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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190003082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000308
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-08
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.03.1900
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(Die Leiden von Ladysmith). Die Besatzung, so wird dem „Standard" telegraphnt, die Ladysmith vier Monate lang mit solcher Hartnäckigkeit «vd Ergebung vertheidigt hat, ist nur noch der Schatten der Macht die von den Buren am 30. October nach der Schlacht am Lombards Kop zum Rückzüge gezwungen wurde. Da ist kaum einer, der nicht da» Zeichen der körper- lichen Leiden und der geistigen Qualen an sich trüge, die diese traurigen langen Wochen gebracht haben. Am „traurigen Montag" (so hat man den 30. October, den Tag der verlorenen Schlacht, gelaust) befehligt Sir George White 558 Oificiere und 13760 Mann, zehn Tage später war seine Truppe auf 498 Officierc und 12556 Manu zuiammengeschrumpft, die übrigen waren gefallen oder gefangen. Seit der Einschließung haben wir im Gefecht 16 Ojficiere und 162 Mann verloren, durL die Beschießung wurden 35 Officierc und Mann getödtet, 20 Osffciere und 168 Mann ver wundet; 47 Osficiere und 360 Mann — von denen. 94 inzwischen verstorben sind — wurde» in den Ge fechten verwundet, 476 erlagen Krankheiten — eine Zahl, die größeren Verlust an Menschenleben und eine größere Schädigung durch Krankheit bekundet, als alle Gefechte bis zum Tage der Befreiung uns gebracht haben. Und in der That war die Gesshr der immer drohenden Krankheit weit größer, als die Kugeln des Feindes. Ruhr, Typhus und Fieber aller Art gingen beständig unter uns um, sie waren die Ausgeburt des schlechten Wassers, der Entbehrungen und der üblen Dünste, die die kleine, mit 21000 Halbtodten Be wohnern gefüllte Stadt erzeugte. Bis Mitte Januar waren die Dinge zu ertragen, indessen litt auch bis dahin der Gesundheitszustand der Truppen unter dem Mangel an guter Nahrung und der wesentlichsten Be quemlichkeiten. Richt weniger als 8424 gingen durch das Lazarech und der tägliche Durchschnitt derer, die ärztliche Behandlung in Anspruch nahmen, belief sich auf 1500—2000; da waren allein 1710 Typhusfälle Bis Mitte December, bis zu dem fehlgeschlagenen Ent satzversuche Bullers bei Colenso, batten wir indessen ziemlich reichlich Nahrung. Unsere Rationen bestanden aus einem Pfund Ochsenfleisch, einem Pfund Brot, vier Unzen Mehl, vier Unzen Zucker und einer drittel Unze Thee. Außerdem waren die Verkaufspreise vorgeschricben: Eier kosteten 36 Schilling das Dutzend, Hühner 20 dis 30 Schilling und das Pfund Tabak bis 2 Sove reigns. Nach der Niederlage bei Colenso wurden die Rationen herabgesetzt, und eine neue Verkürzung er fuhren sie, als nach der Schlacht am Spionkop der Entsatz weiter als je hinausgeschoben erschien. Gab cs bis dahin "/« Pfund vom Fleisch eines Zugochsen so! wurde fortan nur noch '/, Pfund Pferdefleisch, aus gegeben, die bisherige Brotration (°/4 Pfund) schrumpfte auf '/, Pfund BiScuit zusammen, dazu kam nur eine Unze Zucker und ein drittel Unze Thee. Das war so weit gerade genug, um Leib und Seele nothdürftig zusammenzuhaltcn, die blassen abgerissenen und schäbigen Gestalten der Soldaten boten einen erbarmungs würdigen Anblick. Bei einigen Truppentheileu t'itt jetzt nur noch ein Viertel des früheren Bestandes zum Appell an, und trotz sorgfältigster Pflege und Er nährung wird geraume Zeit vergehen, ehe sie wieder felddiensttauglich sind. Die einst so stolze Kavallerie Brigade existirt nicht mehr; Anfang des Jahres hatten wir noch 5500 Pferde und 4500 Maulthiere, vor Ab lauf des Januars aber konnte man nur noch 1100 Pferde füttern. Der Rest wa- schon als Braten und Würste oder in Suppen verzehrt, andere hatte man laufen lassen, und die armen abgemergclten Thiere, nur die Schatten von Pferden, die noch übrig blieben, waren mit das peinlichste, was wir während der ganzen Belagerung sahen. Es war ein bedauerlicher Fehler, daß die Kavallerie in der belagerten Stadt, wo sic ganz nutzlos war und die Entbehrungen erheblich ver mehrte, zurückgehalten worden war. Selbst vor dc Einschließung konnte sie in dem Gcbirgsgclände des nördlichen Natals keine wesentlichen Dienste leisten; wäre sie dagegen frühzeitig nach dem Südufer der Tugela gesandt worden, so hätten die irregulären Reiter zum wenigsten die Beutezüge der Buren verhindern und indirect den Druck auf Ladysmith erleichtern können. Auch hätten wir unsere Lage erträglicher machen können, wenn wir die g-nügende Zahl schwerer Geschütze nebst Munition gehabt hätten, aber obwohl wir keinen Schuß abgaben, wenn es nicht durchaus nothwendig war, hatten wir Anfang Februar nur noch 40 Schuß für jedes der Schiffsgeschütze, und die Munit on der Feldgeschütze wäre durch ein paar kleiner? Gefechte erschöpft gewesen. Glücklicherweise wußten die Buren nichts von dem wahren Stande der Dinge. Hätten sie unsere Schwäche gekannt, so wären sie zweifellos kühner vorgezaugen, und dem Ergebniß können wir nur jetzt, da wir frei find, ins Auge sehen. Wir find schließlich als Sieger auSgcgangen lediglich infolge unserer meisterhaften Unthätigkcit und infolge der gleichen Thatenlosigkeit unserer Belagerer. Trotz dem machten wir zwei glänzende Ausfälle, stürmten zwei Berge und schlugen zwei Stur mingriff- zurück, und nur in einem dieser Gefechte floß ernstlich Blut und zeigten die Buren eine feste Entschlossenheit. Bei dieser Gelegenheit — es war der große Nachtangriff am 6. Januar — waren unsere Verluste hauptsächlich dem Umstande zuzus^reiben, daß unser schwächster und am weitesten vorgeschobener Posten fast ganz un'iesctzt gelaffen war. Wir bezahlten diese Nachlässigkeit mit einem Verlust von 15 Osficieren und 135 Mann todt und 30 Osficieren und 244 Mann verwundet. Die Beschießung war während der ganzen Belagerung heftig, aber im ganzen unwirksam. Es wird geschätzt, daß 12000 Geschosse seit Beginn der Belagerung oder durchschnittlich drei Tonnen Sprengstoff täglich in die Stadt geschleudert wurden; trotzdem wurden dadurch nur 35 Mann getödtet, 188 verwundet. Der Sachschaden ist ganz belanglos. Das Rathhaus ist zusammengeschossen, und der Gast hof, der Bahnhof, die Kirche und einige Läden und Häuser tragen sichtbare Zeichen der Beschießung; ein Fremder aber, der jetzt durch die Straßen spaziert.-, würde nicht ahnen, daß die Stadt wochenlang aufs heftigste beschossen worden ist. Die Fehler, die die Belagerung von Ladysmith enthüllte, fallen den Politikern zur Last. Für die Vertheidigung der Stadt war zudem bis zum letzten Augenblick nichts geschehen, und daß sie standhielt, verdankte sie nur dem rechtzeitigen Eintreffen der Schiffsgeschütze, und diese wiederum konnten nur in die Stadt gelangen, weil die Buren der irrthümlichen Meinung waren, wir hätten den Bulwanaberg besetzt, und sie infolge dessen die Eisenbahn drei Tage lang für uns nach Süden offen ließen. Wir unsrerseits ließen dafür den Gegner im Besitz der beiden Bahnlinien nach Pretoria und nach Harrismith, und obschon Ende November ein Versuch gemacht wurde, die Brücke über den Sonntagsfluß zu sprengen, blieben die Buren die ganze Zeit über im Besitz schneller Verkehrsmittel. So konnten sie ihre Vorrüthe erneuern, Munition und auch andere Geschütze nachschieben, die nach An sicht unserer Sachverständigen nicht zwei Tage lang auf gewöhnlichen Wegen weiter gebracht werden können. So verdanken wir einen großen Theil unserer Beschwerden dem Fehler, daß wir es nicht verstanden, die rückwärtige Verbindung unseres Gegners zu erschweren. Msk« öd» W MMM ick Vn Mm. Der große Polarforscher, der einen Tag in Berlin weilte, Mittwoch aber nach Breslau weiter gereist ist, hat in einer einem Mitarbeiter des L. A. gewährten Unterredung sich in bemerkenswertster Weise über seine nächsten Pläne und über das Schicksal Andree's ausgesprochen. „Von meinen Unternehmungen wollen Sie hören? Sie dürften vielleicht schon vernommen haben, daß die norwegische Regierung eine wissenschaftliche Expedition ausrüstet, deren Führung mir anvertraut ist. Es handelt sich um hydrologische Studien. Diese werden mich zwar auch in die nördlichen Meere führen, doch nicyt weit hinauf, Island wird etwa die geographischen Breiten bezeichnen, in denen wir unsere Forschungen anstellen wollen, und diese werden vornehmlich darauf gerichtet sein, die Verhältnisse der Meeresströmungen zu untersuchen. Es wird für diese Reise ein be sonderes Schiff gebaut wie der „Fram", ebenfalls nach meinen Angaben, aber kleiner. Etwa 300 bis 350 Tons wird es haben. Dagegen wird das Fahr zeug viel stärker besetzt sein, als das Schiff meiner Nordpolexpedition. Danials waren wir nur unserer dreizehn, jetzt werden wir zwanzig sein." „Ist von Ihrer alten Mannschaft jemand dabei?" „Niemand! Es ist ja auch keine Nordpolfahrt, sondern eine einfache wissenschaftliche Excursion in das nördliche Meer." „Und wann, Herr Professor, beginnt diese neue Fahrt?" „O bald! Sehr bald! In etwa zwei Monaten. Am 15. Mai hoffe ich von Christiania auszulaufen. DaS Schiff, das den Namen eines norwegiscken Ge- lehrten erhalten wird, ist so gut wie fertig, und alles andere steht bereit. Nur einige Monate werde ich fort sein, und im Herbst bin ich zurück." „Und dann, Herr Professor? Werden Sie nich'. doch wieder zum hohen Norden ausbrechen?" „Vorläufig wohl nicht! Ich habe Pläne. Welcher Art sie sind und wann ich an ihre Durch führung herantreten werde, darüber möchte ich in diesem Augenblick der Oeffentlichkeit noch nichts verrathen." „Aber eine Frage über Andree, Herr Professor, gestatten Sie mir wohl?" Ueber Nansens Gesicht, dessen energische, kraft- athmende Züge ein freundlich verbindliches Lächeln erhellte, glitt es wie ein dunkler Schatten. „Ach! Der arme Andree! Sie wissen, daß ich am längsten auf seine Wiederkehr vertraute und von Anfang an mit späten Terminen rechnete, bis zu denen auch nur die erste Nachricht uns hätte erreichen können. Aber jetzt hoffe ich nicht mehr. Ich halte es nunmehr für ausgeschlossen, daß er und seine Ge fährten noch am Leben sind. Wäre dies der Fall, so hätte unbedingt eine Nachricht von ihm uns er reichen müssen. Wenn überhaupt, so wird man nur ihre Leichen auffinden." „Halten Sie den von Andree gewiesenen Weg überhaupt für gangbar?" „Gangbar durchaus, aber nicht lohnend genug. Die Ausbeute eines derartigen Unternehmens kann doch immer nur eine geringe sein. Nach dem Nord pol zu fliegen, ist doch etwas wesentlich anderes, als zum Pol sich durchzukämpfen. Den Schatz unserer Erfahrungen hat auf allen Gebieten allein der Kampf gezeitigt, und auf dem Gebiete der Polarforschung ist es ganz gewiß der Kampf gewesen." „Scheint es aber nicht ein Widerspruch, wenn Sie überzeugt siud, daß Andree von einer Katastrophe ereilt wurüe, und seinen Plan dennoch für durch führbar erachten?" „Aber durchaus nicht. Sein Project war gut, doch er muß bei der Durchführung einen Fehler gemacht haben. Welchen Fehler — ja, wer vermag das zu sagen. Das ist das Geheimniß des Mannes geblieben, der daran zu Grunde gegangen ist." 4- * * London, 6. März. Der Daily Graphic erfährt, eine Flasche mit einer angeblich von Andree kommenden Karte sei an der Küste der Orkney-Insel North Ronaldshay aufgefunden worden. Sie ist 83 numcrirt, 98 datirt und an die Arktische Erforschungs-Gesellschait in Gothenburg adressirt, mit dem Ersuchen an den Finder, sie per Post zu übermitteln, was geschehen ist. (Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß es sich auch in diesem Falle nur um eine der von der Nadthorst- expedition zwecks Erforschung der antarktischen Meer strömung ausgeworfenen Flaschen handelt. Dies be weist schon die Adressirnng. Alle echten Andree'schen Flaschenposten sind an das Stockholmer Aafdenblait gerichtet. GöchWches. Hohenstein-Ernstthal, 7. März li 00 ÄUrhec-ungen von allgemeinem Interesse werden dar'bar em- gcgengenommen und eventl. honor'rt.i — Hohenstein Ernftthal. Wie bereits im vorigen Jahre um dieselbe Zeit, so wird auch jetz wieder auf Veranlassung des hiesigen ObstbauvercinS der Wanderlehrer Herr Schänder aus Bautzen nächsten Sonntag im Saale des Gasthofes zum grauen WoU hier einen öffentlichen Vortrag halten, über: „Ratio- uclle Düngung des ObstbaumcS". Bekanntlich spricht Herr Schänder überaus fließend und leicht verständlich und ist als Obstbaukundiger hochgeschätzt, hier, wie in den Nachbarvercinen von Oberlungwitz. GerSdori Glauchau, Meerane, Walderburg rc, wo derselbe auch wiederholt Vornäge hielt, immer vor einer zahlreichen Zuhörerschait. In B.rü^sichtigung des vorerwähnten Themas und des heutigen allgemeinen Interesses am Obstbau wird Jedermann zu diesem Vortrag willkommen sein, wogegen auch dicSmat kein Eintrittsgeld erhoben werden soll. Nach dem Bortrage findet eine allgemein-. Aussprache über Obstbauangelegenheiten statt, an der gleichfalls jeder Erschienene theilnehmeu möchte. Es wäre recht sehr zu wünschen, daß von diesem gemein- aützigeu Anerbieten ausgiebigster Gebrauch gemacht würde, zur Förderung des heimischen Obstbaues und des Nationalwohlstandes — Hohenstein-Ernstthal, 7. März. Ein Militärconcert übt immer eine besondere Anziehungs kraft aus; diese Erfahrung bewahrheitete sich auch wieder am gestrigen Abend, an dem der große Schützen ¬ haussaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. DaS Programm des Concertes, das das Musikkorps des preußischen Leib-KürassiercegimentS „Großer Kurfürst" zu Gehör brachte, war eigenartig und gewählt zu sammengestellt und bot auch einen Theil Streichmusik. Bis auf die Fanfarenmärsche, die vielleicht für manchen Zuhörer neu waren, konnten sich auch diejenigen, welche Kavalleriemusik in einem Saale weniger lieben, mit dem Programm der zwei Theile Blasmusik befriedigt erklären. Mit Beifall kargte die Zuhörerschaft nicht. Ein Ball beschloß den Concertabend. — Langenberg. Durch den Brand des Rau schen Gasthauses sind auch zwei hiesige Vereine empfindlich berührt worden. Dem Militärverein und dem Jugendsparverein sind die Fahnen mit verbrannt. — Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Regierung noch dem gegenwärtig tagenden Landtage eine Vor lage zugehen läßt, welche die Versicherung gegen die Genickstarre der Pferde (sog. Bornaische Krankheit) auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit gesetzlich regelt und unter staatliche Aufsicht stellt. Die Materie an sich macht keine Schwierigkeiten und ein staatlicher Geldaufwand kommt nicht in Frage, da wie schon bemerkt, die Pferdebesitzer für die etwaigen Entschädig- ungskosten am Ende des Jahres nach der Kopfzahl ihrer Pferde aufzukommen hätten. — Die am 1. April 1900 fälligen Zinsscheine der 3i/z 0/0 Hypothekenpfandbriefe Serie I der Sächs. Bodencreditanstalt zu Dresden werden nach einer im Jnseratentheil unserer vorliegenden Nummer befind lichen Bekanntmachung bereits vom 15. März d. I. ab bei sämmtlichen Pfandbriefverkaufsstellen eingelöst. — Die Finanzdeputation L, zu deren Geschäfts bereich alle Angelegenheiten gehören, welche das Eisen bahnwesen betreffen, hat die Petition um neu zu bauende Bahnlinien durchberathen und wird demnächst durch ihren Berichterstatter, Abg. Horst, im Plenum der Kammer ihre Anträge stellen und begründen lassen. Wenn nun auch jetzt wieder nur eine verhältnißmäßig geringe Zahl der eingegangenen Gesuche, die insgesammt die Erbauung von 66 neuen Verbindungslinien und 24 Haltestellen betreffen, zur Berücksichtigung empfohlen wird, so findet diese Zurückhaltung der Deputation ihre triftige Begründung nicht nur in der allgemeinen Finanzlage und dem fühlbaren Mangel an technischen Kräften, auf den schon in der Thronrede bei Eröffnung des Landtages hingewiesen wurde, sondern auch in dem beständigen Rückgänge der Reinerträgnisse unserer Eisenbahnen. Im Jahre 1896 betrug die Verzinsung des in Eisenbahnanlagen investirten Kapitals noch 5,07 Prozent; in den beiden folgenden Jahren sank sie auf 4,64 bezw. 4,08 Prozent; 1899 ging sie noch weiter zurück (der genaue Procentsatz läßt sich zur Stunde noch nicht berechnen), so daß wir jetzt auf dem Punkte angelangt sind, wo die Einnahmen nach Abzug aller Unkosten gerade noch zur Verzinsung und Tilgung der Eisenbahnanleihen ausreichen. Nach Kapitel 16 des Staatshaushaltsetats beträgt die Summe der Einnahmen aus den sächsischen Bahnen 137,905,270 Mk., der Ausgaben 102,223,070 Mk., mithin Ueber- schuß 35,682,200 Mk. Da nun zur Verzinsung der Staatsschulden 26,754,412 Mk. und zur Tilgung der selben nach den Bestimmungen der bezüglichen Anleihe gesetze 8,506,104 Mk., zusammen also 35,260517 Mk. benöthigt werden, kann von einem nennenswerthen Ueberschuß nicht wohl die Rede sein. Veranlaßt wurde diese unerfreuliche Thatsache durch die Erhöhung der Materialpreise und Löhne, durch die Abkürzung der Dienstzeit der Arbeiter, die ein; beträchtliche Vermehr ung der letzteren nach sich zog, durch die Einrichtung der Bahnsteigsperre, vor Allem aber durch die Erbau ung zahlreicher neuer Linien, die nur geringe Betriebs einnahmen abwarfen. Es ergiebt sich hieraus die dringende Mahnung sür Regierung und Stände, die auf Herstellung weiterer Bahnverbindungen gerichteten Wünsche recht sorgfältig zu prüfen und auf die Frage der Rentabilität etwas mehr Gewicht zu legen, als das bisher geschehen zu sein scheint. — In der am 3. März in Zwickau abgehaltenen Sitzung des Kreisausschusses wurde u. a. Folgendes beschlossen: Die Verminderung des Stammver.nögens der Stadtgemeinde Lichtenstein durch Verkauf eines Hausgrundstücks unter der Bedingung zu genehmigen, daß der Kaufpreis ausschließlich zur Tilgung der Schulbaulast verwendet werde; in der Verwaltungs streitigkeit zwischen den Ortsarmenverbänden Hohen stein-Ernstthal und Oberlungwitz wegen Erstattung von Armenunterstützung für die ledige Amalie Lina Der Familieirschmuck. Roman von A. I. Mordtmann (U8.Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Holmfeld war in einiger Verlegenheit, weil er glaubte, sie zürne ihm wegen der Kühnheit, womit er die Erinnerung an eine Handlung herauf beschwor, die sie vielleicht längst bereut hatte. Er war sich auch bewußt, daß er es nicht hätte thun sollen, wenn er nun nicht folgen ließ, was er sich vorgenommen hatte. Jetzt aber, kurz vor der Ausführung, sah er sich von einem Gefühle der Scheu und Bangigkeit ergriffen, das ihm sonst ganz fremd war. Wie, wenn er sich in den Hoffnungen, die ihn beseligten, irrte? Wenn er dem, was sie für ihn gethan hatte, ein falsche Auslegung gab? „Wenn ich am Freitag abreise," begann er wieder, „lasse ich den schönsten Theil meines Daseins zurück." Er suchte nach Worten, und sie kamen ihm nur schwer fällig und ungeschickt. „Ich habe früher geglaubt, daß man mit der Erinnerung an frohe und glückliche Tage das Glück selbst, wenigstens theilweise, ersetzen könnte. Seit ich Sie kenne, Marguerite, weiß ich, daß es nicht der Fall ist. Die Erinnerung an Sie wird den Schmerz um Ihren Verlust nicht ausgleichen, sondern nur erhöhen." „Glauben Sie, daß es mir anders gehen wird?" „Ja, muß es denn sein? Müssen wir uns denn trennen? Können wir denn nicht immer beisammen sein? — Marguerite!" Sie hatte den Kopf gesenkt und antwortete nicht. „Ich weiß, Marguerite, daß es eigentlich Thor- heit ist, mit Ihnen zu sprechen wie mit andern jungen Mädchen. Sie stehen in meinen Augen so hoch, daß es mir wie eine Entweihung vorkommt, Sie zur Frau Izu begehren. Und doch kann ich nicht anders. Ich verlange mit allen Fasern meines Herzens nach Ihnen als meiner Gefährtin, meinem Weibe!" Er war vor ihr niedergekniet und bedeckte ihre Hände, die sie ihm willig überließ, mit Küssen. Ein leiser verschämter Druck sagte ihm, was ihr Mund nicht auszusprechen vermochte, und ehe sich beide dessen ver sahen, hielten sic sich umschlungen, und Mund ruhte auf Mund. „Ich bin gar nicht so idial, wie Du denkst, thörichter Mensch," sagte Marguerite, indem ihr Kopf an seiner Brust lag und nachdem Hvlmfeld in schwär merischen Worten wieder lange zu ihr geredet hatte. „Ich bin ein recht einfältiges Menschenkind, das sich zu Tode gegrämt hätte, wenn Du von ihm gegangen wärst." „Du sollst nicht wieder allein bleiben, mein Lieb ling," antwortete Holmfeld zärtlich. „Ich reise nicht eher nach England zurück, als bis ich mein süßes Weib chen Marguerite niitnchmen kann." 17. Capitel. Die Vierteljahressitzung der Assisen von Exeter ging zu Ende; als letzten Verhandlungsgegenstand hatte man, um Zeit für Herbeiholung der Zeugen und Ein ordnung des neu gewonnenen Beweismaterials zu haben, den Fall Scudamore angesetzt. Diesmal befand sich neben Lundby als zweite Angeklagte Fräulein Marie Violet von der Zeugen- in die Ängeklagtenloge versetzt. Der Sitzungssaal war noch voller als bei der ersten Verhandlung, wozu nicht wenig der sensationelle Verlauf des damaligen Verhörs, vielleicht noch mehr aber der Ruf des berühmten Ver- theidigers Serjeant Armitage, der als Beistand für Fräulein Violet erschien, beigetragen hatte. Der Richter trug noch einmal in kurzen Zügen den Gegenstand der Anklage vor und fügte dann hinzu: „Ich bedauere sagen zu müssen, daß wir auch heute nur mit einem unvollkommenen Beweismaterial arbeiten können und daher möglicherweise die Ent scheidung abermals vertagen müssen. Der Hauptbe lastungszeuge und Mitschuldige Symonds ist aus der Haft entsprungen und hat bisher noch nicht wieder dingfest gemacht werden können. Auch der Zeuge Hvlmfeld ist nicht anwesend ;wie ich aus einem beglaubigten Schreiben aus St.-Jean-Pied-de-Port entnehme, ist Herr Holmfeld leider schwer am Scharlach erkrankt und folglich nicht im Stande, hierher zu reisen. Ich weiß nicht, ob wir unter diesen Umständen überhaupt in die Verhandlung eintreten sollen und möchte dar über zunächst die Ansicht meines gelehrten Freundes, des Herrn Kronanwalts, einholen." Der Kronanwalt erklärte: „Ich bin bereit, den Schuldbeweis zu liefern, wie es mir am ersten Ver handlungstage gelungen ist, ehe mir in der Person des nun entsprungenen Symonds ein weiterer Be lastungszeuge und Mitschuldiger hinzugekommen war. Andererseits habe ich nichts einzuwenden, wenn mein gelehrter Freund, der, wie ich höre, für beide Ange klagte erschienen ist — oder ist es nicht der Fall?" Der Serjeant verbeugte sich zustimmend. „Ich habe also nichts einzuwenden, wenn auf den Wunsch des Serjeant Armitage die Verhandlung vertagt werden soll. Doch möchte ich ihm zu bedenken geben, daß auf die Aussagen des Zeugen Holmfeld eigentlich nichts ankommt, und daß es wohl im In teresse seiner Clienten selbst liegt, wenn die Entscheidung über ihr Schicksal nicht bis zur Genesung des Zeugen und also bis zum Zusammentritt der nächsten Viertel- jahrs-Assisen verschoben bleibt." Serjeant Armitage stand auf, und die außer ordentliche Spannung, die sich gerade an sein Auf treten knüpfte, rief Todtcnstille im Saale hervor. „Die Vertheidigung der beiden Angeklagten," so sprach er mit nicht übermäßig lauter aber mit sonorer und in jeder Silbe verständlicher Stimme, „eignet sich die im letzten Satze meines gelehrten Freundes aus gesprochene Ansicht an. Sie wünscht, daß in die Ver handlung eingetreten werde, weil sie die Freisprechung der unschuldig Angeklagten nicht um den Bruchtheil einer Sekunde verzögern möchte. Einer Freisprechung bin ich so gewiß wie meines Lebens. Der Herr Kronanwalt ist gegen die Vertagung, weil er überzeugt ist, daß der Jndicienbeweis, den er zu führen gedenkt — oder ist es nicht so? Es handelt sich doch nur um einen Jndicienbeweis?" „Nur um einen Jndicienbeweis," bestätigt der Ver treter der Anklage. „Aber um Jndicien, die nach meiner Meinung, wovon ich die Geschworenen zu überzeugen hoffe, ein vollständig genügendes Material zur Ueber- führung der Angeklagten darbieten." „Mein gelehrter Freund," nahm Armitage den Faden feiner Rede auf, „ist überzeugt, daß die Jndi cien, worauf er sich stützt, durch eine Vertagung nicht stärker werden, und ist darum für sofortige Verhand lung. Ich, Mylord, bin dagegen vollkommen gerüstet, die Jndicien des Herrn Kronanwalts schon heute in Rauch aufzulösen, schon heute ihre gänzliche Nichtigkeit nachzuweisen. Ich wiederhole: Nachzuweisen. Ich ge denke nicht an die Meinung dieses Gerichtshofs, son dern an seine Ueberzeugung und an den Augenschein zu appelliren. Fortsetzung folgt. Selbm Wilhei dem 5 waltui Hohen Wilhe abzuw in po Veror Halter den Vergi Büßt, doch soll - 6) de einsch ständi Trotz! bis I Wirth Deuts herrsä 1899 Gehös heutig nomn wurdl zugesc er mi sofort abend Haup werb! den thätic man' zur ! zeichi Ansp des zu v stelle von lauck kauf zuko Schi aus vagi sich Bür ders Am hier dors eine moc er I Stc und Hö der ges gel übt nw die ist nu Fe ges de Jc 1k ge in p' 1t L< V P w sb si T L tc n 1 r i' r l 1 1 i
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