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'i daß sie großen Schaden hätten anrichten können. Wie verlautet, ist der Feind um Kroonstad herum eifrig mit Schanzarbeiten beschäftigt. London, 12. Mai. Eine Depesche Lord Roberts aus Geneva Siding von gestern meldet: Die Truppen, welche heute 20 Meilen marschirt waren, trafen in Geneva Siding ein. Letzeres ist etwa 6 Meilen von Boschrand entfernt, wo die Buren eine verschanzte Stellung innehaden. Die Brigade Gordon ist in Fühlung mit ihnen; die Division Tucker befindet sich in geringer Entfernung südöstlich, die Streitmacht Jan Hamiltons noch weiter westlich. Die Brigade Broadwood holte gestern einen Theil des feindlichen Convois bei Potgieters Lager, südöstlich von Venters burg, ein, erbeutete mehrere Wagen und machte einige Gefangene. General French befindet sich mit den Brigaden Porter und Dickson, sowie der berittenen Infanterie Huttons in einiger Entfernung nördlich von Geneva Siding. Wir machten in den beiden letzten Tagen nahezu 100 Gefangene. Loudon, 12. Mai. Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Boschrand von heute morgens 8 Uhr: Wir befinden uns acht Meilen südlich von Kroonstad. Der Feind hat die erste Linie seiner Verschanzungen während der Nacht verlassen. Wir rekognoszieren jetzt die Gegend in der Richtung auf Kroonstad. General French bemächtigte sich gestern nachmittag der Vaal flußdrift, bevor noch der Feind sich dort zum Wider stande festsetzen konnte. London, 12. Mai. Ein Telegramm aus Geneva (20 Kilometer südwestlich von Kroonstad, an der Eisenbahnlinie Kroonstad-Brandfort) von gestern meldet: Während der gestrigen Verfolgung feuerten versteckte Buren aus den Fenstern eines Farmhauses, welches die weiße Flagge trug, auf ein Detachement Dragoner, welches gerade abgesattelt hatte. Mehrere Dragoner wurden getödtet und 16 gefangen genommen. Die Engländer richten ein Gefangenenlager für 6000 Buren auf Ceylon bei Diyatalawo, 100 Meilen von Colombo, ein. Die Errichtung von Gebäuden hat bereits begonnen. Ein DetachementderWarwickshires soll die Bewachung übernehmen. Die Engländer scheinen daher noch auf bedeutende Gefangennahmen zu rechnen. Bei Thabanchu bogen 7000 Buren scharf nach Süden ab, offenbar um die Kommunikationen Roberts im Rücken zu bedrohen. Sie haben aber mit 20000 Engländern zu rechnen, die theils ihnen gegenüberstehen, theils in Blumfontein noch verfügbar sind. Nach einer Meldung von der Burenseite marschirt General Buller in der Richtung auf Help- makar, vermuthlich um die Viggarsberge zu umgehen. Immerhin fragt es sich jetzt nur, ob die Ver hältnisse des Geländes es den Buren ermöglichen werden, sich bei Kroonstad dem weiteren Vormarsch der Engländer entgegenzustellen. Vielleicht wird Lord Roberts genöthigt sein, diesen wiederum zu verzögern, nachdem neuerdings 10000 Buren unter dem Präsi denten Stejn bei Eden nordöstlich von Thabanchu ausgetaucht sind, da er von diesen im Rücken belästigt und seine Rückzugslinie von ihnen gefährdet werden kann. Vermuthlich sind die bei Eden stehenden Buren mit denen identisch, von denen gemeldet wurde, daß sie am Mequatling-Paß eine starke Stellung besetzt hielten. Es scheint von englischer Seite jetzt ein energi scher Versuch zum Entsatz von Mafeking gemacht zu werden. Lassans Bureau meldet aus Pretoria vom 12.: „Die britische Entsatzcolonne für Mafeking, be stehend aus 3000 Manu Cavallerie und Infanterie mit sechs Geschützen, avancirt in Eilmärschen bei Tage und bei Nacht die Betschuana-Bahn entlang und passirte Mittwoch Vryburg. Ueber Kämpfe liegen keine Details vor, außer daß die Engländer von den Buren- commandos belästigt werden." Man nimmt an, daß die Entsatzcolonne heute bis auf zwei Tagemärsche von Mafeking angekommen ist, sie brach Freitag vor acht Tagen von Windsorton auf. Kirchliches. „Schleichende Katholisirung des säch sischen Adels". Unter dieser Spitzmarke schreibt das „Neue Sächs. Kirchenbl." in einer jüngsten Nummer: Der vor nicht zu langer Zeit verwittwete bekannte Reichstagsabgeordnete Kammerherr von Frege auf Abtnaundorf hat sich kürzlich wieder verheirathet. Wie wir hören, ist seine nunmehrige Gattin, eine geborene von Plato, bisher Hofdame der Prinzessin Mathilde gewesen und streng katholisch. Die Trauung ist in der Heimath der Braut, also jedenfalls katholisch, erfolgt, also auch gegen die Verpflichtung katholischer Kindererziebung. Von ähnlichen Mischehen aus den Kreisen des sächsischen Adels sind uns aus neuerer Zeit noch drei bekannt, die Familien von Metzsch, von Kospoth und von der Planitz betreffend, alle mit katholisch e Kindererziehung beziehentlich dem Ge- löbniß derselben uud alle aus Hof- beziehentlich Ministerkreisen. Die Fälle sind uns ungesucht bekannt geworden; wahrscheinlich ist die Gesammtzahl viel größer. So wird ein Zweig des sächsischen Adels nach dem andern katholisirt. Es sind ja reife Früchte, die hier vom Stamme evangelischen Christenthums abfallen; wer die Zukunft seiner Familie dem Romanismus ausliefert, der beweist eben damit, daß er niemals mit ganzem Herzen und voller Mannes lust bei der evangelischen Sache gewesen ist; sein und seiner Familie Verbleiben in der evangelischen Familie würde in den meisten Fällen nur die romanisirende Richtung darin stärken. Aber es fragt sich eben, wie diese schlappe konfessionelle Haltung in unsern von Haus aus gut evangelischen sächsischen Adel hinein gekommen ist. Und da giebt die jetzt aufgetauchtc Kniebeugungsfrage einen bedeutsamen Fingerzeig. Wenn unseren jungen Adeligen schon im Kadetten hause, wo ja ein beträchtlicher Bruchtheil davon er zogen wird, das evangelische Rückgrat in dieser Weife angeknickt wird, wo sollen sie dann später in dem für das evangelische Bewußtsein an sich erschlaffenden Milieu des katholischen HofeS die evangelische Stand haftigkeit hernehmen — ganz abgesehen von etwaigen besonderen katholisirenden Einflüssen, wie sie z. B. bei dem Uebertritte des Prinzen Schönburg bekannter maßen doch eben mit untergelaufrn sind! Die Knie beugung evangelischer Kadetten und Osficiere in der Dresdener Hofkirche ist keine vereinzelte Erscheinung; es wäre ein gänzlich verfehltes Unternehmen, wenn man sie etwa von der anderen Seite als solche und demgemäß als harmlos hinstellen wollte. Sie ist ein Glied in einer Kette, deren übrige Glieder nach der Natur der Verhältnisse ungemein schwer festzustellen sind. Um so klarer für die kirchlichen Faktoren der evangelischen Seite das Recht und die Pflicht, sest zu zugreifen, wo einmal ein Stück davon sichtbar wird. In einer neueren Nummer enthält das Kirchen blatt eine Einsendung, in welchem sich der Kgl. sächs. Kammerherr und Domherr Herr v. d. Planitz auf Nauendorf b. Oschatz dagegen verwahrt, daß seine Familie mit dem geschilderten katholisirenden Vorgehen in Verbindung gebracht werde. Das Kirchenblatt er widert dann ganz deutlich: „Wir kommen diesem freundlichen, von gut evangelischer Gesinnung zeugenden Ersuchen gern und mit dem herzlichen Wunsche nach, daß die evangelische Presse in den Stand gesetzt werden möchte, recht viel solcher Berichtigungen zu veröffentlichen. Um aber weiteren Reklamationen von Seiten dec edlen Familie von der Planitz, in der wir manchen treuen evangeli schen Bekenner wissen, zuvorzukommen, halten wir uns zu der Mittheilung verpflichtet, daß wir bei der frag lichen Notiz in Nr. 18 einen Fall aus der Familie Sr. Excellenz des Herrn Kriegsministers von der Planitz im Auge gehabt haben. Inzwischen ist uns auch noch Anderes, was unter die Rubrik „Schleichende Katholisirung des sächsischen Adels" sällt, milgetheilt worden. Wir kommen noch darauf zurück. Weiteres Material in derselben Sache bitten wir uns mit- zutheilen. Die Zeit ist vorbei, wo solches mit dem Mantel der christlichen Liebe bedeckt werden konnte. Wir müssen jetzt wenigstens einmal den Umfang des Schadens, der unserer Kirche auf die Weise zugefügt worden ist, und die Art, wie das geschah, nach Mög- lichkeit festzustellen suchen." Für einen deutschen evangelischen Kirchcnbund ist im vorigen Jahre Professor O. Beyschlag in Halle in einer Versammlung eingetreten. Er bezeichnet in diesem in den weitesten Kreisen verbreiteten Vortrag „die Schließung eines rechtlichen Verbandes der deut schen evangelischen Landeskirchen als ein dringendes Zeitbedürfniß, thels zur gemeinsamen kirchlichen Ver sorgung des evangelischen Bekenntnisses gegenüber der Reichs- und Staatsgewalt in interkonfessionellen An gelegenheiten, theils endlich zur Anbahnung einer ein heitlicheren Kirchenordnung und eines einheitlicheren Kirchenrcchts im evangelischen Deutschland. Unbedingte Voraussetzung eines wlchen deutsch-evangelischen Kir chenbundes ist die unversehrte Autonomie (Selbststän digkeit) der Landeskirchen in Bekenntnis;, Gesetzgebung und Verwaltung." Auch die sächsischen kirchlichen Kreise widmen dieser wichtigen und dringlichen Sache lebhaftes Interesse. Vor einigen Wochen ist die An gelegenheit auf der Chemnitzer Conferenz verhandelt worden, und in diesen Tagen wird die Meißner Kirchen- und Pastoral-Conferenz sich damit beschäftigen. Erstere hat im theilweisen Gegensatz zu Professor Beyschlag sich zu folgender Kundgebung geeinigt „Die Chem nitzer Conferenz erklärt gegenüber den auf eine deutsche Nationalkirche und Reichssynode hinzielenden Einig keitsbestrebungen in unserer Zeit, daß sie in der darin enthaltenen Vermengung von Nationalem und Kirch lichen einen Widerspruch mit der heiligen Schrift und dem lutherischen Bekenntniß erkennt. Den lutherischen Kirchenregimenten wie den einzelnen lutherischen Kir chenkörpern sällt aber gegenwärtig um so mehr die Aufgabe zu, ibren Zusammenschluß auf dem einen Bekenntnißgrunde anzubahnen und auszubauen. Da- gegen erkennt die Conferenz an, daß es wünschenswerth ist, die Fragen der äußeren Kirchenverwaltung, sowie in der Pflege der christlichen Liebeswerke (Mission, Diaconie, Diaspora) mit anderen evangelischen Kir chengemeinschaften Verständigung zu suchen und in besonderen Fällen, als den Angriffen Roms, dem Abfall vom evangelischen Glaubensgrunde und dem Eindringen der Sekten gegenüber gemeinsames Zeug- niß abzulegen." Ist der Jesuitenorden eine Einrichtung der katho lischen Kirche? Diese Frage wurde vor kurzem vom Reichsgericht verneint und demnach der Angeklagte, der wegen Verhöhnung des Jesuitenordens durch die Presse als einer Einrichtung der katholischen Kirche auf Grund von 8 166 vom Landgericht verurtheilt worden war, freigesprochen. Der Reichsanwalt führte aus: Es kommt hierbei — nämlich bei der Frage, ob der Jesuitenorden als Einrichtung der katholischen Kirche unter dem Schutze des Z 166 steht — in Be tracht, welche Auffassung die katholische Kirche selbst von dem Wesen des Jesuitenordens hat. Fünfzehn Jahrhunderte hat sie sich ohne ihn beholfen, es scheint also kein nothwendiger Bestandtheil ihres Wesens ge wesen zu sein. Nicht zu übersehen ist aber, daß durch eine päpstliche Bulle Clemens XIV. i. I. 1773 der Jesuitenorden nicht nur verboten, sondern allgemein aufgehoben worden ist, und daß erst 1814 Pius VII. diesen Orden wieder zugelassen hat. Eine für das innerste Wesen der katholischen Kirche, ihre Verfassung, ihren Glauben und Ritus nothwendige Einrichtung kann der Jesuitenorden doch wohl nicht sein, wenn das Oberhaupt dieser Kirche ihn abgeschafft hat. Auch die Thatsache lasse ich keineswegs wie das Urtheil außer Betracht, daß unsere deutschen Reichsgesetze es für nöthig und nützlich gehalten haben, diesen Orden in Deutschland nicht zuzulassen. Dies wäre nicht gut denkbar, wenn wir es mit einer wesentlichen Einricht ung der katholischen Kirche zu thun hätten. Der Orden ist wohl eine mit der katholischen Kirche eng zusammenhängende Einrichtung, aber keine Einrichtung dieser Kirche. In Thammenhain bei Wurzen haben sich im Lause des letzten Jahrzehntes die confessionellen Ver hältnisse nach dem Uebertritt des Rittergutsbesitzers Freiherrn von Schönberg zur römisch-katholischen Kirche immer mehr zugespitzt. Seit zwei Jahren schwebt der Prozeß, den derselbe gegen die Kirchgemeinde auf Mit benutzung der sogenannten Hoskirche auf dem Ritter gute zu römisch-katholischem Gottesdienste angestrengt hat. Diese Kirche hat seit fast 350 Jahren ausjchließ lich dem evangelisch-lutherischen Gemeindegotlesdienst gedient. Das Landgericht, das Oberlandesgericht und das Reichsgericht haben entschieden, daß die Klage auf das Eigenthum an der Kirche vor Gericht anhängig gemacht werden könne. Der Anspruch aber auf Mit benutzung der Kirche ist auf den Verwaltungsweg ver wiesen worden. Nach der Erklärung des Klägers soll der Prozeß weitergeführt werden. Neuerdings sind auch auf dem Gebiete der Krankenpflege Mißhellig- kciten entstanden. MchßWeS. Hohenstein-Ernstthal, 14. Mai 1900. von allgemeinem Jntereste werden dankbaren»- gegengeaommen und eventl. ho.mc'r!.' — Unter dem Scepter des gestrengen Eiskönigs Servatius stehend, hat das Mailüfterl am gestrigen Sonntag ziemlich kühl geweht; das hat aber wohl Nie- mandenabgehalten, die allenthalben verjüngte Naturzudurch wandern, bez. zu durchradeln, um schließlich an irgend einem Ausflugsort, wie sie unsere Umgebung in größerer Anzahl besitzt, Halt zu machen. — Wer einmal seine Schritte nach dem schön gelegenen Dörfchen Mittelbach lenkte, wird gewiß nicht unterlassen haben, dasEckertsche Gasthaus zu besuchen, dessen Besitzer alles aufgeboten hat, den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt zu be reiten. Der parkähnlich angelegte große Garten ist mit Veranden, Wasserkünsten, einem Gondelteich rc, sogar mit Vogelhäuschen und einem Affenhaus versehen; auch für die Belustigung der Kinder ist gesorgt. Da Herr Eckert seine Besucher überdies aufs Beste bewirthet, so ist ein Ausflug nach Mittelbach nur zu empfehlen. — Im „LogenhauS" und in der „Hüttenmühle", sowie im Gast» Hof zu Wüstenbrand fanden am Nachmittage des gestrigen Sonntags Garten'Concerte statt; jedoch nöthigte die ein tretende Abendkühle zeitiger als sonst zum Aufbruch. — Wir wollen nicht unterlassen, darauf auf merksam zu machen, daß Herr Pastor Regler aus Dresden, welcher 10 Jahre als Missionar in Süd afrika geweilt hat, heute, Montag, Abend ^z9 Uhr im „Schwan" einen Vortrag über „Transvaal- Buren und Mission" halten wird. Herr Pastor Regler hielt gestern Abend im Evangel. Arbeiter verein in Oberwürschnitz über das nämliche Thema einen Vortrag, und war dort der Andrang derart stark, daß der Saal die Besucher bei Weitem nicht fassen konnte. — Das Beschmieren der Häuserfronten, selbst solcher, die der Besitzer soeben erst mit großem Kosten aufwande hat vorrichten lassen, ist ein Unfug, der leider von unserer Schuljugend noch immer häufig verübt wird. Für die Eltern der jugendlichen Sün der kann derselbe unter Umständen recht theuer zu stehen kommen. Wird nämlich ein solcher Uebel-- thäter erwischt, so können Eltern gehalten werden, die beschädigten Stellen auf ihre Kosten wieder aus- bessern zu lassen. Eindringliche Ermahnungen dürften also am Platze sein! — Oberlungwitz. Der Turnverein „Saxonia" feierte am gestrigen Sonntage sein 10jährizes Bestehen. Am Nachmittage fand im Garten des „Deutschen Kaiser" ein Schauturnen statt. Ein Aufmarsch mit Freiübung eröffnete dasselbe, dann erfolgte Riegenturnen mit ein maligem Wechsel, Vorturnerturnen, ein von 32 Damen ausgeführter Reigen und schließlich allgemeines Kürturnen. Man konnte wohl beobachten, daß der Verein in seinem Vorstande, Herrn Ahnert, eine sehr tüchtige Leitung be sitzt. Die Uebungen klappten recht hübsch, auch gefiel der Damenreigen sehr gut. An das Turnen schloß sich ein Ball im hübsch dekorirten Saale, in dessen Verlaufe von 32 Damen ein Fahnenreigen, sowie von 24 männ lichen Mitgliedern des Vereins ein komischer Reigen auf geführt wurde. Der gutbesuchte Ball schloß den Festtag des Vereins in schönster Weise. — Gersdorf. Vergangene Mittwoch hat sich der im hiesigen Consumverein angestellte Tageskassirer Hermann Hübner entfernt, ohne zunächst anzugeben wohin. Eine Revision hatte nämlich kurz zuvor ver schiedene Unregelmäßigkeiten in der Kassenverwaltung Hübners festgestellt. Man ist natürlich, als Hübner verschwunden war, der Sache auf den Grund ge gangen, und fand nun, daß der Kasse ein Theil ihres Inhalts entnommen war. Die Höhe des Fehlbetrags stellte sich erst in der von der Gendarmerie geleiteten Untersuchung heraus. Man spricht von 300 Mark, von anderer Seite dagegen wird eine weit höhere Summe angegeben. In Mitleidenschaft gezogen wurde ferner der hiesige Turnverein, dessen Kassengeschäfte gleichfalls von H. besorgt wurden. Die Differenz in der Kasse des Turnvereins erreicht die Summe von 400 Mark. — Hübner soll Ende voriger Woche an seine Frau geschrieben haben, und soll es daraufhin der Gendarmerie gelungen sein, die Verhaftung deS Flüchtigen in Halle an der Saale zu veranlassen. Eine amtliche Bestätigung dieses Gerüchtes ist jedoch bis jetzt noch nicht erfolgt. — Lichteustein-Callnberg. Zum Stadtbau meister für Lichtenstein ist Herr Max Meißner, gegen wärtig Ortsbauinspektor in Laubegast bei Dresden, gewählt worden und wird derselbe sein neues Amt am t. Juli aMreten. — Eiuste-el. Ein schwerer Unglücksfall ereig nete sich am Freitag Abend in der 8. Stunde hier. Als der Geschirrführer Köhler mit seinem, mit leeren Fässern beladenen Wagen über die Anhöhe unterhalb des Kaiserhofes fuhr, kamen die Pferde in scharfe Gangart, weshalb Köhler, in der Schoßkelle sitzend, die Schleife andrehen wollte. Dabei fiel er aber von seinem Sitze so unglücklich herab, daß ihm die Näder über den Kopf gingen und er sofort todt war. Köhler hinterläßt eine Frau und drei Kmder im Alter von '/z bis 7 Jahren. — EheMNitz, 12. Mai. Auf Requisition einer auswärtigen Behörde wurde in Gablenz durch den Lokal richter ein Koffer geöffnet, den ein wohnungsloscr Mann bei einer Familie zum Aufbewahren eingestellt hatte. Dieser Mann, der mehrfach wegen Bettelns bestraft wurde und auch keinen Unterstützungswohnsitz aufweisen konnte, ist jetzt auswärts gestorben und nach seinen An gaben sollte in dem erwähnten Koffer eine größere Geld umme sein. Man fand in diesem neben altem werth» osen Gerümpel neun Sparkaffenbücher der Oberlung witzer Sparkasse mit Einlagen m der Höhe von 12,500 Mk., die an Gerichtsstelle aufbewahrt werden. Da der Verstorbene keine Almosen empfangen hat, dürfte Tas Nachtmahl. Eine Geschichte ans dem Burcnleben Südafrikas. Erzählt von einem deutschen Arzte im Kaplande 8. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Nach dem Dorfe mußten sie nun zurückkehren, schon um die beiden Missethäter der Obrigkeit zu über liefern. Konnte wegen des Diebstahls allenfalls auch ein Auge zugedrückt werden, die Widersetzlichkeit und der Anfall mit dem Messer erforderten Bestrafung. So wurden die beiden jetzt wieder etwas ernüchterten Sünder rechts und links an den Sattel gebunden, während Hendrik zwischen ihnen reitend, wohl aus sie Acht gab und Jacobus mit seiner Karre folgte. Es war schon dunkel, als sie im Doife anlangten, und die Leute waren wieder in der Kirche, so daß ihr Einzug nicht das sonst unausbleibliche Aufsehen erregte. Schnell waren nach den nöthigen Erklärungen die Uebelthäter )em Aufseher des kleinen im Dorf befindlichen Ge- ängnisses übergeben, und die neuen Freunde begaben ich nun zu Jacobus' Nachtquatier, wo sie von Barnes mit nicht geringer Verwunderung empfangen wurden. In der Esterhuiz'fchen Familie hatte es an diesem Nachmittage ein paar rotgeweinte Augen gegeben. Jacobus' und Hendriks Verschwinden war nicht un- beochtet geblieben. Die Fama und der Klatsch hatten fick der Sache bemächtigt, und bald drang das Ge- munkel auch zu der Tante und Marias Ohren. Der alte Esterhuiz hatte unbehagliche Stunden. Schweigend war man zur Kirche gegangen. Wieder im Quartier angelangt, zogen sich die Frauen sofort zurück und Jan setzte sich allein auf die Veranda seines im Winkel in Anspruch genommenen Gastfreundes, um noch eine Pfeife zu rauchen und seinen Gedanken nachzuhängen. Hier wurde er durch einen Boten des Pastors auf- gestört, der ihn bitten ließ, sich in wichtiger Ange legenheit sofort nach seinem Hause bemühen zu wollen. Der schon bejahrte Predikant war ein Mann nach dem Herzen seiner Gemeinde. Selbst ein Buren kind und stets bereit, Gutes zu wirken, verstand er die seiner geistigen Pflege Auvertrauten am richtigen Fleck anzufassen. Er genoß großes Vertrauen und man war gewöhnt, sich in allen schwierigen Fällen an ihn zu wenden, namentlich wenn es galt, Streitig keiten zu schlichten, oder Mißverständnisse zu beseitigen. Er empfing Jan Esterhuiz allein in seiner Stu dierstube und ging nach einigen gleichgültigen Vorbe merkungen direkt auf die Sache los, die ihm am Herzen lag. „Ihr habt Euch," sagte er, „sicher mit vielen anderen auch über Euren früheren Knecht, den Hend rik van Zijl, verwundert. Der hat in einem Jahre gelernt, wozu andere die vier- und fünffache Zeit nöihig haben. Er ist bei Weitem der Beste meiner diesmaligen Prüflinge. Ueberhaupt soll er ein so braver, tüchtiger, junger Mann sein. Unerhört finde ich es nun, das; ihn sein Dienst herr heute mittag so Knall und Fall wcggeschickt und ihm so die Möglichkeit genommen hat, das Sakrament zu empfangen, wie es als Neuaufgenommener sein Recht und seine Pflicht war. Wie denkt Ihr über die Sache?" Dec alte Jan saß wie auf glühenden Kohlen; er konnte thatsächlich nicht antworten, was wußte denn der Pastor von dieser unglücklichen Ge schichte? Wie bereute er jetzt seine Voreiligkeit und verwünschte seinen Freund, daß dieser ihm nachgegeben hatte. „Mr. Esterhuiz," fuhr der Pastor nach kurzer Pause fort, „Ihr nehmt doch sicherlich Antheil an Hendrik, er hat Eurem Bruder und Euch treu gedient und hat ja auch einst, als sie noch Kind war, Eurer Nichte das Leben gerettet. So könntet Ihr, das ist mein Gedanke, doch eigentlich etwas für ihn thun und ihm dazu verhelfen, daß er aus diesem Dienst- verhältniß herauskommt. Ein bescheidener Vorschuß würde da schon genügen, und ich garantiere dafür, daß ihr mit Zinsen zurückempfangen werdet, was Ihr etwa für ihn auswendet." Wieder tiefes Stillschweigen; Jan konnte nicht antworten, er starrte finster zu Boden. „Nun," sagte der Geistliche, „wenn Ihr nicht wollt, so wird es Euch doch jedenfalls freuen, daß sich ein anderer bereit erklärt hat, dem Hendrik unter die Arme zn greifen, und der ist Jacobus Smeer." Jan kam es nun so vor, als ob entweder in seinem oder in des Pastors Kopfe etwas nicht richtig wäre, und seine Miene mußte wohl seine Gedanken ausdrücken. Denn der Prediger stand auf, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte nachdrücklich: „Es ist so, und zwar weil der brave junge Mann dem Jacobus heute in großer Gefahr zu Hilfe ge kommen ist. Smeer ist hier und wünscht mit Euch zu reden." Mit diesen Worten öffnete er die Thür zum Nebenzimmer, durch welche der Genannte eintrat, während der Pastor vorläufig verschwand, um nach einer Viertelstunde wiederzukehren. Inzwischen hatte Jacobus offenherzig alles erzählt, was sich seit gestern Abend zugetragen, auch feine ver unglückte Brautwerbung. Die Dankbarkeit, die er gegen Hendrik empfand, hatte die rauhe Schale deS Eigennutzes um sein im Grunde biederes Herz ge sprengt. Mit einer Beredtsamkeit, die er sich selbst garnicht zugetraut hätte, schloß er seinen Bericht mit einer warmen Fürbitte für die Liebenden, indem er zuletzt darauf hinwies, daß Jan auf die Dauer doch nicht im Stande sein würde, ihre Vereinigung zu verhindern. Als der Predikant zurückkehrte, war Esterhuiz schon halb gewonnen, und ein Widerstreben schmolz gänzlich dahin, als der erstere mit freundlichem Ernste sagte: „Ihr habtUnrecht gethan, alle beide, indem Ihr den Reichthum höher schätztet, als die wahre Herzensneig« ung, bedenkt, daß das Glück nicht in Gcldsäcken steckt, sondern in herzlicher Liebe und gegenseitiger Hingabe. Ihr wollt Eure Nichte glücklich sehen, Jan Esterhuiz, und dazu giebt es nur den einen Weg, daß Ihr Ja sagt zu ihrem Herzensbunde." „Laßt mir Zeit bis Montag," erwiderte Jan, „morgen ist Nachtmahl und kein Tag zu Verlobungen." Fortsetzung folgt.