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WWll-ElWckr NMÄ Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint »eden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk.' 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei m's Haus. Anzeiger Hohenstein Grustthal, Gderlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Hernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für den Verwaltungsbezirk -es Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal. Ordern crller GeuneinöesVerrrvcrltungexr öer urrrlregerröerr O risch crfterr. Rr. 113. Freitag, den 18. Mai 1900. 50. Jahrgang. Die Entrichtung des Schulgeldes und der Wassersteuer -etr. Das Schulgeld, Fortbildungsschulgeld und das für fremdsprachlichen Unterricht auf das I. nnd 2. Vierteljahr 1900, sowie die Wassersteuer auf die Monate Januar bis mit März ist nun mehr längstens bis zum 31. Mai 1SV0 an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist beginnt die zwangsweise Beitreibung aller Rückstände durch den Rathsvollzieher. Hohenstein-Ernstthal, den 16. Mai 1900. Der Stadtrath. vr. Polster. Schfß. Bekanntmachung. Wegen Ausbau der Conrad Claust-Strasze wird dieselbe von heute ab bis auf Weiteres für den Fast- und Fahr-Verkehr gesperrt. Hohenstein-Ernstthal, am 16. Mai 1900. Der Stadtrath. Or. Polster. Bürgermeister. Verkauf. Im hiesigen alten Schulgebäude stehen 12 groge eiserne, noch in sehr gutem Zustand befindliche Füüösen zum Verkauf. Diese Oefen eignen sich für größere Schulzimmer, Gaststuben oder sonstige größere Räuine. Kaufgebote, (verschlossen) werden in der hiesigen Rathsexpedition bis zum 31. Mai dieses Jahres ent gegengenommen. Lichtenstein, den 16. Mai 1900. Der Stadtrath. Steckner, Bürgermeister. Amerika und die Buren. Wie aus den gestrigen Depeschen ersichtlich ge wesen, landete die außerordentliche Gesandtschaft der Burenrepubliken in New-Ioik, um zu versuchen, wenigstens die Regierung und die Diplomat e der mächtigen noldamerikanischen Union für die Sache der Buren in deren Vcrzweifelungskampfe mit den, briti schen Weltreiche zu gewinnen. Bei den maßgebenden Regierungen und Cabineten des europäischen Continents sind die Abgesandten der Burenstaaten mit dieser ihrer Mission gescheitert, d. h. es wurde ihnen von allen Seiten „abgewinkt", ihre beabsichtigte Rundreise in die Residenzstädte der Großmächte anzutreten, und so sind sie denn schließlich, den Staub Europas von lhrcn Füßen schüttelnd, über den atlantischen Ozcan gezogen. Ganz sicherlich harrt der- Vertreter des Burenthums bei ihrem Erscheinen auf dem freiheit lichen Boden Amerikas eine glänzende und sympathi sche Aufnahme, wie dies schon aus den Empfangs- vorbereitungen in New-Jork, Washington und anderen Städten erhellt. Der heldenmüthige Kampf des kleinen Burenhäufleins gegen das übermächtige England hat eben bewirkt, daß die Gleichgiltigkeit, mit welcher die große Masse des amerikanischen Volks anfangs solch Ungleichem Ringen zusah, sich allmählich in lebhafte Sympaihie für die Buren umwandelte, namentlich, da sich hervorragende unabhängige Persönlichkeiten der ja so gerechten Sache der südafrikanischen Republikaner in Wort und Schrift kräftig annahmen. In zahl reichen Massenversammlungen, die in den verschieden sten Städten der Union stattgefunden haben, sind denn auch schon anerkannte Kandgrbungen für die Buren öffentlich ins Werk gesetzt worden, und selbst in den offiziellen Kreisen hat es nicht an Sympathie demonstrationen zu Gunsten der tapferen südafnkani- chen Unabhängigkeitsstreitcr gefehlt. Aus der Mitte »es Congresses zu Washington sind derartige büren reundliche Kundgebungen wiederholt erfolgt, und etztere wiegen jedenfalls um so schwerer, als b.kannter- maßen die Unionsregiei ung bislang in ihrer aus wärtigen Politik auf die Erhaltung fieundschaftlichstcr Beziehungen zu England Bedacht genommen hat. Aber gerade diese bishcrige Hinneigung des Präsidenten Mac Kinley und seines Ministeriums zu England läßt es einstweilen noch als unsicher er scheinen, ob die Burengesandtschaft in Amerika auf ihre politische Rechnung kommen wird, mag sich gleich ihr ganzer Empfang im Lande dcs Sternenbanners noch so herzlich und noch so großartig gestalten. Auch Mac Kinley und seine Berather sind gleichwie die europäischen Regierungen, soweit letztere überhaupt befähigt wären, sich in den südafrikanischen Streit ein zumischen, genöthigt, den realen Verhältnissen in der Politik Rechnung zu tragen. Es mag sein, daß man in London eine kräftige diplomatische Initiative der Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Beilegung des Burevkrieges weniger unangenehm empfinden würde, als ein gleiches Vorgehen von irgend einer europäischen Großmacht. Falls jedoch England auch dem „befreundeten" und „stammverwandten" Amerika gegenüber eine Fürsprache zu Gunsten wenigstens der bedingten ferneren Unabhängigkeit der Burenrepubliken entschieden zurückweisen sollte, so könnte dies unter Umständen leicht zu einem Conflict zwischen den beiden angelsächsischen Mächten sichren, den aber Nord amerika im Hinblick auf seine der Seekrast Englands noch immer ganz erheblich unterlegene Marine wohl mehr zu scheuen hätte, als Großbritannien. Mac Kinley und seine Minister werden daher zweifellos versuchen, die Sendboten dec Bur-n in aller Höflichkeit mit leeren Redensarten abzuspeisen und sich zu nichts in der Sache des Burenvolkes zu verpflichten. Es ist nur fraglich, wie weit die Regierung Mac Kinlcy's mit einer solchen diplomatischen Taktik bei der eigenen Nation angesichts drs wachsenden Enthusiasmus der Amerikaner für die Buren durchdringen wird, zumal ja n den Vereinigten Staaten die öffentliche Meinung den Gang der Staatspolitik weit entschiedener zu be einflussen pflegt, als dies bei uns in Europa der Fall ist. Außerdem läßt sich nicht leugnen, daß die Burendeputation in dem Manifest, das sie bei ihre Ab e.se von Rotterdam an die Amerikaner erließ, eine helltönende Saite im politischen Gemüth der Dankees g> schickt anzuschlagen wußte. Denn in der b. regten Kundgebung wird darauf hingewiesn, daß ja auch die Union, gleich den Burenstaaten, eine Republik sei, und es wird ferner daran erinnert, daß die Amerikaner sich ihre staatliche Unabhängigkeit gegenüber demselben England erkämpft hätten, welches heute die staatliche Fr iheit der Buren bedrohe. Es ist gar nicht so unmöglich, daß dieser Hinweis die Strömung im amerikanischen Volke, den bedrängten Buren irgend welche thatkräftige Hilfe zu bringen, derartig verstärkt, daß sich die Kinley'sche Regierung einem solchen ein- müthigen Willen des Volkes nicht länger zu wider setzen vermag. Dann würde es an dem Cabinet von Washington sein, geschickt die richtige Linie in seiner Politik aufzufinden, auf welcher es den Buren seine Unterstützung zu leihen vermag, ohne doch zugleich in ein verhängnißvolles Zerwürfniß mit dem Londoner Cabinet zu gerathen. * * 4- Ein Mitarbeiter des Brüsseler „Petit bleu" hat mit den Mitgliedern der Sondergesandtschaft vor ihrer Einschiffung nach den Vereinigten Staaten eine Unter redung gehabt, deren Inhalt sich also znsammenfassen läßt: Die Abordnung hat festgestellt, daß die öffent liche Meinung Europas einmüthig auf Seite der Buren steht. Tas wird dcn Muth der Buren ver doppeln. Um so erstaunter war sie, daß die Haltung der europäischen Regierungen im schroffen Gegensätze zu den Gefühlen der Völker Europas steht. Die Ab ordnung hat sich zuerst nach dem Bruderlande Holland begeben und hier hat sie sich versichert, daß gegen wärtig keine Hoffnung ans die Einmischung irgend einer europäischen Macht vorhanden ist. Sie hat da her bei keiner Macht irgend einen unmittelbaren, noch mittelbaren Schritt gethan; es hat ihr also auch keine Macht gerathen, die Waffen niederzulegen. Die Ab ordnung begiebt sich nach den Bereinigten Staaten, weil in dieser Republik alle Partei« und die öffent liche Meinung einmüthig auf der Seite der kämpfen den Buren stehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten muß diesen Gesühlen Rechnung tragen. Und, selbst wenn auch diese die Buren im Stich lassen sollten, so werden sie doch d ne Kampf bis auss Aeußerste fortsctzen. Die Engländer werden vielleicht noch S'ege davontragen, aber sie weiden uns niemals unterjochen. Deutscher Reichstag. Berlin, 15. Mai. Wurde gestern das Bau - Unsallversicherungsgcsed ganz ohne Debatte erledigt, so kain es heute bei dem SeeUnfallversicherungsgesetz wesentlich anders: die gan,e Sitzung wurde mit seiner Berathung noch ausgesüllt. Die Hauptschuld daran trugen wieder die Sozialdemokraten, die sich nicht versagen konnten, auch hier wieder eine ganze Reihe ihrer Abändcrungsanträge zur Debatte zu stellen, ohne freilich einen besseren Erfolg damit zu erzie'eu als bisher. So wollten sie die klimatischen Krankheiten als Unfälle behandelt wissen; sie wollten den Grundsatz daß bei vorsätzlicher Herbeiführung des Unfalls keinerlei Vergütung gezahlt werden soll, streichen, weil die aut hoher See häufiger vorkommenden Selbstmorde nur zu oft im Wahnsinn ausgeführt würden, d.r namentlich unter dcn Maschinisten und Kohlenziehern wegen der Hitze, in der sie arbeiten müßten, vcrhältnißmäßig ost zum Ausbruch komme; sie wollten den der Rentenfestsetzung zu Grunde zu legenden Jahresarbeitsverdienst der zur Schiffsbesatzung gehörigen Personen nach den Individual löhnen berechnet wissen, während nach der Vorlage das Elffache statt des bisher Neunfachen der vom Reichs kanzler zu normirenden Durchschnittsheuer zu Grunde gelegt werden soll; sie wollten die Befugniß, Zuwider handlungen gegen die Unfallverhütungsvorschriften mit Strafen zu belegen, außer der Beru sgenossenschaft und dem Seemannsamt auch der Polizeibehörde übertragen; sie wollten die Haftpflicht der Schiffsführer u s. w. auch bei grober Fahrlässigkeit eintreten lassen, während die Vorlage sic nur bei gerichtlich festgestelltem Vorsatz zu- läßt; sie wollten endlich von Reichswegen für jedes Schiff die Festsetzung einer Tiefladelinie und einer Be mannungsskala. Alle diese Wünsche aber, deren Be gründung eine sehr schwere Zeit kostete, fanden keinerlei Unterstützung, nur für dcn letzten Wunsch trat Raab (Antis.) lebhaft ein mit dem Hinweis darauf, daß der Kaiser die Hamburg-Anierika-Linie zur Einführung dieser sozialen Maßregel telegraphisch beglückwünscht habe; aber Graf Posadowsky meinte, daß die Reichsbehörden die Verantwortung für eine solche technische Vorschrift nicht übernehmen könnten, und so fiel auch dieser Antrag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten uno Antisemiten. Da gegen fand ein Abänderungsantrag wenigstens theilwcise Annahme. Danach ruht die Rente nicht nur währen- einer längeren Freiheitsstrafe, sondern auch dann, wenn der Berechtigte in das Ausland verzogen ist, so lange sein Aufenthalt der Seeberufsgenoffenschaft trotz von dieser angestellter Ermittelungen unbekannt bleibt, und nach einem Amendement Rösicke Dessau, dann, wenn er auf fremden Kriegsschiffen Dienste nimmt. Damit ist die 2. Lesung der Unfallversicherungsnovellen endlich er ledigt. Zu Beginn der heutigen Sitzung wurde noch kurz das Gesetz über die militärische Strasrechtsfrage in Kiautschou in zweiter Berathung gut geheißen, doch mit einem Amendement Bassermann, der die Giltigkeit des Gesetzes bis I. Januar 1906 beschränkt. Da den Sol daten in Kiautschou durch die Gleichstellung mit den Mannschaften „an Bord" die Revisionsinstanz genommen wird, trug man in allen Parteien Bedenken, ein solches Gesetz als ein dauerndes zu erlassen. Berlin, 16. Mai. Nachdem heute das Hau de» Gesetzentwurf betreffend die militärische Straf« rechtspflege im Kiautschou - Gebiete in dritter Lesung debattelos angenommen hatte, folgte die zweite Berathung der Uebersicht der Reichs-Ausgaben und -Einnahmen für das Rechnungsjahr 1898. Eine mit der Reise des Kaisers nach Jerusalem zusammenhängende Etatsüber schreitung war bekanntlich an die Rechnungskommission zurück verwiesen worden. Diese beantragt indessen die Genehmigung des Postens. Der Berichterstatter macht in ihrem Namen geltend, daß der Staatssekretär Graf Bülow den Kaiser in amtlicher Eigenschaft begleitet habe. Abg. Singer (So;) erklärt sich gegen den Antrag der Kommission. Die Konsequenz der Auffassung der Kom mission, daß der Kaiser überall, wo er sich befinde, als Vertreter des deutschen Reiches zu betrachten sei, würde es sein, daß auch seine Privatreisen vom Reiche bezahlt werden müßten. Dem stehe aber die Praxis der Ver gangenheit entgegen, und auch jetzt verlange man ja nur die Kosten für die Begleitung. Redner beanstandet auch, daß das Reich die Kosten für eine dem türkischen Minister des Auswärtigen Amtes geschenkte Dow tragen solle. Handele es sich bei diesen Dingen aber wirklich um Reichs- ausgaben, so müßten diese wenigstens in den Etat ein gestellt werden. Staatssekretär des Innern Graf Posa dowsky glaubt, der Abg. Singer fasse die Frage von einem zu engen, so zu sagen privaten Gesichtspunkte auf. Schon die Beamten in höheren Stellen könnten, wenn sie auf Urlaub seien, den Zusammenhang mit ihrem Amte nicht völlig lösen Gulatis mutanckis gelte dies in er höhtem Maße von einem Monarchen, zumal von dem Monarchen eines großen Staates, eines Bundesstaates, wie daS deutsche Reich sei. Die Geschäfte des Monarchen ruhen nie, er habe immer Entschlüsse zu fassen. Befehle zu unterzeichnen u. s. w, auch im Auslande, sonst könne er seine Verantwortlichkeit nicht tragen. Um dcn Zu- sammenhang mit den Aemtern in der Heimat aufrecht zu eihalten, müsse er in seiner Begleitung einen militärischen und Yvilen Generalstab haben, der di.' Entschließungen dcs Monarchen ven zuständigen Stellen mittheile. Diese Begleitung des Monarchen sei eine sachliche Nothwensig« keit, um i"m die Erfüllung seiner Regentenpflichten zu ermöglichen. Liegen die Dinge aber so. dann seien die Ausgaben nicht Privatausgaben der Schatulle des Kaisers, sondern Reichsausgaben, die vom Reiche getragen werden müßten. Wenn der Abg. Singer ferner über ein Ge schenk gesprochen habe, das dem türkischen Minister dcs Auswärtigen gespendet worden ist, so hätte der Staats- sektretär gewünscht, diese an sich belanglose Angelegenheit wäre lieber gar nicht erwähnt worden. Ein derartiges Geschenk sei nicht ein Privatgeschenk, sondern eine öffent- lich-rechtliche Auszeichnung, die der Monarch einem ver dienten Staatsmann des Auslandes ertheilt habe. Im übrigen bestehe in dieser Beziehung eine lan.jährige Praxis, wie sich der Abg. Singer leicht überzeugen könne. Wenn dieser in solchen Fällen eine Etatisirung der Aus- gaben verlange, so sei diese schwer durchzuführen, weil sie meistenthcils ja nicht vorauszusehen seien. Unter dein Beifall der Mehrheit des Hauses schließt der Staats sekretär mit dem Hinweise, daß der König von Preußen eS als ein nobile oktieium betrachte, die sehr beträcht lichen Repräsentationskosten, die er als Kaiser für das Reich auswenden müsse, aus seiner Privatschatulle zu decken. Abg. Schwarze-Lippstadt (Etc.) bedauert, daß Singer in einer solchen Weise die Dinge aufgerührt habe. Seit 1870 sei n jederzeit solche nothwendige Repräsentationsausgaben auf das Reich übernommen worden. (Sehr richtig.) Abg. Singer (Soz.) bleibt dabei, daß die Uebernahme solcher Ausgaben auf das Re ch unberechtigt sei. Abg. Schwarze (Ctr.) erinnert an die analogen Ausgaben bei der nordischen u:.d Englandreise des Kaisers. Früher habe Singer dies alles nie bemängelt. Abg. Gröber (Ctr.) hält dem Abg. Singer die B.rsassungSbestimmungen vor, wonach dem Präsidium, also dem Kaiser die völkerrechtliche Vertretung des Reiches zustehe. Daraus ergebe sich auch, daß das Reich die dadurch erwachsenden Kosten zu tragen habe. Abg. Singer bestreitet, daß die Je rusalemreise einen politischen Charakter gehabt habe. Abg. v. Levetzow (kons.): Die etatrechtliche Frage ist durch den Reichstag längst entschieden. Alle solche Ausgaben sind stets seitens der RechnungSkommijfiou unbeanstandet geblieben und vom Reichstage geneh-