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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000508
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-08
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.05.1900
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sondern auch mit Sprenggranaten aus- 5. Mai. Heute Nachmittag empfing den Minister Gob-chowski in Audienz, von Sachsen traf bald nach 5 Uhr au^ des S british Oester ihren toren sagt: könig von und 5 zu bri mit Shrapnels, rüsten müßen. Berlin, Kaiser Wilhelm — Der König Schließlich werden fämm nche Anträge einstimmig angenommen. Weiter nahm die Kammer das die gemeinsamen Ausbau, im gemeinsamen Ertragen von Freud und Leid zwischen Herrscher und Volk, hat sich Unser schen 2 Kampf, Infante Feind I als de Englün Buren § einige monstro Verstärk V schen B dem Fe Haber Haup mußt« auf d Wind Rober Auf d einen Straß ist Lo und d ist. i und i Flügel Roberi Wider' nördlil glaubt, armee L Oranje Bild: sich et und et feits wl liegt, der B> gegen ! Straße bei Brc Stellur Karre U fchaupl L Freitag unserer Unzwei beiden gemach mit se besetzen Ankuns Eile, f Verlust zerschm B gestern sind ei Bach Bahnli hergest« L aus L Hamilt mit bei L' wird ai Brigade Hunter sorton. und zie beschieß L graphir vom N andern den Fei ohne d beritten Feinde- Hamilt Kolonn an, we Die B mit dei Stellun L Meldur mit: ! erfolgte wehrfer aus, dc Wahrer zweier Bewege der 1L verhind vertrieb Stellun Marine Black 8 über d< gade 8 Rindan lisch- 2 marschig nach de wurde der Gruß erwidert-, auf gleiche Weise wurden die in der Nähe stehenden beiden Schwadronen des Leib- Garde-HusarenregimentS von dem hohen Gaste begrüßt. Nachdem Generalmajor von Schmidt den Rapport erstattet und den Gefechtsplan entwickelt hatte, fiel um 9^ Uhr ver erste Schuß. — Im Gefecht standen: 6 Batterien der Schießschule, je ein Bataillon des 1. Garde-Regi- ments und des Franz-Regiments, ein kombinirtes Bataillon, bestehend aus je 1 Compagnie der Garde-Schützen, -Jäger und -Pioniere und 2 Schwadronen Leibgardehusaren, alle Abtheilungen in Kriegsstärke. Die Uebung war gedacht als Begegnungsgefecht, 2 Heereskörper stießen von Nordost und Südost aufeinander. Das Gefecht endete mit der Vertreibung des Feindes aus dem Zieldorf, worauf sich die Truppen zur Parade sammelten. An dem Frühstück, welches sich an die Parade anschloß, nahmen auch die Herren des Gefolges theil; die Taiel war in Hufeisen form gedeckt. Neben dem Kaiser Franz Josef zur Rechten saß der Kronprinz, zur Linken Prinz Heinrich, ihm gegen über Kaiser Wilhelm, Es wurde gegen 2 Uhr mit dem Hofzuze die Rückfahrt nach Berlin angetreten. Der „L A." berichtet: In artilleristischer Beziehung hatte die Uebung den Zweck, dem Gaste des Kaisers das neue Geschützmaterial vorzuführen. Es ist nämlich von jeher das Bestreben gewesen, unsere Feldartillerie mit einem sogenannten „Einheitsgeschoß" auszurüsten, d. h. mit einem Geschoß, durch welches die genannte Truppe im Stande ist, alle ihr zufallenden Aufgaben zu erfüllen. Es ist auch schließlich gelungen, ein Geschoß (Shrapnel) zu construiren, welches in vielen Beziehungen den ge stellten Anforderungen entspricht; um aber den Feind hinter hohen Deckungen zu faßen, reicht es immer noch nicht aus. Deshalb hat man die Batterien nicht nur Mission entsandten Vertreter fremder Souveräne, d-elHaus emporgearbcitet, getragen durch das Bewußtsein der Mitglieder des Bundesralhs, die fremdherrlichen O fi-I von Gott ihnen gestellten Aufgaben, haben Meine Vor ziere, die hier eingetroffenen Deputationen fremder'fahren die Grundlagen gelegt. Dieses Bewußtsein einer dem Bahnhof Friedrichstraße ein und wurde vom Kaiser, dem Prinzei« Heinrich und Friedrich Heinrich von Preu ßen empfangen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef speisten heute Abend bei dem Officiercorps des Kaiser Franzregiments. Ferner waren anwesend die Generalität, Graf Goluchowski, Graf Bülow und der österreichisch- ungarische Botschafter von Szögyeny. In seinem Trinkspruch führte Kaiser Wilhelm Folgendes ans: „Das Erscheinen Ew. Majestät in der Hauptstadt des Deutschen Reiches hat alle deutschen Herzen mit Freude und Jubel erfüllt. Ein Zeichen dafür war der Empfang, den Meine lieben Berliner Ew. Majestät bereitet haben, ein Empfang, der auch Mich mit hoher Freude und Genugthuung erfüllt. Wenn ich Ew. Majestät auch an dieser Stelle danke, daß Sie zu uns gekommen, so knüpfe ich daran zu gleich den Dank für alle dem Kaiser Franz-Regimeni erwiesene Huld und Gnad und Ich hoffe, daß die Truppe dieser Auszeichnung stets sich würdig erzeigen wird. Aber nicht nur von Ihrem Regiment, sondern von der ganzen Armee wird dieser Tag als ein Ehren tag betrachtet werden, und so wird auch von den Gestaden der Ost- und Nordsee bis zum Wasgau der Ruf freudigen Widerhall finden: Se. Majestät der Kaiser Franz Josef, er lebe hoch, hoch hoch!" Die österreichische Nationalhymne wurde gespielt. Nachdem sie verklungen war, erhob sich Kaiser Franz Joses zur Erwiderung. „Ich freue Mich", so etwa sagte der Monarch, „daß es Mir seit langer Zeit wiederum vergönnt gewesen ist, mit Meinem Regiment beisammen zu sein. Ich danke dem Regiment für die große An hänglichkeit, die es in den fünfzig Jahren, da Ich ihm angehöre, Mir stets entgegengebrachl Hai. Ich habe von Sr. Majestät viel des Rühmensiverthen gehört über die allezeit tüchtige Haltung des Regiments, und cs hat dies zu hören Mich freudigst berührt. Ich erhebe Mein Glas und leere es auf das Wohl Ihres obersten Kriegsherrn. Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. hoch, hoch, hoch!" Nachdem die Tafel aufgehoben war, hielten beide Monarchen Cercle, wobei Kaiser- Franz Josef viele Offiziere durch Ansprachen aus zeichnete. Eine große Zahl der Herren trug die Dekorationen, die ihnen der Kaiserliche Chef bereits verliehen hatte. Es waren etwa dreißig Offiziere aus gezeichnet worden. Als Kaiser Franz Josef aus dem Kreise der Offiziere schied, sagte er: „Ich hoffe, meine Herren, Sie wieder zu sehen. Ich hoffe es!" In dem rcichgeschmückten Opernhause fand Abends Galaoper statt, welcher Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Josef, sowie die übrigen Fürstlichkeiten in der Hofloge beiwohnten. Nach der pantomimischen Darstellung der Schlußszene aus Lauffs „Burggraf" wurde die öster reichische Nationalhymne intonirt, welche die glänzende Festversammlung stehend anhörte. Hierauf folgte Aubers „Ehernes Pferd". Berlin, 6. Mai. Die heutige Feier der Groß- jährigkeitserklürung des Kronprinzen war vom wun derschönsten Maienwetter begünstigt. Die festlich ge stimmten Berliner und zahlreiche Fremde waren früh auf den Beinen, um von dem glänzenden Schauspiel so viel als angängig zu genießen. Schon in frühester Mvrgenstunde entwickelte sich in der Umgebung des königlichen Schlosses, auf welchem auch heute die österreichische und die deutsche Kaiser-Standarte flatter ten, jenes bewegte Bild, das die großen Hoffeste kennzeichnet, zumal eine größere Anzahl von Em pfängen angesetzt war. Im Schloßhof selbst führte die Kapelle der Garde-Kürassiere eine Morgenmusik aus. Die Leib-Kompagnie des 1. Garde-Regimentes rückte mit Fahne und Musik ein, und die Mannschaften unserer glänzendsten Truppen, Kcongarde, der Gardes du Corps, der Leibgarde der Kaiserin trafen ein. Glockengeläute kündete den Beginn des feierlichen Gottesdienstes in der Schloßkapelle an, in der sich in zwischen die geladenen Herrschaften versammelt hatten. Am Altar hatte die Geistlichkeit Platz genommen, seit lich vor demselben stand ein Fahnenträger des 1. Garde-RegimenteS mit der alten ruhmreichen Fahne des 1. Bataillons, daneben 2 Offiziere. Rings in den Nischen standen die Mannschaften der Leib-Kompagnie mit Gewehren bei Fuß, dar Haupt mit der Blech mütze bedeckt. Links vor dem Attar eine große Gruppe gold- und silberschimmernder Civil- und Miliiäruni- formen, malerischer und kostbarer Trachten: das diplo matische Corps, an seiner Spitze der Reichskanzler, die Botschafter (zunächst der italienische und der öfter- reichische) und Gesandten, ferner die in besonderer von Gott gestellten Aufgabe erfüllte einen jeden Mo narchen und Fürsten, ebenso wie Uns. Ich erhebe Mein Glas auf das Wohl der Majestäten, auf das Wohl der Souveräne, wie aller der treuen Vettern und Oheime, vie heute anwesend sind, mit dem Wunsche, daß auch Ihnen in Ihrer Arbeit ein Jedes an seinem Theil die Genugthuung zutheil »erden möge, das Empfinden zu besitzen, daß Ihr Volk und Ihr Vaterland Ihnen Ihre Arbeit so danke, wie Mir das Meinige. Ich trinke auf das Wohl der hier anwesenden und vertretenen Sou veräne und Fürsten." Kaiser Franz Josef antwortete folgendes: „In dem Ich mein Glas auf das Wohl des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, meines lieben Pathenkindes erhebe, welcher heut die Schwelle der Großjährigkeit über schreitet, drängt es mich, zunächst seinen mir teuren Eltern zu diesem Freudentage die innigsten Glück wünsche auszusprechen. Möge das Walten der Eltern liebe dem edle i Prinzen lange erhalten bleiben, möge er die reichen Gaben seiner jungen Kraft glücklich entwickeln und in ernster Arbeit, aber mit frischem Muth und Gottvertrauen sich heranbilden für den schweren und hohen Beruf, der seiner harrt. Ich bin hoch erfreut, ihn beim Eintritt in das öffentliche Leben hier begrüßen zu können und sehe hierin ein glück liches Vorzeichen dafür, daß die Einigkeit und Treue der Vorfahren nachleben wird in den kommenden Geschlechtern. Gott segne und schütze den Kronprinzen." Die Musik spielte die preußische Hymne. Kaiser Franz Josef reiste heut Abend 10 Uhr vom Potsdamer Bahnhof nach Wien ab. Zur Verab schiedung waren erschienen: Kaiser Wilhelm, der Kronprinz, die Prinzen Heinrich und Albrecht, der Erbprinz von Hohsnzollern und der österreichische Botschafter mit dem Personal der Botschaft. Die Verabschiedung war überaus herzlich. Die Majestäten umarmten und küßten sich drei Mal, Kaiser Franz Josef bestieg den Salonwagen, trat aber bald darauf auf die Plattform hinaus und unterhielt sich mit Kaiser Wilhelm bis zur Abfahrt. Dann schüttelten die Monarchen sich die Hand und der Zug setzte sich unter Hoch- und Elzenrufen der zahlreichen An wesenden in Bewegung. Nach der Abfahrt des Zuges begrüßte der Kaiser mehrere der zur Verabschiedung erschienenen Offiziere. Berlin, 7. Mai. Se. Majestät der König von Sachsen ließ sich gestern Vormittag um 10 Uhr im Königlichen Schlosse durch den ersten Vicepräsidenten des Reichstages Or. v. Frege die hier anwesenden sächsischen Reichstagsabgeordneten vorstellen. Seine Majestät sprach sich sehr erfreut über die festlichen Tage aus und über die große Bedeutung dieser Fest tage für die friedlichen Entwickelung und begrüßte am Schluß der Audienz insbesondere noch diejenigen Herren, welche zugleich Mitglieder des sächsischen Landtages sind, dessen Schluß in den nächsten Tagen bevorsteht. Wien, 5. Mai. Die „Deutsche Zeitung" sagt: „Die gestern in Berlin ausgebrachten Trinksprüche werden in den Herzen aller aufrichtigen Freunde deS Dreibundes freudigen Widerhall erwecken. Kaiser Wilhelm that recht, wenn er betonte, daß dieser Bund nicht nur eine Uebereinkunft der Gedanken der Fürsten ist, sondern sich tief eingelebt hat in der Ueberzeugung der Völker." — Das „Deutsche Volksblatt" erklärt: „Die Trinksprüche verleihen der Zusammenkunft der beiden Monarchen eine ungewöhnlich große politische Bedeutung." — Das „Fremdenblatt" sagt, Kaiser Wilhelm habe Worte gefunden, die fo glänzend und so charakteristisch seien, daß sie noch lange nachhallen werden als Erinnerung an den gestrigen Tag. Kaiser Wilhelm habe nicht nur im eigenen Namen, sondern auch im Namen des deutschen Volkes gesprochen, das sich keinen beredteren Wortführer wünschen könne. Gestern sei der Jubeltag des Dreibundes gefeiert worden. Das „Neue Wiener Tageblatt" schreibt, die Trinksprüche seien im größten Styl gehaltene Kund gebungen für die Freundschaft der Fürsten und den Bund der Staaten. Das Blatt hebt hervor, die Aus zeichnung der Grafen Bülow und Goluchowsky be weise, wre sehr man in Berlin die Jmentionen, von denen die österreichisch-ungarische Politik beseelt ist, zu schätzen und zu würdigen wisse. — Die „Neue Freie Presse" meint, die Trinksprüche könnten an Herzlichkeit und Wärme nicht Überboten werden. Es sei in ihnen ein hinreißender Ton von Freude und Freundschaft. Die Trinksprüche feien erneute Gelöb nisse auf den Dreibund. Noch niemals habe sich der Dreibund vor der Welt so enthusiastisch präsentirt. Die Berliner Festtage werden unvergeßlich bleiben als Merksteine in der Geschichte der Entwickelung deS imposantesten Friedensbündnisses, das jemals existirte. — Das „Vaterland" sagt, die Berliner Kaiser-Fest tage seien eine seltene Bestätigung des Dreibundes. Aus Budapest wird telegraphirt: In einem Artikel über die Trinksprüche des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Franz Josef schreibt der Pester Lloyd: Herzlicher und inniger als in diesen beiden Toasten konnte das intime Verhältniß der erlauchten Souveräne nicht zum Ausdruck kommen. Aber bedeutsamer konnte auch die Natur des Bündnisses nicht gekennzeichnet werden, wel ches seinesgleichen in der Geschichte der europäischen Staaten nicht hatte. Der überaus glänzende Empfang, der unserem Monarchen von der Berliner Bürgerschaft bereitet worden, verstärkt noch den Eindruck der kaiser lichen Worte. — Das Budapester Tageblatt schreibt: Besondere politische Tragweite erhielten die Toaste durch die aufrichtige Wärme und Herzlichkeit, mit welcher beide Monarchen ihres abwesenden Verbündeten, des Königs von Italien, gedachten,^dadurch gleichsam die Unerschütter lichleit ihres Bundes manifestirend. — Das Neue Pester Journal sagt: Die Worte Kaiser Wilhelm« waren von überquellender Liebe und Verehrung für unseren greisen Monarchen durchweht, sie zeugten von einer Innigkeit und Ueberzeugungstiefe, welche auf einer erfreulichen Er fahrung von Jahrzehnten basirt. Wie vor vier Jahren der denkwürdige Ofener Trinkspruch Kaiser Wilhelms, so wird auch die heutige Tischrede des deutschen Herrschers vom ungarischen Volke bejubelt werden. LtMdo», 5. Mai. „Morningpost" schreibt: Deutschlands Freunde nehmen herzlichen Antheil an Deutschlands Glück. Großbritannien und Deutschland sind durch Bande gemeinsamen Interesses verbunden. Wir vertrauen, daß die Mission des Herzogs von Dork beitragen wird, diese Bande auch in der nächsten Gene ration festzuknüpfen. — Die „Times" schreiben: Es ist besonders erfreulich, daß der Besuch des Herzogs von Dork in Berlin zusammenfällt mit einer Freundlichkeit Die Festtage in Berlin. Berlin, 5. Mai. Der Kaiser von Oesterreich ließ dem Oberbürger meister Kirschner 15,000 M. für die Armen und 10,000 M. für die Hospitäler Berlins überweisen. Bei dem Ordensregen, der sich über die Hofschranzen ergossen, wurde auch der Oberbürgermeister bedacht, welcher das Eomthurkreuz des Franz-Josefordens erhielt. Die Damen Kirschner, Knoblauch und Jacobi, welche Sr. Majestät beim Empfang am Pariser Platz Blumen überreicht hatten, erhielten kostbare Geschenke. Der Kaiser verlieh dem österreichisch-ungarischen Mi nister des Auswärtigen Grafen Goluchowski die Bril lanten zum Schwarzen Adlerorden. — Der „Reichs, anzeigcr" theilt mit: „Die Kaiserin Friedrich mußte die Absicht, zur Feier der Großjährigkeitserklärung des Kron prinzen nach Berlin zu kommen, wieder aufgeben, da ihre Gesundheit noch der Schonung bedarf." Jüterbog, b. Mai. Der Hofzug mit Kaiser Wil helm und Kaiser Franz Josef, den übrigen Fürstlichkeiten und dem Gefolge der beiden Kaiser lief heute Morgen hier ein. Kaiser Franz Josef hatte die Uniform seines Franzregiments angelegt; nur Generalmajor von Schmidt, Leiter der Schießübung und Oberstleutnant Kettenbeck, Commandeur der Schießschule, waren auf dem Bahnhofe erschienen. Die beiden Kaiser nebst glänzendem Gefolge bestiegen sofort ihre Pferde und ritten, von der Einwohner schaft Jüterbogs und benachbarter Ortschaften und den Spalier bildenden Schulen lebhaft begrüßt, nach dem Schießplatz. Die zur Uebung befohlenen Truppen standen bereits um 8 Uhr südlich der Chaussee Jüterbog-Damm in Marschkolonnen, die Fußtruppen in feldmarschmäßiger Ausrüstung ohne Tornister. Kaiser Franz Josef begrüßte das dicht am Wege stehende kriegsstarke Bataillon des Franz-Regiments mit einem „Guten Morgen, Franzer" und mit einem kräftigen „Guten Morgen, Majestät", und deutscher Regimenter. Gegenüber saßen die Ritter o s schwarzen Adler-Ordens, darunt r Minister Graf Goluchowski; weiter die Generäle und Admiräle, die Minister und der hohe Adel, die KabinetSchefs, die Umgebungen und Gefolge der Allerhöchsten und Höch sten Herrschaften, die Damen der Höfe, die Präsidien der Parlamente, die Räthe und Kommandeure. Unter großem Bortritt der sämmtlichen Hofchargen und während der Domchor zum Psalm 111 einsetzte, betraten die Majestäten und Fürstlichkeiten den Saal. Der Kaiser und der Kronprinz trugen die Uni form des 1. Garde-Regiments, ebenso die anderen Prinzensöhne, nur Prinz Adalbert trug Marineuniform. Der Kaiser von Oestereich und der König von Sachsen trugen die Uniform ihres preußischen Regiments mit den Abzeichen als Generalfeldmarschall. Alle hatten da? Band des Ordens vom Schwarzen Adler arge- legt, auch die Kaiserin, die eine schwarze mit Schmelz besetzte Robe trug. Nach dem Gemeindegesang „Lobe den Herrn" sprach Schloßpfarrer Oberhofprediger O. Dryander über die vom Kaiser bestimmten Bibelworte „Sei fest und sei ein Mann und wahre der Hut des Herrn deines Gottes, daß du wandelst in feinen Wegen, auf daß du klug seiest in Allem was du thust und wo du dich hinwendest". Es folgte Chorgesang und Gebet und Sezen. Dann setzte Gemeinde und Chor unter Begleitung des Bläserchors mit dem nie derländischen Dankgebet ein, die Posaunen schmetterten und die Paukenwirbel dröhnten durch das Gotteshaus. Nun folgte die Vereidigung des Kronprinzen. Oberst von Plettenberg vom 1. Garde-Regiment trat mit der Fahne seines ersten Bataillons vor den Attar und senkte dieselbe. Neben ihn trat der kommandierende General v. Bock und Polach und die Generale von Kessel und von Moltke. Der Kaiser trat hinzu und der Kronprinz erhob die rechte entblößte Hand zum Eid, indem er die linke auf die Fahne legte. General adjutant v. Plessen sprach den Fahneneid vor und der Kronprinz sprach ihn mit lauter St'mme nach. Dann reichte dec Kaiser seinem Sohne die Hand und küßte ihn zweimal auf die Wangen. Der Kronprinz küßte ßinem Kaiserlichen Vater die Hand. Während nun die Musik mit den wuchtigen Klängen des alten Liedes „Wilhelmus von Nassauen" einsetzte und vom Lust garten herauf Salutschüsse donnerten, schritten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften zum Weißen Saal hinüber zur Gratulationscour bei Ihren Maje stäten und Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit dem Kronprinzen. Zu den offenen Fenstern fluthete das volle Sonnenlicht hinein. Vor den Stufen des Throns, dessen Himmel Federn in deutschen Farben zierten, stand der Kronprinz zwischen dem Kaiser und der Kaiserin. Zar Rechten des Thrones nahmen die an wesenden Fürsten und Prinzen Aufstellung, nur der Kaiser von Oesterreich und der König von Sachsen hatten sich zurückgezogen. Links standen die Prin zessinnen und die beiden jüngsten Kaiserlichen Kinder, gegenüber dem Thron der große Vortritt, das Pagen korps und die Schloßgarde mit der Fahne und der Flügeladjutant Major vonBerg, der in Friedericianischer Tracht den langen Sponton hielt. Unter den Klängen der Musik begann die cour. Durch Händedruck seitens des Kaiserpaares und des Kronprinzen wurden u. A. der Reichskanzler, Graf Bülow, Graf Waldersec und Oberhofprediger Dryander ausgezeichnet. Mit dem Rei^stagspräsidenten Grafen Ballestrem wechselte der Kaiser kurze Worte. Air der Cour nahmen auch die fremden und deutschen Regimentsdeputationen Theil. Unter präsentirtein Gewehr der Schloßgarde verließ der Hof den Weißen Saal, indem der Kronprinz die Kaiserin und der Kaiser die Großherzogin von Baden führte. Unmittelbar darauf wurden die Botschafter und die anderen Chefs der hier akkredidirten Missionen im Marinesaal, die stimmführenden Bevollmächtigten zum Bundesrath im Königinnengemach, die aktiven StaatS- minister in der rochen Sammetkammer, die engeren Vorstände des Reichstages und der beiden Häuser des Landtages in der Schwarzen Adlerkammer vor gestellt. Im Weißen Saale des Königlichen Schlosses fand abends 7 Uhr ein Galadiner statt, dessen prunk volle Herrichtung und Theilnehmerzahl der hohen Bedeutung des Festes entsprach. Unter den Klängen der Musik betraten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften den Saal. Kaifer Franz Josef führte die Kaiserin, der Kaiser schritt allein, König Albert von Sachsen führte die Prinzessin Heinrich, der Kronprinz die Großherzogin von Baden und der Großherzog von Baden die Erbprinzessin von Sachsen Meiningen. Hierauf folgten die übrigen Fürstlichkeiten und die glänzende Schaar der auswärtigen und deutschen Würdenträger. Im Laufe des Mahles brachten beide Kaiser Trinkkprüche aus. Später > hielten Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef in der Bildergallerie Cercle. Die nach dem Lustgarten gelegenen Fenster waren geöffnet, damit die Jllumi- , Nation besser gesehen werden konnte. ' Nach der Begrüßung der Allerhöchsten, Höchsten und Durchlauchten Gäste, sprach Kaiser Wilhelm folgen- ' des: „Es ist ein tief bewegtes Vaterherz, welches in diesem Augenblick zu Euch spricht und von tiefstem Dank - durchzogen bittet, daß Ihr oder Eure Souveräne meinen - herzlichsten Dank entgegen nehmen wollt, dafür, daß Ihr . alle hierher gekommen seit, um mit heutigem Tage mit Uns dieses Fest zu feiern. Euer Majestäten Erscheinen i und die Entsendung so vieler Vettern seitens der europäi schen Souveräne, hat aus einem einfachen Familienfest einen welthistorischen Moment erster Größe geschaffen. Ich wage nicht, diese Huldigung als Mir geltend anzu nehmen, aber Ich glaube, daraus schließen zu dürfen daß durch diese gemeinsame Feier mit Uns am heutigen Tage allH Staaten Eropas anerkennen, daß das Deutsche Reich und Preußen vermöge der Politik, die Wir geführt haben, imstande ist, mit Jedermann in gutem Frieden und in Freundschaft zu leben. Ich möchte aber auch fernerhin darin den Ausdruck finden der gemeinsamen Banden die alle Herrscherhäuser Europas umschließen und die auf derselben Grundlage beruhen, auf der Unser Haus auf gebaut ist: auf der Tradition. Worin diese besteht, das ' ist heute schon in der Kirche gesagt worden, in eifriger, - ernster Arbeit für das Volk und das Vaterland. Im Etats in Berathung. Die Deputation beantragt die Einnahmen nach der Vorlage, die Ausgaben unter Streichung von 41,400 Mk. für 6 BauamtSarchitekten- und 6 Bauamtsassistenten-Stellen, unter Wegfall aller Aufrückungsfristen und Beträge zu genehmigen. Hierzu spricht Abg. Uhlmann Stollberg: Eine derartige starke Forderung der Vermehrung von Beamten im Hoch- baufach fei bisher noch nicht vorgekommen. Er halte es deshalb für angezeigt, daß der Staat bei reger Privatbauthätigkeit nicht zu gleicher Zeit eine größere Zahl großer Staatsbauten vornehme; er meine viel- mehr, daß es recht wohl möglich fein werde, solche Bauten auf verschiedene Period:« hinaus vorzusehen. So viele Bauten auf einmal feien für das kleine Sachsen des Guten zuviel und daß diese einen Ein fluß auf das Baufach im Allgemeinen ausüben müssen, sei selbstverständlich. Die Regierung möchte nur da mit Vermehrung der Beamten vorgehen, wo es unbe dingt nothwendig sei. Nach dem Schlußwort des Berichterstatters beschließt das Haus antragsgemäß. — Weiter berichtet Abg. Steiger über Titel 22 des außerordentlichen Etats, Umbau und Erweiterung der Sammlungsräume im Johanneum unter Verwendung der den Zwecken der Königl. Wagenhaltung dienenden Räume und Neubau eines Wagenhauses mit Wohn ungen für diese Zwecke, sowie eines Requisitenhauses für die Hoftbeater betreffend, und beantragt unter Abstrich von 1,267,600 Mark für Umbau des Johan- neums zur Erbauung eines Theater-Requisitenhouser im Kleinen Ostrageheg^ 182,400 Mark zu bewilligen. Die Regierung wird weiterhin ersucht, womöglich dem nächsten Landtage einen Gesammtplan über zukünftige Unterbringung der Sammlungen vorzulegen. Staats minister v. Watzdorf bedauert die erheblichen Abstriche, die Kammer beschließt aber nach dem Anträge der Deputation. Hierauf folgte die Schlußberathung über den wegen Erhöhung der Tagegelder der Mitglieder der evangelisch-lutherischen Landessynode von der Ersten Kammer gefaßten Beschluß. Die Deputation bean tragte, dem Beschlusse der Ersten Kammer in folgen der Fassung beizutreten: „die Staatsregierung zu er mächtigen, auf Antrag der Synode den Diätensatz von 3 Thalern auf 12 Mk. schon für die Tagung der 7. ordentlichen Landessynode zu erhöhen und eine dem entsprechende Vorlage dem nächsten Landtage zugehen zu lassen; zugleich aber die Staatsregierung zu er suchen, dem nächsten Landtage Gesetzentwürfe zur ver fassungsmäßigen Beschlußfassung vorzulegen, welche unter Aufhebung der entgegenstehenden Bestimmung in 8 120 der Verfassungsurkunde den Ständemitglie dern, die an dem Orte, wo der Landtag gehalten wird, wesentlich wohnen, den Bezug der Hälfte der in 8 38 der Landtagsordnung festgesetzten Tagegelder zubilligen. Die Abstimmung ergiebt die Annahme des Deputa tionsantrages. ES folgt weiter die Schlußberathung über den Antrag Schill, Schober und Genossen aus Abänderung der Revidirten Städte- bezw. Landge meinde-Ordnung. Die Gesetzgebungsdeputation bean tragt 1. die Staatsregierung um Vorlegung eines Gesetzentwurfs zu ersuchen, durch welchen die Bestimm ungen der Revidirten Städteordnung und der Revi dirten Landgemeinde-Ordnung in der Weise abgeändert werden, daß a) während des Schwebens einer Unter suchung wegen eines Verbrechens oder Vergehens, das nach dem Strafgesetzbuch die Entziehung der Ehren rechte zur Folge haben kann oder muß und während der Dauer einer Suspension von einem öffentlichen Amte das Ehrenamt nur zu ruhen habe; b) im Falle der Verbüßung einer Freiheitsstrafe das Gemeinde collegium, welchem der Bestrafte angehört, darüber Entschließung zu fassen habe, ob derfelbe in diesem Collegium zu verbleiben oder auszuscheiden habe; c) sowohl dem Betheiligten wie der Minderheit des Col legiums gegen die nach b) gefaßte Entschließung das Rechtsmittel der Beschwerde eingeräumt werde. 2. die Erste Kammer zum Beitritt zu diesem Beschlusse ein zuladen. In der kurzen Debatte richtete Abg. Fräß- dorf-Mickten an die Regierung das Ersuchen, wenn die beiden Gemeindewahlgesetze revidirt werden würden, möge sie darauf Rücksicht nehmen, daß auch die minder bemittelten Klassen möglichst in den Gemeinde-Ver tretungen Platz finden können. Die Sozialdemokraten verlangten auch für die Gemeindewahlen das gleiche, geheime und direkte Wahlrecht. Zum Schluß berichtet Abg. Kluge über einige Etats-Titel.
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