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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190003031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000303
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-03
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.03.1900
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Bereitwilligkeit zu verspüren ist, England in die Arme zu fallen. Daß Oesterreich und gär Italien england- freundlich sind, braucht nicht erst ausgesprochen zu werden, um so lieber würde man es m Frankreich natürlich sehen, wenn Deutschland die Rolle dessen übernehmen wollte, der den Streit schlichten will und dafür von allen Seiten Prügel bekommt." Rom, 2. März. Bosdari und 7 andere republikanische Deputirte haben in der Kammer eine Interpellation eingebracht, in welcher der Minister des Aeußern, Visconti Venosta, um eine Erklärung darüber ersucht wird, ob er beabsichtige, mit Rücksicht auf die zwischen Italien und der großen britischen Nation bestehenden freundschaftlichen Beziehungen und in Bewunderung der heldenmüthigen Tapferkeit der für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfenden Buren ein Wort für den Frieden zwischen den krieg führenden Parteien zu sprechen. «Hsische«. Hohenstein-Ernstthal, 2. März 1100 Mllthevungen von allgemeinem Interesse werden dar kbar ent- gegengenommen und eveotl. honvr'rt.; — Auch die künstlichen Blumen werden dem nächst eine bedeutende Preissteigerung erfahren, da die Preise des Rohmaterials und die Arbeitslöhne erhöht worden sind. Den Anfang haben die sächsischen Knospen- und Staubfädensabriken gemacht, die einen Ring gebildet und die Preise festgesetzt haben. Ihrem Beispiel folgten jetzt die Berliner Blumen fabrikanten. — Hohndorf. (Ein Opfer deS Streiks.) Der Bergarbeiter Spranger ist, so schreibt der L.-C. Anz., einer der Streikenden, welche auf dem Hedwigschachte nicht wieder in Arbeit genommen wurden. Nach einem voraufgegangenen Zwist mit seiner Frau sperrte er sich Vormittag ein und erhängte sich. Zu den Hinterlassenen gehört außer der Wittwe noch ein 6jähriges Kind. — Glauchau. Dem hiesigen ersten Sladtbau- führer Hrn. Lützner ist in Anerkennung seiner Leist ungen insbesondere beim Bau des Bürgerheims der Titel Stadtbaumeister verliehen worden. Der Raths- antrag, das Gehalt des Genannten gleichzeitig auf 3000 M. zu erhöhen, fand aber nicht die Zustimmung des Stadtverordneten. — Limbach. Die städtischen Kollegien haben beschlossen, in nächster Zeit eine Reorganisation unseres Polizeiinstitutes vorzunehmen, dergestalt, daß die Nachtschutzleute abgeschafft, dafür aber Schutzleute an gestellt werden. — Zwickau, 2. März. Bei den Leitern des letzten Bergarbeiterstreikes haben sich über 300 aus gesperrte Arbeiter gemeldet. — Zwickau. In der vorigen Woche machte der Bergarbeiterstreik für den Kohlenversandt hier einen Ausfall von 13 505 Tonnen. Er betrug 24 110 Tonnen, gegen 37 615 Tonnen im gleichen Zeiträume des Vorjahres. — Crimmitschau, 1. März. Verhaftet wurde heute Morgen der nach hier zugereiste Fleischer Bruno Bäßler aus Werdau, welcher wegen Diebstahls und Betrugs im königl. Gendarmerieblatt von der königl Amtsanwaltschaft Hohenstein-Ernstthal verfolgt wird. — Taucha, 28. Februar. In der Wölfischen Schäferei hier ist ein Lamm geworfen worden, welches zwei Mäuler mit Zähnen und Zungen hat. Das Thier frißt wechselweise bald mit dem einen, bald mit dem andern Maule. Der Schlund ist gemeinsam. Das Thier ist jetzt drei Wochen alt und ganz munter. — Kirchberg, 2. März. Der verstorbene Commerzienrath Kramer vermachte der Stadt die Summe von 15000 Mark für die Errichtung eines Bismarckdenkmals hierselbst. — Dresden, 26. Febr. Der verstorbene Rentier Hempel hatte die Stadt Dresden zur Universalerbin seines ca. 500000 Mark betragenden Vermögens ein gesetzt mit der Bestimmung, daß in Dresden von dem Kapital eine evangelische Kirche gebaut werde. Falls innerhalb von 5 Jahren die Erbauung nicht erfolgt, soll der Nachlaß dem apostolischen Vikariat zur Er bauung einer römisch-katholischen Kirche zufallen. Das katholische Consistorium hat jetzt auf die Annahme der Schenkung verzichtet. — Da die zu Niederschlägen geneigte Witterung anhält, so ist die Hochwassergefahr, welche für an Flußläufen gelegene Ortschaften besteht, noch nicht vorüber. Aus dem Elbthale wird gemeldet, daß das Hochwasser die bekannten Unbequemlichkeiten mit sich gebracht, aber besonders erhebliche Schäden nicht an gerichtet hat. Zittau hatte wieder bedeutendes Hoch wasser der Mandau und Neiße. Besonders gewaltig und nahe an die Hochwasserfluthen von 1897 heran reichend ist die Ueberschwemmung durch die Neiße in Görlitz. Dort sind zahlreiche Mühlen und Fabriken im Neißthal überschwemmt und zum Stillstand gezwungen. Das „B. T." berichtet aus Görlitz: Bei dem gestrigen Hochwasser im Bober- und Neiße-Gebiete ertranken 8 Personen, ferner ein Arbeiter in Nieder- neudorf und eine Frau infolge des Einsturzes einer Brücke in Edelsdorf. — Aus Hirschfelde, 28. Febr. wird gemeldet: Das Neiße-Hochwasser hat zwar die Höhe von 1897 bei Weitem nicht erreicht — blieb ungefähr 1,50 bis bis 2 Meter hinter dieser Hochfluch zurück. Dennoch ist aber der Schaden beinahe ebenso groß wie 1897. Es gewährte einen grausigen Anblick, als sich in ver gangener Nacht die ungeheuren Wassermengen brausend und tosend durch die engen Durchlässe der Straße zwischen Hirschfelde und die Lehde drängten. Die Wasserfluth war bedeutend reißender als bei allen früheren Hochflnthen. Nachts 3 Uhr hatten di Fluchen ihren Höhepunkt erreicht und um diese Zeit entsührten sie die große Neißebrücke, welche Hirschfelde mit dem Ortstheil Lehde, den Ortschaften Türchau, Seitendorf rc verbindet. Diese Brücke, welche fo vielen Hochfluchen, sogar derjenigen von 1897, getrotzt hat, bildete die einzige Fahrverbindung zwilchen der Gemeinde Hirfchfelde und einer größeren Anzahl von Nachbordörfern. Mit der Herstellung einer Nothbrücke wird sobald als irgend möglich begonnen werden. In Posen ist die Warthe aus über 2 Meter ge- tiegen und droht somit der Stadt ernste Ueber- chwemmungsaefahr. Karlsbad hat ebenfalls WasserSnoth, da der Tepl in unheimlicher Weise steigt. Viele Geschäfte ind bereits geschlossen. . * * — Für die Bahnhofswirthschaft auf dem Central- iahnhofe in Reichenbach i. B., die an den bisherigen Wirth für jährlich 8000 Mk. wieder verpachtet worden ist, waren von anderer Seite 25000 Mk. geboten worden. — Ein Gaunerstückchen probirte in Auerbach i. B. ein Mann, der leider entkommen ist. Er ent riß im Schaltervorraum des Postamtes einem Fabrik boten die 500 Mk. enthaltende Postmappe und entfloh. Als entgegenkommende Straßenpassanten ihn stellten, warf der Gauner den Raub von sich, machte kehrt und entkam in eine Seitengasse. — Glück im Unglück hatte der Gutsbesitzer Strobel in Ullersreuth bei Adorf, dem im Herbst ein Besitzthum durch Brand zerstört wurde. Als vorige Woche die Brandstelle vom Schutt gesäubert wurde, fand man in den Resten einer Grundmauer aus dem 16. Jahrhundert herrührende, vorzüglich er- Mene Gold- und Silbermünzen. Es sind gegen 800 Stück verschiedenen Gepräges. Sie besitzen nach Ansicht von Kennern fast alle einen beträchtlichen Sammlerwerth. rsgeSgeschichte. Keuischrs Keich. Berit»», 1. März. Der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz empfingen heute mittag im Königlichen Schlosse die spanische Spezialmission unter Fühcung des Herzogs Veragua. Hamburg, 1. März. Der Besuch des Prinzen in der Börse gestaltete sich zu einer großartigen Kund gebung. Woermann hielt die Begrüßungsrede, der Prinz brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Bei der Rundfahrt durch die Stadt und den Hafen brachte eine tausendköpfige Menge begeisterte Ovationen dar. Die Wasserfahrt unterblieb wegen stürmischer Witter ung. Das Senatsdiner im Rathhause nahm einen großartigen Verlauf. Vor dem Rathhaus wartete eine ungeheuere Menschenmenge, um den Prinzen bei der Abfahrt zu sehen. Die Rede, mit welcher Prinz Heinrich die Be grüßungsansprache des Präsidenten Woermann erwiderte, hatte folgenden Wortlaut: „Meine werthen Herren! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für den freund lichen Empfang, den Sie mir am heutigen Tage be reitet haben. Ich bin f. Z aus Befehl unferes Kaifers mit Freude hinausgezogen, um auch die Interessen der deutschen Kaufmannschaft wahrzunehmen. Es war mir ein Leichtes, in Ihren Kreisen zu verkehren; ich habe 's gern gethan und stets Freude dabei empfunden. Aber, meine Herren, ich war nichts als das Werkzeug Ihres Kaisers, meines Kaisers, jenes Mannes, der an der Spitze d.-s Reiches steht und sich alle Zeit identi- ficirt mit den Interessen des Reiches, Ihm danken wir am heutige« Tag', und ich bitte Sie, mit mir Jhrc Blrcke zu richten nach dem ehrwürdigen, alten Kaiser- schlosse an der Spree und unterem Kaiser einer. HulSigungsgruß darzubringen, indem Sie mit mir ruie.r: Gott erhalte und schütze den Kaiser! Se Maj. d r Deutsche Kaiser Hurr h! Harrah! Hurrah!" Berlin, 28. Febr. Wie die „National Ztg." meldet, ist dem Vorsitzenden des Centralvorstandes der nationalliberalen Partei Dr. Hammacher folgendes Telegramm zugegangen: Sr. Majestät der Kaiser und König lassen den Mitgliedern des Centralvorstandes der nationalliberalen Partei und den mit ihnen ver einigten Vertretern der Partei im Reichstage und Landtage für freundliche Huldigungsgrüße und patrio tischen Kundgebung zu Gunsten der Förderung unserer großen nationalen Aufgaben, insbesondere der Schaffung einer starken Machtstellung zur See vielmals danken. Auf Allerhöchsten Befehl gegengez. v. Lucanus Geh. Kabinetsrath. Das „Kl. I." meldet: Bei dem Festmahle des Nautischen Vereins, welches gestern Abend im „Hotel Kaiserhof" stattfand, brachte der Staatssccretär Gra° von Posadowsky das Hoch auf den Kaiser aus. E^ betonte in seiner mit Begeisterung auigenommener Rede, daß cs Pflicht eines jeden Deutschen fti, den Kaiser in feinen weitausschauenden Bestrebungen, eine der Größe des deutschen Vaterlandes entsprechende achtunggebietende Flotte zu schaffen, nach Kräften und mir voller Hingebung zu unterstützen. Die jüdischen Emwoquer Hessens haben an die hessische Zweite Kammer eine Petition gerichtet, worin sie Proteste erheben gegen die zur „Verwirrung sitt licher Begriffe" führende Praxis der hessischen Regier ung, daß jüdische Bewerber die sich zur Bekleidung der Stellung eincS Richrers oder Staatsanwalts melden auch wenn sie nach jeder Richtung hin eiuwandsfrei stets unberücksichtigt bleiben, dagegen angcstcllt werden, wbald sie die Religion gewechselt. In der Sitzung des hessischen Landtags vom 16. Februar kam cs zu -iner antisemitische.. Debatte. Ler Justizminister Dil mar erklärte rundweg, er sei jederzeit bereit, in eine Diskussion über die Nichtanstcllung von Juden eiozu- treten. Seine Ansichten hierüber, di- Jedermann zur G-nügckcnne, würden sich nur durch emstimmig-s Votm der gesammten LandeSvcrtretung ändern lassen. Ein lebhaftes Bravo aller deutsch gesinnten Abgeordneten der Kammer folgte diesen Worten. Eine stramme Compagnie ist die erste Compagnie des Infanterie-Regiments Nr. 141 zu Graudenr. Sie hat nämlich für das Schießjahr 1899 das Kaiserabzeichnen für die besten Schießleistungen der Infanterie des 17. Armeecorps errungen, und da die Compagnie in den Schießjahren 1897 und 1898, mithin also dreimal hintereinander, die beste des Armeecorps war und das Abzeichen errang, so wird sie dasselbe für immer tragen. Der Ches, Hauptmann Diedrichs, bereits im Besitze des Rothen Adier-Ordens mit der Krone, erhielt für die strammen Schieß leistungen seiner Leute durch das Generalkommando das Bildniß des Kaisers mit eigenhändiger Widmung und Unterschrift des Monarchen zum Geschenk. Gegen eine Großhandlung in Wiesbaden ist ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung cingeleitet worden. Die zu zahlende Nachsteuer nebst Strafe beziffert sich zusammen auf rund 100000 Mark. Bei dec Rcichstagswahl Kolbe-Aschersleben haben die Sozialdemokraten eine empfindliche Niederlage cr- itteu und ein Mandat verloren. Bei den allgemeine- Wahlen im Jahre 1898 hatte der sozialdemokratische Kandidat Albert Schmidt, seit 1894 Redakteur der „Volksstimme" in Magdeburg, in der Stichwahl den bisherigen Vertreter Placke (nl.) aus dem Felde ge- chlagen. Bei der ersten Wahl hatte Schmidt 17090, Placke 13894, der Kandidat der freisinnigen Volks- mrtei 2232 und der Kandidat der deutsch-sozialen Reformer 1237 Stimmen erhalten. Bei der Stich wahl gelang er der Sozialdemokratie, einen Zuwachs bis auf 18300 Stimmen zu erhalten und damit über Placke zu siegen, der nur 18000 Stimmen erhielt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen ist sehr bedeutend. Man rechnet auf 43-—44000 Wahlberechtigte. Für Placke, sind wie neuerdings gemeldet wird, 20 760 und für Schmidt 19826 Stimmen gezählt worden. Oesterreich. Ueber den Streik der Kohlenarbeiter liegen fol gende Mittheilungen aus den verschiedenen Streik gebieten vor: Mährisch-Ostrau, 26. Februar. Die 24 Versammlungen, die gestern im Mährisch-Ostrau-Kar- winer Revier abgehalten wurden, verliefen sehr erregt. Von allen Rednern wurden die Vorfälle der letzten Parlamentssitzung unter heftigen Angriffen auf die Regierung und besonders auf den Ackerbauminister be sprochen. Die Stimmung der Arbeiter war während des ganzen Tages sehr erregt, doch verlief der Tag vollkommen ruhig. — Pilsen, 25. Febr. Mit heutigem Tage tritt der Streik in d:e sechste Woche, und noch immer wird in den Versammlungen im Streikgebiet das Ausharren beschlossen. Auch die Besprechung des Bergrathes von Mies mit den streikenden Arbeitern in Wittuna war erfolglos. Die Ruhe wurde bisher nur in Bukowa gestört, wo einem arbeitenden Häuer die Fenster eingeschlagen wurden. Viele der feiernden Arbeiter beschäftigen sich nun mit dem Zuführen und und Aufladen von Kohlenlösche, welche wagenweise weggeführt wird; andere hacken Wurzelstöcke aus und beschäftigen sich auf den alten Halden mit Ausklauben von Kohlenstücken, welche sie sammeln und verkaufen. Streikunterstützungen werden wöchentlich zweimal ver- theilt. Trotzdem nimmt die Noth unter den Arbeitern in bedenklicher Weise zu. An Brennmaterial fehlt es überall und Holzdiebstähle werden fast täglich 10 bis 15 zur Anzeige gebracht. Die Erkenntniß, daß sich die erwartete Aktion des Reichsrathes in der Ange legenheit des Kohlenstreiks in die Länge ziehen wird, dürfte denn doch nicht ohne Einfluß auf den Streik bleiben. Jndeß ist hier die ärgste Kohlennoth, soweit es den Privatgebrauch betrifft, etwas behoben, dagegen wird für die Großindustrie die Kalamität immer größer, da die auswärtige Kohle viel zu theuer kommt, um den Betrieb aufrecht erkalten zu können, und so dürf ten in Kürze mehrere Fabriken zur freiwilligen Ar beitseinstellung veranlaß! werden. Eine der großen hiesigen Fabriken hat fämmtlichen Arbeitern, zirka 50 an der Zahl, auf 14 Tage gekündigt, um, falls bis zu Ende dieser Frist noch keine hiesige Kohle zu haben wäre, die Arbeit in der Fabrik sofort sistieren zu können. Kerste«. Die „Daily M il" meldet aus Bombay vom 23. Februar: Große Erregung herrsch! hier über die Meldung von der Ankunft eines russischen Kreuzers in Bender Abbas im persischen Goli. LaS britische Kriegsschiff „Pomone" und Vas Kanonenboot „Sphinx" sind dahin schort aufgebrochen. Englische Kreise in Bombay sind über die russische Thätigkeit au der afghanischen Grenze sebr beunruhigt. Der Urlaub sämmt'icher englisch'r Osficicre ist ausgehoben. Vorige Woche wurden einige O'ficiere, die sich bereits auf dem Dampfer zur Urlaubsreife nach England befanden, von Bord des Dampftrs zurückgeholt. MchtMK. Sigmaringen, 1. März. König Albert von Sachsen ist hier angckom >en. — Halle a. S., 28. Febr. Im Streik der Hallenser Reviere macht sich heute eine weitere Ab nahme bemerklich. Im Osten feiern noch 396, im Westen 205, im Zeitzer Bezirk 169 Mann. Nach telegraphischen Nachrichten des socialdemo- kratischen Halleschen „Volksbl." ist jedoch die Lage unverändert. Gestern Abend war in Meuselwitz eine Versammlung angefetzt, die jedoch der Landrath verbot, weil Pokorny als Referent angegeben war. Troppau, 1. März Der Ausstand im Ostrauer Kohlenrevier hält unverändert an Die Zahl der Ans- ständigen beträgt 23000. Der Ausstand der Maschine: - Wärter und Heizer nimmt dagegen bedeutend ad. Es herrscht Ruhe. Prag, 1. Mä^z. Die Lage in den einzeln u Berqwerksbezirkcn hat sich etwas gebessert Bei dem Barbaraschachte im Duxer Revier wurden drei scharfe Schüsse abgegeben; eine Kugel blieb in der Thür zur Wohnung deS BergverwaltcrS stecken. Kiel, 1. März. Deutschland entsendet zu der anläßlich der Pariser Weltausstellung in einem französi schen Kriegshafen stattfindenden Flottenschau ein Ge schwader, bestehend aus dem großen Kreuzer „Fürst Bismarck", sowie den Linienschiffen „Kaiser Wilhelm II." und „Ka cr Friedrich III." Wien, 2. März. (Vom Glück in den Tod.) Ein sehr tragischer, in den Motiven völlig unaufge klärter Fall spielte sich zwischen gestern und heute in Budapest und in Wien ab, ein Fall, der in den vor nehmen Kreisen der ungarischen Hauptstadt großes Aufsehen erregt. Gestern wurde hier die Baronesse Flora Glaubitz, eine sehr auffallende Schönheit, mit dem Gutsbesitzer Arthur Palik-Ucsevny standes amtlich getraut. Das Paar reiste sofort nach Wien. Im Hotel brach der erste Streit zwischen dem jungen Ehepaar aus; die junge Frau drohte den Gatten zu verlassen. Darauf erwiderte er: „Gey, wenn Du willst!" Die Frau ging und reiste zurück nach Budapest. Während der Fahrt aber schoß sie sich eine Kugel ins Heiz und starb sofort. Kiel, 1. März. DaS Linienschiff „Sachsen" ist heute früh durch „Württemberg" glücklich adgcbracht worden und ist soeben auf eigenem Kiel eingelaufcn DaS Schiff ging zur Besichtigung und Reparatur in die Kaiserliche Werkt. Der Wasferstand war bis vier Fuß über Mittelhöhc angewachsen und kam den Ab bringungSarbciteo zu statten. K<msta»»ttnopel, 2. März. In Beirut, Jeru salem und Smyrna sind heute deutsche Postämter und Pera eine Zweigstelle des hiesigen deutschen Post amts erüffnet^worden. Transvaal. Loudou, 2. März. Das Reuter-Bureau meldet aus Kimberley von gestern: Roberts und Kitchener kamen heute Morgen hier an und werden morgen Kimberley wieder verlassen. Eine Abtheilung der Buren kam nach Klipdam und zerstörte ein Gehöft. Sodann kamen sie nach Windsortonstation, wo sie ebenfalls mehrere Gehöfte beschädigten und plünderten. Es verlautet, daß die Buren sich der Maschinen der Frank-Smith-Minen bemächtigten und sie stark be schädigten. Ein Theil der Buren zog nach Barklywest und beschießt gegenwärtig diese Stadt. Fiume, 1. März. Gestern ist der englische Dampfer „Mount Libanon" mit 600 Pferden nach Südafrika abgegangen, heute das Schiff „Glenmerven" mit 600 Pferden. Ein drittes Schiff, „Daremoor", ist heute angelangt. Zusammen werden 6000 Pferde nach Südafrika abzesendet. Der Pferdeankauf in Ungarn dauert fort. London, 1. März. Das Armeebudget für 1900/1901 beläuft sich insge,ammt auf 64 499 400 Lstrl. bei einem MannschaftSvestand von 430000 Nanu gegen 20617200 Lstrl. bei einem Mannschafts bestand von 184853 im vorhergehenden Jahre. London, 2. März. Die heutigen Morgenbläiter besprechen an erster Stelle die Entsetzung! von Lady smith. „Daily Telegraph" verzeichnet die ungeheuere Freude, mit der die gesammte Bevölkerung Englands me Nachrich. ausgenommen hat. „Daily Mail" lobt Buller und stellt fest, daß alles Mißtrauen gegen kiesen General nunmehr geschwunden sei, und schreibt weiter, General Cronje habe nun zum letzten Mal das republikanische Banner gesehen, er be finde sich jetzt unter britischer Flagge und werde auch unte. ihr bleiben. „Morning Post" erklärt, die Ent setzung von Ladysmith sei die direkte Folge des Vor dringens von Lord Roberts und seines Sieges über Cronje. Es fei genau so. als ob er, Roberts selber, in Ladysmith cingedrungen sei. Die wichtigste Frage des Augenblickes sei jetzt aber die des Fliedens Konstantinopel, 2. März. Der Sultan hat auf die Mittheilung der englischen Botschaft von der Ka pitulation Cronjes seine Befriedigung ausgesprochen und einen Glückwunsch an die Königin Victoria gerichtet. London, 1. März. Reuters Korrespondent telegraphirt aus Poardeberg: „Cronjes großartige Vertheidigung verdient in den Annalen der Kriegsge schichte einen hohen Platz. Beide Flußufer waren durchlöchert von Trancheen, und zwar Trancheen, wie sie bisher nie gesehen worden sind. Es sind wirklich unterirdische Wohnungen und total sicher, es müßte denn eine Granate oben in das Loch hineinfallen. Wie es den Buren möglich war, in dem furchtbaren Gestank zu existiren, ist unbegreiflich. Alle zehn Schritt lag ein todtes Vieh, Pferd, Maulesel oder Ochse, in eder Fußbiegung verfaulten Thierleichen. Der Zu- tand des Lagers spottet jeder Beschreibung. Ich be uchte dasselbe, ehe die Wache kam, um die Gefangenen fortzuführen. Die Buren lagen oder saßen in Gruppen umher, ihre Gesichter waren bleich und abgezehrt, und fast alle riefen nach einem Schluck Branntwein. In allen Mienen spiegelte sich Freude über das Ende der entsetzlichen Belagerung Unter ihnen waren mehrere Frauen und Kinder, von denen keines Verletzungen erhalten hatte, außer einem kleinen Mädchm a- der Fmgersvitze Zwischen verschiedenen Männern und ihren Frauen und Kindern fanden herzzerreißende Ab- schiedssccnen statt. Während d.r Belagerung waren auch drei britische Officiere und neun Soldaten als Gefangene im Lager. Sie erklären, das Bombardement war fürchterlich. Man gab ihnen allen ticke Schutz löcher und behandelte sic in jeder Beziehung freund lich. Als der Befeh kam, daß alle Äemngenen den Fluß nach dem englischen Lager überschreiten sollten, warf jeder sein Gewehr auf einen Haufen, nahm seine Habe auf den Arm und watete mit aukgezozenen Beinkleidern über die Fu-t. Die Scene glich einer gigant.schcn Burleske, nicht einem grimmen Akt im KriegSdrama." London, 1. Märr Die „Times" meldet aus Kapstadt: Die öffentliche Meinung hier tadelt die Cronje erwiesene übermäßige Höflichkeit und die Vorkehrungen für seine Reise uns Haft. Man meint, er solle mens h- iich behandelt und vor Insulten beschützt werden, w iter nichts. Die Buren seien außer Stande, Lord Roberts ritterliche Beweggründe zu verstehen. Paris, 28. Febr. Die Verbreitung des Ge rüchts des Lordoner Blattes „Daily Telegraph", wo nach Kaiser Wilhelm anläßlich der Waffenstreckung Cronjes eia Glückwunschtelegramm an die Königin ge sandt habe, hat in allen politischen Krisen unaehcuies Umsehen erregt; von allen Seiten wirtz dieBestätigung dieser Meldung nach^ssucht. London, 2. März. Die „Times" meldet aus Lorenzo Marquez vom 28. Februar: Nach glaub würdigen Versicherungen sei es ganz unwahrscheinlich, daß die Buren sich nach Pretoria zurückziehen und diesen Punkt zu dem ihres letzten verzweifelten Wider standes machen würden. Man glaube im Gegentheil, daß die Ocanjefreistaat-Burghers von Transvaal nach ihrer Heimath zurückkehren werden, ohne abzuwarten, bis sich die Truppen in aller Form ergeben. Die Burengeneräle — so heißt es weiter — schenken den fremden Rathgebern kein Gehör und ihre früheren Erfolge werden mehr ihrem Glücke und den von den Briten gemachten Fehlern, als ihren militärischen Befähigungen zngeschrieben. London, 2. März. In einem Artikel der „Times" wird ausgeführt, daß England nunmehr an dem Wendepunkte des Krieges angelangt sei. Der Vormarsch der englischen Truppen auf Bloemfontein in Verbindung mit einer Borwärtsbew gung der Truppen von der Südgrenze scheine durch die militärische Lage angezeigt. Die größte Sorge, so heißt eS in dem Artikel weiter, scheine die Beschaffung von frischen Pferden in größerer Zahl zu bereiten. Man werde aber unter allen Umständen für frische Pferde sorgen müssen, wenn man weitere große Erfolge erringen wolle, die errungen werden müßten. — „Morning Leader" schreibt, der Entsatz von Ladysmith und die Kapitulation Cronje's haben die Lage völlig verändert. Wahrscheinlich sei es jetzt, daß das Gros .der Buren sich nach Pretoria concentriren werde, wo es nicht im Mindesten im Zweifel fei, einer langen I Belagerung widerstehen zu können. Krüger könne
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