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WWk-EnlMl TüMM r 50. Jahrgang. für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein-Ernstthal, erlies öerr d^r^rl^eint I»l1tv«ks jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und MH H H MH nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, M MM /M D MW dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- durch die Post Mk. 1,50 frei ms Haus. HM Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz. Gersdorf. Fugau, Hermsdorf. Kernsdorf. Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egudien, Hüttengrund u. s. w. Dienstag den 30. Januar 1900. Bekanntmachung, Ziehkinder betreffend. Nach § 1 des Regulativs, das Ziehkinderwesen in der Stadt Hohenstein-Ernstthal betr-, haben alle hiesigen Einwohner, welche Kinder in Erziehung nehmen, gleichviel ob dieselben von hier oder von aus wärts stammen, innerhalb 24 Stunden nach erfolgter Ausnahme, Genehmigung hierzu beim unterzeichneten Stadtrath einzuholen und dabei die Geburtsurkunde des aufgenommenen Kindes vorzulegen. Zuziehende Personen, welche Ziehkinder bei sich haben, unterliegen ebenfalls den vorstehenden Bestimmungen. Ausgenommen von dieser Verpflichtung sind Adoptiv-, Groß- und Stiefeltern. Da die Anmeldungen theilweise unterlassen worden sind, fordern wir Me Pstegeeltern hierdnrch aus, ihre angenommenen Ziehkinder, unter Vorlegung der Geburtsnrknnde«, umgehend und spätestens bis mit 1. Februar dfs Ars. im Rathhaus, Meldeamt, Zimmer Nr. 5 zur Anmeldung zn bringen. Nichtbesolgung vorstehender Bestimmungen ziehen die im Ziehkinderregulativ festgesetzten Strafen nach sich. Hohenstein-Ernstthal, den 25. Januar 1900. Ter Stadtrath. I. V-: W. Zeißig. Die Entrichtung der Grundsteuer betr. Der am 1. Februar laufenden Jabres fällige I. Termin der Grundsteuer ist längstens bis zum 10. Februar er. an die hiesige Stadtsteuereinnahme — Rathhaus, Zimmer Nr. 2 — bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung zu entrichten. Hohenstein-Ernstthal, am 29. Januar 1900. Der Stadtrath. Or. Polster, Bürgermeister. Gßlr. Bekanntmachung. Der 4. Termin Wassersteuer, auf die Monate October bis mit December, ist nunmehr ungesäumt und bis längstens den 10. Februar dfs. Jrs. bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Hoheustein-Erustthal, den 24. Januar 1900. Der Stadtrath. I. V.. W. Zeißig. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Gustav Gmil Hanske eingetragene Grundstück, Wohn haus, Scheune und Garten, Nr. 148 des Brandcatasters, Folium 162 des Grundbuchs, Parzelle Nr. 223 des Flurbuchs für Gersdorf, 6,3 a groß, mit 78,29 Steuereinheiten belegt und auf 10,000 Mk. geschätzt, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 12. Februar 1900, Vormittags 11 Uhr als Bcrsteigerungstermin, sowie der 21. Februar 1900, Mittags 12 Uhr als Termin zu Verkündung des BertheilnngsplanS anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichlsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Hohenstein-Ernstthal, den 1. December 1899. Königliches Amtsgericht. Constantin. Bekmmtmlichmlg. Donnerstag, den 1. Februar a. c. wird in der Gemeindeexpedition der 1. Termin Grnndstencr eingenommen. Hermsdorf, den 28. Januar 1900. Ter (Vcmcindeborstand. Müller. Die Flottenvorlage. Der materielle Inhalt der dem Reichstag soeben zugegangenen Flottenvorlage entspricht in den wesent lichsten Punkten dem, was schon früher hierüber be kannt geworden war. Die Forderungen der Vorlage bedeuten eine Verdoppelung der Schlachtflotte unter Fortfall des Küstenpanzergeschwaders und eine Ver mehrung der Auslandsschiffe. Wenn der Bestand, welcher in der Vorlage gefordert wird, erreicht ist, so würde die deutsche Flotte aus 38 Linienschiffen, 20 großen und 45 kleinen Kreuzern bestehen, wozu noch die im Gesetz nicht festgelegten Kanonenboote, Tor pedofahrzeuge, Schul- und Specialschiffe treten. Das von der Regierung vorgeschlagene Gesetz selbst enthält keinerlei Bestimmung darüber, in welcher Zeit dies für die Verstärkung unserer Flotte ausgestellte Ziel erreicht werden soll. Aber in der Begründung zu dem Gesetzentwurf wird als ein solcher Termin das Jahr 1917 bezeichnet. Das Jahr 1901 und die Jahre von 1914 bis 19l7 sind bereits mit Ersatzbauten aus Grund des Flottengesetzes von 1898 außerordentlich stark belastet. Es wird deshalb vorgeschlagen, die ge forderten Neu- und Ersatzbauten auf die Jahre 1902 bis 1913 zu vertheilen, was, da es sich um 46 große Schiffe (Neu- und Ersatzbauten) handelt, pro Jahr nahezu 4 Schiffe ergeben würde. Die Gesammthöhc der Kosten für Schiffsbauten und Armirungen wird von der Regierung auf 1600 Millionen, die für Hafen, W rft- und Kasernen-Anlagen auf 261 Mill, geschätzt. Hierzu kommen noch die Steigerung des Pensionsfonds und die der Schuldzinsen, da ein großer Theil der Ausgaben, nämlich 769 Millionen, durch Anleihen gedeckt werden soll, während der größere Theil der Summe aus den laufenden Mitteln be stritten werden soll. Die jährlichen Gesammt-Auf- wendungen für die Marine würden von 169 Millionen im Jahre 1900 allmählich aus 323,5 Millionen im Jahre 1916 steig.n. Zu dieser Berechnung der Re gierung möchten wir freilich hinzufügen, daß mit einer Vertheuerung des Schiffsbaumaterials und mit einer Steigerung der Arbeitslöhne gerechnet werden muß. Es handelt sich hierbei um einen weit aus schauenden Plan und um ganz gewaltige Opfer, die von dem deutschen Volke verlangt werden. Gewiß werden die Forderungen der Regierung im Einzelnen einer kritischen und sorgsamen Prüfung Seitens deS Reichstags bedürfen, aber über die Nothwendigkeit einer starken Vermehrung unserer Flotte selbst kann kaum noch ernsthaft gestritten werden. Niemand kann bestreiten, daß die politische Constellation in den letzten Jahren eine wesentliche Aenderung erfahren hat, und zwar eine Aenderung nach der Richtung hin, daß Deutschland sich gezwungen sieht, sich auf der See zu einem Factor auszubilden, mit dem die anderen Mächte rechnen müssen. Durch die Besitznahme von Kiautschau, durch die Erwerbung der Karolinen und durch die liebernahme Samoas ist Deutschland weit entschiedener als früher auf den Weltmarkt der Politik hinausgetreten und der rapide Aufschwung der deutschen Seeinteressen erheischt es gebieterisch, diesen verstärkren Interessen einen stärkeren Schutz angedeihen zu lassen. Aber auch der jüngste Conflict mit England hat, wenn er auch friedlich beigelegt wurde, doch gezeigt, daß unsere Flotte in keiner Weise ausreicht, um die deutschen Interessen zur See so zn schützen, wie es die Welt machtstellung Deutschlands erheischt. Thatjächlich ist auch unverkennbar die Zahl der grundsätzlichen Gegner der Flottenverstärkung wesent- ich gesunken. Nicht in letzter Linie hat hierzu der Umstand beigetragen, daß die Regierung von der Forderung Abstand nahm, den Flottenplan auf die ganze Reihe von Jahren hinaus im Einzelnen fest- znlegen und somit das gesetzliche Etatsrecht des Reichs- lags zu verkürzen. Von dieser Forderung, die wir entschieden bekämpft hätten, hat die Regierung Abstand genommen und somit die Aussichten der Floiten- verstärkung erheblich verbessert. Wenn sich der Reichs- tag auch grundsätzlich über den gesummten Flottenplan verständigen soll, so wird doch die Festsetzung der Mittel jährlich durch den Reichshaushaltselat erfolgen. Stimmen wir der Forderung einer erheblichen Vermehrung der Flotte grundsätzlich zu, so verursacht uns doch die Frage der Aufbringung der Mittel er- hebliche Bedenken. Schon darüber wird ernsthaft discutirt werden müssen, ob es angebracht ist, 769 Millionen Mark von den Flottenkosten aus Anleihen zu übernehmen, ohne daß in absehbarer Zeit eine Tilgung dieser Anleihen oder wenigstens eines Theils in Aussicht genommen wird. Eine solche Tilgung wäre aber nur dadurch möglich, daß das Reich sich eine neue Steuerquelle eröffnet, wobei wir auf dem Standpunkt stehen, daß, wer das Ziel will, auch die Mittel zum Ziel nicht scheuen darf. Als noch weit bedenklicher aber erscheint es uns, daß die Regierung sich über die jährliche Steigerung der Mehrausgaben im Betrage von 11 Millionen Mark damit tröstet, daß diese Summe durch die jährliche Steigerung der Reichsrinnahmen gedeckt werden wird. Mit einer solchen Zukunftsmusik darf eine vorsichtige Finanz- wirthschaft nicht rechnen, nnd es muß schon bei der Beschlußfassung über die Flottenvorlage mit dem Fall gerechnet werden, daß ein Theil der Mehrausgaben für die Flotte durch Steuern zu decken sein wird. Da mit dieser Möglichkeit unbedingt gerechnet werden muß, verlangen wir, daß in das Gesetz die Be stimmung ausgenommen wird, wie schon in das Floltengesetz von 1898, daß die Beträge, welche durch die Einnahmen des Reiches nicht gedeckt werden, nicht durch Erhöhung oder Vermehrung der indirekten, den Massenverbrauch belastenden Steuern gedeckt werden dürfen. Wir zweifeln im Uebrigen nicht darin, daß die Mehrheit des Reichstages, wenn sie sich, woran wir nicht zweifeln, über die Flottenfrage selbst einigt, sich ohne unüberwindliche Schwierigkeiten auch über die Deckungsfrage einigen wird. Der Krieg um Transvaal. England zu Kode« geschmettert. Das englische Kriegsamt hüllt sich weiter in schweigen. Sowohl über die Vorgänge am Tuzela wie über die Preisgabe dcS Spionkop, der angeblib ooa General Wirrens Truppen genommen sein sollte herrscht vollständiges Duukcl. Die Regierung hält alle einlaufenden Nachrichten einschließlich der unruhig er warteten Verlustlisten geheim und b-ich> linkt sich daraui, durch Andeutungen über demnächst vom Parlament zu fordernde b-nächitiche Mstitärc edste ihre Entschlossenheit zur energische» Formierung des bisher o gänzlich zum Nachtheil England» verlauienen Feld- sUgeS zu bekunden. Das Kriezsamnstcr.um erläßt eine Bekaaatmachuag, die gestern veröffentlichten Ver luste bezögen sich nur «u° Lyttletons Brigade, welche am Kample nm den Epion Kop nicht thci genommen habe: ste seien «lf» eine Angabe zu de» von Buller »»gekündigte» beträchtliche» Ver luste» beim Kampf um diese« Berg. Da» ist bisher die einzige und ruht ominös- Äcußcrung «rlche da» KnegSmmisteriu« seit d- - Eintreffen von gullcrS Depesche über den Verlust des Spion Kop ctha» hat. All- Aaz-iche» deuten a»cr darauf hin, nß die Engländer eine schwere Niederlage ereilt hat. Auf dem englischen Kciegswimsterium 'and eine schleunigst ciuberufene Sitzung deS nationalen Ver- ihndigungsrathS statt, dessen Sitzungen bisher jedesmal nach einer Katastrophe deS englischen Heeres statt- aefundcu haben. Die Beschlüsse dieser Versammlung sind nicht bekannt, indessen verlautet, daß neue Miliz- truppen aufgeboten werden sollen. Damit ist natürlich nichts geholfen; der Krieg in Südafrika ist aller mensch lichen Voraussicht nach für England verloren. In einem Stimmungsbildc aus London vom Donnerstag heißt cs: „Man nahm allgemein an, daß im Augenblicke, wo Buller gekabelt, der Angriff aus den Spionkop bereits begonnen habe und der Erfolg gesichert sei. Und nun verging die folgende Nacht und Tags darauf verrann Stunde auf Stunde, ohne daß sie Meldung von dem „entscheidenden Siege" eintraf. Die in schneller Reihenfolge erscheinenden Extraausgaben der Blätter gaben der allgemeinen Spannung und bald einer nicht mehr zu bezähmenden Erregung immer rückhaltloseren Ausdruck. ES war '/»12 Uhr Nachts geworden und noch immer keine Nachricht als die einzige des KriegSamtS, es habe nichts mitzutheilen. D-iS schlug dem Faß den Boden aus und es war kaum Einer noch, der dieses Schweigen nicht als ab sichtlich und als die Vorbereitung für die kommende Niederlage betrachtet hätte. Die Kommentare waren bitter und man erörterte jetzt rückhaltlos die Conseqnenzen »essen, was man bereits den Zusammenbruch nannte. Da fiel wie eiu die Geiammtlage grell velenchtender Blitzschlag eine Kabelmeldung in die erregt diScutirenden G-uppen. Sie kam aus New Jork und meldete, die dortigen großen Zeitungen in der 4. und 5. Avenue und am Printinghouse Square schlügen soeben an ihren Telcgrammtafeln Melsungen an, nach denen die Eng länder am Tugcla geschlagen und ein furchtbare« „Massacre" erlitten hätten. „New - Jork Herald", „World" und „Sun" hatten gle.chlautende Meldungen erhalt n. Das war dec Zusammenbruch. Tie erregten Gcmüthcr wurden plötzlich merkwürdig ruhig und b ld war in den dichtgedrängten Räumen kaum noch ein laute« Wort zu hören. Das Kcitisiren batte amgchört." Der „Lokal-Anz." führt au»: Ueberm ngen wird dat engl sche Parlament er- ffnet w.rden. ES wäre schön gewesen, wenn die Thronrede mcldea köante, daß nach der Eroberung » « Spion Kop die Buren die B-ine unter die Arme genommen hätten uad sich in den Drakensbergen ver- st-ckt hielten: aber e« hat nicht sollen sein. Seit dem Mn 1857 als die Nachricht eingelauseo war, daß ein Aufruhr der SeapoyS in Herat aus die Eingeborenen-