Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000527
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-27
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.05.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und verschwand in der Finsterniß. Das Fahrwasser ist hier so voller Riffe, daß der „Köping" ihm nicht sollen konnte, und ein Boot auszusetzen, erlaubte die Zelt nicht. Auf dem „Köping" hatte man auch bald an etwas Anderes zu denken, als den Flüchtling zu verfolgen. Eine der Kellnerinnen des »Prinz Carl", die sich hinter auf dem Hinterdeck ausgestapelten Säcken verkrochen hatte, kam aus ihrem Versteck her vor und erzählte, daß der Capitän und viele Andere an Bord ermordet seien. Der „Prinz Carl" bot auch einen schrecklichen Anblick. Tobte und Verwundete lagen auf dem Boden ausgestreckt, zerschlagene Fenster- scheiben und Blutflecke, die die weißen Wände des Oberdecks besudelt hatten, erzählten deutlich von dem Gräßlichen, das sich dort abgespielt hatte. Bon den Unverletzten an Bord, die sich jetzt aus ihren Ver stecken herauswagten, erfuhr man, was eigentlich ge schehen. Der „Prinz Carl" sollte am Mittwoch, Abends 8 Uhr, von Asboga abgehen. Schon vor dem Abgang war, so erzählte der Steuermann Julin, «in Mann öfters an Bord gekommen, der sich ange legentlich nach der Abgangszeit de- Dampfers er kundigte und dem sehr daran gelegen schien, das Boot nicht zu versäumen. Sein Signalement lautete: ein Mann von 35 Jahren, groß, mager, mit dunkler Hautfarbe, schwarzem Schnurrbart; er hatte einen Schlapphut auf und einen langen Regenmantel mit Umlegekragen an. Sein ganzes Auftreten verrieth übrigens nichts Ungewöhnliches und beim ersten Theil der Reise fiel er in keiner Beziehung auf. Man er innert sich nur, daß er einige Passagiere, unter anderen den Capitän, gefragt hatte, ob sie fromm seien. Der Maschinist, einer von Denen, die bei dem Drama mit dem bloßen Schrecken davongekommen sind, erzählt Folgendes: Er stand gegen >/z12 Uhr Nachts im Maschinenraume, als er ganz plötzlich einen fürchter lichen Schrei und Gepolter auf dem oberen Deck hörte. Gleich darauf kam der Mann am Ruder her untergestürzt und rief ihm zu, auf dem Deck sei ein Wahnsinniger, der auf die Leute schieße. Der Capitän Anshelm Rönngsen habe auf der Commandobrücke gestanden, da sei der Genannte auf ihn zugetreten und habe ohne Weiteres auf ihn geschossen. Er, der Rudergänger, sei aus dem Steuerhäuschen gesprungen, um einzugreifen, nun habe aber der Fremde gegen ihn selbst zwei Schüsse abgefeuert, ohne zu treffen. Eine wilde Jagd begann um des Steuerhäuschen her um, schließlich sei es aber dem Rudergänger gelungen, zu entkommen und sich in den Maschinenraum zu flüchten. Die erste Maßregel, die der Maschinist er griff, war nun die, daß er die Maschine stoppte. Gleich darauf hörte man aber durch das Sprachrohr eine Stimme: „Vorwärts, voll Dampf!" Der Ma schinist fragte: „Sind Sie es, Capitän?" Er e hielt aber nur dieselbe Antwort und gehorchte deshalb dem Befehle n'cht. Kurz darauf kam indessen der Fremde — er war es, der durch das Sprachrohr gerufen hatte — die Treppe des Maschinenraumes hinunter, richtete den Revolver auf den Maschinisten und schrie: „Ich habe zwanzig Menschen auf dem Deck erschossen, und setzen Sie die Maschine nicht in Gang, so er schieße ich Sie auch. Dem Maschinisten blieb also keine Wahl, er mußte gehorchen. Die Maschine wurde in Gang gesetzt, und der Mörder ging auf die Com mandobrücke, um selbst zu steuern. Als aber der Rudergänger dem Maschinisten erklärte, daß in der Nähe Riffe seien, und daß der Mörder wahrscheinlich die Absicht habe, das Schiff zum Scheitern zu bringen, stoppte der Maschinist die Maschine wieder. Einen Augenblick darauf commandirte der Mörder selbst: „Stopp!" und befahl den Leuten an der Maschine, aus Deck zu kommen und Anker zu werfen. Der Maschinist schrie durch das Sprachrohr: „Ich komme!", stoppte die Maschine und ging auch auf Deck, wo er sich in eine der Cajüteu einschloß. Der Heizer war in den halb mit Oel angefüllten Raum unter der Maschine gekrochen und entging somit den Augen des Mörders, als dieser seinen zweiten Besuch in Maschinenraum machte, um zu sehen, wa- aus den Leuten geword n sei. Als der „Köping" in der Mälarbucht beilegte, hatte man eine traurige Arbeit auszuführen Capitän Rönngsen lag an der Thür zum Zwischendeck todt ausgestreckt. Er hatte einen Dolchstich im Rücken, der in die Lunge ge drungen war. Eine Frau lag todt im Zwischendeck, dort lag auch ein Mann im Todeskampfe, der Leichnam des Schlächters Holmer wurde im Vordersalon angetroffen Ein Pferdehändler aus Asboga, den der Mörder mit der Frage angefallen hatte, ob er Geld bei sich habe, und der ihm darauf sein leeres Portemonnaie gezeigt hatte, hatte einen Schuß durch den Kopf erhalten. Ein Passagier hatte ebenfalls eine Kopfwunde davongetragen. Ein Knabe, der eine Geldtasche zu retten versuchte, er hielt einen gefährlichen Messerstich. Man kann sein Er« staunen nicht verbergen, daß ein einziger Mensch alle diese Miffethaten verüben konnte, ohne daß es einem der an Bord Befindlichen gelang, ihn zu entwaffnen. Der Mörder war mit zwei Revolvern und einem Messer be waffnet. Den einzigen wirklichen Widerstand leistete, wie erzählt, der Schlächter Holmer. Nachdem der Mörder den Dampfer verlassen hatte, ruderte er beim Rittergut Tidd, einige Meilen westlich von Westeras, ans Land und zog das Rett ungsboot, in welchem er eine Uhr mit abgerissener Kette verloren hatte, die am nächsten Morgen gefun den wurde, ans Ufer. Früh um halb 2 Uhr erkun digte er sich in einem Bauernhause, wohin die Chaussee führe, und begab sich dann auf dieser nach Ströms- holm. Da die Gutsherrschaft gleich von dem Erscheinen des Fremden benachrichtigt worden war, telephonirte sie an den dörflichen Polizeibeamten, der sich sofort auf die Spur des Mörders machte. Dieser war indessen nach der Eisenbahnstation Strömsholm gekommen, wo er sich ein Billet nach Eskilstuna nahm. In Ströms holm hatte man ihn beobachtet und sein Signalement mit dem schon von Köping gemeldeten übereinstimmend gefunden. Die Polizei in Eskilstuna war schon vorher aufmerksam gemacht worden, ebenso die in Stockholm. Auch sonst, fehlte es nicht an Auskünften über den Thäter. Schon am Vormittag hatte die Polizei die Mittheilung erhalten, daß ein Mann, dessen Signale ment mit dem des Mörders übereinstimmte, in einer Schmiede in der Nähe von Asboga gesehen worden sei, wo er zwei geladene Revolver habe einölen lassen und mit ihnen Probe geschossen habe. Unterdessen war der Thäter mit dem Zuge nach Eskilstuna gefahren, wo er Donnerstag Vormittags ankam. Nachdem er sich dort in einem Laden neue Kleider gekauft hatte, nahm er eine Droschke und suhr die Landstraße entlang. Da aber bei Skogstorp der Kutscher sich weigerte, weiterzufahren, stieg der Rei sende aus und bezahlte. Unmittelbar nachdem der verdächtige Reisende aus der Stadt gefahren war, ver folgten ihn vier Polizisten im Wagen. Um 3 Uhr trafen sie in dem Wartesaal der Station Skogstorp den Gesuchten. Der Mann war äußerlich ruhig, hielt aber die eine Hand, die den Revolver krampfhaft um spannt hielt, in der Rocktasche verborgen. Nachdem die Polizisten ihn eine zeitlang beobachtet hatten, ohne zu verrathen, wer sie seien, ging der eine von ihnen zu dem Wasserbehälter hin, neben welchem der Verdächtige stand. Dieser zog sofort den Revolver aus der Tasche: es gelang aber dem Polizisten, der natürlich auf seiner Hut mar, ihm die Waffe zu entwinden und sich feiner Person zu bemächtigen. Er hatte zirka 700 Kronen bei sich, eiue goldene Uhr, zwei Ferngläser, einige Loose und zwei Revolver mit 57 Patronen. Der Mörder wurde mit Handschellen gefesselt und nach Eskilstuna gebracht. * Verlobt — und doch nicht verlobt! In der „Eichsfeldia" findet sich folgendes Inserat: „Aufklärung! Franziska Lins - Ignaz Menge — Verlobte. — Wachstedt — Großbartloff. Die vor- stehende Anzeige war nach stattgehabter Verlobung mit mir bereits zur Absendung an die Verwandten und Bekannten i.n allseitigen Einverständniß fertig gestellt. Die vor einigen Tagen bekannt gemachte anderweitige Verlobung des Fräulein Franziska LinS mit dem Fleischermstr. Heinrich Gunkel übei raschle mich daher umsomehr, als bisher eine Aufhebung meiner Verlobung noch nicht erfolgt war. Dies theile ich hiermit zur Wahrung meiner persönlichen Ekre allen Denen mit, die von meiner Verlobung Kenntniß hatten. Ignaz Menge." * Um 2V Pfennige! In dem bei Neubuckow (Mecklenb.) gelegenen Dorfe Questin schlug ein pol nischer Knecht einen dort dienenden Knecht mit der Mistgabel und beraubte ihn seiner Baarschast von 20 Pfg. Der Schwerverletzte wurde, im Blute schwim mend, auf der Dorfstraße gesunden und starb bald darauf. Der Thäter ist verhaftet. * Feine Tropfen. Bei der Versteigerung von Weinen aus der prinzlichen Administration Schloß Reinhartshausen (Rheingau) erzielten fünfzehn Halb- stücke 78060 Mk. Das beste Halbstück, Erbacher Siegelsberg, wurde mit 19000 Mk. bezahlt. Das macht, auf den Liter ausgerechnet, 38 Mark! * In den ersten vier Monaten dieses Jahres landeten in Newyork 120,000 Einwanderer. Es ist festgestellt, daß 75,000 Arbeiter zur Zeit vergeblich in Newyork Arbeit suchen. — In Newyork wurde am 17. d. M. in 5 Dampfern die größte Zahl Einwanderer, die je an einem einzigen Tage angekommen sind, gelandet, nämlich 5683, darunter 3500 Italiener und 1000 Irländer. Der „Daily News" zufolge glaubt man, daß die Gesammt- zahl der im Mai Einwandernden größer sein wird, als je zuvor in der gleichen Zeit. Bis jetzt sind bereits 27,000 Personen eingetroffen. HsAdel Md J«d«strir. M-Ur. Vintwerpe«, 2b Mai. Terminnotirungen. Cvmra.t L a-Plam-Kammzug. Mai 4,87'' Fres., Juni 4,87° Frcs., Juli 4,92° ,-rcS., August 4,9b FrcS., September 4,97° Fccs. Oc tober 4,97° FrcS. Umsatz: 300,000 Kx. Stimmung. Be hauptet Liverpool, 2b. Mai. Umsatz: 8000 B., davon sü pecuiation uns Export butt B. verkauft. Amerikaner ichwä cher, 18 nirdriger, nur sully good middling 3/32 niedriger, ostindische schwächer, 1/13 niedriger. Middlmg amcnkan:>S< Licicruiigrr: Mai-Juni 4.bb 84 Verkäufer, Juli-August 4.bl 64 do, Leplemder-October 4.28 64 Käufer, Ne vember December 4.1b 64 .-. Verkäufer. Bremen, 2b Mai. Baumwolle williger. Upland midt- 'nc. io: 48 2 Äsg. AL-k-rr. Aamvsr- 25 Mai 3 O.v. Na! 57,kV, Juni 37,75, Juli 38,00, Su^usr 38.25, September 38,50 Ocwbe- 38,7 , Äev'ntc 38,75 39,00, Jonvur 39,25, Fetaua: 39,25, März 39,bO, April 39,7S Behauptet. Breme». 25. Mai Kaffee ruhig. ruhig. Äi«sded»r^, 2b Mai irrste >ur grenbar« uckk! »rrbrauchsileiteri. .Ohne Sack ab Stationen. Kornzucker, ohne Sack 88° Rendement notizlos, Rachproducte ohm Sack 7.° Rendement 9,50- 9,70 M. Tendenz: Still. Wochenumsatz 2S.000 Eentner. - Preis' für greifbar' Waare und Waare aus kurze Lieferung. Einschlictzlich Verbrauchs steuer) Krystullzuckcr mit Sack 25,12'/,—25,25 M.. Brod- caffinade I ohne Faß 25,50 M.. do. II ohne Fan 25,25 M, Würfelzucker I mit Kiste 28,75 M., to. N mit Kiste 26,75 M., gemahlene Brodrajfinade mit Sack 27,50 M., gemahlene Rc'- finac- mit Sack ^5,50—2ö,75 M.. gemaiuener MeliS I mit Sack 24,75 M., Farin mit Sack 20,75—23,75 M. - Teu denz Fest. Prtrotkum. Premes, 2 b Mai. Rasslnines B-rroieum. Fax zollfrei Loco 6,95 n. Hamburg, 23. Mai. Futtermittelmarkt. Die vielen Klagen über mangelhaften G aSwuchs und schlechten Saaten stand machen sich am Futtermittelmarkte bereits fühlbar. W h rend in anderen Jahren im Lame des Monats Mai mit Beginn d;S WeidegangcS in der Regel der Absatz für Kraftfuttermiltel fehlt, mangelt es in diesem Jahre an greifbarer Waare. Es mußten in dieser Bericht-Woche für Loco-Waare sowohl al» auch auf spätere Lieferung thatsächlich höhere Preise bewilligt werden mit Ausnahme von Weizenkleic, die durch Blonco-Ber- käufe unter Druck gehalten wird und auf spätere Sichten billiger käuflich ist. Tendenz: Sehr fest. — (Alle» per 501--.) Rei«futtrrmehl 24-28 Proc. Fett und Protan 4,k0 bi» 4,75 M. ab Hamburg, 4,7L—4,90 M. ab Magdeburg, ad Hamburg: ohne GehaltSgarantte 4,00—4,60 M.; ReiSklete 2,70—3,00 M., getrocknete Getretdeschlemp« 40—4b Proc. 4,80 bi» b,20 M., getrocknete Biertreber 24—30 Proc. Fett und Protem 4,7b—b,00 M., Erdnußkuchen und Erdnuhmehl b2—b4 Proc 6,10-6,60 M., 53—58 Proc. 6,55—7,Ov M., Baum- wollsaatkuchen und Baumwollsaannehl 54—58 Proc. 6,25 bi» 6,60 M., 58—62 Proc. 6,6b—7,Oo M., Locosnußkuchen und Cocosnußmehl 5,50—6,50 M., Palmkernkuchen 23—26 Proc. Fett und Protein 5,00—5,80 M., Rapskuchenmehl 40—4b Proc. Fett und Protem 5,00—5,40 M., MaiS, amerikanischer mixed, verzollt b,5b—5,80 M., Weizenkleie 4,40—4,75 M., Roggenkleie 4,65—b,00 M., SrrsteNeie 5,20—5,7b M., Malz- keime 4,60-4,8b M. Best, 2b Mai. Wetzen loco fest, Mai 8,06 G., 8,08 B., Oktober 8,22 G„ 8,24 B. — Roggen Mat 7,30 «.. 7,40 B., October 7,45 G., 7,86 B. - Hafec Mai 5,10 G, 5,11 B., October b,30 G.. b,31 B. MaiS Ma! 5,b9 G., 5,61 »., Zull 5,62 G., b,63B. — Kohlrap«August 13,bOG., 13,60». Petersburg, 2b. Mat. Weizen loco 9,20. — Roggen loco 7,00. — Hafer loco 4,40—4,80. — Leinsaat loco 17,00. New-Aort, 25 Mai. (Ansang). Weizen Juli 72»* fest. - Mais Juli 42»,„ fest. Solkau», 2b. Mai. (Anfang). Weizen Juli 67 V«. — Mns Juli 37',. — Schmalz Juli 6 97. Wechsel. - Amsterdam per 100 Ct. fl. 3'/,° '. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs 4 °, Italienische Plätze pr. 100 Lire o °, Sckweiz«rPlätzepr. 100Frs.5 London pr. 1 Psd. Sterl. 4 ° ? Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas 5 §, Paris Pr. 100 Francs 3',,'. Petersburg pr. 100 Rubel b' ,° o Warschau pr. 100 Rubel b',°„ Wien pr. 100 Kr. Oe. W. 4'/,°/, Deutsche ReichSbank: Diskont b",°/g — Lombard-Z.-F. 6', ,°/^ Zahlungseinstellungen. Konkurs wurde eröffnen über da» Vermögen der Bertha Emilie verehel. Weiland v-rw. gew. Fichtner geb. Weistbach, Putz- und Wcistwaarengeschäst in Chemnitz, übrr daS deS Spediteur- und Kohlenhändlers Paul nstav Pietsch in Pockau bei Leng-seid und über den Nachlaß des Bankdirektors Ernst Wilhelm Seifen in Seikowitz. Oesfentliche Versteigerungen tn den König!. Amtsgerichten. Montag, den 2^. Mai. Ebersbach: Karl Friedrich He-zog's rundstück in Neu-Eibau, 48^0 M. Dres den: Steinmetz August Otto Richter's im Rohbau fertige zwei Wohnhäuser in Pieschen-Dresden für je 57,b00 M. Olbern hau: Otto Ernst Brendel's > rundstück daselbst, 29,815 Mark. Dählen: Auguste Selma verehel. Werner ceb. Krebs' Haus- grundftück daselbst, 25,000 M. Lichtenstein: Brauereibesitzer Arthur Richard Schilbach'S Brauerei und -scldgrundstücke in Hahndorf, 153,182 M St.'lpen: Gutsbesitzer Karl Friedrich Mülbi'S Husengut in Dittersbach, 29,996 M. und Feld, 1300 Maik. Sebnitz: Minna Ernestine verw. Pau' geb. Vollmann'- Hausgruudstück in Hertigswalde, 6600 M. Dienstag, den 29. Mai. Dresden: Bauunternehmer Friedrich Hermann Büttner'» zwei Grundstücke in Stetzsch, 650 M. und 3500 M. Pirna: Anna Emilie verehel. Kraft geb. Müller'- SchankwtrthschastS- gebäude mit Feldern und Niederwald in Maxen, 12,500 Mark. Leipzig: Kaufmann Karl Hugo Kaiser'- Fabrikgrundstück tn Stötteritz. Dählen: Auguste Selma verehel. Werner geb. Krebs' HauSgrundstück daselbst. 25,000 M Frelaerg: Landwirth Mar Emil Zschoke's Zweihuscn Grundstück in Wegefahrt, 45,950 M Waldenburg: Emil Wagner's Bauerngut in LangenchurSdorf, 4O,5kO M. Scheidende g: Karl Eduard Hesse'- Wohngebäude in Crottendorf, 14,600 M. Mittwcch, den 30. Mai. LeiSnig: Friedrich LSwnld Lünther's Gärlnergut mit Gebäuden, Feld und Wiese in Schönerstädt. 18.051 Mart. Radeberg: Fabrik arbeiter Friedrich Ernst Stölzer'S Wohnhaus in Ottendorf, 3500 M. Dresden: Kaufmann Franz Jsaac'S Baustellen in Löbtau, 15,000 M., 16 000 M. und 24,000 Mark. Pegau: Müh'enbesitzer Friedrich Wilhelm Uhlich's Feld in Grobstolpen, t400 M. Elauchau: Karl Hermann Bober'-Bäckereigrundstück daselbst, I9.k00 M. Brand: Ernst Oswald Bärner's Wohn» und Mühlengebäude mit Feld in WcigmannSdors, 10,100 M. Königstein: Amalie Christiane verw. Peschke geb. Kühnel'» Hausgruudstück in Königstein, 4060 M. (freiwillig). DiSeout. /k. S. p. U. 3 M. L. p. S. p. s. p P> Z p- G. G 81,35 80,60 84,40 83.40 ,k. >l. U. k. S. p. S. p. 2 M. 8 r 3 M. s r. 3 M. 8 T. 80,90 ». 20,47 ». 20,29 G G. S. P. 10 T. S. p. 2 M. S. p. 10 T. S p. 8 T. «. p. 3 M. S. p. 14 T. k. S p. ,k. S. p. 169,— G. 168,— G. 81,25 ». 80,40 G. 76,40 S 8 T. 2M. Ä T. 3 M. I« de« Tage« des Maie«. Vou Gustav Heick. (Nachdruck verboten) Da liegt eine Einladung zu einem großem Hoch- zeitSfeste. Wer möchte da nicht mitthun! Wer hat sie gebracht? Ein Hochzeitsbitter, ein drolliger Kerl. Erst lachte er mit dem ganzen Gesichte, daß es einem schon warm um's Herze wurde, dann verzog er den schelmischen Mund und kniff die lustigen Aeuglein zusammen, daß eS ganz grämlich anzusehen war. Nun blies er in die Backen, daß es nicht wenig windete und er schlug um sich, daß die Hagelkörner flogen. Hu! wie kalt! Und solch einen Hochzeitsbitter schickt man aus? Nun, der April ist einmal nicht anders, um so sonniger und wonniger ist's an den Hochzeitstagen im Mai, wenn der Frühling sich mit der Erde vermählt. Wir aber wollen schnell der Einladung folgen und die Fest- und Freudensäle durchwandern, die geschmückten Felder, Wiesen und Wälder, uns an den Düften laben und dengroßen Conzerten, dem Gesänge der Vögel lauschen. Ich hab' eS wohl gehört, als die Lerche ihre Proben hielt. Schon von März ab konnte sie sich nicht genug thun im Neben und Probieren, von morgens früh bis abends spät perlten die herrlichen Triller und Kadenzen aus ihrer Kehle. Nun klappt'S aber auch bis auf die kleinste Triole, und wer ihre Jubel- und Loblieder hört, dem wird's gar froh um'S Herze, und wenn sie ihre feierliche Kantate ertönen läßt, dann weiß man wohl, daß eS Sonntag ist, so feierlich klingt sie. Anders die Nachtigall. Sie hat das viele Studieren nicht nöthig, ihre Lieder sind einfacher, nicht so kompliziert wie die der Lerche, aber proben mußte sie doch auch sie legt aber mehr ihre Kunst in den Ausdruck. Nun, was sie darin leisten kann, das weiß doch jeder; Kemer thut es ihr in dem Klagen, Schluchzen und dem Jubeln gleich. Ja, so ein Nachtigalllied! Wenn wir nun noch der Amsel mit ihren Flöten liedern gedenken, so hätten wir die Hauptsolosänger beisammen, das andere geht alles in einem Chor zu sammen. Ei, wie klingt das so lustig. Der Frühling, der König der Freude, deS Sonnen- glückeS und der Blumen schreitet über die Wiesen, und sein langer, königlicher Mantel schleppt darüber hin. Ist das eine königliche märchenhafte Pracht, diese lange Mantelschleppe, das glitzert ja wie Gold, wie buntes Edelgestein! .... Wie man sicy doch täuschen kann! Es ist die Wiese selbst, sie ist so bunt ohne jeglichen Hof schleppenschmuck. Da blühen und leuchten die goldenen Blüthen des Hahnenfußes, ^anunculu8 in solcher Menge, daß es aussicht, als ob flüssiges Gold über die Wiesen ausgegossen sei. Dazu paßt das pfirsich- blüthenfarbene Roth der Kuckuksblume, Loronaria klos ouculi, recht auffallend, daß der moderne Binde künstler sich wohl ein Beispiel an dieser zarten Farben- Zusammenstellung nehmen könnte. Welche Blüthenfülle finden wir auch noch zwischen den hohen, stengeligen Blumen! da sind die reizenden Knabenkräuter, Orckia morio, Orcüla latlfolw und Orckm maeulata; wir glauben kleine Hyacinlhen zu sehen, so sehr ähneln die Knabenkräuter diesem bunten duftenden Zwiebelgewächs. Wenn nun auch unsere Orchideen nicht an die Formen- und Farbenpracht ihrer südlichen Schwestern heranreichen, so dürfen wir sie doch zu den schönsten und interessantesten unserer einheimischen Gewächse zählen. Auch sehr reich sind ihre Arten bei uns vertreten, und finden wir solche, deren Blüthen gleich Fliegen und Spinnen an den Stengeln sitzen. Bon jeher hat das Volk Interesse an den Knabenkräutern gehabt, das sehen wir, wie es den eigenartig geformten Wurzeln Wunderkräft zu schreibt. An dem Stengelgrunde des breitblättrigen Knabenkrautes sitzen zwei handförmig getheilte Knollen, eine vorigjährige, schwärzlich zusammengeschrumpfte und eine diesjährige weiße, aus der im folgenden Jahre die neue Pflanze erblüht. Im Volksmunde wird die alte Knolle die Teufelshand genannt, die weiße dagegen die Engelshand, und werden diese gegen allerlei Nöthen angewendet. Das liebe vertraute Vergißmeinicht, dsxoaoti8 arermriu, grüßt uns auch aus dem Blumenteppich ent gegen. Welche Blume mag wohl nächst der Rose so viele Freunde haben als unser B rgißmeinnicht! Wenn wir aber die Liebe zu dieser Blume recht verstehen wollen, dann müssen wir das Sumpfvergißmeinnicht dkxo8otl8 palu8tri8, aufsuchen. Es steht dort am Bache und säumt seine Ufer mit dem lieblichen Blauäuglein daß es ist, als ob ein Stückchen Himmelsbläue au die Erde gekommen fei. Den unersättlichen Menschen war's aber mit dem schönen Sumpfvergißmeinnichl nicht genug, also haben die Kunstgärtner unermüdlich gearbeitet und gepflegt, bis nun eine Menge Arten )es Vergißmeinnichts entstanden sind: großblumige, gefüllte und langstielige — denn langstielige Blumen ist das Losungswort des modernen Blumenbinde- künstlerS. So schön aber die kultivierten Vergißmeinnicht sind, wir kehren doch zu unseren wildwachsenden am Bache zurück, das ist das eigentliche poesievolle, das Vergißmeinnicht, das der Volksmund besingt, das Blüm lein der Liebenden. Blau bläkt ein Blümelein, Das heißt Vergißnichtmein. — Wenn wir eine Blumenlese halt » wollen, das schönste fast finden wir jedoch an den Gewässern. Am Rande des Wassertümpels dort erhebt sich der üppige Blätterbusch der Schwertlilie, Irw ?8en6a- caru8, mit den herrlichen gelben Blüchen. Wie er freuen uns diese seltsam geformten, an tropische Or chideen erinnernden Blumen! Neuerdings wird die Sumpfiris oder Wasserschwertlilie vielfach zur Aus schmückung der Hausgärten angewendrt, wie denn über haupt unsere einheimischen Stauden einer größeren Beachtung des weiteren Publikums gegen früher sich erfreuen. Nicht nur zur Anpflanzung in den Haus gärten, zumal den landschaftlich angelegten sind sie sehr gesucht, auch der Bindekünstler verwendet viele Arten mit Vorliebe in seinen Blumenwerken. Auch die malenden Künstler finden, daß es in der Natur manches Nachahmenswerte giebt, und zumal ist es die Jrisblüthe, die in der Malkunst, insbesondere zur dekorativen Ausschmückung aller möglichen Gegen stände, sehr viel verwendet wird. Ein schöneres Motiv, als diese so eigenartig geformte Blume ist auch kaum zu denken. Wenn auch die deutschen (lria germanica), die spanischen und japanischen Schwertlilien viel farben prächtiger und auch wohl formvollendeter sind, so wollen wir doch auch unsere Sumpfiris nicht verachten, hat es doch einen ganz besonderen Reiz, solche schöne Blumen im lieben Heimathlande wild wachsen zu sehen. Was unser Sumpf und unser Bächlein uns noch alles Schönes an blühenden Pflanzen bietet, wollen wir bei unserem Junispaziergange betrachten, jetzt zieht eS uns in den Wald; die Nachtigall lockt gar zu ver führerisch. Ein seltsam Gewächs fällt unS auf dem feuchten Waldboden auf: die Blüthe des Aronstabes: e^rum maculatum, gefleckter Aron. Sind schon die glänzend- grünen, braungefleckten, pfeilförmigen Blätter eine große Zierde des Waldbodens, um so mehr noch die Blüthe in ihrer Eigenart. Diese gleicht sehr ihrer tropischen Schwester, der bekannten Lalla aetkiopica mit ihrer leuchtend weißen Blüthenscheide, und wie bei dieser, so ist nicht die weiße, bei dem gefleckten Aron die grünliche Scheide die Blüthe, sondern der fleischige Kolben in deren Mitte und dieser gelbliche, bis dunkel- purpurolhe Blüthenstand wird von dem großen Hüllen blatte umschlossen und macht es dem Uneingeweihten den Eindruck, als ob dies Ganze die Blühte sei. Wenn die einzelnen winzigen Blüthchen an dem Kolben abgefallen sind, so erscheinen die später leuchtendroth gefärbten Beeren, die den Vögeln als Leckerbissen dienen. Dagegen sind die knolligen Wurzeln giftig. Und nun wollen wir zum Schluß unserer Mai wanderung die Königin der im Mai blühenden Blumen aufsuchen — das Maiglöckchen. Da schaut! Maiglöckchen lautet im Thal, Das klingt so schön und hell .... Tausende der silbernen Glöckchen läuten in dem grünen Waldmoose. Wir haben einen Strauß gepflückt, er soll zuhause ein Stückchen Waldeszauber ins Zimmer tragen. Aber Vorsicht mit dem Wasser, in welchem die Maiglöckchen gestanden haben, es ist sehr giftig. Die Blumen enthalten ein starkes Herzgift, daS Lonvallarin, und soll man auch nicht die Maiglöckchen selbst in den Mund stecken, wenn daran allerdings ein Mensch nicht stirbt, so sollte man doch stets Vorsicht gebrauchen. Wir wollen aber nicht unsere kleine Plauderei mit einem Hervorsuchen der Gefährlichkeiten, die die Blumen bringen können, schließen, — keine Rose ohne Dornen — sondern wir wollen das Herz voller Frühlingswonnen heimtragen. Vogelsang und Blumen düste begleiten uns. Die Frühlingsgeister, die unS umgaukeln, die sich inS Herz hineinstehlen und allen Mißmuth daraus vertreiben: Es brechen mit schallenden Reigen Die Frühlingsgcister los. Sie können es nicht verschweigen, Die Lust ist gar zu groß. Im Garten aber bereitet still und geheimnißvoll der Rosenstock seine Blüthenknospen vor: DaS Maien fest geht zu Ende — der Rosenmonat naht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)