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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000524
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-24
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.05.1900
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Deutschen Kriegerbundes aus Amerika traf in der im Volk und Parlament auch künftig zu einmüthiger der Isx Heinze, sie müsse ihrem „Bedauern offen da 'jedoch die überraschende Kunde überbracht, daß er den auf dem Hauptbahnhof von dem Festcomitee der ver einigten Militärvereine begrüßt. Tagesgeschichte. Denschland Der Kaiser und der Prinzregent Luitpold von Bayern tauschten gelegentlich des ersten Besuchs deutscher Kriegsfah'-zeuge in Bayern Telegramme aus. Der Regelt wünscht, daß das Verständniß für die nationalen Aufgaben des deutschen Reiches zur See in immer weitere Kreise dringe, und der Kaiser hofft, daß der Anblick der Kriegsfahrzeuqe dem bayrischen Volke, das den nationalen Aufgaben des Vaterlandes zur See ein so lebhaftes Interesse entgegenbringe, Stolz und Freude verursacht habe. Karlsruhe, 21. Mai. Die Torpedoboots-Flottille ist heute Nachmitttag in Maxau eingetrcffen. Sie wurde vom Oberbürgermeister im Namen der Stadt Karlsruhe begrüßt, desgleichen vom Geheimen Commerzienrath Schneider im Namen der Handels kammer und des dortigen Zweigvereins des Flotten vereins. Hierauf fuhren die Ängekommenen mittelst Extrazuges nach Karlsruhe, wo sie am „Bahnhol Mühlbergerthor" vom Generalmajor von Mueller und durch den Stadtcommandanten im Namen der Militär behörde begrüßt wurden. Heute Abend findet ein Festbankett statt. Strastvurg i. E., 22. Mai. Dem Bürger meister ist ein Telegramm des Capitänleutnant Funke zugegangen, in welchem dieser mittheilt, daß die Fahrt der' Torpedoboote nach Straßburg sich als unaus führbar herausgestellt habe. Die Boote gehen morgen nach Mainz. Berlin, 22. Mai. Die vom Goethebund für heute Abend nach dem Cirkus Renz einberufene Volks versammlung behufs Stellungnahme zur lex Heinze war von etwa 6000 Personen besucht. U. a. waren anwesend Sudermann, Prof. Mommsen, Prof. Liszt, Dornburg, Ernst von Wolzogen, die Reichstagsabge ordneten Schrader, Müller-Meiningen und Heine. Die Redner wiesen darauf hin, daß sich angesichts der heutigen Entscheidung des Reichstages die als Protest geplante Versammlung zu einer Siegesfeier gestaltet habe, schilderten nochmals die Folgen der ursprüng lichen lox Heinze und forderten zu weiterem Kampfe gegen die Bedrückungen von Freiheit und Herrlichkeit in der Kunst auf. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, welche den Kämpfern im Reichstage dankt und die Erwartung ausspricht, daß die aus den ver schiedensten HeereSlagern stammenden Bundesgenossen lichen Besitzung nach und so schien alles wieder im rechten Gleise zu sein, bis eines Morgens der junge Herr fehlte und trotz 'aller Nachforschungen nicht zu ermitteln war. Von einem' tags darauf eingetroffenen Viehhändler wurde vergangenen Nacht von Berlin hier ein und wurde.Gegenwehr beisammen stehen werden. auf dem Hauptbahnhof von dem Festcomitee der ver- Die „D. Tagesztg." erklärt anläßlich des Falles Vermischtes. ' Ein verhängnitzvoller Anstotz. Der Arbeiter Albert Wettstein aus Mühlberg in Thüringen wurde am 23. April er., Nachmittags bei Erfurt von einen schweren Steine, der vom Burgberge herabge flogen kam, getroffen und ierart schwer verletzt, daß der Tod bald eintrat. Die Staatsanwaltschaft zu Erfurt erließ nun eine Aufforderung zur Ermittelung der Person, welche den Stein geworfen hatte, worauf sich der Behörde ein in der Trommellabrik zu Jvers- gehofen bei Erfurt beschäftigter Schlosser stellte und folgende Angaben machte: Er habe an dem fraglichen Tage in Gesellschaft einiger Feunde eine Tour nach der Mühlberger Gleiche unternommen. Auf der Höhe des Burgberges habe er mit dem Fuße an einen Stein gestoßen, der ins Rollen geriety und den Ab hang hinuntersprang. Der Stein sei dann an einen Baum angeprallt, habe hierdurch neue Schwungkraft erhalten und so den im Garten unter dem Berge weilenden Wettstein getroffen und tödtlich verletzt. Der unfreiwillige Urheber des tödtlichen Unfalls wurde aus freiem Fuße belassen. * Eine EntführuugsgefchiÄte hat sich vor kurzem auf einer Besitzung in der Nähe des Dorfes K, im Kreise Lätzen ereignet. Der Besitzer machte die vn« liebsame Entdeckung, daß sein 21 jähriger Sohn mit der um 15 Jahre älteren Wirthschafterin eine Liebschaft unterhielt Die Wirthschafterin wurde sofort entlassen und reiste .angeblich nach Königsberg ab. Der Sohn ging ruhig seinen Geschäften als Wirthschafter auf der väter — Die Lotterie für Errichtung eines Feierabend hauses für Lehrerinnen in Altenburg hat, wie der Vorstand des Thüringer Verbandes bekannt giebt, einen Ueberschuß von 22375 Mk. 25 Pf. gebracht. Nicht weniger wie 41593 Loose blieben unverkauft. — Selb bei Hof, 19. Mai. Gestern Abend gegen halb 10 Uhr brach in der Silberbacherstraße, im sogenannten alten Selb, das noch seit dem Brande 1856 steht, Feuer aus und äscherte, von der alten Bauweise der Gebäude begünstigt und viele Nahrung findend, 25 Gebäude ein, darunter 7 Wohnhäuser. — Weitzenfels, 20. Mai. Das leidige Spielen der Kinder mit Streichhölzchen hat gestern hier einen gräßlichen Unglücksfall Hel beigeführt. Während die Mutter Einkäufe besorgte, hat das 3>/2jährige Töchter chen des Hilfsbremsers Steuding hier die auf einem etwa 2 Meter hohen Brette verwahrt gewesenen Zünd hölzer zu erlangen gewußt und damit seine Kleider angebrannt. Als die Mutter zurückkehrte, lag ihr Liebling entsetzlich verbrannt todt auf dem Fußboden. — Grotzenehriich. Aus schreckliche Weise ums Leben gekommen ist die Ehefrau des Mühlenbesitzers Karl Dittmann hier. Sie war allein zu Hause und besorgte, wie schon seit vielen fahren, den Weiter- betrieb der Mühle. Hierbei muß wohl die Frau Dittmann dem Räderwerke zu nahe gekommen und von dem Getriebe erfaßt worden sein, denn die Aermste wurde von den vom Felde Heimkehrenden vollständig zermalmt aufgefunden. Passanten gelang es, die Flammen zu ersticken, doch hatte die Bedauernswerthe bereits so schwere Brand wunden am Oberkörper erlitten, daß sich die Ueber- führung ins hiesige Krankenhaus mittelst Transport wagens nö hig machte. Der Zustand der Verunglückten, welche in der betreffenden Fabrik in Arbeit stand, gilt als lebensgefährlich. — Frankenberg. Zu dem am Montag hier stattgcfundenen Remontemarkt waren 8 Pferde vor geführt, von denen zwei — eines aus Altmittweida und eines aus Schönerstadt — angekauft wurden. — In Planen i. B. waren am Sonntag gegen 2500 Angehörige des 104. Regiments anwesend zur Feier des Regimentsfestes. Dasselbe ist gemäß der Fest ordnung: Commers, Weckruf, Festgottesdienst, Platzmusik, Festzug, Paradeausstellung und Festconcerte unter leb hafter Anthcilnahme der Bevölkerung —- die Stadt war reich geschmückt — recht befriedigend verlaufen. Die Theil- nehmer am Festcommers sandten an Se. Majestät den König und an Se. König!. Hoheit den Prinzen Friedrich August Huldigungsielegramme ab. Das Fest war von schönem Wetter begünstigt. — Plauen, 15. Mai. Die Baukosten für die auf dem Kemmler bei Plauen zu erbauende Bismarck säule sind auf 40000 Mk. veranschlagt worden. Die Säule soll nach einem abgeänderten Plan des Archi tekten Kreis als Anssichtsthurm erbaut werden. — Plauen, 20. Mai. In Rosenberg ist gestern das Jahre alte Töchterchen des Stallschweizcrs Bruck mann auf dem dortigen Rittergut in der Wohnung Bruckmanns im Rauche erstickt. Frau Bruckmann hatte Hobelspäne im Ofen angezündet und ist dann in den Stall gegangen. Das Kind lag im Kinderwagen und schlief. Als die Frau nach etwa 15 Minuten wieder in die Stube kam, war diese ganz mit Rauch angefüllt, Hobelspäne, die noch vor dem Ösen gelegen, hatten ge glimmt. Die geängstigte Mutter lief sofort nach ihrem Kinde, das Kind war aber schon erstickt. — Dresden. In der Nacht auf Freitag hat wiederum ein übermüthiger Mensch an die englische Kirche mit grüner Farbe die Worte: „Räuber, Mörder! Nieder mit England! Hoch die Buren!" angeschrieben. Die Polizei ließ die Aufschrift entfernen. Hoffentlich gelingt es der Dresdener Polizei, den Urheber dieses geschmack losen Unfugs zu ermitteln. — In der Königlichen Frauen klinik war seit einiger Zeit eine aus Döbeln stammende, schwerkranke Frau untergebracht. Gestern vormittag er schien in der Klinik deren Ehemann und stellte an die Direktion das Ersuchen, seine Frau zu entlassen, um sie mit nach Hause zu nehmen. Obwohl der Ehemann ein dringlichst darauf aufmerksam gemacht wurde, daß seine Frau nicht transportfähig sei, bestand er doch auf deren Auslieferung. Der Mann nahm seine Frau in Empfang und fuhr mit ihr nach dem Bahnhofe; indes kaum dort angelangt, brach die Frau zusammen und war äugen blicklich todt. — Dresden, 23. Mai. Die Abordnung des Verschwundenen auf der Bahnfahrt getroffen habe. Es konnte festgestellt werden, daß der junge Mann in Be gleitung der entlassenen Wirthschafterin nach Berlin ge« ähren war Die Wirthschafterin hatte sich nach ihrer Entlassung noch in der Umgegend aufgehalten und den Jüngling allen Ernstes entführt, um, wie sie in einem lürzlich bei dem Besitzer eingetroffenen Briefe schreibt, mit ihm zusammen von ihren Ersparnissen ein Geschäft zu be gründen und dann das weitere abzuwarten. * DiegrStzte Frau Griechenlands. In einem Dorfe bei Trikhale wohnt ein 22jähriges, junge- Mädchen, die Basiliki Kalliantzi, deren Körperlänge nicht weniger als 2 Meter und 30 Centimeter beträgt. Sie hat regelmäßige Züge und fämmtliche Theile ihres Körpers stehen in richtigem Verhältniß zu ihrer Größe. Ihre ganz normal gewachsenen Eltern und Geschwister arbeiten auf den Feldern. Aber Basiliki, die sich ihrer außerordentlichen Länge s^ämt, bleibt stet- zu Hause, zumeist in sitzender Stellung ver harrend. Nur wenn die Verrichtung einer Hausarbeit es nöthig macht, richtet sie sich zu ihrer ganzen Länge empor. * Auch eine Grenzüberschreitung. „Schon länger", so erzählt der Kgl. Förster Hermann Müller (Altenau i. Oberharz) im „Weidmann", „machte ich die mißliche Beobachtung, daß in meinem Reviere, nahe der schaumburglippischen Grenze, Buchen gestohlen wurden. Endlich, auf einem Gange zum Schnepfen strich, gelang es mir, einen dcr Holzräuber zu über raschen. Der Schlauberger hatte sich die Nähe der Grenze ausgesucht, um mit Leichtigkeit entwischen zu können, da in damaliger Zeit — es war in den fünfziger Jahren — noch keine Conventionen betreffs Verfolgung der Forstfrevler zwischen den beiden be nachbarten Ländern Hannover und Lippe bestanden. Als ich nun auf etwa sechzig Schritt herangeschlichen war, wurde der kräftige Mann meiner ansichtig und rückte im schnellsten Laufe aus. Im Umsehen war er jenseits der nahen Grenze, wo ich ihm leider nichts mehr anhaben konnte. Sich nun nach den Buchstaben des Gesetzes sicher wähnend, erlaubte sich der freche Kerl die kleine Höflich keit, mich auf das Ende seiner Gefahr aufmerksam zu machen, indem er mir seine „hüllenlose" Hinterfront in gar nicht mißzuverstehender Weise zukehrte. Dieses an- muthige Bild reizte mich derart, daß ich - in der Hitze — und bei rascher Schätzung der ziemlich beträchtlichen Entfernung, eine Ladung Schnepfenschrot auf die dar gebotene Zielscheibe abschickte. Hieraus machte der Holz dieb, laut „klagend", eine „hohe Flucht", wandte sich dann, erhob drohend die Hand und stieß mit einem leider hier nicht wiederzugebenden Tonfall die Worte hervor! „Ware, wäre, Du hast int Bückeborgsche schoten!!!" über Ausdruck geben, daß da« Zentrum für die jetzigen kämpfe nicht genügend gerüstet zu sein scheint Wollte es die Berathung des Gesetzes wirklich zu Ende führen, dann mußte es einen Plan des Kampfes gegen die Obstruktion, die sich natürlich innerhalb der Geschäfts- ordnunz halten mußte, sorgsam vorbereiten. Das scheint nicht geschehen zv sein. Ist es aber nicht geschehen, so wäre es besser, das Gesetz nicht wieder auf die Tages ordnung zu setzen; denn endet der Kampf siegreich für die Obstruktion, dann bedeutet das nicht nur eine Nieder lage des Gesetzes und des Zentrums, sondern auch des gejammten Parlamentarismus." Wie sich die Zeiten ändern! Mit Berufung auf die Haltung des Zentrums zur lex Heinze richtet das sozial demokratische Wahlkomitee an die sozialdemokratischen Wähler die offizielle Aufforderung, im Wahlkreis Offen- burg-Kehl für den nationalliberalen Reichstagskandidaten Reinhardt gegen den Zentrumsbewerber zu stimmen. Der Schluß des diesjährigen Kaisermanövers wird sich insofern hochinteressant gestalten, als dabei die Flotte in Action treten und ein Zusammenwirken mit dem Landheer stattfinden wird. Um die gemeinsamen Operationen genau verfolgen zu können, sind fünf höhere Generalstabsoffiziere an Bord der Kriegsschiffe commandirt worden. * Wie Kürst Bismark entlasten wurde! In dem Lesebuche für evangelische Volksschulen — Oberstufe — herausgegeben im Auftrage der Königl. Regierung zu Arnsberg, befindet sich auf Seite 456 wörtlich folgender Satz: „Doch mußteKaiserWilhelm II. dem wiederholten Drängen des Fürsten (es ist von Bismarck die Rede) im März 1890 endlich nachgeben und ihm, der 43 Jahre seinen Herrschern treu gedient hatte, den Abschied bewilligen." — Es wäre interessant, den Namen dieses in der That „hervorragenden" Schul mannes zu erfahren. Frankreich. Paris, 23. Mai. Ein Sieg des französischen Ministeriums! Nach dem Siege der Nationalisten bei den Gemeinderathswahlen in Paris rechneten die Vertreter dieser Partei auf den baldigen Sturz des Ministeriums, sobald erst die Kammern wieder er öffnet seien. Dieselben sind gestern wieder zusammen getreten, und der Ansturm der Nationalisten ist miß glückt: Das Ministerium hat mit einer Mehrheit von 45 Stimmen gesiegt. Der Erfolg ist zwar nicht sehr groß, genügt aber für die nächste Zeit. Ueber die gestrige Verhandlung der Kammer wird uns telegra- phirt: Während der Debatte über die Interpellation des Grafen Boni de Castellane, betr. die Wiederauf nahme der Dreyfus-Angelegenheiten und die allgemeine ' Politik der Regierung, griff Paul de Cassagnac die Regierung heftig an, erklärte jedoch, er wolle das Kabinet nicht stürzen helfen, da dasselbe mehr als jede Oppositionspartei dazu beitrage, die Republik zu discreditiren. Waldeck-Rousseau antwortete, indem er die Politik der Republikanischen Vereinigung befür wortete und vertheidigte. Ribot. griff ebenfalls die Regierung in einer längeren Rede an. Schließlich wird die einfache Tagesordnung, gegen welche die Regierung sich erklärt hatte, mit 271 gegen 226 Stimmen abgelehnt und alsdann eine Tagesordnung, . in welcher der Regierung das Vertrauen ausgedrückt wird, mit derselben Mehrheit angenommen. — Zur Erklärung dieser Debatte ist zunächst zu bemerken, ' daß die Opposition an eine Rede Josef Reinachs an knüpfte, der das Land durch die Ankündigung alar- mirt hatte, nach der Weltausstellung solle die Affaire Dreyfus wieder ausgenommen werden. Diese Rede stieß in allen Parteilagern auf Widerspruch, da man überall den Dreyfus-Streit gründlich satt hat. Selbst verständlich hat die Regierung mit der allgemein als taktlos verurtheilten Rede Reinachts nichts zu thun, so daß dieser Anker keinen Boden faßte. China. Aus China kommen besorgnißerregende Nach richten. Die fremdenseindliche Bewegung der Boxers hat beunruhigende Verhältnisse angenommen. Nach einer Meldung der Times aus Peking sind in der Gegend zwischen Pactingfu und Peking schwere Aus schreitungen gegen Christen begangen worden, bei denen viel Eigenthum zerstört wurde; 73 eingeborene Christen, darunter Frauen und Kinder, wurden er mordet; viele von ihnen wurden lebendig verbrannt. Die katholischen Missionare berichten, es sei die ernsteste Christenverfolgung, die seit vielen Jahren vorgekommen sei, und es bestehe die Gefahr, daß die Bewegung in- folge der Apathie oder des stillschweigenden Ein verständnisses der jetzigen fremdenfeindlichen Regierung in Peking noch an Ausdehnung gewinne. — Der Gutsbesitzer Ferdinand Peterlein in Büstenwetzdorf verunglückte am Montag Nachmittag mdurch schwer, daß er von seiner Scheune durch das Reichloch auf die Tenne herabstürzte und sich einen complicirten Schädelbruch zuzog. Der Unglücksfall ist um so tragischer, als gerade in seinem Hause die Vor bereitungen zu der auf den nächsten Tag festgesetzten Hochzeit seiner einzigen Tochter stattfanden. Am Mitt woch ist der Verunglückte gestorben. — Bei der GutsbesitzerSwittwe Petzold in Deutsch-Luppa ist in der Nacht zum Donnerstag eine Zuchtstute, die sich aus dem Stalle entfernt hatte, im Hofe durch die Brunnendecke getreten und in den 4 Meter tiefen Brunnen gestürzt, wo sie verendete. Das Fohlen war nicht mit aus dem Stalle heraus gangen. — Leipzig, 22. Mai. 40000 Mk. gestohlen. In der vergangenen Nacht sind Diebe in die Wohnung einer Höckerin Grunewald in Kleinzschocher ein gedrungen und haben eine eiserne Cassette mit etwa 3000 Mk. in baarem Gelde und Werthpapieren, Sparkassenbüchern rc. im Gesammtwerthe von etwa 37000 Mk. entwendet. — Ueber den bereits berichteten Unglücksfall in Audigast bei Pegau sei noch Folgendes nachgetragen: Beim Abbruch der alten Scheune des Schmiedemeisters Gustav Hitzschke war der Besitzer selbst und der Maurer Friedrich Röder aus Audigast mit dem Niederlegen der letzten, ungefähr noch 3 Meter hohen Giebelmauer be schäftigt. Um 4 Uhr, nachdem bereits zum Vesper ge rufen, neigte sich plötzlich die Wand und begrub die beiden Männer unter sich. Man vermochte nur die Lei chen Beider unter den Trümmern hervorzuziehen. Die Theilnahme der Bewohnerschaft ist eine allgemeine. Friedrich Gustav Hitzschke, ini 45. Lebensjahre stehend, hinterläßt eine schwerkranke Wittwe und 8 unmündige Kinder von 18—2 Jahren, während Johann Friedrich Röder, im 65. Lebensjahre stehend, eine Wittwe und 6 bereits versorgte Kinder hinterläßt. — Adorf. Am Sonnabend früh sind Vieh paschern beim Dorfe Bergen eine Kuh und ein Ochse von zwei in Gettengrün stationirten Grenzauffehern abgenommen worden. Der Schlesischen Zeitung wird aus Sibyllenort gemeldet: Bei dem König von Sachsen traten gestern Abend nach einer Wagenfahrt Blasenbeschwerden ein. Dem hohen Patienten wurde daher von den Aerzten für mehrere Tage Bettruhe empfohlen. Im übrigen befindet sich der König in guter Stimmung bei nor maler Temperatur und recht kräftigem Pulse. Berlin, 23. Mai. Einem Parlamentsbcricht- erstatter zufolge ist der Seniorenkonvent des Reichs tages übereingekvmmen, Pfingstferien abzuhalten vom 30. Mai bis 6. Juni, vorher das Münzgesetz und dann die Unfallgesetze zu erledigen und nachher sofort das Flottengesetz und das Seüchengesetz zu berathen. Eisleben, 23. Mai. Zum 700jähr. Berg mannsfest trifft der Kaiser am 12. Juni in Hettstedt bezw. Eisleben ein. Konitz, 22. Mai Für den Tag der Beerdigung Winters sind umfangreiche Commandirungen der Gens- darmerie nach Konitz erfolgt. Unter den schon jetzt ein gegangenen Kranzspenden befinden sich solche des „Weißen Kreuzes" zur Bekämpfung der Unsittlichkeit. Die Mit glieder der hierher entsandten Ministerial-Commission sind heute abgereist. Der Zweck ihrer Anwesenheit war die Jnsormirung über die Fortschritte des dem Abschluß nahen Ermittelungsverfahrcns. Stolp i. Pommern, 23. Mai. Gestern abend wiederholten sich die Ruhestörungen. Die Polizei- und Kavalleriepatrouillen säuberten die Straßen, wo bei von der Waffe Gebrauch gemacht werden mußte und einige Personell verletzt wurden. Witt», 23. Mai. Prinz Max von Sachsen, der sich einige Zeit hier aushielt, soll beabsichtigen, ins Beuroner Benediktinerkloster einzutrcten, die eine besonders strenge Observanz haben und sich besonders mit der Pflege der kirchlichen Kunst beschäftigen Ferner heißt es Prinz Max sei für das erledigte Bisthum Leitmeritz bestimmt, dessen kirchliche Angehörige meist aus Deutschen bestehen, die an der Grenze nach Sachsen wohnen. Wien, 22. Mai. Wie die N. Fr. Pr. erfährt, kommt Kaiser Wilhelm mit dem Kronpiuzen im September nach Wien, um den Berliner Besuch des Kaisers Franz Josef zu envidern. Wien, 22. Mai. Wie das „N. W. T. meldet, ist die Aussöhnung zwischen König Leopold und Gräfin Stefanie Lonyay bevm stehend, es finde schon demnächst die Begegnung zwischen Vater und Tochter, wahrscheinlich in Paris, statt. Gräfin Lonyay wird die Erlaubniß erhalten, den Titel Königliche Hoheit zu führen, und auch eine Einladung erhalten, einige Tage in Laeken und Brüssel zu verweilen. Budapest, L2. Mai. Hier wurde heute Rang, Titel und Hofstellung der Gräfin Sofie Chotek, der künftigen Gemahlin des Erzherzogs Franz Ferdinand, sestgestellt. Die offizielle Publikation wird in wenigen Tagen erfolgen. Gräfin Chotek dürft' wahrscheinlich den Herzogintitel erhalten und mit ihrem Gemahl im Wiener Belvedere residiren. Die Vermählung selbst erfolgt Mitte Juni. Transvaal. Loudon, 23. Mai. Wie der Berichterstatter der „Daily Mail" aus Pretoria vom 19. meldet, hat der selbe die Versicherung erhalten, daß die Transvaal regierung nicht beabsichtige, eine bedingungslose Ueber- gabe in Erwägung zu ziehen, sondern den Kampf bis zu Ende durchführen werde. „Daily Telegraph" meldet aus Kroonstad vom 21.: Die englische Infanterie sei im Vormarsch begriffen; das Hauptquartier werde morgen vorrücken. Die Truppen seien in sehr guter Verfassung. Der Kranken stand sei im Rückgang begriffen. Die Eisenbahn sei in der 2. Stunde hilferufend aus dem Thorweg einer an der Reichsstraße gelegenen Fabrik. Hinzueilenden l Verbrauch nicht erreichen und daß die Stadtgemeinde im letzten Jahre 23000 Mk. auf die Wasferkasfe habe drauflegen müssen. — Peutg, 21. Mai. Trotz der Maikühle suhren gestern früh zwei mit jungen, männlichen und weib- 1 lichen Ausflüglern dicht besetzte Omnibusse der bekannten Firma Scheibe aus Limbach hier durch, um irgendwo einen vergnügten Sonntag zu verleben. Als die Gesellschaft auf der Rückkehr am Abend in gehobener Stimmung beim Gasthaus „Zum Zeisig" nochmals hielt, verlangte der als Geschirrführer fungirende Sohn des Omnibusbesitzers von seinem Kollegen Zigarren- ftuer. In diesem Augenblicke schlug aber das eine Pferd aus und traf den jungen Scheibe so unglücklich in das Gesicht und an den Unterschenkel, daß derselbe zusammenbrach und bewußtlos liegen blieb, während seine Pferde scheuten und zum Schrecken der Insassen des Wagens eine Strecke weit durchgingen. Nachdem die Pferde wieder zum Stehen gebracht, wurde der Schwerverletzte, welcher heftig blutete, behutsam in den Omnibus geladen und nach dem hiesigen Stadt krankenhause überführt, woselbst ihm Herr vr. mecl. Brix die nöthige Hilfe zu Theil werden ließ. Die Gesichtsverletzung war mit völliger Zertrümmerung der Nase verbunden, der Oberscheukel war gebrochen. — Die Apotheke in Glashütte geht wieder in andere Hände über. Der jetzige Besitzer hat dieselbe vor zwe, Jahren für 59,000 Mk. gekauft und jetzt für 80,000 Mk. verkauft. — Die Delegirten-Versammlung des Central- Vereins der Deutschen Wollwaaren-Fabrikanten in Hainichen sprach sich gegen den Wollzoll und gegen das Fleischschougesetz aus. — Cainsdorf. Die Königin Marienhütte hier hat zur Ausnutzung d.r Wasserkraft der Mulde eine neue Turbinenanlage zu 300 Pferdestärken errichtet und baut gegenwärtig wieder ein Kraftwerk zu 900 Pferdestärken, durch welches die Heizkraft der von den Koaksöfen und den Hochöfen abgehenden Gase für den Betrieb verschie dener Maschinen und der Beleuchtung zu gewinnen ist. Die Errichtungen sollen eine bedeutende Ersparniß an Kohlen bringen. — Treuen. Am Schieferbruche bei Thoßfell überfuhr am Montag früh ein Personenzug einen Leiterwagen, welcher vollständig zertrümmert wurde. Der auf dem Wagen sitzende Ortsrichter Schreiter aus Wetzelsgrün erlitt am Kopfe, sowie an beiden Beinen arge Verletzungen, während die Zugthiere sich in der Todesangst losgerissen hatten und ohne Be schädigung davongekommen waren. Der Wagen mit dem auf demselben sitzenden Schreiter wurde von der Lokomotive etwa 10 Meter weit geschleift, ehe letztere zum Stehen gebracht werden konnte. — Das zwei jährige Töchterchen deS hier wohnhaften Tischlers Lenk fiel am Sonntag gegen Mittag beim Tummeln in der Wohnstube in einen unvorsichtigerweise auf den Fußboden gestellten Topf mit kochendem Wasser; es verbrühte sich dabei.derart, daß bereits am Sonn tag abends der Tod eintrat. — Werdau. In der Nacht des Sonntag gegen halb 3 Uhr brannte ein dem Mühlenbesitzer Klopfer gehöriger Strohfeimen, etwa 8 Schock ent haltend, nieder. — Frankenberg, 22. Mai. Ein m Flammen gehülltes Mädchen stürzte am Dienstag Nachmittag
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