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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000527
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-27
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.05.1900
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halt rich „Jc und sch« kein in l mal Ru Näl die bru Eir seit Mc De ko» De He und ist h. folge Zett an , verso die Säck vor an S einer lager scheil Ober Gräs Unv« stecke scheh Aber dem «in ; legen kund nicht Mar Hani Schl Umb übest der i innei den Mas, dem Folg Mas lichei hörte unte> Wah Ansh gesta und Rud um ihn Eine um, zu, stück griff Glei eine schir aber Bef« — Sehr energisch macht der Schneider I. Lust in Pohlitz im Anzeigmtheile des in Köstritz erschei nenden „Elsterthal-Boten" durch folgende Anzeige seinem gepreßten Herzen Luft: „Hierdurch mache ich dem Verleumder bekannt, daß ich in meinem Fache selber Mann genug bin und meine Frau mich nicht «nzustellen oder ich sie fragen muß, wie wird da- ge macht, oder wenn sie bei der Anprobe nicht dabei ist, nichts pagt. Auch hat er sich den Meistertitel nicht erworben und eS kann ihm gleich fein, was ich esse." Herr Lust steht danach nicht unter dem Pantoffel. Otten verzogene Restanten wurden bei den OttSbehörden veS neuen Wohnorts Zwangsvollstreckungsanträge ge- stellt. — Bei dem Polizei- und Metceamt sind 638 Anmeldungen (ausschließlich der Ummeldungen im Orte) und außerdem 630 Abmeldungen zu buchen ge wesen; 68 Gesindedienstbücher, 113 gewerbliche und 83 Bergarbeitsbücher, 33 Gewerbeanmeldungen wurden ausgestellt, 85 Strafverfügungen, 114 Erlaubnißscheine zur Abhaltung von Tanzbelustigungen, 22 desgl. zu Schaustellungen, Theatervorstellungen, musikalische Auf führungen, Vorträge usw. und 9 Gesuche um Ver mittelung zur Erlangung von Wanvergewerbescheinen sind ausgefertigt worden. Die Registranden ö, L und O verzeichnen zusammen 4382 Eingänge, die sämmtlich erledigt worden sind. — Die Thätigkeit des Schulvorstandes war eine überaus reiche und ebenfalls vielseitige, was schon zur Genüge daraus hervorgeht, daß nicht weniger als 24 Sitzungen mit 139 Berathungsgegenständen stattfanden. — Der Armenausschuß hielt 3 Sitzungen ab, in denen 24 Beralhungsgegenstände erledigt wurden. Beim Standes amt wurden 411 Geburts- und 231 Sterbefälle ein- schließlich 12 Todtgeburten angezeigt, 85 Aufgebots verhandlungen angezeigt und 82 Ehen geschlossen. — Die Sparkasse verzinst Einlagen mit Die Zahl der fortlaufenden Einlagebücher am Schluffe des Jahres 1899 war 945, die Zahl der im Laufe des Jahres neuausgestellten 153, die in der gleichen Zeit erloschenen Bücher 45 und die Zahl der am 31. De cember 1899 noch gangbaren Einlagcbücher 808, Reingewinn im Rechnungsjahr 1444 Mk. 54 Pf. — Nach dem Voranschlag auf das Jahr 1900 wird eine Ausgabe von 89679 Mk. 43 Pf., eine Einnahme von 11569 Mk. 64 Pf. in der Gemeindekasse gegen überstehen, der Fehlbetrag von 78109 Mk. 79 Pf. ist durch Anlagen aufzubringen. — In der Armen kasse sind 5173 Mk. aus der Gemnndekasse zu decken, da die Ausgabe 11003 Mk. und die Einnahme nur auf 5830 Mk. veranschlagt ist. — Bei der Feuerlösch kasse ist die Einnahme 450 Mk. und die Ausgabe auf 1150 Mk. geschätzt. Der Fehlbetrag von 700 Mk. ist gleichfalls aus der Gemeindekasse zu decken. — Bei der Schulkasse wird von der Gemeindekasse 33817 Mk. 50 Pf. als Fehlbetrag zu decken fein, da einer Ausgabe von 50 817 Mk. 50 Pf. nur eine Einnahme von 17000 Ml. zur Verfügung steht. — Der Voranschlag über Einnahme und Ausgabe beim Kirchenvermögen ist auf einen muthmaßlichen Bedarf von 4820 Mk. 60 Pf. geschätzt und die Deckungs- mittel aus 2191 Mk. 67 Pf. — Der Klempnerwstr. G. in Naunhof bei Leipzig und der bei ihm wohnende Maurer Sch. gingen im Februar nachts 2 Uhr heim und der Er stere nahm seinen Freund gleich mit sich durch den Laden, nm nicht erst das Hofthor aufschließen zu müssen. Als Beide drinnen waren, schloß G. die Ladenthür und ließ dann den Rollladen herunter. Der Nachtschutzmann Kießig ging in diesem Augen blicke die Garienstraße hinunte - und sah Licht in dem Laden. Da vor Jahren einmal in diesem Laden ein gebrochen war, so wollte Kießig nachsehen und ging zwei Stufen der Treppe hinauf, um durch das Fenster schauen zu können. Im selben Augenblick ging ber Rollladen herunter und er saß in der Falle. Um sich dem G. und dem Sch. bemerklich zu machen, klinkte er mit dem Drücker der Thür, aber G. lachte und sagte zu seinem Begleiter: „Komm, wir lassen ihn stecken." Nun stand der Nachtschutzmann da, vor sich die geschlossene Ladenthür, hinter sich den herabgelassenen Rollladen. Er verhielt sich ganz still, denn er fand, daß die Situation, in der er sich befand, ziemlich lächerlich sei, und daß G. schon wiederkommen werde, um ihn hinauszulassen. Nach zehn Minuten befreite ihn denn auch G. mit den Worten: „Na, nun wollen wir dich wieder herauslassen, wir wollten nur sehen, was du austhätest." Kießig ist dann fortgegangen, nachdem er gesagt hatte, er werde keine Anzeige er statten, wenn die anderen Beiden ebenfalls darüber reinen Mund hielten. Das haben sie aber nicht ge- than. denn als er nach einigen Tagen in eine Restau ration kam, war G. gerade dabei, den Spaß zum Besten zu geben. Daraufhin erstattete Kießig Anzeige. Gegen G. wurde Anklage wegen Freiheitsberaubung vor dem Landgericht Leipzig erhoben. TaS Gericht verurtheilte G. zu einer Gefängnißstrafe von drei Tagen, obwohl es erklärte, daß es in dem Vergehen mehr einen unüberlegten Streich sehe. sonen sind um deswillen außer Betracht gelassen worden, weil für mehrere Medicinalbezirke deren Zahl nicht ermittelt worden ist und daher genaue und er schöpfende Angaben in dieser Richtung nicht gemacht werden können. Jedenfalls aber sind es, von den Zahntechnikern ganz abgesehen, mindestens 200 Per sonen, welche, ohne dazu legitimirt zu sein, die Zahn heilkunde ausüben, so daß sich die Gesammtzahl der Kurpfuscher auf etwa 900 beläuft und sich wieder erheblich höher stellt, als im Vorjahr. Wie aus der vorstehenden Tabelle zu ersehen ist, übersteigt die Zahl der Kurpfuscher, auch wenn die mit Zahnheilkunde sich beschäftigenden außer Berechnung bleiben, in den vier Medicinalbezirken Zittau, Rochlitz, Annaberg, Glauchau die Zahl der Aerzte, während im Medicinalbezirk Döbeln sich die Kurpfuscher zur Hälfte mit den Aerzten in die gesammte Krankenbehandlung theilen. — KerSdorf. Dem Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Ge meinde Gersdorf auf daS Jahr 1899 entnehmen wir folgendes: Die Bevölkerung der Gemeinde Gersdorf bctruc nach der Volkszählung vom 2. December 1895 6484 Einwohner, die sich aus 1479 Haushaltungen und 446 Grundstücke vertheilten. Dem Religions- bekenntniß nach waren 6176 evangelisch-lutherisch, 287 römisch-katholisch und 21 entfielen auf verschiedene andere Confessionen oder Sekten. — In 20 Sitzungen des Gemeiuderathes wurden 186 Gegenstände berathen. — Die Ortsstraße, die ein Schmerzenskind der Ge meinde ist, fordert jährlich infolge des überaus regen Last- und Personenverkehrs viele Opfer. Der Ge- meinderath ist jederzeit bedacht, alles aufzuwenden, um sie in bestem Zustande zu erhalten. So wurde von der Firma Plockhorst in Braunschweig eine Straßenreinigungsmaschine erworben, die sich erfreulicher weise recht vortheilhaft bewährt. Auch wurde die An schaffung eines Sprengwagens beschlossen. Nach mehr maliger Berathung beschloß ferner der Gemeinderach, eine 133 m lange Ueberwölbung des Dorsbaches vom Hofgraben bis zur Erlbacherstraße auszufuhren. Die Kosten dieser Ueberwölbung einschließlich des Brücken baues betrag'n z. Z. 15929 Mk. 78 Pf., wozu bis Beendigung der gesammten Anlage und namentlich zur Herstellung einer erhöhten Gangbahn auf dem Gewölbe und Ebnung der Dorfstraße an demselben muthmaßlich «och 1 bis 2000 Mk. erforderlich sein werden. Zu diesen vorgedachten Baukosten wurden auf Ansuchen des Herrn Gemeindevorstandes Göhler und mit wohlwollender Fürsprache des Herrn Amtshaupt- manns Ebmeier 4500 Mk. auS Staatsmitteln bewilligt. Da nun der Gemeinderath bereits im Vorjahre im Haushaltplan 9000 Mk. für mehrgedachten Bau vor gesehen hatte, wird es der Steuerkraft, soweit solche in Frage kommt, nicht fühlbar. Neben der in der Zeit vom 8. bis 20. Mai 1899 ausgesührt°n Massen schüttung des 1. Traktes hiesiger Dorsstraße wurde fernerhin wie alljährlich für Unterhaltung und Aus- besserung der von der Schüttung nicht berührten Orts theile gesorgt. — Die Straßenbeleuchtung wurde, be- vor die Einführung des elektrischen Lichtes Genehmigung findet, vorläufig dadurch erweitert und verbessert, daß der Gemeinderath beschloß, zu den bereits vorhandenen 41 Straßenlaternen weitere 9 anzuschaffen. — Der Geldumsatz bei den einzelnen, der Gemeinde zur Ver waltung überwiesenen Kassen beziffert sich wie folgt: Gemeindekasse: Einnahme 106868 Mk. 54 Pf., Ausgabe 101303 Mk. 73 Pf.; Armenkasse: Ein nahme 10347 Mk. 96 Pf., Ausgabe 10152 Mk. 30 Pf.; Feuerlöschkasse: 7659 Mk. 49 Pf., Aus- gäbe 636 Mk. 50 Pf.; Sparkasse: Einnahme 83836 Mk. 34 Pf., Ausgabe 75838 Mk. 59 Pf.; Sch ul lasse: Einnahme 39915 Mk. 8 Pf., Ausgabe 38341 Mk. 70 Pf.; Schulbaukasse: Einnahme 34560 Mk., Ausgabe 24622 Mk. 44 Pf. Bei der Zwangsvollstreckuuasabtheilung wurden 178 Vollstreckungsunträge wegen rückständiger Ge- meinveanlagenbeträge und 218 desgleichen wegen im Rückstand gelassener Schulgelder ertheilt. An 1000 säumige Steuerzahler wurden Zahlungsauflügen er lassen und gegen 40 von Gersdorf nach anderen bezirke Döbeln wurde eine Frau, die in der dritten bis vierten Woche einer schweren TyphuSertrankung sich befand, und welcher von einem approbirten Arzte absolute Ruhe deS Darmcanals wegen Gefahr einer Darmblutung empfohlen worden war, hinter dem Rücken deS ArzteS unter Einwilligung des Vater- derselben dazu geb lacht, sich ein ausgiebiges Wasser- klystier von einem Kurpfuscher verabreichen zu lassen. Alsbald trat CollapS ein und der nun schleunigst hin zugerufene Arzt konnte nur noch den Tod in Folge von Darmzerreißung konstatireu. Vor der Strafkammer des herzoglichen Land gerichts zu Altenburg erschien in öffentlicher Sitzung vom 20. Februar 1900, aus der Untersuchungshaft vorgeführt, der Malergehilfe Johannes Schöne aus Pulsnitz auf der Anklagebank. Schöne nennt sich auf Grund der Lectüre einiger Schriften über das Natur heilverfahren „Naturheilkundiger"; früher ist er Couleurdiener in Jena und zuletzt Gehilfe bei dem Liebhaber" Theater in Zwickau gewesen. Der Angeklagte, der im November vorigen Jahres in der hiesigen Gegend Kurpfuscherei getrieben hat, wurde am 29. November v. I. gelegentlich seiner Anwesenheit in Bohra von einer dortigen Frau zu ihrem erkrankten zehn Monate alten Kinde gerufen. Er stellte alsbald „DiphtheritiS" fest und behandelte das Kind, indem er heiße Umschläge machte, dann das Kind kalt badete, mit Essig und Salz abrieb und Essigumschläge machte, ihm weiter Thee zum Erbrechen eingab, und als dieser Erfolg nicht eintreten wollte, ihm zu wiederholten Malen Tassen voll Heringslauge und starkem Seifen wasser, das eine Mal mit Schnupftabak vermischt, einflößte, wobei er den Gaumen des Kindes durck gewaltsamer Einführen eines Löffels so verletzte, das Blut aus dem Munde lief, bis ihm schließlich das Kind von dessen Angehörigen entrissen wurde. Ein zugezogener Arzt hat dann festgestellt, daß das Kind überhaupt nicht an DiphtheritiS, sondern an einer einfachen Luftröhren- und Bronchienentzündung gelitten hat, caß es aber nach der Behandlung Schönes eine Anschwellung der Zunge, des weichen Gaumens und BlutauStritt aus demselben, als Folge der sorcirten Oeffnung des Mundes und gewaltsamen Einführung eines Löffels, und ferner eine weiße Verfärbung und Verbrennung der Lippen- und Wanaenfchleimhaut als Folge der Einführung von Heringslauge, Seifenwasser und Schnupftabak gezeigt und weiter eine Lungen entzündung davongetragen hat, welche von den Sach- verständigen ebenfalls als Folge der Behandlung Schönes angesehen wird. Schöne, der die Heilkunde gewerbsmäßig betreibt, sonach aber Fehler gegen an erkannte Regeln ebenso zu vertreten hat, wie eine geprüfte und approbirte Medicinalperson, ist deshalb angeklagt worden, bei gewerbsmäßiger Ausübung der Heilkunde das von ihm behandelte Kind fahrlässig und durch eine das Leben gefährdende Behandlung an der Gesundheit geschädigt zu haben. Durch die Be weisaufnahme gewann das Gericht die Ueberzeugung von der Schuld des Angeklagten und verurtheilte ihn auf Grund von Z 230, Abs. 2, vergl. 223, 223 a des St.-G.-B. zu einer Gefängnißstrafe von drei Monaten. Zunahme der Kurpfuscher. Der 30. Jahresbericht des Landes - Medicinal - Collegiums im Königreich Sachsen auf das Jahr 1898 enthält auch eine Zu- sammenstellung über Kurpfuscherei in Sachsen. Zahl der am 1. Januar 1899 in den einzelnen Medicinalbezirken aufhältlichen Civ lärzte (inkl. Wund- und Zahnärzte) und Kurpfuscher ausschließlich der die Zahnheilkunde ohne Legitimation ausübenden Personen: VermtschteS * Der Mörder Nordlund, der auf dem Dampfer „Prinz Karl" während der Nachtfahrt auf dem Mälarsee mit Dolch und Revolver vier Menschen ermordete und sieben schwer verletzte, hat im Verhör Zunkunftspläne entwickelt, die ihn in Verbindung mit seinen bisherigen Unthaten zu einem der unmensch lichsten Verbrecher stempeln. Man muß staunen über daS Gemisch von Brutalität und Dummheit, das sich in seinen Plänen offenbart. Der jetzt 25jährige und erst im vorigen Monat aus dem Zuchthause entlassene Mordbube wollte, um viel Geld zu „erwerben", den Raubmord im Großen betreiben, und er hatte es zu nächst auf Schiffe abgesehen. Zu diesem Zwecke suchte er sich geeignete Dampfer mit nicht zu großer Personen zahl auf und versah sich mit zwei Vorhängeschlössern, um einzelne Zugänge zu den Kajüten abzusperren und Passagiere und Besatzung abtheilungSweise umbringen zu könnnen. Zuerst befand er sich auf einem anderen Mälardampfer, doch hielt dieser ost an, wobei die meisten Passagiere das Schiff verließen, so daß der Mörder es nicht lohnend fand, mit dem Morden zu beginnen. Auf dem „Pnnz Karl" befanden sich außer den Gemordeten und Verletzten nur noch vier Passagiere, sowie das weibliche Aufwartepersonal und einige Mann Besatzung, die sich alle so versteckt hatten, daß der Mörder sie nicht finden oder erreichen konnte. Sonst war es seine feste Absicht, sämmtliche Personen umzubringen und dann das Schiff in Brand zu stecken, um jede Spur zu vertilgen. In der nächsten Nacht wollte er die Unthat auf einem Dampfer im Göta- kanal, dem großen Wasserwege zwischen Stockholm und Gothenburg, wiederholen, dann als Tourist verkleidet, über Gothenburg nach Kopenhagen fahren, um dort vom Raubmord zu leben. Diesem Plan entspricht auch das Verhalten des Mörders, denn obgleich die Unlhat auf dem „Prinz Karl" nicht ganz gelang und somit schnelle Verfolgung in Aussicht stand, ergriff er nicht die Flucht, sondern kaufte sich in Eskilstuna einen Tounstenanzug, hängte sich einen Krimstecher um, taufte ein Extrablatt, das die Unthat des Mörders meldete, und ließ sich mittels Droschke nach der nächsten Eisenbahnstation Skogstorp fahren, wo er ruhig im Wartesaal saß. Die Hand hatte er beständig am Revolver, so daß die Verhaftung, zu der sich frei willig einige Geheimpolizisten erboten hatten, mit großer Gefahr verknüpft war. Indem sie sich in unauffälliger Weise zu schaffen machten, stürzten sie sich Plötzlich auf den Mörder, der auch schon den Revolver ge zogen hatte, aber die Waffe konnte ihm nach hartem Ringen entrissen werden, und damit schien es, als hätte ihn feine ganze Kraft verlassen; er wurde kreide bleich und viel in Ohnmacht. Später bezeigte er aber einen unglaublichen Trotz. Das Zuchthaus, in dem er gesessen hat, hatte er s. Z. in Brand zu stecken versucht, indem er in seiner Zelle Holzspäne und Weioen anhäufte und anzündete. Als aber das Feuer um sich griff, schrie er um Hilfe. Ueber die Unthat entnehmen wir einem Berichte des N. W. „Tagebl." noch das Folgende: Gegen 12 Uhr in der Mittwochnacht war der Dampfer „Köping", Capitän Wistrand, auf der Reise von Stockholm nach Blöcken, einer der einsamsten und gefährlichsten Buchten des Mälarsees, gekommen, als er den „Prinz Carl", der den Verkehr zwischen dem kleinen Städtchen Asboga und Stockholm vermittelt, still im Wasser liegen sah. In dem Gedanken, daß ein Unfall passirt sei, näherte sich „Köping" dem „Prinz Carl", an dessen Bord eine eigenthümliche Ruhe herrschte. Auf der Commandobrücke steht in dessen ein Mann, der auf die Frage, ob etwas passirt sei, die Antwort giebt: „Nein es ist nichts passirt! Macht nur, daß ihr weiterkommt, sonst schieße ich!" Auf diese merkwürdige Antwort hin stoppte der Capitän des „Köping" natürlich und näherte sich dem „Prinz Carl", erhielt aber einen Schuß von dem Manne, der schrie: „Tas ist ein Warnungsschuß!" Hierauf bestieg der Mann daS Holzdach des Hinter decks, wo das einzige Rettungsboot des Dampfers lag, machte es los und setzte es ins Wasser — eine für einen einzelnen Men'chen ungewöhnliche Kraftleistung. Und bevor man ihn vom „Köping" aus daran hin dern konnte, ruderte er mit kräftigen Schlägen davon Marienberg 21 15 Annaberg 28 36 Schwarzenberg 29 9 Zwickau 83 33 Plauen 59 14 Auerbach 24 9 Oelsnitz 26 3 Glauchau 38 45 Königreich 1897 706 Die mit Zahnheilkunde sich beschäftigenden Per Bezirk. Zittau Aerzte. 47 Kurpfuscher. 18 Löbau 32 33 Bautzen 41 19 Kamenz 20 20 Dresden-Land 123 41 Pirna 58 19 Dippoldiswalde 21 10 Freiberg 33 24 Meißen 48 13 Großenhain 21 7 Dresden-Stadt 385 64 Leipzig-Land 37 8 Borna 25 13 Grimma 40 6 Oschatz 32 1 Döbeln 35 18 Rochlitz 29 34 Hainichen 5 4 Leipzig-Stadt 397 48 Chemnitz 140 104 Flöha 21 9 line meisterlich spielt, so ergreifend und begeistert, wie ich es nie zuvor gehört habe. Und er thut es zum Glück bei offenen Fenstern. Da kann ich dann Stun den lang lauschend im Grase liegen und kann in den herrlichsten Genüssen schwelgen, ohne mich über das Schütteln einer genialischen Löwenmähne oder über andere Virtuosen-Narrheiten ärgern zu müssen." „Und Sie haben das Geheimniß dieser Entdeck ung bis jetzt gewahrt?" „Ja. Fräulein Hilde Rochlitz ist die Einzige, der ich davon erzählt habe, weil ich sie gern an meinem Vergnügen theilnehmen lassen wollte. Aber ich bin damit schlecht angekommen, denn als sie ein mal mitgegangen war, lief sie schon nach einer Viertel stunde weit davon. Wenn man jemals den großen Wolkonski gehört habe, sagte sie, könne man ein so jämmerliches Gekratze nicht mehr ertragen. Aber wes halb lachen Sie denn, Herr Harders? Vielleicht hatte sie ganz recht." „O, ich lachte nicht über Ihre Freundin. Es fuhr mir nur eben ein lustiger Gedanke durch den Sinn." „Wenn Sie so gut gelaunt sind, sollten Sie nun aber wirklich ins Kurhaus gehen, ehe es zu spät ist. Wäre ich an Ihrer Stelle, ich ließe mir die Millionen erbin gewiß nicht von dem ersten besten Gecken weg kapern." „Denken Sie wirklich so, Fräulein Jmgart? Hat das Geld in Ihren Augen eine so ungeheure Be deutung?" „Ach ja," sagte sie, und der Seufzer, der diel beiden kleinen Worte begleitete, klang ganz ehrlich. „Es ist eine recht schöne Sache um den Reichthum. Wenn man arm ist wie ich, weiß man das zu schätzen. Hätte ich zum Beispiel in diesem Augenblick ein paar tausend Mark zur Verfügung, ich wäre das glücklichste Mädchen unter der Sonne." „Und was — wenn es nicht indiskret ist, danach zu fragen — was würden Sie mit diesem Gelde be ginnen?" „Ich würde schnurstracks nach Ranten hinüber gehen, in das kleine Fischerdorf an der anderen Seite der Bucht, das sich mit seinen armseligen Hütten von hier aus so malerisch ausnimmt, und das doch so viel Jammer und Elend in diesen Hütten birgt. Im letzten Frühling sind bei einem. furchtbaren Sturm drei mit Rantener Fischern besetzte Boote unterge gangen, und es giebt seitdem so viele hülflose, hun gernde Wittwen und Waisen im Dorfe, daß sich einem das Herz umkehrt, wenn man die Noth da drüben einmal aus der Nähe betrachtet. Es würde keiner großen Summen bedürfen, um diesen Aermsten der Armen zu einem menschenwürdigen Dasein zu ver helfen. Sie sind ja so anspruchslos. Aber ein paar taufend Mark müßte man immerhin haben. Nun wissen Sie es, zu welchem Zweck ich sie mir wünsche." „So bitten Sie doch das Fräulein Rochlitz darum oder ibren Vater. Wenn er ein Millionär ist " Aber das junge Mädchen unterbrach ihn durch ein abwehrende Geste. „Welch' ein Gedanke! Er würde ohne Besinnen das Doppelte oder Dreifache für einen Schmuck aus geben, den sich Fräulein Hilde etwa wünschte. Aber für arme Fischerwaisen! Sie scheinen die reichen Leute noch nicht zu kennen, Herr Harders!" „Die Armen kenne ich allerdings besser," erwiderte er lächelnd, „und ich glaube, die Bekanntschaft mit ihnen ist auch die angenehmere. Aber nun will ich wirklich ins Kurhaus. Auf Wiedersehen, Fräulein Jmgart!" „Gute Nacht und viel Vergnügen! Mein Ge heimniß aber dürfen Sie niemandem ausplaudern — ich meine, das mit dem Geigenspieler drüben an der Heide. Es wäre gar zu ärgerlich, wenn ich meine musikalische Morgenandacht künftig nicht mehr unge stört genießen könnte." Er versprach eS feierlich und ging raschen Schrittes nach dem Kurhause hinüber. Am Tanze aber betheiligte er sich auch jetzt nicht, obwohl da» schöne, viel umschwärmte Fräulein Rochlitz ihn auS der Ferne durch halb schmollende, halb herausfordernde Blicke an seine Ritterpflichten mahnen zu wollen schien. Er suchte vielmehr den Kurdirektor auf und zog ihn zu einer langen, eifrigen Unterhaltung bei Seite. Al» er sich endlich mit einem kräftigen Händedruck von ihm trennte, war auf seinem hübschen Gesicht das heitere Lächeln eines Menschen, der guten Grund hat, mit sich selber vollauf zufrieden zu fein. Fortsetzung folgt. Dte LöwenmSH«e. Rovellette von Lothar von Breukcndor ss. (1. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Ich liebe diese Virtuosen-Konzerte nicht. Es ist mir zu viel Schauspielerei dabei, zu viel eitles Vordrängen der eigenen lieben Persönlichkeit und zu wenig Ehrfurcht vor der Heiligkeit der Kunst. Nach feinen Bildern zu urtheilen, wird Herr Wolkonski es darin sicherlich nicht weniger schlimm treiben als alle die anderen Meteore, von denen ja jetzt alljährlich einige am Kunsthimmel austauchen. Für mich ist das Anhören edler Musik eine Art von Andacht, die ich mir nicht durch kindische Mätzchen stören lassen will. Wissen Sie auch, Herr Harders, daß ich jetzt schon feit einer Woche täglich Gelegenheit habe, mich dieser Andacht hinzugeben?" „Hier im Seebade? Wie ist das möglich?" „Haben Sie schon einmal die beiden kleinen Häuser gesehen, die da drüben weit hinter den Dünen am Heiderande liegen? Ich glaube, von den Bade gästen kommt kaum jemals einer bis dahin. Ich aber liebe es nun einmal, in den Vormittagsstunden einsam herum zu streifen, und dieser Passion verdanke ich es, daß ich nun an jedem Morgen mein Konzert habe, ein wunderschönes Konzert und ganz umsonst obendrein. In einer der beiden armseligen Hütten wohnt ein Mu siker. Ich weiß nicht, ob es ein Einheimischer oder ein Fremder ist, denn ich habe mich nicht nach seinem Ramen erkundigt. Ich weiß nur, daß er seine Vio-
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