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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000529
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-29
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.05.1900
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— Rabenstein. Unser so schön und gesund gelegener Ort scheint mit Gewalt vorwärts schreiten zu wollen. Nicht nur, daß man oberhalb unseres Bahnhofes der Linie Limbach-Wüstenorand am Waldes saume auf Grundlage einer Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht eine der Neuzeit entsprechende Naturheil anstalt zu errichten gedenkt (der Beginn des Baues bereits in diesem Jahre scheint gesichert zu sein), sondern es sind auch nahe der Mzmühle, ferner nahe Ruttloff und neben der zu errichtenden Naturheilanstall umfangreiche Arealankäufe erfolgt, damit auf den be treffenden Stellen Wohngebäude entstehen So sind 4 Grundstücke in der Nähe der Pelzmühle (von Herrn Kaufmann Arno Arnold, Siegmar und Herrn Feiste, dem bisherigen Besitzer von Hotel „Stadt Gotha", das bekanntlich wegen des beschlossenen Straßendurch- braches Königstraße-Neumarkt baldigst von der Bild fläche verschwindet) angekauft worden. Es werden darauf demnächst Villen entstehen. Des Weiteren sei erwähnt, daß an der Grenze Ruttloff das frühere Graupner'sche, jetzt Müller'sche Grundstück — wie wir hören für 75000 Mk. — durch einen Architekt an gekauft worden ist, der auf dem betr. Areal Wohn häuser mit kleineren Wohnungen errichten will. Das an das Naturheilanstaltsterrain anstoßende Grundstück ist in den Besitz eines Chemnitzer Herrn übergegangen, der auf demselben eine Villa zu errichten gedenkt. — Ursprung. Am Mittwoch Abend 6 Uhr ist das Seitengebäude des Sonntagschen Gutes hierselbst bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Dos Feuer griff, da es reichliche Nahrung fand, so rapid um sich, daß es trotz des energischen Eingreifens der zur Hilfe herbeigeeilten Leute und Feuerwehren nicht möglich war, dasselbe auf seinen Herd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. Zum Glück hat der Kalamitose versichert. — Chemnitz. Erzgebirgisches Sängerbundesfest. Die Vorbereitungen für das erzgebirgische Sängerbundes fest, vom 16. bis 18. Juni, zu welchem eine Sängerzahl von weit über 2000 Mann nach Chemnitz zusammen strömen wird, sind in vollem Gange. Schon im Februar wurden die Ausschüsse gebildet, durch die das Fest im Einzelnen vorbereitet werden soll. Empfangs-, Finanz-, Wohnungs-, Preß-, Festzugs-, Vergnügungs-, Dekorations- und Ordnungsausschuß, sie alle sind rührig an der Arbeit, um zum Gelingen des großen Ganzen beizutragen. Die Vorarbeiten sind soweit gediehen, daß jetzt in großen Zügen ein Bild des Festes, wie man es sich denkt, ge geben werden kann. Am Nachmittag des 16 Juni findet Empfang der von über 40 Städten und Ortschaften ein treffenden Abgeordneten, sowie derjenigen Vereine, die wegen ungünstiger Zugverbindungen am anderen Morgen nicht rechtzeitig zu den Hauptproben eintreffen können, statt, Die Gäste werden sodann nach der „Linde" zur Ausgabe der Wohnungskarten, soweit dieselben nicht vor her ausgegeben sind, geführt. Für Abends 7 Uhr ist eine Sitzung in Meyers Etablissement vorgesehen. Dann beginnt in der Festhalle, die 4000 Personen faßt der erste Commers, bei dem vor allem der auswärtigen Sängerschaft besondere Ueberraschungen in Aussicht gestellt werden. So sind u. a. Vorführung des Seeberographen, Stellung athletischer Gruppen, lebende Bilder rc. vor gesehen. Am Morgen des folgenden eigentlichen Festtages finden die Hauptproben für das geistliche und das welt liche Concert statt Das erstere findet in der Paulikirche unter Theilnahme von über 1000 wohlgeübten Sängern statt; auch die Mitwirkung hervorragender Solokräfte ist in Aussicht genommen. Nachmittags erfolgt die Auf stellung zum Festzuge au" dem Neustädter Markt und der Abmarsch durch die Hauptstraßen der Stadt. Der Festzug verspricht einen sehr imposanten Eindruck zu ma chen, da außer zwei oder drei Festwagen des Bundes auch solche von hiesigen industriellen Betrieben in Aussicht gestellt sind und eine ganze Reihe von Corporation«», Sport- und Neitvereinen u. a. m. ihre Theilnahme zu gesichert haben. Man denke sich nun die stattliche, froh gestimmte Sängerschaar mit ihren Fahnen und Standarten in bunter Abwechselung mit Musikchören, Festwagen, kostümirten Gruppen, Reitern, Equipagen mit den Fest jungfrauen und Ehrengästen rc., und man hat ein viel versprechendes Bild vor sich, das in Wirklichkeit anzu schauen schon eine kleine Reise lohnt. Die imposanteste Machtentfaltung in sanglicher Hinsicht erfolgt gleich nach dem Festzuge im weltlichen Concert, an welchem annähernd 2000 Sänger dem Stabe ihres Dirigenten, Herrn Kantor Winkler, "olgen. Es sollte Keiner versäumen, sich einen Platz für dieses, sowie auch für das geistliche Concert zu sichern. Einen so starken Männerchor zu hören, dürfte so bald nicht wieder Gelegenheit sich bieten. Dem Preß ausschuß ist es gelungen, eine Reihe von Chemnitzer Bürgern zu ihren Mitarbeitern zu gewinnen, deren Na men auf litterarischem Gebiete schon seit langem einen guten Klang haben und die eine Gewähr dafür bieten daß eine Festzeitung hervorragenden Inhalts dargeboten werden wird. Auch eine Festpostkarte wird in der litho graphischen Kunstanstalt der Herren Gebrüder Schmid! in Chemnitz hergestellt, die als Neuheit den Sängern und Sängerfreunden zu zahlreicher Versendung empfohlen wird. Sonntag Abend findet voraussichtlich noch ein Commers, der sich bis zur Abfahrt der auswärtigen Sänger ausdehnen wird, statt. Montag früh 9 Uhr ver sammeln sich dann die Sänger zu einem Spaziergang durch den Stadtpark, über den Goethe- und Kaiserplatz nach dem Schloßteich. An den Spaziergang schließt sich ein Frühschoppen auf „Miramar" an. Endlich ist für Nachmittag bei günstiger Witterung noch ein Ausflug nach Lichtenwalde, bei ungünstiger Witterung nach „Rei chels Neue Welt" vorgesehen. Ein überaus reichhaltiges Programm ist somit für die Festtage aufgestellt, und die bewährte Gastfreundschaft der Stadt Chemnitz, sowie seiner Bürger sichert den zahlreichen Gästen einen herzlichen Empfang. Wir sind überzeugt, daß auch das diesjährige Erzgebirgische Sängerfest sich seinen Vorgängern zum mindesten würdig anreiht. — Bei der diesjährigen Arbeiterzählung am 1. Mai wurden in GtaUihaU in 139 Betrieben 5127 Personen, 3241 männliche und 1886 weibliche, gezählt. Voriges Jahr zählte man daselbst in 128 Betrieben 5105 Personen. — Niederluugwitz, 26. Mai. Ein hiesiger Einwohner bemerkte gestern auf seinem Hofe eine Taube, der man den Schnabel und beide Flügel durchstochen und mittels durch diese Oeffnungen ge führten Zwirns den Kopf nach hinten festgebunden hatte. Leider war der Verüber dieser nichtswürdigen Thierquälerei bisher nicht zu entdecken. — Crimmitschau, 27. Mai. In einer heute Vormittag stattgefundenen Sitzung sämmtlicher Krankenkassen-Vorstände wurde der Wunsch laut, ein Genesungsheim zu erbauen. Es wu d: eine Kom mission gewählt zur Konstiluirung eines Komitees, das zur Hälfte aus Kassenmitgliedern bestehen, zur anderen Hälfte aus den Kreisen der Bürgerschaft ge- wählt werden soll. Ueber die Platzsrage sollen noch Erhebungen angestellt werden; verschiedentlich wurde hierzu der städtische Harthwald in Vorschlag gebracht. Die Aufbringung der Kosten begegnet jedoch um so größeren Schwierigkeiten, als im abgelaufenen Rechnungsjahre sämmtliche hiesigen Krankenkassen einen schlechten Abschluß aufzuweisen haben. — Nach einem vom hiesigen Stadtrath ausgearbeiteten Ortsstatut dürfen die städtis t.en Beamten weder ein Nebenamt oder eine Nebenbeschäftigung, mit welcher eine fortlaufende Re muneration verbunden ist, übernehmen, noch ein Ge werbe betreiben oder durch Angehörige betreiben lassen; ebenso darf kein Beamter in den Vorstand, Verwaltungs- oder Aufsichtsrath einer auf Erwerb gerichteten Gesellschaft eintreten. — Werdau, 2b. Mai. Auf einer Inspektions reise begriffen, traf der Generaldirektor der Sächsischen Staatsbahnen, Herr v. Kirchbach, am Mittwoch Mittag mittelst Sonderzuges auf hiesiger Station ein. Nach im hiesigen Bahnhofs-Restaurant eingenommenem Mittagsmahl fuhr der Herr Generaldirektor, begleitet von den Herren Oberbaurath Homilius, Oberbaurath v. Schönberg, Baurath Toller und Regierungsbau meister Winter, mit seinem Sonderzug bis an die Waggonfabrik Werdau, G. m. b. H., um diese einer Besichtigung zu unterziehen. — Crimmitschau. Am vergangenen Mitt woch Vormittag i/z12 Uhr traf Herr Generaldirektor v. Kirchbach auf einer Bereisung der Bauinspektion Altenburg I der königl. sächs. Staatsbahnen mittels Extrazug aus hiesigem Bahnhof ein. Die Herren nahmen eine Besichtigung verschiedener auf der Strecke und am hiesigen Bahnhose vorzunehmendcr baulicher Ausführungen vor. Der Herr Generaldirektor nahm auch Gelegenheit, sich über die dienstlichen und per- önlichen Verhältnisse der Beamten und Arbeiter des hiesigen Bahnhofes zu unterrichten. Um 12 Uhr 10 Min. fuhren die Herren nach Werdau weiter. — Leipzig, 26. Mai. Bei dem Effektendiebstahl in Naundörfchen sind, wie sich weiter herausgestellt hat, nicht bloß für 57000 Mark, sondern für über 100000 Mark gestohlen worden. Spielende Kinder finden gestern auf dem Colmberge bei Liebertwolkwitz Sparkassenbücher mit ca. 2000 Mark Einlage, die in der gestohlenen Kassette vorhanden gewesen waren. LÄKksHefchichtk. DeAtsche» Metzch (Der bayrische Thronfolger und das Reich.) Eine Rede des Prinzen Ludwig, dessen Bcthätigunos- )rang keineswegs darauf seyließen läßt, daß er die rei gewordene bayrische Krone, wie kürzlich behauptet wurde, sofort seinem Sohne überantworten w.rde, iegt jetzt im Wortlaut der Münchener Blätter vor. Die Rede, die derselbe in der Versa. mlung des Kanalisationsvereins in Straubing gehalten hat, ist interessant genug, um eingehender betrachtet zu werden. Ihr erster Theil ist überwiegend wirthschastlichcr Natur. Früher sei die Landwirthschaft, h.ute sei die Industrie mehr freihändlerisch gesinnt, je nachdem sie vom Auslande etwas zu fürchten haben. Beide seien auf einander angewiesen. Deshalb müsse jetzt auch der Landwirthschaft der Schutz gewährt werden, den früher in stärkerem Maße die Industrie erhalten habe. Dann geht der Prinz zu der Frage der Wasserstraßen über: „Wir sind in Bayern kein geschlossener Wirth- schastSbezirk, wir gehören dem großen Wirthschaflsge- biet des Deutschen Reiches an. Wenn wir da zu- rückbleiben, können wir uns nicht durch Zölle und Anderes schützen, sondern wir würden einen schweren und zum Schluß erfolglosen Kampf mit den anderen Theilen des Reiches kämpfen. (Zustimmung.) Der ganze Westen des Deutschen Reichs, den Rhein hin auf bis Straßburg, ist an die Wrsserstraß n ange- schlossen; der ganze Norden des Deutschen Reichs an die großen Ströme der Weser, Elbe und der Ode; und weiter weg der Weichsel, die aber weniger Be deutung hat. Ich weiß wohl, daß auch im Norden eine Strömung gegen die Verbindung der Ströme besteht; sie haben nur nicht die Verbindung unter einander, aber sie haben alle die Verbindung ans Meer. Dem diesseitigen Bayern allein fehlt diese Verbindung vollkommen und dadurch sind wir, be sonders untere Industrie, in einer ungleich schwie rigeren Lage als alle anderen deutschen Staaten. (Lebhafte Zustimmung.) Man wundert sich vielfach, daß in Süddeutsch land, und speciell in Bayern, weniger Interesse für die See und die überseeischen Bestrebungen Deutsch lands, besonders für die Flotte existire. Ja, das ist sehr erklärlich. Wir haben eben in Bayern keine Wasserstraßenverbinduug mit der See, und die wollen und erstreben wir, am meisten unser Verein. Wir wollen eine Wasserstraße, die ganz Bayern durchzieht und die uns an die Nordsee bringt. Jetzt haben mir nur, namentlich im südlichen Theile, die Donau. Sie ist ja ein schöner Strom, aber sie mündet be kanntermaßen in einen Binnensee und hat außerdem noch mehrere große Fehler: sie wird von fremden Lchffffahrtsgesellschasten beherrscht. Wir haben eine deutsche und specifisch bayrische Donau-Dampfschiff- sahrtsgesellschaft. Sie ist gut geleitet, sie hat gutes Material, aber sie Hal einen sehr schweren Stand. Während sämmtliche andere Schifffahrtsgesellschaften von ihren Staaten subventioniert sind, geschieht einzig und allein bei uns in dieser Beziehung nichts. Nun kann man wohl sagen: es ist nicht ein specifisch bayrisches Interesse, ja, ich gehe weiter und sage, es ist ein deutsches Interesse. Warum soll die einzige Schifffahrtsgesellschaft auf der Donau, die zum deut schen Reiche gehört, keinerlei Subvention bekommen? Es werden große Subventionen für deutsche Schiff fahrtsgesellschaften gegeben, für die Postdampferlinien. Fortwährend werden neue Summen dafür genehmigt, nur für die Schifffahrtsgesellschaft, die speciell bayrische Interessen vertritt, geschieht nichts . . . Bor Allem verwahre ich Bayern vor dem Vorwurf, daß es eine Gnade fei, daß wir zum Reiche gehören; denn das Deutsche Reich ist ebenso gut mit bayrischem Blut zu- sammcngeschweißt worden, wie mit dem Blute irgend eines anderen deutschen Stammes (langer Beifall), und infolge dessen wollen wir nicht als mindere Brüder, sondern als volle Brüder angesehen werden, und wi wir für das ganze Deutsche Reich einstehen und ein- gestanden sind, so verlangen wir auch, daß das Deutsche Reich unsere speciellen bayrischen Interessen ebenso wahre wie die Interessen an den großen Strö men, die in die Nord- und Ostsee sich ergießen, ge wahrt werden. Wenn das so ist, so werden wir nicht nur im speciell bayrischen Interesse, wir werden im Interesse des ganzen Reiches handeln." — Prinz Ludwig von Bayern ist ein schlagfertiger Redner. Er hat oft gezeigt, daß er von warmer Begeisterung sür die deutsche Einheit, aber ebenso von Stolz auf sein engeres Vaterland erfüllt ist. Daß er sehr empfind lich sein kann, wo auch nur der falsche Schein ent steht, als werde die Unabhängigkeit und Gleichberech tigung Bayerns und seines Königshauses nicht hin reichend anerkannt, hat er in 'einer Moskauer Rede gezeigt, wo er dagegen Einspruch erhob, daß die Bundesfürsten als Vasallen des Kaisers betrachtet würden. Was den Prinzen jetzt derart verstimmt hat, daß er ungewöhnlich scharfe Worte spricht, die minde stens im Auslande ungünstig gedeutet werden können, ungünstig für die deutsche Einheit, ist nicht bekannt geworden. Die Direktion der Hamburg-Altonaer Straßen- Eisenbahn-Gesellschaft erhöhte freiwillig das Monats gehalt der Schaffner um je 5 Mark zur Vorbeugung les auch für hier drohenden allgemeinen Ausstandes. K-KchtreZK. Nürnber g, 26. Mai. (Reichstagsersatzwah-.) Bis abends wurden gezählt sür Fabrikbesitzer Seiler national- -reisinniges Kartell, 14 112, für Schriftsteller Dr. Suedekum Soz) 21120 Stimmen. Es stehen nur noch einige kleine Landbezirke aus. London, 27. Mai. Die heutigen Blätter be- prechen in läng-rer Artikeln die Thatsache, daß das Kriegsaml weitere 11000 Mann Unterstützung nach Südafrika entsendet. Sie verzeichnen das allgemeine Erstaunen, welches diese Nachricht hervorgerufen hat, zumal seit den letzten Wochen täglich von der immer mehr zunehmenden Unterwerfung der Buren die Rede gewesen ist. Mau erklärt sich schlecht, weshalb augen- ilicklich noch Verstärkungen abgesandt werden, wo be- ieitS 240000 englische Soldaten 20- 30000 Buren gezenübeiständen. Die Blatter ziehen den Schluß daraus, daß der Widerstand der Buren noch lange nicht gebrochen ist. Andererseits hofft man, daß Enve dieser Woche die Avantgarde Roberts' bereits vor Johannesburg anlangen werde. London, 28. Mai. Nach tiner Meldung der „Daily Mail" aus Lorenzo Marguez sind Präsident Steijn und Staatssek etär Reitz immer noch fest ent- chlossen, sich einer Kapitulation zu widersetzen; Krüger oll hierin schwankend s.in. Die Lage in P-ctvria ist nach einer weiteren Meldung der „Daily Mail" aus Lorenzo-Ma: quez eine kritische; auch P äsideut Krüger gebe zu, daß die j. tzige Lage ernst s.i. Du Buren beabsichtigen, heftigen Widerstand ra den Bergen zwischen Polschefftrovm und Johannesburg zu leisten, wohin grüße Mengen Dynam t geschasst sind. 3000 Kaisern sind mit dem Ausweisen von Wnchanzungen beschäftigt. FclkgrÄWWe Nördt^nzzsti, 28. Mai. Gestern wurde hier sie Wandeiversammlung bayrischer Landwirthe durch einen Begrüßungsabend eröffnet, an welchem auch Prinz Lud wig und der Minister des Innern theilnahmen. Nachdem von zwei Rednern Trinkiprüche aus den Prinzregentcn und den Prinzen Ludwig ausgcbracht worden waren, toastete Prinz Ludwig aus die Stadt Nördlingen mit einer Ansprache, in welcher er aus den schwierigen, jedoch nicht hoffnungslosen Kampf der Landwirthschait hinwies und die Nothwendigkeit des Zusammenwirkens von In dustrie und Landwirtschaft betonte. Sodann kam der Prinz auf die an seiner Straubinger Rede geübte Kritik zu sprechen Er betonte, daß er seine Reden vollkommen irei halte und wünsche, cs möchte aus un Auszuge ver breiteten Theilen seiner Reden keine Schlußfolgerungen gezogen werden, die er nicht selbst gezogen habe. Der Prinz suhr dann fort: „Stndiren Sie die deutsche Rcichsverfassung, Sie werden sehen, wo immer ich aufgetr ten bin, ich mich an die Reichsverfassnvg gehalten h -be. Die Reichs- verfossuog beruht auf den Verträgen, die nach einem siegreichen Koege der damalige Norddeutsche Bund mit den verbündeten und siegrw ;en süddeutschen Staaten abgeschlossen hat. Wem, die deutsche Ver- sassung besser bekannt wäre, würde man gar viele falsche Ansichten in Reden und Sch isten nicht hören und lesen. Ich nenne mit Absiebt keine Namen, denn dann hätte man eine große Au gäbe zu erfüllen. Ueberall und au allen Ort n und zu allen Zeiten sind falsche Ansichten verirrten über die Reichsversafsuug, und iukolgedesscu werden viel fach Ansichten gehört, die sich mit der Reichs- verfassnng absolut nicht -ecken." London, 27. Mai. Feldmarschall Roberts telcgraphirt vom 27. aus Vereeniging: Wir haben heute früh den Vaal überschritten und lagern auf dem Nordufer desselben. Auf unserer Seite wurden drei Mann verwundet, einer wird vermißt. Generalmajor Baden-Powell berichtet, daß die Eisenbahn zwischen Bulawayo und Mafeking wieder hergestellt ist und daß Vorräthe in Mafeking eintreffen. Taaibosch, 26. Mai. Die Buren haben die Bertheidigung des Vaalflusses aufgegeben. Ihre Truppenführer haben sich versammelt, um darüber zu beratyen, ob eine Fortsetzung des Kampfes angebracht sei. Inzwischen bleibt der Feind in Mayerton. — General French hat gestern bei der Furt von Lindeques den Vaal überschritten. Heute ist die berittene In fanterie vorgerückt. Vermischtes. * Ein Lotterie-Curiosum, welches beweist, wie launisch die Glücksgöttin ihre gleißenden Spenden austheilt, verdient erwähnt zu werden. Tie Kollektion deS Herrn Schneider in DreSden-N. führt u. A. auch die Nummelserie von 90001 00010, und alle diese Nummern sind mit Ausnahme der Nr. 00008, bis jetzt gezogen wo:den, und zwar, waS die Hauptsache ist, zum Theil mit recht ansehnlichen Gewinuen. Man höre und staune: Nr. 90001: 3000 M., Nr. 90002: 30000 M., Nr. 90003 und 90004: mit dem Einsatz bez. der niedrigsten Gewinnklasse, Nr. 90005: 300 M., Nr, 90006: 3000 M., Nr. 90007: 1000 M., Nr. 90008 ruht noch, Nr. 90009: 3000 Mk., und Nr. 90010: mit der niedrigsten Gewinn klasse! Das nennt man Lotterieglück! Konitz, 26. Mai. Der Sarg mit den irdischen Resten des jungen Winters wurde heute Abend vom Hause des Möbelhändlers Wiwjorra, wo die Einsalzung vorgenommen worden war, nach der Hospitalkirche über geführt und dort aufgebahrt. Dem Sarge folgte die unglückliche Mutter des Ermordeten. Für die Beerdigung sind umfassende Vorbereitungen getroffen. Eine Bekannt machung der Polizeiverwaltung warnt eindringlich vor Exzeßen. Im allgemeinen wird ein ruhiger Verlauf des Tages, wenigstens für Konitz, erwartet. Immerhin aber steht lagsüber ein Extrazug bereit, um Militär von Graudenz herbeizuholen. Aus den Straßen sind alle Bau- und Pflastersteine sorgsam entfernt worden Die hier eingetroffenen Gendarmen wurden heute vom Land- rath v. Zedlitz eingehend instruirt. Während der Beerdigung Ernst Winters müßen von 2 bis 5 Uhr Nachmittags sämmtliche Gastwirthschaften der Stadt geschloffen werden, wie es in der Verfügung des Bürgermeisters heißt, wegen des zu erwartenden Zuströmens aufgeregter Elemente von außerhalb. Criminal- inspektor Braun ist heute in Angelegenheit der Mordsache verreist. Das Ziel der Fahrt muß noch geheim bleiben. Neben der Mordaffaire bildet augenblicklich ein Konflikt zwischen dem. auch in Berlin wohlbekannten deutschen Rittergutsbesitzer v. E. mit dem hiesigen polnischen Arzt v. L. und deßen Sohn das Tagesgespräch. ES kam zwischen den Dreien zu Thätlichkeiten. Das Ehrengericht erklärte, den Zweikampf nicht verhindern zu können. Der Austrag des Ehrenhandels auf Grund einer Forderung des Herrn v. E. steht angeblich unmittelbar bevor. Die D. W. schreibt: In der Könitzer Mordaffaire tehen sensationelle Enthüllungen thatsächlich bevor. Die Verdachtsmomente gegen eine Anzahl Personen haben sich dermaßen gehäuft, daß man die Belassung derselben auf reiem Fuß nur damit erklären kann, daß die Polizei zlaubt, gerade dadurch noch mehr Beweismaterial herbei chaffen zu können. Selbst lange in der Stadt ansässige Juden bezweifeln nach Lage der Sache nicht daß für die Thäterschaft leider Glaubensgenossen in Betracht kommen; nur wißen sie kein Motiv zu finden, weil Ritualmorde von ihnen in das Reich der Fabel gewiesen werden. Was die zur Untersuchung nach Berlin ge sandten Körpertheile anbelangt, so handele es sich darum, durch Sanilätsrath Dr. Mittenzweig nachträglich fest- tellen zu laßen, ob der Tod durch einen tiefen Stich in sie linke Halsseite erfolgt sein kann, oder ob er zunächst durch Erdrosselung eingetreten ist. Bei den am Sonntag zur Beerdigung kommenden Körpertheilen handelt es sich um Kopf, Arme, Rumpf und den linken Oberschenkel. Das ganze rechte Bein und der linke Fuß, sowie die Eingeweide können heute noch nicht bestattet werden, weil deren Verbleib bis heute in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt ist. Da der Bürgermeister der Stadt als Polizei- Oberhaupt ernste Ausschreitungen befürchtet, wenn der Leichenkondukt sich durch die Stadt bewegt, so ist an die Garnison Bromberg der Befehl ergangen, auf Requisition sofort Truppen mit einem bereitgestellten Extrazuge zu entsenden. Die Stimmung gegen die Juden ist gegen wärtig noch eine sehr gereizte; andererseits kritisirt die Könitzer Bevölkerung das Verhalten der Polizeiorgane sehr abfällig. Was den im Untersuchungsgefängnisse ätzenden Wolf Jsraelski betrifft, so hält auch Kriminal- Inspektor Braun ihn lediglich nur der Mitwisserschaft, nicht aber des Morves selbst schuldig. Die zahlreichen jüdischen Kaufleute hierselbst sind übel daran, wie über haupt der furchtbare Vorfall die weitesten Kreise in Mit- leiocnschatt zieht. Die Bevölkerung kauft bei keinem Juden mehr, und die Reisenden meiden Konitz, weil sie an die vorwiegend doch jüdischen Händler nichts ver kaufen können Die Vernehmungen, welche fast den ganwn Tag dauern, werden zumeist von dem Kriminal- Inspektor Braun und ocm Krim nal Kommißarius vor genommen. und nur in dem Falle schreitet der ersuchte Richter ein, wenn geladene Personen vor der Polizei keine Aussagen machen wollen. Erwähnt sei schließlich noch, daß die Mordaffaire noch einen anderen interessanten Prozeß zeitigen wird. Der von einer Berliner antisemi- nschen Zeitung („Staatsbürger-Zeitung") schwer verdäch tigte Schlächtermeister Levy hat die Absicht, das betreffende Blatt wegen Beleidigung, Schädigung rc. zu verklagen. — Ter Verdacht der Mitwisserschaft ist bei Jsraelski weniger durch einen Kassiber als durch die fortgesetzte Beobachtung und Ueberwachung der dem hiesigen Post amt übergebenen Briefschaften, andererseits durch den Umstand befestigt worden, daß Jsrae'sli, der nie einen Pfennig Geld besaß, kurz nach der Mordthat 10 Mark Trinkschulden bezahlte, Jsraelski ivar hierzu um so weniger verpflichtet, als er auf der Trunkenboldliste steht. Man glaubt, daß er schon in den nächsten Tagen der Kreuz fragen überdrüssig sein und seine Auftraggeber nennen wird! Gelegentlich einer Haussuchung bei dem Handels mann Laska in Richnau wurden mehrere Gegenstände polizeilich mit Beschlag belegt. Konitz- 28 Mai. Die Beerdigung des ermorde ten Winter fand gestern unter größter Betheiligung der Bevölkerung statt; der Landrath des Kreises und die Behörden der Stadt waren mit im Trauerzug. Vor dem Laden des Schlächtermeisters Levy in der Danziger Straße kani es beim Vorbeiziehen des Leichenzugs zu einem Tumult, deßen Anstifter verhaftet wurde. 5. Uche -er M. Sgl vW LalldeslEerie. Ziehung vom 28, Mai 1900. (M-tgetheilt von Wolffs Toegr.-Buceau, Cyemmtz.) — Ohne Gewähr. — lOOtttt Mark auf Nr. 15632 mit Panne von 200000 Mark 5000 Mark auf Nr 59177 48501. 3000 Mark aus Nr 11225 21141 26094 33353 37218 38695 45754 59989 60352 62687 71257 82766 92106 98154 10859 37734 39490 48928 65282 68111 91246 97238 28257 47058 52916 66293 80299 82668 85453 88773 89732 97154 99213 99018 2497 3693 5542 13032 3055031176 47887 49811 57773 82241 84981 85056 87012 99472. lOOO Mark aus Nr. 514 5663 20301 22941 30901 42047 50477 50079 53389 67244 69416 73803 7534 8310 10557 2023127293 37377 41956 53919 54387 56722 59026 85720 59 1371? 16614 37557 504'14 56626 57259 61646 80609 88724 89712 95682 29266 3090 5621 9498 10990 19087 20356 22327 34311 42331 86257 87177 96663.
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