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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 02.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-02
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 02.05.1900
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Aus Anlaß der also am von zur gewählt worden; dir nationalliberale Partei hat diesen Wahlkreis mit Leichtigkeit behauptet. Berliner Blättern wird aus Kiel berichtet, Audorfer See bei Rendsburg soll, wie verlautet, ist, Unterstützungen gewährt werden. HandelSminister Mille and legte dar, welche Maßregeln für die Sicher heit in der Ausstellung getroffen seien. Die Com- missare hätten sich von der Solidität aller Gebäude überzeugt und für Alles Sorge getragen, was die Sicherheit des Verkehrs erfordere. Die Fußgänger brücke, welche gestern in der Ausstellung eingestürzt ist, befand sich außerhalb des Gebiets der Ausstellung und war von diesem durch eine Einfriedigung getrennt. Ihre Errichtung hatte kraft der Ermächtigung des städtischen Wegeamtes zu geschehen) sie diente dazu, das MarSfeld mit dem Himmelskugel-Panorama zeit weilig zu verbinden, einer Schaustellung, die auf einem der Westbahn gehörigen Grundstücke für die Dauer einiger Jahre errichtet worden ist. Die Verwaltung der Ausstellung hatte unter diesen Umständen über den Bau einer außerhalb der Grenze ihres Amts bereiches gelegenen Brücke keine Aufsicht auszuüben. Amerika. Dreitausend Angestellte der New Aorker Central bahn in Buffalo sind wegen Lohnfragen in den Aus stand getreten. Weitere Streiks großen Umfanges werden befürchtet, falls die Verwaltung nicht noch heute nachgiebt. Washington, 26. April. (Reuter-Meldung.) Der amerikanische Geschäftsträger in Konstantinopel überreichte am 14. dec Pforte eine Note, in der ge mäß der vom Staatsdepartement ertheilten Anweisung mit Entschiedenheit auf Zahlung der geforderten Ent- chädigung gedrungen wird. Diese Note ist kein Ulti matum, sie entspricht vielmehr dem Entschluß des Staatsdepartements, alle friedlichen und der Sachlage gemäßen Mittel zur Erledigung der Frage zu erschöpfen. Washington, 1. Mai. „Dmly Mail" meldet aus Lissabon: Ein Freiwilligenkorps wird hier augen blicklich gebildet, das Dienste bei den Buren nehmen wird. Kimberley, 30. April. Eine etwa 200 Mann starke Bnrenabtheilung hat Windsorton besetzt. Amsterdam, 30. April. Dem heute Abend von der Abordnung der Burenrepubliken verunstalteten Empfange wohnten sehr zahlreiche Persönlichkeiten aus allen Theilen der Bevölkerung bei, darunter der Bürgermeister, die Civilbehörden und mehrere Lor- porationen. Es wurden von den Mitgliedern der Abordnung keinerlei Reden gehalten. Morgen Abend wird eine Versammlung abgehalten werden, welche der Abordnung ihre Sympathien ausdrücken wird. Die Deputation wud zugegen sein. London, 1. Mai. Die Morgenblätter ver- öffentlichen ein Telegramm aus Kapstadt, wonach gestern wieder ein Gefangener erschossen wurde, welcher aus dem Lager der Gefangenen bei Greenpuit zu entweichen suchte. London, 1- Mai. Wie den „Times" au- Blumfontein vom 29. April gemeldet wird, ist dort eine englandseindliche Bereinigung entdeckt worden, welche zahlreiche Mitglieder hat und mit dem Feinde in Verbindung stand, auch demselben unter heimlicher Mitwirkung benachbarter Farmer Waffen lieferte. Eingehende Jnformationeu über die Bewegungen der Engländer wurden den Buren durch Taubenpost und reitende Boten gegeben. Jetzt darf Niemand die Stadt betreten oder verlassen. Loudon, 30. April. Aus Thabanchu wurde Sonntag Abend telegraphier: Der Feind hat sich nicht weit zurückgezogen. Die Buren stehen noch in ansehnlicher Zahl im Norden und Osten, ihre Flanken sind durch Artillerie gedeckt. Den größten Theil deS heutigen Tages über beschossen die Engländer die Burenlinien, während die berittene Artillerie vorrückte. General Dewet machte einen Versuch, unseren Flügel zu umgehen, aber die Cavallerie vereitelte ihn. General French führt hier den Oberbefehl. Der heutige Ministerrath beschädigte sich mit dem Unglücksfalle. Der Ministerpräsident ordnete eine Untersuchung über die Ursache des Unglücks an. Den durch den Unfall Betroffenen werden, falls eS nöthig von 10,000 Mark, welche zur Renovation derselben ver wandt werden sollen Vorige Ostern hatte auch Herr Hans Edler von Querfurth dieselbe Summe aus gleicher Veranlassung gespendet. — Rochlitz. Die hiesige Gasanstalt geht am 1. Juli vom Gas Aktienverein in den Besitz der Stadt über. Nach dem abgeschlossenen Vertrage beträgt der Kaufpreis insgesammt 107 368,25 Mark. — Dresden, 30. April. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Nachmittag nach Sibyllenort in Schiessen gereist. — Odlsttitz i. B., 27. April. Vor reichlich 4 Jahren ist der Schmiedemeister D. aus HartmannS- grün bei Oelsnitz verschwunden. Der Munn war ausgegangen, um eine Kuh zu kaufen. Er kam dabei in das böhmische Grenzgebiet und es gesellte sich an ihn ein Mann, der sich erbot, ihn beim Kuhhandel zu unterstützen. ES war schon eine geraume Zeit vergangen, als man den Mann in einer Waldung bei Roßbach erhängt auffand. Er wurde als Selbstmörder an Ort und Stelle vergraben. Erst jetzt stellte es sich heraus, daß der Schmiedemeister höchstwahrscheinlich das Opfer eines Raubmörders geworden ist. Als der Thäter ist ein schon wegen Diebstahls vielfach vorbestrafter Mensch in Roßbach gefänglich eingezogen worden, der nämliche Mann, der sich damals als Begleiter eingestellt hatte. Der Mörder soll dem Schmiedemeister einen Strick über den Kopf geworfen, ihn erwürgt und an einem Busch aufgehangen haben. Die gerichtliche Untersuchung ist in vollem Gange. — In der englischen Bleicherei von Surr Wm. Duncan in Großschweidnitz bei Löbau verunglückte der 18jährige Bleicharbeiter Wehder aus Oberkunnersdorf dadurch, daß er in einen mit siedend heißem Wasser gefüllten Kessel stürzte. Der BedauernSwerthe erlitt lebensgefährliche Verbrühungen und wurde in das Siechenhaus Oberkunnersdorf übergeführt. Weil der 16jährige Dienstknecht Strobel inKahmer am Sonntag die KatechismuSunterredung geschwänzt hatte, wurde ihm am nächsten Tage von seiner Dienst herrin Frau Brantel Vorhalt gethan. Der Junge sann daraufhin auf Rache und zündete am Mittwoch abend den Schuppen des Brantelschen Guies an. Das Feuer griff auf das Wohnhaus über und beide Gebäude wurden eingeäschert. Der jugendliche Brand stifter wurde in Haft genommen. — Die Strafe über die Husaren, welche den in Grotzenhaiu dienenden Husaren Lehmann, der sich bekanntlich den Tod gab, geschlagen hatten, ist nun mehr gefällt und zwar sind sie durck' kriegsgericht liches Erkenntmß mit fünf bezw. vier Wochen Gefäng- niß bestraft worden. — Lobend verdient veröffentlicht zu werden, wenn ein in Concurs gerathener Geschäftsmann seine Gläubiger vollständig befriedigt. Ein solcher Fall liegt vor beim Concurse über das Vermögen des Gutsbesitzers Adolf Max Uhlmann in Dorfschtüeu- berg. Nachdem durch den Concursverwalter den Gläubigern 75 Procent ausgezahlt worden waren, ist es Uhlmann jetzt gelungen, auch den Restbetrag von 25 Procent aufzutreiben und seinen Gläubigern zur Verfügung zu stellen. mehreren deutschen Werken gemeinsam eine Fabrik Herstellung von Panzerplatten eingerichtet werden. Als erstes Anlagccapital feien 7 Millionen gesichert. Krupp bekommtalso Concurrenz! Die Judenhetze in Westpreußen aus Anlaß des Könitzer Mordes nimmt an einigen Orten einen be- irohlichen Charakter an. Der Schlochauer Mitarbeiter der „Danz. Ztg." schreibt seinem Blatte: Man be gnügt sich nicht mehr mitH pp-Hepp-Rusen und Fenster einwerfen, sondern geht zu thätlichen Beleidigungen über. Während am Sonnabend Abend ein großer Haufen Radaulustiger in Hammerstein auf den Straßen sein Unwesen trieb, Fenster einwarf rc., trat ein Mann in den Laden des Produktenhändler-. N. und verlangte ein Paar Stiefelsohlen zu kaufen. Obwohl Herr N. nebenbei bemerkt eine in Hammerstein beliebte und ehr angesehene Persönlichkeit, die mehrere Ehrenämter bekleidet) nur eu ^ros verkauft, waS dem Käufer auch bekannt sein mußte, erklärte N. sich dennoch be reit, einmal eine Ausnahme zu machen. Kaum hatte er das Messer zum Abschneiden der verlangten Sohlen in die Hand genommen, als er von dem Manne hinterrücks gepackt und unter dem Rufe „Er will mich schlachten" auf die Straße unter den draußen wartenden Pöbel gezerrt und arg mißhandelt wurde. Die schon längere Zeit hart be- irängle jüdische Gemeinde Hammerstein sandte nun eine Deputation von drei Herren an das Landraths- amt und ließ um militärischen Schutz bitten, der auch zugesagt worden ist. Doch nicht nur in den Städten sondern auch in den Dörfern sind die jüdischen Be wohner Insulten ausgesetzt. In Schlochau ist infolge des energischen Vorgehens der Polizeiverwaltung die Ruhe wieder hecgestellt. Bei Eintritt der Dämmerung mtrouilliren Gendarmen, Polizisten und Nachtwächter )ie Straßen ab und halten die Ruhestörer in Schach. Einem Hütec des Gesetzes hat die Hetze sein Amt ge kostet. Der Polizist Kr. ist ganz plötzlich suspendirt worden, weil er, wie verlautet, sich an dem Hepp- Hepp-Rufen betheiligt hat. Magdeburg, 25. Aplil. Die Destillateure aus den Provinzen Sachsen, Brandenburg, Anhalt und Braunschweig beschlossen hier in einer zahlreich besuchten Versammlung, Maßnahmen gegen die durch die Ring bildung der Spicitusfabrikanten hervorgerufenen Folgen zu treffen. Eine Preissteigerung der Destillations fabrikanten wurde für durchaus nothweudig erachtet und eine Commission gewählt, die Vorschläge betreffs der Steigerungsprocentsätze auszuarbOten hat. Frankreich. Durch das schwere Unglück in der Pariser Welt ausstellung ist die allgemeine Festfreude der Pariser jählings gestört worden. Von den 60—70 Personen, welche abgestirzt sind, wurden sofort vier Männer und eine Frau unter den Trümmern todt hervorge- zogen. Fünfzig Personen, darunter viele Kinder, er litten Verletzung n, einige schwere. Mit dem Tode ringt ein Infanterist. Die äußere Ausstattung des Tags zuvor dem Verkehre übergebenen Gehstegcs war geradezu luxuriös himmelblau gehalten. Er trug eine Art Baldachin, an dessen vier Enden reiche Schnitzereien, Nixen und Flußgötter, prangten. Solche leichte Geh stege giebt es im Gebiete der Ausstellung in größerer Anzahl Diese Stege mußten geschaffen werden, weil das Ausstellungsgebiet von den Pariser Verkehrsstraßen durchschnitten wird, sodaß man also die Gehstege passiren muß. Unter den Todten befindet sich der bekannte Ingenieur Lhomme. Drei Opfer liegen, noch nicht erkannt, in der Leichenhalle. Von den Ver wundeten wurden fünfzehn in die Spitäler gebracht. Architekt Galleron, welcher den Gehsteg errichtete, gab beim ersten Verhör an, daß das angewandte System der Cemevtbekleidung deS Ingenieurs Mrttrey alle Garantien der Sicherheit zu bieten schien. Sofort nach Wegräumung deS Schulter wird eine solide Brücke an jener Stelle angelegt werden. Zeugen versichern, der Zusammensturz des Geh- stegeS erfolgte, nachdem in drei kurzen Intervallen ein Krachen vernehmbar geworden war, welches mehrere Passanten veranlaßte, zurückzuweichen. „Was giebts denn? Warum lauft Ihr davon?" fragten die Rückwärtsstehenden, und drängten vor. Dieser Theil des Publikums fiel der Katastrophe zum Opfer. Ein Soldat, welcher sich unter den Nachdrängenden befand, wurde von einem Herrn zurückgehalten. Der Soldat gab ihm, weil er sich beleidigt glaubte, einen Faust schlag, dankte aber später kniefällig seinem Lebensretter. Fachmänner versichern, daß nicht die Anwendung de« EisencementS, der sich anderwärts gut bewährte, das Unglück verursachte. Eher sei die Annahme überhasteter Arbeit gerechtsertigt. Jedenfalls wird der Verkehr - über die Gehstege entlastet werden. Die amtlichen französischen Kreise sind von dem Unfälle äußerst peinlich berührt. ES wird offiziös aus Par S berichtet: auch für das Wohl der deutschen Arbeiterschaft so be- deutuugSvollen V rstä'kung der brutschen Flotte, dem deutschen Flottenverein beigetreten sind. Die am Sonntag, den 6 Mai am Berliner Hofe stattfindende Feier der Großjährigkeitserklärung des Kron prinzen des deutschen Reiches und von Preußen wird in Gegenwart einer überaus glänzenden Fürstenveffammlung vor sich gehen. Die deutschen Bundesfürsten werden hierbei, soweit sie nicht persönlich zu erscheinen gedenken, wie der König von Sachsen, durch Mitglieder ihrer Häuser vertreten sein, so der Prinzregent von Bayern durch seinen zweiten Sohn, den Prinz n Leopold, der König von Württemberg durch den Herzog Albrecht von Württemberg u s. w. Von auswärtigen Souveränen kommt bekanntlich der Kaiser von Oesterreich nach Berlin, um persönlich an der Feier der Großjährigkeitserklärung seines hohen Pathenkindes theilzunehmen; im Uebrigen werden die ausländischen Höfe hervorragende Mitglieder der betreffenden Herrscherhäuser zu iohrer Vertretung bei diesem feierlichen Anlaß entsenden Bei der Reichstags-Ersatzwahl im hannöver'schen Wahlkreise Aurich ist der nationalliberale Kandidat Dr. Semler mit nahezu 1000 Stimmen absoluter Mehrheit gegenüber den von den Antisemiten, Sozialdemokraten und der freisinnigen Volkspartei aufgestellten Gegenkandidaten Transvaal. Washington, 28. April. Senat. Pettigrew brachte wiederum seinen Antrag ein, in welchem Sympathien für die Buren und die Hoffnung auf einen erfolgreichen Kampf ausgesprochen werden. Lodge beantragte, die Resolution einem Komitee zu überweisen. Kttigrew sprach dagegen. Bei der nun folgenden lbstimmung wurden 31 Stimmen für und 11 Stimmen gegen den Antrag Lodge abgegeben. Da die Zahl der abgegebenen Stimmen die Beschlußunfähigkeit er gab, vertagte sich das Haus. London, 1. Mai. Die heutigen Morgenblätter besprechen in sehr ernsthafter Weise die Frage der Vermittelung, die im amerikanischen Senat aufgeworfen wurde. „Morning Leader" vertritt dabei die Ansicht, daß die Abstimmung des Senates von einer Wichtig- eit ist, die England nicht verkennen dürfe. London, 1. Mai. Aus Pretoria wird gemeldet: Gen.ral Botha ist zu seinen Truppen wieder zurückgekehrt und hat den Befehl über die Burghers im Norden des Sundayriver übernommen. i Petersburg, 28. April. In einem Leitartikel ' über die Neutralnät Kaiser Wilhelms bemerkt die „Nowoje Wremja" die Handlungsweise deS Kaiser aus politischem Gebiet werde sich stets mit der inter nationalen Stellung seines Reiches, die allgemein be kannt sei, im Einklang befinden. Deutschland werde, wenn es seinen Interessen widerspreche, weder für Eng- land noch für jemand anders die Kastanien auS dem Feuer holen. Madrid, 28. April. Der spanische Konsul in Habana bestätigt die Nachricht von einer neuerdings aufgetretenen antiamerikanischen Bewegung an mehreren Punkten Cubas. Lissabon, 29 April Im Auftrage des König» überbringt der Herzog von Oporto dem deutschen Kron prinzen zum 6. Mai das Collier des Thurm-und Schwert ordens. Sierra Leone, 27. April. (Reuter.) AuS dem Ronietta-Gebiet wird eine ernste Erhebung deS Aoumies-StammeS gemeldet. ES sind Mannschaften nach dem Schauplatz der Unruhen abgegangen. Port Said, 30. April. Zwei pestverdächtige Erkrankungen, welche einen tödtlichen Ausgang nahmen, ;aben sich hier im europäischen Bezirk ereignet. Ein dritter Fall wurde heute gemeldet. Ideutschen evangelischen Arbeitervereine für den AuSdruc Ineuer Anhänglichkeit bestens danken. Allerhöchst der selbe haben sich darüber gefreut, daß die evangelischen Arbeitervereine, in verständnißvoller Würdigung der vermischtes. Hamburg, 26. April. Eine Abendversamm lung der Grobbäckergehilfen beschloß die sofortige Arbeitseinstellung wegenNichtbewilligung ihrer erhöhten Lohnforderungen. Beuthen, 27. April. Die hiesige Strafkammer verurtheilte den Buchhalter Wenzel auS Zabrze wegen Unterschlagung von 68500 Mk. zu 1Jahren Gefäug- niß und zwei Jahren Ehrverlust. Breslau, 30. April. Der wegen Mordes zum Tode verurtheilte Schlosser Blaschke stach in der Zelle auf den Wärter Besoke mit einem zugespitzlen Holz keil los und verwundete den Beamten schwer am Kopfe. Die Ueberwältiguna des Verbrechers, welcher nach dem Raabe des Schlüssels entfliehen wollte, ge- lang sehr schwer. Marburg, 30. April. Bei Ginseldorf wüthete ein großer Waldbrand. Dreißig Morgen Kiefernbe stand sind total eingeäschert. Das hiesige Jäger bataillon und die Feuerwehren verrichteten gemeinsam Vie Löscharbeiten. * Daß sich Leute bei Lebzeiten schon ihr letztes Bett, die sechs Bretter und vier Brettchen, Herrichten lassen, soll nicht zu den Seltenheiten gehören; das selbe aber 16 Jahre lang aufzubewahren und schließ- lich doch dem Nimmersatten Gerichtsvollzieher über- liefern zu müssen, gehört gewiß zu den Seltenheiten. In einem Orte bei Hirschberg im Riesengebirge ist dieses Mißgeschick kürzlich einem alten verschrobenen, schließlich in Vermögensverfall gerathencn Junggesellen passirt, bei dem als letztes Pfandvbjekt dem Gerichts vollzieher der Sarg in die Hände fi-l. * An den Folgen einer Blutvergiftung gestorben ist der 33 jährige Landwinh Gerlach aus Welroda. Dieser war mit dem Streuen von Chilisalpeter beschäftigt gewesen, wobei er eine kleine Wunde an der rechten — Schönheide, 28. April. O ' ' Konfirmation seines Sohnes Orpad bedachte Herr Horst Edler von Querfurth, Besitzer des Eisenhüttenwerks zu Schönheiderhammer, unsere Kirche mit einem Geschenke Bettler im Vogtlands umhergezogen und deshalb jetzt an das Kal. Amtsgericht in Plauen eingeliefert worden. — Mosel, 28. April. Gegen eine hiesige Butterhändlerin und deren Tochter wurde von der Gendarmerie deshalb eingeschrilten, weil Beide im Verdachte stehen, sich eines Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz schuldig gemacht zu haben. Sie sollen nämlich in der letzten Zeit und insbesondere kurz vor Weihnachten in Meerane ihr Unwesen damit getrieben haben, daß sie mit Butter, die stark mit Margarine versetzt war, hausiren gingen und die Käufer in raffinirter Weise um's Geld brachten. Um ihre Betrügereien besser betreiben zu können, schafften sie sich Butterformen an und gaben damit der Butter den Anschein, als wenn diese von Rittergütern stamme. Bei einer Haussuchung wurden eine große Anzahl solcher Formen aufgefunden. Nachtrag. Berlin, 30. April. Auf der Tagesordnung der Sitzung des preußischen Staatsministeriums standen u. A. die Flottenvorlage und das Fleischbeschaugesetz. Nach eingehender Erörterung hat sich das Staats ministerium dafür entschieden, die Beschlüsse der Bud- getkommission des Reichslags zur Floltenoorlage trotz der Abstriche gutzuheißen. Die preußischen Vertreter im Bundesrath werden demnach ihre Stimmen für dieselben abgeben. Voraussichtlich wird heute das Plenum des Bundesraths zusammeniretcn, um be züglich der DeckangSfrage Stellung zu nehmen. In der Frage des Fleischbeschaugesetzes hat sich die preu ßische Regierung im Großen und Ganzen auf den Boden des Kompromisses, der zwischen dem Reichs amt des Innern und hervorragenden Reichstagsmit- gliedern angebahnt ist, gestellt. DaS Zustandekommen der Vorlage ist demnach als sehr wahrscheinlich an- zusehen. Ueber den Inhalt des in der Fleischbeschau rage vorbereiteten Kompromisses verlautet, daß das Herbot der Einfuhr von Wurst von der Regierung zugestanden sein soll, dagegen sollen die Konserven f ei Hereingelasfen werden. Beim Pökelfleisch wird wahrscheinlich eine verschiedene Behandlung, je nach Quantum rc. Platz greifen. Die „Kreuzztg." bemerk: zu dem Kompromiß u. A.: Sicht man aber selbst von den materiellen Verbesserungen, die das vorlie gende G setz vielfach mit sich bringen würde, ab, so kann doch nicht geleugnet werden, daß der moralische Ersolg ein ganz bedeutender wäre, wenn es gelingen sollte, für diese, einen gewissen Schutz der Landwnth- schaft in sich schließende Vorlage eine Reichstags mehrheit zu gewinnen, von der nur die notorischen Gegner der deutschen Landwielhe, die sreihändlerische Linke, ausgeschlossen wäre. Das würde ei'. Prog- nostikon für die neue Handelsvertragscampagne dar stellen, wie es sich die deutschen Landwirthe gg ünstier nicht denken könnten. Lübeck, 30. April. Wegen des Streiks der Schmiede schließen die Schiffswerft von Koch und die Lübecker Maschinenbau-Anstalt ihre Werkstätten. loOO Arbeiter werden dadurch arbeitslos. Wien, I. Mai. Wie aus Schlau telegraphirt wird, ist im dortigen Kohlenrevier eine Streikbewegung im Gange; die Arbeiter haben neue Forderungen auf gestellt, deren Erfüllung noch in diesem Monat zu er warten ist. Londsn, 30. April. Die britische „Empire Lea gue" veranstaltete gestern Abend ein Festmahl, bei wel- chem der Herzog von Devonshire den Vorsitz führte, und an welchem der Prinz von Wales, die Herzoge von Park und Cambridge, sowie Salisbury und Chamberlain theil nahmen. Der Herzog von Devonshire brachte einen Toast auf den Prinzen von Wales aus, in welchem er Bezug nahm auf dessen Rettung au« Lebensgefahr. Hieraus erhoben sich alle Anwesenden und brachen in laute Hoch rufe aus. Prinz von Wales dankte, si htlich bewegt, für die ihm zutheil gewordene Aufnahme und sprach hieraus rühmend von den ausgezeichneten Diensten der Kolonial truppen Auch Salisbury erwähnte in einer Rede die ausgezeichneten Leistungen der Kolonialtruppen und führte aus, der Eindruck, den der Beistand der Kolonialtruppen in der ganzen Welt hervorgerufen habe, habe die Welt von der Vorstellung zurückgebracht, daß das britische Reich für ein praktisches Zusammenwirken zu weit aus einander liege. Desgleichen sei die Welt jetzt imstande, sich im Voraus zu sagen, daß mit fortgeschrittener Zeit die einzelnen Theile des Reiches zu noch engerem Zu sammenschluß mit einander gelangen werden und daß im Verhältniß hierzu, die Macht desselben wachsen werde. Der Premierminister fährt fort, die Colonien hätten auch England eine moralische Unterstützung von nicht geringem Werth geleistet. Nichts sei be- nierkenswerther als die Einstimmigkeit, mit der ver schiedene andere Nationen und namentlich ihre Stra ßenpresse, sich in der Berurtheilung von Englands Vorgehen und in Verleumdungen der tapferen Halt- ung seiner Truppen zusammengeschlossen hätten. Nichts sei, wie gesagt, bemerkenswerther, mit Ausnahme der Gleichgiltigkeit, mit der dies von dem englischen Volk wahrgenommen worden sei, und diese Gleichgiltigkeit rühre daher, weil es wisse, daß die anderen Unter- thanen der Königin in der ganzen Welt die zustän digen Beurtheiler für die Haltung Englands sind. England wisse, daß es eine Nation von größerer Be deutung sei als vorher. Nach dem Premierminister hielt Chamberlain eine Ansprache, in der er sich haupt sächlich über den australischen Bund verbreitet. LsgesZeschichte. „Provisorisch" ist die Flottenvorlage fertig. Die Budgetkomnussion hat an der Zahl der Schiffe nur die Kreuzer des Auslandsdienstes und der Materialreseive gestrichen Gegen die Vorlage in diesem Umfange stimmten nur die Sozialdemokraten, Freisinnigen und Polen. Die Regierung ließ ihre Mehrforderung zwar nicht fallen, stellte aber „ernste Erwägung" der angenommenen Vorschläge in Aussicht. Ueber die Deckungsfrage kam es zur Abstimmung noch nicht. Sowohl die Regierung wie die Mehrheitsparteien formulirten jedoch ihre Er klärung so, daß eine Einigung über das vom Zentrum vorgeschlagene Steuerbouquet mindestens im Bereiche der Wahrscheinlichkeit liegt. Zu den Kommissionsbeschlüssen zur Flottenvorlage sagt die „Kreuzztg " u. A.: „Man wird, obgleich das Ergebniß nicht in vollem Maße befriedigt, jedenfalls der Zentrumspartei die Anerkennung dafür, daß sie mit Ernst und Entschiedenheit mitgewirkt hat, die Flottenvorlage einem befriedigenden Ergebniß zuzuführen, nicht versagen dürfen, und man wird zugeben müssen, daß ein einiger maßen günstiges Ergebniß, wie es nun hoffentlich in Aussicht steht, nur erreichbar ist, indem man zu der vom Zentrum einmal r ^geworfenen Deckungsfrage Stellung nahm." Die „Deutsche Tageszeitung" sagt zu den ge faßten Beschlüssen: „Wn- halten diese Lösung der ganzen Angelegenheit im Allgemeinen für befriedigend: selbst Die jenigen, welche noch erhebliche Bedenken gegen die Flotten vermehrung hatten, können nunmehr mit gutem Gewissen dafür stimmen." Berliner Blättern zufolge ist hinsichtlich des FleischbeschaugesetzeS nach längeren Verhandlungen eine Verständigung zwischen der Regierung und d.n Mehrheitsparteien deS Reichstages erzielt worden. ES ist ein Compromiß geschlossen worden; die Ver treter der Agrarier haben insoweit nachgegeben, als an dem unbedingten Verbot der Einführung von Pökelfleisch nicht festgehalten worden ist. Auf daS Begrüßungstelegramm, welches die neuliche Delegirtenversammlung der evangelischen Arbeitervereine an den Kaiser abgesandt hatte, ist folgende Antwort eingetroffen: Sc. Maj. der Kaiser und König lassen den dort vereinten Vertretern der
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