangen. * Et» kolossaler Nutzbaum. Die „Neue Züricher Zeitung« berichtet: In Vidy bei Morges (Kanton Waadt) wurde ein Nußbaum gefällt, der für den größten seiner Gattung nicht nur in der Schweiz und Deutschland galt Sein Alter wurde auf 370 Jahre geschäht. Er hielt 80 obin Holz; der Stamm mit seinen 7 Meter Länge und seinen durchschnittlich 6 Meter Umfang lieferte allein über 20 cbm Das ungeheuere Gewicht diese« Stückes Holz, wohl 18,000 Kilogramm, erforderte zur Fortbewegung sechs Paar Pferde. Der Transport nach dcm See ging nicht ohne wiederholtes Einsinkcn des Fuhrwerkes in die Straße von statten. Das gesunde Holz des Stammes soll Verwendung finden zu Ver täfelungen. Es wird berechnet, man werde daraus etwa 8000 Blätter schneiden können. Das übrige wird zu auf dem Zwischendeck zugetragen hatte. Er eilte in den Borsalon, um von dort Hilfe zu holen. „Wer unter den Männern ist so muthig, daß er mir folgt« rief er. Alles war unentschlossen. Der Steuermann eilte darauf zu Holmer und bat ihn, bei der Fest nahme des Gewaltthäters behilflich zu sein, obwohl er selbst nicht die Gefahr in ihrer ganzen Tragweite kannte. „Keine Waffen waren vorhanden, nicht ein mal ein Messer, denn sonst wäre ich im Stande ge wesen, dem Buben dasselbe in die Kehle zu jagen,« sagte der Steuermann mit Erbitterung im Auge. Da plötzlich drang der Unhold in den Vorsalon ein, mit dem Rufe: „Den Steuermann will ich mir fassen! Er soll sterben!" Mit Blitzesschnelle gelang es diesem, dem jetzt auf ihn gerichteten Schüsse aus zuweichen. Holmer that ganz mechanisch einen Schritt auf den Rasenden zu und bekam sofort einen Schuß in die Schläfe, der ihn leblos zu Boden streckte. Alle im Vorsalon befindlichen Personen flohen nun in Todesangst aus daS Deck, verfolgt von dem schreck- ichen Passagier. Steuermann Julin sprang die Treppe hinauf und wurde auf dem ganzen Schiff von »em Unbekannten verfolgt. Von der Steuerkajüte prang er aus das Verdeck herab, wieder von einem Schuß verfolgt. Was weiter geschah, ist nur durch zerstreute Einzelheiten bekannt. Als der Mann auf Zas obere Deck gekommen war und jeden Zutritt für alle sich darunter Befindlichen abgesperrt hatte, konnte man sich ein wenig von dem gewaltigen Schreck er- zolen. Auf dem Zwischendeck, nahe der Maschine, ag eine ältere Frau, welche durch einen Dolchstich in )ie Brust gelödtet war. Dicht daneben lag ein zwölf- ähriger Knabe, sich in seinen Qualen windend; er zatte einen Dolchstich in den Unterleib erhalten und ein Zustand ist höchst bedenklich. — Noch einen schreck- ichen Vorgang berichtet der Steuermann. Mit wildem Blick und fürchterlichem Drohen stand der Mörder vor einem Manne und zwang denselben, ein Kleidungs tück nach dem andern bis auf das Hemd abzulegen, während der arme, unglückliche Mensch mit von Todesangst verzerrten Zügen und an allen Gliedern zitternd um Gnade bat. Inzwischen kam, wie schon berichtet, der Dampfer „Köping" zufällig zu Hilfe, und der Mörder setzte eilt Rettungsboot in die See, für welche Arbeit gewöhnlich drei Personen vonnöthen sind. An Bord des „Prinz Carl« waren von der Mannschaft außer dcm Capitän, Steuermann, Steuer- einem tschechische., Lyriker eing brach'. Dieser Jnte: IProtestlern zu einem Handgemenge, an welchem auch ptllaiion lag ein confiscir es B lch bei, daher mußte!" " Verwischtes. * Die furchtbare Blutthat auf dem schwe- difchen Dampfer „Prinz Carl", über die wir wieder holt berichteten, wird nach der Erzählung des eben falls angeschoffenen Steuermannes Julin durch nach stehende Meldung eingehend geschildert: Um ungefähr i/z12 Uhr Nachts befand sich das Schiff in dem Fahrwasser von Blacken. Alles war ruhig und still Der Capitän hatte die Wache und befand sich nebst dem Steuermatrosen auf der Commandobrücke, in der Conversationskajüte saßen vier Herren und spielten Karten. Die Kajütenpassagiere hatten zum größten Theil ihre Ruhebetten aufgesucht, und auf dem Vorder- iheile des Deckes befanden sich noch einige Perscnen. Ais der Sieuermann sich zur Ruhe legen wollte, scheinen wird. Die Sitzungen sind bis zum <>. Juni unterbrochen. Zollte cs bis dahin nicht gelingen die Tschechen zum Aufgeben der Obstruktion za bewegen, so wird noch im Juni der Reicherath aufgelöst, das Budget durch § 14 geregelt unv Neuwahlen ausgeschrieben werden, welche im Herbst stattfinden sollen Bemerkenswerth ist die Aeußer- ung des Kaisers, daß d esmal nicht das Ministerium der Obstruktion zum Opfer fallen dürfe. Während der Vertagung des österreichischen ReühSrathes wollen der Polenclub und die katholische Bolkspartei einen letzten Versuch machen, um die Tschechen zuni Aufgeben ihrer Obstruction zu bewegen. Es soll, wie ein Telegramm meldet, der Regierung ein Sprachengesetzentwurf gleichzeitig mit einer zu octroyirenden neuen Geschäftsordnung vorgelegt werden. Die Pfingstferien sollen dazu benutzt werden, um die Tschechen für diesen Vermittelungsvorschlag zu ge winnen. Die unmittelbare Folge der Realisiruug Zieses Projektes würde sein, daß die tschechische Ob- truction durch eine deutsche abgelöst würde. Es ileibt dann nichts anderes übrig als Auflösung des Reichsrathes. Im Prager Vorort Weinberge sprach der jungtschechische Abgeordnete Herold in einer großen Versammlung. Er machte dem Ministerpräsi denten das Zugeständniß, daß die Regierung wirklich Frieden wolle, meinte aber, wenn die Deutschen durch Obstruction gesiegt hätten, würden auch die Tschechen ihren Willen durchsetzen. Ec be- zeichnete die Schließung des Parlaunnts als Folge eines eventuellen Sieges des tschechischen Obstruction und sagte schließlich, daß leider Gottes die Majorität dec Rechten in die Brüche zu gehen icyeine. Wien, 20. Mai. Die „N. Fr. Pr." meldet: In der gestrigen Sitzung des Ezeculiv-Komitees der Rechten erbaten sich die Jungtschechen eine Fiist, um Verhandlungen mit den D.utschen anzuknüpfen. Am Schluffe der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses traten auch bereils Kramarz und Pacak mit Funke und Perg.lt in Fühlung. Im Hinblick auf den Standpunkt der Tschech-n gelten j doch die Ver handlungen a'.s aussichtslos. Schweiz. In Sachen des nunmehr aufgehobenen Asylrechts ür Deserteurein der Schwei; führt die „N. Zür. Ztg " aus: „Die uns umgebenden Staaten haben gleich wie sie Schweiz den obligatorischen Militärdienst, den jeder Taugliche, der Sohn des schlichten Arbeiters wie des mächtigsten Ministers schuldet Bismarck hatte seine beiden Söhne im deutsch-französischen Kriege, dem Kriegsminister Roon wurde damals ein Sohn erschossen Der Waffen dienst ist eine der ersten Bürgerpflichten in der Monarchie wie in der Republik. Wer sich der seinem Vaterlande ;u leistenden Verpflichtung entzieht, indem er sich nich! zur Fahne stellt oder von ihr desertirt, der empfiehlt sich durch ein.n solchen Akt schlecht Es ist gewiß nicht zu mllig, daß sich unter d n Deserteuren und Refraktären die sich nach der Schwei; flüchten, nicht selten E'emeMc befinden, die bei uns mit der Just-; in Konflikt kommen, weil sie sich Schwindeleien hingeben. Diese Leute werden von schweizerischer Seite, eben weil sie sich der Erfüllung einer der ersten Bürgerpflichten entziehen, nicht als „po litisch Verfolgte angesehen und die Kantone brauchen ihnen zu trinken. An einem Tische saß der Schlächter ^den Der Transport vom ursprünglichen Standorte Holmer allein und aß. Kaum war der Steuermann See allein kostete 500 Frcs, weil an dem Wagen heruntergekommen, als er einen Schuß vom Zwischen- möglichen Verstärkungen vorzenommen werden mußten. haftrt wurden. Frankreich. In Frankreich beginnt man sich immer lebhafter für die Weiterentwickelung der marokkanischen Ang->- legenheiten zu interessiren. Im südöstlichen Marokko soll unter den dortigen Grenzstämmen der heilige Krieg gcp'ediat werden, dessen Zweck allerdings noch nicht klar zu Tage liegt. Auf alle Fälle hat aber der Com- mandant des algerischen Armeecorps von Paris aus Befehl erhalten, die erforderlichen Maßregeln zum Schutze der Südwcstgrenze Algeriens zu treffen und die französischen Expeditionstruppen im Tuatgebiet zu verstärken. Inzwischen wird aus Tanger das Ableben des Großveziers von Marokko, der schon kürzlich ein mal todtgesagt worden war, gemeldet, welches Ereig- niß leicht das Signal zum Ausbruche ernster innerer Wirren in Marokko geben kann. Spanien. Madrid. Die Lage ist andauernd ernst. Neue Unruhen sind zu befürchten, sobald am 10. Juni die Frist für die freiwillige Steuerzahlung abläuft und die Anwendung von Zwangsmitteln beginnt. Die Madrider Innung der Kaufleute beschloß, sämmtliche Läden auf unbestimm e Zeit zu schließen, sobald gegen irgend eines ihrer Mitglieder zwangsweise vorgegangen werde. In den höchsten Kreisen soll Besorgniß herrschen und Schritte gethan werden, um Gamazo mit Sagasta zu versöhnen, und so ein Ersatz für Silvela vorbereitet werden. Heute ist kein Ersatz für ihn da, was die Lage um so bcd.nklicher macht. Madrid, 17. Mai. Die halbamtliche Epoca veröffentlicht einen Artikel, der erklärt, die Regierung ei entschlossen, mit eiserner Energie vorzugehen, um Zie Ordnung ausrecht zu erhalten. Eine Steuer- verweigerung seilens der Handelskammer sei, wenn sie Zurchgesühit werde, gleichbedeutend mit der Erklärung des Bürgerkriegs und müsse deshalb mit allen zu Asyl zu geben." Belgien. Auf Klage der Transvaalregierung wird am k. M. vor der 6. Kammer des Zuchtpolizeigcricht- Brüssel ein großer, Aussehen erregender Prozeß matrosen, Heizer und dem weiblichen Personal drei Matrosen, welche während des schrecklichen eignisses schliefen und somit keine Ahnung von Geschehenen hatten. 15—20 Passagiere waren dem Schiffe. Ein Schlächter Wickström und hinauf, um zu sehen, was geschehen sei. Oben g-kommeu, sah er neben der Maschine einen großen Map« in langest», schwarzen Regenmantel — er er kannte ihn sofort als einen von dep Passagieren — mit einem rauchenden Revolver in 1>er Hand. Ein Augenblick verging unter stummem Erstaunen, darauf wandte sich der Fremdling gegen den Neuange- kommenen und schoß auf ihn. Steuermann Julih fühlte einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter, der Arm fiel herab, er konnte nicht fassen, waS sich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)