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WHeill-CllWer CWM Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dein Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditivnen solche zu Originalpreisen. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mt. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Hans. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Hermsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rustdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egudieu, Hüttengrund u. s. w- Aintsblcrtt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Orgcrn aller Gerneirröe-Verwalturrgen der urrrlregerröerr Ortschaften. Nr. 112. Donnerstag, den 17. Mai 1900. 50 Jahrgang Deutscher Reichstag. Berlin, 14. Mau Die zweite Berathung der Unfallversicherungs novellen ist heute ein tüchtiges Stück gefördert worden. Freilich ist das nicht gerade verwunderlich. Die Ent würfe für die land- und forstwirthschastliche, sowie für die Bau-und die See-Unfallversicherung sind zwar ebenso dickleibige Faszikel, wie das Gewerbeunfallgesetz, das den Reichstag so lange beschäftigt hat Aber ihr Inhalt ist doch fast der gleiche, und über die aus praktischen Gründen nothmendigen Abweichungen be stehen kaum wesentliche Meinungsverschiedenheiten. So sind die langwierigen Diskussionen, die sich beim Ge- werbeunsallgesetz entsponne:. hatten, eigentlich auch gleich zeitig für die anderen Schwester gesetze geführt worden, und einerseits wurden Abänderungsanträge, die dort abgelehnt worden waren, hier nicht wieder eingebracht, andererseits aber solche Anträge, die dort Annahme gefunden hatten, auch hier ohne sonderliche Debatten angenommen. Die wichtigste Abweichung des Unfall gesetzes für Land- und Forstwirthschast ist die, daß die Berechnung der Renten für die gewöhnlichen Ar beiter nach von der Verwaltungsbehörde sestzusetzenden Durchschnittklöhnen erfolgt. Die Berechnung nach den thatsächlichen Jndividuallöhnen wird nur bei denjenigen Angestellten vorgenommen, die als Betriebsbeamte oder als solche Personen anzusehen sind, welche eine besondere, eine technische Vorbildung erfor dernde Stellung cinnebmen (Förster, Gärtner, Müller, Ziegelmeister, Stellmacher, Schmiede und andere Fach- arbeiter). Durch einen von dem Grafen PosadowSky sowohl wie von d^r Rechten lebhaft bekämpften, aber dennoch angenommenen Antrag des Abg. Rösicke (wild- lib.) sind diesen Karegorien auch noch diejenigen Ar beiter hinzugesügt worden, die vorwiegend in gewerb lichen Nebenbetrieben beschäftigt werden. Allgemein, selbst von der Rechten, wurde darauf hingewiesen, daß die von der Verwaltungsbehörde ermittelten und fest gesetzten Durchschnittslöhne durchweg zu niedrig seien, und auch der Staatssekretär erkannte das an und stellte eine baldige Revision in Aussicht. Die Umlage der Kosten erfolgt in erster Linie wie bei den ge werblichen Berufsgenossenschaften nach Gefahrenklassen und Arbeitsbedarf, natürlich mit der durch die Durch schnittslöhne bedingten Modifikation. Aber hier ist noch ein zweiter Modus vorgesehen, der, wenn der gewöhnliche sich als unzweckmäßig erweist, durch zwei Drittel Mehrheitsbeschluß zur Anwendung gebracht werden kann: nämlich die Beitragserhebung durch Zuschläge zu direkten Staats- und Kommunalsteuern, wobei nach einem angenommenen Antrag Gaulke (fr. Vgg.) Nebenbetriebe besonders zu belasten sind. Für diesen zweiten Modus legte sich besondeiS Freiherr von Richthofen (kon'.) ins Zeug, der den landwirthschaftlichen Berufsgenossenschasten die Wahl vollständig frei stellen und demgemäß auch das Erforderniß der Zweidriltel-Mehrheit streichen wollte; aber er fand damit selbst bei der Mehrzahl seiner Parteigenossen keine Gegenliebe, und es blieb bei den Commissionsvorschlägen. Auch hier wurde, wie beim Gewerbe, beschlossen, daß vor der Rentcnfestsctzung di- Mittheilung der Unterlagen an den Verletzten du'ch die Polizei zu erfolgen habe, wobei die Erklärungs frist auf zwei Wochen normirt wurde, und daß bei Kapitalsabfindungen dem Verletzten eine Rechtsbeleh- rung darüber zu geben sei, daß dar it seine gesammten Ansprüche, auch bei etwaiger Ver chlechterung seines Befindens, erlöschen. Die einzige scharfe Diskussion gab es heute beim Kapitel der Unfallverhütungsvor- schriften. Hier hat die Kommission vorgeschlagen, daß die landwirthschsitl^chen Berufsgenossenschasten zum Erlaß solcher Vorschriften nicht nur befugt son dern auf Verlangen des Reichsversicherunqsamtes auch verpflichtet sind. Gegen diese Verpflichtung wandte sich Frhr. v. Richthosen (kons.) mit einem Anträge, und auch Graf Posadowsky erklärte sie für übel flüssig, wob.i er das interessante Geständniß machte, daß die früher vom Reichsversicherungsamt vorgeschlagenen Maßnahmen sich als undurchführbar erwiesen hätten. Damit war aber links in ein Wespennest gestochen worden. Die Abgg. Hoch und Molkenbuhr (soz.) suchten in langen Ausführungen nachzuweisen, daß gerade die Landmil thschaft in Bezuo auf die Unfall verhütung am meisten sündige und daß wieder ein mal die Regierung vor dem Zunkerthum kapitulire. Gegen die Rechte wurde die Kommissionsfassung auf recht erhalten. In 2 Resolutionen wurde die Re gierung zum Schluß um eine Revision der Durch schnittsarbeitsverdienste ersucht und um Erwägung darüber, wie weit die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter der reichsgesetzlichen Krankenversicherung zu unterstellen seien. Ln bloc wurde endlich noch da? Bau-Unfallgesetz angenommen. Zwar schlug der Präsident des Reichstages Graf Ballestrem erregt mit der Faust aus den Tisch, als der Abg. Singervon„Verabredungen mit anderen Parteien" sprach; er habe schon gesagt, „daß Verabredungen nicht stattge funden haben", und müsse bitten, seinen Worten zu glauben. Allein die klerikale „Germania" muß wohl annehmen, daß nichtsdestoweniger Verabredungen und zwar solche ganz bindender Art vorliegen; sonst wäre unerklärlich, mit welchem Recht sie in ihrer neuesten Nr. in Sperrschrift verkündet: „Am Donnerstag, den 17. Mai, wird die Iwx Heinze auf die Tagesordnung kommen. Die Anwesenheit sämmtlicher Centrnms- mitglieder des Reichstages zu diesen Verhandlungen ist dringend geboten, da es sich bei den entscheidenden Abstimmungen um einige wenige Stimmen handeln kann." — Woher weiß das Centrumsblatt, sragt die „Voss. Ztg.", daß Graf Ballestrem beantragen wird, die I^ex Heinze gerade für Donnerstag auf die Tages ordnung zu setzen, und daß die Mehrheit diesen An trag annehmen wird? Oder versteht sich die „Germ." auf die Kunst des Gedankenlesens? Das genannte Blatt stellt die Fortsetzung der Obstruktion gegen das Gesetz in Aussicht. Der Krieg um Transvaal. Vom Kriegsschauplätze liegen heute folgende neuere Nachrichten vor: London, 15. Mai. General Buller telegraphirt heute aus Kempsfarm: Wir haben Dundee besetzt, 2500 Buren gingen gestern nach Glencoe weiter. General Buller theilt in einem weiteren ausführ lichen Bericht über siinen Vormarsch durch die Biggars- berge mit, daß, während er den Weg von Hclpmakar vorrückt:, Oberst Bethuen von Greytown und General Hildyard vor Elandslaagte vorging. Die Operation erstreckte sich auf die Zeit vom 11. bis 14. Mai. Der Feind räumte die stark befestigte Stellung, nach dem er geringen Widerstand geleistet hatte. General Dundonald umging am 14. Mai die 3000 Mann starke Hauptmacht der Buren, welche j nseits Helpmakar eine starke Stellung inne hatten. Hierauf zogen sich die Buren zurück. Es verlautet, daß die Buren nach Laingsnek gehen. Die Kohlenbergwerke in Dundee sind zerstört. London, 15. Mai. Dem Reuterschen Bureau wird aus Brandsdiift, östlich von Thaoanchu, vom 13. d. M. gemeldet: Der Distrikt von Ladybrand ist vom Feindt, der Mequatlingsnek geräumt hat und sich jetzt in der Nähe von Lindley befindet, gesäubert. Wie das Reutersche Bureau aus Kroonstad m-ldet, konzentriren die Buren gegenwärtig alle ihre Streit kräfte am Vaa'fluß; man nimmt indessen an, daß ri cht mehr als riOO Freistaatburen dort mitkämpfcn werden. Die Reparaturarbeiten an der Bahnstrecke bis K:oonstad werden voraussichtlich am Donnerstag beendet sein. Der Verpflegungsdienst funklionirt regel mäßig. Mannschaften und Pferde empfangen volle Rationen. Der Gsundheitszustand der T> uppen ist vollkommen gut. Der Rückzug der Buren auf die Vaallinie scheint in voller Ordnung vor sich gegangen zu sein. Außer einigen! Betnebsmaterial Haven sie alles in Sicherheit zu bringen vermocht, und k.ia Geschütz ist in die Hände der Engländer gefallen. Auch die Versuche der englischen Kavallerie, die zurückweichenden Bure.« abzuschneiden, hatten keinen Erfolg, da diese die Vor sicht gebraucht hatten, die Eisenbahnbrücke zu ver brennen und die Brücke über den Baal zu zerstören. Lord Roberts wiid erst diese wieder Herstellen lassen müssen, ehe er den weiteren Vormarsch fortsetzen kann. Ob er auf dem Wege bis zum Vaal noch Widerstand zu überwinden hat, ist recht zweifelhaft, aber am Vaal selbst dürste es zu entschiedenen Kämpfen kommen. Die Stellungen daselbst sollen sehr stark sein, und eS kann auch nicht bezweifelt wc-oen, daß eine geringe Kopfzahl ein solches Defilee gegen große Mehrheiten hält. Wie aber, wenn viele solcher Defilees zu ver- theidigen sind und wenn der Brite sich in der Lage sieht, alle gleichzeitig angreifen zu können? Kann der Bur alle gleichzeitig vertheidigen? Das scheint uns nach den bisherigen Erfahrungen nicht möglich. An der Tugela, gegenüber 30000 Mann, mochte die Täuschung den Buren noch gelingen. Der Brite ver- muthete dort, wie alle Welt, mindestens 50 000 Streiter und Buller war kein gewandter Führer. Heute, da wir wissen, daß sich fast 20000 gegen die fünffache Uebermacht schlagen, da sich dieses Verhält- niß durch das Ausscheiden der Oranjestaatler von Tag zu Tag noch ungünstiger gestaltet, heute wird man nicht mehr glauben, daß die Soldaten Krügers alle Punkte von Dundee bis nach Wcst-Griqualand hin über zu besetzen im Stande sind. Das ist umso weniger möglich, als Roberts den inneren Zirkel, die Buren den äußeren zweier konzentrischen Halbkreise bilden, der erstere also die kürzeren Wege hat und, wie oben bemerkt, über Bahnen parallel zur Front verfügt. Angesichts solcher Verhältnisse ist für die Buren von der Vaallinie nicht mehr viel zu hoffen. Kroonstad und das Gelände, welches di: Verbindung nach West-Natal darstellt, waren die letzten Positionen von Werth. Das hat Botha und seine Kameraden wohl auch gewußt; wenn sie trotzdem zurückwichen, so geschah es, weil sie mußten, weil sie zu schwach waren. Nachdem die Buren bis auf die Vaallinie zurück gingen, wird auch die Stellung der in Natal zurück geschlagenen Buren unhaltlm'-. Die Vtreinigung der britischen Natalarmee mit d.r Roberte schrn Haupl- armee kann sonach nur noch eine Frage der nächsten Zukunft sein. Standen bisher zwei getiennte Massen den Buren gegenüber, die eine jede auf ihr: Flanken deckung bedacht sein mußte, und die, durch Gebirgs züge getrennt, in keiner Weise znsammen operiren konnten, so wird fortan eine geschlossene Armee von 100000 Köpfen einheitlich in Thätigkeit gesetzt werden. Diese Armee wird östlich über Ladysmith hinausgreifen und westlich bis nach Bloemhos wirken können. Sie hat die große Linie über Blumfontein, wie die Zwecke nach Durban als Etappenlinie z r Verfügung, sie ge bietet anch über die eminent wichtige Verbindungsbahn Vierfontein Kroonstad Bethlehem Harrismith Ladysmith. Auf dieser letzten Linie wird es dem Marschall mög lich, seine Truppen nach einem beliebigen Punkt seit lich zu verschieben und Ueberlegenheiten plötzlich zu erzielen, deren Gewicht den Ausschlag giebt. Aber selbst wenn die Buren noch hier und da Erfolge erringen sollten, so können sie doch da» Kriegs glück kaum mehr an ihre Fahnen fesseln. Sie können der starken Uebermacht nicht aus die Dauer Widerstand leisten, zumal die englischen Erfolge seit Cronjes Kapitulation und die von Roberts mit so viel Glück angewandte Umgehungstaktik sie davon überzeugt haben müssen, daß diesem Führer gegenüber ihre unter anderen Verhältnissen wohlbewährte Taktik wirkungs los bleiben muß. Aber auch wenn die Republik zu sammenbricht und in die Reihe der englischen Kolonien eintretcn muß, so bleibt den Buren, die so hartnäckig und rühmlich für ihr Land gefochten haben, nicht nur di: Sympathie, sondern auch die Hochachtung der ganzen gesitteten Welt. Ueber die Stimmung in Pretoria meldet der aus der Gefangenschaft entlassene Journalist Hellawcll, daß die Buren glauben, der Krieg würde in 4 bis 6 Wochen beendet sein. Die Burghers seien im all gemeinen muthlos, und viele destrtiren. Um den Verlust Kroonstads wettzumachen, sei die Nachricht verbreitet gewesen, Maseking sei gefallen. Der Präsident des zweiten Raads, Steinekamp, mit dem Hellawell reiste, erklärte jedoch, daß, wenn die Buren Pretoria aufgeben müssen, sie auf das seifige Lydenburg zurück gehen würden, wo, wie er hoffe, die Binell festen Widerstand leisten würden. Aber auch er kvnstatirte die Muthlosigkeit der Burghers und hielt ein baldiges Ende des Krieges für möglich. Nach CrviijcS Nieder lage, meldet Hellawell, sei der Friede sehr nahe gewesen, und nur Krügers energisches Auftreten habe den Präsidenten Steijn verhindert, die Waffen niederzu- lcgen. Krüger sei sehr erbittert gegen Hosmeyr, der den Krieg nicht durch eine Rebellion der Kapholländcr unterstützte. Die Polizei- und die Eisenbabnbeamten seien ganz bereit, bei dem Eimücken Roberts' in eng lische Dienste zu treten. Englische Privatnachrichten melden, die znm Entsatz von Maseking bestimmte Armee sei bis Vryburg gekommen; eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht liegt aber noch nicht vor. Lorenzo Marquez, 15. Mai. (Meldung des „Reuterschen Bureaus".) Nach Meldungen, welche hier aus Burenquelle eingegangen sind, nahmen die Buren am vergangenen Sonnabend die Kaffernstadt von Maseking. Während der Nacht wurden sie jedoch angegriffen und sahen sich am Sonntag bereits eilige- schlossen. Sie verloren 7 Todte und 17 Verwundete, die Verluste der Engländer sollen schwere sein. * * * Ueber den muthmaßlichen Ausgang des Krieges veröffentlicht Dr. Albrecht Wirth, der soeben aus Südafrika zurückgekehrt ist, in den „Preußischen Jahr büchern" einen langen geistvollen Aufsatz, dem die „Rhein.-Westf. Ztg." folgende Stelle entnimmt: Die Buren haben eine Reihe schwerer Fehler gemacht. Ausschließliche Defensive hätte Entmuthigung erzeugt, während rückhaltlose Offensive den Aufstand in der Käpkolonie rascher und wirkungsvoller entfesselt hätte. Das Erste sahen die Buren ein, zur Offensive san-! pkrasa konnten sie sich aber leider nicht entschließen. Daß sie nicht einmal die Bahnverbindung zwischen Kapstadt und Kimberley abschnitten, war unverant- woltlich. Auch sonst haben sie Mängel gezeigt. Nicht wegen, sondern trotz ihrer Disziplinlosigkeit und ihres geringen Trains haben sie Erfolge errungen. Als der Platrand bei Ladysmith am 15. Januar erobert wa', sandten die Buren, da sie sich nicht vorher mnereii'ander verständigt hatten, weder Verstärkung noch Seitendeckung, und so mußte der wichtige Posten wieder aufgegeben werden. Schon vierzehn Tage vor dem Duichbruch Roberts' auf der Linie Kudus- bcrg—Jacobsdat sag'e mir Esselen, der einstige Staats sekretär, daß eine derartige Bewegung elwaitet werde, allein trotz dieser Erkenntniß traf inan nur un genügende Vorbereitungen. Die Gefangennahme Cronjes war einfach durch Bummelei verschuldet. Es war den Buren bislang so gut gegangen, daß sie der gehörigen Vorsicht vergaßen. Aehnlich war es an den anderen Stellen; was durch Thatkrast gewonnen, wurde durch Nachlässigkeit und Selbstüberschätzung wieder verdorben. Am bezeichnendsten ist hierfür, daß nicht nur Ver- theilung von Proviant und Aehnliches, das sehr gut von Frauen gethan werden konnte, jungen Männern überantwvrlet wurde, sondern daß Ende Februar es noch 7000 Leute in den beiden Republiken gab, die überhaupt noch nicht in den Kiieg gezogen waren. Dabei wurden damals in Johannesburg Tanzstunden eröffnet, Cricket gespielt und in Pretoria an den für die Pariser Ausstellung bestimmten Dingen gearbeitet. Gerade die mangelnde Anspannung in der bis herigen Kriegführung läßt indeß vermachen, daß wir noch viele Ucberraschungen erleben werden. Gerade weil die Buren nicht alle ihre Kräfte anspannten, haben sie diese auch noch nicht erschöpft. Jetzt erst, nachdem Roberts nach der Hauptstadt d.s Freistaates gelangte, nachdem der Ernst der Lage furchtbar deut lich geworden, jetzt erst raffen sich die Buren zu ent scheidenden Schlägen auf. Vorbei ist es endlich mit der Nachlässigkeit und Saumseligkeit. Ich habe dar zulegen versucht, wie die Buren fortwährend zu höherer Bildung sich entwickelt hätten. Mitten in der Krieg führung zeigt sich jetzt ihre EntwickclungSfähigkeit im besten Lichte. Man sieht ein, daß man zu wenig auf Offensive gehalten; gut, eine scharfe Offensive wird erwählt. Man fühlt den Mangel an Bajonetten: das Waffenstück wird beschafft. Man merkt, daß das einheimische Talent zur Bedienung der Kanone doch entfernt nicht ausreicht: auswärtige Osfiziere werden in einem höheren Maße herangezogen. Biele junge Leute haben auS diesem oder jenem Vorwand sich abseits von der Front gehalten: sie werden sofort ein- berufen. Im Uebrigen ist es so gut wie unmöglich, das Land auszuhungern, auch kommt noch reichlich Zufuhr von Delagoa. Die Truppen aber, die durch Beira kommen und von denen man so viel W.sens gemacht hat, die werden auch schwerlich einen Um- chwung herbeisühren; es ist fraulich, ob mehr als die Hülste von ihnen den Fieber sümpfen des mittleren Limpopo widerstehen wird. Schließlich hat Roberts einst auch in Afghanistan einen kühnen Vorstoß gethan und hat Kandahar erobert, genau, wie jetzt Blum- öntein, aber zuletzt sah er sich doch veranlaßt, »in licht von Hunger und Strapazen aufgerieben zu