Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190004106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000410
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-10
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.04.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Eine große Abiheilung Burengefangener machte einen verzweifelten Fluchtversuch. Einer wurde erschossen, ein anderer schwer verwundet. Der Kutscher eines vorbei- fahrenden Wagens wurde durch Zufall erschossen. Von 15 vermißten Gefangenen wurde einer wiedergefangen, 14 entkamen. Der Blumfonteiner TimeS'Korrespondent theilt fol gende angebliche Aeußerungen des gefangenen Buren mayors Albrecht bei einem Frühstück mit: „Ihre In- fanterie (die englische) ist vorzüglich, sie avancirt, wo sonst niemand avancirt. Sie ist besser als die deutsche In fanterie. Aber Ihre Kavallerie! Nachts geht sie alle- mah ins Biwak. Zwei Mal glaubte ich unsere Geschütze verloren; wir hatten sie versteckt. Aber Ihre Kavallerie ging nach Hause, die ist nichts werth. Ihre Artillerie ist vorzüglich; sie hat Disziplin, sie kommt hervor ins Freie und scheert sich den Teufel um die Gefahr. Aber sie gab mir eine famose Scheibe ab. Ihre berittene In fanterie taugt nichts. Es ist gute Infanterie, aber wozu sie auf Pferde setzen? Darauf sind die Kerls verloren; sie sehen nichts, sie halten die ganze Zeit ihren Hut fest." Albrecht sagte weiter: „Cronje ist kein Soldat. Als die englische Macht immer mehr sich verstärkte, sagte ich ihm: „Cronje, was wollt Ihr thun? Sie werden Eure Flanke umgehen!" Cronje erwiderte: „Die Engländer können die Bahn nicht verlassen, ich bleibe." Als wir die Kavallerie in den Freistaat einrücken sahen, sagte Cronje: „Die englische Infanterie kann die Bahn nicht verlassen, ich bleibe." Dann verschwand die Infanterie, und jetzt sagte Cronje: „Ich gehe." Ich sah, daß die Engländer uns mit allen unseren Wagen abfangen würden und sagte Cronje: „Ihr müßt Eure Wagen im Stich lassen I" Aber Cronje meinte, das thäte er nicht. Der Bur hat keine Disziplin, er ist ailrißdt; wenn er mit seinem Kommandanten auf ein Kopje gestellt wird, dort steht und stirbt er. Wenn man aber einem halben Kommando sagt: „Jetzt kommt mal hierher", dann sind sie alle ver schwunden, einfach weg nach ihren Landgütern gegangen." Haag, 7. April. Die Königin richtete an die Witwe des Generals Joubert ein eigenhändiges Bei leidsschreiben. * * * Ueber die Katastrophe bei den Wasserwerken be richtet jetzt das Reuter-Bureau von Burenseite das Folgende aus Brandford: Eine vom 1. d. Mts. aus dem Lager de Wett's bei den Wasserwerken am Modderriver datirte Depesche besagt, Freitag Nacht erhielt de Wett die Nachricht, daß die britischen Truppen, die seit Kurzen Thabanchu besetzt hielten, infolge des Anmarsches Oliviers von Süden her diesen Ort räumen. De Wett beschloß dieselben ab zufangen und gelaugte nach einem brillanten Nacht marsch zu dem Amlä-Kopje dicht bei den Wasserwerken nördlich vom Modderriver und fand das britische Lager ohne Vorposten friedlich schlummern. Sofort brachte de Wett eine Batterie in Stellung und Kommandos in Stärke von 1000 Mann besetzten die strategischen Punkte rings um das Lager der Engländer. Die Sektionen aus Kronstad und Blum- fontein nahmen dicht bei den Gebäuden der Bahn station und unterhalb der Drift Stellung. Als das Tageslicht weit genug vorgeschritten war, wurde das Signal gegeben und die Geschütze begannen das Lager der Engländer mit Granaten und Kartätschen zu überschütten. Es folgte eine große Verwirrung, die englischen Artilleristen stürzten zu den Geschützen und eilten einer entfernten Stellung zu. Das ver- ursachte Freude bei den Mannschaften von Wynburg und Betlehem. Dieselben galoppirten angesichts des Gewehrfeuers der Engländer, die sich von ihrer Be stürzung nicht erholten, über daS offene Feld. De Wett spornte die Leute an und eilte über das freie Feld ohne Deckung auf die Stellung der Eng länder zu. Während dessen sprengte eine englische Batterie auf eine, dicht von Buren besetzte Anhöhe zu. Kein Schuß wurde abgegeben, ehe die englische Artillerie auf 30 Dards herangekommen war, dann aber erdröhnte die Luft vom Schall des Gewehrfeuers. Die Bespannung der Geschütze wurde reihenweise mit ihrer Bedienung niedergeschossen. 7 Geschütze fielen in die Hände der Freistaatburen. Nach einer Meldung aus Pretoria vom 2. d. M. verloren die Engländer in dem Kampfe bei den Reservoirs von Blnmfontein 11 Kanonen «nd 2 Waggons mit Munition. Die „Times" melden hierzu aus Kapstadt vom 5. April: Einzelheiten, welche in Bezug auf daS Unglück bei Koornspruit hierhergelangen, führen nun dazu, die bewunderungswürdige Geschicklichkeit der Buren nicht weniger als die merkwürdige Sorglosig keit und Unvorsichtigkeit der englischen Offiziere darzu- thun, welch letztere auch nicht durch eine Reihe von Mißerfolgen sich belehren lassen, daß sie auf der Hut sein müssen. * * Der Berl. Lokal-Anz. schreibt: Droht die Einräu mung des Hafens Beira durch Portugal an die Engländer für Transvaal gefährlich zu werden, so steht dieser üblen Aussicht eine wenn auch schwache Hoffnung gegenüber auf diplomatischem Gebiet. Die Kandidatur Deweys, des Siegers von Manila, zur Präsidentschaft in den Ver- einigten Staaten läßt erwarten, daß der Admiral von der starken demokratischen Strömung zugunsten einer Inter vention in Südafrika sich wird tragen lassen. Jetzt wird stündlich die Ankunft der Vertreter von Oranje und Transvaal, der Herren Fischer und Wolmarans, auf der Reise nach Europa in Kairo erwartet. Ihre Thätigkeit in Paris und Petersburg wird vielleicht durch die letzten Erfolge der Buren wirksam unterstützt werden. l?. KmÄmisg in MM-WW. Bon großem Interesse dürfte ein Verzeichniß der zu Ostern in unserer Stadt anwesenden Herren Ab geordneten fem. Wir geben dasselbe nachstehend zum Abdruck und hoffen dadurch den Herren Wohnungs gebern entgegenzukommen, da wohl manche alte Bekannt schaft aufs Neue wieder aufgefrischt werden wird. Der Preßausfchuß. Lehrer Rösler, Zittau. Buchdruckereibes. Marx, Reichenau. Tischler Linke, Großschönau. Gymnasial turnlehrer Misselwitz, Bautzen. Uhrmacher Reißmann, Kamenz. Lehrer Grundmann, Ebersbach. Seminar lehrer Seidel, Löbau. Fabrikschreiber Girbig, Ebers bach. Seminaroberlehrer März, Löbau. Geschäfts gehilfe Schniebs, Cunewalde. Kaufmann Bickhard, Bischofswerda. Schuhmachermstr. Bauriegel, Stolpen. Fabrikant Hertel, Ober-Neukirch. Lehrer Seidel, Lungk witz. Turnlehrer Friedebach, Radeberg. Seminar oberlehrer Richter, Dresden. Seminaroberlehrer Ficken wirth, Plauen b. Dr. Lehrer Küchler, Dresden. Prokurist Protze, Dresden. Sekretär Paul, Löbtau. Lehrer Mentzschel, Potschappel. Seminaroberlehrer Hunger, Pirna. Schreiber Weiß, Radebeul. Oberlehrer Richler, Meißen. Lehrer Kießling, Pirna. Gymnasialoberlehrer Nowack, Dresden. Geheimsekretär Lauck, Dresden. Lehrer Pötzsch, Dresden. Gerichtssekretär Thiele, Oschatz. Turnlehrer Hauffe, Riesa. Oberturnlehrer Bär, Frei- ierg. Lehrer Jäger, Freiberg. Lehrer Weicholdt, Frei berg. Webermstr. Oehme, Oederan. Uhrmacher Wein hold, Augustusburg. Lehrer Gläser, Zschopau. Seminar- ehrer Schwarze, Zschopau. Civillehrer Neef, Marien berg. Semiuaroberlehrer Koch, Annaberg. Privat mann Knauth, Drebach. Kaufmann Graefe, Annaberg. Gemeindevorstand Feller, Sehma. Lehrer Wagner, Schlettau. Lehrer Herklotz, Eibenstock. Sparkassen assistent Emmrich, Aue. Lehrer Loose, Aue. Lehrer Weck, Neustädtel. Buchhalter Pohland, Zwickau. Gast- wicth Bräuer, Kirchberg. Schuhmachermstr. Schön Werdau. Kaufmann Walther, Friedrichsgrün. Schuh machermstr. Neubert, Cainsdorf. Turnlehrer Bittner, Reichenbach. Schneidermeister Mothes, Auerbach. Jnstrumentenfabr. Körner, Untersachsenberg. Buchdr. Ebert, Falkenstein. Kaufm. ä Brassard, Reichenbach. Werkmstr. Thormann, Mylau. Realschullehrer Leh mann, Auerbach. Zinngießer Booz, Plauen. Seminar oberlehrer Wienhold, Plauen. Stickmaschinenbesitzer Hammerschmidt, Plauen. Lehrer Rudolph, Plauen. Realschulobeclehrer Fickenwirth, Reichenbach. Weber Richter, Netzschkau. Lehrer Thieme, Markneukirchen. Kaufmann Thalheim, Vogtsberg. Turnlehrer Claus, Zwickau. Kaufm. Liebold, Crimmitschau. Weber Wolf, Crimmitschau. Kaufm. Mehlhorn, Meerane. Schneider meister Hentschel, Glauchau. Seminaroberlehrer Gruhl, Callnberg. Webermeister Selbmann, Hohenstein-Er. Buchdruckereibes. Meyer, Lugau. Stadtkassirer Hugo Gerstenberger, Lunzenau. Kassirer Max Gerstenberger, Lunzenau. Handschuhschneider Müller, Taura. Kaufm. Roßburg, Chemnitz. Lehrer Rosenberg, Berbisdorf. Metalldreher Grünert, Chemnitz. Fabrikdir. Rohr lapper, Chemnitz. Fabrikant Kreßner, Pleißa b. Limb. Fabrikant Lorenz, Schönau. Fabrikarbeiter Renner, Harthau i. Erzgrb. Turnlehrer Fischer, Mittweida. Seminarlehrer Wagner, Nossen. Werkmstr. Franke, iFrankenberg. Werkmstr. Fülle, Döbeln. Silberarb. iLeouhard, Döbeln. Lehrer Haufe, Hartha. Branddir. Schulze, Hainichen. Sparkassenkassirer Birnbaum, Grimma. Zeichner Wenzel, Wurzen. Lehrer Gutbier, Penig. Seminaroberlehrer Martin, Borna. Real- gymnasialoberlehrer Bullmer, Borna. Schuhfabrikant KrembS, Rötha. Turnlehrer Witzgall, Leipzig. Ge schäftsführer Goldstein, Leipzig-Neufchönefeld. Ober lehrer Schubert, Schönefeld-Leipzig, vr. mcck. Goetz, Leipzig - Lindenau. Markthallen-Assistent Reimann, Leipzig-Neustadt. Geschäftsf. Schröter, Leipzig. Ber- sicherungsbeamter Uhlitzsch, Leipzig-Anger. Lehrer Pohl, Leipzig-Lindenau. Gastwirth Schulze, Leipzig-Conne- Witz. Turnlehrer Striegler, Leipzig-Gohlis. Lehrer Mehlhorn, Leipzig - Leutzsch. Geschäftsf. Goldstein, Leipzig-Lindenau. Baumeister Leonhardt, Leipzig- Kleinzschocher. Gymnasialoberlehrer Pro°. Küchenmeister, Leipzig. Schrifts. Ermscher, Leipzig. Hauptbuchhalter Jähn, Chemnitz. Bürgerschullehrer Braun, Zwickau. Buchbinder-Obermeister Unrasch, Dresden. Sächsische». Hohenstein-Ernstthal, 9. April 1900. viltthet'ungen von allgemeinem Interesse werden dar-bar ent- gegengenommen und eventl. honvr'rt.j — Der gestrige Nachmittag versammelte im Saale des Schützenhauses die Neukonfirmirten unsrer Stadt mit ihren Eltern, Geschwistern, ihren Paten oder sonstigen Angehörigen. Etwa 800 Personen hatten sich eingefunden, um einen „Familiennachmittag" zu verleben, der sich in feinem Verlaufe recht nett gestalten sollte. Gegen ^5 Uhr wurde mit dem gemeinsamen Gesänge des Liedes „Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre" begonnen. Darau folgte die Begrüßungsrede des Herrn Pastor Albrecht der „als großartiger Familienvater" zunächst die ver- sammelten Neukonfirmirten, deren Eltern, Paten und zuletzt die übrigen Anwesenden herzlich willkommen hieß, dann auf die Zukunft der Neukonfirmirten zu sprechen kam und sie im Anschluß an eine hessische Sage ermahnte, bei allem äußeren Glück im Leben „das Beste", Gott, Bibel, Gebet, „nicht zu vergessen." Nach der Rede wurde gemeinsam gesungen das schöne geistliche Volkslied: „So nimm denn meine Hände, and führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich." Darauf wechselten Gesangs- und Deklamations vorträge der Neueingesegneten, sowie schon früher Konfirmirter in bunter Aufeinanderfolge ab; der hiesige Jünglingsverein führte ein ergreifendes Stück mit tiefem moralischen Hintergründe auf, der Jung rauenverein erfreute die Versammelten mit Gesangs- wrträgen; unser verehrter Herr Hieronymus Schön- ;err entzückte uns mit feinen künstlerischen Ccllo- vorträgen. Dazwischen bethätigten sich alle Ver- ammelten durch gemeinsamen Gesang. — Leider chienen viele, wenigstens in der ersten Zeit, nicht -erstehen zu wollen, daß das Beifallsklatschen ins Theater und den Cirkus gehört, keineswegs aber in einem christlichen Familiennachmitlage am Palmen onntage sich ziemt. — Die Neukonfirmirten fühlten ich glücklich und waren begeistert, und gewiß hätten )ie Vorträge und Aufführungen noch lang gedauert, wenn nicht die „cüra „die grimme Nothwendigkeit", d. i. die Zeit, Einhalt geboten hätte. Gegm 7 Uhr endete der schöne Nachmittag mit dem gemeinsamen Gesänge des Liedes: „Wie lieblich ist's hienieden", und befriedigt ging die zahlreiche Schaar der Versammelten heim. Gott gebe, daß die wenigen Stunden manchen Segen gebracht haben! — Das Königl. Ministerium deS Innern hat in einer kürzlich ergangenen Verordnung ausgesprochen, daß auch die nichtöffentlichen Concerte und Tanzver gnügungen, wenn sie an öffentlichen Orten abgehalten werden, an Vorabenden der Sonn- und Feiertage nicht über Mitternacht ausgedehnt werden dürfen. — Auf den sächsischen Eisenbahnen sind seit kurzer Zeit Fahrkartenkontrolleure thätig. Von einem solchen, der dieser Tage in St. Egidien zur Kontrolle in den Zug stieg, wurde in einem nach Glauchau zu fahrenden Zuge in der 3. Klaffe eine junge Frauensperson erwischt, die nur eine Karte 4. Klaffe Dresden—Frauenstein aufweisen konnte. Die billige Reise war nun freilich zu Ende. — Glauchau, 7. April. In einer öffentlichen Lereinsversammlung hier sollte kürzlich eine Aussprache über das Thema: „Der Glaube an einen persönlichen Gott" stattfinden, doch wurde die Diskussion hierüber von der Poeizeibehörde als ungeeignet für eine öffentliche Versammlung verboten. — Chemnitz. Eine Nachtcommunion für Kellner und Hotelbedienstete soll in hiesiger Stadt in der Charwoche abgehalten werden. Der Kirchen vorstand der Pauligemeinde hat hierzu bereitwilligst die St. Paulikirche zur Verfügung gestellt. Soweit man mit hiesigen Hotelbesitzern und Restaurateuren sprechen konnte, erklärten sich dieselben gern bereit ihren Angestellten im ununterbrochenen Dienst eine nächtliche Urlaubsstunde zu gewähren, und in den Kreisen der Kellner und Hausdiener wurde der Ge danke freudig begrüßt. Die ungewöhnliche Feier findet am Mittwoch Abend ^z11 Uhr statt. Zur Theil- nahme an ihr werden auch alle diejenigen eingeladen, die in Folge ihres Berufs auf die Sonn- und Feier tage verzichten müssen. — Meerane,V7 April. (Wasserleitung.) Nach dem Voranschläge belaufen sich die Gesammtkosten für den Bau, den Herr Baurath Thiem-Leipzig leitet, auf 860000 M. Auf das Stadtrohrnetz entfallen davon 285 000 M. Die Betnebsgebäude des Wasserwerks werden bei Waldenburg auf der linken Muldenseite errichtet. Es ist eine Förderung von 40—50 Secundenlitern vorgesehen. Das Wasser wird über eine besondere Brücke über die Mulde nach den Sammelbrunnen geleitet. Die Betriebsanlage wird 216000 M. kosten und umfaßt die Pumpmaschinen, Dampfkessel, Enteisenungsanlage u. s. w. Der Schorn stein erhält eine Höhe von 28 Metern. Von den. Dampfpumpen wird eine zum Betrieb, die andere als Reserve dienen. Der Hochbehälter kommt zwischen Pfaffroda und Schönberg zu stehen und liegt so hoch, daß er den höchsten Punkt von Meerane noch um 20 Meter überragt. Der gesammte umfangreiche Bau soll möglichst in einem Baujahre hergestellt werden. Die Kosten für den Bau der Wasserleitung sollen durch eine Anleihe gedeckt werden. — In Reinsdorf bei Zwickau wurde ein Fort bildungsschüler wegen Beleidigung feines Lehrers zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. — „Bleibe im Lande!" dachte eine Böttchersfrau in Oelsnitz i. B. Dieselbe war nach Angabe ihres Ehemannes nach Amerika ausgewandert, um sich einer Bestrafung wegen Urkundenfälschung zu entziehen. Das Königl. Landgericht Plauen erließ infolgedessen einen Haftbefehl gegen die angebliche „Auswandrerin"; der weil saß diese, wie die Stubennachbarn bald heraus gefunden hatten, mit klopfendem Herzen im Kleider- fchranke daheim, und es währte nicht lange, so hatte die Polizei das Versteck der Frau ausfindig gemacht. Demnächst wird sie nun persönlich vor den Schranken des Gerichts erscheinen. — In Werdau erregt die Verhaftung der Fabrikanten Gebrüder Werner, die dort zu den an gesehensten Kreisen zählten, sehr großes und peinliches Aufsehen. Es verlautet, daß dieselben bei den jetzigen schwierigen Zeitläuften und bei der jetzigen Geldknapp heit sich mit der Kellerwechselfabrik eingelassen haben, die unlängst in Zwickau kaltgestellt wurde. Inwieweit die in Untersuchungshaft Genommenen selbst Straf bares verschuldet, muß die eingeleitete Untersuchung ergeben. — Leipzig, 7. April. Die feierliche Grund teinlegung zum National-Völkerschlacht-Denkmal am Napoleonsstein ist auf den 18. Oktober festgesetzt. Der Kaiser, König Albert und andere Bundesfürsten werden voraussichtlich der Feier beiwohnen. Bundesrath und Reichstag werden durch Deputationen vertreten sein. Der Feier wird mit großem offiziellen Gepränge vor ich gehen. — In Crimmitschau starb nach kurzem Kran enlager Herr Rentier Karl Albert Oehler im 93. Lebensjahre. Der Heimgegangene war der älteste vortige Einwohner; er erfreute sich bis in die letzte Zeit einer für seine hohen Jahre außerordentlichen Rüstigkeit.! — Am Donnerstag Mittag war die Tochter deS Mittelschullehrers Platz in Gößnitz mit Fensterputzen leschäftigt, als sie Plötzlich, veranlaßt durch Unwohl- ein, auf die Straße stürzte. Im demselben Moment sing ein Herr unter dem Fenster vorbei, welchem die Bedauernswerthe auf die Schultern fiel, wodurch der Sturz bedeutend gemildert wurde und die Verun glückte zum Glück außer leichteren Kontusionen keine weiteren Verletzungen erlitt. Andre Länder, andre Sitten. Die Zeiten sind vorüber, in denen der Deutsche sich nichts Besseres wußte, als ein Gespräch von Krieg und Kriegestagen, wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinander schlagen. Das Kannegießern auf der Bierbank hat längst ein Ende genommen; wenn Deutsche sich zu traulicher Aussprache beim braunen Münchener versammeln, so sind es gesunde, reelle Dinge, über die sie sich unterhalten, und kommt die Rede heut auf die Türkei, so sprechen sie von den Eisenbahnen, die dort deutsches Capital und deutsche Arbeitskraft ins Leben rufen, um Jahrhundertlang vernachlässigte Gebiete der Cultur zurückzugewinnen. Wir hatten, lauter Junggesellen, — so erzählt Conrad Alberti im B. Lokalanzeiger — früher einen Stamm tisch in einem Pilsener Restaurant in der Friedrich- stavt. Die meisten Theilnehmer waren höhere An gestellte eines großen Exporthauses für Bahnanlagen. Wenige waren darunter, die nicht ihre große Ueber- seereise hinter sich hatten — heute verschwand einer und kam nach einem halben Jahr aus China oder Honolulu mit einem Sack voll Erinnerungen wieder. Das gab heitere Plauderstunden! Und der Grundton der Unterhaltung war immer der gleiche: „Andre Länder, andre Sitten — ..." Bist Du m Deutschland Gast eines HauseS, so kannst Du Dich bei der Hausfrau nur beliebt machen, wenn Du eine kleine Magenüberfüllung riskirst; fo gut meint sie eS mit Dir, und Du mußt ihrer Koch kunst Ehre anthun. In Spanien hüte Dich ja, den einmal gereichten Teller völlig zu leeren, vergiß nicht, ein kleines Nestchen übrig zu lassen, denn sonst wärest Du dort ein Mensch ohne Lebensart, der die Haus frau anklagen wollte, für ihre Gäste nicht genügend zu sorgen. Und mit dem Trinken sei vorsichtig, selbst in Spanien. In Madrid würde man Dich für einen Säufer hatten, wenn Du nur daS erste GlaS völlig ausleertest — in Sevilla brich so vielen Manzanillo flaschen wie möglich den Hals, denn Trinkfestigkeit ist des Andalusiers garmanisch-vandalisches Erbtheil. In Italien leerst Du das erste Glas, aber das ange botene zweite lehnst Du beim Einscbänkversuch dankend ab, dann giltst Du als wohlerzogen. In Deutschland darf ruhig die bürgerliche Frau ihrem Gatten den Vorschlag machen, Sonntags mit der ganzen Familie im Restaurant zu Mittag zu speisen, weil auch sie ihre Feiertagsruhe heischt. In England würde kaum der Gatte seiner Frau den Vor- schlag zu thun wagen, denn tief beleidigt würde sie ihn fragen, seit wann ihm ihre Speisen nicht mehr schmeckten? Man stelle sich vor, daß in einer französi schen Provinzstadt eine klösterlich erzogene Dame wagte, sich nach der Mahlzeit eine Cigarrette anzustecken, wie dies in den slavischen Ländern gang und gäbe ist, während in Kopenhagen Damen im Caf^hauS ruhig die schwersten Cigarren rauchen. Wenn in Deutschland der Hausherr einen Besuch willkommen heißt, bietet er ihm ein Glas Wein an, und wenn er ihn sanft anS Abschiednehmen erinnern will, sieht er wie zufällig nach der Uhr. In der Türkei läßt der Hausherr Dir durch den Diener zum Willkommen eine Tasse Kaffee und eine Cigarrette reichen. Klatscht nach einer W-ile der Hausherr zum zweiten Male in die Hände und servirt der Diener zum zweiten Mal Kaffee und Cigarrette, so bedeutet daS: „Tschelebi — entferne Dich!" In München versammeln sich Damen allein, ohne ihre Herren, aber mitten im gemischten Publikum, zum heiteren Frühschoppen im Hofbräu. Wenn in Konstantinopel ein frommer Türke mit seiner Gattin die Pferdebahn benutzt, schiebt er sie mit raschem Griff in die durch einen dicken Vorhang abgesonderte Frauen- abtheilung des Wagens. Hat in Amerika die Gattin Herrenbesuch, so wird der Gatte kaum wagen, ohne anzuklopfen ins Zimmer zu treten. Wenn Du in Deutschland einem verheiratheten Manne begegnest, so verlangt die gute Erziehung, ihn nach dem Befinden seiner Gattin zu fragen — ein Orientale würde diese Frage als schwere Kränkung empfinden. Machst Du in Japan einen Anstandsbesuch, so sendet Dir der sich geehrt Fühlende als Dank ein paar niedliche GeishaS in Dein Qartier. Das Zimmermädchen in Spanien würde, wenn Du sie nicht beim Erscheinen im Zimmer zärtlich ein wenig um die Taille faßtest, Dich einen Menschen ohne Lebensart nennen — in Corsica würdest Du den Dolchstoß ihres Liebhabers riskiren. Eine richtige Amerikanerin duldet nicht, daß Du auf der Pferdebahn einen Groschen für sie auSlegft — be- gleitest Du eine Spanerin beim Einkäufenmachen, so bist Du verpflichtet, alles, was sie ersteht, zu bezahlen, wenn auch der Betrag in die Tausende ginge. Also laß Dich warnen! Wenn unier Kaiserpaar zur Parade fährt, geben wir offen unsere Freude kund, wie schmuck ihm die Uniformen gesessen — in Rußland gilt eS fast als Majestätsbeleidigung, zu erwähnen, welche Kleidung der Zar oder die Zarin getragen. Wenn ein Amen- kaner auf der Straße Dich zum Trinken einladet und Du e« ihm abschlägst, fo schwört er Dir Rache. Der Spanier bietet Dir alles an, was er besitzt, waS Dir von seinem Besitz gefällt — aber Gnade Dir Gott, wenn Dir einfallen sollte, wirklich zuzugreifen. Ein Spanier, der sich eine Cigarrette in den Mund steckte, entsann sich Plötzlich, daß er mir gegenüber jene Höf lichkeit verabsäumt habe, nahm die Cigarrette aus dem Munde «nd fragte: „Ic ^usts?" In Madrid wäre zu meiner Zeit ein Engländer beinahe furchtbar verhauen worden, weil er mit einem kostbaren Stocke, den ein Spanier ihm „geschenkt" hatte, wirklich abgehen wollte. Der Engländer nimmt Dir nicht übel, wenn Du ihm eine Bitte abschlägst, aber er ist Dir todfeind, wenn Du ihm nicht Wort hältst. In Frankreich kennt man das Anstoßen beim Trinken nicht, in Skandinavien trinkt man sich mit „Skol" bei jedem Schluck zu. Bei uns fängt man ein Mahl mit der Suppe an und hört mit einen Liqueur auf — in Schweden fängt man mit dem Schnaps an und hört mit der Suppe auf. Wenn eS in Paris regnet, so gehen die koketten Dämchen spazieren, um ihre graziösen Füß chen zu zeigen, die Italienerin aus dem Volke, nament lich die Römerin, würde sich für erniedrigt halten, wenn jemand ihren Knöchel erblickte, und läßt felbst bei Schmutzwetter das Kleid nachschleifen. Bei uns gilt im Theater, bei öffentlichen Anlässen Pfeifen als Zeichen entschiedener Mißbilligung — in Italien läßt eS auf hohe Begeisterung schließen, und König Um berto und seine schöne Gattin danken mit huldvollem Lächeln, wenn ihr Volk sie anpfeist. In Deutschland ist der Bürger stolz auf den Tag, an dem er die Uniform, wenn auch nur als Sommerleutnant, tragen darf — der englische Frontofficier fühlt sich glücklich, wenn er gleich nach beendetem Dienst wieder in das ungenirte Civil schlüpfen kann. In Spanien ahnt man nichts von der Icx Heinze. Dort gilt eS u. a. für höchst unanständig, kleine Kinder bekleidet photo graphieren zu lassen. Kinder sind natürlich Engel, und Engel haben keine Kleider .... Stundenlang könnte ich noch solche Curiositäten zum Besten geben. Aber ich glaube, das Erzählte genügt, um das Wort zu rechtfertigen: Andre Länder, andre Sitten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)