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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000524
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-24
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
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MMmErM^lkr TWedM. Amtsttatt. Nr. 118. Donnerstag, den 24. Mai 1900. 1. Beilage. 8»m Himmelfahrtstage IW». Vorüber sind die drei schon von Alters her ge fürchteten Tage Mamertus, Pankratius und Servatius, die oft die Maienst'mmung tief herabdrücken. Dieses Jahr brachten sie uns gar eine Schneedecke mit, die ganz und gar nicht passen wollte zu dem weißen Früh lingskleide der Natur. Wie wohl diese drei gestrengen Herren zu erklären sind? Es geht ganz natürlich zu. Der Sonne Strahlen erwärmen die unteren Luft schichten und die erwärmte Luft steigt in die Höhe. Der entstandene luftverdünnte Raum wird von zu- strömender kalter Luft wieder ergänzt. Diese kalte Luft kommt von Norden oder Osten und läßt das Thermometer sinken, bis auch da wieder die Sonne ihr Werk vollendet mit ihrer Wärme. Das wieder holt sich in jedem Frühlinge. Vor langer Zeit war einmal in einem Land strich am mittelländischen Meer eine wunderbare Sonne aufgegangen. Ihre Zeit war da. Sie erwärmte die Herzen, in die sie hinein schien. Und für diese er wärmten Herzen hieß die Parole: 8ursum eoicka, aufwärts die Herzen! Es strömten allerlei Menschen herbei, die auch gern warm werden wollten. Durch diese Zugluft, besonders aber durch die niedere Tem pelluft entstand eine große Kälte im heiligen Land. Jerusalems Temperatur sank auf den Gefrierpunkt und noch tiefer. Die Sonne verlor ihren Schein, und Golgathas Hügel nebst Josephs Garten ward zum winterlichen Leichenfelde. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht. Die Blümlein hingen die Köpfe. Die Menschen blieben in der warmen Stube und machten die Thür zu. Einige meinten: wir dachten, Er sollte Israel erlösen! Nun ist Alles vorbei. Aber sieh, da ging die Ostersvnne auf! Und wie wärmte die! Da gab es kein Minimum mehr und keine kalte Luft, wohin auch nur die Botschaft kam von Ostern. Nur in Kellern und dumpfen Gewölben merkte man nichts, wenn man nicht die Thore weit aufmachte. Immer mehr strömte herbei, immer größer wurde das Volk, das gern warm werden wollte in jenem Sonnenglanze. Da hieß es wieder wie vordem: Ach, das war ei» schöner Lege», Wenn er mit den Jüngern ging — Ans den Jeldern, auf den Wegen, Jedes Herz wie Maienregen Leinen Trost, sein Wort empfing. Nun waren die Sonnenstrahlen nicht mehr ge brochen. Die verklärte Sonne schuf eine himmlische Wärme. Je größer ihr Bereich, je stärker ihre Wärme, desto höher mußte sie steigen. Auch die Höhe des Himmelfahrtsberges genügte nicht. Sie sahen ihm nach, wie er gen Himmel fuhr und zu dem Urquell alle? Lichtes und aller Wärme zurückkehrte. Seitdem aber singt der Jubelchor der Seinen im Hellen Glau benslicht und warmer Liebesglut: „Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes des Vaters" und sieht, sich erwärmend und sonnend an ihm, seiner Er höhung entgegen, derweilen noch hier unten Himmel fahrtstage feiernd. Mancher kalte Luftzug ist in der Zeit nachher durch die Welt gegangen, auch Wirbelwinde hat es gegeben. Es mußte wohl so sein nach dem alten Naturgesetz: Die erwärmten Herzen wurden empor getragen, und kalte Herzen neigten sich ihm zu. Es kam auch bald die Zeit, da unsere Vorfahren in den kalten feuchten Wäldern sich sonnten an seiner Liebe Schein. So wirds wogen und strömen auf der Erde, bis er wiederkommen wird zum Gerichte über Leben dige und Tobte. Unterdessen feiere im rechten Sinne, du Christen heit, deine Himmüfahrlstage. Du sollst ihm nach sehen, nachwandeln. Durch alle reine Arbeit und Mühe, durch dein ganzes Leben hindurch muß es klingen ohne Unterbrechung: Himmelan, ja himmelan! Sein Wort sei dir das Licht auf deinem Wege und seine Liebe die Fackel, an der du dein laltes Glaubens und Liebesleben immer von neuem wärmen kannst. Das thut ja noth. England steht und sieht nicht nach der wärmenden Sonne seines erhöhten Heilandes, sondern nur nach den tiefen Schächten der afrikanischen Goldminen. Tie katholischen Länder verwenden kein Auge von dem Thron des Papstes, der doch irdisch und vergänglich ist. Ein großer Theil auch unseres Volkes schaut zur Erde. Dorther strömt dir weder Licht noch Wärme zu. So wirst du immer nur kälter und finsterer werden. Hebe deine Augen auf, himmelan! Zwei Brennpunkte der göttlichen Liebe vermeine ich jetzt zu sehen: das Burenland und Theile von Oesterreich. Dort wirds warm. Fühlt sich dein Herz nicht auch hingezogen? Vielleicht daß du mit ihnen sagen lernst: Himmelan! Doch überall wird es, muß es warm werden, überall wird es, muß es himmelan gehen, wo Wort und Sakrament recht gelehrt und gespendet, recht gehört wie gethan und genossen wird. Und dort allein nur kann man sagen: Wir feiern Himmelfahrt. So komm herfür aus deinem winterlichen Ort, du sollst warm werden, thue deine Angen ans, du sollst die Sonne schauen; wandle himmelan und du sollst einmal durch seine Gnade dort ankommen! Wache auf der du schläfst und stehe auf von den Todten, so wird dich Christus erleuchten - hier und dort! Deutscher Reichstag. Berlin, 22. Mai. Das Kompromiß über die lex Heinze ist zu Stande gekommen. Wie gestern, wurde auch heute die Vorlage von der Tagesordnung abgesetzt. An ihre Stelle trat ein Initiativantrag des Grafen Hompesch. Danach wird der Theaterparagraph ganz fallen ge lassen, und der Kunstparagraph auf die Überlassung von schamlosen Schriften u. s. w. an Personen unter 16 Jahren beschränkt. Abg. Graf Hompesch (Ztr.) giebt namens der großen Mehrheit seiner politischen Freunde folgende Erklärung ab: „Die Zentrumsfraktion hat zu der sogenannten Icx Heinze einen wichtige Theile ersetzenden Initiativantrag in Verbindung mit Mit gliedern anderer Parteien eingebracht, nachdem auf Grund einer von dem Herrn Präsidenten veranstal teten Verständigung mit anderen Parteien des Hauses die Annahme dieses Antrags gesichert und dadurch ein sofort zu erreichender erheblicher Fortschritt in der Bekämpfung der Unfittlichkeit gewährleistet ist. Wir legen den Ergänzungen des geltenden Strafgesetzbuches, namentlich durch die Vorschriften betreffend die Her stellung zweifellos unsittlicher Schriften und Bilder sowie Ausstellung, Ankündigung und Anpreisung be stimmter Gegenstände zum unzüchtigen Gebrauch, und die Bestimmungen zum Schutz der Jugend gegen daS Anbieten schamloser Schriften, Darstellungen und Abbildungen ein solches Gewicht bei, daß wir Be denken tragen, dieie so wichtigen Verbesserungen des Strafgesetzbuches von dem Schicksal der anderen Be stimmungen abhängig zu machen." Ab . Singer (Soz.) giebt seinem Erstaunen da über Ausdruck, daß das Zentrum zu seiner jetzigen Stellung nicht früher ge kommen sei. Die Sozialdemokraten würden auch den, vorliegenden Antrag nicht zustimmen, Va auch darin noch zu dehnbare Bestimmungen enthalten seien, sie würden aber der Annahme durch die anderen Parteien keine geschäftsordnungsmäßigen Schwierigkeiten bereiten. Die Abgg. Bassermann (natl.), von Levetzow (konh), Richter (fr. Vp.), Rickert (,r. Vgg.), Haußmann (deutsch. Vp.), von Kardorff (Rp.), von Cegielski (Pole) und Liebermann v. Sonnenberg (Ant.) erklären, daß sie trotz einiger Bedenken für den Antrag stimmen, resp. seiner Annahme keine Hindernisse in den Weg legen werden. Der Antrag Hompesch wird darauf ohne weitere Debatte in zweiter und aus Antrag des Abg. Dr. Spahn auch in dritter Lesung und zwar cm bioc angenommen. Damit ist die lex Heinze begraben. — Dann wird die dritte Lesung des Fleischbeschaugesetzes! fortgesetzt, tz 1 wird debattelos angenommeu. Z 2 be. stimmt, daß bei Hausschlachtungen die Beschau der Schlacht- thiere, sofern sie keine Merkmale einer die Genußtauglich keit des Fleisches ausschließenden Erkrankung zeigen, unter bleiben darf. Eine gewerbsmäßige Vcrwerthung des Fleisches aus Hausschlachtungen soll verboten sein. Abg. Beckh (freis. Volksp ) beantragt, die Worte „die Genuß tauglichkeit des Fleisches ausschließenden" zu streichen, dafür aber die entgeltliche Abgabe einzelner Theile solchen Fleisches zuzulassen, wenn vorher eine Untersuchung des selben stattgefunden. Ein Antrag Hoffmann (südd. Vp.) will H 2 wie folgt fassen: „Bei Schlachtthieren, deren Fleisch ausschließlich im eigenen Haushalt verwendet werden soll, darf, sofern sich keine Merkmale irgend einer Gesundheitsstörung bei dem Thicre zeigen, die Unter suchung vor der Schlachtung unterbleiben, unter der gleichen Voraussetzung darf auch die Untersuchung vor und nach der Schlachtung bei Schafen und Ziegen, so wie noch nicht drei Monate alten Kälbern und noch nicht drei Monate alten Schweinen unterbleiben. Abg. Wurm (Soz.) verlangt, oaß die Hausschlachtungen unter allen Umständen der Kontrole unterworfen werden. Der hygie nische Zweck dieses Gesetzes werde sonst ganz illusorisch Abg. Heim (Ztr), von Scheele-Wunsdorf (Welfe) und Nißler (südd. Bauernbdlr.) wenden sich lebhaft gegen die sozialdemokratischen Ford,rungen. Staatssekretär Graf Posadowsky bittet, es bei der bedingungslosen Freigabe der Hausschlachtungen zu belassen. Geh. Rath Röckl konstatirt noch, daß. wenn das Gesetz den gewerblichen Verkauf von Hausschlachtfleisch verbiete, deshalb doch eine gelegentliche Abgabe gegen Entgelt zulässig sei. Es wurde unter Ablehnung aller Anträge tz 2 in der Fassung der zweiten Lesung angenommen. Zu H Hu liegt der Kompromißantrag Aichbichler und Genoffen und der das Verbot der Einfuhr auf das Pökelfleisch ausdehnendr Antrag von Bonin und Genossen vor. Abg. v. Levetzow (kons.) empfiehlt den Kompromißantrag. Angesichts der Erklärung der verbündeten Regierungen, daß die Be schlüsse zweiter Lesung unannehmbar seien, ebenso der Antrag von Bonin, würde ein Theil keiner Freunde mit ihm für das Kompromiß stimmen, weil der dadurch hei- beigeführte Zustand jedenfalls für die Landwirtschaft Vor züge habe vor dem jetzt bestehenden Zustand. Abg. Rösicke-Kaiserslaulern (B. d. L.) spricht für den Antrag von Bonin, also kür Ausschließung von Pökelfleisch, sowie für eine bis Ende 1903 beschränkte Vollmacht für den Bundesrath, geräucherten Schweineschmken sowie frisches Fleisch unter gewissen Kautelen zur Einfuhr zuzulassen. Der Kompromißantrag sei für ihn und seine engeren Freunde unannehmbar Ab.. Fürst Visum ck (b. k. Frakt.): Auch wenn Alles richtig ist, was der Vorredner gesagt hat, ko führt uns das doch nicht über die Erklärung der Regierung hinweg, daß die Beschlüsse der zweiten Lesung unannehmbar seien. Es ist auch nicht richtig, daß es gleich sei, ob wir die Vorlage annehmcn oder scheitern lassen. Auch in der Kompromißsassung bringt uns das Gesetz noch Verbesserungen gegen den jetzt bestehenden Zustand, daher meine ich mit Herrn Gerstenberger: Kön nen wir nicht Alles kriegen, so nehmen wir doch lieber das, was uns geboten wird als Abschlagszahlung. Redner schließt demgemäß, er werde einst-veilen für den Kompromißantrag stimmen. Abg. Wurm (So;): Die Arbeiter brauchen die amerikanische Fleischeinfuhr. Warum verschweigt die Regierung, daß auch in Amerika eine strenge Vieh- und Fleischbeschau stattfindelk Abg Fitz (nl.) stellt dem Abg. Nösicke gegenüber fest, daß auch die Landwirthe in Bayern immerhin Vortheile von diesem Gesetz in der Kompromißfassung haben würden Daher werde er und der größte Theil seiner Freunde für den Kompromißantrag stimmen. Abg. Müller-Sagan (kreis Volksp.) erklärt, daß seine Freunde auch gegen das Ge setz in der Kompromißfassung stimmen würden. Der Kompromißantrag wird darauf in namentlicher Abstim mung mit 158 gegen 123 Stimmen angenommen. Da gegen stimmen Antisemiten, Freisinnige, Sozialdemokraten. Bund der Landwirthe, eine Anzahl Konservative, sowie einige bayerische Zentrumsmitglieder. Ter Rest des Ge setz s wird in der Fassung zweiter Lesung angenommen. Einem Vorschlag des Präsidenten, die Gesammtabstimmung über das Gesetz welche wiederum eine namentliche sein wird, sofortvorzunehmen, wirdvomAbg.Singer widersprochen. Der Krieg um Transvaal. General Buller hat bei seinem Vorrücken in Natal wieder einmal ein Malheur gehabt. Eine Depesche des Generals Buller aus Newcastle vom 22. d. berichtet, er habe von Oberst Bethune die Nachricht erhalten, daß, als eine Schwadron der be rittenen Infanterie Bethunes sich gestern auf dem Marsche nach Newcastle befand, ihr etwa 5 Meilen südwestlich von Vryheid ein Hinterhalt von den Buren gelegt worden sei; sehr wenige seien entkommen. Der Gesammtverlust betrage etwa 66 Mann. Bethune sei nach Nqutu zurückgekehrt, um Borräthe zu holen und marschiert heute nach Newcastle. Buller hat Bethune beordert, nach Nqutu vvrzurücken, welches, wie ver lautete, vom Feinde geräumt war. In der „Morning Post" bespricht Spenser Wilkinson die Lage auf dem Kriegsschauplätze in Natal wie folgt: General Buller hat am Dienstag die Stadt Glencoe besetzt und gefunden, daß die Transvaal- Truppen den Biggarsberg vollständig geräumt hatten, sowie die Commandos, die sich in der Front von Elandslaagte befanden, am Sonntag und Montag bereits zurückgegangen wann. Es siebt ihm deshalb nichts mehr im Wege, um bis New Castle vorzurücken, das nur zwei Tagemärsche von Glencoe entfernt ist. Da er ferner erwähnt, daß die Zahl der Freistaat- buren auf dem Drakensberg sich sehr verringert hat, so sollte es ihm ein Leichtes sein, falls es in den Plan des Obercommandirenden paßt, seine Truppen durch einen der Pässe in den Freistaat vorstoßen zu lassen. Es mögen 5—6000 Buren sei», die sich aus New Castle zurückziehen, und die Anzahl der Frei- staatler, welche die lange Linie hinter den Pässen be wache», kann nur gering sein. Diesen hat Buller drei Infanterie-Divisionen in voller Stärke, mehr als 60 000 Mann, gegenüberzustellen, und zwar Truppen, die, wie wir gehört haben, in vortrefflicher Verfassung sein müssen. Das Gelände um New Castle und längs des Biggarsberges ist zweifellos sehr schwierig, aber andererseits ist auf britischer Seite die erforderliche numerische Ueberzahl vorhanden, und man könne daher wohl einen Erfolg von größerer Entscheidung in Bälde erwarten, der besseres bewirkt, als nur den Rückzug von ein paar Tausend Buren, ohne ernsthaften Ver lust an Todten, Verwundeten und Gefangenen. Als General Symons s. Zt. bei Dundee fiel, focht er mit ungefähr vier Bataillonen gegen einen ansehnlichen Theil der damals intakten Burenarmee; aber trotzdem war man in England entsetzt, weil General Dule sich gen Ladysmith znrückzog, als er durch eine überlegene Burenstreitmacht bedroht wurde. Jetzt beglückwünschen wir uns, weil 5000 Buren vor einer fünffachen englischen Uebermacht znrückweichen. Es scheint, als ob der Krieg den einen Effect gehabt hätte, das Publikum zu Hauke zu bewegen, daß es weniger von den Generälen erwartet, als es gewohnt war." Von der Front des Feldmarschalls Roberts meldet das Reutersche Bureau aus Kapstadt vom 22. ds.: Wie verlauft, sind die englischen Truppen in Vereeniging eingetroffen und haben die Brücke über den Vaalfluß unversehrt gesunden. Es verlautet eben falls, daß 27 dem Freistaat und Transvaal gehörige Lccsmotiven erbeutet wurden, von denen 7 der Re paratur bedürftige nach Kapstadt gesandt worden sind. Ueber den Entsatz von Mafeking liegt noch folgende Meldung vor: London, 22. Mai. Ein Telegramm deS Feldmarschalls Lord Roberts meldet: Oberst Mahon zag am 18. Mai 4 Uhr früh in Mafeking ei», nach dem er ain 17. Mai 9 Meilen von Mafeking entfernt einen heftigen Kamps mit einer 1500 Mann starken Burenabtheilung zu bestehen gehabt hatte. Die Letztere wurde nach fünfstündigem Kampfe und hartnäckigem Widerstand aus ihrer starken Stellung vertrieben. Am Morgen des Kampfes war eine Abtheilung kanadischer Artillerie nach einer Reihe von Eilmärschen HMmmlWM mWt krMiWWtt. Bon E. P. Sie- n. (Nachdruck verboten.) Das Himmelfahrtsfest, eines der beweglichen Feste der christlichen Kirche, bildet gewissermaßen den Nach klang unserer Ostern und einen vermittelnde» Ueber- gang zum lieblichen Pfingstfeste, dem „Fest der Freude, das da feiern Wald und Hüde." Schon in den ältesten Zeiten des Christenthums feierte man die Himmelfahrt des Herrn, jedoch bildete sie nicht ein besonderes Fest, sondern gehörte zu den 50 Tage», die man in der Zeit zwischen dem Fest der Auf erstehung des Herrn und der Ausgießung des heiligen Geistes festlich beging. Nach der schriftlichen Ueber- lieferung des frommen Kirchenvaters Augustinus war das Himmclfahrtsfest schon zu dessen Lebzeiten bekannt. Im Anfang des 5. Jahrhunderts wurde die Feier der Himmelfahrt Christi auf den zweiten Donnerstag vor Pfingsten verlegt. Im Mittelalter verband man mit der Feier des Himmelfahrtstages allerhand G bräuche. So versuchte man z. B. in der Kirche während des Gottesdienstes die Himmelfahrt des Heilandes sinnbildlich darzustcllen. Dies geschah in der Weise, daß eine aus Holz geschnitzte, angekleidete Figur in die Höhe gezogen wurde und den Blicken der „andächtigen Kirchenbesucher" durch ein in der Decke des Gotteshauses angebrachtes Loch entschwand. Um den Sieg de« Herrn Jesu Christi über den Teufel zu versinnbildlichen, schleuderte man eine brennende Figur, welche den Teufel darstellen sollte, durch die Oeffnung in der Kirchendecke, worauf di: Gemeinde in lauten Jubel ausbrach. Diese Sitte hat sich bis heute im Passeierihale in Tirol erhalten. Alles anwesende Volk paßt dabei ängstlich auf die Richtung auk, welche das Gesicht des Bildes Christi einnimmt, bevor es verschwindet, denn man glaubt, daß von dort im folgenden Sommer die Gewitter kommen. In vielen Gegenden Schwabens herrscht die Ansicht, daß die ausgehende Sonne am Himmclfahitsmorgen drei Freuden prünge mache, wie es anderwärts vom Sonnenaufgang am Ostermorgen behauptet wird, und die Reutlinger zogen früher schon um Mitternacht mit Fackeln auf die Achalm, um dies Schauspiel mit anzusehen und die Sonne bei ihrem Hüpfen mit Musik zu begrüße». Ueberhaupt war eS bei uns von altersher Sitte, am frühen Morgen des Himmelfahrtsststes einen Berg oder einen Hügel zu besteigen. In Thüringen giebt's eine ganze Anzahl solcher „Himmelfahrtsberge." Ebenso alt wie das Bergsteigen ist auch die Sitte des Kräuter- suchenS am Himnielfahrtstage, die sich in vielen Gegenden bis heute erhalten hat. In der Lausitz zieht Jung und Alt am HimmelfahrtSfeste hinaus auf den Anger, um die sogenannten „Hlmmelfahrtsblümchen", denen eine heilkräftige Wirkung zugeschrieben wird, zu suchen unk zu Kränzen zu widmen, die in der Stube oder im Viehstalle aufgehängt werden, da sie Haus und Hof, Menschen und Vieh vor dem Blitz schützen solle». „Die Bewohner einiger sächsischer Dörfer", berichtet v. Klinsberg-Düringsfeld, „pflegen amHimmel- fabrtstage ihreHäuser mitBlumengewinden zu schmücken, und in den Ortschaften Gödewitz, Fienstedt, Gorsleben, Zornitz und Krimpe feiert man an diesem Tage das Fest zu Ehren einer Königin Elisabeth, bei welchem man eine Tonne Bier trinkt und in der eigens dazu erbauten sogenannten HimmelfahrtSscheune tanzt. Früher, bis noch nach Mitte des vorigen Jahrhunderts, versammelte man sich vor dem Tanze am Gemeinde- brunnen und trank dort sieben Rinkeimer Bier, während — in Fienstedt wenigstens — dabei öffentlich vor- gelesen wurde, wober das Fest stamme. Die Ueber- lieferung erzählt nämlich, vor mehr als sechshunderi Jahren sei eine Königin Namens Elisabeth am Himmel fahrtstage durch Fienstedt gekommen, die Einwohner schaft habe sie festlich empfangen und ihr sieben Rink eimer Bier angeboten, worüber die Königin so erfreut gewesen sei, daß sie den Bewohnern von Fienstedt und den benachbarten Dörfern, die das Gleiche gethan, alle Steuern auf ewige Zeilen mit der Bedingung erlassen habe, jede Gemeinde sollte alljährlich am Himmelfahristage der Königin zu Ehren sieben Rink- eimer Bier am Gemeindebrunncn trinken, im Unter lassungsfälle aber verpflichtet fein, der Obrigkeit den Zehnten und dazu noch ein schweres Rind mit weißen Füßen, einen Ziegenbock mit vergoldeten Hörnern und ein vierspänniges Fuder Semmeln zu entrichten. In Gödewitz, wo gewöhnlich der Trunk anstatt am Gemeindebrunnen auf dem sogenannten Bierhügel statt fand, pflegte aus jeden, Hause ein Bewohner zu kommen. Auch muß das Bier noch jetzt bis auf den letzten Tropfen geleert werden und zeder Fremde, der vor übergeht, mittrinken. Alle diese Umstände, besonder- aber die Strafbestimmungen bei Unterlassung des Brauches, lassen vermuthen, daß ein altheidnisches Opferfest, durch das Christenthum halb verdrängt, in diese Feier zum Gedächtniß der Anwesenheit einer Königin übergegangen ist." Sehr verbreitet ist auch die Idee, man dürfte am Himmelfahrtstage weder nähen noch flicke», um nicht das Gewitter ins Haus zu ziehen. Aus dieser Rolle, welche fast in allen Gebräuchen und Meinungen, die sich an den Himmelfahrtstag knüpfen, die Gewitter spielen, können wir den Schluß ziehen, daß dieser Tag, welcher jetzt dem Gedächtniß der Himmelfahrt Christi geweiht ist und in England der heilige Donnerstag heißt, in vorchristlicher Zeit gleich dem GrünendonnerS- tage ein dem Donar besonders heiliger Tag gewesen sein müsse, der wahrscheinlich noch in die Tage de- MaifesteS fiel.
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