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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 02.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190005029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-02
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 02.05.1900
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Amsterdam, 30. April. Die Abordnung der Burenrepubliken b suchte heute Amsterdam und wurde von der hiesigen Transvaalcommission empfangen. Auf ihrer Fahrt durch die Stadt wurde die Ab ordnung von der Volksmenge herzlich begrüßt. Man überreichte ihr Blumen und Kränze. Der Bürger meister von Amsterdam empfing die Abordnung. Lando«, 30. April. Der deutsche Reichspost dampfer „Herzog" traf in Lorenzo Marquez am 29. d. M. mit 250 Passagieren für Transvaal ein, da runter 40 Personen des Rothen Kreuzes und dem Direktor der Dynamitfabrik Philip. Der „Herzog" hat 3000 Tonnen Fracht, darunter eine große Menge Maschinen. Der Correspondcnt der „Daily Mail" fügt hinzu, das Schiff verdiene überwacht zu werden. Washington, 30. April. (Reuter-Meldung.) Staatssekretär Hay wird die Abordnung der Buren- republiken genau eben so behandeln, wie andere Persönlichkeiten in hervorragender Stellung, welche der Regierung der Vereinigten Staaten einen Besuch ab statten; er wird sie eben so empfangen, wie z. B. Montagu White. Der Staatssecretär wird der Ab ordnung indessen nicht die Kompetenz zugestehen, in irgend welche Verhandlungen mit dem Staatsdepartement einzutreten. Aus Pretoria wird gemeldet, daß in Folge des Attentats in Johannesburg, dem Beschlusse des Local ausschusses von Johannesburg entsprechend, 10 Männer, 42 Frauen und 429 Kinder englischer Nationalität über die Grenze geschafft wurden. Pretoria, 30. April. Aus Anlaß der Explosion in Johannesburg hat die Regierung heute eine neue Proclamation erlassen, durch welche angeordnet wird, daß die noch zurückgebliebenen britischen Unterthanen, mit wenigen Ausnahmen, die Republiken binnen 48 Stunden zu verlassen haben. Zugleich ist ein be sonderer Sicherheitsdienst zum besseren Schutz der ungarischen und italienischen Arbeiter auf den Werken der Regierung eingerichtet worden. Zur Arsenalexplosion in Johannesburg. Der Daily Mail wird aus Johannesburg telegraphirt: Begbies Arsenal ist wahrscheinlich für die weitere Dauer des Krieges unreparirbar, obwohl es möglich sein soll, die Maschinerie sür die Granatenfabrikation in eine andere Gießerei zu übertragen. An Stelle des zweistöckigen Hauses, von welchem aus das Attentat ausgeführt wurde, befindet sich eine enorme Höhle. Die benachbarte deutsche Kirche ist verschwunden, und mehrere Häuser sind zerstört. Siebzehn Arbeiter sollen noch fehlen. Begbie selbst wurde verhaftet und des Mordes angeklagt. Er ist verdächtig, seine Fabrik selbst in die Lust gesprengt zu haben, um sich dafür zu rächen, daß er gezwu gen wurde, darin Schießbe darf für die Buren Herstellen zu lassen. Es heißt, daß einige Arbeiter den elektrischen Apparat fanden, womit die Ladung Nitroglycerin zur Explosion ge bracht worden sein soll. Das Begräbniß dec Opfer fand Donnerstag statt und war sehr eindrucksvoll. Es waren meist Italiener und Oesterreicher. Unter deren Landsleuten herrscht starke Erregung; sie drohen den Engländern mit dem Messer, falls die Regierung sie nicht über die Grenze befördert. Reuters Bureau meldet, daß 30 getödtet und 54 verletzt wurden. Die Granaten flogen überall umher, und Zeichen der Zer störung sind eine Meile im Unkreis vorhanden. Mchßfchetz. Hohenstein-Ernstthal, 1. Mai 1900. «A.ttht-. Sitzen von allgemeinem Interesse werden dankbarem- gegengmommen und eveutl. honvr'rt.- — Das diesjährige erste, vom Logenhaus-Wirth Herrn Weise veranstaltete Abonnement-Konzert hatte gestern Abend sehr starken Besuch gefunden. Das sehr gewählte Programm fand durch die Kapelle des Chemnitzer 5. Jnfanterie-Regiments eine vorzügliche Ausführung. Auch die Darbietungen des Herrn Kantor Nagler fanden bei der Zuhörerschaft die bei fälligste Aufnahme. Von musikvecständiger Seite wurde uns versichert, daß das uneingeschränkte Lob, welches dem nämlichen Konzert bei seiner Aufführung unlängst in Chemnitz von berufener Seite zutheil ge worden, wohl verdient sei, und dieses Asbahr-Konzert den guten Ruf der Kapelle nur in glücklichster Weise gewahrt habe. — Bei der König!. Amtshauptmannschast Ztvickait werden wegen Reinigung der Kanzleilokalitäten am 4. und 5. Mai nur dringende Sachen erledigt. — Ueberficht über Niederschläge lnd Temperatur im Monat April. (Mittheilung der hiesigen meteorologifchen Station.) Niederschläge Niedrigste Höchste Temperatur in Ltt. pro Tem- Tem- mittag- Tag. Quadr^Met. peratur. peratur. 12 Uhr. 1. 0.0 —2.2' 2.2 0.8 2. 0.2 —2.6 1.0 —0.5 3. 0.0 — 3.7 3.2 1.6 4. 0.0 — 2.3 4.2 3.5 5. 0.4 1.3 10.1 9.1 6. 0.4 2.1 11.5 9.1 7. 3.5 3.9 7.K 5.7 8. 6.5 4.6 8.1 7.8 9. 14.0 1.6 5.7 4.5 10. 0.8 1.8 7.9 7.7 11. — 3.1 12.0 10.7 12. 0.0 8.0 13.0 12.9 13. 2.3 5.6 11.0 9.4 14. 4.5 4.8 11.8 9.8 15. 0.0 8.4 16.5 14.4 16. 1.9 9.4 12.8 11.7 17. 0.8 2.8 7.5 6.0 18. 2.8 2.6 7.5 6.6 19. 1.4 2.2 10.0 8.2 20. — 2.5 15.0 13.0 21. — 5.5 21.2 19.7 22. — 7.9 18.5 16.7 23. — 4.6 13.4 12.1 24. — 2.5 15.0 13.9 25. — 4.2 13.5 12.4 26. 2.6 0.1 8.9 5.7 27. — — 0.1 9.2 7.2 28. 0.2 2.3 9.0 6.6 29 — 0.0 16.4 13.8 30. — 5.3 17.5 15.7 Sa. 42.3 d. Niederschläge- — Die Schneiderinnung für Hohenstein- Ernstthal und Umgebung hielt gestern, am 30. April ihr diesjähriges Osterquartal ab. Von den der Inn ung angehörenden 66 Mitgliedern waren 45 erschienen, l3 Mitglieder hatten ihr Fernbleiben entschuldigt. Man erledigte, nachdem Herr Obermeister Wilh. Vates die Sitzung eröffnet, zunächst den 1. Punkt der Tages ordnung: Cassiren der Steuern, und beschäftigte sich sodann mit einem Nebenstatut, betr. Sterbeunterstütz ungskasse. Dasselbe war von der König!. Kreishaupt mannschaft beanstandet worden. Die Versammlung beschloß, die von der Kreishauptmannschaft geforderte Aenderung unter Zuziehung eines Mitgliedes der Auf sichtsbehörde vorzunehmen, und weiter die Meister- unterstützungskasse als offizielle Unterstützungskasse aufzuheben. Die letztere wird jedoch im Privrtverkehr weitergeführt. — Hierauf erfolgte die Wahl eines Aus schusses zur Gesellenprüfung, und bildete sich derselbe aus den Herren Wilh. Vogel, Otto Demmler und Wagner-Oberlungwitz. Diese Herren prüften daS Gesellenstück des Lehrlings F. Naumann bei Meister Jul. Hoppe, worauf ersterer vom Obermeister feierlich losgesprochen wurde. In die Lehrlingsrolle wurden vier junge Leute eingetragen, nachdem sie vom Herrn Obermeister in üblicher Weiss ermahnt worden waren. Zum nächsten Punkte der Tagesordnung, Herbergs wesen wird im Einverständniß mit dem anwesenden Gesellenausschuß beschlossen: a) auch in Zukunft das Meisterhaus in Altstadt als Herberge für durchreisende Schneidergesellen festzuhalten, b) im genannten Meister haus, sowie in der Herberge zur Heimath in Ober lungwitz Tafeln behufs Arbeitsnachweis anzubringen und e) eine Aussteuer durchreisende-- Schneidergesellen mit Rücksicht auf locale Umstände nicht einzuführen. Ein dahin gehender Antrag war somit abgelehnt. Die Versammlung sprach dann die vom Cassirer vorge tragene Jahresrechnung richtig. Anschließend hieran stellte Meister Werner-Oberlnngwitz den Antrag, die rückständigen vorjährigen außergewöhnlichen Steuern unbedingt bis zum nächsten Quartal einzukassiren. Die Versammlung stimmt zu. Obermeister Vates berichtete der Versammlung, daß Herr Meister Wilhelm Vogel bereits über 50 J.:h e der freien Innung angehöre und stets bestrebt gewesen sei, die JnnungSinteressen zu fördern. Herr Vates beantragt, die Versammlung möchte Herrn Vogel zum Ehrenmitgliede ernennen. Bescheiden lehnte jedoch letzterer diese Ehrung ab und erklärte, er wolle nur den Titel Altmeister führen. ES wird in diesem Sinne Beschluß gefaßt, und begrüßt dann der Vorsitzende den Altmeister, cem Wunsche Ausdruck gebend, daß dieser noch lange der JnnungS- sache nützen möge. Aufs tiefste gerührt dankte Herr Vogel den College«. Die Versammlung beschließt ferner, dem Jungmeister für daS Elnberufen zur Ver- ammlung, sowie für daS damit verbundene Cassiren )er Beiträge eine Entschädigung zu gewähren. Bei Erörterung der Frage betr. den im Monat Juli d. I. hier stattfindenden Schneider-VerbandStag wird als Festlocal das „Logenhaus" gewählt. Zu Ehren der Verbandtvorstandsmitglieder soll bei Gelegenheit des Verbandstages ein Ball stattfinden. Zur weiteren Durchberathung dieser Angelegenheit bildet die Ver sammlung einen Festausschuß, bestehend aus den Herren Obermeister Vates, Meistern Sauer, Demmler, Gold- ammer, Uhlmann, Wagner, Werner, Keilhaus, Nestler und Schneider-Gersdorf. Schließlich hatte sich die JnnungSversammlung noch mit der schriftlichen Ein gabe eines Mitgliedes zu beschäftigen, in welcher die Collegrn ersucht wurden, Schritte zur Aufstellung eines Minimal-LohntarifS in die Wege zu leiten, da durch eine Preissteigerung der Futterstoffe usw. ein Aufschlag sich nöthig mache. Durch den Lohntarif soll dem PreiSdrücken vorgebengt werden. Es wird Zustimm ung zu diesem Vorschlag ausgesprochen, und auch hier eine Commission zur Ausarbeitung eines Tarifs gewählt. Dieselbe besteht aus den Herren Vates, Hoppe, Stein, Sauer, Goldammer, Dietze und Hoppe. Nachdem noch das Sammeln der Beiträge zur Alt- meister-Unterstützungskaffe erfolgt, schließt Herr Ober meister VateS die Sitzung. — In Peenerts Restaurant fand gestern Nachmittag das Osterquartal der hiesigen Schuhmacher-Innung statt. In Vertretung des erkrankten Obermeisters Herm Singer eröffnete dessen Stellvertreter, Herr Streubel, die Ver sammlung. In Erledigung zunächst der Jnnungsgeschäfte, so wurde ein Lehrling freigesprochen und ein Lehrling ausgenommen. Vom Kassierer erfolgte alsdann der Vor trag desKaffenabschlufses auf das Geschäftsjahr I89S/1900. Die vorgenommene Nachprüfung ergab die Richtigkeit des Abschluffes, die Rechnung wurde deshalb von der Innungs- Versammlung richtig gesprochen und dem Kassierer Ent lastung ertheilt. — Nach den Statuten scheiden des Vorstandes, also zwei Vorstandsmitglieder, aus; es machte sich somit eine Wahl erforderlich. Ausgeloost wurden die Herren Paul Hofmann und Gustav Neubert; die Versammlung wählte jedoch beide wieder. — Weiter beschließt man, den nächsten, in Meißen stattfindenden Verbandstag zu beschicken. Endlich stellte Meister Nitsch den Antrag, der Vorstand möchte energisch gegen die Schuhmacher, welche der Innung noch nicht angehören, vorgehen: Meister K. Reber beantragt, daß diejenigen Meister, welche in einer JnnungSversammlung unent schuldigt fehlen, die im Statut festgesetzte Strafe unbedingt zu zahlen haben und sollen die Strafgelder nöthigenfalls exekutivisch eingezogen werden. Die Versammlung billigt die Anträge; Herr Streubel schließt darauf die Sitzung. — Zu besetzen: zwei ständige Lehrerstellcn in Mülsen St. Jakob. Kollator: die oberste Schulbehörde Gehalt 1400 M., steigend vom erfüllten 26. Lebensjahre an in dreijährigen Zwischenräumen um je 100 M. bis zum Höchstgehalte von 2400 M. mit dem erfüllten 53. Lebensjahre. Außerdem werden 150 bez. 180 Mark Wohnungsgeld gewährt. Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen sind bis zum 22. Mai bei dem K. Bezirks schulinspektor Schulrath Lötzsch in Glauchau einzureichen. — Man schreibt dem „Leipz. Tgebl.": Das Bvchdruckgewecbe ist durch die bedeutenden Preis steigerungen, die in den letzten Jahren auf dem Papiermarkte, sowie auf dem Metall- und Maschinen markte eingetreten sind, ferner durch die theilweise Steigerung der Arbeitslöhne, durch die Aufwendungen, welche die Bundesrathsverordnung über den Betrieb und die Einrichtung der Buchdrnckereien und Schrift gießereien im Gefolge hatte, und Anderes derart be lastet worden, daß es nicht mehr möglich ist, zu den bisherigen, auf ganz andere Verhältnisse begründeten Preisen für die Kundschaft zu arbeiten. An einzelnen Orten haben sich deshalb schon vor Monaten die Bnchdruckereibesitzer genöthigt gesehen, an ihre Ge schäftsfreunde mit dem Ersuchen heranzutreten, in eine bescheidene Erhöhung der Druckpreise zu willigen und diesem Ersuchen ist auch einsichtiger Weise entsprochen worden. Da aber der Druck der Verhältnisse ein all- gemeiner, nicht nur ein örtlicher ist und überall schwer empfunden wird, so haben sich die sämmtlichen Buch- druckereibesitzer Deutschlands zu gemeinsamem Handeln entschließen und eine allgemeine Erhöhung der Druck preise zur Durchführung bringen müssen. Unter der Führung des in Leipzig seßhaften Buchgewerblichen Schutzverbandes haben sich die 7000 Buchdruckerei- besitzer Deutschlands, in der Erkenntniß, daß ihnen die Uebernahme der eingetretenrn Theuerung auf die eigenen Schultern nicht mehr möglich, entschlossen, die Druckpreise um den Betrag dieser Theuerung zu er höhen, und dieser Betrag ist mit 10 bis 15 Proc. ermittelt worden. Dieser Beschluß ist keineswegs ein Ausfluß sogenannter Ringbildung, sondern ein Ausfluß des CorpSaeisteS, der im Buchdruckgewerbe noch jeder zeit geherrscht hat, und er richtet sich nicht gegen die Kundschaft, sondern gegen die immerhin mögliche Ausnutzung der Preiserhöhung zu Wettbewerbszwecken im Buchdruckgewerbe selbst. — An dein verflossenen, durch so schönes Wetter ausgezeichneten Sonntage, an dem Alt und Jung in Gottes freie Natur wallfahrtete, sind durch Unvor sichtigkeit wieder Waldbrände veranlaßt worden. Das Licht.-Callnb. Tagebl. berichtet, daß auf dem fürst lichen sog. Obermüllenberge oberhalb des Gottesackers durch zwei 10jährige Jungen, welche mit Zigaretten und Streichhölzchen hantirt hatten, ein Brand ent standen ist, durch welchen eine größere Strecke an stehendes Gebüsch vernichtet wurde. Die Feuerwehr wurde alarmirt, brauchte aber nicht mehr in Thätig- keit zu treten, da der Brand inzwischen durch herbei eilende Leute gelöscht wurde. Das „Frankenb. Tagebl." berichtet, daß infolge Fahrlässigkeit in der Nähe des HarrasfelsenS im dürren Grase ein Brand entstand, welcher auf eine Fläche von gegen 20 Scheffel das den Boden be deckende Gras und Laub völlig einäscherte und das dort anstehende Buschholz wesentlich versengte. Leider ist auch eine Bank des Verschönerungsvereins den Flammen zum Opfer gefallen. Mitglieder der Alten- hainer Feuerwehr fetzten der Weiterverbreitung des Brandes ein Ziel. " Auch im Küchwalde bei Chemnitz wüthete ein Brand, den die Feuerwehr erst nach einstündiger Thätigkeit bewältigen konnte. — Kuhschnappel. Herr Lehrer Keßler wird am 1. Juli ds. Js. unseren Ort verlassen; er ist als ständiger Lehrer in Hartmannsdorf bei Limbach ge wählt worden. — In der Schlachthosstraße in Glauchau brannte ein Schornsteinkopf, der schlechtheizender Oefen wegen vor etwa einem halben Jahre aufgesetzt worden war, der aber nicht, wie es sonst wohl gemeiniglich im 19. Jahrhundert Brauch ist, aus Blech oder Eisen, sondern — aus Holzwerk (!) gefertigt war. Einem hölzernen Essenkopf kann man es schließlich nicht ver denken, wenn er einmal in die Hitze geräth und sich, bei starkem Wind, zu Hellem Brande entzündet. — Meerane. In Sachen der neuerdings sich auch auf die Hausweber ausdehnenden Lohnbewegung der Arbeiter der hiesigen Webwaarenindustrie fand am letzten Sonnabend Abend im Saale der „Tonhalle" aber mals eine öffentliche Textilarbeiter- und -Arbeiterinnen- Versammlung statt, die von Personen beiderlei Geschlechts sehr gut besucht war. Der Bericht der Lohnkommission beschränkte sich, da Verhandlungen mit den Fabrikanten in letzter Zeit nicht stattgefunden haben, auf die Bekannt gabe eines von der Kommission ausgearbeiteten Lohn tarifs für die Hausweber. Nach einer theilweise sehr erregten Debatte wurde dieser Tarif allgemein gutgeheißen und beschlossen, denselben den Herren Fabrikanten zu zustellen mit dem Bemerken, Gegenäußerung bis spätestens den 14. Mai an die Lohnkommission gelangen zu lassen. Gleichzeitig soll unter der Bevölkerung ein Flugblatt Verbreitung finden, welches die Nothwendigkeit einer all gemeinen Aufbesserung der Lebenslage der Textilarbeiter klarlegen soll. Des ferneren wurde Bericht erstattet über die während der Osterfeiertage in Gößnitz abgehaltene Generalversammlung nebst anschließendem Kongreß des Deutschen Textilarbeiterverbandes, über welche auch wir einer Zeit ausführlich berichteten. — Chemnitz. Ein recht bedauerlicher Unfall ereignete sich vor einigen Tagen in einer hiesigen Maschinenfabrik, woselbst ein Zimmermann beim Ein- öl-n einer Holzhobelmaschine auSrutschte und dadurch mit der linken Hand so in die Messerwelle gerieth, )aß ihm vier Finger abgerissen wurden. Der Be- dauernswerthe fand Aufnahme im Stadtkrankenhause. — Waldenburg, 30. April. Gestern Abend in der 9. Stunde ist von dem Gehöfte des Gutsbesitzers Heinig in Schwaben Stallgebäude und Scheune nieder gebrannt. — Der seit dem 30. März in Jerisau vermißte rühere Gutsbesitzer G. hat sich nicht, wie zuerst ange nommen wurde, das Leben genommen, sondern ist als Tas Nachtmahl. Eine Geschichte aus dem Burenleben Südafrikas. Erzählt von einem deutschen Arzte im Kaplande (Nachdruck verboten.) Auf sandiger, von zerklüfteten Felsbergen um gebener Fläche liegen einsam die wenigen Gebäude einer südafrikanischen Farm. Ein langgestrecktes, ein stöckiges, strohgedecktes Wohnhaus, einige Stallgebäude und PontokS, die bienenkorbartigen, aus gebogenen Stangen und darüber gespannten Matten errichteten Behausungen der Hottentotten-Dienerschaft. Nicht weit davon befindet sich der Kraal, ein ausgedehntes Stück Grund, von einer nicht ganz mannshohen Mauer aus unbehauenen Steinen, umgeben, der Aufenthaltsort für das Vieh, das sich etwa auf de- ? Platz befindet. Denn meistens sind die bocster (Rinder), Schafe und Böcke (Ziegen) weit draußen im Feld, a,ch während der Nacht. Unter ein Dach kommen sie nie, die Ställe sind nur für Pferde und Esel bestimmt. Ein kleines Blumengärtchen ist vorhanden, ziemlich kümmerlich an zusehen, und in der Nähe des offenen Brunnens er heben sich einige Bäume. Sonst aber nur Sand, Klippen und Felsen, wild durcheinander geworfene Steinmassen und dazwischen spärliches Buschwerk. Wir befinden uns in einem der von der Natur weniger begünstigten Striche Südafrikas, unweit des OranjeflusseS, in einem Lande, in dem der Regen selten ist, bisweilen jahrelang auSbleibt, in dem natur gemäß der Getreidebau hinter die Viehzucht weit zu rücktritt und der einzelne Bur, um sich und seine Fa milie zu unterhalten, eines gewaltigen Areals bedari, dessen Maße über die der allergrößt n deutschen Ritter gutes weit hinausgehen. Aber ein tüchtiges Geschlecht bewohnt dies unwirthliche Land, derb, knorrig und un geschliffen, von der Kultur noch ziemlich unbeleckt, doch zufrieden mit seinem Loose, fröhlich in seiner Weise und mit zäher Ausdauer dem dürren Boden die Existenz gewissermaßen abtrotzend. Es ist ein Wintermorgen und kalt. Noch herrscht Dämmerung, aber alles ist lebendig in und vor dem Hause und in den Ställen. Vor der Hausthür steht ein mit Segeltuch gedeckter Wagen, in den soeben aller hand hineingepackt wird, Körbe, Kisten und Säcke mit Korn und Kaff (Häcksel), dem unentbehrlichen Pferde futter für die Reise, die dann gleichzeitig als bequeme Sitze im Innern des banklosen, vorn und hinten offenen Wagens dienen müssen. Werfen wir einen Blick durch die offene Hausthür, so gewahren wir in dem mit dem Freien in direkter Verbindung stehenden voorduir, dem größten als Eßzimmer dienenden Naum des Hauses, die Burenfamilie reisefertig. Für Jan Esterhuiz, seine stattliche Frau Jessie, die hübsche zwanzigjährige einzige Tochter Bettie, die an Kindesstatt angenommene, verwaiste Nichte des Hausvaters Maria und die beiden Söhne Jan und Abraham war der Tag gekommen, an dem sie sich nach unverbrüchlicher Gewohnheit zur AbendmahlSfeier oder, wie die Buren es nennen, zum Nachtmahl nach dem eine gute Tagereise entfernten Kirchdorf begeben wollten. Viermal im Jahr findet eine solche Feier statt, und wenn der Bur sonst auch keine Möglichkeit sieht, zur Kirche zu gehen, an diesen Tagen erschein' er sicherlich. So war es ganz selbstverständlich, daß auch Jan und seine Angehörigen zur Kerk gingen, und es war hohe Zeit aufzubrechen, wenn sie den ersten Gottesdienst, der Freitag Abend mit Dunkelwerden beginnt, nicht versäumen wollten. Vorerst mußte aber noch Kaffer getrunken werden, und die Damen hatten noch allerlei an sich zurechtzuzupfen, auch Verschiedenes im letzten Augenblick noch mitzunehmen vergeßen. Ein citronengelbes Hottentottenmädchen erschien mit der ihrer Rasse eigenthümlichen Grandezza und brachte in sechs Tassen den schwarzen Trank, der mit konden sierter Milch und einer Unmasse gelben Zuckers an gerührt, eine für europäische Gaumen beinahe unge nießbare Mixtur bildet. Es sei hier bemerkt, daß der Bur, trotz seines Reichthums an Kühen, doch oft ge nug nicht über frische Milch verfügt. Da alle Kälber groß gezogen werden und mangels jeder Stallfütter ung sich die Thiere ihre Nahrung selbst suchen müssen, so ist das erklärlich. Jan aber wurde jetzt allen Ernstes ungeduldig und drängte zum Ausbruch. brüllte er durch die Hausthür, „spau in" (Peter, spann ein!) Piet, ein Hottentott, der ganz den Eindruck erweckte, als ob er in seinem Leben mit Seife noch keine nähere Bekanntschaft gemacht hätte, erschien in einem Anzuge, der früher mal einer gewesen war, verbesserte übrigens sein Auftreten ganz entschieden dadurch, daß er zwei wirklich schöne, große Pferde hinter sich führte. Sein maat (Gehilfe) von gleich vertrauenerweckendem Aussehen erschien eben falls und trieb sechs Esel vor sich her. Unter Esel versteht der Südafrikaner immer Maulesel. Die Thiere sind beinahe ebenso groß und stark wie Pferde und werden geradeso benutzt. Mit Hülfe der beiden Söhne war schnell eingespannt, die Pferde als Borderpaar, dahinter die Esel. Es war etwas schwer, Tante Jessie in den Wagen hinein zu helfen, aber es gelang. Dann ging die Reise los. Der Hottentott Piet führte mit der Gewandtheit, die allen Südafrikanern — weißen und braunen — im Blut zu stecken scheint, die Zügel, der jüngere Jan, ein stämmiger Bursch von 19 Jahren, handhabte die Peitsche, ein drei Meter langes Bambusrohr mit sechs Meter langer Schnur. Wird sie gebraucht, so fliegt das Ende der Schnur rund um den Wagen, trifft aber dann unfehlbar dasjenige Zugthier an dem jenigen Fleck, an dem sein Herr es zu treffen wünschte. Außerdem verstand aber Jan ganz ausgezeichnet mit dem langen Instrument zu knallen. In einer ele- ganten Kurve ging es nun um den Brunnen herum und dann durch die Poort. Wer nervös ist, muß nicht auf südafrikanischen Wegen fahren. Der Wagen schien jeden Augenblick umsallen zu wollen, als er auf dem jeder Beschreibung spottenden „patt" durch die enge Bergpforte und das dahinter liegende trockene Flußbett hindurchrasselte. Europäische Kutscher haben von so etwas keine Ahnung, sie würden schaudern. Im Wagen aber war man unbekümmert. Der alte Jan saß vorn, schaute den beiden Fahrern zu und gab ihnen gute Rathschläge, um die sich diese übrigens nicht im Mindesten küm merten, höchstens, daß Piet einmal sagte: „Ja, Baas" (Ja Herr), um dann doch die Zügel zu halten, wie er es wollte. Der vierzehnjährige Abraham inter essierte sich ebenfalls lebhaft für die Pferde. Bettie sah träumerisch durch die offene Rückseite des Wagens gen Himmel und dachte daran, was für einen Stoff sie sich nun wohl für ihr neue- Kleid kaufen wollte. Maria aber, ein achtzehnjähriges Mädchen mit üppigem, dunkelrothem Haar, die einige Sommersprossen in ihrem hübsch geschnittenen Gesicht durchaus nicht ent stellten, hatte sich dicht neben die Tante gesetzt. Ein tiefer Seufzer hob plötzlich ihre Brust. Da drückte die Tante freundlich ihre Hand und sagte: „Sei ruhig, mein Kind, er kommt ganz sicher." Und ge wissermaßen zur Belohnung für diesen Trost stopfte ihr Maria noch eins der mitgenommenen Kissen in den Rücken. (Forts, folgt.)
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