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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190001248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-24
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.01.1900
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wähnte die Mißhandlungen! leidiaenden Aeußerung eine heftige Debatte über den forderte heute die Regierung engerisch auf, zu sorgen, f, und so trieben sie es f Bund der Landwirthe vorausgegangen und L. erregt daß der Kohlenstreik beigelegt werde. die Lage noch unverändert. war von das und Uhr von war. — Ein anderes Verfahren wegen Beleidigung des Kaiser s schwebt gegen den ersten Lehrer eines Nachbardorfes. Die bctr. Schulgemeinde hat vergeblich sich 'ür den beliebten Lehrer verwendet und ist über den Denuncianten, einen Collegen des Lehrers, sehr Wenzo-Marquez von gestern gemeldet, auS den Buren- rcpnbUken erfährt man hier wenig, doch soll in Pretoria fOie Stimmung gedrückt sein. Es scheint zweifellos, das; man.dort über die neutrale Haltung der europäischen Fcstlandsmächte enttäuscht ist. (Alles blitzblauer Unsinn!) bestattung. — Am Abend des 18. b. Kamenz der Dienstknecht Scheune seines Dienstherrn das Tennenloch gefallen und — Borna bei Leipzig, ergeben, daß die Bergung aufgebracht. — Der deS Wcstewitzcr Mordes verdäch tige Schmied Josef Beyer wurde gestern Nachmittag von hier nach Leipzig tranSportirt. — Plaue«, 21. I n. Gestern Vormitrag ist >er bei Herrn Bauunternehmer Trommer aus Schön- eide seit Jahren beschäftigte Sprengmeister Angelo Zrenda aus Conclliano in Italien (Provinz Treviso) bei den Sprengarbeiten zur Vergrößerung des hiesigen oberen Bahnhofes tödtlich verunglückt Brenda wollte erne nicht losgegangene Dynamitpatrone aufsuchen und hat dazu eine Hacke benutzt, wobei er vermuthlich das Zündhütchen mit der Hacke berührt hat, so daß die Patrone zur Entladung kam. Er war sofort todt. Brenda war verhcirathet, aber kinderlos. London, 22. Jan. Aus der bedingungslosen Freigabe des deutschen Segelschiffes „Marie" in Durban schließt inan in hiesigen politischen Kreisen, daß die englische Regierung keine weitere Provocationen Deutschlands wünscht, und daß die anmaßenden Zeitungsanilel über Bülows Rede jedes ernsten Hinter grundes entbehren. Man erblickt darin einen neuen Beweis für den vollkommenen Sieg der deutschen Diplomatie und ist peinlich erstaunt über den neuen Angriff der englischen Behörden, den sie sofort desavouiren mußten. Loudon, 22. Jan. Auch folgende Reutermeldung von heute früh scheint zu beweisen, daß der Angriff am Sonntag mindestens nicht erfolgreich war: Die Buren eröffneten das Artillerieseuer auf die Engländer am Sonntag bei Tagesanbruch. General Warren begann seine Flankenbewegung schon früh. Um fünf Uhr avancirte seine Infanterie entlang demThabanyama- Höhcnzug, dessen östliches Ende der Spionkop ist. Die Artillerie nahm eine Ausstellung im Rücken und auf der Ebene. Die englische Infanterie rückte bis auf tausend Meter an die Stellung der Buren heran. Die Buren hatten sich auf einer das Gebiet beherr schende Anhöhen concentrirt, welche mit ungeheueren Steinblöcken bestreut ist, die ihnen enormen Vortheil gewährten. Der englische Angriff wurde hauptsächlich von der Artillerie ausgeführt. Die englischen Batterieen arbeiteten unaufhörlich und schleuderten ungeheuere Mengen von Shrapnels auf die Feinde, welche ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die vorderste englische In anterie-Linie richteten. Die Buren hielten ihre Befestigungen den ganzen Tag mit großer Zähigkeit. Sie hatten angeblich nur wenig Geschütze. Die Dubliner Füsiliere drangen bis nahe an die feindliche Stellung, und ihr Cepitän Hensly wurde tödtlich ver wundet, während er seine Leute anfeuerte. Abends Stunden anhielt. Man konnte das in 3 Etagen gegebene Gewehrfeusr deutlich sehen. London, 23. Jan. Wie „Daily RewS" d. M. ist in Nebelschütz Jakob Mattel in der beim Futterholen durch todt aufgefunden worden. 19. Jan. Es hat sich der am 4. d. Mts. im London, 22. Jan. Den „Times" wird aus Telegramme vom Wolff'scheu Kuren« Dresden, 23. Jan. Bis heute Nachmittag l/,2 KohlenarbeiterstreU. Mährisch-Ostra«, 22. Januar. Heule sind drei weitere Schächte in den Ausstand getreten. Die Gesammtzahl der Streikenden beträgt 20000, die ge- sammte Belegschaft des Reviers beläuft sich auf 85000 Arbeiter. Die Ruhe wurde bisher nicht gestört. Prag, 23. Jan. Aus dem böhmische» Kohlen revier wird über den Streik der Bergarbeiter gemeldet: Im westböhmischen Revier ist die Lage wesentlich ver schlechtert da weitere 5000 Arbeiter die Arbeit einge stellt haben. Im Brüxer Bezirk haben die Arbeiter dreier weiterer Werke gestreikt, gegenwärtig wird nur in drei Schächten gearbeitet. Ein weiteres Bataillon Militär iü in Brüx eingetroffen, auch die G-ndarmerie wurde verstärkt. Die Constitviiung des Einigungs- amteS erfolgt am 25 d. Zur gestrigen Abend-Schicht ist nur etwa der Belegschaft eingefahren. Die Lage ist ruhig. Kladno, 22. Jan. Die Behörde läßt im ganzen Kladnoec Streikgebiet Bekanntmachungen an schlagen, worin die Bergarbeiterschaft aufgefordert wird, die Arbeit wieder auszunehmen, und den Ar beitenden vollster Schutz zugesagt wird. Zu diesem Zwecke sind Jniantrie-Bataillone im ganzen Streikg«.- viet vertheilt. Die Ruhe wurde bisher nirgends ge stört, auch erfolgte keine Demonstration beim Einmarsch des Militärs. Wien, 22. Januar. Das Ackerbauministerium hat die Bergbehörden, in deren Bezirken Kohlen arbeiterausstände drohen oder bereits ausgebrochen sind, beauftragt, nachdrücklichst darauf hinzuwirken, daß sowohl dis Bergunternehmer als auch die Berg arbeiter dem Zusammentritt des Einigungsamtes keine Hindernisse in den Weg legen. Jenen Parteien, welche sich von vornherein weigern, in Verhandlungen vor dem Einigungsamt einzutreten, ist aufs nachdrück lichste die Verantwortlichkeit vorzuhalten, welcher sie sich angesichts der gegenwärtigen sehr ernsten Lage aussetzen. Das Ackerbauministerium hat ferner versügt, höhere Bergbeamte in das Streikrevier abzusenden zur genauen Jnformirung über die Sachlage. Prag, 22. Januar. Im böhmischen Kohlenrevier ist der Streik allgemein im Zunehmen. Im Brüxer Kohlenrevier streiken von 5430 Arbeitern 3359. amtlicher Seite erfährt, beschloß daS Krieg, amt, 17. Lancashire-Regiment, die 7. Dragoon-Garde sie 4. Kavallerie-Brigade, welche sämmtlich bereits mo- bilisirt sind, nicht nach Südafrika zu senden. Vermischte-. * Aufgehobenes Todesurtheil, Wie wir seiner Zeit mitgetheilt haben, wurde in Wien Marie Kutschera wegen tödtlicher Mißhandlung ihres fünfjährigen Töchterchens zum Tode durch den Strang verurtheilt, genau so wie einige Wochen vorher wegen des gleichen Falles die bestialische Stiesmutter Juliane Hummel. Während nun an letzterer das Todesurtheil vollzogen wurde, hat der Wiener Cassationshof das vom Schwurgericht gegen die Kutschera verhängte Urtheil in geheimer Sitzung aufgehoben und die Mörderin zu acht Jahren schweren Kerkers verurtheilt. Präsident Soh verkündete der Kutschera das Votum in ihrer Zelle. Sie war zuerst sprachlos, dann schrie und weinte sie vor Freude, denn nach der Hinrichtung der Hummel hatte sie jede Hoffnung auf Gnade verloren. * Der gräffte Mann der Wett, Mr. WilkenS aus Kansas, der sich in Berlin aufhält, wurde am Sonnabend von Geheimrath Virchow einer zahlreichen Zuhörerschaft im Hörsaale des Pathologischen Museums vorgestellt. Wilkens überragt die größten Männer der Welt, von denen man bisher Kenntniß erhalten hat, noch bedeutend. Er mißt 2,37 Meter in der Länge und 2,54 Meter in der Spannweite. Als er auf dem Stuhle saß und Virchow neben ihm stand, er schienen beide gleich groß. Wie Geheimrath Virchow erzählte, war Wilkens in seiner Jugend Kuhhirt. Mit 8 Jahren ritt er einmal in die Prairie. Da er nicht zurückkehrte, so machten sich seine Eltern am nächsten Tage auf die Suche und fanden ihn in der Prairie besinnungslos. Sein Körper wies zahlreiche Haut abschürfungen auf, die linke Kopfseite eine Kontusion, Nachtrag Dresden, 23. Jan. Bulletin von 8 Uhr früh: „Während deS gestrigen Tages kamen trotz beengten Äthmens keine stäike en Anfälle von Athemnoth vor. PPz 90, wechselnd in der Stärke, aber im Allgemeinen leidlich kMig. Nahrungsaufnahme um ein geringes Lesser; in vergangener Nacht einige Stunden Sch'af." Wie«, 22. Jan. Bei Besprechung des Kohlen arbeiterstreikes fordert die „Sonn- und Montags- Zeitung" die Regierung auf, ein Gesetz zu dekretiren, nach welchem die Regierung ermächtigt ist, unverzüg lich für Rechnung und Gefahr der Bergbauverwaltung die Bergwerke in Betrieb zu setzen. Amsterdam, 22. Jan. Hier fand eine große Volkskundgebung zu Gunsten den Buren statt, woran Tausende theilnahmen. Die Subskription hat bisher eine Höhe von 1'/ü Million Gulden erreicht. «trchttche «achrichte. Pirschte St. C^ristophon zu Hoheustetn-Srnstthal. Donnerstag, den 2L. Januar, Abends >/,9 Uhr Btbclstnnde tm Watsenhaursaale. war der Zustand der Frau Herzogin Friedrich Schleswig-Holstein, die etwas Appetit bekundete, unverändert. Vormittag erhielt sie den Besuch der Prinzessin Friedrich August. Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute mit dem Steuereinkommeogesetz und mit dem Gesetz entwurf betr. die Abänderungen in der GerichtSorga nisation. Bei dem ersten Pnnkte erklärt der Präsident Dr. Mehnert, daß cs bei der Eigenthümlichkeit der die von einem Huftritt des Pferdes herzurühren schien. Diese Verletzung hatte nach den Feststellungen Virchows eine merkwürdige Veränderung in der Schädelbildung zur Folge. Der Knabe kam bald wieder zu sich und die Verletzungen heilten leicht. Als aber der Riese ausgewachsen war, wuchsen die Schädelknochen an der linken Kopfseite noch weiter. Während der ganze Körperwuchs über das normale Maß weit hinaus ging, sonst aber regelmäßig war, gestaltete sich die Kopfbildung schief. Der Kopf des Riesen mißt 255 Millimeter in der Länge und 710 Millimeter im Umfange. Der Auswuchs geht 31 Millimeter über die regelmäßige Bildung hinaus. Da Wilkens wegen dieser Knochenbildung besorgt war, so fragte er einen Arzt und erhielt die Antwort, daß die Knochen sich auch nach innen verdicken und so das Gehirn verdrängen würden. Virchow, an den er sich nun mehr wandte, konnte ihn jedoch in dieser Beziehung beruhigen. Durch Einführung der Sonde stellte er fest, daß die Folgen, die der Arzt in Aussicht stellte, nicht zu befürchten sind. Saint Johns (Neufundland), 17. Januar. Tz erscheint sicher, daß der an der Küste von Neufund land gescheiterte Dampfer ker Tankdampfer „Helgo land" ist, welcher der deutsch-amerikanischen Petroleum- gesellschast gehörte und unter dem Kapitän v. Rittern am 4. Januar von Philadelphia mit 2400 TonnS Petroleum abfuhr. Die Besatzung besteht auS 25 Mann. Das Schiff liegt unter Wasser. * Berti«, 22. Jon. Ein schwerer Unfall hat sich gestern in dem benachbarten Grünau ereignet. Bon vier Berliner AuSflügl rn, die in einem geheizte« Zimmer der Ruhe pflegten, find durch dem Ofen entströmende Kohlengase zwei geiödtet worden; ein dritter hat sich eine schwere OxydgaSvergiftuog zuge- zogen, an deren Folge er darnieder liegt; der vierte ist verhältnißmäßig gut davongekommen, er ist von dem Unwohlsein, daS auch ihn während der verhängoiß- vollen Schlummerstunde befallen hatte, bereits wieder hergestellt. Aus unbrkannter Ursache begannen die Buren am Sonnabend Abend etwa gegen 9 Uhr längs ihrer ganzen Aufstellung ein heftiges Gewehrfeusr, das ab Falkenauer Revier sind die Vergebener überall ein gefahren; morgen oder übermorgen dürfte der Streik beginnen, da die Werksbesitzer die Federungen der Arbeiter abgelehnt haben. In Karmin stellten sich Sonnabend Nachts die Frauen den Männern entgegen, die einfahren wollten, und erzwangen ihre Umkehr mü Gewalt. Die großen Betriebe erleiden ungeheuren Schas-n, weil sie ihre Schlüsse nicht cinhalten können. Auch he Kafchau- Oderberger Bahn befindet sich in großer Verlegenheit, sie wollte preußische Kohle kamen, erhrelt jedoch keine; ihr Vorrath reicht nur für wenige Tags. Nuerschau, 22. Jan. Die Schächte des wcstböL- mischen Bergbauaklicnvereins und die Pankrazzeche im Micserbezirke mit einem Maunfchaftsftande von 5200 Mann stellten heute die Arbeit ein. Nur im Ziegler- schachte und in den Bergwerken des Fürsten zu Thurn und Taxis, sowie bei de. Lititzer Steinkohlengewerk, schall wird vollständig gearbeitet. Die Ruhe wurde bisher nicht gestört. Brest««, 22. Januar. Zu dem Streik auf der „Hohenzollerngrube" erfährt der „Brest. Generalanz.", daß die Streikenden am Sonnabend Abend im Zechen haufe einen Exzeß verübten. Die Gendarmerie mußte mit der blanken Waffe einschreiten und zur Abschreckung für die laut lärmende Menge die Karabiner laden. Es gelang erst nach scharfem Einhauen, die Tumul tuanten von der Grubenanlage zu verscheuchen. Heute Morgen fuhren auf der Hohenzollerngrube 520 Mann der rückständigen Belegschaft wieder ein; es ist somit der Streik ziemlich erledigt. Dagegen hat auf der Florentinergrube eine Belegschaft von 40 Mann am Sonnabend die Arbeit wieder eingestellt. Wie«, 22. Im: Uebereinstimmende Nachrichten aus Dux, Brüx und Teplitz melden, daß mit dem heutigen Tage im ganzen Braunkohlen-Nevier 33 000 Bergleute ausständig sind. Es mußten dort sämmtliche Porzellanfabriken und Glashütten die Arbeit einstellen. In Dux können die Bäcker kein Brot mehr backen. Zahlreiche Industrielle, auch aus Sachsen, kommen nach Aussig und wollen Braunkohlenlieferungen ab schließen. Sie bieten bis 130Gulden per Waggonlaoung. Streikende Arbeiter bekommen Kündigung und müssen ihre Wohnungen bis zum 7. Februar räumen. Die, Agitatoren lassen solche Drohung nicht gelten und er- < klären, die Regierung müsse die Arbeiter schützen. — Das Militär hat Weisung, sich bei Demonstrationen passiv zu verhalten und nur dann einzuschreiten, wenn aggressiv von Streikenden gegen einfahrende Arbeiter > vorgegangen wird. — Die deutsch-fortschrittliche Partei l Lo«do«, 23. Jan. „Daily Chronicle" meldet aus Spearmans-Camp von gestern, General Warrens Artillerie eröffnete heute Morgen wieder das Feuer, welches aber bald nachließ, da der Fund nicht ant wortete. r««eSreschichte. Deutsches Keich. Es wird berichtet, der Kaiser habe beim Empfange des Landtagspräsidiums auch über die kriegerischen Vorgänge in Südafrika gesprochen. Er habe die er folgreiche Taktik der Buren gerühmt, die unter Ver zicht auf jede blanke Waffe einzig auf ihre Gewehre sich verließen, die allerdings ganz vorzüglich seien und die sie mit bravouröser Treffsicherheit zu handhaben verstünden. Zugleich habe der Kaiser sein lebhaftes Bedauern darüber ausgesprochen, daß auf englischer Seite so zahlreiche Officiere gefallen und daß viele der besten Familien Englands durch den Heldentod ihrer Angehörigen in tiefe Trauer versetzt seien. Endlich habe der Monarch auch die Haltung der deutschen Presse in der Transvaalfrage beklagt, die es ihm un endlich erschwere, Reibungen mit England zu ver- meiden. Der Kaiser hätte dabei an das bekannte Wort des Fürsten Bismarck erinnert: „Die Fenster, die unsere Presse einwirft, müssen wir bezahlen." Die Aeußerung des Kaisers über die vorüber gehende Natur der sozialdemokratischen Bewegung, die sich austoben werde, ist im „Reichs-Anzeiger" nicht erwäkmt. Die „Kreuz-Zeitung" meint, man habe deshalb auch kein Recht mehr, vor der Oeffentlichkeit sich auf diese Worte zu berufen. Denn entweder seien diese Worte gar nicht so gesprochen worden oder doch nicht für die Oeffentlichkeit für geeignet befunden. Bei einem KriegScommers in Kassel zum Gedächt- niß der Versailler Kaiserproklamation gedachte der Oberpräsident Gras von Zedlitz-Trützsch ier in einem Ti-nkspruch auf Heer und Marine auch der Buren, „jenes stammverwandten Brudervolks im fernen Süden, das jetzt alles setzt an seine Ehre". Er fügte hinzu: „Gott wolle ihm beistehen in seinem heldenhaften Ringen!" Das „Gothaer Tageblatt" verzeichnet das Gerücht, daß die Stellung des dortigen General- Superintendenten Kretzschmar erschüttert sei, weil er kürzlich in einer Predigt, die er in Abwesenheit des herzoglichen Hofes hielt, eine burenfreundliche Aeußerung gethan habe. Aus unserer füdwestasrikanischen Colouie ist die Nachricht eingetroffen, daß der Bezirkshauptmann von Swakmwund, Hauptmann Heldt, gestorben ist. — Am Donnerstag Abeud schlug in Chemnitz ein Karnmacher, der wegen des Essens mit seiner Ehe frau in Wortwechsel gekommen war, mit der geballten Faust auf eine Kaffec-Obcrtasse, daß von letzterer die Stücke umherslogen. Dabei hat sich der Erregte die Pulsader, sowie die Sehnen des rechten Handgelenkes durchschnitten. — Lug««. Für die Buren wurden hierselbst 227 M. 5 Pfg. gesammelt. — Hierselbst hat sich eine Schützengesellschaft gebildet, der sofort 40 Herren bei traten. Es wird schon in allernächster Zeit mit der Erbauung einer Schießhalle und eines Schießstandes begonnen werden und im kommenden Sommer ein größeres Schützensest abgehalten werden. — Glauchau. Am Sonnabend Abend wollte hier ein Herr Max Erhard, der sich „ProjectionS- Jnstitut aus Leipzig" nennt, einen Vortrag halten. Derselbe fand aber nicht statt, da der genannte Herr bereits Nachmittags abgereist war, weil er zu geringe Betheiligung befürchtete. Trotz des sehr schlechten Wetters hatte sich aber eine größere Anzahl Herren eingefunden. Man hätte wohl erwarten können, be merkt hierzu die Gl. Z., daß der Redner nachdem der Vortrag einmal angekündigt wsr, wenigstens bis 8 Uhr dablieb und abwartete, wie sich der Besuch gestalten würde. Ein derartiges Verhalten, wie er es bewiesen hat, verdient schärfste Zurechtweisung Lichtenstei« CaÜnbev«. Bei der 13. Allg. Geflügel-Ausstellung erzielten u. o. Preise: Herr E. H. Ludwig-Hohenstein Ernstthal zweimal zweite Preise, einen dritten und einen vierten Preis auf Tauben; Herr Joh. Gehring in Gersdorf auf Enten ; Herr Rob. Mitlacher in Tirschheim einen dritten Preis auf Hüh ner und zwei vierte Preise auf Tauben; Herr Mox Schreppel in Tirschheim einen vierten Preis aus Tauben. — In der Maßdorfschen Vergiftungsangelegenheit in Leipzig wird nunmehr behördlich als muthmaß liche Ursache Gasvergiftung angenommen. Vor der Wohnung der Familie wurde durch Straßenarbeitcr ein Gasröhrenbruch festgestcllt. Jede Annahme, daß eine VerzweiflungSthat oder ein Verbrechen Dritter vorliegen könnte, hat man behördlicherseits fallen lassen — Zwickau, 22. Januar. (CH. T.) Gestern wurde hier eine öffentliche Bergarbeiterversammlung abgehalten, in welcher von den allgemeinen Menschen rechten, sowie von der Organisation gesprochen wurde; das Streikthema wurde nicht berührt. In hiesigen Bergarbeiterkreisen denkt wohl niemand an einen Streik. — Die Maurer Tuchscheerer, Wächter und Förster hier wurden im Oktober v. I. vom hiesigen Landgericht wegen Nöthigung u. s. w. zu je 4 Monaten Gesängniß verurtheilt, weil sie gelegentlich des vor jährigen Maurerstreiks hier einen Arbeitswilligen ab gelauert und durch Gewalt und Drohungen für Be theiligung am Streik zu gewinnen suchten. Die Ver- urtheilten erhoben Revision. Letztere ist aber jetzt vom Reichsgericht verworfen worden. — Zwickau, 20. Jan. Auf Anregung des hiesigen Superintendenten Meyer soll in der nächsten Landessynode die Frage der Feuerbestattung zur gründ lichen Erörterung kommen. Herr Superintendent Meyer ist bekanntlich ein Befürworter der Feuer Espenhainer Schachte verunglückten drei Bergleute wegen der damit verbundenen Gefahr z. Z. nicht er folgen kann. Auch ist es zweifelhaft, ob dies später von der neuen Schachtanlage aus möglich ist. Uebrigens würde bis dahin der Verwesungsproceß so vorgeschritten sein, daß man auch aus diesem Grunde gegen nach trägliche Aufsuchung Bedenken trägt. Das Königl. Bergamt zu Freiberg hat daher unter Mitwirkung der Königl. Berginspection zu Leipzig-Gohlis beschlossen vorläufig von darauf gerichteten Arbeiten abzusehen,' dieselben nach Befinden aber später wieder in Er wägung zu ziehen. Dieser Bescheid gab dem Besitzer des Werkes, Herrn Premierleutnant a. D. Neumann in Leipzig, Veranlassung, eine Trauerseier zu ver anstalten, welcher sich die Weihe des neuen Schachtes anschloß. — Dresden, 21. Jan. Die Huldigung der Studentenschaft der Technischen Hochschule vor dem König aus Anlaß des der Schule verliehenen Rechtes zur Ertheilung des Titels Doctor-Ingenieur nahm heute Mittag in Gestalt einer Wagenauffahrt einen glänzenden Verlauf. Rector Geh. Hofrath Professor v. Meier, Prorector Geh. Hofrath Prof. Dr. Engels und Geh. Hofrath Heyn begaben sich zum König, um ihm für die Verleihung zu danken, desgleichen eine Deputation der Studentenschaft, deren Sprecher stuck. Bamberger war. Als der König auf den Balcon über dem Oberhofmarschallamt trat, hatte die Stu dentenschaft mit dem Professorencollegium, ehemaligen Angehörigen der Hochschule und vielen Freunden derselben im Halbkreis im großen Schloßhof Auf stellung genommen. Ltuck. Bamberger brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den König aus, auf das der Gesang der Landeshymne folgte. Hieraus sprach der König: „Ich danke Ihnen für die Kund gebung. Ich habe mich sehr gefreut, Sie zu sehen." Nunmehr begab sich der stattliche Wagenzug nach der Hochschule zurück, wo er sich auflöste. — Döbel«. Gegen den hiesigen StadtgutSbe- fitzer L. schwebte seit einiger Zeit ein Verfahren wegen Majestätsbeleidigung, weil er sich in einem hiesigen Restaurant über den deutschen Kaiser unziemlich ge äußert hat. Gestern hat nun vor der I Strafkammer des Kgl. Landgerichts Freiberg in nicht öffentlicher Sitzung die Hauptverhandluna gegen L. stattgcfunden. Er wurde zu drei Monaten Gc^ängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. Als MildcrungSgiund wurde dem Vernehmen nach angenommen, daß Ler be- sächsischen Staatsverwaltung unbedingt «othwendig sei. eine Commission eiuzusetzen, welche e» sich unter Mit arbeit aller Elemente der Kammer zur Aufgabe machen muß, einen Ausweg zu finden, um nicht noch tiefer in den finanziellen Sumpf zu gerathen. Der Entwurf deS neuen SteuereinkommengesctzeS wird schließlich ver Finanzdeputation zur weiteren Berichterstattung überwiesen. Berlin, 23. Jan. Der Kaiser empfing heute Mittag den Landrath a. D Jansen und den Archi tekten Renard in Angelegenheit des Kirchenbaue» auf dem DormitionSbauplatze in Jerusalem. Lo«do«, 23. Jan. Meldungen deS Rcuter'schen BureauS: AuS Durban vom 22. d.: Der „Bundes- rath" geht morgen ostwärts. — Die Sterblichkeit an Typhus und Dyssentrie in Ladysmith beziffert sich durchschnittlich auf 10 Fälle täglich. — AuS Pieter- maritzburg, 22. Jan. Hier war das Gerücht ver breitet, Lord Dundonald sei mit 1600 Mann in Ladysmith eingedrungen. Dasselbe hat jedoch keine Bestätigung gefunden. — Vom Modder-River, 22. Jan. Die Beschießung der Stellung deS Feindes wurde gestern Abend und heute früh fortgesetzt. Lo«do«, 23. Jan. Nach einer der „Daily Mail" aus Durban zugegangenen Depesche von gestern haben eine Anzahl bei den irregulären Truppen stehende Officiere des freiwilligen Corps ihre Stellungen niedergelegt, da sie mit den Ofsicieren des regulären Heeres in Str it geriethen und sich nach Kapstadt be gaben, um ihre B chwerden dem Obercommissar Milner vorzutragen. Lottdo«, 23. Jan. „Daily Telegraph" wird aus Rensburg von vorgestern Nachmittag gemeloct: sagen getraute. Ein Jeder I besser ausführen zu können, einfach so weit, bis es nicht mehr ging. Ich verlange als Vater, daß gegen diese jungen Tyrannen (Mörder könnte man sie nennen) mit aller Strenge deS Gesetzes vorgegangen wird, denn vorläufig ist es noch gar nicht abzusehen, was die Mißhandlungen alles zur Folge haben können. Ich hoffe und bitte Gott, daß er meinen Sohn wieder körperlich und geistig gesunden lassen möge. In der gestrigen Volksversammlung bemerkte ein sozialdemokratischer Abgeordneter, die Bergarbeiter sollten auf eine Unterstützung nicht rechnen, da bH « der großen Ausdehnung des Streiks nicht genug Gels vorhanden sei. Man erhofft von diesen Worten einA mäßigende Wirkung. Im Nussiger Revier streik» 2407 Arbeiter von 3500. Im Teplitzer Revier ist der Streik allgemein ohne Ruhestö ung. Im Duxer Revier arbeiten 1284 von 7956 Mann. Im
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